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Donnerstag, 17. Oktober 2024

Tod im Glaswald

Mein neuer Roman "Tod im Glaswald", ein historischer Krimi aus dem späten Mittelalter, spielt im tiefsten Schwarzwald in einem bedeutenden Kloster. Er ist fertig geschrieben, und ich habe ihn mitsamt Exposé, Leseprobe, Vita und Bibliografie an einige größere Verlage geschickt. Die Wartezeit beträgt durchschnittlich drei Monate. Zwischenzeitlich möchte ich ihn hier einmal vorstellen. Die historischen Hintergründe sind belegt, die Geschichte selbst fiktional. Worum es geht:
Alpirsbach 1522. In der Stadt  tobt ein heftiger Glaubenskampf zwischen Katholiken und Lutheranern,  als auf unerklärliche Weise immer wieder Kinder verschwinden. Die 18-jährige Maria glaubt, während eines schweren Wintersturms, bei dem sie fast ums Leben gekommen wäre, schemenhaft den Mord an einem Kind gesehen zu haben. Am nächsten Tag kehrt sie an den Ort zurück und findet die Leiche des kleinen Hans. Maria schwört bei Gott,  den Mörder vor den Richter zu bringen. Doch dann kommt sie einem teuflischen Intrigenspiel auf die Spur und gerät dabei selbst ins Visier des Täters. 

Das Buch ist in einer Zeit großer Umbrüche angesiedelt und an den historischen Kontext angepasst, so dass auch in der Zeit lebende Persönlichkeiten wie Martin Luther, Philipp Melanchthon und Erasmus von Rotterdam eine Rolle spielen. 

 Hier noch ein paar Bilder aus der Gegend, in der dieser Roman spielt.


Kloster Alpirsbach



Der rote Fingerhut

 







Die schwarzen Flüsse 




Herbst
Typische Feldhütten
Granitblöcke auf dem Kniebis


Sonntag, 10. September 2023

Reise in die Vergangenheit

 Bei einer Fahrt zu einem Rechercheort musste ich kürzlich bitteres Lehrgeld bezahlen. Das Kloster Alpirsbach, das mir schon einmal als Romanvorlage gedient hatte ("Die Pilgerin von Montserrat") hat mir keinerlei Gefühl von dem vermitteln können, wie ich es damals bei der Recherche empfunden habe. Überhaupt scheint das Gespür für die Orte und Personen verlorengegangen zu sein. Ich sah nur Baustellen vorm Kloster, Verkehr ohne Ende im Kinzigtal, und das einzig Schöne war der Besuch in Wolfach (auch ein Spielort meines neuen historischen Kriminalromans), aber viel zu heiß und vom Verkehr durchjagd wie eine Straße der Landeshauptstadt. Für das Foto musste ich lange warten, bis kein Auto mehr kam.



In Freudenstadt mit dem arkadengesäumten Marktplatz von Heinrich Schickart dann das nächste Übel. Ich weiß, dass seit Corona überall Personal in den Gastwirtschaften fehlt und viele auch schließen mussten. Leider hat das zu einem fast völligen Verlust von dem geführt, was man früher einmal "gutes Essen" nannte. Was für herrliche Braten und Schnitzel gab es früher in dem Gasthaus unter den Arkaden, dessen Namen ich vergessen habe, und aus dem uns nun Leere entgegengähnt. Im bayerischen Stüberl, in dem ich einst versehentlich eine Papierserviette an der Kerze entzündete und die Kellnerin das mit dem Bier meines Partners löschte (wir lachen heute noch darüber) war das Essen damals noch genießbar. Jetzt weist ein Schild den hungrigen Gast an, stehen zu bleiben und sich einweisen zu lassen. In Dornstetten ist der Grieche mit seinem Spitzengyros kein Grieche mehr, statt dessen riecht es schon so übel, dass wir gleich wieder aufstehen und gehen. Beim Chinesen das Gleiche. Kein Büffet mehr, und kaum Gäste.
Freudenstadt im Schwarzwald



Wo ist die alte Zeit geblieben, die Zeit des freien Wählens, der Kulinarik, der Lebensfreude? Heute Abend haben wir es gesehen und erlebt. Sie hat sich in stille Winkel zurückgezogen, in Nischen, wo etwas von dem überlebt hat, was mich einmal zu ganzen Romanen angeregt hat. Wandern auf der Alb? Fehlanzeige! Nicht nur wegen der Hitze, der schöne alte Traufweg war verdorrt, verbreitert und von abgeholztem Gebüsch umgeben. Nur in Ebingen gab es erstaunlich viele Cafés und Wirtschaften und ein fröhliches Leben. 
Heute, nach einem wieder sehr heißen Tag (es gab in diesem  Sommer wohl, laut eines Zeitungsberichtes, 72 Tage, die zu heiß waren und ca. 25 Tage, die zu kalt waren) sind wir abends noch auf die Gündringer Höhe gefahren. Da saßen ein paar Alteingesessene vor ihrem Bier und ihrem Korn. Wir setzten uns an einen Tisch daneben, und bald kamen die Erinnerungen. Das Dorf mit seinen ganz besonderen Leuten, mit seiner ganz besonderen Wirtschaft, die seit Corona ebenfalls geschlossen ist. Hier, im Biergarten weitab von allem, genießen alle noch eine Narrenfreiheit, die Luft ist lau, die Sterne sind nicht zu sehen, die Wirtin ist müde, sie schuftet Tag und Nacht, aber sie macht das, weil sie ihre Gäste glücklich sehen will. Alle Figuren dieses Dorfes steigen vor unseren Augen wieder empor, die Lebenden und die Toten, die Nächte in den beiden Wirtschaften, der Martinsritt, die Silvesterfeiern der Jugend, die alles zerdonnerte und vernebelte, die Streiche  in der Nacht zum 1. Mai, der Waldschrat, der täglich mit seinem Rucksack in die Stadt wanderte und zurück und sich versteckte, wenn man ihn am Waldrand antraf. Die alte Frau mit den Katzen in ihrem Hexenhäuschen, das jetzt verfallen ist. All das hat mal gelebt und geblüht und gefeiert und ist mir so eingebrannt, dass ich vor einigen Jahren einen Krimi darüber geschrieben habe. Einen Mord gab es nämlich auch in dem Dorf, nach einer Feier im Festzelt. Da wurde eine Mutter von fünf Kindern nachts am Wegesrand von einem Mitzecher ermordet. Und das hat mich dazu gebracht, meinem Krimi "Martinsmorde" zu schreiben.

