Dienstag, 17. Dezember 2013

Kein Entkommen an Weihnachten!

Da es bekanntermaßen kaum noch Sendungen im Fernsehen gibt, die man sich ohne Gähnzwang reinziehen kann, sehen wir uns ab und zu die Marktberichte an. Der Bericht gestern vom NDR war ein Aha-Erlebnis: Marktbericht vom NDR. Da wurden Edel-Produkte aus dem Discounter getestet und wie zu erwarten, verzog der Koster meistens angewidert das Gesicht. Ich hatte nun gerade Edel-Wildlachs aus Norwegen geschenkt bekommen und weiß, wie die meisten Produkte aus dem Discounter schmecken - manchmal sehe ich es schon der Packung an. Dann wurde dieses beliebte Schmecktest-Spielchen gemacht. Drei Frauen, die am liebsten auf dem Markt einkauften, sollten ihren Lieblings-Rotkohl herausschmecken. Gegen den liebevoll selbst gekochten wurden der Apfel-Rotkohl aus dem Glas und der gefrorene Rotkohl gesetzt. Der aus dem Glas schmeckt am besten, meinte ich, bei der Erinnerung an blauverfärbte Bretter, eine schweißgebadete Stirn und einem viel zu "bissigen" Rotkohl, der dann auch noch in unbewältigbaren Mengen vorhanden war. Und siehe da, der Rotkohl aus dem Glas wurde bei der Blindverkostung als der Beste empfunden, Platz zwei der tiefgefrorene. (Der Lachs war übrigens o.k.!)



Jetzt sollte man aber nicht denken, dass ich den Rotkohl zu meiner Weihnachtspute mit Apfelfüllung serviere. Die Zeiten sind vorbei, und der Weihnachtsputer war ein Gericht, das meine Mutter hervorragend zuzubereiten verstand. Noch besser konnte es mein Schwiegervater, und bei ihm bekam jeder auch nicht nur ein kleines Stück vom Bein, der Rest müsste für die Feiertage reichen, sondern so viel man wollte mitsamt knuspriger Haut, Soße und Rotkohl aus dem Glas. Das ist alles schön für die Erinnerungen, wie der Räucheraal, den es bei uns immer zusammen mit Nordseekrabben und Sild am Heiligabend gab. Diese Weihnachten wollten wir es endlich mal wahrmachen - und einfach weg sein. In eine Stadt fahren, übernachten, essen, wo noch etwas offen hat. In meinem Urlaub nach den Feiertagen wollten mein Sohn und ich auf eine ostfriesische Insel, zum Relaxen, zum Wandern am Strand, egal, bei welchem Wetter. Pustekuchen! Schon vor Wochen saß ich am PC und bekam heiße Ohren, so schnell flitzten die Hotelbuchungen an mir vorbei. Schnell buchen, letzte Gelegenheit! Alle Welt sitzt über die Feiertage auf den Nordseeinseln, geht dort am Strand spazieren und überfüllt die Kneipen. Die Alpen kann man ja sowieso vergessen, und im Schwarzwald wohnen wir ja schon, da, wo andere ihren Weihnachtsurlaub machen. Also müsste, nach langen Jahren, mal wieder ein Flug in die Sonne her (mein letzter fand, glaube ich, 2008 statt, nach Zypern im April). Die Suche dauerte Stunden, Tage. Schon immer träumte ich von einem Wanderurlaub auf Madeira. Im Jahr 2001 feierten wir dort einen Familiengeburtstag. Wir fuhren nach Stuttgart, setzten uns in den Flieger und waren nach vier Stunden dort. Aber tempera mutantur, wie es so schön heißt. Die Zeiten ändern sich, und wir uns mit ihnen. Von Stuttgart geht es nur mit Zwischenlandungen in Barcelona, Lissabon, München oder Düsseldorf und dehnt sich dann auf bis zu 20 Stunden. Man müsste also erstmal in aller Herrgottsfrühe nach Frankfurt fahren, um dort einen Flieger zu erwischen, der immerhin auch noch 6-7 Stunden braucht. Die schönsten Hotels auf Madeira sind inzwischen ausgebucht. Genauso ergeht es mir mit allen anderen Flügen, sei es nach Teneriffa, Istanbul oder Sizilien. Allmählich verstehe ich die Leute, die sich in keinen Flieger setzen. Da hockt man inzwischen so eingezwängt, dass man hinterher Muskelkrämpfe zu beklagen hat. Billig, billiger, am billigsten! So, wie die ganze Geizistgeil-Mentalität. Und so wird es kommen, und so wird es bleiben. An Weihnachten naht sich wieder die Warmfront mit Regen oder gar Sturm, wir werden wegfahren, aber bald wiederkommen, unsere Rituale abhalten und mit den Jungen die Fondue Bourgignonne zelebrieren.

Donnerstag, 5. Dezember 2013

Social Media - ausgespäht

Als ich heute Morgen endlich mal wieder Muße hatte, in den Social Media-Bereich zu schauen, fand ich Petra van Cronenburgs Artikel Prolls oder Publikum? über eben diese Medien, und applaudierte innerlich.Seit ein paar Monaten beobachte ich nämlich bei mir dieselben Phänomene von Ärger und gefühlter Sinnlosigkeit, was die Kommunikation dort betrifft. Jetzt war ich ein paar Tage gar nicht bei Facebook und klickte die Seite probehalber mal wieder an.
Es hatten sich Spiele angesammelt, Seitenfeed, jede Menge Content und rechts die Anzeigen, die geschaltet werden. Man kann diese Spiele nicht löschen, nur unsichtbar machen und soll dann auch noch begründen, warum man sie nicht haben will. Seit Beginn meiner Zeit dort halte ich mich in Berlin auf und will gar nicht wissen, wie ich das wieder wegkriege. Dabei bin ich seit zig Jahren nicht in Berlin gewesen. Ob es stimmt, dass mein Sohn dort heute an einem Veteranenstammtisch teilnimmt? Ich dachte, der wäre ganz woanders? Den Seitenfeed kann ich ebenfalls nicht löschen,und ich habe auch keine Lust mehr, damit meine Zeit zu verschwenden. Die Anzeigen werden nach den Google-Suchanfragen geschaltet, die ich in letzter Zeit gestartet habe. Ach, und ich dachte, Thalia hätte eine Anzeige zu meinem Buch gebracht! Da stehen jetzt Hotels von Städten, in die ich fahren möchte, dort standen Anzeigen aus meiner Heimatstadt,bis ich die gelöscht habe mit dem Ergebnis, dass FB mich täglich auffordert, mein Profil zu vervollständigen. Schöne neue Welt, Big Brother is watching all your life! Ständig sollen meine Freunde im Chat sein und wenn einer zu einer Veranstaltung einlädt, wird behauptet, diese und diese Freunde würden hingehen, obwohl sie es gar nicht tun. Was soll das? Für die Anzeigen habe ich ja noch Verständnis, umsonst ist eben auch Social Media nicht zu haben. Es gibt allerdings auch Leute, die es richtig machen, nämlich nur mit Freunden und Verwandten Nachrichten austauschen. Aber dafür gibt es doch eigentlich Email und Telefon?

Bei einem Umzug kürzlich ist das (Festnetz-)Telefon ausgefallen. Zwecks einfacherer Kommunikation kaufte ich ein neues Handy. Es war ein Smartphone, wie sich herausstellte. Das zweite, das alte Handy, lud ich mit 50 Euro auf. Innerhalb von drei Tagen war es leer. Da guckte ich aber dumm in die Röhre. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, die Funktionen des Smartphones auszuprobieren, mal zu FB damit zu gehen usw., aber bis heute liegt es stumm in meinem Rucksack und wird nur hervorgezogen, wenn ich mit jemandem kommunizieren will oder muss. Ich habe keine Lust mehr, mir von Robotern die Zeit stehlen zu lassen!
(Sobald ich solche Sprüche loslasse, kommen übrigens diese Roboter mit Phantasienamen wie Vampirestat oder Secretsearch, vornehmlich aus den USA und aus der russischen Föderation. Also sind die meisten Leser hier auch nicht echt, seufz :-)) Oder werde ich einfach nur, wie so viele andere, ausgespäht?

Montag, 2. Dezember 2013

Weg von der Fiktion


Wir müssen für einen Text brennen, schrieb mir kürzlich ein Agent, sonst können wir ihn nicht engagiert anbieten. Genauso geht es uns Autoren. Wenn wir nicht für unseren Text brennen, können wir ihn nicht engagiert Verlagen und Agenturen anbieten. Da ist aber doch ein kleiner Unterschied. Erstmal sind die Agenten- und Verlagskerzen aus unterschiedlichem Material gemacht. Da gibt es Wachs, Stearin, echtes Bienenwachs und sonst noch Materialien, die ich nicht kenne. Neulich haben sie erst Kerzen in so einem Verbrauchermagazin verglichen - wobei natürlich die meisten schlecht abschnitten. Es muss also ein Funke zur Kerze springen, der sie auch entzündet. Und viel wichtiger: Es muss ein Funke zu den Lesern überspringen. Als Leserin habe ich das gerade gemerkt: Ich habe einen Roman über das 19. Jahrhundert gelesen, ja, es war das Buch aus dem öffentlichen Regal in Obersontheim. Es hieß "Das Medaillon" und war von Gina Mayer. Über die Neandertaler-Funde, über Apotheker und Bibliothekare, auf zwei Zeitebenen und wahnsinnig spannend. Solche Bücher möchte ich wieder lesen.

Ich selbst habe mich momentan vom fiktiven Schreiben abgewendet, wie schon gesagt, und mich auf die Spuren von Köpfen aus dem 18./19. Jahrhundert begeben. Es ist fast wie am Anfang, als ich über den Dichter Mörike recherchiert hatte: Ein absoluter Film, der da abgeht, ein immer tieferes Eindringen in ein Leben, das um so mehr fasziniert, je mehr man darüber erfährt. Dazu die Recherche vor Ort, in diesem Fall auf dem Hohenasperg bei Ludwigsburg. Ein trauriger, grauer, abweisender Ort. Mauern, Nato-Draht, eine Kanone und ein kleines Mädchen, das verloren über das Plateau lief und ins Land schaute. Und ein verlorener Ort sollte es auch sein, für die Gefangenen, die dort in den vergangenen Jahrhunderten einsaßen. Gestern habe ich einen Bericht darüber geschrieben (Orte zum Reinschmecken)-und konnte kaum noch aufhören. Kurz vor Mitternacht habe ich ihn veröffentlicht und mich dann glücklich zurückgelehnt. Es muss gar kein Buch daraus werden, ist mir momentan viel zu anstrengend. Viel lieber spiele ich zur Zeit mit vielen Möglichkeiten.

