Schreibteufelchen
Blog der Autorin Christa S. Lotz
Sonntag, 2. Februar 2025
Neuer Roman "Mord in der Seelhausgasse"
Donnerstag, 17. Oktober 2024
Tod im Glaswald
Das Buch ist in einer Zeit großer Umbrüche angesiedelt und an den historischen Kontext angepasst, so dass auch in der Zeit lebende Persönlichkeiten wie Martin Luther, Philipp Melanchthon und Erasmus von Rotterdam eine Rolle spielen.
Hier noch ein paar Bilder aus der Gegend, in der dieser Roman spielt.
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Die schwarzen Flüsse |
Herbst |
Typische Feldhütten |
Granitblöcke auf dem Kniebis |
Samstag, 24. August 2024
Das alte Tübingen - immer wieder neu!
Vor ein paar Tagen haben wir mal wieder die Universitätsstadt Tübingen besucht. Dort habe ich studiert und den ganzen Flair der 70er Jahre kennengelernt, einschließlich der politischen Kämpfe gegen den Krieg in Vietnam und den "Muff aus tausend Jahren". Das erste mal war ich hier auf Klassenfahrt ein Jahr vor dem Abitur, und wir haben alles angeschaut, einschließlich des Schlosses und der Wurmlinger Kapelle. Vorher ein Besuch in Stuttgart mit Fernsehturm, nachher im Wasserturm bei Konstanz, daer als Jugendherberge ausgebaut ist. Nach dem Studienabschluss zogen mein Mann und ich dann in den Schwarzwald, wo ich heute noch nahe einer Kleinstadt lebe.
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Kastanienallee im Februar 2023 |
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Ammergasse |
Dienstag, 25. Juni 2024
Unser Egenhauser Kapf
Normalerweise sollte man ja nicht über Paradiese schreiben, weil dann die Massen kommen und es womöglich zerstören. Das Stückchen Erde, von dem ich erzählen will, ist aber schon so bekannt, dass ich damit keine Geheimnisse preisgebe. Den Egenhauser Kapf kenne ich schon seit ca. 45 Jahren. Als ich von Freiburg in den nördlichen Schwarzwald zog, war der Kapf ein ziemlich dicht bewaldetes Gebiet, das schon damals unter Naturschutz stand. Der Untergrund besteht aus Muschelkalk, und das brachte schon immer selten gewordene Pflanzen, Schmetterlinge, Vögel und Insekten hervor. Unzählige Spaziergänge und Wanderungen verbinde ich damit, und immer ist der Ausblick auf Egenhausen und den Schwarzwald einmalig.
Im Jahr 1986 grillten wir dort und wussten nicht, dass kurz zuvor der Atommeiler in Tschernobyl hochgegangen war. Wir habenn aber keine Folgen vom Fallout bemerkt. 1999 schlug der Sturm Lothar sehr viel an Gehölz kurz und klein. Aber das war nicht das Ende. Ein paar Jahre später waren alte und neue Arten wieder da, aufgrund der größeren Lichtfülle auch seltene Orchideen, die zuvor nicht dort vorgekommen waren. Natürlich hat sich auch etwas verändert. Die Ignis-Klinik hat sich vergrößert, so dass die Zufahrt enger geworden ist. Und es sausen viele Radfahrer herum, die bei ausparkenden Autos auf dem Parkplatz stark bremsen müssen, wenn sie in voller Fahrt den Teerweg heruntersausen. Es gibt aber alle alten Wege noch bis hinüber nach Walddorf in die Obstbauwiesen und in den Wald.
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Pyramidenorchis |
Riemenzunge |
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Hummelragwurz |
Samstag, 22. Juni 2024
Schwäbischer Kartoffelsalat
Bild Schwäbischer Kartoffelsalat
Also, obwohl ich in meinem Leben schon hervorragende Fleisch-, Nudel-, Kartoffel-und Fischgerichte auf den Tisch gebracht habe, umfangreiche Rezeptsammlungen besitze und einst gerühmt wurde für meine Küche, habe ich diesen Kartoffelsalat nie hingekriegt, so oft ich es auch probiert habe. Ersatzweise kaufte ich in den letzten Jahren bei den hiesigen Metzgern diesen Kartoffelsalat ein und freute mich jedes mal riesig darauf. Selbst an Heiligabend haben wir letztens das traditionelle "Saitenwürstchen mit Kartoffelsalat-Essen" zu uns genommen statt der traditionellen Fleischfondue. Und von einem auf den anderen Tag verschwand dieses göttliche Gericht aus den Metzgereien. Selbst der Bäcker hat nur noch was anzubieten, was ich selber doch besser könnte. Als wäre die Person, die alle beliefert hat, plötzlich verschwunden! Na ja, dann muss ich eben so lange üben, bis es mir auch gelingt.