Sonntag, 6. August 2023

Kleine Oasen im Schwarzwald

 




Wir leben in einer Gegend, die total zersiedelt, zubetoniert, von Autobahnen und Straßen zerschnitten ist, und täglich kommen neue Fertighäuserschachteln dazu, neue Baustellen, Umleitungen, Sperrungen und eine Vielzahl von Autos. Letzteres ist u.a. der Daimler-AG im nahen Sindelfingen geschuldet. In der Stadt gibt es an Hitzetagen wenig Schatten, nur der Fluss Nagold spendet etwas Kühle. Wo ist der klimagerechte Umbau geblieben? Wohin kann man sich retten, wenn sich doch seit Corona und dem Kriegsausbruch ziemlich alles noch verschlechtert hat? Fehlendes Personal in den Gaststätten, Bäckereien, im Freibad und sogar im Autohaus. Die Verteuerung, die ewigen Kriege und Katastrophen.

Auf der anderen Seite leben wir in einer der schönsten Ecken Deutschlands. Zwischen Schwarzwald, Neckar und schwäbischer Alb, dort, wo andre Leute jetzt gerade Urlaub machen. Der Bodensee ist auch nur eineinhalb Fahrstunden entfernt. Wenn man nicht mit dem Auto oder dem Flugzeug in die Ferien flüchtet, gibt es hier noch viel vom Ursprünglichen zu sehen. Und es gibt auch noch kleine, feine Kultur ohne Massenansturm. Neulich fand in Horb, einer Nachbarstadt, das so genannte Brückenfest statt, acht Bands spielten an verschiedenen Stellen des Ortes. Die Karibik-Klänge am Bahnhof haben uns nicht so gelockt, aber es gab auch sonst viel zu sehen und zu hören.  Am lustigsten waren die Älteren drauf, die in einer Gasse Richtung Neckar das Tanzbein schwangen. Rock in der Hirschgasse und E-Gitarren im Biergarten des Klosters. Dass es keinen großen Besucherandrang gab, liegt an der neuen Zeit. Vor allem die Jüngeren sind medial unterwegs oder hängen auf den Parkplätzen und Tiefgaragen mit Bierdosen herum.

Von ganz oben, vom Rathaus in Horb, kann man die Stäffele hinuntersteigen


Nächste Station war dann die Nachbarstadt im Westen: Altensteig, geprägt von der Flößerei. Stimmte mich hervorragend auf das Mittelalter/ die frühe Neuzeit ein, in der mein neuer Roman "Tod im Glaswald" spielt. Auch wenn Altensteig nicht der Spielort ist, sondern die Klosterstadt Alpirsbach, wo wir schon sehr oft gewesen sind.
Altensteiger Schloss mit schönem Museum




Die Königsbank von Wilhelm I. von Württemberg

Eine der schönsten Oasen habe ich in meinem Garten mit dem großen Nussbaum und beim Schreiben dort und anderswo. Schreiben ist eine Leidenschaft, die nicht nur Leiden schafft, sondern auch sehr motivierend und erfreulich sein kann! 




Das ist eine Seite aus meinem Schreibprogramm "Papyrus Autor". Rechts und links vom Text kann man sich Bilder und Links wechselnd speichern, (insgesamt achtmal), so dass man immer die Szenen und Personen vor Augen hat. Mit dem Programm habe ich schon viele Romane geschrieben und kann es nur empfehlen!


Dienstag, 24. Januar 2023

Eiskalte Förde

Das Schreibteufelchen und mein Sohn David haben mir offensichtlich einen Anstoß gegeben! Von den drei, vier Ideen, die ich seit Monaten mit mir herumtrage, habe ich jetzt mal zwei herausgefischt und dafür Projekte bei Papyrus Autor, dem kreativen Schreibprogramm, angelegt. Die Titel lauten

1. Tod im Glaswald

Ein historischer Krimi aus dem Schwarzwald  von 1521. Vorbilder sind die Umgebung der Klöster Alpirsbach und Wittichen im Kinzigtal.

Bei Wittichen

Heustadel im Schwarzwald

Glaswaldsee
In dem Programm "Papyrus Autor" bekommt jede Figur einen Platz in der Figurendatenbank. Recherchematerial kommt in die Recherchedatenbank, dann gibt es noch ein Denkbrett. Neu angewendet habe ich diesmal das Klemmbrett rechts und links vom Text. 8 Stück habe ich angelegt- rechts Fotos, links Schnipsel und Notizen sowie externe Links zu Internetseiten. So muss ich nicht - wie bei meinen ersten Büchern - dauernd in Zetteln und Büchern herumkramen oder mich aus dem Schreibprozess rausreißen, um ins Internet zu gehen.

Das zweite Projekt, das mir schon seit zwei Jahren im Kopf rumgeht, heißt jetzt: "Eiskalte Förde", als Fortsetzung der "Mörderischen Förde". Auch dafür habe ich ein Projekt angelegt und sammle nebenher Material dazu. Darauf gebracht hat mich ein Zeitungsartikel, der die Zustände in Flensburg im Mai 1945 beschreibt, als sich hier das ganze Nazigesindel und unvorstellbar viele Flüchtlinge befanden. Ein weiterer Zeitungsartikel über gestohlenes Raubgut (Bilder) wies dann die Richtung: Eine Biografin in Wassersleben wird gebeten, in einer familiären Sache zu ermitteln ...

Eiskalte Förde

(Reise mit David 2916)


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An der Schusterkate ff.




Flensburger Hafen


Roman Nr. 3 mit dem Arbeitstitel: "Tod in der Marmorsäge" spielt wieder im Schwarzwald des 19. Jahrhunderts, in einem Sanatorium für Tuberkulosekranke. Da habe ich aber noch kein stimmiges Konzept. Und last not least hätte ich auch Lust, irgendwann mal über die gesammelten Wander-und Reiseabenteuer zu schreiben-vom Schwarzwald über die schwäbische Alb, den Bodensee, den Neckarraum, das Fränkische, wo es auch heute noch stille Flecken gibt, über bayerische Städte, Kirchen, Klöster und Biergärten bis hin zu Weimar und den Norden, Flensburg inklusiv! Hier noch ein Screenshot vom Papyrus-Dokument

Montag, 26. Dezember 2022

Rückkehr des Schreibteufelchens

😈Heute ist mein alter Freund, das Schreibteufelchen, auf meiner Seite vorbeigekommen und hat sein Näschen, noch vom Ruß geschwärzt, hinter die Kulissen gesteckt. Seit mehr als einem Jahr nichts mehr los hier, hat es sich gesagt und die Statistiken betrachtet. 760 Einträge in ca. 14 Jahren, seit Oktober 2008, das sind pro Jahr etwa 50, das heißt einmal wöchentlich erschien hier durchschnittlich ein Eintrag. Chapeau!, ruft das Schreibteufelchen. Und wieso hat es dann plötzlich aufgehört? Letzten Monat gab es noch über 2000 Zugriffe, obwohl kein Input mehr reinkam. Auch wenn das Robots gewesen sein sollten.

