Dienstag, 30. Dezember 2014

Der eigene Weg-Jahresausblick


Weihnachten sollte dieses Jahr eigentlich für uns ausfallen, wenigstens in der Form, wie sie uns von den Medien und den Massen suggeriert wird. Das Ewiggleiche an Menschen-, Verkehrs- , Konsum- und Gefühlsstaus hatte ich ja schon an früherer Stelle beschrieben. Wie stark gesellschaftliche und soziale Zwänge sein können, habe ich noch nie so sehr wie diesmal erlebt. Ich wollte dieses Fest ein wenig inszenieren wie das Weihnachtsgedicht, das ich früher vor dem Tannenbaum aufgesagt habe. Wir sind durch festlich erleuchtete Fachwerkgassen gegangen. Da standen aber keine tausend Kindlein zum Schauen, sondern sie lärmten aus den Fenstern heraus und schossen Leuchtdiaden ab. Rausgehen aus den Mauern, das wusste ich, würde das Richtige sein. Aber irgendwie konnte man all den Zwängen nicht entfliehen. Dann fuhren wir in eine mittelalterliche Stadt, sahen seltsame Tiere, die an der Außenwand des Münsters angebracht waren, Zaubermittel gegen die Dämomen, sahen den ersten Schnee auf der schwäbischen Alb und ein Märchen von einem Schloss und einer barocken Kirche, ebenfalls festlich erleuchtet in der kalten Nacht. Und endlich, Tage später, in anderer Besetzung, kamen wir heraus aus den Mauern, wanderten über eine Hochfläche, auf der uns der Wind die Nasen rot blies und die Sonne auf Schneefeldern glitzerte. Vorgebahnte Wege sind leicht zu beschreiten-wie viel schwieriger ist es, sich selbst einen Weg im Tiefschnee zu bahnen! Aber ich wusste, dass es einfacher werden würde, wenn wir erst im dichten Wald wären. Und siehe da, die Strapatze hatte sich gelohnt. Der eiskalte Wind legte sich, die Bäume schützten uns, innerhalb des Waldes begann es sogar zu tauen. Und der Weg führte zielgenau zum Ausgangspunkt zurück.

Auf der Schwelle zum neuen Jahr, mit zufriedenem Blick zurück aufs vergangene, möchte ich doch noch versuchen, eine kleine Bilanz zu ziehen. Heute Nacht träumte mir, ich würde ein Haus verlassen, das alt und verstaubt und muffig ist. Draußen waren Menschen. Aber das Fortkommen ging nicht so schnell wie gewünscht, der Bus fuhr nicht, niemand wusste so recht, wie es weitergehen sollte. Aber wir waren draußen, und die Luft war frisch und unverbraucht. So sieht es hier aus am Jahresende. Ein Blick zurück und ein Blick nach vorn. Die vorgebahnten Wege sind bequem, aber auch mit all diesen Zwängen verbunden. Sich selbst seinen Weg zu bahnen ist anstrengend und auf die Dauer allein nicht durchzuhalten. Ich brauche beides. Und aus welchen Bindungen und Zwängen sollten wir uns lösen?Aus allen, die uns lähmen und uns daran hindern, fortzukommen. Wenn der Bus nicht fährt, fährt vielleicht die Bahn, und wenn alles darniederliegt, haben wir ja immer noch unsere Beine und können laufen oder Fahrrad fahren. Alles, was im vergangenen Jahr für mich erfolgreich war, habe ich mit eigenen Händen auf die Beine gestellt. Da kamen zwei negative Meldungen gerade recht. Gestern die Absage des kleinen Publikumsverlages für meinen Krimi, heute die Ankündigung, dass der Ladenpreis des Verlagsbuches von 2011 (historischer Krimi, jetzt "Teufelswerk") ab 1.1.15 von 14,90 auf 5 Euro herabgesetzt wird. Damit nähert er sich meinem neuen E-Bookpreis von 4,49 Euro an. Sollte das ein Zeichen sein?

Ich glaube nicht, dass das neue Jahr besser wird. Die alten Strukturen sind ja noch da. Die Mauern sind da und die Zwänge. Der Zustand der Welt ist nach wie vor mehr als besorgniserregend. Aber wir können eine neue Sicht auf die Dinge entwickeln. Ich nehme mir nichts vor, fasse keine guten Vorsätze, die alsbald doch wieder von der lähmenden Gewöhnung gefressen werden. Ich möchte ausziehen aus diesem alten, vermoderten, muffigen Haus, möchte erste Schritte tun, die mich freier atmen lassen. Und in diesem Sinne wünsche ich all meinen Lesern und denen, die zufällig vorbeikommen, einen guten Start und ein Händchen für den eigenen Weg im neuen Jahr!


Mittwoch, 24. Dezember 2014

Weihnachtswünsche

Auch dieses Jahr geht jetzt seinem Ende entgegen. Ich wünsche allen meinen Lesern entspannte Feiertage und ein neues Jahr, in dem Träume verwirklicht werden und neue Impulse ins Leben kommen. Nähe, Austausch, Inspiration. Und ein starkes Lebensgefühl, "elan", wie die italienische Autorin Dacia Mairani es nennt. Bis gestern hieß es für mich noch arbeiten, jetzt liegen zwei Wochen Urlaub vor mir.

Samstag, 20. Dezember 2014

Verlage versus Self Publishing

Angeregt durch die Diskussion im vorigen Beitrag und durch das Interview mit Carla Berling möchte ich mich noch  einmal mit meinen Verlags- und meinen Selfpublishererfahrungen beschäftigen. Dazu unterteile ich das, was mir persönlich wichtig ist, in einzelne Kategorien. Es handelt sich um vier verlegte Bücher in regionalen Kleinverlagen, um vier Printausgaben in einem überregionalen, größeren Verlag sowie um zwei selbst bei Amazon verlegte Kleinverlagsbücher. Dazu kommen noch fünf Verlags-Ebooks für einen Preis von durchschnittlich 6,99-7,99 Euro. Die laufen insgesamt schlechter als mein eigenes, nur bei Thalia haben sie manchmal ganz gute Rankings.

1. Sichtbarkeit
Die gedruckten Kleinverlagsbücher waren, wenn, dann nur in regionalen Buchhandlungen sichtbar. Die vier im größeren Verlag erschienenen Romane dagegen bundesweit mit einer "Laufzeit" zwischen zwei und neun Monaten. Das erste selbstverlegte war durch eine Verschenkaktion sichtbar und wurde massenhaft runtergeladen, danach verschwand es in der Versenkung. Das zweite selbstverlegte war ein halbes Jahr lang gut sichtbar und lässt jetzt allmählich nach. (wahrscheinlich würde eine Rabattaktion es wieder nach oben spülen).Beziehungsweise sei das vor Weihnachten normal, wie ich gerade erfuhr. Die meisten E-Book-Verkäufe gebe es am 26. Dezember.

2.  Kommunikation
Die Kommunikation war bei den Kleinverlagen unterschiedlich. Bei allen dreien gab es persönliche Kontakte, viele Träume, was man alles an Marketingaktionen starten könnte, die aber alle im Sande verliefen. Die Autorenpflege war bei zumindest zweien gut (s.u.). Bei einem dieser Verlage war die Kommunikation extrem schwierig. Die Kontakte zum größeren Verlag beschränkten sich auf den Agenten und einen Lektor, wobei der Agent die Autorenpflege übernahm. Im Selfpublishing ging und geht die Kommunikation reibungslos und schnell über den Support.

3. Marketing
Alle drei Kleinverlage haben einiges fürs Marketing getan: Anzeigen, Zeitungsartikel, Rezensionsexemplare. Der große Verlag hat seine Vertreter in die Buchhandlungen geschickt, und die ersten beiden Bücher genossen Aktionen wie "Buch des Monats bei Karstadt" oder einen "Weihnachtssondertisch" bei Thalia. Beim Self Publishing habe ich für das Buch, das nicht gut lief, wesentlich mehr getan als für das, welches in meinen Augen gut gelaufen ist. Das heißt, gezielte Drumherumwerbung auf verschiedenen Plattformen brachte höchstens was für den Aufbau der Marke, dagegen eine einmalige Rabattaktion beim zweiten ein halbes Jahr oder mehr Sichtbarkeit und Verkäufe.

4. Wartezeiten
Die waren bei den Kleinverlagen nicht lang. Hatte sie schnell gefunden, die Bücher kamen einige Monate nach Beendigung der Romane heraus. (Mit Ausnahme des ersten, da der Dichtergeburtstag erst zwei Jahre später war). Beim Großverlag dauerte die Vermittlung durch den Agenten sieben Monate, bis das erste Buch veröffentlicht war, vergingen dann mindestens ein bis eineinhalb Jahre. Das Selbstverlegen lag im Schnitt vielleicht bei 2 1/2 Monaten. Ein sechswöchiges Lektorat dazugerechnet wären ca. 4 Monate. Und dann kann man sofort veröffentlichen.

5. Abrechnungen
Die Kleinverlage haben pünktlich und sauber abgerechnet, immer im Frühjahr. Es waren immer dreistellige Zahlen. Beim größeren Verlag gab es Vorschüsse in vierstelliger Höhe, jedoch kamen die Abrechnungen mit den Jahren immer später, zuletzt erst im Juni statt Ende März. Begründung: Der Vorschuss, der Buch für Buch neu verrechnet wird, war noch nicht eingespielt. Man kann sich also kein Buch erlauben, das weniger gut geht als die anderen. Bei Amazon kann man sich auf die pünktliche Zahlung verlassen. In dem halben Jahr habe ich etwa das Gleiche verdient wie mit den Kleinverlagsbüchern insgesamt. Wenn man die Agenturprovision abzieht und berücksichtigt, dass der Vorschuss auf zwei Jahre verteilt ausgezahlt wird, habe ich in dem halben Jahr so viel verdient wie mit dem Großverlagsbuch im Jahr. Dabei hatte sich mein Debütroman bei Aufbau, "Die Nonne und die Hure" innerhalb von zwei Wochen 6000 Mal verkauft, in der zweiten Auflage noch einmal 5000 Mal.

6. Inhalt, Cover, Klappentext
Den Inhalt der Kleinverlagsbücher habe ich selber bestimmt, das Cover habe ich in einem Fall selbst ausgesucht, in den anderen beiden Fällen wurden sie mir vorgelegt. Der Inhalt der Großverlagsbücher war nicht ganz frei, Happy End erwünscht und so, die Cover sah ich zunächst erst dann, wenn sie bei Amazon erschienen. Später wurden sie mir zumindest in aller Eile vorgelegt. Die Selbstverlegten trugen natürlich ganz meine eigene Handschrift, ebenso die Klappentexte. Nun ja, alle Verlage haben sie selber gemacht und mir teilweise kurz vorgelegt.

7. Lektorat
Dauerte bei den Kleinverlagen vier Wochen bis drei Monate, beim Größeren 2 1/2 Wochen bis ein Wochenende. Allerdings wurden die Texte mit der Zeit auch immer "druckreifer". Was ich bei den Kleinen gelernt hatte, zahlte sich also später  aus. Auf jeden Fall waren die ersten Lektorate sehr viel intensiver -und im persönlichen Kontakt kam viel mehr Wertschätzung rüber.

Fazit: Die Sichtbarkeit ist bei Verlagbüchern wie bei selbst verlegten Büchern vorübergehend, kann aber bei Letzteren leichter wieder hergestellt werden. Die Kommunikation ist ingesamt beim Selbstpublizieren besser. Man hat da auch nie das Gefühl, Autor zweiter Klasse zu sein, wenn ein Buch nicht so erfolgreich ist. Das Marketing ist für mich beim Selbstpublizieren leichter. Wartezeiten, für mich besonders heikel, verkürzen sich beim SP drastisch. Die Abrechnungen kamen von Amazon und den Kleinverlagen pünktlich, allerdings von Amazon monatlich rückwirkend statt einmal im Jahr. Und man kann täglich seine Verkäufe und Ausleihen einsehen. Durch Kindle Unlimited verdient Carla Berling mehr als mit den Prozenten, die sie bei Kleinverlagen bekommen hat, wie sie in einem Interview sagt. Über Cover, Inhalt und Klappentext braucht man nicht mehr zu reden. Also spricht, wenn man nicht ein alteingesessener Erfolgsautor im Großverlag ist, eigentlich alles für Self Publishing.

Mittwoch, 17. Dezember 2014

Der Biss des Skorpions

Gerade ist die Weihnachtskarte meines ersten Verlages eingetroffen. Seit zehn Jahren, seit ich 2004 dort einen Roman veröffentlichte, bekomme ich diese Grußkarten zugeschickt, obwohl ich die Rechte an dem Buch schon längst zurück bekommen habe. Es zeigt mir, dass es noch Verlage gibt, die ihre Autoren regelrecht "pflegen". Um diese Zeit schreiben ja manche von uns gern ihren Jahresrückblick und ihren Ausblick auf das kommende Jahr. Ich möchte einfach nur mal sagen, wie ich mich momentan mit dem fühle, was ich mache. Gestern hat mich ein Skorpion gebissen. Ja, ich weiß, das ist der Titel eines bekannten Thrillers, aber so weit ist das Thema dann auch gar nicht weg von mir. Ich habe mir überlegt, was ich in der Zeit, in der ich auf die nächste Verlagsanwort warte, anfangen soll. Und kramte eine Idee heraus. Die schlummert schon seit Veröffentlichung dieses ersten Romans in mir. Ich war nur nie in der Lage, sie in eine passgerechte Form zu bringen. Das immer wieder neue Aufbranden von Gewalt in dieser Welt und das Wachsen des braunen Sumpfes haben mir dieses alte, immer gültige Thema wieder ins Bewusstsein gebracht. Dazu fiel mir eine Geschichte ein, die ich ebenfalls vor zehn Jahren schrieb und die von einem mysteriösen Flugzeugabsturz im südamerikanischen Urwald erzählte. Ich fing an zu recherchieren und bekam dabei immer heißere Ohren. Und schon war ich gebissen! Das Gift des Skorpions verbreitet sich langsam, aber unaufhaltsam in meinem Blut. Den ungefähren Verlauf habe ich im Kopf, die Idee ist aufgeschrieben. So viel sei verraten, dass die Geschichte in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts spielt und mit einer Reise nach Argentinien verbunden ist. In dieser Zeit wanderte mein Onkel nach Argentinien aus und betrieb als Verwalter eine Estancia. Ich war 1969 einige Monate dort und bereiste das Land bis in den äußersten Westen und den Norden. Ich erinnere mich genau daran, wie die Luft während der Überfahrt in einem Frachter nach Salz schmeckte, dass alles klebte, wie der Skunk in der Pampa aussah, wie sich das Gürteltier davon machte, höre noch das Krächzen der Papageien im Urwald, sehe den Wasserfall in die Tiefe donnern und schmecke die Sauce, die von den Gauchos zum Asado serviert wurde (Öl, Zitronensaft, Salz, Pfeffer, Chili).