Mittwoch, 27. November 2013

Woher nimmst du eigentlich die Kraft?

Wenn ich mich zur Zeit in Social Media und auf Emails nicht gleich melde, so hat das einen besonderen Grund. Wir hielten gestern in unserer Tagesstätte einen Konzeptionstag ab, an dem uns das "Zürcher Ressourcenmodell" vorgestellt wurde, das wir dann gleich an uns selber ausprobierten. Es wurde in den neunziger Jahren, ursprünglich zur Burnoutprophylaxe bei Lehrern, in Zürich entwickelt. Es beruht auf der Erkenntnis, dass es uns lähmt und blockiert, wenn wir uns an Belastungen orientieren. Stattdessen sollten wir uns an unseren eigenen Ressourcen und denen der Klienten orientieren. Ziele werden so formuliert, dass es nicht mehr heißt: Ich würde ja gern, wenn ...sondern ich will, weil ich damit ein gutes Bauchgefühl habe. Die bekannten Neujahrsvorsätze sind zum Beispiel solche Vermeidungsziele. "Ich muss abnehmen" scheitert viel eher, als wenn man sagt: "Ich will mich freier bewegen können."

Dazu habe ich, wie jeder in der Gruppe, ein Bild ausgewählt. Es ist ein Weg, der aus dem Schatten ins Licht führt, durch einen sonnendurchfluteten Wald zu einer steinernen Brücke. Es symbolisiert für mich Aufbruch und Unterwegssein, und dabei habe ich ein gutes Bauchgefühl. Zusammen mit einem Satz ist es für mich meine spezielle Ressource. In den Untergruppen erhielt jeder von den anderen einen "Ideenkorb", aus dem er sich seine positiven Wörter und Sätze rausholen konnte. Es geht auch darum, nicht nur das zu sehen, was sich wie ein Berg vor uns aufbaut, sondern primär das, was wir gut können. Wenn man das umsetzt, heißt es nicht mehr: Die und die Krisen beuteln uns und die Klienten, sondern wir und sie haben das und das schon sehr gut geschafft! Übertragen auf das Schreiben und Veröffentlichen würde ich sagen: Nicht die Verlage sind schuld, nicht die Machtverschiebungen auf dem Buchmarkt, dass ich nicht schreiben und veröffentlichen kann, was mir am Herzen liegt. Sondern: Ich habe schon sehr viel von dem geschrieben und veröffentlicht, was mir wichtig war. Und ich werde gut für mich und die Umstände sorgen, damit das auch weiterhin passieren kann. Das in aller Kürze, Näheres zum Modell siehe Link.(Christa, die jetzt weitereilt zu den nächsten Terminen).


Sonntag, 24. November 2013

Wohin mit den Belegexemplaren?

In meinen Kommoden und Schränken stapeln sich die Belegexemplare der Bücher. Anfangs habe ich sie als Rezensionsexemplare verschickt, da kamen auch immer gleich zwanzig Stück zu jedem Roman. Oder sie gingen an Leserundenteilnehmer. Inzwischen sind die Verlage sparsamer geworden, und eigentlich auch mit Recht. Denn wo kann man diese Bücher sinnvoll einsetzen? Also packte ich gestern eine Tasche voll, und los gings auf eine kleine Reise, die wir sowieso geplant hatten. Auf dem Weg zum Geburtsort Christian Friedrich Daniel Schubarts sollten uns allerdings noch so mancherlei glückliche Zufälle begegnen:
                                             
Das Städtchen Murrhardt zum Beispiel mit seinem 1000 Jahre alten Kloster St. Januarius, der angebauten Walterichskapelle und den Dämonengestalten am Portal. Dazu ein Klostercafé und warmer Apfelstrudel mit Eis und Sahne. In Obersontheim findet man ein Renaissanceschloss, Schubarts Geburtshaus und eben eins von diesen Büchertauschregalen. Ich tauschte das fünfzehnte und sechzehnte Jahrhundert gegen das neunzehnte. Wenn man Glück hat, sieht man den Nachtwächter in Schwäbisch Hall durch die Gassen ziehen und hört in der Kirche einem Probechor zu, dessen Gesang durch Mark und Bein geht. Und wenn man noch mehr Glück hat, erwischt man auf dem Rückweg - bei der Abendessen-Suche-keinen Aldi-Leberkäs und kein verbranntes Schnitzel, sondern einen Braten mit Dunkelbiersoße vom Haller Landschwein. Solche Glücks-Tage sind selten und müssen irgendwie festgehalten werden, um sich daran zu wärmen, wenn das Chaos, der Regen, die Kälte, Weihnachtsrummel und Winterdepression sich wieder festzusetzen drohen.

Dämonische Gestalt am Portal der Kapelle



Walterichskapelle

Blick aus dem Fenster des Klostercafés

Mittwoch, 20. November 2013

Glück ist mehr als ein Dauergrinsen

Alle reden dieser Tage vom Glück, die ARD hat dem eine ganze Themenreihe gewidmet. Seit der Mitte des letzten Jahrzehnts hat die Jagd nach dem Glück sprunghaft zugenommen, die Ratgeberliteratur beläuft sich inzwischen auf 25 000 Bücher. Was veranlasst Menschen, alles auf sich zu nehmen, um diesem Gefühl ein Stückchen näher zu kommen? Auf der Suche nach Beiträgen, die über Sprüche wie "Glück ist ein Schmetterling, wenn du ihn jagst, wirst du ihn nicht bekommen ..."hinausgehen, fand ich ein Interview mit Wilhelm Schmid, einem Bestsellerautor über Lebenskunst und Arnold Retzer, einem Psychotherapeuten, der dem positiven Denken den Fehdehandschuh hingeworfen hat. Glück wird überbewertet. Mal kurz zusammengefasst, was mich daraus beeindruckt hat:
Ein gutes Leben ist eines, das auch Katastrophen und Scheitern miteinbezieht.
Die Jagd nach dem Glück wird zum Terror des "Sollens".
Wünsche und Ziele werden nicht auf Tauglichkeit für das eigene Leben überprüft, im Zweifel trennt man sich nicht von falschen Lebenszielen und gescheiterten Hoffnungen.
Für  Retzer ist ein gutes Leben die Vermeidung schlechten Lebens, das heißt, vermeidbares Unglück sollte ausgeschlossen werden.
Man kann sich auch einfach wohlfühlen, indem man einen Espresso trinkt oder ein gutes Essen genießt. Daraus ein Dauerwellnessglück machen zu wollen, ist schon wieder Zwang und Terror. Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens ist wesentlich, ohne sich beim Genuss mit allen Sinnen anzustrengen, auch noch darüber nachzudenken.

Ich mache mir jetzt einen Espresso und schaue mir nachher etwas über die bayerischen Seen an, bevor die Katastrophe wieder heranwalzt, sprich die Arbeit, eine unangenehme berufliche Fahrt morgen über die schwäbische Alb, wahrscheinlich im Wintersturm, und ein knallvoller beruflicher Terminkalender nächste Woche. Gehört zum Leben, hihi. Und ich könnte diesen Beruf, der meist sinnhaft ist, auch beenden wie das Schreiben, das ebenso sinnhaft sein kann. Meine Definition vom Glück ist die: Wärme, Licht, Nahrung, Zugehörigkeit zu jemandem und zu mir selbst, aber auch Aufbruch, Abenteuer und Erschaffen von etwas, sei es ein Kind, ein Roman, ein Bild.



Sonntag, 17. November 2013

Die Seele aufschlagen lassen

Ende November haben wir Kollegen unseren alljährlichen Konzeptionstag.Das Leitbild unserer Konzeption besteht u.a. darin, dass nicht nur das Wohl der Klienten, sondern auch das der Mitarbeiter ausschlaggebend für eine Fortentwicklung ist. An diesem Konzeptionstag nun wird es um unsere Ressourcen und die unserer Klienten gehen. Bekanntlich sind Angehörige von sozialen und Gesundheitsberufen besonders prädestiniert, in ein Burnout hineinzuschlittern, Ärzte, Lehrer, Sozialarbeiter, Krankenschwestern. Aber auch Hausfrauen, Handwerker, Manager, Autoren, eigentlich jeder kann in eine solche Fallle hineingeraten-sofern er nicht öfter mal innehält und sich auf eben diese Ressourcen besinnt.

Im September 2012 nahm ich an einem Wochenendseminar über Resilienz-Belastbarkeit als Schlüssel zur Lebensbewältigung-im Kloster Heiligkreuztal unweit der Donau teil. Das hat mich völlig rausgerissen aus der Hektik des Berufs- und Schreiberalltags, die Seele ist sozusagen "aufgeschlagen" und konnte sich neu orientieren. Damals war der Begriff "Achtsamkeit" für mich noch mehr oder weniger esoterisch angehaucht, allenfalls noch buddhistisch besetzt. Aber im Nachhinein verstehe ich, warum stressgeplagte Menschen, auch aus der Großstadt, sich immer häufiger auf diese Weise entziehen. Es ist nämlich nicht nur der Achtsamkeits-Raum, der hier angeboten wird, sondern auch eine Versorgung und Zuwendung, wie es der Normalo in seinem Alltag kaum noch erfährt. Ich erinnere mich: Morgens schritt ich aus der Klosterzelle, vorbei an dem Bücherraum, durch den Kreuzgang zum Refektorium. Dazu gregorianische Gesänge wie im Film "Der Name der Rose". Ein herrliches Frühstücksbüffet, andere Teilnehmer, die einem schnell ans Herz gewachsen waren, Erfahrungen in der Gruppe, Spaziergänge im wunderschönen Klostergarten und in der Umgebung. Man kann zu diesem Zweck Seminare  für Führungskräfte im Kloster Andechs buchen (eine absolute Touristenattraktion!), mit einem Kostenpunkt von 1.700 Euro. In anderen Klöstern, zum Beispiel in Heiligkreuztal, kommt man wesentlich günstiger weg, nämlich unter 200 Euro. Angehörige sozialer Berufe können es auch als Fortbildung ausweisen, denn was ist wichtiger, als seine eigenen Bedürfnisse mit denen anderer im Gleichgewicht zu halten?