Naja, kann mir schon denken, was los war. Es passierte ja nix mehr, als Corona auftrat, man konnte nirgends mehr hin, nichts erleben. Dann noch der Krieg, die Klimakrise, die schwäbische Alb war so vertrocknet, dass man sie nicht mal mehr fotografieren mochte. Schreibkrise, weil der letzte Verlag dicht gemacht hat. Und die Ideen wollten dann nicht mehr so purzeln bzw. die schienen alle so banal. Mittelalterkrimi im Schwarzwald? Sanatoriumsgeschichte aus dem 19Jahrhundert? Noch ein Ostseekrimi mit Wurzeln in den Wirren des 2. Weltkriegs? Die Leser und Leserinnen haben die Schnauze voll von Krieg, Seuchen und Problemen, hat es in der Buchwelt geheißen. Und schönreden kann man die Wirklichkeit auch nicht. Du musst aber wieder schreiben, flüstert mir das Teufelchen ins Ohr, denn das war und ist dein Leben! Ich habe es ihm versprochen, jawohl, direkt ins schwarze Händchen hinein. 



Dann die obligatorische Weihnachtstagswanderung über den Egenhauser Kapf, früher mal mit Schnee und "Schmetterling", mit Sonne oder im Regen und Sturm, dass die Haare flogen. Gestern mutete es fast frühlingshaft an, und dann so ein Sonnenuntergangsspektakel! Ich habe auch meinem Sohn David versprochen, mal wieder was in den Blog zu schreiben, denn den hätten doch so viele gelesen, nicht nur Lektor`innen, Fernsehanstalten, Journalisten, alte Freunde und Kollegìnnen, sondern sogar der "Hausmeister" in Kupfermühle bei Flensburg. Ach ja, und letztes Jahr sprach mich der Feuerwehrmeister des Dorfes darauf an, in dem wir uns die Booster-Impfung abgeholt hatten.



Abschluss im China Garden in Altensteig, einem hübschen, etwas verschlafenen Schwarzwaldstädtchen mit viel schwarz-weißem Fachwerk. Hier gibt es in der Nähe eine original wiederaufgebaute Flößerstube, die schon Kulisse für Filme abgab sowie ein Erinnerungsschaufenster an das "Altensteigerle" eine Schmalspurbahn, die früher von Nagold nach Altensteig führte. Natürlich gab es Gemüsesuppe, Wan Tan, Eierreis mit Ente und verschiedene Schätze, denn sonst gönnt man sich ja nicht viel Fleischliches mehr.👿

Dienstag, 27. März 2018

Mein kleines, neues Autorenleben

Heute sah ich den gelben Postwagen auf der Straßenseite gegenüber halten. Der Postbote hatte einen großen weißen Umschlag in der Hand. Das wird doch nicht etwa ... dachte ich, und wischte schnell hinaus. Und tatsächlich, es war der Verlagsvertrag! Ullstein Buchverlage stand ganz groß oben drüber. Es ist der erste Vertrag seit dem Jahr 2012, damals für die Köchin, die im Juni 2013 erschien. Zwischendurch gab es noch eine E-Mail-Vereinbarung für ein Bundle. Seitdem hatte ich zwei SP-Bücher herausgegeben, einen Roman ganz neu geschrieben und einen älteren, dessen Rechte ich zurückbekommen hatte, neu verfasst und erweitert. Dieser Vertrag brachte natürlich einen besonderen Glanz in meine Hütte, die in den letzten Wochen und Monaten meist in Regen, Schnee und Nebel gehüllt war.

Schon in den letzten Tagen hatte ich mich auf mein kleines, neues Autorenleben vorbereitet. Erst einmal machte ich drei Regalfächer mit Büchern und verstaute sie in fünf Stofftaschen. In die Säcke kamen Reiseführer mit Orten, an denen wir schon waren und zu denen wir sicher nie mehr hinfahren würden (auch aus Gründen der Verkehrsstaus), dazu Bücher, die ich gelesen hatte und nicht noch einmal lesen würde sowie alte, nicht besonders gute Abhandlungen über Orte, an denen man heute nichts mehr von dem findet, was beschrieben wird und abgebildet ist. Sie kommen alle in die öffentlichen Bücherschränke. Dann hatte ich mir schon lange vorgenommen, mir endlich einen kleineren, bequemeren Schreibtischstuhl zu kaufen. Weiß der Teufel, was mich damals geritten hat, bei Ikea einen Chefsessel zu kaufen, so groß, dass ich meist krumm und schief darin hing wie ein Autorenzwerg. Hier in der Gegend bekommt man so etwas nicht, und so fuhren wir heute nach Balingen ins Rogg&Roll. Mit viel Tamtam bekam ich meinen neuen Schreitischstuhl endlich ausgehändigt. Ging auch leicht aufzubauen, obwohl ich dabei wie immer ins Schwitzen geriet und mir eigentlich geschworen hatte, nie mehr etwas zusammenbauen zu wollen. (Das letzte war ein Badschränkchen vom Dänischen Bettenlager gewesen, bei dem eine Schraube nicht passte). Dank einer Minitaschenlampe fand ich dann schließlich das Loch für die zweite dicke Schraube, und mittels eines Hammers saßen die Rollen fest wie eingemeißelt. Jetzt sitze ich Auge in Auge mit meinem Laptop, und ich habe das Gefühl, als wäre die mehr oder weniger demotivierende Verlags- und Agentursuche der letzten Jahre in sich zusammengeschnurrt wie ein heißer Luftballon.

Freitag, 16. März 2018

Schmeck den Süden

Kloster in Haslach
Heute mal ein Eintrag ganz profan und ohne speziellen Bezug in eigener Sache. Momentan scheinen alle Autoren und Verlagsmenschen auf der Leipziger Buchmesse zu sein. Ich selbst habe die Gelegenheit ergriffen, meine drei Manuskripte nochmal auf Vordermann zu bringen. Denn sie werden zusammen mit den eingedampften Exposés noch vom Lektorat geprüft. Eigentlich ist es sehr entspannend, erstmal nichts Neues schreiben zu müssen. Am Plot für einen weiteren Schwarzwaldkrimi denke ich noch herum, aber es ist nicht eilig. Es ist Zeit, sich mal wieder dem realen Leben zuzuwenden. Der Ausflug nach Haslach im Kinzigtal war irgendwie berauschend. Bei Temperaturen von 15° und Sonnenschein flanierten die Menschen durch die Stadt und durch die weite, frühlingshafte badische Landschaft. Neben der Fachwerkstadt erweist sich das Kloster mit dem Park und der Statue des badischen Dichters und Pfarrers Heinrich Hansjakob als die schönste Meile (der wird auch in meinem Schwarzwaldkrimi erwähnt, denn ein Teil davon spielt im Kinzigtal). An den Straßenrändern zeigten sich die ersten Anemonen.

Gestern kam dann, das ist man schon gewohnt bei dem Extremklima, der Absturz in die graue Kälte. Doch alles Jammern nützt ja nichts. Was tun, fragten wir uns. Die Polarkälte wird möglicherweise noch die ganze nächste Woche andauern. Überall, bis runter nach Venedig und Marseille. Flucht ist unmöglich, auch wenn uns hier eigentlich gar nichts hält.