Und wie war das Jahr, das unaufhaltsam seinem Ende entgegen geht? Allgemein, ich schrieb es schon, hat es mir beruflich-persönlich noch einmal einen richtigen Aufschwung gebracht. Bis April hatte ich meinen Schwarzwaldkrimi beendet und schickte ihn an meinen Hausverlag und eine Agentur. Keine Antwort des ersteren bzw. eine abschlägige der zweiten. Bis Juni war ich mit Herausgabe meines Verlagsebooks beschäftigt. Mit dem Verlauf bin ich, ehrlich gesagt, zufriedener als mit allem anderen davor. Aber es war ja auch fix und fertig lektoriert und korrekturiert. Bis Ende November, also sechs Monate lang, schrieb ich an meinem neuen historischen Krimi. Den habe ich vor  etwa einer Stunde, nach nochmaliger Korrektur des Exposés, zu einem E-Bookverlag geschickt. Bleibt noch die Frage, ob ich mich bei meinem "Teufelswerk" an einen Distributor wende oder ihn demnächst wieder bei Amazon KDP select anmelde. Es sind gerade (ohne select) keine Ausleihen mehr zu verzeichnen, dafür teilweise ein Ansteigen der Verkäufe. Der Ebookverlag arbeitet auch mit Kindle unlimited, wegen der Sichtbarkeit und Bekanntmachnung, so habe ich es verstanden.

Hier noch ein Interview mit Carla Berling, die von der Kleinverlagsautorin zur Selfpublisherin wurde: Autorin-Carla-Berling-kommt-ohne-Verlag-aus-und-setzt-stattdessen-auf-Amazon

Freitag, 12. Dezember 2014

Weihnachten, das verlorene Paradies

Nun, da das Fest der Feste wieder naht, ist es an der Zeit, mal wieder ein paar weihnachtliche Gedanken aus der Kiste zu zaubern. Es gab eine Epoche, da stand ich klein und blond und wundergläubig vor dem Weihnachtsbaum. Es war immer eine Edeltanne, oben war immer ein Stern angebracht, der Baum war immer mit Kugeln, Lametta, Geleekringeln und diesen Kringeln aus Bitterschokolade mit bunten Streuseln behangen. Einmal hing sogar ein Würstchen unten dran, für unseren schwarzbraunen Dackel, der natürlich danach schnappte, daran zerrte und schließlich den ganzen Baum umriss. Es brannten immer echte Kerzen, draußen rieselte der Schnee, mein Vater spielte Geige, meine Mutter Klavier, wir spielten rundbackig auf den Blockflöten, und mein Bruder sang. Und nachher gab es Karpfen, der aber nicht so gut ankam bei uns Kindern, später waren es Räucheraal, kleine graurosa Krabben, frisch gepult und mit dem unnachahmlichen Geschmack der Nordsee, roter Kryddersild, Glyngöresild und Makrelsalat mit viel Mayonnaise oben drauf. Ja, man wohnte eben ganz dicht an der dänischen Grenze. Dabei musste man aufpassen, überhaupt etwas vom Aal zu erwischen, die Portionen waren minimal bemessen. Am ersten Feiertag wurde eine Pute gebraten, von der jeder aber nur ein kleines Stück erhielt, da sie ja lange, man denke an die Kriegsjahre, vorhalten musste. Da stand ich nun vor dem Weihnachtsbaum und sagte mein Gedicht auf.
                           Markt und Straßen stehn verlassen,
                           still erleuchtet jedes Haus,
                           sinnend geh ich durch die Gassen,
                           alles sieht so festlich aus!
Erst viel später, als ich meinen ersten Roman schrieb, kam ich darauf, dass dieses Weihnachtsgedicht von Josef von Eichendorf stammt, dem Dichter der Romantik.
In der Zeit, als ich eine eigene Familie hatte, versuchte ich das Kinderfest perfekt zu kopieren und noch zu veredeln. Es stand wieder eine Edeltanne im Raum, wochenlang wurde vorbereitet, eingekauft, gelagert, gebacken, gekocht und eingelegt. Geleekringel inklusiv, selbstgebastelte Strohsterne und der Clou: selbst gezogene Bienenwachskerzen. Um den Kindheitstraum zu toppen, wurden dann abwechselnd zarte, kurz gebratene Stücke von der Rehkeule, nach Art des Zeit-Schmeckers Wolfram Siebeck und am ersten Feiertag die Pute serviert, die mein Vater sich jedoch unter den Nagel riss und jedem eine kleine Portion zuteilte. Wieso habe ich ihm eigentlich nicht das Tranchiermesser aus der Hand gerissen, ihm die Flügel auf den Teller gelegt und uns die Brust und die Keulen? Ich lasse mir heute noch jährlich einen Räucheraal schicken, um dieses kleine Trauma zu kompensieren.

Mein Sohn musste kein Weihnachtsgedicht aufsagen, es gab auch kein Klavier, keine Geige und schon gar keine Blockflöten.
                             An den Fenstern haben Frauen
                             Buntes Spielzeug fromm geschmückt,
                             Tausend Kindlein stehn und schauen,
                             Sind so wunderstill beglückt.

Das muss man sich mal vorstellen, wenn heute die Smartphones, Tablets und Handys ins Fenster gehängt würden! Gerade lese ich ein wunderbares Buch des Reisejournalisten und Autors Rolf Neuhaus, erschienen bei Dumont: "Die letzten Tage der Wildnis. Eine Reise um die iberische Halbinsel." Darin sagt er, dass die Paradiese dieser Welt immer nur so lange Paradiese sind, bis man sie erreicht hat. Oder bis die Massen sie erreicht haben. Ein solches Sehnsuchts-Paradies scheint auch Weihnachten zu sein. Jeder trägt die Kinderbilder mit sich herum, jeder versucht, sich einen Zipfel vom Rock des Weihnachtsmanns zu erhaschen, der inzwischen mehr als alles andere zur kollektiven Konsum- und Comicfigur verkommen ist. Der Weihnachtstourismus steht mir vor Augen, in Rothenburg ob der Tauber gibt es einen berühmten Laden, in dem Japaner und Menschen aus aller Welt ganzjährig weihnachtliches Zubehör kaufen können. Sprach ich schon von den "German Weihnachtsmarkets", die sich in England zunehmender Beliebtheit erfreuen, so richtig mit Bratwurst, Glühwein und Lebkuchenherzen? Das Ende des Weihnachtsstresses kennen wir alle: Sie sitzen vereint unter dem Weihnachtsbaum, alles ist perfekt organisiert, der Braten kommt auf den Tisch oder die Würstchen mit Kartoffelsalat, wie hier in Schwaben üblich -und streiten, dass die Wände wackeln! Wahrscheinlich war das, was Eichendorf noch so romantisch beschrieb, einfacher und bekömmlicher:
                                      Und ich wandre aus den Mauern
                                      Bis hinaus ins freie Feld,
                                      Hehres Glänzen, heilges Schauern!

                                      Wie so weit und still die Welt!
Hat er vielleicht das Phänomen, das Rolf Neuhaus in seiner "Wildnis" beschreibt, vorausgeahnt? Sollte man nicht raus aus dem Haus, sich auf Reisen begeben, wandern in den Kreis der Edeltannen, anstatt sie aufzustellen, zu verkrüppeln und dann vernadeln zu lassen? Ich gebe zu, dass ich auf solch weihnachtsketzerische Gedanken komme, wenn ich die Massentannenhaltung sehe, wie sie zusammengequetscht in ihren Pferchen stehen, wenn ich die abgehetzten Gesichter sehe und die agressiven Huptöne höre. Dazwischen Glühweinduft, Bratwurstqualm und süßer klingende Glocken und Kassen. Und wenn jeder Einkauf, den man tätigen möchte, in einem Massenstau landet, selbst auf Nebenstraßen, selbst in den hintersten Winkeln, in die man sich vor der Massenhysterie flüchtet, ohne ihr entkommen zu können. Es ist Mode geworden, den Weihnachtsstress hinter sich zu lassen, indem man in die Berge, auf die Nordseeinseln, nach Rothenburg fährt oder in den Flieger nach Kreta steigt. Schon lang verlorene ehemalige Paradiese. Warum nicht essen, trinken, ein paar Kerzen anzünden, ein paar Edeltannenzweige oder einen Kirschbaumzweig aufstellen wie im 18./ 19. Jahrhundert, der mit Kringeln und roten Äpfeln behangen wird und bis zum Fest Blüten treiben soll - und dann raus in die Natur, bei jedem Wetter, ideal mit Pulverschnee natürlich, dem Paradies am nächsten! Aber Vorsicht, nicht weitersagen, das schadet der Weihnachtsindustrie und lockt vielleicht die Massen in neue, unbekannte paradiesische Winkel.

Montag, 8. Dezember 2014

Vom Glück "Ende" schreiben zu können!

Unabhängig von allen Irritationen habe ich, wie Sabine Schäfers es so schön in ihrem Blog Dies ist das Ende beschreibt, in der letzten Zeit weiter an meinem historischen Krimi aus dem 18. Jahrhundert geschrieben. Titel wird noch nicht preisgegeben. Dieser Roman hat mich die ganzen letzten Jahre begleitet, wurde dreimal neu konzipiert. Ursprünglich als Revolutionsroman einer Viererbeziehung geplant, auf süddeutschem Boden angesiedelt, ist es jetzt ein Roman in der vorrevolutionären Zeit, und es ist letztendlich eine Viererbeziehung darin zu erkennen. Die Figuren waren nämlich alle schon da, nur eine wurde rausgeworfen, eine kam neu hinzu. Eine Blogleserin namens Alexina hatte mich immer wieder ermutigt, ihn zu schreiben. Bis mein damaliger Agent den Riegel vorschob und meinte "Das geht gar nicht!" Nach der Veröffentlichung meines E-Books im Juni hatte ich mich wieder an diesen Roman gemacht. Und bin durch ganz spannende Prozesse und historisch dunkle Zeiten gegangen. Bis zum Schluss wusste ich nicht, wer von den Beteiligten sterben würde. Jetzt ist er für mich rund, und ich bin so zufrieden und happy wie immer nach Beendigung eines größeren Textes. Es ist mein neunter Roman, der zweite Unveröffentlichte.

Den Versuch, selbst ein Buch bei einem Verlag unterzubringen, habe ich nun endgültig aufgegeben. Ohne Agent wird man nicht wahrgenommen, außer bei sehr kleinen Verlagen. Der neue historische Krimi wurde bisher noch nirgends angeboten, der Jetztzeitkrimi beim Hausverlag, einer Agentur und bei Emons. Bevor ich beide selbst veröffentliche, versuche ich es mit dem Neuen wahrscheinlich noch einmal bei zwei Agenturen. Doch das ist Zukunftsmusik. Erst einmal genieße ich das Gefühl, wieder einmal etwas zu einem Ende gebracht und eine ganze Zeit mit meinen Figuren gelebt zu haben. Musik, Kochen, Aufräumen, Einkaufen, Kaffee trinken, Wandern im Schwarzwald, das ist jetzt die Devise!

Sonntag, 7. Dezember 2014

Kurzmeldung: Preiserhöhung bei Amazon

Bei einem meiner E-Books (Teufelswerk) ist der Preis von Amazon schon wegen der kommenden Mehrwersteuer  von 3% auf 19% erhöht worden. Von 3,99 auf 4,34 Euro, eine absolut schiefe Zahl. Frage: Ist das bei allen so? Und wie sollte man darauf reagieren?

Samstag, 6. Dezember 2014

Autoren wie Orchideen

Gestern las ich einen Artikel über das, was wirklich wichtig sein kann im Leben eines Menschen. Da konnte man sondieren, ob wohl das abendliche Fernsehprogramm wichtig ist und was die Leute von mir denken. Ob nicht die Beziehungen zur Familie und zu Freunden wichtiger ist als, jetzt mal frei Schnauze, das Ranking bei Amazon oder die Höhe des Bücherstapels im Buchladen. Und die Gesundheit, natürlich. Also habe ich mal über die wirklich wichtigen Dinge in meinem Leben nachgedacht. Dazu gehören, abgesehen von den oben genannten Dingen, die Arbeit mit Menschen, die in ihrer Entwicklung auf irgendeine Weise gestört sind sowie selbstverständlich das Schreiben. Für jemanden, der vom Schreiben lebt, ergeben sich ganz andere Gewichtungen. Für den kann der Bücherstapel oder das Ranking überlebenswichtig sein. Oder die Präsenz als Self Publisher in anderen Läden als dem Riesen Amazon.

Die Sichtung des einen oder anderen Distributors hat für mich ergeben, dass ich mich eigentlich bei keinem so richtig heimisch fühlen würde. Nichtsdestoweniger bin ich da weiterhin offen. Das Jahr 2014, das jetzt allmählich zu Ende geht, hat meine "Karriere" als "Hybridautorin" gefestigt. Das heißt, ich habe ein zweites Verlagsbuch selbst als E-Book herausgebracht und bin mit der Entwicklung sehr zufrieden. Die Verkäufe sind kontinuierlich, es gibt keine August-, November- oder Urlaubseinbrüche. Der finanziell erfolgreichste war allerdings der Ferienmonat Juli. Jetzt stehe ich kurz vor Beendigung meines historischen Krimis, der wie mein Schwarzwaldkrimi in keine Verlagsschubladen zu passen scheint. Den werde ich im neuen Jahr als ersten in Angriff nehmen. Werde mir einen passenden Lektor/ eine passende Lektorin suchen, eine gute Grafikerin habe ich ja schon. Die müssen natürlch auch Kapazitäten frei haben. Der historische Krimi wird an die 350 Seiten haben, der andere Krimi knapp 300.

