Vor Kurzem habe ich eine Glosse gefunden, über die ich mich gekugelt habe: Endlich Rente! Da ist von einem Mann die Rede, der die Rente herbeigesehnt hat und dann durch alle Höhen und Tiefen dieser finalen Aus-Zeit von der Arbeit stolpert. Er baut ein Vogelhäuschen, dann noch eins und noch eins, bis die Vögel sich darüber beschweren und dann ...aber lest selbst. Auf äußerst witzige Weise führt der Autor vor, wie man es besser nicht machen sollte, um nicht bei Vorabendserien, schlapprigem Jogginganzug und Mammut-Kreuzworträtseln zu landen. Kürzlich fragte mich ein alter Freund, ob ich denn, wenn ich in Rente bin, einen Roman nach dem anderen schreiben wolle. Mein alter Kumpel Mörike fällt mir dazu ein: Der war am produktivsten, als er noch eine ganze Menge um die Ohren hatte, nämlich als Pfarrer und später, als er mit 39 Jahren in Rente ging und als Literaturprofessor am Stuttgarter Katharinenstift tätig war. Danach machte er nur noch Gelegenheitsgedichte zu Geburtstagen, Hochzeiten usw. Ich selbst werde sicher auch keine Weltreise machen, keine neue Karriere starten oder die Welt neu erfinden. Werde weiter meine Natur- und Kulturserien gucken, Haus und Garten beackern, meine Ausflüge und Touren machen.Und meinen nächsten Roman veröffentlichen und auch den nächsten Roman schreiben und den nächsten oder auch mal ein Sachbuch. Und werde nicht erwarten, dass sich alles ändert, sondern dass alles etwas anders wird. Ich sehe jetzt, wenn ich durch die sonnenbeschienene Stadt gehe, die mir bekannten Rentner zufrieden beim Kaffee sitzen, während andere malochen müssen. Wie ich auch jetzt, kurz vor Ultimo, noch eine ganze Menge zu bewältigen hatte.
Es kommen die Pfingstfeiertage, danach wird es ruhiger. In diesem Stand werde ich noch 38 Tage lang sein, etwa die Hälfte davon urlaubsweise. Der Rentenbescheid ist auch schon gekommen, Mütterrente, Zusatzversorgungen und anderes ermöglichen mir ein finanziell unbeschwertes Leben. Und deshalb gehe ich auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Die spannenden Prozesse meines Arbeitslebens werden mir fehlen. Und es war sehr vorausschauend von mir gewesen, mir schon vor fünfzehn Jahren ein zweites Standbein aufzubauen. Es ist ebenso spannend, Bücher zu schreiben und zu sehen, wie sie sich auf der öffentlichen Bühne bewegen. Und damit auch noch ein Zubrot zu verdienen, wie mein Vater mir augenzwinkernd sagte. Es müssen ja nicht Vogelhäuschen sein - Marienkäferhäuschen habe ich schon als Kind sehr gern gebaut, aus Moos und Stöcken und trockenen Zweigen. Und Igelnester, Höhlen, Flöße. Ich brauche keine Joga-Kurse und Rentnerbusreisen, ich habe meinen Computer, meine Menschen, meinen Verein, meine Liebe zur Natur und zur Kultur, meine Bücher, die ich weiterhin lese, mein Kloster Heiligkreuztal und meine Mitautoren und -Autorinnen. Das Cover für meinen neuen Roman "Nacht des Wolfes" ist fertig, es basiert auf einem eigenen Foto von mir, durch eine Grafikerin stimmungsvoll in Szene gesetzt. Jetzt wird das Ebook noch konvertiert, und etwa Anfang Juni kann ich es dann bei Amazon hochladen. Am 8. Juni wird auch mein "Teufelswerk" ein Jahr alt. Es folgen, ohne zeitliche oder inhaltliche Garantie, ein Roman aus der Nazizeit, der fertige Krimi, nochmal überarbeitet. Und dann schaue ich mal, was noch in den Tiefen der Dateien schlummert und was mich sonst noch anfliegen könnte.
Samstag, 23. Mai 2015
Dienstag, 19. Mai 2015
Mit 250 Km/h durch Deutschland
Am letzten Freitag war es wieder einmal soweit: Der traditionelle Spurt nach Frankfurt und Hamburg stand vor der Tür. Es ist kein Tripp, der dem Urwunsch mancher Menschen nach Entschleunigung gerecht wird, auch scheint die Achtsamkeit bei solchen Unternehmen manchmal außer Kontrolle zu geraten. Die Bahn hatte gerade einmal Streikpause. Der Stuttgarter Bahnhof ist nicht mehr wiederzuerkennen. Wenn man von ganz hinten zur wunderschönen alten Halle mit den vielen Imbissständen, Läden und dem Presse-und Bücherladen laufen will, trifft man statt dessen auf einen hässlichen Bauzaun und Berge von schmutzigem Aushub. Bei 250Km/h, auf der Höhe von Darmstadt, ist es dann geschehen. Vielleicht sollte man den Leitsatz aufstellen, dass man um so mehr Halt braucht, je mehr sich der Untergrund, auf dem man sich bewegt, beschleunigt. Auf jeden Fall gab es keinen Halt, als ich vom Tisch aufstand und der Zug sich ruckelnd in eine Kurve legte. Der Tisch gegenüber kam mir rasend schnell entgegen, ein Schmerz und besorgte Gesichter, die mir wieder aufhalfen. Das rüttelte mich schlagartig wach. In Frankfurt und auch später in Hamburg sah ich in jeder U- und S-Bahn, in jeder Straßenbahn Leute, die umhertorkelten und durchgerüttelt wurden, sich oft erst im letzten Augenblick vor dem Fall an einer Haltestange oder auch mal an unserem Rollkoffergriff festhielten. Während der rasenden Fahrt schaute außer mir niemand aus dem Fenster, alle blickten wie gebannt auf ihre Smartphones. Auch Reader konnte ich keine entdecken, ein junger Typ saß auf dem Boden und las ein Buch.
Später am Abend, in einer warmen Sommernacht, hatten sich die Frankfurter auf dem Friedberger Platz zu Hunderten versammelt. Jeder hielt eine Bier- oder Weinflasche in der Hand, ein Gewirr von Lachen und Stimmen drang herüber und verfolgte uns eine Straße weiter. Ähnlich zeigte es sich in Hamburg: Die schönen alten Kneipen des Schanzenviertels waren überfüllt, keiner hatte sein Smartphone in Betrieb, alle redeten miteinander und strömten zu Tausenden durch die Straßen. Lebenslust pur! Das sauge ich immer mal wieder gierig ein, denn bei uns auf dem Land sagen sich eher Rasenmäher, Kreischsägen und Elstern gute Nacht. Doch zurück zur Bahn: Bei den verantwortungsvollen Posten steht den Lokführern selbstverständlich ein angemessenes Gehalt zu! Doch der Service hat sich für mich, die ich seit Jahrzehnten treue Kundin bin, in keiner Weise verbessert. Nach wie vor Verspätungen, für Zugwechsel muss man beim Sparpreis tief in die Tasche greifen, und was früher die harten Ränder der Spagetti im Speisewagen waren, ist heute die Currywurst im Bistro, die in einer warmen roten Soße schwimmt. Das wiederum wird in der Großstadt mit köstlichem Saltimbocca und mehrgängigen Fischmenues beim Italiener ausgebügelt.