Um dem vollkommenen winterlichen Einrosten vorzubeugen, schwamm ich zunächst einmal meine Runden im neuen Neckarbad in Horb am Neckar. Dort gibt es einen Italiener, der eine Gaststätte betreibt, und an der Wand hängt das farbenfreudige Bild einer italienischen Hafenstadt. Die Pizza-und Pasta-Düfte regten den Appetit an, der in letzter Zeit fast vollkommen abhanden gekommen ist. Der lebensfrohe Wirt erzählte uns einiges, unter anderem, dass man nach Meran und Südtirol am besten über den Reschenpass fährt. Wir hatten beschlossen, mal wieder eine renommierte Gaststätte im Eyachtal zu besuchen. Sie gehört dem Verband "Schmeck den Süden"an und verspricht wirklich nicht zu viel. Meine anvisierten weißen Bratwürste mit dem traumhaften schwäbischen Kartoffelsalat, grünem Salat und Brot waren leider ausgegangen. Stattdessen bekam ich einen kleinen Braten mit Spätzle, Soße und Gemüse, mein Partner entschied sich für Putenmedaillons mit Rahmsoße, Früchten und Mandelreis. Und aus seinem Salat war der legendäre Kartoffelsalat schnell verschwunden. Am besten war die selbst gemachte Hollandaise, die das Gemüse umgab. Der eingeschlafene Appetit war wieder zum Leben erwacht! Ich hatte schon mal eine Liste mit guten Lokalen in der näheren Umgebung erstellt. Die sollten wir weiter ausprobieren, sammeln und zusammen mit dem gesamten Material an Wanderungen, Fahrten, Geschichten und Historischem irgendwann einmal doch noch irgendwo herausgeben.

Flößerstadt Wolfach

Samstag, 10. März 2018

Neuer Verlag, neues Glück

Im Schloss Gochsheim/Kraichtal
Am vergangenen Dienstag habe ich den Verlagsvertrag zur Rückzeichnung in den Postkasten geworfen, kurz bevor ich mich unter das Skalpell des Zahnarztes begab. Im Bewusstsein, dass wieder Bewegung in das Schreiben gekommen ist, ließ sich das alles besser ertragen. Gestern fand ich einen Artikel über den Ullstein Verlag, bei dem mir klar wurde, wie der neue Leiter Gunnar Cynybulk im letzten Herbst zu diesem Verlag gekommen ist, in welche Richtung er sich entwickeln könnte und warum ich mich dort gut aufgehoben fühlen kann.

Als nächsten Schritt habe ich mir meine drei Exposés vorgenommen, die in den letzten Jahren keine Heimat fanden. Und fast scheint es mir, dass es an ihnen gelegen hat, warum keine Agentur anbeißen wollte. Ich las mir noch einmal die Exposékritik einer Agentin durch. Und da fiel mal wieder ein kleiner Groschen. Die Exposés waren überladen mit Handlung, Personen und Konflikten. Die habe ich jetzt eingedampft, den zentralen Konflikt und die zentralen Personen stehen lassen und alles, was nicht zum Verständnis beiträgt, gestrichen. Im nächsten Schritt kommt dann das Lektorat, parallell dazu ein Cover, das mir vorgelegt werden soll.

Samstag, 19. August 2017

Warum lieben die mich so?

In den letzten Jahren bekam ich in meiner Terrassenwohnung immer wieder Besuch von den verschiedensten Tieren. Ich selber halte keine, weil wir zu viel unterwegs sind und ich vor allem in den Schreib - und Arbeitsphasen meine Ruhe brauche. Acht Monate lang war es eine weiße Katze, die ich sehr ins Herz gechlossen hatte. Sie hatte es sich in den hübschen Kopf gesetzt, bei mir wohnen zu wollen und von mir versorgt zu werden. Es kam zu dramtischen Szenen, die ich seinerzeit festgehalten hatte. Dann war da mal eine Kröte, die an einem Sommerabend plötzlich unter meinem Sofa hervorkroch. Sie hatte sich wohl vor der Hitze in meine Wohnung geflüchtet. In diesem Sommer, seit einigen Wochen, sind es zwei Grillen, die immer wieder meine Nähe suchen. Eine ist braun, die andere ein grünes Heupferdchen. Wann immer ich ahnungslos dasitze oder stehe, in einem Buch lese oder am PC arbeite, tauchen sie wie aus dem Nichts auf. Besonders die braune. Plopp, da sitzt sie neben mir, oder an der Wand, oder auf meinem Computer, oder sie zirpt unablässig unter dem Sofa.
Daneben scheinen die Nachbarn eine neue Katze zu haben. Leider werden diese Nachbarskatzen immer wieder überfahren, obwohl wir in einer sehr ruhigen Gegend wohnen. Diese ist eine getigerte, ziemlich magere Katze. Zweimal hat sie schon neugierig meine Wohnung durchforscht. Heute aber schlug es dem Fass den Boden aus. Ich weiß, dass Katzen Freundschaftsgaben zu denen bringen, die sie mögen. Aber mit so einer Gabe hatte ich nicht gerechnet. Ich kannte tote Spitzmäuse, die vor meiner Haustür lagen. Heute war es eine mit einem abgebissenen Kopf und daneben noch so eine undefinierbare Wurst. Das lag auf meinem alten Korbstuhl. Ich entsorgte das mit grummelndem Magen, denn auf dem Herd brodelte eine Maultasche, die ich verzehren wollte, bevor wir uns mit Sohn und Freundin in der Stadt treffen. Da taucht die Katze auf, das heißt, sie eilt hinzu, guckt mich mit Riesenaugen an und fragt, wo denn die Maus sei. Springt auf den Korbstuhl, den ich gerade wieder und wieder mit Wasser begieße. Sie macht Anstalten, in die Wohnung zu schlüpfen, wohl, um sich mit mir statt des entgangenen Mäusebratens die Maultasche zu teilen. So einen Fehler will ich nicht noch einmal machen. Ich lichte sie im Wegrennen ab. Wenn das Wasser sie nicht gestört hat, dann der Fotoapparat, denn sie guckt, als wolle ich auf sie schießen, und veschwindet über die Bank nach oben zur Vermieterin.