In diese Überlegungen fiel dann wie ein reifer Apfel der Gastbeitrag des Schriftstellers und Bloggers Stefan Waldscheidt: Der Hybridautor als Modell für die Zukunft in Matthias Mattings Selfpublisherbibel. Beim Wort "Hybrid" denke ich immer zuallererst an Orchideen. Auch unsere heimischen Orchideen wie die Ragwurz können Hybriden bilden. Nehmen wir einmal die Bienenragwurz, die inmitten ihrer Blüte eine Biene nachgebildet hat, um Insekten anzulocken. Diese Ragwurz kann mutieren zu einem Mischling oder Bastard aus Bienen- und Hummelragwurz. Oder Spiegel - und Spinnenragwurz. Eine Fliegenragwurz kann breitere Fliegen hervorbringen und ist somit eine Hybride. Aber kommen wir wieder weg von der Botanik. Ein Hybridautor ist ein Misch-Autor, der sowohl bei Verlagen als auch selbst veröffentlicht. Die Vorteile beider Seiten und vor allem der Mischung hat Stefan Waldscheidt noch einmal sehr schön zusammengefasst. Es geht ja nicht um die Veröffentlichung um jeden Preis, sondern auch um Selbstbestimmung. Diese Vorteile habe ich auf sehr angenehme Weise erfahren. Vor allem kann man meist viel stärker hinter dem eigenen Cover und Klappentext stehen als hinter dem von Verlagen. Einen weiteren gewaltigen Vorteil möchte ich noch hinzufügen: Die Bücher in den Buchhandlungen verschwinden heutzutage innerhalb von ein bis zwei Monaten wieder. Am längsten lag meine Nonne und Hure dort, nämlich neun Monate. Aber das ist Schnee von gestern. Die E-Books haben zumindest die Chance, dauerhaft gesehen zu werden. In welchen Fenstern sie dann liegen, ist eine Frage der Quantität und der Vermarktung. Und das Wichtigste ist und bleibt für mich das Schreiben.

Und hier noch das Schmankerl des Tages, in aller Munde: Was ist Schreiben von Nina George, gehalten als Rede zur Eröffnung der Schreibtage 2014 in Berlin-Wannsee, veröffentlicht bei den Bücherfrauen. Super guter Artikel, in dem sich jeder Autor wiederfinden kann. Besonders auch die Kleinmacher und der Gedanke "Das will je eh keiner lesen." als Folge davon. Eine umfangreiche, spannende Lektüre für Gefühl und Verstand, eine geschichte zu dem Phänomen, wie man seinen Schreib-Raum gegen den Rest der Welt verteidigt.


Montag, 1. Dezember 2014

Stichtag 1.1. 2015: Autor verdient weniger oder der Käufer zahlt mehr

Kürzlich habe ich mal meine Termine bei KDP select angschaut. "Teufelswerk" läuft bis zum 5.12. unter KDP select und wird dann automatisch um 90 Tage verlängert, wenn ich das Häkchen nicht rausnehme. "Eduard Mörike" geht noch bis zum 29. Januar. Jetzt lese ich mich in den Stand der Erfahrungen ein, die mit anderen Anbietern gemacht wurden. Einiges haben Matthias Matting und Johannes zum Winkel zusammen getragen. Kein leichtes Unterfangen, wie mir scheint. Dazu kommen zwei weitere Neuerungen: Wie schon erwähnt, machen die unbeschränkten Ausleihen von Kindle unlimited Rabattaktionen überflüssig. Dann werden die Preise der E-Books ab 1. Januar durch die neuen Mehrwertsteuerbestimmungen erhöht. Mein Buch würde dann automatisch von einem Preis von 3,99 auf 4,63 erhöht. (bisherige MWST von 3% + 16% MWST Deutschland-19%). Dazu noch ein Artikel aus dem Literaturcafé: Was Sie ab Januar 2015 beachten müssen. Demnach müsste ich, wenn ich jetzt einen Distributor suche, meine E-Books gleich auf 4,63 Euro erhöhen-der Distributor gleicht das dann auch bei Amazon an. Dann wären die Preise in allen Läden gleich. Fragt sich nur, welcher Distributor -Bookrix, Neobooks? Bookrix sei auf Platz 1 der Selfpublisherbibel von Matthias Matting, steht da. Note 2,14.

Hier noch der Link zur Tabelle mit dem Vergleich aller Distributoren: (2013, Self Publisherbibel) Distributoren im Vergleich.


Freitag, 28. November 2014

Der virtuelle Selbstmord oder: Im Internet sind alle gleich

Anmerkung: Sollte auch dieser Text nicht lesbar sein (nach HTML_Bereinigung) kann ich ihn gern als Doc.-Datei per Email senden. Voriger Beitrag: KDP-Termine, E-Books werden teurer

Aufgrund eines Formatierungsfehlers war für einige der Beitrag, den ich vor einigen Tagen eingestellt hatte, nicht lesbar. Deshalb noch einmal, erweitert um einige Infos und Überlegungen zu den Ereignissen, die sich kürzlich in Tübingen bei einer Mädchenclique abgespielt haben. Vor Kurzem hatten wir uns im Team die Frage gestellt, wie sich intensive Internetnutzung auf Menschen auswirkt, die schon eine gestörte Beziehung zur realen Welt aufweisen. Via Internet bin ich auf einen Vortrag gestoßen, den der Diplom-Psychologe Kai W. Müller vor der Landespsychotherapeutenkammer Mainz im Jahr 2013 gehalten hat: Internet und virtuelle Beziehungen. Und versuche das für mich Wichtigste mal kurz zusammenzufassen. Fangen wir mit ein paar Fakten an.
99% der deutschen Jugendlichen nutzen das Internet regelmäßig. Sie verbringen durchschnittlich 132 Minuten am Tag im Netz 
65% der Erwachsenen verbringen durchschnittlich 115 Minuten im Netz.
Was sind die Vorteile?
Soziale Unterstützung kann unmittelbar erfolgen
Die Kommunikation mit Freunden wird erleichtert
Kontakte sind schneller verfügbar
Es fällt leichter, auf andere zuzugehen.
Facebook:
Es gibt 800 Millionen Facebooknutzer. Ein junger Mann hatte auf eine Frage nach der Bedeutung dieses sozialen Netzwerkes erklärt, wer nicht bei Facebook sei, existiere gar nicht wirklich. Das Aussteigen aus so einem sozialen Netzwerk kommt also einem "virtuellen Suizid" gleich. Du bist einfach nicht mehr da, wirst nicht mehr wahrgenommen. Die Bedeutung dessen hängt natürlich mit dem Stellenwert zusammen, den derjenige dem Netzwerk unterstellt. Und den seine soziale Bezugsgruppe ihm unterstellt. Hand aufs Herz: Ist heute nicht einer, der sein Handy ausgeschaltet lässt oder erst gar keins besitzt, von einem Großteil der allgemeinen Kommunikation ausgeschlossen? Twittert nicht auch ein Minister wichtige erste Botschaften, bevor sie in die Tagesschau kommen? Was unterscheidet nun diejenigen, die den "virtuellen Suizid" begangen haben und aus dem sozialen Netzwerk ausgestiegen sind von denen, die bleiben? Die Leute, die ihr Profil gelöscht haben, hätten eine höhere Fähigkeit zur Selbstregulation und legten mehr Wert auf ihre Privatsphäre. Wahrscheinlich überwiegen auch die realen Kontakte bzw. sind in genügender Form offline verfügbar.

Nachteile sozialer Netzwerke: Sozialer Schaden entstehe eigentlich nur, wenn der User stark introvertiert ist. Dann kann es zur Abnahme realer Kommunikation in der Außenwelt kommen. Extrovertierte User korrigieren die Onlinezeiten nach unten und halten gleichzeitig den Kontakt zu Onlinebekanntschaften.
Vorteile: Man muss nicht gleich antworten, die Regeln sind weniger stringent (können MMn aber ganz schön streng sein, besonders in Gruppen. Und im Internet kann man jemanden durch Knopfdruck viel schneller entfernen als in der Realität!)  Im Internet sagten und täten Menschen Dinge, die sie im realen Kontakt so nicht sagen oder tun würden. Sie seien lockerer, ungezwungener, weniger gehemmt und drückten sich offener aus. Dieses Phänomen werde als der "Online Disinhibition Effect"bezeichnet. Was ist das für ein Effekt?
Durch die Anonymität kann ein anderes Selbst gebildet werden.
Man ist unsichtbar, im Internet sind anscheinend alle gleich.
Man muss nicht immer gleich reagieren.
Es gibt zwei Varianten dieses Effekts:
1. Ungefährliche Enthemmung
Der User gibt sich leichter preis, er kann Wünsche, Hoffnungen und Träume entwickeln,
die er in der realen Welt wahrscheinlich mit niemandem teilen würde.
2. Toxische Enthemmung
Es kommt zu Beschimpfungen, zu Bedrohungen und Beleidigungen,
sogar zu devianten und antisozialen Handlungen und zu Cybermobbing.
Jüngstes Beispiel: die Mädchenclique in Tübingen, die vor Kurzem eine gleichaltrige 14jaährige verprügelte, ins Gesicht und in den Magen trat, das reihum mit dem Handy filmte
und bei Facebook einstellte. Gestern wurde das in "Zur Sache Baden-Württemberg" noch einmal aufgerollt. Das Video wurde so oft geteilt, dass es bei FB inzwischen nicht mehr zu entfernen ist. Eines der Mädchen ist inzwischen selber verprügelt worden. Dem ging ein längeres Cybermobbing voraus, gegenseitig wurden die Eltern beleidigt usw. Ein Viertel aller Jugendlichen habe schon einmal erlebt, dass eine Clique jemanden fertig gemacht hat. Das Einstellen bei Facebook wurde von den Mädchen zunächst als "cool" empfunden, man wurde gesehen und beachtet. Später, als die Lawine ins Rollen gekommen war, schämten sie sich sehr und würden es nie wieder machen. Dazu fällt mir ein eigener Begriff ein: Es hat wahrscheinlich eine Entfremdung von sozialer Nähe und Empathie stattgefunden, die Gefühle scheinen oberflächlich oder verniedlicht. So haben wir einmal erlebt, dass zwei Mädchen am Albtrauf standen und die Gedenkschrift an einen Mountainbiker lasen, der hier senkrecht in die Tiefe gestürzt ist. Ich meine, sie hätten daraufhin "cool" oder "wow!" gesagt. Das sind die Auswüchse, die auch vorher schon bestanden, aber sich durch die Cyberwelt weiter entpersonalisiert haben.

Andererseits sieht Müller Chancen, angstgestörte, Patienten mit sozialer Phobie oder internetsüchtige Menschen zunächst über eben dieses Medium zu erreichen. Es ist weniger angstbesetzt. Das Fazit ist, dass sich durch das Internet die soziale Kommunikation verändert hat. Sie ist nicht schlechter, sondern anders geworden. Der Austausch mit anderen wird erleichtert, ersetzt allerdings nicht die Bezugspersonen, die man im Ernstfall dann wirklich physisch braucht. Für den durchschnittlich selbstbewussten Menschen dürfte das Internet kaum Gefahren bergen. Gefährlich wird es erst, wenn jemand Störungen wie eine soziale Phobie hat oder dazu neigt, sich in Parallelwelten zu flüchten, ohne sich davon distanzieren zu können. 
Mein persönliches Fazit:
Das Internet und der Computer haben mein Leben von Grund aus revolutioniert, verändert und bereichert. Durch diese Medien wurde es mir überhaupt erst möglich, meinen Traum vom Schreiben zu ermöglichen. Das Schreiben ist allerdings auch Schwerpunktthema gewesen und ist es noch. Ich habe das Internet also in der Regel mehr sach - als allgemein kommunikationsbezogen genutzt, habe nie gespielt oder Kontaktbörsen jeglicher Art besucht. Einmal war ich kurze Zeit Mitglied in einer Kochgruppe, deren Regeln mir aber zu rigid waren. Da musste man für das Kochen den Großteil seiner Zeit und seines Geldes einsetzen. Durch die Kommunikation mit anderen habe ich dieses Medium erst einmal begriffen. Der Austausch mit anderen Autoren führte zum regelmäßigen Schreiben, gegenseitigem Korrekturlesen und zu Veröffentlichungen. Einige Mitautoren habe ich auch im realen Leben kennengelernt. Mit Verlagen und mit der Agentur lief vieles über Emails ab, gerade auch Lektorate. Für Autoren ist dieses Medium ideal, fast schon unverzichtbar als Recherchequelle! Und solange ich über meine selbstregulierenden Mechanismen verfüge, brauche ich nicht zu befürchten, in der virtuellen Welt zu versinken.

Amazon KDP: Schlechte November-Verkäufe

An dieser Stelle möchte ich auf eine Aktion aufmerksam machen, die Matthias Matting in seiner "Self Publisher-Bibel" am 24. 11.14 gestartet hat. Der November sei schon immer einer der schlechtesten Monate für Verkäufe bei Amazon KDP gewesen. Jetzt kommt seit Oktober Kindle Unlimited hinzu, die unbeschränkte Flatrate für 9,99 im Monat. Vielleser können für diesen Preis also so viele Bücher ausleihen, wie sie wollen. Das ist aber auf 10 Bücher zur gleichen Zeit beschränkt, und als gelesen gelten sie nur, wenn mehr als 10% "geblättert" wurde.
Das schränkt die Verkäufe für die Autoren natürlich ein. Der Einstieg in die Topp 100 bei Amazon wird erschwert. Mattings Vermutung: Einerseits wird Amazon möglicherweise mehr in die Vergangenheit rechnen, andererseits werden eventuell die Preise der Bücher eine Rolle spielen. Damit hätten die Rabattaktionen einen Teil ihrer Wirksamkeit verloren. Für die kleine Untersuchung haben sich bisher elf Autoren öffentlich gemeldet. Bei mir selbst gab es keine täglichen Einbußen, nur die steilen Zacken nach oben fehlen jetzt.

Montag, 17. November 2014

Wovon träumst du?