Das Hotel in Hamburg stammt aus dser Gründerzeit der Arbeiterwohlfahrt. Die Preise schießen immer wieder aus Gründen in die Höhe, die mit den Messen oder auch den Musicals zusammenhängen müssen. Auf jeden Fall war es genau das Haus, das meinem künftigen Roman (Schauplatz: Hamburg/ Buenos Aires) entsprungen sein könnte.
Eine ältere Frau mit Baskenmütze erzählte mir unaufgefordert, dass im Viertel gerade ein Priester namens Fernando Je gefeiert werde, einer, der unzähligen Menschen im dritten Reich zur Flucht nach Frankreich verholfen hätte. Ob sie geahnt hat, dass mein Roman in dieser Zeit spielen soll? Am Hafen war kein Durchkommen mehr. Massenweise wurden die Touristen auf Schiffe verfrachtet, die sie zur Konzerthalle des Musicals "Das Wunder von Bern" bringen sollten. Für ein reichhaltiges Krabbenbrötchen an der Brücke 10 standen sie Schlange und kämpften sich, wie wir, mit umgeklappten Schirmen und verkniffenen Gesichtern durch Sturmböen und Regen. Das lohnt sich allerdings auch.


Einfallsreich sind sie ohne Ende, die Großstädter! Einer kam mit einem Musikapparat statt eines Kopfes daher und beschallte die Umgebung, ein anderer angelte von einem Dach herab mit einem Pappbecher nach Almosen. Das waren barock gefüllte, aufregende Tage. Blieb am Ende der Rückweg, mit traditionell quäkenden Kind in der Zugnachbarschaft und einer traditionellen Verspätung. Aber die Bahn lässt sich dazu manchmal ewas einfallen, indem sie Überaschungen austeilt, allerdings nicht in Form von Leckereien oder einem Pott Kaffee, sondern einer Leseprobe (von was, weiß ich schon nicht mehr). In Stuttgart ging es diesmal durch einen endlosen Tunnel zur S-Bahn. Und da muss man sehr fix sein, um nicht von der Fahrstuhltür eingeklemmt zu werden. Ja, sie sind schnell und stressig und wundervoll, diese Fahrten quer durch Deutschland. Aber ich bin doch jedes Mal ganz froh, wenn ich wieder in meinem Rasenmäher- und Kreischsägenland bin und zu Fuß, ganz gemächlich, über die schwäbische Alb wandern und alles, was da blüht, fleucht und tschilpt, aus nächster Nähe anschauen, hören und riechen kann. Und jetzt streikt die Bahn ja wieder, länger noch als das letzte Mal.
Später am Abend, in einer warmen Sommernacht, hatten sich die Frankfurter auf dem Friedberger Platz zu Hunderten versammelt. Jeder hielt eine Bier- oder Weinflasche in der Hand, ein Gewirr von Lachen und Stimmen drang herüber und verfolgte uns eine Straße weiter. Ähnlich zeigte es sich in Hamburg: Die schönen alten Kneipen des Schanzenviertels waren überfüllt, keiner hatte sein Smartphone in Betrieb, alle redeten miteinander und strömten zu Tausenden durch die Straßen. Lebenslust pur! Das sauge ich immer mal wieder gierig ein, denn bei uns auf dem Land sagen sich eher Rasenmäher, Kreischsägen und Elstern gute Nacht. Doch zurück zur Bahn: Bei den verantwortungsvollen Posten steht den Lokführern selbstverständlich ein angemessenes Gehalt zu! Doch der Service hat sich für mich, die ich seit Jahrzehnten treue Kundin bin, in keiner Weise verbessert. Nach wie vor Verspätungen, für Zugwechsel muss man beim Sparpreis tief in die Tasche greifen, und was früher die harten Ränder der Spagetti im Speisewagen waren, ist heute die Currywurst im Bistro, die in einer warmen roten Soße schwimmt. Das wiederum wird in der Großstadt mit köstlichem Saltimbocca und mehrgängigen Fischmenues beim Italiener ausgebügelt.
Das Hotel in Hamburg stammt aus dser Gründerzeit der Arbeiterwohlfahrt. Die Preise schießen immer wieder aus Gründen in die Höhe, die mit den Messen oder auch den Musicals zusammenhängen müssen. Auf jeden Fall war es genau das Haus, das meinem künftigen Roman (Schauplatz: Hamburg/ Buenos Aires) entsprungen sein könnte.
Einfallsreich sind sie ohne Ende, die Großstädter! Einer kam mit einem Musikapparat statt eines Kopfes daher und beschallte die Umgebung, ein anderer angelte von einem Dach herab mit einem Pappbecher nach Almosen. Das waren barock gefüllte, aufregende Tage. Blieb am Ende der Rückweg, mit traditionell quäkenden Kind in der Zugnachbarschaft und einer traditionellen Verspätung. Aber die Bahn lässt sich dazu manchmal ewas einfallen, indem sie Überaschungen austeilt, allerdings nicht in Form von Leckereien oder einem Pott Kaffee, sondern einer Leseprobe (von was, weiß ich schon nicht mehr). In Stuttgart ging es diesmal durch einen endlosen Tunnel zur S-Bahn. Und da muss man sehr fix sein, um nicht von der Fahrstuhltür eingeklemmt zu werden. Ja, sie sind schnell und stressig und wundervoll, diese Fahrten quer durch Deutschland. Aber ich bin doch jedes Mal ganz froh, wenn ich wieder in meinem Rasenmäher- und Kreischsägenland bin und zu Fuß, ganz gemächlich, über die schwäbische Alb wandern und alles, was da blüht, fleucht und tschilpt, aus nächster Nähe anschauen, hören und riechen kann. Und jetzt streikt die Bahn ja wieder, länger noch als das letzte Mal.
Montag, 4. Mai 2015
Der Horror mit den Landärzten
Auf eine bestimmte Weise gesegnet sind die Menschen, die in einer Großstadt leben, noch dazu in einem Ballungsgebiet. Auf dem Land kann man seine blauen Wunder erleben, wenn es mal zwickt und zwackt. Ich will heute eine kleine Geschichte erzählen von einem, der auszog, sein spezielles Leiden behandeln zu lassen. Nennen wir ihn Paul S. Paul S. bemerkte eines Tages, dass rote Flecke auf seinen Armen entstanden waren. Er zeigte sie seinem Hausarzt, der lakonisch meinte, das könne eine beginnende Schuppenflechte sein. Der vielbeschäftigte Arzt drückte ihm ein Rezept für eine starke Cortisonsalbe in die Hand. Paul S. cremte die befallenen Stellen gewissenhaft ein und musste feststellen, dass über Nacht immer neue Herde dieser roten Flecken erblühten, auf den Beinen, dem Rücken, unter den Achseln, überall. Mehr als 20% der Haut darf man gar nicht behandeln, das wusste er aus dem Beipackzettel. Es musste also eine Überweisung an einen Hautarzt her. Nur - in seiner Stadt gab es keinen Hautarzt, der letzte war schon vor einiger Zeit in Rente gegangen, die andere Ärztin nimmt nur Privatpatienten. Also ließ er sich einen Termin in der nächstentfernten Stadt geben. Bei einem Rückruf stellte sich heraus, dass es gar kein Hautarzt, sondern ein Hausarzt war. Also, nochmal frisch gewagt, um zu gewinnen. Ein Termin in der nächsten nahegelegenen Stadt. Dort quollen die Wartenden schon aus der Tür heraus, kichernde Sprechstundenhilfen saßen vor ihren Computern, und dazwischen irrte ein gestresster Arzt hin und her. Wartezeit eineinhalb Stunden. Geht man so lange spazieren. Kommt man zurück, soll es noch mal zwei Stunden dauern. Grrr, Paul S. ist kurz davor, in die Luft zu gehen! Dann ist Mittagspause, nichts geht mehr.