Noch ein Rezept:Schwäbischer Kartoffelsalat
Samstag, 11. Mai 2024
Neulich beim Zahnarzt
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Fahrt nach Marbach und über den Stromberg an Himmelfahrt |
Mein Zahnarzt kennt mich seit mehr als zwanzig Jahren, und so fragte er mich bei der letzten Zahnreinigung nach dem Fortgang meines Schreibens und nach meinen Büchern.
"Was haben Sie denn zuletzt geschrieben?"
"Einen historischen Kriminalroma, der im 16. Jahrhundert in einem Schwarzwälder Kloster spielt.
"Wie lange schreiben Sie an so einem Roman?", wollte er wissen. "Täglich? Und wie viele Seiten?"
"Die meisten Romane habe ich innerhalb von vier, fünf Monaten geschrieben. Zwei, fünf oder auch mal zehn Seiten am Tag. Beim letzten Roman hat es ein ganzes Jahr gedauert, bei 430 Seiten also eineinhalb am Tag."
"Und wie sieht es mit einer Veröffentlichung aus?"
"Ich habe den Roman noch keinem Verlag angeboten, weil Mittelalter und frühe Neuzeit momentan nicht gehen."
"Naja, vielleicht kommt es ja wieder."
"Vielleicht schreibe ich in der Zwischenzeit noch etwas anderes."
"Der Harry Potter ist ja gegangen wie geschnitten Brot! Den haben sie sich doch gegenseitig aus den Händen gerissen.
"Ich bin mitten in der Nacht aufgestanden wenn der neue Harry Potter ausgeliefert wurde", warf die junge Zahnarzthelferin ein.
Der Zahnarzt und ich gestanden, ihn nicht gelesen zu haben.
"Und heute, mit dreißig, ist man selbst für die Disco zu alt", neckte er sie.
Da fiel mir etwas ein.
"Als wir Mitte dreißig waren, tönte es uns aus der Nagolder Disco entgegen: "Oje, das kommt das Altersheim!"
Dienstag, 30. April 2024
Wie lebt man in einer Welt, in der plötzlich alles anders wurde?

Freitag, 22. März 2024
Digitales und reales Leben-und das Schreiben
Kürzlich sah ich einen Beitrag im Fernsehen - kann sein, es war bei "Nuhr im Ersten", der mir immer wieder gute Laune macht - , in dem davon die Rede war, dass fast jeder von uns so ziemlich neben dem realen auch im digitalen Leben zuhause sei. Das stimmt, und es trifft auch auf mich zu, seit etwas mehr als 20 Jahren. Mein Partner hat keinen Computer und kein Smartphone und verweigert sich auch weiterhin allem Digitalen. Das hat seine Vor-, aber natürlich auch seine großen Nachteile. Er steht mit beiden Beinen fest auf der Erde, redet gern fremde Menschen an, ordnet die regionalen Bücherschränke und ist frei von jeder digitalen Belästigung. Auf der anderen Seite weiß er nicht mehr, wieviel auf seinem Konto ist, weil keine Papierauszüge mehr verschickt werden. Und es kommt zu partnerschaftlichen Spannungen, wenn ich mich zu lange in den digitalen Räumen aufhalte. Dabei habe ich die sozialen Medien schon stark in den Hintergrund geschoben, bin vor allem in einem der größten deutschen Autorenforen unterwegs. Und bin auch dem damit verbundenen Stress ausgesetzt. Eigentlich finde ich es blöd, nicht mal schnell auf einen Kontoauszug blicken zu können. Ich finde es stressig, ständig neue Updates machen zu müssen, den Spam zu verschieben und zu löschen und meine richtigen Mails daraus hervor zu picken. Aber ich kann überall, im Café und sonst wo, auf meinem Smartphone die neuesten Nachrichten und so weiter abrufen. Selbst das Schreiben von Romanen habe ich vor mehr als 20 Jahren durch den Computer gelernt-in einer Schreibwerkstatt.