Am Freitag hatten wir mal wieder eine sehr aufschlussreiche Supervison. Im Zuge der Teamentwicklung und der eigenen Positionierung wurden Fragen auf einen Flipchart geschrieben. Es ist kein Sakrileg, diese Fragen wiederzugeben, denn jeder kann sie sich in Bezug auf sein Leben, sein Schreiben oder seine sonstige Arbeit stellen.
1. Was regt mich auf?
2. Worüber freue ich mich?
3. Was kann ich für eine Erfolgsgeschichte erzählen?
4. Wovon träume ich?
Man sucht sich spontan eine Frage aus, spricht darüber und stellt sie dann einem anderen. Meine spontane Wahl war die Erfolgsgeschichte, die kam aus dem letzten Jahr meiner therapeutisch-begleitenden Arbeit. Es ist ein Riesenerfolg, wo ich jetzt stehe, im Vergleich zum November 2013. Ich selbst wurde gefragt, wovon ich träume. Da wurde mir bewusst, dass ich fast mein ganzes Leben davon geträumt hatte, ein Buch zu schreiben. Und dass ich diesen Traum verwirklicht habe, sogar vielfach, von den Veröffentlichungen ganz zu schweigen. Die kindlich-sentimentalen Träume von der Reiseschriftstellerin mit dem Haus am Meer habe ich inzwischen auf den Urlaub verlagert. Und eigentlich bin ich eine Reise-Schriftstellerin geworden, immer unterwegs im Hier und Jetzt, im Ländle, in der Historie und in spannenden Geschichten. Gibt es noch Dinge, von denen ich träume, unabhängig davon, ob die Träume realistisch, kindisch, kitschig oder romantisch sind? Ja, ich träume davon, dass ich mein Schreiben selbstbestimmt fortsetzen kann, dass ich weiterkomme, dass es immer Bücher in jeder Form und Leser und Menschen geben wird, denen das Schicksal ihres Planeten nicht egal ist. Der Traum vom Bestseller, den wohl jeder Autor einmal hatte oder noch hat, ist ausgeträumt. Oder etwa nicht? Und da kommen wir wieder zu der Frage, die ich mir noch gar nicht gestellt habe: Worüber freue ich mich? Zum Beispiel über eine Rückblende, die mir gelungen ist. Über einen Tag, an dem ich zusammen mit meinem Partner in der Sonne wandern kann. Über jedes Buch von mir, das einen Leser erreicht. Das kann ich inzwischen an den Rankings sehen, wenigstens tendenziell. KU/KOl bei Amazon sagt da weniger aus als zum Beispiel die Sterne, die in den Onleihe-Bibliotheken vergeben werden. Es freut mich, dass meine ersten drei Bücher des größeren Verlages sehr gut bewertet werden. Und was regt mich auf? Mich regt eigentlich vieles nicht auf, was andere aufregt. Am  meisten regt mich auf, wenn andere mir ihren Willen aufzwingen wollen. Da kann ich wirklich dampfkesselmäßig explodieren, dass die Wände meiner Umgebung erzittern! Und dann kann ich mich darüber freuen, dass der Dampf raus ist.
Zu Amazon noch ein Tipp: Das Buch als Beute , Podiumsdiskussion auf den Stuttgarter Buchwochen am 15.11 2014, 20 Uhr, u.a. mit dem Vorsitzenden des Börsenvereins.

Freitag, 14. November 2014

Rückblenden

Ich weiß, dass es für normale Blogleser eher langweilig ist, über das schreiberische Tun eines Autors zu lesen. Und auch ich selbst lese bei anderen nicht besonders gern über diese Vorgänge. Aber draußen ist tiefster, trüber November, und ich habe nichts anderes zu berichten außer darüber vielleicht, dass wir morgen wieder eine Supervision haben und dass ich mir dringend gefütterte Winterstiefel kaufen muss. Die Winterreifen sind gestern auch draufgekommen, teuer genug. Und dann wollen wir mal hoffen, dass es sich dieses Jahr auch lohnt.Nach meiner Erinnerung hatten wir im letzten Oktober Schnee und dann für den Rest des Winters nur noch gemischte Pampe. Aber immerhin hatte ich in jenem Winter den Krimi abgeschlossen und im Frühjahr mein E-Book bearbeitet und am 8. Juni veröffentlicht.

Nun bin ich in einen Schreibfluss geraten, dessen ich längere Zeit entbehren
musste. Und in diesem Schreibfluss tut sich das erste Mal in meinem Leben die Frage auf, ob ich nicht eine oder zwei Rückblenden verwenden muss, um die Geschichte rund zu machen. Dazu muss ich sagen, dass ich Rückblenden hasse. Ich habe es immer gehasst, wenn in einem Roman eine Person eingeführt wurde und dann gleich eine Rückblende kam, warum und wie sie geworden ist, wie sie jetzt ist. Einmal las ich einen Thriller, der damit begann, dass auf jemanden geschossen wurde. Anstatt nun zu erfahren,was mit dieser armen Person weiter geschieht, kam eine Rückblende über viele Seiten, darüber, was der Mann alles erlebt hatte, das dazu führte, dass es nun kam, wie es kam. Niemlas würde ich meine tatsächlichen und potentiellen Leser mit so etwas langweilen, das hatte ich mir geschworen. Und nun gehöre ich selbst zu den Autoren, die diese Mittel einsetzen müssen, um Handlung und innersten Kern einer Geschichte voranzutreiben und sichtbar zu machen. Ich habe vor dieser Notwendigkeit kapituliert und werde es angehen. Und ich gehe es, entgegen meiner Befürchtungen, mit großer Spannung und Begeisterung an. Mögen spätere potentielle Leser, Lektoren, Agenten auch einst etwas daran auszusetzen haben. Diesmal will ich's!

Freitag, 7. November 2014

Die Woche im Off

Am Donnerstag vor einer Woche kam eine junge Klientin von mir aus einer psychosomatischen Klinik zurück. Sie hätte dort unter anderem gelernt, dass man auch ohne Fernsehen und Handy leben könnte. Dabei wirkte sie kolossal entspannt. Zwei Tage später ließ sich mein Computer nicht mehr starten, nachdem er schon einige Zeit vor sich hin gezickt hatte. Alle Bemühungen, ihn wieder zum Leben zu erwecken, scheiterten. Und so empfand ich es als wohlmeinende Geste des Himmels, dass sich das ganze Wochenende arbeitnehmerfreundlich warm und herbstlich schön gestaltete. An Schreiben war eh nicht zu denken, da sich alle Unterlagen im Wrack des Computers befanden. So kam es noch zu einer letzten Superwanderung auf dem Burgenweg/schwäbische Alb. Die Natur bleibt, wie sie war, auch wenn immer mal wieder erstaunlich kontraindizierte Dinge wie ein Plastikdrachen auf der Ruine Greifenstein auftauchen. My Home is my Castle, denken deutsche Familien wohl heute wie einst, denn beim Erscheinen des schon zweiten Störers meinte ein kleines Mädchen, das dort mit seiner Familie beim Picknick saß: Wir wollen jetzt ESSEN! Nun ja, auch wir konnten uns des Eindrucks nicht erwehren, dass es Tage gab und gibt, an denen man mit sämtlichen Wanderfreunden des Ländles konfrontiert wird.

Am Abend war die Autorin dann wieder zu Hause und starrte wehmütig auf den Fleck, an dem der Computer gestanden hatte. Mannomann und -frau, hat der einen Platz in meinem Leben eingenommen! Ich konnte nicht weiterschreiben, ich konnte keine Mails abrufen, nicht in meine Blogs schauen und noch nicht mal gucken, ob man geräucherten Lachs einfrieren kann! Am Montag nahm ein Freund meines Sohnes ihn in Reparatur. In der Woche danach durchlief ich alle denkbaren Gefühle der Entbehrung und des herbsten Verlustes, aber auch der Befreiung und Wiederversinnlichung der mich umgebenden Welt. Fast sehnte ich mich nach einem Smartphone; ich beneidete unseren Azubi um seins, dem er ganz schnell die Züge entlocken konnte, die noch fuhren oder den Namen des Kürbisses, der aussieht wie eine Birne. Nun ja, der Lachs ist eingefroren und ich werde schon merken, ob er nach dem Auftauen noch schmeckt. Irgendein Ersatz musste natürlich her. So griff ich nach der liebsten Freizeitbeschäftigung der Deutschen, was durchaus nicht Computern oder Smartphonen ist, sondern FERNSEHEN. Und dabei verging mir zwischendurch das Hören und Sehen. Einmal zeigten sie ein junges Mädchen, das in Heidelberg mit Ohrstöpseln Fahrrad fuhr, um Musik zu hören. Sie stieß mit einer Straßenbahn zusammen und kam knapp mit dem Leben davon. Dann kamen Bilder einer Überwachungskamera in einem U-Bahnhof. Sie präsentierte hintereinander drei Menschen mit Handy oder Smartphone, die plötzlich vom Rand wegkippten und auf die Gleise fielen. So ging es gerade weiter. Gestern kam im Odysso eine Sendung über Lärm. Das kann alles in Dezibel gemessen werden und reicht vom Ticken der Uhr bis zum Presslufthammer und dem Düsenjet in niedriger Höhe, die ab einem bestimmten Pegel und einer bestimmten Dauer krank machen. Da allerdings würde der Computer gut abschneiden, denn das Brausen des Browsers entspräche einem Flüstern oder einem Blätterwerk im Wind, während der Fernseher mit 70 Dezibel auf einer Stufe mit Schreien und dem Lärm eines Rasenmähers steht. Das kann man jedoch selber kontrollieren, während die Leute an den Einflugschneisen der Jets, an stark befahrenen Straßen und an häufig benutzten Bahnlinien nicht entkommen können.

Während dieser Woche gab es nun eine seltsame, ich will nicht sagen märchenhafte Veränderung bei mir. Ab dem dritten Tag bemerkte ich die Stelle mit dem fehlenden PC gar nicht mehr. Die Außenwelt wurde bunter, selbst die Menschen, Kollegen, Nachbarn, Freunde rückten in ein helleres Licht. Die Zeit verlangsamte sich. Nach ein paar Tagen war die Wohnung geputzt, ich war mindestens zwei mal im Schwimmbad gewesen und hatte plötzlich Zeit, auf einem kleinen Markt einzukaufen. Kartoffeln vom Bauern mit Erde dran, richtige einzelne, dicke Zitronen, Bauernbratwurst und anderes vom Metzger, und beim Bäcker gab es Zwiebelkuchen, und die Kaffetrinker unterhielten sich über die Arbeitsweise des Roten Kreuzes. Auf der Rückfahrt dann das Erwachen aus diesem langsamen, bunten Traum: Ein Fahrer, wahrscheinlich mit Handy am Ohr, kam uns entgegen, überholte und drängte dabei brutal einen Radfahrer von der Straße. Kreidebleich und fassungslos sah der dem Wagen hinterher. Nein, ich möchte nicht so abhängig von diesen Geräten werden, dass ich mich selbst oder andere Leute damit gefährde! Deshalb darf der PC ruhig ab und zu streiken und auch mal kaputtgehen, damit ich weiß, wie es auch mal ohne ging und geht. Dann tauchen vor dem inneren Auge Zeiten auf, als man mit dem Telefon an der Wand stand, mit der es verkabelt war, als man Geld in die Schlitze von gelben Zellen werfen konnte, Walkmen der neueste Schrei waren und die Leute in den Kneipen noch miteinander redeten und nicht auf ihre Smartphones starrten. Das erlebe ich fast nur noch in der Großstadt, nämlich dass Leute in den Kneipen miteinander reden.

Wie dem auch sei, heute Abend war die Auszeit dann zu Ende. Der PC war repariert, ich kam nach einem langsamen, bunten Nachmittag nach Hause und fuhr ihn hoch. Die Mails hatte ich im Büro kaum lesen können, das Dashboard meines E-Books hatte mehr Ausschläge als in den Zeiten, als ich es täglich kontrollierte. Es waren Kommentare da, und meine Mitautoren waren alle aktiv gewesen. Jetzt endlich konnte ich auch die Verbesserungsvorschläge meines Testlesers begutachten. Der Browser braust wieder leise vor sich hin, es ist, als rausche in der Ferne ein Bach. Ich bin froh, dass ich ihn wiederhabe, aber ich bin ebenfalls froh über die Woche, in der ich so viele Dinge außerhalb gesehen habe, und ich hoffe, dass ich einiges davon mit rübernehmen kann, auch ins Schreiben, das ich jetzt endlich fortsetzen kann. Früher hätte ich mit der Hand geschrieben, doch ist der PC inzwischen mein Arbeitsinstrument ersten Ranges, und ich bin ein drittes Mal froh, nicht gerade in einem Lektorat oder in einer Abgabephase gewesen zu sein. Dann hätte ich das wohl nicht so genießen können, und es hätte sich zumindest der Erscheinungstermin des Buches verschoben.

Samstag, 1. November 2014

Das Exposé, eine schwere Geburt

Dieser Beitrag ist nur für Autoren interessant, die selber immer wieder mal ein Exposé erstellen müssen, sei es, um den Verlauf des Romans besser planen zu können, sei es, um sich damit bei einem Verlag oder einer Agentur zu bewerben.
Der historische Krimi, an dem ich gerade schreibe, hat in den letzten Jahren schon einige Wandlungen erfahren. Einige Figuren mussten raus, andere kamen neu hinein. Die Zeit hatte ich schließlich auf das Jahr 1786 festgesetzt. Das ursprüngliche Bauernmädchen mit ihrem versoffenen Vater musste gehen, die meisten anderen Personen blieben. Es gibt zwei Studenten der Theologie, die im Stift zu Tübingen wohnen. Einer würde lieber Arzt werden, der andere ein Dichter. Dann ist da Laura, eines Professors Töchterchen. Und ein Mädchen mit einem weißen Wolf, von dem man nicht weiß, ob es real ist oder nur in den Köpfen der Betroffenen existiert. Und es gibt Räuber, Morde, Intrigen und Geisterbeschwörungen. Es gibt den verhassten Herzog Carl Eugen, der den Dichter Schubart auf dem Hohenasperg eingesperrt hat und schließlich einen fahrenden Medicus mit seinem Äffchen, das seine Grimassen schneidet. Das könnte die Grundlage für einen Klappentext sein.

Jemand, der schon Exposés geschrieben hat, weiß wahrscheinlich, welche Klaviatur der Gefühle dessen Erstellung hervorbringen kann. Ich musste es heute zu Ende führen (von zwei auf vier Seiten), weil ich sonst mitten im Text, auf ca. S. 180 einfach nur stecken geblieben wäre. Bis dahin wollte ich mit dem Roman aufhören, alles hinschmeißen, und ich fand die Handlung einfach nur noch doof. Jetzt, wo es im Kopf geklingelt hat (auch mit Anregung meines Testlesers), bin ich superhappy und finde es, anderes Extrem, genial! Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte.