Nächster Versuch in der etwas weiter gelegenen Universitätsstadt, die werden doch für ihre Hautpatienten besser sorgen als auf dem Land. Inzwischen ist der ganze Körper befallen. Überfüllter Warteraum, stundenlanges Warten, nachher wurde die Tür zugesperrt, nachdem Paul S. mal kurz in der Apotheke war. Wieder umsonst. Das Leiden ist inzwischen zu einem psychischen Problem geworden, zu einem Popanz, zu einer Tirade gegen den Inhumanismus der Welt! Jemand sagt dann mal, das sehe ja aus wie Wanzenstiche. Sind die Viecher vielleicht irgendwie in die Matratze geraten? Paul S. ist so verzweifelt, dass er ins Krankenhaus fährt. Wird aber wieder weggeschickt, weil er kein Fieber hat. Noch ein Versuch bei der Notaufnahme: Zwei Stunden Warten, nichts geschieht. Nur einmal kommt ein Ehepaar und wird gleich reingelassen. Der nächste Hausarzt über den Berg vermutet Krätze. Kann eigentlich nicht sein, denn bei Krätze sieht man die Bohrgänge der Milben. Dann endlich ein kompetentes Ärzteteam in einem Ärztehaus, das Paul S. beim Verdacht auf Krätze gleich drannimmt. Gewebeprobe: Nun hat das Ding endlich einen Namen, nämlich Knötchenflechte! Man weiß nicht, wo es herkommt, es soll ein autoimmunes Problem sein. Wieder Cortisonsalbe. Wieder blühen täglich neue rote Flecken auf.
Inzwischen sind sechs Wochen vergangen. Kein Arzt hat Paul S. irgendwie helfen können. In der Uniklinik wird ihm gesagt, er müsse eine Nummer ziehen und sechs Stunden warten. Das Ärzteteam ist in den Urlaub gefahren und hat das versprochene Rezept für eine Spezialsalbe nicht geschickt. Verschiedene Apotheker beraten ihn, sagen, das könne ja wohl nicht sein. Die Krankenkasse nimmt die Vorfälle entsetzt zur Kenntnis. Da platzt ihm irgendwann der rotgesprenkelte Kragen. Er fährt abends spät ins Provinzkrankenhaus und meldet sich als Notfall, sein Hautarzt sei im Urlaub. Kommt sofort dran und erhält ein Rezept für Cortisontabletten. Man muss sich nur zu helfen wissen, muss frech sein, ein Schwein sein in dieser Welt, denn wenn das jeder machen täte ...Mit fünf bis zehn Tabletten müsse es eigentlich vorbei sein, heißt es. Naja, in ein bis zwei Jahren soll diese Krankheit sowieso von selbst verschwinden. Hat Paul S. sich sagen lassen.
In der Online-Zeitung steht, dass es eine Landflucht der Ärzte in Baden-Württemberg gebe. Viele seien in den Ruhestand gegangen, für junge Ärzte seien die Bedingungen auf dem Land zu unattraktiv geworden. Teilweise seien sie auch über die Schweizer Grenze gegangen, weil sie da mehr verdienen. Die Regierung hat jedem, der sich neu auf dem Land niederlässt, 30 000 Euro versprochen. Aber das hat wohl bisher nicht gezogen.
Nächster Versuch in der etwas weiter gelegenen Universitätsstadt, die werden doch für ihre Hautpatienten besser sorgen als auf dem Land. Inzwischen ist der ganze Körper befallen. Überfüllter Warteraum, stundenlanges Warten, nachher wurde die Tür zugesperrt, nachdem Paul S. mal kurz in der Apotheke war. Wieder umsonst. Das Leiden ist inzwischen zu einem psychischen Problem geworden, zu einem Popanz, zu einer Tirade gegen den Inhumanismus der Welt! Jemand sagt dann mal, das sehe ja aus wie Wanzenstiche. Sind die Viecher vielleicht irgendwie in die Matratze geraten? Paul S. ist so verzweifelt, dass er ins Krankenhaus fährt. Wird aber wieder weggeschickt, weil er kein Fieber hat. Noch ein Versuch bei der Notaufnahme: Zwei Stunden Warten, nichts geschieht. Nur einmal kommt ein Ehepaar und wird gleich reingelassen. Der nächste Hausarzt über den Berg vermutet Krätze. Kann eigentlich nicht sein, denn bei Krätze sieht man die Bohrgänge der Milben. Dann endlich ein kompetentes Ärzteteam in einem Ärztehaus, das Paul S. beim Verdacht auf Krätze gleich drannimmt. Gewebeprobe: Nun hat das Ding endlich einen Namen, nämlich Knötchenflechte! Man weiß nicht, wo es herkommt, es soll ein autoimmunes Problem sein. Wieder Cortisonsalbe. Wieder blühen täglich neue rote Flecken auf.
Inzwischen sind sechs Wochen vergangen. Kein Arzt hat Paul S. irgendwie helfen können. In der Uniklinik wird ihm gesagt, er müsse eine Nummer ziehen und sechs Stunden warten. Das Ärzteteam ist in den Urlaub gefahren und hat das versprochene Rezept für eine Spezialsalbe nicht geschickt. Verschiedene Apotheker beraten ihn, sagen, das könne ja wohl nicht sein. Die Krankenkasse nimmt die Vorfälle entsetzt zur Kenntnis. Da platzt ihm irgendwann der rotgesprenkelte Kragen. Er fährt abends spät ins Provinzkrankenhaus und meldet sich als Notfall, sein Hautarzt sei im Urlaub. Kommt sofort dran und erhält ein Rezept für Cortisontabletten. Man muss sich nur zu helfen wissen, muss frech sein, ein Schwein sein in dieser Welt, denn wenn das jeder machen täte ...Mit fünf bis zehn Tabletten müsse es eigentlich vorbei sein, heißt es. Naja, in ein bis zwei Jahren soll diese Krankheit sowieso von selbst verschwinden. Hat Paul S. sich sagen lassen.
In der Online-Zeitung steht, dass es eine Landflucht der Ärzte in Baden-Württemberg gebe. Viele seien in den Ruhestand gegangen, für junge Ärzte seien die Bedingungen auf dem Land zu unattraktiv geworden. Teilweise seien sie auch über die Schweizer Grenze gegangen, weil sie da mehr verdienen. Die Regierung hat jedem, der sich neu auf dem Land niederlässt, 30 000 Euro versprochen. Aber das hat wohl bisher nicht gezogen.