Der Begriff "Achtsamkeit" scheint seinen esoterischen Beiklang inzwischen verloren zu haben. Zufällig fand ich einen Artikel im Spiegel Online vom März dieses Jahres: Achtsamkeit-kleine Schritte zur Entschleunigung.Man beachte die Kommentare, die teilweise schon auf den individualistischen, wenn natürlich im Einzelfall durchaus hilfreichen Ansatz hinweisen. Und was mache ich, wenn ich in der Intensivstation arbeite? Bei Aldi an der Kasse sitze? Soll ich da in aller Ruhe die Gesichter der Kunden studieren, die Oberfläche des Computers streicheln oder aufstehen und die Schlange ablaufen? Oder wenn ich als Autor eine Deadline habe? Hier gälte es, Freiräume zu schaffen, in denen sich die Betroffenen erholen können, statt ihre Kraft ununterbrochen zu verschleudern. Sie mal zur Ruhe kommen lassen, Atem schöpfen lassen nach den großen Anstrengungen. Arbeitgeber sollten immer mehr darauf achten, dass die Mitarbeiter eben nicht zu jeder Sekunde des Tages erreichbar sind. Und wenn sie sich selbst unentbehrlich fühlen, sollte man ihnen sagen, dass sie es nicht sind (nein, auch wir Autoren nicht!)Erstaunlich aiuch die Ansicht, die in einem der Kommentare geäußert wurde: Der Fernseher sei inzwischen nur noch das Opium des kleinen Mannes, das Internet dagegen Heroin für alle!

Als Fazit könnte ich noch eigene Überlegungen hintanstellen. Den Kurs "Reduzieren und gewinnen" im Kloster Heiligkreuztal habe ich verpasst, weil er schon lange vor Anmeldeschluss ausgebucht war. Im nächsten Jahr gibt es im Mai ein Seminar "Stress bewältigen durch Achtsamkeit", an dem ich gern teilnehmen würde. Ebenfalls im Mai findet dort eine Schreibwerkstatt "Schreiben im Kloster" statt. Wahrscheinlich ist das nichts für einen "gestandenen Schreiber", aber vielleicht braucht auch der mal eine kleine Loslösungsübung vom Althergebrachten und Vorgegebenem? Der Kurs "Reduzieren und gewinnen" wird dann wieder im November angeboten.

Samstag, 16. November 2013

Krimi-Reihen und sonstige Serien

Krimis und Thriller gehören, neben klassischen Texten aus dem 19. Jahrhundert, derzeit zu den von mir meistgelesenen Büchern. Wenn mir ein Autor gefällt, kaufe ich mir weitere Bücher von ihm/ihr. Dass da oft ein Kommissar/eine Kommissarin und seine/ihre Mannschaft über viele Fortsetzungen auftauchen, ist für mich kein Entscheidungskriterium. Natürlich hat das einen vertrauten Wiedererkennungseffekt. Ich mag aber nicht so sehr, wenn da steht ...Kommissar XXs vierter usw. Fall, denn ich frage mich, wie lange das denn gehen soll. Bis er alt und krank ist oder stirbt oder seine Gegenspielerin herumgekriegt hat? Für mich selbst könnte ich mir eine Art Jahreszyklus vorstellen, Osterwasser, Walpurgisnacht, Fronleichnam, Sommerfest, Erntedank und Allerheiligen -und das Ganze würde dann unter dem Motto laufen: "Schwarzwälder Dorfgeschichten" (in Anlehnung an Bertold Auerbachs Titel von 1843, mit dem ihm der Durchbruch gelang). Es wäre also eine Reihe, die von vornherein begrenzt ist.
Für den Thriller habe ich gestern schon angefangen zu plotten und zu recherchieren. Dabei sind mir ganze Lampen aufgegangen bei dem, was ich zum Beispiel über einen SS-Mann erfuhr, der 1948 in Argentinien den NS-Verbrechern geholfen hat und über die Jahre aktiv war - bis hin zur Unterstützung von Neonazis in Deutschland. Wenn ich auf dieser Schiene fahre, soll es keine Serie sein, es sei denn, die Fortsetzungen ergäben sich zwingend. Die dritte Option wären reine Pychothriller. Ein weiterer biografischer Roman. Und daneben Reiseberichte, Wanderungen und kleine Psychoratgeber-mit den aktuellsten Themen. Genug Stoff für die nächsten Jahre!

Donnerstag, 14. November 2013

Allerlei im November

Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, über welches Thema ich als nächstes hier schreiben soll - es sind zu viele Themen. Der Taifun und seine katastrophalen Folgen haben mich sehr beschäftigt, zumal sich meine Schwester gerade zu der Zeit dort im Urlaub befand. Gottseidank habe ich am Montag eine Mail von ihr bekommen, dass ihnen nichts passiert ist. Gerade habe ich einen Spendenscheck ausgeschrieben. Bei der Arbeit hatte ich in den letzten Tagen das Gefühl, manchmal sei es so ätzend, dass man am liebsten aufhören würde - um am nächsten Tag festzustellen, dass man nun alles erreicht hat, was angestrebt war: Klienten, die schon längere Zeit stabil sind und gelernt haben, mit sich und den anderen besser umzugehen und das Leben mehr zu genießen.Wir haben einen neuen, von früher gut bekannten Psychiater, eine wundervolle Supervisorin, ein tolles Team, das sich immer weiter entwickelt, und letzten Samstag wurde das 30jährige Jubiläum unseres Vereins gefeiert. Wie mit der Arbeit ist es auch mit dem Schreiben. Es gibt Zeiten, da ist es ätzend, zum Beispiel beim Warten auf Verlage und Agenturen. Trotzdem habe ich gerade, nach langer Vorbereitung, auf den Senden-Knopf an die erste Agentur gedrückt-mit 28 Seiten Leseprobe, Bibliographie, Exposé anderthalb Seiten und Kontaktdaten ("über mich"). Es könnte eine Weichenstellung für mein künftiges Schreiben  werden. Vom Profil her -Arbeit mit Traumapatienten und Persönlichkeitsstörungen-wäre ich prädestiniert für Psychokrimis und Psychothriller. Oder auch für Beratungsbücher-das haben schon einige Psychologen gemacht, die nebenher Romane schreiben.

Samstag, 2. November 2013

So vergraule ich meine Leser auf Facebook

Die junge Autorin Jenniffer Jäger hat vor kurzem eine Kolumne in ihrem Blog geschrieben, die man sich als Autor auf seine innere Pinnwand heften sollte: So vergraule ich auf Facebook meine Leser oder "Was ich als Autor nicht auf Facebook posten sollte". Das gilt gleichermaßen für Blogs und andere Auftritte im Internet. Und eigentlich gilt es natürlich auch im realen Leben, und es gilt nicht nur für Autoren! Dem wäre sicher noch eine Menge hinzuzufügen. Und es wäre zu überlegen, was man denn im positiven Sinn posten sollte. Ich kann dabei nur von mir selbst ausgehen. Am Anfang meiner "Blogkarriere" habe ich bei anderen Blogs immer dann mit dem Lesen aufgehört, wenn es zu persönlich wurde. Da schrieb eine Frau, wie sie mit Partner erfolgreich Ikea-Möbel aufstellte, dann, wie sie auf den Liebsten wartet und er dann endlich kommt. Vielleicht ist das etwas für Leserinnen, die gern Liebesromane lesen, für mich war es definitiv nichts. Auch tagtägliche Gedanken über die Geschichten oder Romane, die jemand schrieb, das Zählen und freudige Verkünden der Seiten, die er geschafft hatte, entlockten mir schnell nur noch ein Gähnen. Ich selbst habe auch viele Fehler gemacht, zum Beipiel zu oft meine Bücher angepriesen. (Siehe Link).

Im Jahr 2011 kam ich zu Twitter, wo ich ein halbes Jahr blieb. War eine sehr intensive Erfahrung, aber auch dort trat bald Ermüdung ein, weil es irgendwann immer dasselbe Spiel war. Guten Morgen, wie geht es euch, bin jetzt mit dem Fahrrad unterwegs, hier mein Mittagessen, neben wirklich sehr guten Beiträgen. Aber auch dort fast gruselige Selbstdarstellungen. Zum Beispiel trat eine Frau auf, die jeden Tag von ihrem Lover und ihrer Leidenschaft berichtete. Und dass sie sich jeden Abend besäuft. Jemand, der ein Buch geschrieben hatte, veröffentlichte aus Verzweiflung mehrmals täglich einen Absatz daraus, bis die anderen sich nur noch lustig darüber machten. Ein Politanhänger schimpfte ständig, dass niemand ihn in seinem Blog besuchte.

Bei Facebook bin ich jetzt seit eineinhalb Jahren, immerhin. Da ich dort mein E-Book bekannt machen wollte, habe ich es natürlich anfangs zu oft beworben. Über echte Erfolge zu berichten kommt gut an, aber auch nur in erträglichen Dosen (s.o.). Dort habe ich nicht so krasse Sachen erlebt wie bei Twitter, aber es kann trotzdem ermüdend sein. Diejenigen Autoren, die nur über ihre Bücher oder allenfalls noch über die Bücher anderer posten, habe ich inzwischen auf "tonlos" gestellt. Es ist nämlich schlicht und einfach langweilig! Dann gefällt es mir nicht, wenn mir ständig Spiele und Content an meine Chronik geschickt werden. Andere mögen das vielleicht. An anderer Stelle habe ich erlebt, wie Autoren sich entzweiten, weil sich jemand über die ständigen Katzenbilder beschwerte. Oder einer wertete FB-Menschen in seinem Blog auf übelste Weise ab. Ich glaube, bei allem hier Besprochenen gilt die Devise: Zuviel ist immer zuviel. Gut finde ich, dass ich manchmal aus den sozialen Medien Dinge erfahre, bevor ich es im Fernsehen oder von einem Bekannten höre. Schön auch der -wenn auch meist verkürzte-Austausch mit anderen, soweit es möglich ist, auch Witzle, Bilder, aussagekräftige Sprüche gefallen mir gut. Insgesamt lese ich Autoren, Blogger, Buchgesichter und Twitterer am liebsten, die sich so geben, wie sie sind und es dabei verstehen, mein Interesse zu wecken.