Donnerstag, 30. Oktober 2014

Schreibteufelchens Flucht

Mir träumte gestern Morgen, jemand hätte "Schreibteufelchens Flucht" in meinen Blog geschrieben, und zwar rechts im Layout, gut sichtbar für jedermann und -frau und -kind. Da könnte durchaus etwas dran sein. Es suggeriert mir Bilder, die in den letzten vierzehn Jahren entstanden sind. Mein Schreibteufelchen ist wirklich seit geraumer Zeit spurlos verschwunden. Was waren das für heimelige Zeiten, als es noch regelmäßig hinter dem Vorhang hervor kam oder durchs Fenster hereinritt, Pech und Schwefelgeruch im Gepäck. Es hat mich immer begleitet, und seine Ratschläge waren nicht nur witzig, sondern oft auch richtig gut. Ist es geflohen, weil schon alles gesagt ist? Weil ihm keiner mehr zuhört? Es hat sich eine Menge ansehen und -hören müssen. Da waren zunächst die Verlage, die immer so lange auf sich warten ließen. Du bist einfach nur zu ungeduldig, hat es damals gesagt. Dann kam der Agent, der es gern frauenlastig und happyendmäßig haben wollte. Schreib dein eigenes Ding, hat es immer gesagt und sich kaputt gelacht über die Reihen der ewig gleichen Cover und Klappentexte in den heiligen Hallen der Bücher. Es hat den Kopf geschüttelt über die Monopolisten, die alles an sich rafften, und ist schnaubend den Schornstein hinaufgefahren, als der nächste Monopolgigant kam und sich breit machte in der Bücherwelt. Ja, es hätte genickt und den Daumen hoch gehalten, als die Autoren sich langsam emanzipierten. Doch da war das Teufelchen schon gar nicht mehr da. Es hatte die Flucht ergriffen, weil es wusste, dass die Autoren schon selber wüssten, wie sie dem Sumpf der Abhängigkeit entfliehen würden. Die Verlage sicherten sich die E-Bookrechte, weil sie einen guten Absatz witterten. Doch eine Schar von ritterlichen Befreiern machte ihnen weniger oder mehr einen Strich durch die Rechnung. Wie eine wilde Räuberbande fielen sie über die Bücher her, scannten wie die Teufel und rissen sich alles, was nicht niet-und nagelfest in der Buchladenecke verstaubte, digitalisierend unter den Diebesnagel. Doch am Grunde der Moldau, da wandern die Steine, was groß ist bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine (B. Brecht). Hört man heute noch jemanden über die Bücherklauer jammern? Nein, denn es gab die große Revolution.

Seit einigen Jahren sind Autoren dazu übergegangen, den Verlagen nicht mehr hinterherzurennen. Auch etablierte Autoren veröffentlichen selbst, profimäßig, was sie bei Verlagen nicht unterkriegen. Viele sind es auch einfach leid, nach Vorgaben arbeiten zu müssen. Gut, nun waren die E-Books da und die Autoren konnten selber bestimmen, was auf ihren Covern und in ihren Klappentexten stand. Doch wie es das Leben nun mal will, gibt es keinen Stillstand. Wie sagt man noch, wenn man den Partner wechselt und irgendwann merkt, dass dort auch nur mit Wasser gekocht und oder mit Geldscheinen gewedelt wird: Es kommt nichts Besseres nach. Der Autorenprinz, der die Freiheit versprach, der viel Geld unter viele Autoren brachte und viel Ruhm für einige wenige, ist möglicherweise auch nur ein Frosch, der die Backen aufbläst, um imposanter zu erscheinen. Noch ist er besser als alle analogen Verlage, noch hat er schnelle Abrechnungen, schnellen Support, schnelles Hochladen des Buches und schnelles Runterladen desselben. Und es bleibt im Schaufenster, wenn es nur genügend Aufmerksamkeit bekommen hat. Die Verlage legen vor, verlegen Bücher nach Schonfrist, rechnen im Mittelaltertempo ab und verkaufen die Stapel im Monatstakt, die dann meistens niemals, niemals mehr gesehen werden außer auf Flohmärkten und im Antiquariat.

Das Schreibteufelchen hat die Flucht ergriffen. Es hat sich am Rand seines Höllenloches versteckt und mit tellergroßen Augen zugeschaut, was sich in der Bücher-, Autoren-, Verlags-, Agenten-, Buchhandlungs- und Leserwelt tut. Es hat keine schnelle Eingreiftruppe von Teufelchen geschickt, um alle auf den rechten Weg zu bringen. Der Markt schafft sich seine eigenen Gesetze, gegen die kommt keiner an, auch nicht mit Macht. Heißt: Wer nicht gesehen wird, wird auch nicht gekauft. Wer nicht gekauft wird, hat auch kein Ranking, wird also auch nicht gesehen und also auch nicht gekauft. Hier wie da, beim Verlag und im Handel, bei Amazon und anderen, bei E-Books und bei Druckausgaben. Das Karussel fliegt am Teufelchen vorüber. Und es hat schon immer gewusst, was die Quintessenz des Ganzen ist: Papier ist nicht mehr so geduldig wie zu Gutenbergs Zeiten, Reader und Smartphone sind auch nicht geduldig. Geduldig, das wäre eine Botschaft des Teufelchens, sind weiterhin nur die Leser, die mehr als 10% ihrer Bücher lesen und Autoren, die weiterhin 100% dessen schreiben, was ihnen in den Kopf gekommen ist. Unabhängig davon, in welcher Form die Leser es zu lesen bekommen und unabhängig davon, wo sie es herhaben.

Edit: Und nun ist es heraus, wie diese Flucht des Schreibteufelchens ins Layout kam: Petra van Cronenburg hat ihre Blaue Fluchten sehr eindruckvoll in meinem Traumgedächtnis hinterlassen!

Zwei interessante Kommentare zu "Das eigene Buch drucken lassen" von Petra van Cronenburg und Elli H. Radinger!

Dienstag, 28. Oktober 2014

Das eigene Buch drucken lassen

Gestern erhielt ich von Amazon Create Space die freundliche Einladung, mein E-book doch von ihnen drucken zu lassen. Natürlich kenne ich diese Möglichkeit schon seit Langem. Es gibt ja viele Leser und Leserinnen, die ein Buch lieber mit seinem Echtgewicht in der Hand halten, ich eingeschlossen. Manchmal, wenn ich die Amazonseiten von Kollegen und Kolleginnen besucht habe, sah ich auch, dass das jeweilige Buch in gedruckter Form vorlag beziehungsweise als "Book on Demand" druckbereit vorgehalten wurde. Es schien mir so, als seien die Ebooks die weitaus gefragteren, schon allein wegen des Preises. Das gedruckte Verlagsbuch, das meinem Teufelswerk zugrunde liegt, lag heute Morgen bei einem Ranking von 1.262.754, während das E-Book ein Ranking von 3.191 verzeichnet, dazu Platz 19 bei "historische Krimis". Das Verlagsbuch kostet 14,90 E, das E-Book 3,99 E (könnte auch 2,99 E kosten). Das E-Book hat also das Verlagsbuch nicht mitgezogen (eher die E-Books der historischen Romane). Dieses Buch könnte ich sowieso nicht drucken lassen, weil ich die Printrechte nicht habe. Aber wie ist es mit künftigen E-Books? Sollte man da gleich die Druckversion anbieten oder warten, bis sich Leser melden, die es lieber in dieser Form haben wollen?

Samstag, 18. Oktober 2014

Sprung ins SP-Vergnügen?

Gestern waren wir mal wieder in Tübingen, der alten Universitätsstadt, in der ich sieben Jahre lebte und studierte und die so manchem historischen Roman von mir als Kulisse diente. Die Farben der Gebäude und des Himmels sahen aus wie frisch gewaschen, im Gerberviertel prangten späte Rosen und Kalkastern in den Gärten, der Ammerkanal führte viel dunkel gefärbtes Wasser. Ich hatte in einem Second-Hand-Buch-und Musikladen bei der Jakobuskirche drei Bände von Dostojewski sowie einige andere gute Bücher erstanden. Da war doch mal was, dachte ich, als wir vor dem Rathaus saßen, Kaffee tranken und den Mädels zusahen, die sich auf Stöckelschuhen über das Kopfsteinpflaster quälten. Im "Lamm" da gegenüber, heute eine Begegnungsstätte, tummelten sich die Studenten und die schwäbischen Dichter, an der Ecke gegenüber der alten Mayerschen Apotheke hat der Dichter Hermann Kurz gewohnt. Ja, ich hatte vor meinem Urlaub achtzig Seiten eines historischen Krimis geschrieben, und ich wollte abwarten, ob sich der Verlag wegen meines Jetztzeit-Krimis (auch mit dem Schauplatz Tübingen) meldet. Der Verlag hat mich wohl vor lauter Buchmesse vergessen. Also packte ich gestern Abend meinen historischen Krimi aus, druckte die letzten zwanzig Seiten und korrigierte. Einige Tage hatte ich es noch vor mir hergeschoben, aber jetzt hat es mich wieder gepackt! Ich beweihräuchere mich nicht gern, aber ich finde den Text frisch, abenteuerlich, spannend und teilweise auch witzig. Also mache ich da weiter. Den Jetztzeitkrimi kann ich eigentlich zur Seite legen, denn so vielen Verlage und Agenten ich ihn auch anbiete, so wird doch keiner wagen, den Genrewechsel zu vollziehen. Es wird also der ideale Kandidat fürs SP-Vergnügen sein! Einen Roman fertigschreiben und gleichzeitig einen anderen zu veröffentlichen wäre mir zu mühsam. Vielleicht kann ich nächstes Jahr beide kurz hintereinander auf den SP-Markt werfen. Dann habe ich auch bloß noch einige Monate zu arbeiten und mein Berufsleben zu einem guten Ende zu bringen.

Auf der Suche nach dem neuesten Stand beim SP fand ich den Blog der Frankfurter Buchmesse vom September, in dem Trends des Self Publishing diskutiert werden. Allein 2014 sei der Marktanteil um 35% gestiegen, die Self Publisher würden immer professioneller, mit immer besser lektorierten Büchern und aussagekräftigen Covern. Und wichtig sei es, in möglichst vielen Kanälen die Bücher sichtbar zu machen. Gleichzeitg verliert Social Media nicht seine Bedeutung. Die Buchhändler müssten den Trend erkennen und für sich und die Autoren nutzen. Irgendwo habe ich ein Vögelchen zwitschern gehört, dass die ganzen Hebammen, Hexen und Henkerstöchter bei den Verlagen nicht mehr so gefragt seien, dafür andere historische Stoffe.

Montag, 13. Oktober 2014

Eine Herbstreise nach Madeira

Seit dreizehn Jahren habe ich davon geträumt, einmal in einem Lorbeerwald auf Madeira wandern zu gehen. Damals, im Jahr 2001, feierten wir den 80. Geburtstag meiner Mutter. Vier Tage lang wütete ein Sturm auf der Insel. Letzte Woche ist der Lorbeertraum wahr geworden. Wie damals wohnten wir in einem Touristenhotel am Atlantik, diesmal im Osten, in der ältesten Stadt Machico, wo am 8. Oktober das Fest "Senhor dos Milagres" gefeiert wird. Doch dazu komme ich später. Den Weg an der Straße nach Porto Moniz haben wir nicht mehr gefunden. Aber gleich am ersten Tag sind wir elf Kilometer an einer sogenannten Levada entlanggelaufen, von der Forellzuchtstation Ribiero Frio ("kalter Fluss") nach Portela. Eine Levada ist ein klarer, fließender Bewässerungskanal, der das Wasser vom regenreichen Inneren der Insel auf die unteren Terrassen bringt. Am Schluss ging es steil hinunter, auf einer dieser etwas mühsam zu begehenden Treppen. Der Ort Portela ist klein, hat aber Taxis und eine urige Berggaststätte. Im Ofen brannte ein Feuer. Das war aber nicht dazu da, um die Gäste zu wärmen (die Durchschnittstemperatur beträgt das ganz Jahr über 19-23°), sondern um die Rindfleischspieße "Espedatas", gewürzt mit Lorbeer, Salz und Pfeffer, knusprig zu grillen. Es war ein leicht zu begehender Weg, erst später sollte ich merken, wo meine physischen und psychischen Grenzen sind.
Fortsetzung in meinem Blog "Lust am Wandern/ Orte zum Reinschmecken":
Fußreisen und Meer auf Madeira.

Mittwoch, 1. Oktober 2014

Ein Fantasyautor des 18./19. Jahrhunderts

Oder sagen wir lieber "Phantastikautor". Der Schriftsteller E.T.A. Hoffmann (1777-1822) hat mich schon seit meiner frühesten Jugend angezogen, vor allem seine "Nachtseite der menschlichen Existenz". Immer wieder habe ich einiges von ihm gelesen, zuletzt "Die Elixiere des Teufels". Jetzt fiel mir, von irgendeinem Antiquariat, eine Biografie über E.T.A. Hoffmann von Rüdiger Safranski in die Finger. Zugegeben, es war nicht immer einfach zu lesen, aber es war zehnmal spannender, über diesen kleinen, von der Natur so benachteiligten Autor zu lesen als die Ausflüge, die ich zwischendurch in die Spiegel-Bestseller-Thrillerliteratur gemacht habe. Seine Werke entstanden mehr "nebenbei", denn sein Hauptanliegen war es, große Musikwerke zu schaffen, das heißt, Texte anderer in Opern umzukomponieren. Seine "Undine" schaffte es schließlich auch, etliche Male gespielt zu werden. Nach kargen Jahren stellte sich der Erfolg ein, neben seiner Tätigkeit als preußischer Regierungsrat war er in Berlin ein gefeierter Autor und kannte alle literarischen Größen seiner Zeit. Einer Zeit, in welcher der Unterhaltungsroman in Mode kam, geprägt von der napoleonischen Besatzung und den ersten Burschenschaften, die auf die Einheit der Deutschen hinarbeiteten. So musste Hoffmann auch ein Gutachten über Turnvater Jahn erstellen, was aber zu Gunsten Jahns ausfiel. Das und einige andere aufrührerische Dinge führten dazu, ihn an eine entfernte Stelle zu versetzen, was er nicht lange überlebte. Eine vom Rücken ausgehende Lähmung machte sich wieder bemerkbar, die im Jahr 1822 zu seinem Tode führte. Noch auf dem Totenbett komponierte er Opern und diktierte die Neufassung eines Textes, die er schon lange hinausgeschoben hatte.



Sein Vorbild war die Gotic Novel des Matthew Gregory Lewis. Meine Bewunderung gilt Hoffmann nicht nur wegen seines unermüdlichen Schaffens, seines Humors, seiner überschäumenden Phantasie und seiner Verdichtungen der Nachtseite des menschlichen Lebens. Ich habe mich in seinen Texten immer irgendwie wiedergefunden, gerade weil es dort auch Mord und Totschlag, Gespenster und psychiatrisch auffällige Gestalten gibt. Letztere konnte er aufgrund der Freundschaft mit zwei Ärzten so gut beschreiben. Auf jeden Fall werde ich mich noch ein wenig mit seinen Werken beschäftigen, derweil ich weiter im 18. Jahrhundert, vielleicht auch bald wieder im 19. Jahrhundert herumwildere.