Freitag, 1. Mai 2015
Resilienz - was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout
Das Wort Resilienz ist noch nicht so weit verbreitet wie die inzwischen gesellschaftlich anerkannten Gegenbegriffe Burnout oder Depressionen. Die sind in den letzten Jahren durch bekannte Persönlichkeiten salonfähig geworden. "Resilienz" kommt vom lateinischen Verb "resilire", was so viel bedeutet wie "zurücksetzen", "abprallen". Der Begriff ist mir in unserer letzten Supervision wieder begegnet. Schon vor Jahr und Tag hatte ich im wunderschönen Kloster Heiligkreuztal ein Wochenendseminar darüber absolviert. Das hatte mich mit dieser notwendigen psychischen Widerstandskraft so weit aufgetankt, dass ich eine ganze Weile davon zehren konnte. Später habe ich mir zwei Bücher zugelegt; über eins von ihnen wird im folgenden Artikel gesprochen.
http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/arbeitswelt/resilienz-die-unsichtbare-kraft-13339688.html
Demnach ist Resilienz keine Gabe, die uns in die Wiege gelegt wurde. Besondere genetische und soziale Faktoren in der Kindheit begünstigen zwar die Stehaufmännchen-Mentalität, aber es könne ein jeder lernen, seine Ressourcen zur Resilienz zu stärken. Bei dem Artikel in der FAZ vom Januar würde ich aber bemängeln, dass sich Unternehmen nicht überlegen, wie sie die Arbeitsbedingungen stressärmer gestalten könnten, sondern die Angestellten vermehrt durch Resilienztrainings daran anpassen. Wie dem auch sei, es tut jedem gut, sich gegen Schicksalsschläge und negativen Stress jeder Art zu wappnen.
Wie geht man nun aber dabei vor? Es gibt ernstzunehmende Tests, mit denen jeder seine psychische Widerstandskraft und seine Schwachpunkte erkennen kann. Die kann er dann gezielt bearbeiten und stärken. Oder er ruft sich ins Gedächtnis, welche Schwierigkeiten er schon mit Resilienz gemeistert hat. Beim "Abprallen" von Stress, der durch starke Belastungen entsteht, scheinen mir unter anderem Humor, sowie die Fähigkeit zur Verdrängung und Ablenkung eine große Rolle zu spielen. Das mag manchen verwundern, hat man doch früher in der Psychotherapie so sehr darauf gesetzt, das Verdrängte an die Oberfläche zu holen, um es bearbeiten zu können. Aber wir gestalten unseren Alltag ja nicht als Psychoanalyse. Mir sagte mal einer von den Therapeuten, man müsse immer wieder den Deckel draufsetzen, wenn es zum Überdruck im Topf kommt. Sonst zischt der Dampf heraus und richtet womöglich Schaden an. Auch die Fähigkeit zur Kommunikation, sich Hilfe zu holen, sind dabei wichtige Faktoren. Und für sich selbst zu sorgen. In letzter Zeit habe ich selbst bemerkt, was mit den inneren Bildern passiert, wenn man sehr starken Belastungen ausgesetzt ist (zum Beispiel dem Besuch auf einer Station, auf der Patienten künstlich am Leben gehalten werden). Die Bilder brennen sich ein, aber je mehr man sich ablenkt, desto schneller verblassen sie wieder. Nebenbei gesagt: Ich habe mich heute mit einem Ausflug ins Museum der Alltagskultur in Waldenbuch, durch die sozialen Medien und mit dem Korrektorat meines Romans abgelenkt. Und mit den Themen "Resilienz" und "Achtsamkeit" (letzteres beinhaltet auch Entschleunigung) möchte ich mich weiter beschäftigen-habe schon ein paar junge und ältere Menschen getroffen, die ebenfalls großes Interesse an dem Thema haben.
Christina Berndt: Resilienz. Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout
http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/arbeitswelt/resilienz-die-unsichtbare-kraft-13339688.html
Demnach ist Resilienz keine Gabe, die uns in die Wiege gelegt wurde. Besondere genetische und soziale Faktoren in der Kindheit begünstigen zwar die Stehaufmännchen-Mentalität, aber es könne ein jeder lernen, seine Ressourcen zur Resilienz zu stärken. Bei dem Artikel in der FAZ vom Januar würde ich aber bemängeln, dass sich Unternehmen nicht überlegen, wie sie die Arbeitsbedingungen stressärmer gestalten könnten, sondern die Angestellten vermehrt durch Resilienztrainings daran anpassen. Wie dem auch sei, es tut jedem gut, sich gegen Schicksalsschläge und negativen Stress jeder Art zu wappnen.
Wie geht man nun aber dabei vor? Es gibt ernstzunehmende Tests, mit denen jeder seine psychische Widerstandskraft und seine Schwachpunkte erkennen kann. Die kann er dann gezielt bearbeiten und stärken. Oder er ruft sich ins Gedächtnis, welche Schwierigkeiten er schon mit Resilienz gemeistert hat. Beim "Abprallen" von Stress, der durch starke Belastungen entsteht, scheinen mir unter anderem Humor, sowie die Fähigkeit zur Verdrängung und Ablenkung eine große Rolle zu spielen. Das mag manchen verwundern, hat man doch früher in der Psychotherapie so sehr darauf gesetzt, das Verdrängte an die Oberfläche zu holen, um es bearbeiten zu können. Aber wir gestalten unseren Alltag ja nicht als Psychoanalyse. Mir sagte mal einer von den Therapeuten, man müsse immer wieder den Deckel draufsetzen, wenn es zum Überdruck im Topf kommt. Sonst zischt der Dampf heraus und richtet womöglich Schaden an. Auch die Fähigkeit zur Kommunikation, sich Hilfe zu holen, sind dabei wichtige Faktoren. Und für sich selbst zu sorgen. In letzter Zeit habe ich selbst bemerkt, was mit den inneren Bildern passiert, wenn man sehr starken Belastungen ausgesetzt ist (zum Beispiel dem Besuch auf einer Station, auf der Patienten künstlich am Leben gehalten werden). Die Bilder brennen sich ein, aber je mehr man sich ablenkt, desto schneller verblassen sie wieder. Nebenbei gesagt: Ich habe mich heute mit einem Ausflug ins Museum der Alltagskultur in Waldenbuch, durch die sozialen Medien und mit dem Korrektorat meines Romans abgelenkt. Und mit den Themen "Resilienz" und "Achtsamkeit" (letzteres beinhaltet auch Entschleunigung) möchte ich mich weiter beschäftigen-habe schon ein paar junge und ältere Menschen getroffen, die ebenfalls großes Interesse an dem Thema haben.
Christina Berndt: Resilienz. Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout
Montag, 20. April 2015
Der Hunger nach Aus-Zeit
Gestern haben wir eine Wanderung gemacht, die uns die Augen in bestimmter Weise öffnete. Es war ein Weg, den wir schon seit Ewigkeiten kannten und den ich nie in der Öffentlichkeit beschrieben hätte. Unser privater kleiner Geheimtipp also. Der Himmel war leuchtend blau, die Kirsch- und Birnbäume blühten, alles war grün, alle Blumen waren auf einmal da, explosionsartig über Nacht aus dem Boden gebrochen. Und es geschah etwas, das wir noch niemals erlebt hatten: Auf diesem Weg begegneten uns Hunderte von Menschen, zu zweit, in lärmenden Gruppen, zu Fuß, per Fahrrad, zu Pferde, mit Kinderwagen und Walkingstöcken. Eine Art Unbehaglichkeit stellte sich ein. Wie kamen diese Massen plötzlich an diesen Ort? Durch das Internet, meinte mein Begleiter, die rufen sich zusammen und marschieren dann los. Durch das Wetter, sagte ich, die wollen einfach alle nur wie wir das schöne Wetter und die Baumblüte erleben. Wandern ist wieder in, die Wandervogel-Verstaubtheit vergangener Tage ist passé. Man sollte an sonnigen Sonntagen, zumal im Frühling nach Monaten der Dunkelheit und Kälte, bestimmte Orte meiden.