Montag, 28. Oktober 2013

Wie wird ein Blog bekannt?

Gerade beim Herumsurfen gefunden: Tipps zum Führen eines Blogs. Worauf man achten sollte, was zu vermeiden ist, wie er bekannt wird. Das sind aber nur formale Basisinformationen. Es wird empfohlen, eine Sache, die man mit 500 Wörtern beschreibt, auf 200 zu reduzieren. Und ich dachte schon, ich wäre extrem kurz. Habe es mal nachgeprüft: Ein Artikel, den ich für kurz hielt, hatte 438 Wörter! Gut ist auch der Tipp mit der Gliederung, und vorher darüber nachzudenken, was man schreiben will. Nicht von sich allein, sondern auch vom Leser ausgehen, der schnell das Interesse verlieren kann. Das mit der Zeitung, die man im Hinterkopf haben sollte, wurde ja schon vor langer Zeit gesagt. Also, alles, was du schreibst, sollte auch morgen in der Zeitung stehen können. Man muss immer daran denken, dass Arbeitgeber, Verwandte, Freunde, Verleger, Agenten, Lektoren, Journalisten, Trolle, vielleicht sogar das BKA mitlesen könnten. Bekannt wird der Blog, wenn man ihn pflegt und vernetzt.

Im Lauf der Zeit habe ich gemerkt, dass es bestimmte Reizthemen und Keywords/Tags gibt, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Je bekannter und besuchter ein Blog ist, desto mehr Arbeit und Überdenken fordert das auch vom Autor. Nein, das heißt nicht, dass man eine Woche Vorlaufzeit und Recherche braucht, bevor man einen Beitrag absetzen kann. Es kommt auch auf die Zielgruppe an, wie bei den Büchern. (Und im sozialen Netzwerk). Man sollte seine Leser weder überschwemmen noch sie am langen Arm verhungern lassen.

Hier noch das interessante Fazit desselben Profi-Bloggers: Wie man bloggt, ohne sich dabei umzubringen - mit guten Tipps, die nicht nur fürs Bloggen gelten!

Samstag, 26. Oktober 2013

Viel Lärm um nichts

Zwei Tage lang bebte das soziale Autorennetz, und die Diskussionen bei FB und anderswo führten manchmal derart ins Absurde, dass ich keinen weiteren Wespenstich dahinein setzen wollte. Mein Kopf fühlte sich an wie ein Brummkreisel (das waren die Dinger, die man aufgepumpt hat und die dann summend im Zimmer herumtanzten). Hunderte von Kommentaren, zig Blogeinträge, und eigentlich viel Lärm um nichts. Es ist immer dasselbe: Jemand kommt in eine Gruppe, in ein Team, in ein soziales Netzwerk und beginnt es zu spalten. Die Geister scheiden sich, die Gruppe rauft und prügelt sich, und am Schluss sucht man den Schuldigen, der diese Geister rief. Für mich gab es dabei wenig Substantielles zu lesen, ist eigentlich alles schon mal dagewesen und vielfach diskutiert. Es scheint einen teilweisen Schulterschluss von Spiegelbest mit den (Indie-)Autoren zu geben. Nach Einführung der Flatrate bei XXX seien die Downloads um ein Drittel zurückgegangen. Die Bücher, die dort "gespendet" wurden, haben sich bestimmt keiner großen Leserschaft erfreut, sondern landeten zu Tausenden auf den Readern, Tablets usw und wurden irgendwann gelöscht. Sie hatten allerdings den Ruf, piratenbefreiungswürdig zu sein. Das kann unser Autor (siehe unten) aber besser, und vor allem: Er kann es freiwillig tun! Er kann seine E-Books bei Aktionen tausendfach verschenken, er kann seine gedruckten Bücher, vor allem die vielen Belegexemplare, an alle möglichen Leute vergeben, sie auf eine Plattform wie Bookcrossing stellen oder an allen Stellen ablegen, an denen Leute warten und froh über eine Abwechslung sind: An Bushaltestellen, auf Jägerständen, in Unterkunftshütten auf der schwäbischen Alb und im Schwarzwald, in Schwimmbädern, in öffentlichen Bücherschränken der Städte oder einfach beim Zahnarzt. Zwei meiner Bücher fand ich auf Bookcrossing wieder, sie waren nach Innsbruck, an die Uni Berlin, nach Mecklenburg und in ein Chinarestaurant am Bodensee gewandert. Ich persönlich werde meine Schubladen mit den Belegexemplaren in nächster Zeit so nach und nach befreien.

Dienstag, 22. Oktober 2013

Was hat ein Buchpirat uns Autoren zu sagen?

Den vorigen Artikel habe ich entfernt, weil da etwas nicht gestimmt hat. Stattdessen poste ich den Link zu Quindie, der für uns Autoren wesentlich ist. Ich selber habe ja letztes Jahr auch ein E-Book selbst publiziert. Das wurde nicht in den Downloadkanon aufgenommen, dafür aber meine beiden letzten Bücher. Mein Verlag weiß Bescheid, mehr kann ich dagegen im Moment nicht unternehmen. Ich glaube, dass es für viele Autoren sehr verletzend ist, dass man dem "Buchpiraten" eine Plattform in dieser Gruppe gegeben hat. Die vielen Kommentare auf Facebook zeigen das ganz deutlich (mein Blogbeitrag wurde dorthin verlinkt).

Samstag, 19. Oktober 2013

Wer nicht schreibt, wird vergessen

Bei Facebook ist es mir zuerst aufgefallen: Bist du einmal eine Weile nicht da und kommst dann wieder rein und postet, nehmen das weniger Freunde wahr als in der Zeit, als du noch "dicht dran" warst. Umgekehrt stelle ich ab und zu fest, dass irgendwer ja schon lange nichts mehr beigetragen hat. Und beeile mich dann, etwas hinzuschreiben, wenn er wieder auftaucht, und sei es auch nur ein "gefällt mir"zu klicken! Nein, vergessen wird man nicht, wenn man eine Basis zu den Betreffenden hat, und ich vergesse diejenigen nicht, die ich kenne. Ähnlich verhält es sich wohl mit den Büchern, die man schreibt. Es gibt Autoren, die jährlich mindestens zwei Bücher raushauen, einmal wegen des Verdienstes, dann aber auch, um im Gedächtnis der Leser zu bleiben. Das ist ein zweischneidiges Schwert. Gab es nicht viele Autoren, die nur ein Buch in zehn Jahren schrieben? Oder alle zwei, drei Jahre eins? Ich glaube nicht, dass es die Masse macht, allenfalls für den Geldbeutel. Und ja, den Autoren, die viele Bücher geschrieben haben, wurden ganze Regalreihen in den Buchhandlungen eingeräumt. Die neuen kommen auf den Stapel, bis sie in zwei Monaten abverkauft sind, dann ab in die Reihe. Wo aber bleiben die Bücher, die es nicht auf die Buchhandlungstapete gebracht haben? Stehen sie in den Regalen der Leser, wurden sie entsorgt? Ich habe wirklich keine Ahnung, denn sie sind für die Augen des Autors, des Urhebers, des Buchherstellers unsichtbar geworden. Er findet sich in Rezensionen wieder oder er steht, wie in meinem Fall des letzten historischen Romans, vielleicht in einer Bücherstube im Norden- zwischen Siegfried Lenz und der australischen Autorin Tamara MacKinley. Und dann sind da noch die Träume, die durch keine Erfahrungen, keine Verlagsinsolvenzen, keine Kündigungen bei Agenturen, keine Kommerzialisierung von E-Books, keine Unkenrufe über das Ende des gedruckten Buches zu widerlegen sind: Der Autor schreibt, und er wird vergessen, und er schreibt nicht mehr und wird nicht vergessen.

Mein Schwarzwaldkrimi wird jetzt noch zweiMal gebürstet und dann, mit 30 Seiten Leseprobe und Exposé, an etwa sechs ausgewählte Adressen verschickt. Die "Wartezeit" von ein paar Wochen oder Monaten kann ich dann dazu nutzen, etwas Neues in Angriff zu nehmen. Sei es der historische Krimi, der Psychothriller, ein Reisejournal oder ein Ratgeber in Sachen Psyche.

Samstag, 12. Oktober 2013

Die besten Krimis aller Zeiten!




Wer meinen Blog über längere Zeit verfolgt hat, weiß, dass ich so gut wie nie über die Bücher anderer Autoren spreche. Eine Ausnahme macht hier meine Lieblings-Krimi-Autorin Tana French. Ich habe drei Bücher von ihr gelesen, und wann immer ich eins in der Buchhandlung sehe, kaufe ich es auch. Ich mag die Romane, weil sie tiefgründig, exzellent geschrieben, atmosphärisch dicht und sehr spannend sind. Und das, obwohl ich normalerweise keine Ich-Perspektive und zehn Seiten lange Dialoge mag. Was die Recherche der Polizeiarbeit angeht, kann ich nur den Hut ziehen und meinen eigenen Krimi in die Duckmichweg-Dateien verfrachten! Ja, sie ist und bleibt für mich ein großes Vorbild.

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Schreibteufelchen feiert den 5. Geburtstag!

Voriger Post: Zwänge im Internet

Gerade habe ich mich in den Statistiken meiner beiden Blogs umgesehen und festgestellt, dass mein "Schreibteufelchen" gestern seinen 5. Geburtstag gefeiert hat! Am 9.Oktober 2008 bin ich von "Myblog" zu Google umgezogen, und wer war mein erster Gast und hat mich seitdem mit Rat und Tat, mit Witz und Eloquenz begleitet? Petra van Cronenburg! Darauf ein Prosit für alle Autoren, Leser und sonstige Gäste!
Zur Feier des Tages eine Übersicht über die beliebtesten Beiträge aller Zeiten. Beim Schreibteufelchen ist nach wie vor Wolfram von Eschenbach der absolute Renner. "Fluchtpunkte" war eine Reise in die Pfalz, nach Neustadt an der Weinstraße, dann kamen die vermeintliche Bibel, die Sorgen der Menschheit und ein Besuch in Schwäbisch Hall, der Perle des Hohenloher Landes. Fazit: Historisches, Reisen, Bücher und Psychologie.