Siehe auch "Baden-Baden - eine Stadt zum Sterben schön"

Freitag, 19. September 2014

Mein Weg zur Romantik

In den letzten Tagen habe ich etwas festgestellt, das ich eigentlich schon immer gewusst habe, was aber im allgemeinen Lebensaufundab wieder verschwand. Ich bin und bleibe eine hoffnungslose Romantikerin. Wie kam es dazu, an welchem Punkt meines Lebens wurde die Weiche gestellt, und wer hat das veranlasst? In der Schule haben wir einst viele Klassiker gelesen. An einige, aber besonders an eine Schrift erinnere ich mich heute noch sehr gut. Es waren "Die Nachtwachen des Bonaventura". In meinem Langzeitgedächtnis sind ein paar Fetzen davon vorhanden geblieben: ein Sturm, der oben in den Lüften zu brausen beginnt, Wolken, die am Mond vorbei über den Himmel jagen, ein Nachtwächter, der umhergeht und auf die absurdesten Gedanken kommt, eine Braut in weißem Tüllkleid, bei deren Anblick der Betrachter an Sarg, süße Blumendüfte und Beerdigung denkt, ein Ansatz, der alles ad absurdum führt. Unser Lehrer hatte uns das Buch als Beispiel für "den Nihilismus in der Romantik" nahegebracht, nachdem wir alle Schelmenromane von Grimmelshausens "Simplicissimus" über den "Taugenichts" von Joseph Eichendorf bis Thomas Manns "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" durchgenommen hatten. Es muss mich tief beeindruckt haben, denn zwei meiner ersten Geschichten, die ich geschrieben habe, vermitteln dieses schaurig-romantische Ambiente. Aus Neugier habe ich jetzt mal geschaut, was seitdem mit diesem Werk in der Bücherwelt passiert ist und wer oder was eigentlich dahintersteckt. Und habe es auch prompt bei Amazon gefunden, mit Neuausgaben, Rezensionen, Verkaufsrängen usw. Jetzt konnte ich also noch ein wenig darüber erfahren, dass es zum Beispiel Clemens Brentano, Caroline Schelling oder E.T.A. Hoffmann zugeschrieben wurde. In Wirklichkeit steckte ein Theaterdirektor namens August Klingemann (1777-1831) dahinter. Sein Stil soll sogar den von Dostojewski beinflusst haben.

Dieses Werk beeindruckte mich im zarten Jugendalter tatsächlich so stark, dass mein erster Roman ein biografischer über den spätromantischen Dichter Eduard Mörike (1804-1875) wurde. Über Grimmelshausen kam ich ins siebzehnte Jahrhundert, machteAusflüge ins fünfzehnte und sechzehnte sowie in die Jetztzeit, bis ich nun wieder im Kern der Romantik gelandet bin, nämlich im Jahr 1786. (Die romantische Phase reichte etwa von 1777-1831). Und ich schlage mich mit allen romantischen Begriffen und Zuständen herum, die um jene Zeit prägend waren: Gespenster, Séancen, Geisterseher, Geheimgesellschaften, Willkür der absolutistischen Herrscher, Studenten im Karzer, Dichter in dunklen Verliesen, letzte Wölfe, die in den Wäldern gejagt wurden, Räuberbanden, Vorboten der französischen Revolution, fahrende Händler und Kräutermixer, Kesselflicker, Zahnbrecher und Nachtwächter, die nicht nur die Stunden ausriefen, sondern auch in viele dunkle Ecken und Abgründe schauten. Insofern ist diese Romantik für mich nicht nur ein Eskapismus, eine ideelle Flucht aus den desillusionierenden Zeiten, sondern auch eine Strömung, die sich mit den menschlichen Abgründen befasst hat. Und irgendwie scheine ich dieser Richtung verpflichtet zu bleiben, sei es im historischen Roman, im Kriminalroman oder im Sachbuch. Ein sehr gutes Buch über die Romantik hat übrigens Rüdiger Safranski geschrieben: Romantik. Eine deutsche Affäre.

Mittwoch, 10. September 2014

Die Onleihe bei VG Wort

Dies ist eine Info speziell für Autoren. Wahrscheinlich jeder von uns kennt die VG Wort, die Verwertungsgesellschaft, mit der man einen Vertrag schließt und so unter normalen Bedingungen, also mit einem oder mit ein paar Büchern in den Genuss eines jährlichen Schecks der Sonderausschüttung "Bibliothekstantiemen" kommt. Nehmen wir mal mich als Beispiel. Es dauerte ganze vier Jahre, bis ich das erste Mal so einen Scheck bekam. Der reichte für uns zwei zum Pizzaessengehen. War aber trotzdem eine Freude. Die nächsten Male war es schon dreistellig. Inzwischen sind die Bücher ja längst aus den Buchhandlungen verschwunden, sind aber weiter in den Bibliotheken vorhanden. Und seit die Backlist durch Ebooks neu belebt wird, sind sie nun auch in den vielen Onleihe-Bibliotheken auszuleihen. Auf meine Frage, ob die bei der Bibliothekstantieme berückscihtigt werden, antwortete mir VGWort vor einiger Zeit, nur, wenn sie nicht DRM-geschützt seien.

Ich habe jetzt mal die Probe aufs Exempel gemacht und die Onleihe-Bibliotheksverbände der Bundesrepublik, der Schweiz und Östereichs durchforstet. Dort sind alle meine Aufbau-Bücher vertreten, und zwar nicht DRM-geschützt. Das habe ich VG Wort eben mitgeteilt-mal sehen, was sie dazu sagen. In diesen Onleihe-Bibliotheken werden die Bücher übrigens auch mit Sternen bewertet. Ganz interessant für mich, dass "Die Nonne und die Hure" sowie "Die Köchin und der Kardinal" dabei am meisten 4 oder 5 Sterne haben. Meine Kleinverlagsbücher und die Amazon KDP-Ausgaben fanden allerdings keinen Eingang in diese Portale.

Sonntag, 31. August 2014

Der Dreiundneunzigjährige, der aus dem Auto stieg ...

Heute regnet es permanent wie aus Kübeln, und ich habe unendlich Zeit für mich. Kann alles erledigen, was schon lange liegengeblieben war, kann TerraX gucken, mich mal wieder bei Facebook umschauen, was Schönes kochen und schreiben. Eigentlich ist es die Zeit des Altweibersommers, wenn morgens der Nebel aus dem Tal aufsteigt, Spinnweben in den Hecken hängen und sich das Laub allmählich bunt verfärbt. So hielt es uns gestern nicht mehr in der kalten Stube, wir landeten auf den Feldern, Wiesen und Wäldern oberhalb des Neckars bei Oberndorf (Ja, das Oberndorf mit der Waffenfabrik Heckler&Koch, über dessen Lieferungen gerade poltisch verhandelt wird). Bei der Suche nach dem Weg zum Trauf parkten wir an einer Wegkreuzung mit spätsommerlich verfärbten Gärten. Ich sah einen Mann recht schwungvoll aus einem Auto steigen. Er zückte seine Nordic -Walking -Stöcke und wanderte los.
"Ein schöner Tag zum Laufen, nicht wahr?", rief mein Begleiter ihm zu. Erst beim dritten Mal reagierte der Mann.
"I muaß laufe", sagte er. "Bin gestern aus dem Krankenhaus komme, Operationen, brauche Sauerstoff."
"Das ist recht", meinte mein Begleiter. "Nur net einroste."
Der Mann wurde gesprächig, zeigte uns einen Rundweg, den wir laufen konnten.
"Bin 93 jahre alt", gestand er stolz.
Wir waren baff. Ein Auto fuhr langsam vorbei.
"93 Jahre!", rief mein Begleiter den Insassen zu. "Wenn das kein Vorbild ist!"
Dann liefen wir los.
"Ja, ihr seid etwas schneller", sagte der Mann und stapfte voran.

Wir liefen unsere lange Runde zwischen Maisfeldern hindurch, an deren Rändern Sonnenblumen standen. Sie hatten ihre Gesichter von der Sonne abgewandt.
"Vielleicht gucken sie nur nach Osten, wo die Sonne aufgeht", vermutete ich. In den Wäldern standen massenhaft Pilze, die aus dem triefenden Moos geschossen waren. In der Ferne rotdachige Häuser und die blaue Mauer der schwäbischen Alb. Ganz unspektakulär, das alles, und doch unvergesslich. Ich habe das Buch "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" nicht gelesen, aber ich vermute, dass diesen Erdenbürger dasselbe antrieb wie unseren Wanderer: Es ist nie zu spät, noch einmal loszugehen.

Samstag, 23. August 2014

Amazon, mein Buchmarkt und meine Lorbeerträume

Gerade in MatthiasMattings "Selfpublisherbibel" gefunden:Warum es keinen fairen Buchmarkt gibt. Das war für mich das Klarste und Vernünftigste, was ich bisher über dieses Thema gelesen habe. Mal ganz persönlich betrachtet: Waren die Verlage bisher fair zu mir? Ja, sie haben (fast) alles erfüllt, was vertraglich ausgemacht war: Sie haben meine Bücher gelesen, lektoriert, korrektoriert, ein Cover und einen Klappentext gemacht und dafür gesorgt, dass es in die Buchhandlungen gekommen ist. Auch das eine oder andere Extra an Werbung hat es gegeben. Es gab Lektoren, zu denen ich in den Verlag oder nach Hause gekommen bin, es gab welche, die zu mir gekommen sind und wiedrum welche, mit denen ich mich nur über Emails ausgetauscht habe. Mit einigen habe ich stundenlang telefoniert. Der Vorschuss wurde immer mit den Ergebnissen der folgenden Bücher verrechnet. Absolut fair und ganz im Sinne der Verlage. Fair ist es vielleicht nicht, Autoren so lange auf Antworten und Entscheidungen warten zu lassen, aber es scheint betriebsbedingt unumgänglich. Seit ich die Entscheidungsmöglichkeit habe, selbst zu veröffentlichen, brauche ich nicht mehr so lange zu warten. Wenn ich keine Lust mehr habe, auch, wenn ich keine Lust mehr habe, Manuskripte auszudrucken und herumzuschicken, engagiere ich einen Lektor (kenne inzwischen etliche!) und eine meiner Grafikerinnen und lege los. Alles verlagert sich dann auf meine, die selbstverlegerische Seite. Das Geld für das letzte Cover war in einem Monat wieder drin. Und ich glaube, je mehr qualitativ gute Bücher ich herausbringe, desto eher wird sich das alles ammortisieren. Ich habe mit Amazon einen Alternativanbieter und könnte es auf die Dauer auch noch mit anderen Distributoren versuchen. Und selbst wenn Amazon mit unlauteren Methoden arbeitet und demnächst den Autorenanteil auf 35% senken sollte, so sind das immer noch zehn Prozent mehr als das, was ich bei Verlagen für E-Books bekomme. Alle kapitalistisch orientierten Händler haben Lockangebote, später gehen die Preise dann wieder hoch. Durch diese Änderung in den Buchmarktbedingungen habe ich jetzt plötzlich wieder Zeit. Ich muss nicht mehr viel Aufwand in die Bewerbung meiner Bücher stecken, im Gegenteil, ich habe mehr Zeit als je zuvor. Zeit zum Schreiben, zum Shoppen, zum Wandern, so das Wetter mitmacht, und Zeit zum Träumen. In Frankfurt kam der Plan zustande, zusammen mit meinem Sohn David nach Madeira zu fliegen - Anfang Oktober, wenn Land und Meer noch warm sind vom ewigen Frühling und vom langen Sommer. Dort gibt es ganzjährig Blumen und blühende Bäume, man kann Levadawandern, schwimmen, fotografieren und einfach relaxen (chillen). Dabei entdeckte ich, dass zwei meiner ersten Kurzgeschichten von 2001 (in jenem Jahr war ich nämlich erstmalig auf Madeira) mit den Titeln "Lorbeerträume" und "Der Sturm" auf Madeira spielen. Vielleicht wird mein Traum vom Wander-und Reisebuch doch noch einmal wahr. Und wann immer ich wirklich Zeit und Lust dazu haben werde, nehme ich den Anbieter, mit dem ich es am besten verwirklichen kann.

Mittwoch, 13. August 2014

Interview mit Tintenhexe: Autoren sind der Kern des Buchbetriebs!

Heute ist das Interview erschienen, das die Buchbloggerin Tintenhexe vor einigen Wochen mit mir geführt hat. Christa S. Lotz spricht über ihre historischen Romane und das Schreiben
Es hat mir Spaß gemacht, die Fragen  zu beantworten, und es hat ebenso Spaß gemacht, es noch einmal durchzulesen. Und es klingt alles so schön und verlockend, dass ich gern da weitermachen würde, wo ich damals aufgehört habe. Herzlichen Dank an Tintenhexe! Im Interview mit Sabine Schäfers habe ich noch gesagt, dass ich gerade eine längere Schreibpause mache. Die ist seit einigen Tagen vorbei, der 18.-Jahrhundert-Krimi hat mich wieder gepackt, zumindest so, dass ich jeden Tag ein wenig schreibe, Tendenz steigend. Hier die letzte Frage und meine Antwort darauf, das weitere Schreiben betreffend. Die Zukunft hat ihr Licht schon vorausgeworfen, als ich das schrieb.
Was erscheint als Nächstes von dir?
Im Juni erscheint mein E-Book „Teufelswerk“, das im Jahr 2011 als Printausgabe eines kleinen Verlages veröffentlicht wurde, unter dem Titel „Das Vermächtnis des Bischofs“. Davon wird es auch keine weitere Printausgabe geben, weil ich nur die E-Bookrechte habe. Was dann als Nächstes erscheint, ist noch offen. Wahrscheinlich ist es der Schwarzwälder Psychokrimi „Martinsmorde“ bei einem Verlag oder als selbst publiziertes E-Book. Im letzteren Fall bräuchte ich dann noch eine Designerin für das Cover, einen guten Lektor und ein Korrektorat. Dabei sehe ich optimistisch in die Zukunft, denn Autoren sind der Kern des Buchbetriebes und werden es bleiben, egal, wohin sich das Ganze noch entwickeln wird.

