Freitag, 22. März 2024

Digitales und reales Leben-und das Schreiben

 


Kürzlich sah ich einen Beitrag im Fernsehen - kann sein, es war bei "Nuhr im Ersten", der mir immer wieder gute Laune macht - , in dem davon die Rede war, dass fast jeder von uns so ziemlich neben dem realen auch im digitalen Leben zuhause sei. Das stimmt, und es trifft auch auf mich zu, seit etwas mehr als 20 Jahren. Mein Partner hat keinen Computer und kein Smartphone und verweigert sich auch weiterhin allem Digitalen. Das hat seine Vor-, aber natürlich auch seine großen Nachteile. Er steht mit beiden Beinen fest auf der Erde, redet gern fremde Menschen an, ordnet die regionalen Bücherschränke und ist frei von jeder digitalen Belästigung. Auf der anderen Seite weiß er nicht mehr, wieviel auf seinem Konto ist, weil keine Papierauszüge mehr verschickt werden. Und es kommt zu partnerschaftlichen Spannungen, wenn ich mich zu lange in den digitalen Räumen aufhalte. Dabei habe ich die sozialen Medien schon stark in den Hintergrund geschoben, bin vor allem in einem der größten deutschen Autorenforen unterwegs. Und bin auch dem damit verbundenen Stress ausgesetzt. Eigentlich finde ich es blöd, nicht mal schnell auf einen Kontoauszug blicken zu können. Ich finde es stressig, ständig neue Updates machen zu müssen, den Spam zu verschieben und zu löschen und meine richtigen Mails daraus hervor zu picken. Aber ich kann überall, im Café und sonst wo, auf meinem Smartphone die neuesten Nachrichten und so weiter abrufen. Selbst das Schreiben von Romanen habe ich vor mehr als 20 Jahren durch den Computer gelernt-in einer Schreibwerkstatt.

Mit dem Veröffentlichen der Romane war dann das große Fieber erwacht, dass mich immer wieder dazu angetrieben hat, weiterzuschreiben, aus einem unendlichen Pool von Ideen zu schöpfen. Doch je mehr im Lauf der Jahre der Buchhandel in die Krise geriet, desto mehr gerieten auch wir Autoren und Autorinnen in die Bredouille. Es ging und geht immer mehr um Sichtbarkeit, um die großen und kleineren Verlage und darum, die Verlage von weiteren Romanen zu überzeugen. Die sich schließlich finanziell auch für sie lohnen mussten. Viele sind ins Self Publishing gegangen, auch ich habe zwei Verlagsbücher und einen weiteren neuen Roman im SP herausgebracht. Das ist aber mit noch viel mehr Stress verbunden, wenn man nicht sofort mit einem Thriller auf Platz eins der Charts landet. Immer aber ist es nicht etwa damit getan, mit Lust und Freude zu recherchieren und den Roman bestmöglich zum Abschluss zu bringen, sondern man muss ihn auch auf den sozialen Kanälen bewerben. Habe ich gemacht, aber die Verkäufe liefen doch vor allem über den Buchhandel und das Internet. Alles, was man seinem Roman noch Gutes antun will, indem man Leserunden bei Lovelybooks organisiert-die neuerdings um die 99 Euro pro Session kosten, falls man eine Verlosung startet. Manche bewerben die Bücher auch bei Tiktok, Instagram usw., schreiben Buchblogger an und sind dermaßen involviert, dass ich mich manchmal frage, wie sie überhaupt noch zum Leben kommen. 

Heute hat mich eine Unterhaltung in einem Forum dazu gebracht darüber nachzudenken, was eigentlich wesentlich ist im Leben. Beim Schreiben ist es wesentlich, Spaß an der Gestaltung eines Werkes zu haben. Wenn man es veröffentlichen kann, stellt man es sich ins Regal und geht ins Leben zurück und schreibt weiter. Im Leben sind es die Familie und die sozialen Beziehungen und vor allem das Vertrauen in die Menschen und in den Staat, wie es die Finnen gerade mal wieder als "Glücksnation Nr. 1" bewiesen haben.



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