Wir zogen weiter und mussten feststellen, dass natürlich auch alle Cafés überfüllt waren. Schließlich fanden wir einen Ort, nicht ganz so spektakulär, an dem wir, mit Blick auf die grandiose Kette der schwäbischen Alb, doch noch in aller Ruhe unsere große Runde drehen konnten. Ich habe darüber nachgedacht. Und fand soeben einen Artikel in einem Wandermagazin, der schon ein bisschen älter ist, aber genau das beschreibt, was mit dem modernen Menschen vor sich geht in einer beschleunigten Zeit, die ihn seiner inneren Stabilität beraubt. Der Hunger nach Entschleunigung. Autor ist Ulrich Grober, er hat das von mir so stark erlebte Buch "Wandern. Neue Wege zu einer alten Kunst" geschrieben. Der Hunger nach Entschleunigung soll übrigens auch junge Mneschen ergriffen haben. Zeitschriften mit Anleitungen zur Achtsamkeit, zur Handarbeit statt ständigem Kopfkino, zu Lesen statt zum Fernsehen und Computern und fürs Zusichselberkommen hätten Hochkonjunktur Zehntausende von Auflagen. Vielleicht waren all diese Mneschen , denen wir da begegnet sind, beflügelt von dem Wunsch nach Auszeit, Entschleunigung und Einssein mit der Natur und mit sich selbst. Und mussten zu ihrem Schrecken feststellen, dass Hunderte den gleichen Gedanken hatten!
Die Gedanken zur Entschleunigung sind übrigens mitnichten neu. Schon die schwäbischen Dichter, mit denen ich mich gerade beschäftige, warnten vor der Beschleunigung allen Lebens. Das fing im neunzehnten Jahrhundert mit der Industrialisierung, den Dampfmaschinen und den ersten Eisenbahnen an. Justinus Kerner, hingebungsvoller Arzt, Geisterseher, Dichter und weltmännische Gastgeber aus Weinsberg, veröffentlichte im Jahr 1852 sein "Eisenbahn-Gedicht. Darin die letzte Strophe:
Fahr zu, o Mensch! Treib's auf die Spitze,
Vom Dampfschiff bis zum Schiff der Luft!
Flieg mit dem Aar, flieg mit dem Blitze!
Kommst weiter nicht als bis zur Gruft.
Wir zogen weiter und mussten feststellen, dass natürlich auch alle Cafés überfüllt waren. Schließlich fanden wir einen Ort, nicht ganz so spektakulär, an dem wir, mit Blick auf die grandiose Kette der schwäbischen Alb, doch noch in aller Ruhe unsere große Runde drehen konnten. Ich habe darüber nachgedacht. Und fand soeben einen Artikel in einem Wandermagazin, der schon ein bisschen älter ist, aber genau das beschreibt, was mit dem modernen Menschen vor sich geht in einer beschleunigten Zeit, die ihn seiner inneren Stabilität beraubt. Der Hunger nach Entschleunigung. Autor ist Ulrich Grober, er hat das von mir so stark erlebte Buch "Wandern. Neue Wege zu einer alten Kunst" geschrieben. Der Hunger nach Entschleunigung soll übrigens auch junge Mneschen ergriffen haben. Zeitschriften mit Anleitungen zur Achtsamkeit, zur Handarbeit statt ständigem Kopfkino, zu Lesen statt zum Fernsehen und Computern und fürs Zusichselberkommen hätten Hochkonjunktur Zehntausende von Auflagen. Vielleicht waren all diese Mneschen , denen wir da begegnet sind, beflügelt von dem Wunsch nach Auszeit, Entschleunigung und Einssein mit der Natur und mit sich selbst. Und mussten zu ihrem Schrecken feststellen, dass Hunderte den gleichen Gedanken hatten!
Die Gedanken zur Entschleunigung sind übrigens mitnichten neu. Schon die schwäbischen Dichter, mit denen ich mich gerade beschäftige, warnten vor der Beschleunigung allen Lebens. Das fing im neunzehnten Jahrhundert mit der Industrialisierung, den Dampfmaschinen und den ersten Eisenbahnen an. Justinus Kerner, hingebungsvoller Arzt, Geisterseher, Dichter und weltmännische Gastgeber aus Weinsberg, veröffentlichte im Jahr 1852 sein "Eisenbahn-Gedicht. Darin die letzte Strophe:
Fahr zu, o Mensch! Treib's auf die Spitze,
Vom Dampfschiff bis zum Schiff der Luft!
Flieg mit dem Aar, flieg mit dem Blitze!
Kommst weiter nicht als bis zur Gruft.
Sonntag, 19. April 2015
Romantische Wege
Unterhalb des Pomeranzengartens in Leonberg |
Montag, 6. April 2015
Osterspaziergang
Merkwürdigerweise erinnere ich mich an Ostern oft an eine Szene aus dem "Faust" von Goethe. Da beschreibt er ein Frühlingsszenario - und später tauchen in der Ferne Gestalten auf, die sich durch die Felder und Äcker bewegen. Das sehe ich dann manchmal um die Ostertage herum, es ist ein zeitloses Bild.
Die letzten Tage waren extrem, ein Auf und Ab, nicht nur beim Wetter. Wer am Samstag noch eine Kleinigkeit besorgen wollte und nicht auf einen Tante-Emma-Laden zurückgreifen konnte, der geriet, wie schon in der Weihnachtszeit, in eine wahre Hölle. Im Supermarkt drängten sich die Leute gegenseitig von den Angeboten weg. Wer auch noch einen Kaffee wollte, wurde gnadenlos abgestraft. Dazu klatschte von morgens bis abends ein eiskalter Regen herunter. So hatte sich wohl niemand die Feiertage vorgestellt. Essen und Konsumieren schien vielen das Allheilmittel gegen langanhaltenden Frust zu sein. Dabei geht es viel einfacher und kostet dazu nichts. Als die Sonne am Ostersonntag wider Erwarten herauskam, haben wir einen langen Spaziergang gemacht. Das hat den Kopf nachhaltig freigeblasen. Ich wünsche allen meinen Lesern eine schöne Restosterzeit und eine wärmere und entspannte Zeit danach!
Der Osterspaziergang -was wir von Goethes Faust lernen können
Osterspaziergang mit unseren Jungs |
Der Osterspaziergang -was wir von Goethes Faust lernen können
Freitag, 3. April 2015
Psychische Krankheit und Mord
Nachdem der Hergang des schrecklichen Flugzeugabsturzes nun durch die französische und die deutsche Staatsanwaltschaft -nach Auffinden der zweiten Blackbox - weiter geklärt scheint, bleiben dennoch viele Fragen offen, insbesondere die sensible Frage nach der Art der psychischen Erkrankung des Copiloten. Prof. Dr. Asmus Finzen, Arzt, Professor für Sozialpsychiatrie und Wissenschafts-Publizist, zuletzt tätig an der psychiatrischen Unviversitätsklinik Basel, hat dazu einen sehr behutsamen, aber nichtsdestoweniger treffenden Artikel in der FAZ vom 30. März 2015 geschrieben. Ich selbst lernte Prof. Dr. Finzen bei Seminaren in Tübingen kennen und absolvierte bei ihm auch meine Prüfung im Fach Sozialpsychiatrie.