Letzter Eintrag: Jeff Bezos, Amazon: Jagd auf die Gazellen

Sonntag, 10. August 2014

Amazons Spähauge und ich

Gestern verschlug es uns mal wieder nach Weil der Stadt. Draußen, hinter der alten Stadtmauer, war ein kleiner Tisch mit Büchern aufgebaut. Eine große, schlanke, ältere Frau im roten Kleid durchsuchte sie mit spitzen Fingern.
"Alles schon gelesen" stellte sie mit einem Seufzer fest. "Kürzlich habe ich ein Buch in den Händen gehabt, das vor den Gefahren des Internets und des Ausspähens gewarnt hat." Es folgte ein Gedankenaustausch mit meinem Begleiter, der Handy- und Internetverweigerer der ersten Stunde ist. Unwillkürlich musste ich an Amazon denken, das auf seinem Reader feststellen kann, ob ein Leser mehr als 10% eines Buches gelesen hat - und dementsprechend mir als Autorin einen Anteil aus der Leihbücherei zukommen lässt. Werden die mich eines Tages rausschmeißen aus dem KDP-Programm, wenn ich etwas Negatives über sie schreibe? Wes Brot ich ess, des Lied ich sing - das galt sicher nicht nur für die Minnesänger und ihre hohen Herrschaften, die sie besangen! Nun ist Amazon durch seine Geschäftspraktiken ja allgemein in Verruf geraten, es gibt viel Wirbel und Unterschriftenlisten in den USA und hier, auch von den Self Publishern, natürlich pro Amazon, weil sie uns Autoren gut behandeln, viel besser als die Verlage. Eine ganz dicke Lanze bricht Nika Lubitsch mit ihrem Blogbeitrag Ich bin ein Underdog der Literaturszene - ich liebe Amazon! Und meine ganz persönliche Meinung? Amazon hat mir das Vertrauen und das Selbstbewusstsein zurückgebracht, das während einer längeren Verlagskarriere doch immer mehr auf der Strecke zu bleiben drohte.

Amazon macht die kleinen Buchhandlungen kaputt, hieß es vor Jahren. Also wurde allenthalben zum Boykott aufgerufen. Dann hat es die Ketten kaputtgemacht, avancierte also plötzlich zum Robin Hood der Buchbranche. Und schließlich bot es den Autoren, die aus welchem Grund auch immer nicht mit einem Verlag verbandelt waren, die Möglichkeit, aus der Finsternis herauszutreten und im Bücherhimmel mitzumischen. Die Notwendigkeit, einen Boykottaufruf zu unterschreiben, sehe ich nicht. Als Autorin nicht und auch als seltene Kundin nicht. Ich habe meine Bücher schon immer in Buchhandlungen, großen und kleinen, gekauft, darüber hinaus in Antiquariaten, auf Flohmärkten und aus den Bücherbäumen mancher Städte herausgezogen. Ich bin ein Mensch, der gern in Bewegung ist, der lieber aus dem Haus geht, um einzukaufen und nicht statisch auf einen Bildschirm starren will, durch Klicks eine Bestellung aufgibt und dann wartet, bis das Objekt sich durch Türklingeln ankündigt. Amazons Angebot, zwei meiner Bücher wieder neu aufzulegen, habe ich gern angenommen, und auch so verdienen sie genug an mir, denke ich. Soll ich wegen der Geschäftspraktiken jetzt das Self Publishing boykottieren? Oder große Buchhandlungen meiden wie der Teufel das Weihwasser, weil die Verlage einen Haufen Kohle für Sondertische, Plätze im Regal und das "Buch des Monats" zahlen müssen? Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, das mein Verlag 50 000 Euro für mich bei Karstadt ausgegeben haben soll.

Nun noch mal zum eigentlichen Thema, zum Ausspähen. Früher sind wir vom Verfassungschutz ausgespäht worden, wenn wir aktiv gegen Pershing-Raketen, gegen Atomkraftwerke und gegen Rechte vorgegangen sind, die den Hitlergeburtstag feiern wollten. Da hat man sich jedes Wort überlegt, das man am Telefon gesagt hat. Heute, in Zeiten der Kanzlerausspähung, muss man überlegen, was man im Internet von sich preisgibt, nicht nur, weil ein Patzer auf einen selbst zurückfallen kann, sondern auch, weil einem unter Umständen ein Strick daraus gedreht werden könnte. Mal unabhängig von merkwürdigen Reklameangeboten, die man dauernd per Mail oder per Telefon erhält. Für mich habe ich schon lange die Lösung gefunden. Ich bin ein zurückhaltender Mensch, schon immer gewesen, und lehne mich kaum noch weit aus dem Fenster oder nur dann, wenn es wirklich notwendig ist. Die Daten, die über mich kursieren, darf ruhig die ganze Welt wissen, wenn sie sich eben für diese Millionen Daten anderer interessieren würde.

Sehr interessanter Artikel zum Amazon-Streit von Holger Ehling in seinem Blog: Amazon als Angstbeißer, mit dazugehöriger Diskussion!

Sonntag, 3. August 2014

Vom Scheitern und vom Neuanfang

Vor einem halben Jahr dachte ich noch, das war`s dann mit dem Schreiben. Kein Verlag mehr, keine Agentur und ein paar Manuskripte auf der Festplatte, mit denen man weder bei großen Verlagen noch bei Agenturen auf offene Türen stoßen würde. Und vor allem: keine Lust mehr, sich noch einmal auf die große Suche zu machen und alle Prozeduren wieder und wieder über sich ergehen zu lassen. Die Bücher in den Buchhandlungen zu begrüßen und sie (so war`s am Schluss) im Monat darauf gar nicht mehr zu finden, bei Amazon unter ferner liefen. Auf Abrechnungen zu warten, die immer viel zu spät kamen mit dem stummen Vorwurf: Hat sich nicht nach unseren Erwartungen verkauft.

Im Februar saß ich da mit einem Manuskript, einem Krimi aus dem 18. Jahrhundert, mit dem es weder vor noch zurück ging. Kein Esel hätte den Karren da herausholen können, worin er steckte. Schreibblockade total. Auch eine Neukonzipierung brachte nichts. Einfach keine Lust mehr. Vielleicht war ich auch nur erschöpft? Im März begann ich damit, meine E-Bookrechte am historischen Krimi "Das Vermächtnis des Bischofs" zu klären. Mit der vereinten Hilfe von zwei Autorenfreunden gelang es mir dann, im Juni das E-Book herauszubringen. Das Ergebnis sieht man hier rechts im Layout. Seitdem ist es eine Bereicherung meines Lebens, wenn ich das mal so pathetisch sagen darf. Ein Buch, das mehr meins ist als fast alle anderen, das ursprünglich niemand haben wollte und das jetzt so erfreulich sichtbar heruntergeladen wird, ein Buch, das bleibt über die Wochen und Monate, ein Buch, für das ich kaum Werbemaßnahmen anstoßen musste.

Ein Urlaub und eine Verlagsanfrage nach dem Jetztzeit-Krimi "Martinsmorde" später war es dann endlich so weit. Mir war klar, dass der Roman, den ich hatte schreiben wollen, schon fast 200 Jahre zuvor geschrieben worden war: von Hermann Kurz mit seinem "Schillers Heimatjahre. Die Wanderungen des Heinrich Roller." Da traten alle Figuren auf, die auch bei mir eine Rolle hätten spielen können: Friedrich Daniel Christoph Schubart, Herzog Carl Eugen, der Räuber Hannikel und Friedrich Schiller. Aber es gab ja auch eine Krimihandlung, die unentwirrbar schien. Ich habe mir einfach einen Ruck gegeben und zwei Handlungsstränge sowie eine weitere Figur aus dem historischen Krimi vom Februar rausgeschmissen, die Handlung an einem späteren, spannenderen Zeitpunkt eingesetzt, die ersten 35 Seiten abgetrennt, überarbeitet und die restlichen 40 Seiten als Recyclingstation gespeichert. Jetzt zählt allein wieder der Text und nicht die Verlage, die späteren Leser oder die Kritiken oder die Frage, warum man das Ganze überhaupt noch macht -warum man das alles mit sich machen lässt. Und es bleibt der Schauplatz Schwarzwald, diesmal mit dem Tübinger Schloss im Zentrum.


Mittwoch, 30. Juli 2014

Interview mit der Autorin Sabine Schäfers

Die Romanautorin und Schriftstellerin Sabine Schäfers lernte ich - zu meinem Glück, möchte ich sagen - vor einigen Monaten kennen und schätzen, und zwar kam der Kontakt über unsere Blogs zustande. Seitdem hat Sabine mich schon bei vielen Dingen unterstützt und stand mir vor allem bei der Veröffentlichung meines zweiten E-Books „Teufelswerk“ zur Seite.

Sabine Schäfers wuchs in den 1970/80ern in der Kurpfalz auf, im Südwesten Deutschlands. Bis 2001 war sie als Rechtsanwältin tätig und studierte Informatik. Heute lebt und arbeitet sie als freie Autorin am Rand des Münsterlands. Dieser Tage erscheint, nach dem E-Book „Himmelsmacht“, ihr zweiter Roman "Leilani. Wohin das Herz gehört". Es ist ein spannender Jugendroman über Familie und Freundschaft, erste Liebe und Erwachsenwerden auf Hawaii – dem Paradies auf Erden.



 
Und hier noch einmal das Interview

Die Romanautorin und Schriftstellerin Sabine Schäfers lernte ich vor einigen Monaten
kennen und schätzen – und zwar kam der Kontakt über unsere Blogs zustande. Seitdem hat Sabine mich schon bei vielen Dingen unterstützt und stand mir beratend vor allem bei der Veröffentlichung meines zweiten E-Books „Teufelswerk“ zur Seite.

Sabine Schäfers wuchs in den 1970/80ern in der Kurpfalz auf, im Südwesten Deutschlands. Bis 2001 war sie als Rechtsanwältin tätig und studierte Informatik. Heute lebt und arbeitet sie als freie Autorin am Rand des Münsterlands. Dieser Tage erscheint, nach dem E-Book „Himmelsmacht“, ihr zweiter Roman Leilani | Wohin das Herz gehört. Es ist ein spannender Jugendroman über Familie und Freundschaft, erste Liebe und Erwachsenwerden auf Hawaii – dem Paradies auf Erden.

Liebe Sabine, ich freue mich, dass du dich bereit erklärt hast, dich von mir interviewen zu lassen. Dein Weg zum Buch war ein ganz eigener, und im April des Jahres hast du deinen Mystery-Thriller „Himmelsmacht“ erfolgreich veröffentlicht. Ein Jugendroman, ein Thriller, ein Jugendthriller und ein Science-Fiction-Roman werden folgen. Nun zu meiner ersten Frage:

Hat ein bestimmtes Ereignis in deinem Leben dich dazu bewogen, zu schreiben? Oder hast du es einfach schon immer gern getan? Welche Bedeutung hat das Schreiben für dich?

Wie viele Autoren war ich vor allem sehr früh Leserin. Ein Buch hatte ich eigentlich immer in der Hand – oder auch einen Comic. Thematisch hab ich vor wenig Halt gemacht. Götter- und Heldensagen las ich genauso gern wie Tim und Struppi oder Wondergirl, Erich Kästner war mir so lieb wie Mark Brandis. Meine ersten bewussten Schreib-Erlebnisse waren meine Erlebnisaufsätze für die Schule. Die waren immer abenteuerlich und auf Spannung getrimmt, und ich erinnere mich noch an die Diskussion in der Klasse, ob ein Ertrinkender bei einem Badeunfall wirklich sein ganzes Leben an sich vorbeiziehen sieht ...

Wahrscheinlich war es ein logischer Schritt vom Lesen über kindliche Rollenspiele zum Erfinden von abenteuerlichen Geschichten. Sie aufzuschreiben ist dann fast schon Notwehr, damit in meinem Kopf Platz frei wird für neue Geschichten, die mich eigentlich ständig anspringen. Zu Schreiben vereinnahmt einen sehr, nicht nur während des Tippens. Die Gedanken stehen ja nie still, nicht mal unter der Dusche oder beim Bügeln. Mit Familie und Beruf ist es schwierig, allen Erwartungen gerecht zu werden. Es gab Momente, in denen ich glaubte, das Schreiben aufgeben zu müssen, weil es so viel Raum und Zeit in Anspruch nimmt. Das hat aber nie geklappt, nicht einmal kurzfristig. Ich werde unausgeglichen und unleidlich, wenn ich nicht schreibe, das kann niemand wollen :D

In deinem Debütroman „Himmelsmacht“ geht es um die Fotografin Katerina, die verhaftet und beschuldigt wird, einen unersetzlichen Kultgegenstand gestohlen zu haben. Sie gerät in parallele Dimensionen und wird in einen uralten Krieg hineingezogen. Schon einmal kam in ihrem Umfeld ein Mensch grausam zu Tode, aber sie kann sich an nichts erinnern. Wie kamst du auf diese Idee?

Wie es das Klischee will, stammen die ursprünglichen Ideen aus einem Traum. Bis daraus aber eine in sich schlüssige Handlung wurde, dauerte es Jahre, in denen ich unzählige erste Kapitel verfasste und wieder verwarf. Die heutige Fassung hat nur noch wenig Gemeinsamkeiten mit meinen ersten Entwürfen und entwickelte sich während des Schreibens ständig fort. Ich bin mehr Bauchschreiberin als Planerin. Ganz ohne Vorarbeiten läuft es auch bei mir nicht, aber in der Regel passe ich lieber einen Handlungsstrang im Nachhinein an, als mich mit Planungsspielen aufzuhalten, die ich dann nachher doch verwerfe.

Dein nächster Roman spielt auf der Trauminsel Hawaii. Hast du eine bestimmte Beziehung zu dieser Gegend?

Ja, 1992 hatte ich das ungeheure Glück, sechs Wochen auf Oahu und Maui bei einer hawaiianischen Familie verbringen zu dürfen. Diese Zeit mit all ihren Eindrücken und Erlebnissen werde ich nie vergessen. Hawaii ist ein Traum an Farben, Düften und Empfindungen, die Menschen sind liebenswert und zuvorkommend. Dazu hatte ich ausreichend Zeit und Gelegenheit, Hawaii auch abseits der Touristenpfade kennenzulernen. Es gibt so viel mehr zu entdecken als Hotels und Hula-Shows. Wenn ich reise, möchte ich immer auch einen Eindruck bekommen vom Alltag der Menschen, was sie bewegt und was sie lieben. Ein bisschen davon konnte ich aufnehmen und in meinem Roman einfließen lassen. Ich habe noch oft Fernweh nach den Inseln.