Montag, 7. März 2016

Wie man einst zur Autorin wurde

Ach, wie berauschend musste es einst gewesen sein, als Frau ein Buch zu veröffentlichen! Fast verspürt man das Bedürfnis, im 18. oder 19. Jahrhundert geboren worden zu sein, der Zeit der Romantik. Eine Dame von Stand, Caroline von Wolzogen, schrieb einen Roman namens "Agnes von Lilien" - über eine junge Frau, die sich in der realen Welt fremd und unverstanden fühlt, sich selber sucht und einen idealisierten Mann gefunden hat. Dafür musste sie sich nicht etwa nach einem Verlag umsehen, und sie musste auch kein Geld damit verdienen. Ruhm war damals alles. Statt einen Verlag zu suchen, gab sie ihn ihrem Schwager Friedrich Schiller zu lesen, der ihn begeistert in seinen "Horen" veröffentlichte. Der Roman wurde Goethe zugeschrieben, später auch Schiller, bis die Identität gelüftet war. Ganz Weimar redete über kein anderes Thema, eine Flut von posiven Rezensionen erreichte die Autorin, berühmte Männer und Frauen der Zeit waren voll des Lobes. Herzog Karl August schickte ihr einen reich verzierten Schrank mit Schubfächern für die weiteren Manuskripte. Sie genoss diesen Ruhm unendlich. Bald geriet sie unter Druck, den nächsten Roman folgen zu lassen, auf den alle Welt schon wartete. Doch was geschah? Schillers Frau wurde schwer krank, und da man das Genie, das gerade an der "Johanna von Orléans" saß, nicht belästigen durfte, wurden ihr Schillers vier Kinder zusätzlich zu ihrem eigenen aufgebürdet, inklusiv der Pflege der Schwester und einem Umzug der Familie. Das hat sie alles geschafft, betrieb auch weiterhin ihren Salon mit den großen Geistern ihrer Zeit. Ernüchtert musste sie feststellen, dass ihr Gatte von Wolzogen mit einer erfolgreichen russischen Brautwerbung für den Herzogsohn zehnmal mehr verdiente als Schiller mit seinen Werken, und für den Rest seines Lebens ausgesorgt hatte. Da musste Caroline nun wirklich nichts hinzuverdienen. Anders war es bekanntlich bei Sophie de la Roche, die als erste finanziell unabhängige Autorin gilt und sich und ihre fünf Kinder mit dem Schreiben durchbrachte. Caroline von Wolzogen und ihr Ehemann wurden von der Weimarer Gesellschaft geächtet, weil sie mit Goethe und seiner Frau Christiane Vulpius verkehrten. Es wurde einsamer um sie. Die Einsamkeit kam ihr aber zu Pass, denn so konnte sie sich immer mehr dem Schreiben widmen. Eines Tages stellte Caroline von Wolzogen fest, dass sie plötzlich 59 Jahre alt geworden war. Die meisten ihrer Lieben - Schiller, ihre Schwester, ihr Ehemann -waren gestorben. Später sollte auch noch ihr Sohn Adolf folgen. Doch es gab immer noch Größen wie Goethe, Alexander von Humboldt oder Charlotte von Stein, die ihre Hand über die Autorin hielten. (Frau von Stein wurde übriges steinalt!) So vollendete Caroline eine Biografie über Schiller und einen zweiten Roman namens "Cordelia". Damit geriet sie aber bald in Vergessenheit.

Heute haben wir keine Herzöge und berühmte Genies, die unsere Bücher fördern und bekannt machen und uns mit Ruhm und Geschenken überhäufen. Wir schreiben Bücher und stellen uns damit an-in der Bücherfabrik. Würden eine Caroline von Wolzogen oder eine Sophie de la Roche heute leben, würden sie einen Salon bei Facebook betreiben, sich von ihren Männern ernähren lassen oder selbst für ihren Unterhalt geradestehen. Auf jeden Fall würden sie ihren Haushalt und ihre Kinder selbst versorgen. Sie würden Bücher und Ebooks bei Verlagen herausgeben oder selber veröffentlichen. Den Platz an der Sonne, den Marmorkuchen müssten sie sich mit tausenden anderer schreibender Männer und Frauen teilen.

Sonntag, 8. November 2015

Kleine Freuden

Stromberger Weinberg im Winter
Nun haben wir den Altweibersommer doch noch einmal zurückbekommen. Und gestern juckte es uns in den Reiseschuhen, endlich mal wieder einen Ausflug in unsere Umgebung zu machen. Alles, was lange wohlbekannt war, erschien in einem völlig neuen Licht - das Nagoldtal mit seinen endlosen Windungen und den schönen alten Städten wie Wildberg, Calw und dem Badeort Liebenzell mit seinem reizollen Kurpark. Im "Kupferhammer" am Rand der Stadt Pforzheim hielten wir spontan an und genehmigten uns eine Latte Machiato im Biergarten. Dazu einen Teller mit Apfelküchle, Vanilleeis und einer Art Blaubeerkompott. Mir fiel ein, wie ich diese Küchle früher für meinenSohn hergestellt habe. Die Kerngehäuse ausstechen, die Äpfel in Scheiben schneiden und durch einen Bierteig ziehen. So werden sie richtig knusprig! Auf dem Weg nach Bauschlott stand - wetten dass! - wieder der Bauer mit seinen Kartoffeln und Gemüsen. Diesmal ging es jedoch nicht nach Maulbronn, sondern Richtung Ötisheim. Dort fanden wir einen Wanderweg, der zunächst als staatlicher Forstweg durch einen bunten Buchenwald führte. Späte Stockschwämmchen wucherten an Baumstümpfen, ein Tintling zerfloss am Wegesrand. Viele Menschen wuselten im Wald herum, nicht umsonst hieß die Gegend "Reisig", das heißt, die Leute holen sich ihre Tannenzweige und ihr Holz für daheim und für die kommenden Advents - und Weihnachtsmärkte. Der Rückweg führte durch eine Art Allee von Eichen, die zum Feld hin gebogen waren. Ich frage mich immer, warum sie zum Feld hin gebogen sind und nicht zum Wald, denn der Wind kommt doch von vorn. Dasselbe Phänomen beobachte ich am Trauf der schwäbischen Alb, wo die glattstämmigen, kleingewachsenen Buchen alle zum Abgrund hin wachsen. Auf jeden Fall ist der Stromberg eine relativ unverbaute Gegend, mit vielen Weinbergen, Feldern, Wäldern, Bächen und schönen alten Weinorten. Von so einem Ausflug komme ich immer völlig aufgetankt zurück. Ich kann mich dann in meine Bude setzen und mich über das neue Ambiente freuen, das ich geschaffen habe. Apricotfarbene Wand, neue Bilder in Rahmen. Und nach dem Wechsel nach draußen geht das Schreiben auf einmal wieder viel zügiger!

Mittwoch, 30. Juli 2014

Interview mit der Autorin Sabine Schäfers

Die Romanautorin und Schriftstellerin Sabine Schäfers lernte ich - zu meinem Glück, möchte ich sagen - vor einigen Monaten kennen und schätzen, und zwar kam der Kontakt über unsere Blogs zustande. Seitdem hat Sabine mich schon bei vielen Dingen unterstützt und stand mir vor allem bei der Veröffentlichung meines zweiten E-Books „Teufelswerk“ zur Seite.