Mit dem Veröffentlichen der Romane war dann das große Fieber erwacht, dass mich immer wieder dazu angetrieben hat, weiterzuschreiben, aus einem unendlichen Pool von Ideen zu schöpfen. Doch je mehr im Lauf der Jahre der Buchhandel in die Krise geriet, desto mehr gerieten auch wir Autoren und Autorinnen in die Bredouille. Es ging und geht immer mehr um Sichtbarkeit, um die großen und kleineren Verlage und darum, die Verlage von weiteren Romanen zu überzeugen. Die sich schließlich finanziell auch für sie lohnen mussten. Viele sind ins Self Publishing gegangen, auch ich habe zwei Verlagsbücher und einen weiteren neuen Roman im SP herausgebracht. Das ist aber mit noch viel mehr Stress verbunden, wenn man nicht sofort mit einem Thriller auf Platz eins der Charts landet. Immer aber ist es nicht etwa damit getan, mit Lust und Freude zu recherchieren und den Roman bestmöglich zum Abschluss zu bringen, sondern man muss ihn auch auf den sozialen Kanälen bewerben. Habe ich gemacht, aber die Verkäufe liefen doch vor allem über den Buchhandel und das Internet. Alles, was man seinem Roman noch Gutes antun will, indem man Leserunden bei Lovelybooks organisiert-die neuerdings um die 99 Euro pro Session kosten, falls man eine Verlosung startet. Manche bewerben die Bücher auch bei Tiktok, Instagram usw., schreiben Buchblogger an und sind dermaßen involviert, dass ich mich manchmal frage, wie sie überhaupt noch zum Leben kommen.
Heute hat mich eine Unterhaltung in einem Forum dazu gebracht darüber nachzudenken, was eigentlich wesentlich ist im Leben. Beim Schreiben ist es wesentlich, Spaß an der Gestaltung eines Werkes zu haben. Wenn man es veröffentlichen kann, stellt man es sich ins Regal und geht ins Leben zurück und schreibt weiter. Im Leben sind es die Familie und die sozialen Beziehungen und vor allem das Vertrauen in die Menschen und in den Staat, wie es die Finnen gerade mal wieder als "Glücksnation Nr. 1" bewiesen haben.
Samstag, 16. März 2024
Kann die Künstliche Intelligenz einen Roman schreiben?
Samstag, 9. März 2024
Mein neuer Roman ist fertig!
Nach etwas mehr als einem Jahr habe ich meinen neuen historischen Schwarzwaldkrimi fertiggestellt. Titel: "Tod im Glaswald" oder "Die Tochter des Apothekers". Jetzt lasse ich ihn erst einmal etwas ruhen, bevor ich entscheide, wohin ich ihn schicken werde. Die Arbeit hat mir zunehmend Spaß gemacht, und mir hat sich ein ähnliches Universum aufgetan wie bei meinem historischen Krimi "Das Vermächtnis des Bischofs" alias "Teufelswerk". (Der verkauft sich übrigens auch heute noch, nach mehr als zehn Jahren.)
Klosterstadt Waldbronn im Jahr 1522. Aus den umliegenden Dörfern verschwinden immer wieder Bauernkinder, einige von ihnen werden tot aufgefunden. Die Apothekertochter Maria und ihr Freund Valentin kommen einem Mörder auf die Spur und geraten dadurch schließlich in Lebensgefahr. In der rasant fortschreitenden Handlung, in der auch berühmte Gestalten wie Martin Luther, Philipp Melanchthon sowie der Buchdrucker Froben aus Basel auftreten, entwickelt sich eine spannende Geschichte mit überraschenden Wendungen und tiefen Abgründen. Maria und Valentin stellen sich sich viele Hindernisse in den Weg. Krankheiten wie der Englische Schweiß, der Hexenwahn, die unerbittliche Feindschaft zwischen den Religionen und die zunehmende Unruhe unter den Bauern.