Depressionen machen keinen Massenmörder.
Kurz zusammengefasst: Jeder zehnte Mensch erkrankt in seinem Leben an einer Depression. Nach der Vorstellung von Psychiatern werden Gewalttaten von Depressiven nur halb so oft begangen wie von "normalen" Personen. Depressive sind eher ängstlich, zurückgezogen, schuldbewusst und in der Regel autoagressiv statt fremdagressiv. Psychosen werden von der Umgebung meist schnell erkannt und lassen sich auch vor Kollegen und Angehörigen nicht verbergen. Bei diesen Störungen steht der Realitätsverlust im Vordergrund und lässt die Betroffenen nicht planvoll handeln, wie es in diesem Fall offensichtlich der Fall war. Eine bipolare Störung sehe ich, entgegen den Berichten des Spiegel, nicht, weil ich keine manischen und tief depressiven Episoden erkenne. Dagegen gibt es, wie ich in einem Artikel der Zeitschrift "Psychologie heute" von 2012 las, so genannte "maligne Persönlichkeitsstörungen". Personen, die ein solches Syndrom entwickeln, sind nicht in der Lage, Empathie für andere zu entwickeln, also sich in sie einzufühlen. Der Autor zählt Personen wie Saddam Hussein, Josef Stalin und Adolf Hitler zu ihnen. "Maligne und antisoziale Persönlichkeiten" sind differentialdiagnostisch das, was man früher als "Soziopathen" bezeichnete. Solche Störungen lägen dem Handeln vieler Serienmörder zugrunde. Der Massenmörder Anders Behring Breivik, der im Sommer 2011 77 Menschen in Olso und auf der Insel Utøya ermordete, wurde zunächst von den psychiatrischen Gutachtern als "paranoid schizophren" eingestuft. Das Gutachten wurde von kompetenter Seite angefochten und in ein anderes verwandelt, nämlich in die Diagnose "narzisstische und antisoziale Persönlichkeitsstörung". Gestern äußerte ein Psychologe im Fernsehen, dass es bei solchen Taten wie in den französischen Alpen um Menschen handeln könnte, denen es um Macht geht, die Gott spielen und Herren über Leben und Tod sein wollen. Und möglicherweise den krankhaft übersteigerten Wunsch haben, beachtet, von der ganzen Welt gesehen und erkannt zu werden, wenn auch auf außerordentlich destruktive Weise. Jeder wird jetzt sagen, dass die Genauigkeit einer Diagnose nicht das geringste an dem ändert, was unwiederbringlich geschehen ist. Sie wird kein Leid eines Betroffenen verringern. Da sich aber, dieser festen Überzeugung ist Prof Dr. Finzen und dieser Überzeugung bin auch ich, die Vorurteile gegenüber psychisch Kranken weiter verstärken werden, ist es umso dringlicher, die Öffentlichkeit aufzuklären und die Diskussion zu versachlichen, anstatt sie zu verharmlosen oder gar zu verdrängen. Im Großen und Ganzen nämlich sind psychisch Kranke für andere weit weniger gefährlich als die sogenannten Normalen, die mal eben jemanden auf der Autobahn abdrängen und dessen Tod riskieren.
Depressionen machen keinen Massenmörder.
Kurz zusammengefasst: Jeder zehnte Mensch erkrankt in seinem Leben an einer Depression. Nach der Vorstellung von Psychiatern werden Gewalttaten von Depressiven nur halb so oft begangen wie von "normalen" Personen. Depressive sind eher ängstlich, zurückgezogen, schuldbewusst und in der Regel autoagressiv statt fremdagressiv. Psychosen werden von der Umgebung meist schnell erkannt und lassen sich auch vor Kollegen und Angehörigen nicht verbergen. Bei diesen Störungen steht der Realitätsverlust im Vordergrund und lässt die Betroffenen nicht planvoll handeln, wie es in diesem Fall offensichtlich der Fall war. Eine bipolare Störung sehe ich, entgegen den Berichten des Spiegel, nicht, weil ich keine manischen und tief depressiven Episoden erkenne. Dagegen gibt es, wie ich in einem Artikel der Zeitschrift "Psychologie heute" von 2012 las, so genannte "maligne Persönlichkeitsstörungen". Personen, die ein solches Syndrom entwickeln, sind nicht in der Lage, Empathie für andere zu entwickeln, also sich in sie einzufühlen. Der Autor zählt Personen wie Saddam Hussein, Josef Stalin und Adolf Hitler zu ihnen. "Maligne und antisoziale Persönlichkeiten" sind differentialdiagnostisch das, was man früher als "Soziopathen" bezeichnete. Solche Störungen lägen dem Handeln vieler Serienmörder zugrunde. Der Massenmörder Anders Behring Breivik, der im Sommer 2011 77 Menschen in Olso und auf der Insel Utøya ermordete, wurde zunächst von den psychiatrischen Gutachtern als "paranoid schizophren" eingestuft. Das Gutachten wurde von kompetenter Seite angefochten und in ein anderes verwandelt, nämlich in die Diagnose "narzisstische und antisoziale Persönlichkeitsstörung". Gestern äußerte ein Psychologe im Fernsehen, dass es bei solchen Taten wie in den französischen Alpen um Menschen handeln könnte, denen es um Macht geht, die Gott spielen und Herren über Leben und Tod sein wollen. Und möglicherweise den krankhaft übersteigerten Wunsch haben, beachtet, von der ganzen Welt gesehen und erkannt zu werden, wenn auch auf außerordentlich destruktive Weise. Jeder wird jetzt sagen, dass die Genauigkeit einer Diagnose nicht das geringste an dem ändert, was unwiederbringlich geschehen ist. Sie wird kein Leid eines Betroffenen verringern. Da sich aber, dieser festen Überzeugung ist Prof Dr. Finzen und dieser Überzeugung bin auch ich, die Vorurteile gegenüber psychisch Kranken weiter verstärken werden, ist es umso dringlicher, die Öffentlichkeit aufzuklären und die Diskussion zu versachlichen, anstatt sie zu verharmlosen oder gar zu verdrängen. Im Großen und Ganzen nämlich sind psychisch Kranke für andere weit weniger gefährlich als die sogenannten Normalen, die mal eben jemanden auf der Autobahn abdrängen und dessen Tod riskieren.