Sabine Schäfers wuchs in den 1970/80ern in der Kurpfalz auf, im Südwesten Deutschlands. Bis 2001 war sie als Rechtsanwältin tätig und studierte Informatik. Heute lebt und arbeitet sie als freie Autorin am Rand des Münsterlands. Dieser Tage erscheint, nach dem E-Book „Himmelsmacht“, ihr zweiter Roman "Leilani. Wohin das Herz gehört". Es ist ein spannender Jugendroman über Familie und Freundschaft, erste Liebe und Erwachsenwerden auf Hawaii – dem Paradies auf Erden.



 
Und hier noch einmal das Interview

Die Romanautorin und Schriftstellerin Sabine Schäfers lernte ich vor einigen Monaten
kennen und schätzen – und zwar kam der Kontakt über unsere Blogs zustande. Seitdem hat Sabine mich schon bei vielen Dingen unterstützt und stand mir beratend vor allem bei der Veröffentlichung meines zweiten E-Books „Teufelswerk“ zur Seite.

Sabine Schäfers wuchs in den 1970/80ern in der Kurpfalz auf, im Südwesten Deutschlands. Bis 2001 war sie als Rechtsanwältin tätig und studierte Informatik. Heute lebt und arbeitet sie als freie Autorin am Rand des Münsterlands. Dieser Tage erscheint, nach dem E-Book „Himmelsmacht“, ihr zweiter Roman Leilani | Wohin das Herz gehört. Es ist ein spannender Jugendroman über Familie und Freundschaft, erste Liebe und Erwachsenwerden auf Hawaii – dem Paradies auf Erden.

Liebe Sabine, ich freue mich, dass du dich bereit erklärt hast, dich von mir interviewen zu lassen. Dein Weg zum Buch war ein ganz eigener, und im April des Jahres hast du deinen Mystery-Thriller „Himmelsmacht“ erfolgreich veröffentlicht. Ein Jugendroman, ein Thriller, ein Jugendthriller und ein Science-Fiction-Roman werden folgen. Nun zu meiner ersten Frage:

Hat ein bestimmtes Ereignis in deinem Leben dich dazu bewogen, zu schreiben? Oder hast du es einfach schon immer gern getan? Welche Bedeutung hat das Schreiben für dich?

Wie viele Autoren war ich vor allem sehr früh Leserin. Ein Buch hatte ich eigentlich immer in der Hand – oder auch einen Comic. Thematisch hab ich vor wenig Halt gemacht. Götter- und Heldensagen las ich genauso gern wie Tim und Struppi oder Wondergirl, Erich Kästner war mir so lieb wie Mark Brandis. Meine ersten bewussten Schreib-Erlebnisse waren meine Erlebnisaufsätze für die Schule. Die waren immer abenteuerlich und auf Spannung getrimmt, und ich erinnere mich noch an die Diskussion in der Klasse, ob ein Ertrinkender bei einem Badeunfall wirklich sein ganzes Leben an sich vorbeiziehen sieht ...

Wahrscheinlich war es ein logischer Schritt vom Lesen über kindliche Rollenspiele zum Erfinden von abenteuerlichen Geschichten. Sie aufzuschreiben ist dann fast schon Notwehr, damit in meinem Kopf Platz frei wird für neue Geschichten, die mich eigentlich ständig anspringen. Zu Schreiben vereinnahmt einen sehr, nicht nur während des Tippens. Die Gedanken stehen ja nie still, nicht mal unter der Dusche oder beim Bügeln. Mit Familie und Beruf ist es schwierig, allen Erwartungen gerecht zu werden. Es gab Momente, in denen ich glaubte, das Schreiben aufgeben zu müssen, weil es so viel Raum und Zeit in Anspruch nimmt. Das hat aber nie geklappt, nicht einmal kurzfristig. Ich werde unausgeglichen und unleidlich, wenn ich nicht schreibe, das kann niemand wollen :D

In deinem Debütroman „Himmelsmacht“ geht es um die Fotografin Katerina, die verhaftet und beschuldigt wird, einen unersetzlichen Kultgegenstand gestohlen zu haben. Sie gerät in parallele Dimensionen und wird in einen uralten Krieg hineingezogen. Schon einmal kam in ihrem Umfeld ein Mensch grausam zu Tode, aber sie kann sich an nichts erinnern. Wie kamst du auf diese Idee?

Wie es das Klischee will, stammen die ursprünglichen Ideen aus einem Traum. Bis daraus aber eine in sich schlüssige Handlung wurde, dauerte es Jahre, in denen ich unzählige erste Kapitel verfasste und wieder verwarf. Die heutige Fassung hat nur noch wenig Gemeinsamkeiten mit meinen ersten Entwürfen und entwickelte sich während des Schreibens ständig fort. Ich bin mehr Bauchschreiberin als Planerin. Ganz ohne Vorarbeiten läuft es auch bei mir nicht, aber in der Regel passe ich lieber einen Handlungsstrang im Nachhinein an, als mich mit Planungsspielen aufzuhalten, die ich dann nachher doch verwerfe.

Dein nächster Roman spielt auf der Trauminsel Hawaii. Hast du eine bestimmte Beziehung zu dieser Gegend?

Ja, 1992 hatte ich das ungeheure Glück, sechs Wochen auf Oahu und Maui bei einer hawaiianischen Familie verbringen zu dürfen. Diese Zeit mit all ihren Eindrücken und Erlebnissen werde ich nie vergessen. Hawaii ist ein Traum an Farben, Düften und Empfindungen, die Menschen sind liebenswert und zuvorkommend. Dazu hatte ich ausreichend Zeit und Gelegenheit, Hawaii auch abseits der Touristenpfade kennenzulernen. Es gibt so viel mehr zu entdecken als Hotels und Hula-Shows. Wenn ich reise, möchte ich immer auch einen Eindruck bekommen vom Alltag der Menschen, was sie bewegt und was sie lieben. Ein bisschen davon konnte ich aufnehmen und in meinem Roman einfließen lassen. Ich habe noch oft Fernweh nach den Inseln.

Wie kam es zu deiner ersten Veröffentlichung? Was waren deine Beweggründe, deinen Roman selbst zu publizieren?

Mit der ›Himmelsmacht‹ bewarb ich mich seinerzeit bei großen Agenturen und nahm am Heyne-Wettbewerb ›Schreiben Sie einen magischen Bestseller!‹ teil. Eine namhafte Agentur forderte tatsächlich das ganze Manuskript an, auch Heyne schickte es erst sehr spät zurück mit der Aufforderung, weitere Manuskripte einzureichen. Für mich war das beinahe schon der Ritterschlag, aber letztlich wurde doch nichts draus. Also hatte ich die Möglichkeit, das Manuskript in der Schublade verschwinden zu lassen, wie es wohl den meisten Erstlingen ergeht, oder es selbst herauszubringen.