Das ist die Nieswurz, eine Pflanze, die eigentlich giftig ist, aber als Heilpflanze schon immer genutzt wurde. Sie spielt eine gewisse Rolle in meinem historischen Krimi.
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Montag, 26. Februar 2024
Irrfahrt
Ein Frühlingstag nach langen grauen, kalten Wochen, da schwärmen wieder alle aus, und auch wir machten uns heute auf zu unserem Lieblingskurpark in Bad Imnau im Eyachtal. Es ist einer der schönsten kleinen Parks in der ganzen Umgebung, diente früher einmal als Heilstätte, als Stahlbad - mit allen Annehmlichkeiten, die Kuranlagen zu bieten haben. Dann nahm, zuletzt wegen Corona, die Frequenz der Besucher ab, und heute sind dort nur noch die schönen alten Häuser, die Parkanlagen und die tausende von Schneeglöckchen, Krokusse und Winterlinge zu bewundern.
Auf der Suche nach einem nicht überfüllten Café gerieten wir dann arg in die Bredouille. Unterhalb der Hohenzollernburg folgten wir einem Weg, der sich schließlich als Waldweg entpuppte und auf dem man nicht mehr wenden konnte. Mehrmals begegneten wir Autos, an denen wir nur haarscharf vorbeikamen. Und landeten schließlich bei einer Kapelle, die wir von früher her kannten und bei der wir schon schöne Wander-und Vesperstunden verbrachten. Jetzt hatte sich der Himmel zugezogen, alles grau in grau, und ein eisiger Wind trieb uns bald wieder in den Wagen. Wer war nun schuld an dieser ganzen Misere? Ich, du? Wer hat die falschen Entscheidungen getroffen? Warum hängt uns alles zum Hals heraus? Die Politiker und durchgeknallten Typen, die unsere Welt immer unbewohnbarer machen? Die Menschen, die nicht mehr lesen und keine Livemusiik mehr hören wollen, sondern ständig Spaß brauchen - mit Kreufahrtschiffen die Meere verunsichern, im Jet um die Erde düsen, mit Jeff Bezos ins All abheben? Was, wenn Putin Polen angreift? Was, wenn wir keinen Platz mehr finden, an dem man sich wohl fühlen kann? Ein Streitgespräch! Man kann sich von den Spaßvögeln was abgucken: einfach mal den Dreck ausblenden und das Leben wie früher genießen! Und die Plätze finden wir wieder, heute war es der Italiener neben dem Rathaus in Rottenburg. Italien ist das Land, wo die Zitronen blühn. Und wie hieß das Lied in diesem Stück von Brecht? "Am Grunde der Moldau, da rollen die Steine es liegen drei Kaiser begraben in Prag. :.. Und gehn sie einher auch wie blutige Hähne, es wechseln die Zeiten, da hilft kein Gewalt."
Samstag, 3. Februar 2024
Im Auge des Sturms
Gestern, bei schon fast frühlingshaften Temperaturen, haben wir uns mal wieder aufgerafft und sind ins Neckartal hinuntergefahren, wo schon die ersten Winterlinge ihre Köpfchen aus den Beeten steckten, goldgelb und kugelig prall gefüllt. Gefühlt hundert oder tausend mal erfahren ist diese Landschaft für uns, und doch kann man immer wieder staunen über die Ruhe, die stillen Orte und die Pappeln mit ihren gewaltigen Mistelbüschen an den Zweigen. In Rottenburg die Frage, wo man in Ruhe und angenehmer Gesellschaft seinen Kaffee trinken könnte. Dabei kommt es zu Irritationen. Wo sind die Kneipen und Cafés, in denen wir uns früher immer so wohl gefühlt hatten, vor allem jetzt im Winter, wenn der Wind eisig um die Ecken pfeift? Der Italiener am Marktplatz ist proppenvoll, also geht es zum Bäckereicafé, wo sich nichts verändert hat. Auf dem Rückweg dann ein kleiner Buchladen, in dem wir vor Corona schon mal waren.