Wie kam es zu deiner ersten Veröffentlichung? Was waren deine Beweggründe, deinen Roman selbst zu publizieren?

Mit der ›Himmelsmacht‹ bewarb ich mich seinerzeit bei großen Agenturen und nahm am Heyne-Wettbewerb ›Schreiben Sie einen magischen Bestseller!‹ teil. Eine namhafte Agentur forderte tatsächlich das ganze Manuskript an, auch Heyne schickte es erst sehr spät zurück mit der Aufforderung, weitere Manuskripte einzureichen. Für mich war das beinahe schon der Ritterschlag, aber letztlich wurde doch nichts draus. Also hatte ich die Möglichkeit, das Manuskript in der Schublade verschwinden zu lassen, wie es wohl den meisten Erstlingen ergeht, oder es selbst herauszubringen.

Ich habe sehr lange gezögert. Sehr, sehr lange. Vor einigen Jahren noch war Self-Publishing undenkbar, wenn man als Autor in der Branche ernst genommen werden wollte. Ich hatte Angst, mir den Ruf zu verderben. Mit Verbreitung der eBook-Reader und insbesondere durch das KDP-Programm von Amazon wurden selbstpublizierte eBooks jedoch mit einem Mal zu einer echten Option. Denn selbst wenn der Handel sie immer noch boykottiert – die Leser nehmen sie an. Von meinem Manuskript war ich immer noch überzeugt und nach einer erneuten umfänglichen Überarbeitungsphase habe ich es mit der Unterstützung eines professionellen Lektors und einer Grafikerin gewagt, den Roman selbst herauszugeben. Darüber bin ich sehr froh!

Hast du bestimmte Leser im Kopf, für die du schreibst?

Nun, vor allem wohl Leser wie mich selbst :-) Ich denke, ich richte mich vor allem an ein weibliches Publikum, das an zwischenmenschlichen Beziehungen aller Art mehr interessiert ist als an blutrünstigen Schlachten, welches sich aber eher für Auslegerboote und Raumschiffe begeistern lässt als für Pumps und Handtaschen.

Woraus ziehst du generell deine Inspiration beim Schreiben? Woher kommen die Ideen?

Frag mich lieber, was mein Ideen-Karussell nicht anstößt. Man muss mir nur ein Stichwort liefern, dann geht es schon los. Ein Bild, ein Gesprächsfetzen, eine Zeitungsmeldung – das Unterbewusstsein ist ein Füllhorn an tollen Ideen. Letztlich sind meine Romane das Ergebnis eines fortgesetzten Brainstormings. Und dann einfach drauflosschreiben. Das Sortieren und Bewerten hebe ich mir für die Überarbeitungen auf.

Irgendwann wurde mir klar, dass ich, wenigstens im Moment, keine Fantasy schreiben möchte, sondern die Mystery-Elemente möglichst realitätsnah als eine Art angewandter Physik erklären. Obwohl Magie und übernatürliche Phänomene faszinierende Möglichkeiten bieten, empfinde ich es zurzeit als spannender, mit gegebenen oder zukünftig denkbaren Voraussetzungen zu spielen.

Du legst dich beim Schreiben nicht auf bestimmte Genres fest. Wie sind deine Erfahrungen damit?

Persönlich finde ich es sehr befriedigend und befreiend. Was die Leser meiner bisherigen Geschichten davon halten werden, muss sich erst zeigen. Mein kommender Hawaii-Roman unterscheidet sich schon sehr von ›Himmelsmacht‹, richtet sich aber auch an ein anderes, jüngeres Publikum. Mehr die Gruppe junger LeserInnen, in der ich mich als Zwölf- bis Vierzehnjährige befand. Ich vertraue einfach darauf, dass es nicht nur die Handlung an sich ist, sondern auch meine Stimme, die den Lesern gefällt. Und warum soll es nicht auch viele andere Menschen geben, die wie ich ein breitgefächertes Interessensspektrum haben?

Wie würdest du deinen Autorenalltag beschreiben? Wo arbeitest du am liebsten? Schreibst du auch mit der Hand?

Wenn mein Tagesablauf es erlaubt, setze ich mich gleich morgens mit meinem Laptop an den Wohnzimmertisch und rufe erst einmal meine Mails auf, immer eine Tasse Kaffee in der Hand. Dann schaue ich, was sich in meinen Lieblings-Foren tut, werfe einen Blick auf meine Twitter-Timeline und öffne schließlich das Dokument, das gerade Vorrang hat. Gerade jetzt ist das der Hawaii-Roman. Gespickt mit Anmerkungen meines Lektors liegt er vor mir und muss nun erneut geschliffen werden. Danach geht das Manuskript zurück zum Lektor. Während ich dann auf die Antwort warte, ziehe ich mir von den verbleibenden Projekten dasjenige zum Überarbeiten heran, das am weitesten gediehen ist und als Nächstes erscheinen soll. Wenn ich mit dieser Runde durch bin, lege ich es weg, um es sich setzen zu lassen, und nehme das nächste Manuskript zur Hand, in dem noch die eine oder andere Lücke klafft. Wenn das erneut lektorierte Hawaii-Manuskript zurückkommt, hat das wieder Vorrang und wird bearbeitet bis zum letzten Schliff. Und wenn mein Kopf irgendwann zu voll ist, dann schreibe ich zur Abwechslung Blog-Beiträge, Buchbesprechungen, denke mir Interviews aus und maile mit Kollegen und Kolleginnen. Dieser Austausch ist mein Lebenselixier und gibt mir die nötige Bodenhaftung. Mit der Hand schreibe ich nur Notizen in ein kleines Buch. Ideen, Mindmaps, Zeitstränge, Fragen, die mir helfen, wenn sich die Gedanken verknotet haben.

Kannst du vom Schreiben leben oder hast du einen „Brotberuf“, der dich ernährt?

Nein, davon kann ich nicht leben. Im Moment bin ich froh, wenn die Einnahmen meine Ausgaben decken. Aber das betrachte ich mit Gelassenheit, schließlich ist mein erster Roman vor gerade einem halben Jahr erschienen. Auch seinerzeit als selbständige Rechtsanwältin war mir klar, dass ein Start-up Anlaufzeit braucht. Wenn es nach fünf Jahren immer noch nicht mehr als die Ausgaben deckt, ist immer noch Zeit, die Segel zu streichen. Solange arbeite ich neben dem Schreiben auf Honorar-Basis an einer Grundschule.

Du führst regelmäßig einen Blog und bist bei Twitter und anderswo aktiv. Welche Bedeutung haben soziale Netzwerke für dich?

Sie sind nicht nur Netzwerk, sondern meine Verbindung zur Welt da draußen, die sich nicht um meinen Teller dreht. Einerseits liefern sie Informationen und die Möglichkeit, selbst zum Info-Pool beizutragen, andererseits habe ich hier die Möglichkeit, mir auch mal all meine Begeisterung von der Seele zu reden, die das nicht-schreibende Umfeld so einfach nicht teilen kann oder möchte. Nicht viel anders als bei Modell-Eisenbahnern oder jungen Eltern, nehme ich an. Und nicht zuletzt habe ich hier echte Freundschaften geknüpft, die seit Jahren auf Vertrauen basieren und gegenseitiger Unterstützung. Ohne sie wäre ich nicht, wo ich jetzt bin.

Welche Kanäle nutzt du sonst zur Vermarktung deiner Bücher?

Sehr hilfreich sind Leser-Rezensionen und Empfehlungen auf Leser-Portalen bzw. die Aufnahme in deren Newsletter. Darüber hinaus plane ich für meinen nächsten Roman eine Verlosungs-Aktion und Online-Leserunden sowie Lesungen vor Publikum, auch virtuell in Second Life. Zurzeit laufen die Vorbereitungen für einen Teaser-Trailer, der bei Youtube hochgeladen werden soll. Das wird eine tolle Sache, auf die ich mich schon richtig freue!

Welche Genres liest du privat? Nutzt du sie zur Inspiration oder helfen sie dir, dein eigenes Projekt für eine Weile zu vergessen?

Querbeet. Im Ausschlussverfahren kann ich eigentlich nur sagen, dass ich keine allzu bluttriefenden Thriller mag. Wenn ich lese, steige ich in die Geschichte komplett ein. Es kann zwar schon mal passieren, dass mir dabei bestimmte Schreib-Techniken auffallen, aber bewusst nehme ich das nicht mit in die eigene Arbeit.

Wie sieht der Werdegang eines Romans bei dir aus? Wie lange dauert in etwa der Prozess, bis das Buch veröffentlicht ist? Wer liest deine Romanentwürfe als Erstes?

Bei meinem ersten Roman ›Himmelsmacht‹ dauerte es naturgemäß am längsten. Die frühesten Entwürfe sind bald zwanzig Jahre alt, die Geschichte lag lange brach. Erste Kapitel habe ich zu Dutzenden geschrieben und verworfen. Erst 2006 packte ich den Wunsch, einen ganzen Roman hinzukriegen, ernsthaft an. Mit viel Schwung schaffte ich damals dann auch recht schnell rund hundertfünfzig Seiten – und dann kam die Flaute. Meine erste Schreibblockade, die ein halbes Jahr anhielt und sich erst löste, als ich das Problem von einer anderen Seite anging und das bisher Geschriebene einfach mal beiseiteließ. Das ist bis heute meine Methode, wenn ich hängenbleibe: Ich springe an eine andere Stelle in der Handlung und verlasse mich darauf, dass ich die Lücke später füllen kann. Bisher hat das immer geklappt, am besten tatsächlich während des NaNoWriMo (National November Writing Month), in dem ich 50.000 Wörter in 30 Tagen schreiben soll. Unglaublich, was die Fantasie hergibt, wenn man keine Zeit für Skepsis oder Selbstkritik hat.

Vor Kurzem las ich irgendwo sinngemäß: Schreiben heißt Sand in einen Sandkasten schaufeln, damit man später – beim Überarbeiten – daraus Burgen und Straßen bauen kann. Daher schreibe ich die Rohfassung eines Romans tatsächlich in ziemlich genau vier Wochen. Diese Fassung lege ich dann für einige Monate weg und lese sie in dieser Zeit auch nicht. Erst mit genügend Abstand mache ich mich ans Überarbeiten, was ein halbes Jahr oder länger dauern kann. Und DANN erst kommt die Lektoratsphase, die wiederum einige Monate in Anspruch nimmt. Insgesamt schätze ich, dauert es zwei bis drei Jahre bis zur Veröffentlichung. Das kann ich mir leisten, da ich einen Vorrat an Romanen habe, die ich jetzt nach und nach veröffentlichen werde. Vorher lesen sie nur ein oder zwei Testleser aus meiner privaten Schreibgruppe.

Wie reagierst du auf negative Kritiken?

Nach jahrelanger Erfahrung in einem Textkritikforum, in dem nicht nur gelobhudelt wurde oder verrissen, sondern konstruktiv am Text gearbeitet wurde, habe ich gelernt, das spontane Gefühl von Zurücksetzung richtig einzuschätzen. Das Ego mag nun mal lieber gestreichelt werden als getadelt, aber manchmal ist ein Schubs in die richtige Richtung dringend notwendig. Mit etwas zeitlichem Abstand kann ich viel besser erkennen, ob eine Kritik gerechtfertigt ist – und oft genug ist sie das. Dann versuche ich, es beim nächsten Mal besser zu machen. Manchmal ist aber auch überhaupt nichts dran, dann nehme ich mir die Kritik nicht länger zu Herzen. Allen kann man es sowieso nicht recht machen, und jeder hat ein Recht auf eigene Meinung.

Wirst du oft von anderen Menschen auf deine Bücher angesprochen?

Nur, wenn ich ihnen auf die Nase binde, dass ich schreibe :-D
Im Ernst, die Scheu, mich als jemand zu outen, der anderen etwas erzählen will, ist noch immer groß. Aber wenn mich tatsächlich jemand darauf anspricht und womöglich ein Lob für meine Geschichten hat, freue ich mich königlich.

Kannst du etwas über deinen nächsten Roman, der Ende Juli erscheinen soll, erzählen?

In dem Jugendroman ab 12 darf die fünfzehnjährige Deutsch-Hawaiianerin Lela ihren Vater endlich zum ersten Mal in seine Heimat begleiten und verliebt sich – nicht nur in die Insel. Es wäre ein perfektes Paradies, wenn nicht der Opa krank wäre und in der Familie alte Konflikte aufbrächen. Unversehens soll Lela eine Seite wählen: die ihres Vaters oder die ihrer ersten großen Liebe. Aber da haben die anderen nicht mit ihr gerechnet!

Wenn du Neuautoren einen Rat geben wolltest, was würdest du empfehlen? Einen Agent oder einen Verlag suchen? Oder gleich selbst publizieren?

Das ist eine sehr schwierige Frage, auf die es in meinen Augen keine eindeutige Antwort geben kann. Ob man sich für den traditionellen Weg mit Agentur und Verlag entscheidet oder seine Bücher selbst herausgibt, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Nicht alle haben mit den eigenen Fähigkeiten zu tun. Es wird ja gerne so dargestellt, als hätten »gute« Autoren es nicht nötig, ihre Bücher selbst zu veröffentlichen, weil sich die Verlage um sie schlügen. Leider ist das nicht so. Dazu kommen die Bedingungen in Autorenverträgen zunehmend einem Total-Ausverkauf an Rechten gleich. Wer noch voller Enthusiasmus und in Unkenntnis der Mechanismen der »Buchindustrie« einen solchen Vertrag unterschreibt, dem steht womöglich ein unschönes Erwachen bevor. Dennoch kann ich nicht uneingeschränkt jedem empfehlen, sein eigener Herausgeber zu werden. Das setzt eine Menge Kenntnisse und Fertigkeiten und/oder Kontakte zu Profis voraus, die beim Erstellen des Buches, des Covers, beim Hochladen, beim Marketing und bei der Öffentlichkeitsarbeit helfen. Ich weiß von vielen Kollegen, die einfach nur schreiben wollen, sonst nichts. Für mich persönlich jedoch stellt sich das Self-Publishing mehr und mehr als genau richtig heraus. Nicht nur wegen der vielgerühmten Kontrolle über das Ergebnis, auch weil ich in den Entstehungsprozess alle meine Stärken und Interessen einfließen lassen kann.

Liebe Sabine, ich danke dir für dieses Interview und wünsche dir weiterhin viel Spaß und Erfolg mit deinen Büchern!