Ich habe sehr lange gezögert. Sehr, sehr lange. Vor einigen Jahren noch war Self-Publishing undenkbar, wenn man als Autor in der Branche ernst genommen werden wollte. Ich hatte Angst, mir den Ruf zu verderben. Mit Verbreitung der eBook-Reader und insbesondere durch das KDP-Programm von Amazon wurden selbstpublizierte eBooks jedoch mit einem Mal zu einer echten Option. Denn selbst wenn der Handel sie immer noch boykottiert – die Leser nehmen sie an. Von meinem Manuskript war ich immer noch überzeugt und nach einer erneuten umfänglichen Überarbeitungsphase habe ich es mit der Unterstützung eines professionellen Lektors und einer Grafikerin gewagt, den Roman selbst herauszugeben. Darüber bin ich sehr froh!

Hast du bestimmte Leser im Kopf, für die du schreibst?

Nun, vor allem wohl Leser wie mich selbst :-) Ich denke, ich richte mich vor allem an ein weibliches Publikum, das an zwischenmenschlichen Beziehungen aller Art mehr interessiert ist als an blutrünstigen Schlachten, welches sich aber eher für Auslegerboote und Raumschiffe begeistern lässt als für Pumps und Handtaschen.

Woraus ziehst du generell deine Inspiration beim Schreiben? Woher kommen die Ideen?

Frag mich lieber, was mein Ideen-Karussell nicht anstößt. Man muss mir nur ein Stichwort liefern, dann geht es schon los. Ein Bild, ein Gesprächsfetzen, eine Zeitungsmeldung – das Unterbewusstsein ist ein Füllhorn an tollen Ideen. Letztlich sind meine Romane das Ergebnis eines fortgesetzten Brainstormings. Und dann einfach drauflosschreiben. Das Sortieren und Bewerten hebe ich mir für die Überarbeitungen auf.

Irgendwann wurde mir klar, dass ich, wenigstens im Moment, keine Fantasy schreiben möchte, sondern die Mystery-Elemente möglichst realitätsnah als eine Art angewandter Physik erklären. Obwohl Magie und übernatürliche Phänomene faszinierende Möglichkeiten bieten, empfinde ich es zurzeit als spannender, mit gegebenen oder zukünftig denkbaren Voraussetzungen zu spielen.

Du legst dich beim Schreiben nicht auf bestimmte Genres fest. Wie sind deine Erfahrungen damit?

Persönlich finde ich es sehr befriedigend und befreiend. Was die Leser meiner bisherigen Geschichten davon halten werden, muss sich erst zeigen. Mein kommender Hawaii-Roman unterscheidet sich schon sehr von ›Himmelsmacht‹, richtet sich aber auch an ein anderes, jüngeres Publikum. Mehr die Gruppe junger LeserInnen, in der ich mich als Zwölf- bis Vierzehnjährige befand. Ich vertraue einfach darauf, dass es nicht nur die Handlung an sich ist, sondern auch meine Stimme, die den Lesern gefällt. Und warum soll es nicht auch viele andere Menschen geben, die wie ich ein breitgefächertes Interessensspektrum haben?

Wie würdest du deinen Autorenalltag beschreiben? Wo arbeitest du am liebsten? Schreibst du auch mit der Hand?

Wenn mein Tagesablauf es erlaubt, setze ich mich gleich morgens mit meinem Laptop an den Wohnzimmertisch und rufe erst einmal meine Mails auf, immer eine Tasse Kaffee in der Hand. Dann schaue ich, was sich in meinen Lieblings-Foren tut, werfe einen Blick auf meine Twitter-Timeline und öffne schließlich das Dokument, das gerade Vorrang hat. Gerade jetzt ist das der Hawaii-Roman. Gespickt mit Anmerkungen meines Lektors liegt er vor mir und muss nun erneut geschliffen werden. Danach geht das Manuskript zurück zum Lektor. Während ich dann auf die Antwort warte, ziehe ich mir von den verbleibenden Projekten dasjenige zum Überarbeiten heran, das am weitesten gediehen ist und als Nächstes erscheinen soll. Wenn ich mit dieser Runde durch bin, lege ich es weg, um es sich setzen zu lassen, und nehme das nächste Manuskript zur Hand, in dem noch die eine oder andere Lücke klafft. Wenn das erneut lektorierte Hawaii-Manuskript zurückkommt, hat das wieder Vorrang und wird bearbeitet bis zum letzten Schliff. Und wenn mein Kopf irgendwann zu voll ist, dann schreibe ich zur Abwechslung Blog-Beiträge, Buchbesprechungen, denke mir Interviews aus und maile mit Kollegen und Kolleginnen. Dieser Austausch ist mein Lebenselixier und gibt mir die nötige Bodenhaftung. Mit der Hand schreibe ich nur Notizen in ein kleines Buch. Ideen, Mindmaps, Zeitstränge, Fragen, die mir helfen, wenn sich die Gedanken verknotet haben.

Kannst du vom Schreiben leben oder hast du einen „Brotberuf“, der dich ernährt?

Nein, davon kann ich nicht leben. Im Moment bin ich froh, wenn die Einnahmen meine Ausgaben decken. Aber das betrachte ich mit Gelassenheit, schließlich ist mein erster Roman vor gerade einem halben Jahr erschienen. Auch seinerzeit als selbständige Rechtsanwältin war mir klar, dass ein Start-up Anlaufzeit braucht. Wenn es nach fünf Jahren immer noch nicht mehr als die Ausgaben deckt, ist immer noch Zeit, die Segel zu streichen. Solange arbeite ich neben dem Schreiben auf Honorar-Basis an einer Grundschule.

Du führst regelmäßig einen Blog und bist bei Twitter und anderswo aktiv. Welche Bedeutung haben soziale Netzwerke für dich?

Sie sind nicht nur Netzwerk, sondern meine Verbindung zur Welt da draußen, die sich nicht um meinen Teller dreht. Einerseits liefern sie Informationen und die Möglichkeit, selbst zum Info-Pool beizutragen, andererseits habe ich hier die Möglichkeit, mir auch mal all meine Begeisterung von der Seele zu reden, die das nicht-schreibende Umfeld so einfach nicht teilen kann oder möchte. Nicht viel anders als bei Modell-Eisenbahnern oder jungen Eltern, nehme ich an. Und nicht zuletzt habe ich hier echte Freundschaften geknüpft, die seit Jahren auf Vertrauen basieren und gegenseitiger Unterstützung. Ohne sie wäre ich nicht, wo ich jetzt bin.

Welche Kanäle nutzt du sonst zur Vermarktung deiner Bücher?

Sehr hilfreich sind Leser-Rezensionen und Empfehlungen auf Leser-Portalen bzw. die Aufnahme in deren Newsletter. Darüber hinaus plane ich für meinen nächsten Roman eine Verlosungs-Aktion und Online-Leserunden sowie Lesungen vor Publikum, auch virtuell in Second Life. Zurzeit laufen die Vorbereitungen für einen Teaser-Trailer, der bei Youtube hochgeladen werden soll. Das wird eine tolle Sache, auf die ich mich schon richtig freue!