Ich krutschle draußen in den Büchern und entdecke Namen und Titel, die ein ganzes Leseimperium in mir wachrufen. Ja, es ist ein kleines Antiquariat, und ich erstehe ein Buch von Ehrenfried Kluckert über Tübingen und das Ammertal sowie eins über die Schwabenkinder von Elmar Bereuter. Dann winkt mein Freund mich in die Buchhandlung hinein. Dort sitzen drei ältere Herren und schauen mir freundlich-erwartungsvoll entgegen. Bestimmt hat mein Partner erzählt, dass ich Bücher veröffentlicht habe und eins schon in der Buchhandlung gestanden hätte. "Das hab ich mir schon gedacht", sage ich, worauf alle in Lachen ausbrechen. Die Print-Bücher sind natürlich alle vergriffen, sage ich zu den Ladeninhabern. Nach einem wechselseitigen Gespräch über die Schwierigkeiten, heute noch in den Buchhandlungen fündig zu werden- die anderen Gäste sind inzwischen gegangen - laden die beiden uns zu einem Kaffee ein. Es war ein halbe Stunde, die mich aus der Welt heraushoben wie im Auge eines Sturms, der gerade über die Welt hinwegfegt. Über das Streiten, das gleichzeitig größte Nähe und größte Distanz hervorruft und die Fronten klärt. Über Hermann Hesse, der ihr Lieblingsschriftsteller ist und auch unserer, und ich sage, dass ich immer, wenn ich nichts mehr zum Lesen finde, wieder zu ihm greife. Insgeheim denke ich auch an den Absatz, den Hesse-Bücher gerade bei Amazon erfahren. Wir reden über das Calwer Hesse-Museum, über Kloster Maulbronn und Montagnola, wo wir im Garten der Casa Camuzzi alles so vorfanden wie in "Klingsors letzter Sommer" beschrieben. Im "Knulp" fand ich gerade einen Traum, der einem von mir total glich, nämlich eine ruinöse Welt, in der ich und andere Menschen nach Sinn, einem Haltepunkt und Heimat suchten.
Dann wieder hinaus in diese Welt, mit ihren Autokolonnen und ihrem ganzen Chaos. Im "Krokodil" in Rottenburg hatten wir früher schöne Stunden verbracht, mehr noch in dem Mössinger Krokodil oder im Gleis Süd in Horb, also ließen wir uns einen großen Cheeseburger mit Speck bringen. Enttäuschung. Der Tee war lauwarm, der Käse des Cheeseburger kalt. Und das für 35 Euronen! Aber es bleibt dabei: Es gibt noch Inseln im Auge des Sturms, in denen man sich von den Gegenwartsschrecken erholen kann. Den Protesten und der Gewalt in der Welt begegnet man ja eh tagtäglich in den Nachrichten, den Medien und auf der Straße- Traktoren, Menschenmassen gegen rechts und immer neuen Klima-und sonstigen Katastrophen.
Dienstag, 26. Dezember 2023
Frohe Weihnachten
Am Heiligen Abend zeigt sich die Stadt Nagold als ein Weihnachtsmärchen. Auch wenn alle Geschäfte geschlossen sind und nur ein paar Dutzend Menschen durch die beleuchteten Gassen schweifen, liegt ein Schimmer von Frieden über der Szenerie.
Das Rathaus erstrahlt in den Farben eines Lebkuchens, Musik ertönt, und Worte des Kleinen Prinzen werden über Lautsprecher vorgetragen.
""Man kennt nur die Dinge, die man zähmt", sagte der Fuchs. "Die Menschen haben keine Zeit mehr, irgendetwas kennen zu lernen. Sie kaufen sich alles fertig in den Geschäften. Aber da es keine Kaufläden für Freunde gibt, haben die Leute keine Freunde mehr. Wenn du einen Freund willst, so zähme mich!"
Weiter an den Schaufenstern und am ständigen Weihnachtsmarkt mit der verlassenen Eisbahn vorbei. Angesichts der alten Mauern fällt mir das Weihnachtsgedicht ein, das ich als Kind unterm Baum aufgesagt habe.
Markt und Straßen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.
An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.
Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins freie Feld,
Hehres Glänzen, heilges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!
Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schnees Einsamkeit
Steigt‘s wie wunderbares Singen -
O du gnadenreiche Zeit!
Joseph von Eichendorff (1788-1857)