Sonntag, 29. März 2015
Psychische Krankheit und Suizid
Heute habe ich das erste Mal wieder Nachrichten gesehen, die nicht als erstes mit dem Ereignis vom vergangenen Dienstag begannen. Auch der Presseclub widmete sich bewusst einem anderen Thema, nämlich dem der "Maut". Inzwischen sind Stimmen laut geworden, die von einer Vorverurteilung schon durch die französische Staatsanwaltschaft und dann quer Beet durch die Medien sprechen. Am Freitag habe ich zu einem Kollegen am Telefon gesagt: Es könnte ein zweischneidiges Schwert werden: Einmal könnte es die sowieso vorhandenen Vorurteile gegen psychisch Kranke verstärken, andererseits birgt es vielleicht die Chance auf zukünftige vermehrte Suizidprophylaxe. Man brauche jetzt keine Spekulationen mehr, sagte jemand im Fernsehen, erst müsse die Blackbox gefunden werden und es müssten die Ärzte sprechen. Gott sei es gedankt, dass auch einige Journalisten sich auf ihre humanitäre Sorgfaltspflicht besinnen: zum Beispiel in der FAZ von heute, Sonntag, den 29. März 2015. Neben schon bekannten Tatsachenberichten kommen auf den hinteren Seiten Psychiater wie Prof. Dr. Andreas Reif aus Würzburg und Prof. Dr. Harald Dressing vom Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim zu Wort, die in etwa ausdrücken, was ich die ganze Zeit gedacht hatte. In einem anderen Artikel habe ich aus dem Mund eines Arztes das Wort "Mitnahmesuizid"gelesen, was den vermuteten Tatsachen viel eher entspricht als "erweiterter Suizid".
Da ich -wie wahrscheinlich viele von uns - eine lebenslange Erfahrung mit suizidgefährdeten Menschen habe und das zudem aus professioneller Sicht sehe, möchte ich gern auf meine Art etwas dazu beitragen, mit Vorurteilen und Spekulationen aufzuräumen. Immer vorausgesetzt, die Vermutungen sollten sich bewahrheiten. Kürzlich hatte ich eine längere Emailkorrespondenz mit einer Autorenkollegin, die nach einem Suizid im Bekanntenkreis mehr über suizidale Handlungen wissen wollte. Dazu kramte ich meine schon etwas zerfledderte Diplomarbeit aus den 80er Jahren heraus und stellte fest, dass sich im Lauf der letzten Jahrzehnte nur an den äußeren Fakten etwas geändert hat, nicht aber an den Ursachen. So ist die Suizidrate in den letzten dreißig Jahren von 18 000 auf 10 000 im Jahr zurückgegangen, wahrscheinlich ist das auf zunehmende Aufklärung der Hausärzte und der Patienten zurückzuführen. Aber die Selbsttötung steht bei Jugendlichen, nach Unfällen und Aids, immer noch an dritter Stelle der Todesursachen! Die Veränderung der Kommunikation durch Handys und die sozialen Medien mögen eine größere Bandbreite an Kontakten ermöglichen, bergen aber auch die Gefahr der emotionalen Vereinsamung. Man soll ja immer gut drauf sein, Erfolge melden und Spaß haben. Wenn nicht, riskiert man, rausgeklickt zu werden. Sie bergen auch die Gefahr der Verstärkung der Symptome und des Rückzugs bei denen, die an Depressionen oder einer anderen psychischen Erkrankung wie einer Psychose, einer Borderline-Persönlichkeitsstörung oder einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden. Selbstmord ist fast immer, damals wie heute, der Endpunkt einer krankhaften psychischen Entwicklung. 10% mögen Bilanzselbstmorde sein. Und nach wie vor stehen Depressionen an erster Stelle aller psychischen Erkrankungen. Dabei wird nicht zwischen sogenannten endogenen und exogenen Depressionen unterschieden. Die Burnout-Erschöpfung scheint mir nach wie vor im Vormarsch zu sein. Das zeigt auch dieser Artikel aus Spiegel Online Wissenschaft, der die krankmachenden Arbeitsbedingungen in der Luftfahrt untersucht: Verdrängen, verleugnen, verschweigen. Das gilt natürlich nicht nur für die Luftfahrt, sondern auch für viele andere Bereiche.
Die Frage, die mich in den letzten Tagen am meisten umtrieb, war folgende: Wie kommt es, dass die nähere Umgebung nichts von dem gemerkt hat, was schließlich zur Katastrophe führen sollte? Und eine Katastophe wäre es auch, wenn es nicht beabsichtigt war, dann wäre schon der Gang zur Arbeit eine tödliche Fahrlässigigkeit gewesen. War es Angst um den Arbeitsplatz? Niemand hat etwas gemerkt, wenn jemand über eine Woche aus psychischen oder psychosomatischen Gründen krank geschrieben wird? Das ist für mich eine weitere Katastrophe und zeugt davon, dass den Menschen die Empathie mit dem Smartphone abhanden gekommen zu sein scheint. Wahre Empathie haben die Bewohner des Ortes Seyne-les-Alpes bewiesen, als sie den Angehörigen so selbstverständlich Hilfe anboten-wie Detlef Esslinger gestern in der Süddeutschen Zeitung bemerkte. Es gibt Hinweise auf drohende suizidale Handlungen. Wenn man genau hinschaut, kann man merken, wenn etwas mit dem anderen nicht stimmt. In der Apothekenumschau sind diese Hinweise sehr gut zusammengefasst. Und doch ist das unabhängig von der Schuldfrage zu sehen. Die Verantwortung liegt letztendlich beim Handelnden selbst.
In meinem professionellen Umfeld machen wir es so, dass wir Antisuizidverträge abschließen, wenn jemand äußert, er wolle Hand an sich legen. Kann er nicht versprechen, es nicht zu tun, müssen wir ihn in die Klinik bringen. Gern würde ich meine Erfahrungen und Kenntnisse weiterhin in die Öffentlichkeit bringen. Hier im Blog, aber vielleicht auch über örtliche Zeitungen, sobald ich mehr Zeit dafür haben werde. Und wenn mich jemand fragte, ob ich einen hilfreichen Satz für jemanden in dieser Situation hätte, würde ich sagen: Es gibt kein Problem, für das es keine Lösung gäbe. Und sei es auch nur, dass man die Sichtweise ändert, zum Beispiel: Ich muss nicht immer alles alleine schaffen, ich kann mir auch Hilfe holen. Und mein eigenes Motto: Es gibt ungeheuer viel zu versäumen, wenn man zu früh aufgibt.
Siehe auch: Wer depressiv ist, will anderen kein Leid antun.