31.05.2009
02.06.2010 

16.12.2012

Die "Orte zum Reinschmecken" dagegen sind erst vor drei Jahren entstanden. Hier dominieren eindeutig Wanderungen! Die meisten Besucher hier sind übrigens-zu meinem eigenen Erstaunen-über das Schreibteufelchen gekommen. Jetzt wird mir auch klar, warum: Wenn man die Blogs miteinander verbindet, zum Beispiel durch ein "zugkräftiges" Thema wie Schwäbisch Hall, bringt das eine Menge Besucher auf den anderen Blog! Ich werde mal die Probe aufs Exempel machen und die beiden Blogs mehr miteinander verlinken. Was auch noch sehr interessant ist: Kein einziger der Besucher hat sich je für meine Bücher interessiert, und meines Wissen wurde auch kaum eines über den Blog verkauft. Der Autorenblog bleibt also, was er war: eine Möglichkeit, mich schreiberisch warm zu halten, mit etwa einem Dutzend Menschen in Kontakt zu bleiben und eine Plattform für Gleichgesinnte, die einmalig oder immer mal wieder hier vorbeikommen.


Wanderung von Herrenberg nach Hohenentringen
10.06.2011





























































































Montag, 7. Oktober 2013

Zwänge im Internet

Die letzten zwei Wochen habe ich intensiv genutzt, um mal wieder überflüssigen Ballast loszuwerden. Das heißt, ein Drittel aller alten Papierbücher, die Hälfte der Papiere und Gebrauchsanweisungen, Bilder, Klamotten, Schuhe, Fotos ...und dann endlich auch mal durch was Neues ersetzt. Durch einen Umzug im engeren Freundeskreis bin ich überhaupt erst darauf gekommen. Zu diesem Zweck mussten wir ein neues Handy kaufen, weil es heutzutage drei Wochen dauert, bis Telekom das Telefon ummeldet. Es stellte sich als I-Phone heraus, und damit kann man auch fotografieren, Videos drehen, bei Facebook teilnehmen und noch tausend andere Sachen. Dabei wollte man doch bloß telefonieren ...Dann gings an den PC. In Facebook fand ich etwa fünfzig Spiele, Dutzende Like-Anfragen und allen möglichen Mist, den ich niemals angefordert habe. Irgendwelche Firmen drängen sich dazwischen und wollen, dass man ihre Seite liked. Und vieles davon kann man überhaupt nicht mehr entfernen, nur unsichtbar machen. Und wird dann auch noch gefragt, warum einem dieses Foto, dieser Beitrag nicht gefällt. Ehrlich gesagt, finde ich das fast schon eine Nötigung. Bei Readern soll es so sein, dass man am Ende gefragt wird, wie einem das Buch gefallen hat - und sogar per Email daran erinnert wird, einen Kommentar zu schreiben. Was dann zu Zweisatzkommentaren führt, mit denen man wenig bis gar nichts anfangen kann. Heute ist der ganze Vormittag nur mit Papieren und Facebook-Bereinigung draufgegangen. Allmählich merke ich, dass ich anfange, mich zu verweigern. Einen Vorteil haben ja die modernen Medien: Meist genügt ein Klick, und es ist weg.

Montag, 30. September 2013

Herbstwanderung

Es gibt eine Wanderung abseits des Neckartales, die wir nur deshalb immer wieder machen, weil wir am Schluss stundenlang bergab auf einem Saumpfad gehen können, durch einen geradezu märchenhaften Wald. Horb sei gesperrt, hatte der Vermieter meines Freundes gesagt. Und so nahmen wir den Weg über die Höhen. Dort gab es so viele Baustellen und Umleitungen, dass wir eine halbe Stunde lang nur im Kreis herumfuhren. Endlich war das Tal erreicht.Vor Oberndorf am Neckar (ja, der Ort mit der Waffenfabrik!), stand eine rote Ampel. Die Autos warteten zehn Minuten, 20 Minuten, eine halbe Stunde. Alle begannen  unruhig zu werden. Immer wieder kam ein Pulk von Autos von der Gegenseite. Schließlich dämmerte uns etwas. Wir folgten mit quietschenden Reifen einem Wagen, der einfach draulos fuhr, trotz drohendem Rot. Und was erwartete uns auf der anderen Seite? Ein Auto, das an einer roten Ampel stand! Ich frage mich, wie lange die anderen wohl noch gewartet haben! Bei Altoberndorf dann die verdiente Latte Macchiato in der Sonne. Der Anstieg auf den Berg ist nicht ohne, doch kann man sich an lila Büscheln von Herbstenzian, Kalkastern und Felsennelken erfreuen. Oben zweigt ein Weg zu einer Kapelle ab. Wir gingen aber geradeaus, weil wire in den Märchenwald wollten(Richtung Schenkenburg). Mühsam tappt man, ziemlich lange, durch sumpfiges Gelände, von Farnen und Brombeerbüschen umgeben. Aber dann ist man oben und beginnt den Abstieg-ein wenig so wie bei einer moderaten Wald-Achterbahn. Steine, Moose, welkes Laub, ein dichter Tunnel aus Kiefern, Buchen und Eichen. Es würde mich nicht wundern, wenn ein kauziges Männchen erschienen wäre und uns zu einem verborgenen Schatz oder zu einer Leiche geführt hätte.Unten im Talgrund kann man noch einen Abstecher zur Ruine Schenkenburg machen, tief im Wald versteckt. Der andere Weg führt an Forellenteichen vorbei zur Straße und auf einem Radweg zurück nach Altoberndorf (es gibt auch einen Pfad durch den Wald, aber da muss man wieder kraxeln). Am Radweg stehen neuerdings Maisfelder, vermischt mit großformatigen Sonnenblumen. "Die sind für den Bioofen!", erklärte uns ein alter Mann. Hat sich diese Wanderung nun gelohnt, durch all die Schwernisse und Unbilden hindurch? Dieselbe Frage könnte man sich für das Schreiben stellen und noch für viele andere Dinge.
Länge: 6-7Km  Schwierigkeitsgrad: mittel P: bei der Halle oder hinten an der Heide  Einkehrmöglichkeit: "Uschis Imbiss" mit Terasse

Mittwoch, 25. September 2013

Die Stunde der Wahrheit

Heute erhielt ich eine Mail der Agentur bzw. des Verlages mit dem Hinweis, dass sich der Verkauf der Restbestände von der "Pilgerin von Montserrat" nicht mehr lohne. Ab November wolle man deshalb den Ladenpreis aufheben und damit an die Großbuchhandlungen und die modernen Antiquariate gehen. Gern könne ich Exemplare zum Ausverkaufspreis beziehen (und nach dem damaligen Vertrag würde ich daran sogar noch mitverdienen, wenn es auch um geringe Summen geht, die dann vom Herstellungspreis wieder verschlungen werden). Ich habe so einen Ausverkauf schon bei meinem ersten Buch erlebt und mich im Grunde darüber gefreut, weil das Buch damit noch einmal ordentlich unter die Leute kam. Auch später sah ich immer wieder Bücher mir bekannter Autoren auf den AV-Tischen, dachte "auch du mein Bruder, meine Schwester" - und kaufte das dann trotzdem gern, denn wer ist kein Sparfuchs, wenn sich die Gelegenheit bietet? Was mir bei der Sache aber nie klar wird, ist die Rechterückgabe. Mein erster Verlag hat sie mir sofort zurückgegeben, nachdem das Buch ausverkauft war. Von dem o.g. Buch besteht aber nun zum Beispiel kein E-Book. Der Verlag hat also weiterhin das Recht, ein E-Book herauszubringen, wenn er es für günstig hält, weil ich ihm diese Rechte ja eingeräumt habe. Laut Vertrag kann ich 5 Jahre nach Nicht-Ausübung eines Rechtes die Buchrechte zurückfordern. Nicht, dass der Eindruck entsteht, ich wolle es selbst als E-Book herausbringen. Es ist das einzige Buch, das ich ohne Absprache mit dem Agenten geschrieben habe. Nach dem Erfolg des ersten Romans war die Auflage zu hoch angesetzt, es sind 2800 Exemplare übriggeblieben. Insofern hat es sich also am schlechtesten verkauft und damit die Verkäufe der anderen heruntergezogen. Der Titel war schlecht gewählt, das Cover hatte mit dem Inhalt wenig zu tun. Als "Geheimnis des ersten Kreuzzugs" hätte es sich vielleicht etwas besser gemacht. Und einigen Lesern war der erste Teil zu schwierig. Aber sei`s drum, ich wünsche ihm, dass es dann zum Billigpreis an die Leser kommt und werde es nicht mehr selbst herausbringen. Statt dessen juckt mich in den Fingern, meinen Mörike einfach auch mal auszuverkaufen, daran verdiene ich immer noch mehr als an den Ausverkäufen der Printbücher!                 

Montag, 23. September 2013

Tipps für Autoren-von der Frankfurter Buchmesse!

Gerade habe ich einen Link gefunden, der für Neuautoren und eigentlich auch für "gestandene Autoren" wie mich eine gute Zusammenfasssung bietet, wie man auch heute noch an einen Verlag oder zu einem E-Book kommen kann. Dabei werden allerdings den Genres, den Publikumsverlagen und Agenturen breite Räume eingerichtet. Wichtig ist dabei die Frage, was man und wen man mit seinem Manuskript erreichen will. Genauso wichtig, dass man die Idee in wenigen Worten zusammenfassen kann, sei es ein Sachbuch oder ein Roman. Interessant, dass dem Self Publishing Erwähnung getan wird, allerdings wenig ausführlich. Nach dem Dafürhalten der Frankfurter Buchmesse (wer auch immer das geschrieben haben mag) eignen sich kürzere Texte besser für das E-Book. Ist es ein sogenannter Nischentext, sei es bei kleineren Verlagen besser aufgehoben, die auch familiärer mit dem Autor zusammenarbeiten. Kann ich bestätigen. Was mich betrifft, bräuchte ich für meine beiden jetzigen Projekte keinen Agenten. Der wäre erst wieder gefragt, wenn ich einen Thriller/ Psychothriller schreiben würde.

Die Rechte an meinen vier historischen Romanen bekomme ich so bald nicht zurück, weil sie sich noch verkaufen. Die kann ich also auch nicht als E-Book rausbringen. Self Publishing ist dann für mich eine Option, wenn kein Verlag mehr anbeissen will. Mit allen Konsequenzen, wie ich weiß.