Welche Genres liest du privat? Nutzt du sie zur Inspiration oder helfen sie dir, dein eigenes Projekt für eine Weile zu vergessen?

Querbeet. Im Ausschlussverfahren kann ich eigentlich nur sagen, dass ich keine allzu bluttriefenden Thriller mag. Wenn ich lese, steige ich in die Geschichte komplett ein. Es kann zwar schon mal passieren, dass mir dabei bestimmte Schreib-Techniken auffallen, aber bewusst nehme ich das nicht mit in die eigene Arbeit.

Wie sieht der Werdegang eines Romans bei dir aus? Wie lange dauert in etwa der Prozess, bis das Buch veröffentlicht ist? Wer liest deine Romanentwürfe als Erstes?

Bei meinem ersten Roman ›Himmelsmacht‹ dauerte es naturgemäß am längsten. Die frühesten Entwürfe sind bald zwanzig Jahre alt, die Geschichte lag lange brach. Erste Kapitel habe ich zu Dutzenden geschrieben und verworfen. Erst 2006 packte ich den Wunsch, einen ganzen Roman hinzukriegen, ernsthaft an. Mit viel Schwung schaffte ich damals dann auch recht schnell rund hundertfünfzig Seiten – und dann kam die Flaute. Meine erste Schreibblockade, die ein halbes Jahr anhielt und sich erst löste, als ich das Problem von einer anderen Seite anging und das bisher Geschriebene einfach mal beiseiteließ. Das ist bis heute meine Methode, wenn ich hängenbleibe: Ich springe an eine andere Stelle in der Handlung und verlasse mich darauf, dass ich die Lücke später füllen kann. Bisher hat das immer geklappt, am besten tatsächlich während des NaNoWriMo (National November Writing Month), in dem ich 50.000 Wörter in 30 Tagen schreiben soll. Unglaublich, was die Fantasie hergibt, wenn man keine Zeit für Skepsis oder Selbstkritik hat.

Vor Kurzem las ich irgendwo sinngemäß: Schreiben heißt Sand in einen Sandkasten schaufeln, damit man später – beim Überarbeiten – daraus Burgen und Straßen bauen kann. Daher schreibe ich die Rohfassung eines Romans tatsächlich in ziemlich genau vier Wochen. Diese Fassung lege ich dann für einige Monate weg und lese sie in dieser Zeit auch nicht. Erst mit genügend Abstand mache ich mich ans Überarbeiten, was ein halbes Jahr oder länger dauern kann. Und DANN erst kommt die Lektoratsphase, die wiederum einige Monate in Anspruch nimmt. Insgesamt schätze ich, dauert es zwei bis drei Jahre bis zur Veröffentlichung. Das kann ich mir leisten, da ich einen Vorrat an Romanen habe, die ich jetzt nach und nach veröffentlichen werde. Vorher lesen sie nur ein oder zwei Testleser aus meiner privaten Schreibgruppe.

Wie reagierst du auf negative Kritiken?

Nach jahrelanger Erfahrung in einem Textkritikforum, in dem nicht nur gelobhudelt wurde oder verrissen, sondern konstruktiv am Text gearbeitet wurde, habe ich gelernt, das spontane Gefühl von Zurücksetzung richtig einzuschätzen. Das Ego mag nun mal lieber gestreichelt werden als getadelt, aber manchmal ist ein Schubs in die richtige Richtung dringend notwendig. Mit etwas zeitlichem Abstand kann ich viel besser erkennen, ob eine Kritik gerechtfertigt ist – und oft genug ist sie das. Dann versuche ich, es beim nächsten Mal besser zu machen. Manchmal ist aber auch überhaupt nichts dran, dann nehme ich mir die Kritik nicht länger zu Herzen. Allen kann man es sowieso nicht recht machen, und jeder hat ein Recht auf eigene Meinung.

Wirst du oft von anderen Menschen auf deine Bücher angesprochen?

Nur, wenn ich ihnen auf die Nase binde, dass ich schreibe :-D
Im Ernst, die Scheu, mich als jemand zu outen, der anderen etwas erzählen will, ist noch immer groß. Aber wenn mich tatsächlich jemand darauf anspricht und womöglich ein Lob für meine Geschichten hat, freue ich mich königlich.

Kannst du etwas über deinen nächsten Roman, der Ende Juli erscheinen soll, erzählen?

In dem Jugendroman ab 12 darf die fünfzehnjährige Deutsch-Hawaiianerin Lela ihren Vater endlich zum ersten Mal in seine Heimat begleiten und verliebt sich – nicht nur in die Insel. Es wäre ein perfektes Paradies, wenn nicht der Opa krank wäre und in der Familie alte Konflikte aufbrächen. Unversehens soll Lela eine Seite wählen: die ihres Vaters oder die ihrer ersten großen Liebe. Aber da haben die anderen nicht mit ihr gerechnet!

Wenn du Neuautoren einen Rat geben wolltest, was würdest du empfehlen? Einen Agent oder einen Verlag suchen? Oder gleich selbst publizieren?

Das ist eine sehr schwierige Frage, auf die es in meinen Augen keine eindeutige Antwort geben kann. Ob man sich für den traditionellen Weg mit Agentur und Verlag entscheidet oder seine Bücher selbst herausgibt, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Nicht alle haben mit den eigenen Fähigkeiten zu tun. Es wird ja gerne so dargestellt, als hätten »gute« Autoren es nicht nötig, ihre Bücher selbst zu veröffentlichen, weil sich die Verlage um sie schlügen. Leider ist das nicht so. Dazu kommen die Bedingungen in Autorenverträgen zunehmend einem Total-Ausverkauf an Rechten gleich. Wer noch voller Enthusiasmus und in Unkenntnis der Mechanismen der »Buchindustrie« einen solchen Vertrag unterschreibt, dem steht womöglich ein unschönes Erwachen bevor. Dennoch kann ich nicht uneingeschränkt jedem empfehlen, sein eigener Herausgeber zu werden. Das setzt eine Menge Kenntnisse und Fertigkeiten und/oder Kontakte zu Profis voraus, die beim Erstellen des Buches, des Covers, beim Hochladen, beim Marketing und bei der Öffentlichkeitsarbeit helfen. Ich weiß von vielen Kollegen, die einfach nur schreiben wollen, sonst nichts. Für mich persönlich jedoch stellt sich das Self-Publishing mehr und mehr als genau richtig heraus. Nicht nur wegen der vielgerühmten Kontrolle über das Ergebnis, auch weil ich in den Entstehungsprozess alle meine Stärken und Interessen einfließen lassen kann.

Liebe Sabine, ich danke dir für dieses Interview und wünsche dir weiterhin viel Spaß und Erfolg mit deinen Büchern!