Finale Schreibblockade?

In der letzten Zeit bemerke ich, dass es um mich herum bröckelt. In meiner Blogroll anderer Autoren wird immer seltener gepostet, eine mir sehr liebe Autorin (Marie) möchte ihren Blog sogar löschen. Diskussionen, die hier früher stattfanden, haben sich zu Facebook verlagert (wo sie sonst noch stattfinden, weiß ich nicht, da ich nicht überall zeitgleich sein kann). Und dort klinke ich mich nur selten ein. Ich wende täglich etwa eine Stunde für Social Media auf. Facebook überschlage ich täglich innerhalb 10 Minuten, setze manchmal ein paar Likes oder einen Kommentar ab. Das war`s dann auch schon. Und ich glaube auch nicht, dass es sich in dieser Form noch einmal groß ändern wird. Es gibt auch Autorinnen wie Friederike Schmoe, von der ich letztens ein Buch gekauft habe, das mir gut gefallen hat. Da sehe ich nur ab und zu ein Posting. Bei anderen hat sich seit Monaten nichts getan. Seit einiger Zeit hat sich eine Mauer vor mir aufgebaut, sie bremst mich immer wieder aus. Zwar habe ich inzwischen mehr als 100 Seiten meines historischen Nogo-Romans über das 18. Jahrhundert geschrieben, aber ich bin immer wieder versucht, ihn wegzulegen. Und zwar nicht, weil es so viel schwieriger geworden ist, Manuskripte egal welcher Art unterzubringen, sondern weil ich den Eindruck habe, ich müsste noch zehnmal besser, interessanter, spannender, gut recherchierter werden, um überhaupt noch irgendwo anzukommen. Und noch zehnmal so viel Zeit und Kraft aufwenden, die ich nicht mehr habe und nicht mehr haben möchte. Mein Blog war immer ein Zeichen meiner schreiberischen Vitalität. Wenn ich hier nichts mehr beitrage, wäre die Schreibblockade wirklich final.

Donnerstag, 19. September 2013

Bettelbriefe

Wenn du als Autor irgendwie in Erscheinung trittst, indem du veröffentlichst, bleiben dir gewisse Erfahrungen nicht erspart. Dahinter stecken zwei Irrtümer:
1. Wenn ein Autor veröffentlicht, wird er automatisch schnell reich.
2. Als veröffentlichter Autor hat er eine gesellschaftliche, um nicht zu sagen karikative Verpflichtung.

Eines bedingt das andere. Und da der Autor reich ist, braucht er ja nichts zu tun außer Bestseller zu schreiben und hat Zeit und Geld, beides unter die Leute zu bringen. Außerdem muss er all diejenigen unterstützen, die bisher nicht das Glück hatten, einen Verlag zu finden. Bekannt ist inzwischen mein Beispiel, wie jemand sein Manuskript in meinen Briefkasten warf, während ich schlief. Allein daraus könnte man einen Stalker-Krimi spinnen! Dann erhielt ich, schon beim ersten Buch, Anrufe wie: Als Schriftstellerin hätten Sie doch sicher gern ein Spiegel-Abo? Nun, ich habe meine erste Aufgabe immer darin gesehen, Bücher zu schreiben, so gut ich es konnte, meine karikativen Verpflichtungen erfülle ich in meinem Beruf. Trotzdem kommen alljährlich Briefe, die mich dazu auffordern, signierte Bücher zu spenden, um damit ein gutes Werk zu tun. Beim ersten Mal fand ich es auch gut. Eine Weihnachtstombola, meine Bücher als Preise, der Erlös geht nach Honduras usw. Klang sehr seriös. Ich habe aber nie irgendetwas darüber gehört, wo diese Bücher, die ich hier auf dem Land mit viel Zeitaufwand und für teures Porto verschickt habe, gelandet sind. Gestern kam wieder so ein Brief, von derselben Stelle. Darauf habe ich nicht mehr reagiert. Wo sie wohl die Adressen herhaben? Vom Verlag? Aus dem Internet? Meine Belegexemplare werde ich mit der Zeit lieber an Interessierte weitergeben, zu denen ich irgendeinen Bezug habe.

Montag, 16. September 2013

Die Tollkirsche

Bei meinen Recherchen bin ich mal wieder auf diese eigentlich schöne Pflanze gestoßen. Andere Namen: Schafsbinde, Schwindelkirsche, Teufelsbinde, Teufelskirsche, Waldnachtschatten, Wutbeere. Man findet sie im Wald, am Waldrand und an Wegen, auf kalkhaltigen Böden. Wenn ich sie sehe, wird mir immer ein wenig unheimlich zumute, denn alles an dieser Pflanze ist hochgiftig. Die Beeren sollen süß und gut schmecken. Ein paar junge Drogenabhängige in unserem Ort haben sie mal missbräuchlich als Tee getrunken, sind wie irre herumgelaufen und mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Bei Vergiftung rötet sich die Haut, der Puls erhöht sich stark, die Pupillen erweitern sich (deshalb auch als Augenschönheitsmittel Belladonna genutzt!), die Emotionen schlagen Purzelbäume, es treten Halluzinationen, Orientierungslosigkeit und Verwirrtheitszustände auf. Und schließlich fällt der Betroffene in Bewusstlosigkeit und stirbt, falls ihm nicht ein Gegenmittel wie Kohle verabreicht wird. Man könnte es mit einer fiebrigen Erkrankung oder mit Irresein verwechseln. Anscheinend ist die giftige Wirkung schon seit Jahrtausenden bekannt. Eine schöne Zusammenfassung findet man auch in diesem Link über die Apothekenangestellte Agatha Christie und die wichtigsten Giftpflanzen. Fehlen natürlich noch Pilze und Maiglöckchen und einiges mehr.
http://tierdoku.com/images/Tollkirsche345.jpg

Samstag, 14. September 2013

Der lange Weg nach Ludwigsburg

NachLudwigsburg kamen wir gestern wie die Jungfrau zum Kind: Eine mehr oder weniger verregnete und kalte Woche Urlaub näherte sich ihrem Ende. Was, bitte, sollte man "urlaubsmäßig" unternehmen, um nicht dazusitzen und zu überlegen, was man an Neuigkeiten bei FB oder im Blog einstellen könnte, ob man liest, die Wohnung putzt oder häppchenweise (s.o.) am Roman weiterschreibt? Der Wetterfrosch von SW3 hatte armschwingend verkündet, nördlich von Stuttgart gebe es etwas größere Chancen auf etwas Sonne und blauen Himmel. Also, auf nach Stuttgart! Es ging auch zügig voran, aber an der Gemarkung Böblingen-Hulb begann etwas, das sich zu einem mittleren Horrortripp auswachsen sollte. Die Autobahn ist hier in den letzten Jahren auf beiden Seiten dreispurig ausgebaut worden, was immer wieder zu Staus und Behinderungen führte, oft natürlich, wenn wir gerade in den Urlaub fahren wollten. Jetzt ist das Teilstück fertig - und was sollten wir erleben? Den ärgsten und dichtesten Stau, der uns jemals untergekommen ist! Die Leute fuhren schon auf der Standspur, um endlich aus dieser Hölle zu entkommen, aber diejenigen, die es schafften, konnten dann auch nur Stoßstange an Stoßstange weiterfahren. Endlich war es auch uns gelungen. Was aber dazu führte, dass wir endlos im Stau weiterfuhren, auch auf dem Land, und nicht mehr wussten, wo es langging. Zweimal ewig im Kreis herum, mit Blick auf die blaue Mauer der Alb. Im SWF1 wurde berichtet, dass es dort, wo wir waren, recht warm sei, nämlich 16°. Ich ballte die ganze Zeit die Fäuste und starrte grimmig-verzweifelt geradeaus, während mein Partner, mit dem Naturell des Drummers, tobte und aus dem Fenster hinausschimpfte. Schließlich sahen wir, dass auf der Autobahn die Autos wieder fuhren. Es war tatsächlich so, und hier fanden wir auch den Grund für die ganze Misere: an dieser Stelle wurde die AB nämlich wieder zweispurig! Autos lagen manövrierunfähig am Straßenrand, eine Frau sprach ohne jede Hoffnung in ihr Handy. Ja, wie endete das wohl noch an diesem Tag? Quer durch das westliche Stuttgart, im Stau natürlich, Zuffenhausen, Kornwestheim - und dann endlich tauchte Ludwigsburg auf! Eigentlich wollten wir nach Marbach, der Schillerstadt, aber in der Residenzstadt Ludwigsburg war gerade der Himmel aufgerissen, und die Sonne überstrahlte alles mit einem goldenen Schimmer. Hier pulsiert das Leben gelassener als in Stuttgart, auf der Autobahn und anderswo. Der Ratskeller hat ein wunderschönes Gartencafé, wo wir auch wieder unsere Latte tranken. Die machen vorzügliche Torten und Pralinen. Ich erstand eine der wenigen Süßigkeiten, die ich wirklich mag, nämlich edle Geleefrüchte. Vorbei am Mörikehaus in der Oberen Kirchstraße betraten wir den riesigen Marktplatz mit der Kirche, dem Brunnen, Cafés und hinten im Eck dem Haus, in dem Justinus Kerner, Arzt und Geisterseher, geboren wurde. Die Staus waren vergessen. Da ich Urlaub hatte, musste ich auf dem Rückweg noch einmal zuschlagen, nämlich in der Fischhalle, in der ich ein Stück Räucheraal mitgehen ließ.
Schloss Ludwigsburg, Südseite, im Vordergrund die Berliner
                                                           
Nun aber zum Hightlight des Tages: Der blühende Barock im Schlossgarten! Es war inzwischen 17.26, und wir warteten vier Minuten, bis der Preis um zwei Euronen runterging. Was juckt`s, wir hatten doch Zeit! Eine Gruppe nebenstehender Berliner bot das jedoch Anlass zum Schwabenwitz: Die Schwaben hätten ja immer einen Anlass zu sparen! Da wir keine Schwaben sind, focht uns das nicht an, zumal sie selbst die vier Minuten warteten.
Den südlichen Schlossgarten - und alles Übrige - hatten wir zuletzt im Frühjahr gesehen, als noch das meiste kahl war. Jetzt staunte ich nicht schlecht, was für Superlative der Spätsommer und Herbst noch bringen können.
                                                        
Wie so oft, begegnete mir auch eine Figur wieder, die zumindest als Herrscher und Landesvater in meinem neuen Roman vorkommt: Herzog Carl Eugen, der in diesem Schloss wirkte und kreieren ließ, die Künste förderte, aber auch seinen Untertanen die Hand abhacken ließ, wenn sie Holz aus den Alleen stohlen. Er brachte den Dichter Friedrich Daniel Schubart für zehn Jahre auf den Hohenasperg, weil er sich in seinen Schriften gegen die Obrigkeit gewandt hatte. Des Herzogs Mätresse Franziska von Hohenheim hatte der Dichter als "Lichtputze, die qualmt und stinkt" bezeichnet, so dass es den beiden ein Vergnügen war, den Delinquenten nach zehn Jahren gebrochen aus dem Kerker kommen zu sehen. Und auch Schiller musste vor dem Herzog nach Mannheim fliehen, sonst hätte er die Aufführung seiner "Räuber" in Mannheim nicht miterleben können und es hätte ihn vielleicht auch in die Verliese des Hohenaspergs verschlagen. Ein Besuch bei Schubart in dessen Zelle inspirierte ihn übrigens zu den "Räubern".

                                                     

Und die Moral von der Geschicht: Man sollte niemals aufgeben, auch wenn sich der Weg zum Ziel auch als noch so dornig und weitläufig erweist!

Dienstag, 10. September 2013

Der verdammte Mausarm!

Ich kenne Sehnenscheidenentzündungen von früher her. Einmal hackte ich zwei Stunden den Boden im Garten um, was zu einer Entzündung im rechten Arm führte.Wochenlang konnte ich kaum eine Kaffeetasse halten. Der Arzt verschrieb Mobilat und Schonung. Nach ein paar Wochen war das wieder weg, aber ich habe den Arm nie wieder so plötzlich und so stark belastet. Denn es kann jederzeit wieder aufreten. Vor einem Jahr trat es dann wieder im rechten Arm auf. Damit hatte ich mehr als zehn Jahre lang die Maus bedient. Wechselte also auf den linken Arm, woraufhin die Beschwerden verschwanden. Zudem war der Nacken so sehr verspannt, dass ich beim Autofahren kaum noch den Kopf drehen konnte. Das habe ich allmählich weggekriegt, indem ich beim Schlafen die Lage wechselte und das Verhalten vor dem PC veränderte. Einen Einbruch gab es aber beim letzten Lektorat im April. Da korrigierte ich an einem einzigen Wochenende einen 430-Seiten-Roman, 20 Stunden am Stück. Seitdem tut`s im rechten Oberarm weh, weil ich ihn zu stark aufgestützt hatte. Es wird nur besser, wenn ich ihn gar nicht benutze. Das Schreiben habe ich in kleine Portionen verteilt, mache viel mit links. Man kann sogar im Stehen schreiben, was sehr erleichternd ist! Hat jemand noch andere "Rezepte", außer, den gesamten PC-Platz ergomanisch umzugestalten?

Sonntag, 8. September 2013

Der Ursuppenroman

Ist nicht so der Renner wie "Autor sein bei Spiegelbest", aber auch mal wert, sich damit zu beschäftigen. Wie kommst du auf die Ideen für deine Romane?, wurde ich manchmal schon gefragt. Nein, sie lagen nicht einfach auf der Straße, aber ich habe sie aufgesammelt und zunächst in Kurzgeschichten verarbeitet. Sie lagen in Museen, standen auf Schildern alter Häuser, in der Zeitung oder verbargen sich in ganz bestimmten Landschaften und Städten. Es waren einfache Meldungen, Legenden, hsitorische Ereignisse, bestimmte Figuren und oft wahre Begebnisse.
Die Romane:
Eduard Mörike. Ein Leben auf der Flucht entstand aus der Kurzgeschichte "Sprung von der Kanzel".
Aufbruch nach Blaubeuren hieß zunächst "Der Haufen".
Die Nonne und die Hure war eine Art Adamsrippe aus dem Ursuppenroman "Der Fluch des Hauses Dario".
Die Pilgerin von Montserrat entsprang der Chronik der Herren von Zimmern.
Der schwäbische Kalender war sozusagen die Würze in der Ursuppe,
die Hure und der Mönch etwas Eigenständiges.
Die Köchin und der Kardinal schließlich die Weiterführung des "Aufbruchs" in einer etwas späteren Zeit. Sie beginnt mit dem Überfall der Kaiserlichen auf  die Stadt Calw im Jahre 1634, gelesen in den Aufzeichnungen des Jakob Valentin Andreä. Drei Kurzgeschichten sind in der Anthologie "Gezeiten. Hin- und -Weggeschichten" vertreten. Und wer weiß, vielleicht sind auch Kurzgeschichten ja mal gefragt, so dass ich sie selbst veröffentlichen könnte.

Die Projekte:
Der Krimi "Martinsmorde" entstand aus dem Mord in einem Schwarzwalddorf und dessen Figuren, u.a. einer Messie, einem XXL-Wirt und einem sogenannten Waldschrat.
Der historische Krimi "Feuer im Bauch" alias "Das Geisterschloss" war mal eine Kurzgeschichte, inspiriert durch einen Stadtschreiber des 18. Jahrhunderts, der eine Stadt in Brand setzte und einer Bäuerin, die von einem Felsen der schwäbischen Alb stürzte und zu Tode kam.
Der Thriller schließlich und endlich ist das Gerüst des Ursuppenromans, aus dem schon so viel hervorgegangen ist. Darin ist auch noch der Bauernkriegs- und Malerroman enthalten.

Donnerstag, 5. September 2013

Belastbarkeit beim Schreiben

Vorhin fand ich einen Blogbeitrag von Sabine Schäfers: Was uns antreibt. Warum tun wir uns das an mit dem Schreiben, mit all den Widerständen, Rückschlägen, Absagen, falschen Versprechungen und Enttäuschungen? Nur dafür, dass wir das eigene Buch in den Händen halten, für die Rezensionen, für das Geld, das wir damit verdienen? Der Beitrag von Sabine Schäfers hat mich darauf gebracht, dass es auch noch einen anderen Grund geben könnte: nämlich an den Widerständen letztendlich zu wachsen, unabhängig davon, ob wir sie alle überwinden oder nicht. Es ist wie auch sonst im Leben. Ohne Belastungen und Widerstände würden wir nicht weiterkommen. Man stelle sich ein Kind vor, das in einer reichen Familie aufwächst und dem alle Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt werden. Wie im Schlaraffenland braucht es bloß die Hand aufzuhalten, schon hat es alles, was es begehrt. Im besten Fall wird es ein sozial denkender Reicher, der anderen davon gibt, was er hat. Im schlimmeren Fall wird er in seiner Entwicklung steckenbleiben und vielleicht einmal Bücher schreiben über sein langweiliges Leben, die sich auch noch wie geschnitten Brot verkaufen, weil er ein berühmter Playboy ist. Und nicht jeder hat ja das Talent eines Casanova!  Unsere Devise sollte sein: Belastungen vermeiden, die uns nur zurückwerfen würden, unnützen Ballast abwerfen, Belastungen und Widerstände bezwingen, wenn uns die Erreichung dieser Ziele wichtig ist. Und vielleicht einen persönlichen Kompass zu entwickeln, der einen durch das Gewirr und die Gebirge führt, die sich auf dem Weg zum Ziel entgegenstemmen. Mein Kompass tickt zwar auch nicht immer richtig, aber er zeigt mir doch immer wieder die Richtung an, in der ich weitergehen sollte.

Sonntag, 1. September 2013

Autor sein bei Spiegelbest?

Ich gehe mal davon aus, dass jeder Autor einmal davon geträumt hat, wie es wäre, auf der Spiegel-Bestsellerliste zu stehen. Wenn ihm das Buchgeschäft nicht allzu übel mitgespielt hat, träumt er vielleicht immer noch davon. Neuerdings gibt es ja sozusagen eine Paralellbestsellerliste, wie aufmerksame Leser den Interviews im Tagesspiegel und der Zeit entnehmen konnten. Die Spatzen pfeifen es inzwischen von den Dächern, so dass man nicht mehr Gefahr läuft, einen ohnedies verbreiteten Gedanken publik zu machen. Hat man also die "Ehre", mit seinen Büchern auf einer der Downloadplattformen zu landen, kann man gewiss sein, dass
1. Die Verlage sich grün und gelb ärgern, weil ihre Print- und E-Bookverkäufe stagnieren. Sie müssten nur billiger anbieten, dann hätte der Spuk ein Ende. Und alle, Autoren und Verlage, würden wieder mehr verdienen.
2. Das Buch des Autors bekannter wird. Das hat Spiegelbest in einem Interview mit der Self Publisherin Norah Wilde gesagt.

Wir Autoren können daraus nur einen Schluss ziehen: Wir müssen uns entscheiden, ob wir mit unseren Büchern Geld verdienen oder bekannt werden wollen. Beides geht nicht zusammen. Wenn der Autor dann aber bekannt ist, kann er auch wieder Bücher verkaufen. Ist eine Milchmädchenrechnung und für uns Autoren ungerechter, als Verlage, Konferenzen, Vertreter, Agenten und Buchhändler jemals sein könnten. Das Thema "umsonst ist geil" wird nämlich bleiben, also auch bei Büchern jeder Art. Ich habe mich vor einiger Zeit mal auf dieser Plattform angemeldet und gesehen, wie es zugeht. Da ist jeder momentane Bestseller vertreten und darüber hinaus vor allem Bücher, die auch im Buchhandel gut gehen. Von Bekanntmachen kann also kaum die Rede sein, es sei denn, innerhalb dieser Communities von Filesharern, die mein Verlag und mein Agent vielleicht einmal als Zielgruppe angepeilt hatten, sich dann aber außerhalb der Legalität begeben haben und in der Gestalt eines modernen Robin Hood die Bücher an das Volk verteilen. Dem kann ich eigentlich nur entgehen, wenn ich weniger populäre Bücher schreibe. Denn auch ein Spiegelbest-Verlag braucht seine Bestklauerliste. Mit weniger populären Büchern  hätte er weniger Downloadzahlen und damit auch weniger Ruhm. Nein, ich möchte freiwillig kein Autor bei Spiegelbest sein, denn kein Geld verdienen kann ich auch mit Verlagen oder als Self Publisher. Und bei den Robin Hoods kriege ich ja nicht mal einen Vorschuss!

Samstag, 31. August 2013

Herbstwanderungen

In der letzten Zeit schmeckten mir die Wanderungen durchs Internet nicht mehr so recht. Es wird Zeit, wieder ins reale Leben, in die Natur und Kultur unseres Landes abzutauchen. Gestern liefen wir durch ein Meer von Kalkastern, Herbstenzian und Zwergginster, eine Reminiszenz an den Sommer, später gekrönt von einem Eis beim Lieblingsitaliener. Das ist eines der schönsten Mittel, wieder aufzutanken! Den PC möchte ich gerade in erster Linie zum Schreiben hochfahren. Alles andere macht irgendwie nur müde.

Mittwoch, 28. August 2013

Warum war Homo sapiens so erfolgreich?

Am letzen Sonntag war es bitter kalt, und es regnete in Schüben. Kein Wetter, um einen Hund oder einen Schreiber hinter dem Ofen hervorzulocken. Da konnte ich sicher den ganzen Tag lang nach Herzenslaune schreiben, wird jetzt der eine oder andere denken. Nein, damit habe ich erst abends angefangen. Denn im ZDF Info lief ein total spannender Themennachmittag mit dem Titel:
"Wie der Mensch die Welt eroberte." Alle Menschen stammen von einer schwarzen Frau in Äthiopien ab. Über Saudi-Arabien und Indien wanderte eine Gruppe von ein paar Hundert oder tausend Leuten nach Australien, nach Sibirien und China. Von dort nach Amerika. Ein Verwandter des Homo sapiens ging nach Europa und lebte dort lange als Neandertaler. Irgendwann traf Homo sapiens mit dem Neandertaler zusammen und musste sich mit ihm über die Fanggründe streiten. Der Neandertaler wurde nach Südfrankreich und Spanien verdrängt und starb schließlich aus. Warum hat Homo sapiens überlebt, und was machte ihn so erfolgreich? Seine Intelligenz, wird man vermuten, seine Fähigkeit, vorauszuplanen. Das Eichhörnchen sorgt aber auch für den Winter vor. War es das viele Fleisch, das die Neantertaler aßen, sorgte die Flexibilität bei der Nahrungsaufnahme für den Erfolg der anderen? Da wurde eine sehr verblüffende These aufgestellt: Homo sapiens überlebte vor allem deswegen (Vulkanausbrüche, Erdbeben, Eiszeiten), weil er in der Lage war, soziale Netzwerke zu bilden und mittels Sprache zu kommunizieren. Auch früheste Kunstwerke wie eine Flöte wurden gefunden.

Wenn man sich sein heutiges, stark fortgeschrittenes und im Vergleich wahrscheinlich recht entfremdetes Leben anschaut, kommt man zu dem selben Schluss. Wer hat meinem Partner eine Wohnung verschafft? Ein Bekannter aus politischen Tagen. Wer hilft mir, meinen Job auszuhalten, ohne wegen nervöser Erschöpfung wochenlang krankgeschrieben zu sein? Ein Netzwerk aus Kollegen, Ärzten, Psychologen und Supervisoren. Wer animierte mich, Romane zu schreiben und stand mir zur Seite, wenn es immer mal wieder nicht so lief? Meine Autorenkollegen und der Agent. So überlebt man auch im Kleinen mit Netzwerken und Kommunikation - wenn es echte Netzwerke sind.

Dienstag, 27. August 2013

Stell dir vor, alle wollen lesen und kein Autor schreibt ...

Es gab ja in der Zeit der Friedensbewegung so etliche Parolen wie "Stell dir vor, es wäre Krieg und keiner geht hin". Manchmal denkt jetzt mein Hirn überspitzt, weil eigentlich alles, was mit Autoren, Verlagen, Agenten, Self Publishing und Büchern überhaupt geschieht, immer absurder wird. Oder sagen wir abstruser. Autoren sitzen an den ersten Produktionsstätten der geistigen Nahrungskette. Die großen Verlage nehmen kaum noch Newcomer auf, halten sich stattdessen noch auf der Basis ihrer erfolgreichen Hausautoren und auf der Ausschlachtung neuer Trends, bis die Leserschaft abwinkt. Agenturen machen eigentlich nichts für den Autor bzw. machen nur das für den Autor, was dem Verlag und ihnen selbst nützlich ist. Self Publisher sind die freiesten in dieser Landschaft, beuten sich aber mehr oder weniger selber aus. Letztendlich gibt es dann noch die Schmarotzer, die das, was der Autor produziert, der Agent vermittelt, der Verlag lektoriert, den Buchhändlern vorgestellt und herausgebracht hat, auf ihre Plattformen stellen und sich dann noch öffentlich damit brüsten, mit ihren millionenschweren Downloadzahlen allmählich die Verlags - und Buchhandelsbranche zu zerstören. Und dabei könne man ihnen nicht auf die Schliche kommen. Ich glaube, ich brauche hier keinen Link zu setzen, um damit, wie beim letzten Mal, große Aufmerksamkeit zu erregen. Ist es für einen Autor in dieser Situation nicht folgerichtig, wenn er sich sagt: Für eine solche Ausbeuter-und Ignorantenwelt schreibe ich nicht mehr?

Erstens ist bekannt, dass ein Streik, wie und wo auch immer, nur wirken kann, wenn sich ihm alle anschließen. Zweitens schneidet sich der Autor ins eigene Fleisch, denn er beraubt sich selbst einer seiner zentralen Ausdrucksmöglichkeiten. Und er beraubt die Leser, denen es auf etwas anderes ankommt, entscheidender Möglichkeiten. Ich gebe zu, dass mich schon manchmal ob dieser Umstände Unlust befiel. Doch die währte nie lange. Wie schon erwähnt, ziehe ich meine Projekte weiter durch, in einem Tempo, das mir genehm ist und mir gut tut. Die sammle ich in einem Pool und entscheide irgendwann, ob ich sie auf die gefahrvolle, aber doch so wunderbare Reise schicke.

Donnerstag, 22. August 2013

Trauma und Zwang

Stephen King sprach einmal davon, dass es wie die Entdeckung eines Fossils sei, wenn ein Autor auf eine Idee stoße, die vielleicht schon lange in ihm vergraben ist. So ein Erlebnis hatte ich heute beim Schwimmen. Die Begriffe "Trauma" und "Zwang" gingen mir im Kopf herum, psychische Realitäten, mit denen ich Zeit meines Berufslebens zu tun hatte und habe. Allmählich entwickelten sich vor meinem geistigen Auge eine Täter - und eine Opferpersönlichkeit, die ich mit meinem lange gehegten Traum von einem Psychothriller in Verbindung brachte. Solche Momente sind übrigens mit die schönsten in einem Autorendasein! Mit diesem Thema könnte ich eine Menge von dem, was ich hautnah erlebt habe, verarbeiten. Bei einem Trauma, einer seelischen oder körperlichen Verletzung, kann das Ich die unerträglichen Bilder ins UB verbannen. Derjenige kann scheinbar normal weiterleben, doch wirken die verdrängten Mächte weiter und können durch einen Trigger, ein Schlüsselerlebnis, wieder zum Vorschein kommen. Es entwickeln sich eine postraumatische Belastungsstörung oder auch Zwänge, die der Angstabwehr dienen. Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist viel verbreiteter, als man denkt. "Heil" wird ein Betroffener nur, wenn es ihm (mit psychotherapeutischer Hilfe) gelingt, zum Ursprung des Traumas vorzudringen. Man gackert bekanntlich nicht über ungelegte Eier, nur soviel sei verraten: Beginnen soll der Thriller in Hamburg.

In der nahen Zukunft werde ich also mehrgleisig fahren. Der 18. Jahrhundert-Roman, möglicherweise Krimi- und Sittengemälde in einem, soll weiter langsam wachsen. Den Schwarzwaldkrimi werde ich im September noch einmal überarbeiten und derweil die Story um den Psychothriller reifen lassen.

Dienstag, 20. August 2013

Nachhaltige Begegnung in Maulbronn


Das UNESCO-Weltkulturerbe haben wir am Wochenende mal von einer ganz anderen Seite erlebt. Wir sind nämlich nicht, wie all die anderen,  durch das Tor ins Klosterdorf hineingegangen, sondern hinter dem Turm in den Weinberg hinaufgeklettert. Da war es ganz schön schwül, aber je höher wir hinaufkamen, dsto besser wurde es mit dem Wandern. Am Wegrand standen Skabiosen, Mohn und Weinstöcke mit schon blauen Trauben. Oberhalb vom Kloster geht der Lehrpfad dann weiter. Wir wollten über den "Tiefen See" zurück und fragten einen älteren, bunt gekleideten Wanderer nach dem Weg. Dort hinten geht es weiter, meinte er, und begleitete uns eine Strecke lang. Er sei Vorsitzender des Albvereins, erfuhren wir von ihm, schon 44 Jahre. Ach, und ich hätte den Albvereinskalender mitgestaltet? Verbeugung, fast ein Handkuss. Mann, ist das lange her! Was hatte ich damals gewollt? Mehr schreiben, ich weiß es noch genau, und genau das habe ich dann ja auch getan. Oh, Romane täte ich auch schreiben? Mir war es, als hätte er sich dabei irgendwie bekreuzigt. Sind Romanautoren in der Öffentlichkeit so etwas wie Heilige? Man wird offensichtlich als etwas anderes angesehen, schreiben wird mit "berühmt" assoziiert, so scheint es mir. Später, am "Tiefen See", bei einer Rast am Kiosk, wurde mir dann einiges klar. Die Masse der Menschen läuft nach dem "Ruido de la gente", nach dem Lärm der anderen. Aber nicht, weil sie nur zu blöd oder sensationsgeil sind, sondern weil viele es nicht besser kennen. Ich habe gemerkt, wie viele Menschen auf bestimmte Themen in meinen Blogs anspringen, wie groß also die Sehnsucht nach einem nachhaltigeren Leben sein muss. Darin könnte die Aufgabe des Schriftstellers liegen, Menschen mit dem anzusprechen, was ihrem Dasein ein wenig mehr Entspannung, Freude und Sinn verleiht.