Da ich -wie wahrscheinlich viele von uns - eine lebenslange Erfahrung mit suizidgefährdeten Menschen habe und das zudem aus professioneller Sicht sehe, möchte ich gern auf meine Art etwas dazu beitragen, mit Vorurteilen und Spekulationen aufzuräumen. Immer vorausgesetzt, die Vermutungen sollten sich bewahrheiten. Kürzlich hatte ich eine längere Emailkorrespondenz mit einer Autorenkollegin, die nach einem Suizid im Bekanntenkreis mehr über suizidale Handlungen wissen wollte. Dazu kramte ich meine schon etwas zerfledderte Diplomarbeit aus den 80er Jahren heraus und stellte fest, dass sich im Lauf der letzten Jahrzehnte nur an den äußeren Fakten etwas geändert hat, nicht aber an den Ursachen. So ist die Suizidrate in den letzten dreißig Jahren von 18 000 auf 10 000 im Jahr zurückgegangen, wahrscheinlich ist das auf zunehmende Aufklärung der Hausärzte und der Patienten zurückzuführen. Aber die Selbsttötung steht bei Jugendlichen, nach Unfällen und Aids, immer noch an dritter Stelle der Todesursachen! Die Veränderung der Kommunikation durch Handys und die sozialen Medien mögen eine größere Bandbreite an Kontakten ermöglichen, bergen aber auch die Gefahr der emotionalen Vereinsamung. Man soll ja immer gut drauf sein, Erfolge melden und Spaß haben. Wenn nicht, riskiert man, rausgeklickt zu werden. Sie bergen auch die Gefahr der Verstärkung der Symptome und des Rückzugs bei denen, die an Depressionen oder einer anderen psychischen Erkrankung wie einer Psychose, einer Borderline-Persönlichkeitsstörung oder einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden. Selbstmord ist fast immer, damals wie heute, der Endpunkt einer krankhaften psychischen Entwicklung. 10% mögen Bilanzselbstmorde sein. Und nach wie vor stehen Depressionen an erster Stelle aller psychischen Erkrankungen. Dabei wird nicht zwischen sogenannten endogenen und exogenen Depressionen unterschieden. Die Burnout-Erschöpfung scheint mir nach wie vor im Vormarsch zu sein. Das zeigt auch dieser Artikel aus Spiegel Online Wissenschaft, der die krankmachenden Arbeitsbedingungen in der Luftfahrt untersucht: Verdrängen, verleugnen, verschweigen. Das gilt natürlich nicht nur für die Luftfahrt, sondern auch für viele andere Bereiche.
Die Frage, die mich in den letzten Tagen am meisten umtrieb, war folgende: Wie kommt es, dass die nähere Umgebung nichts von dem gemerkt hat, was schließlich zur Katastrophe führen sollte? Und eine Katastophe wäre es auch, wenn es nicht beabsichtigt war, dann wäre schon der Gang zur Arbeit eine tödliche Fahrlässigigkeit gewesen. War es Angst um den Arbeitsplatz? Niemand hat etwas gemerkt, wenn jemand über eine Woche aus psychischen oder psychosomatischen Gründen krank geschrieben wird? Das ist für mich eine weitere Katastrophe und zeugt davon, dass den Menschen die Empathie mit dem Smartphone abhanden gekommen zu sein scheint. Wahre Empathie haben die Bewohner des Ortes Seyne-les-Alpes bewiesen, als sie den Angehörigen so selbstverständlich Hilfe anboten-wie Detlef Esslinger gestern in der Süddeutschen Zeitung bemerkte. Es gibt Hinweise auf drohende suizidale Handlungen. Wenn man genau hinschaut, kann man merken, wenn etwas mit dem anderen nicht stimmt. In der Apothekenumschau sind diese Hinweise sehr gut zusammengefasst. Und doch ist das unabhängig von der Schuldfrage zu sehen. Die Verantwortung liegt letztendlich beim Handelnden selbst.
In meinem professionellen Umfeld machen wir es so, dass wir Antisuizidverträge abschließen, wenn jemand äußert, er wolle Hand an sich legen. Kann er nicht versprechen, es nicht zu tun, müssen wir ihn in die Klinik bringen. Gern würde ich meine Erfahrungen und Kenntnisse weiterhin in die Öffentlichkeit bringen. Hier im Blog, aber vielleicht auch über örtliche Zeitungen, sobald ich mehr Zeit dafür haben werde. Und wenn mich jemand fragte, ob ich einen hilfreichen Satz für jemanden in dieser Situation hätte, würde ich sagen: Es gibt kein Problem, für das es keine Lösung gäbe. Und sei es auch nur, dass man die Sichtweise ändert, zum Beispiel: Ich muss nicht immer alles alleine schaffen, ich kann mir auch Hilfe holen. Und mein eigenes Motto: Es gibt ungeheuer viel zu versäumen, wenn man zu früh aufgibt.
Siehe auch: Wer depressiv ist, will anderen kein Leid antun.
Freitag, 27. März 2015
Das Motiv
In den letzten vier Tagen wurden wir von Tausenden von Bildern und Worten überflutet. Ich habe mir nur wenige Berichte und Nachrichten im Fernsehen angeschaut, bin nicht mehr im sozialen Netz gewesen. Fassungslos trauernd. Auf der Suche nach einem Motiv. Einen einzigen Artikel zur vorsichtigen These des erweiterten Suizids habe ich in der ZEIT gefunden. Zitat:
"Solange das Motiv des Copiloten nicht bekannt ist, muss mit Begriffen, die die Tat definieren, vorsichtig umgegangen werden. Erweiterter Suizid, Homizid, Amoklauf – die Tat trägt Anzeichen all dieser Formen der Selbsttötung, zugleich sprechen Indizien gegen jede von ihnen."
"Solange das Motiv des Copiloten nicht bekannt ist, muss mit Begriffen, die die Tat definieren, vorsichtig umgegangen werden. Erweiterter Suizid, Homizid, Amoklauf – die Tat trägt Anzeichen all dieser Formen der Selbsttötung, zugleich sprechen Indizien gegen jede von ihnen."
Freitag, 20. März 2015
Rette sich, wer kann!
Heute habe ich mal wieder eine Menge über das sogenannte Helfersyndrom gelernt. Der Begriff stammt von Wolfgang Schmidbauer aus seinem Buch "Die hilflosen Helfer". Es geht dabei um Menschen, die anderen helfen wollen, dabei Verantwortung für sie übernehmen auch in Dingen, welche sie selber erledigen könnten und damit die Position der Hilfeopfer schwächen. Hinter diesem "pathologischen Helfen" stecken eigene starke Bedürfnisse nach Anerkennung und Zugehörigkeit, auch nach Macht. Nach dem Lesen eines Artikels über Angela Merkel, Wolfgang Schäuble und den europäischen Rettungsschirm bin ich zwangsläufig zu der Überlegung gekommen, ob Frau Merkel nicht auch dem Helfersyndrom unterliegt. Die größte Insolvenzverschleppung. Denn sie hat diesen Rettungsschirm gemeinsam mit Hollande und anderen ausgebreitet, immer wieder, und schwächt damit das griechische Volk mehr und mehr. Dahinter könnte der unstillbare Wunsch nach Anerkennung stecken, nämlich die Kanzlerin des geeinten Europas zu werden, mit einem einzigen starken europäischen Euro. Damit ist sie gescheitert. Jeder weitere Versuch, die Griechen zu retten, wird das Land in ein noch tieferes Chaos versinken lassen.
Wenden wir den Blick von der großen Politik auf die Innenwelt der Beziehungen, auf die vielen Helfer, die aus pathologischen Gründen helfen und dabei mehr Schaden anrichten als Gutes tun. In einem aufschlussreichen Artikel aus der Transaktionsanalyse Helfersyndrom beschreibt zum Beispiel ein Klient, dass er ja nicht selber Auto fahren müsse, wenn ein anderer von hinten schiebt. (Achtung, Artikel ist etwas umfangreicher und nichts für Klickfaule!) Am Schluss gibt es noch ein paar sehr hilfreiche Tipps zum Umgang mit der eigenen Helferrolle. Das Ganze orientiert sich an dem sogenannten Dramadreieck Opfer-Verfolger-Retter. Dabei fällt mir ein, dass dieses Dreieck häufig ein Grundschema bei Krimis oder anderen Romanen, nicht nur bei Unterhaltungsromanen, ist, ähnlich wie die Heldenreise des Odysseus. Dabei können diese Rollen ständig wechseln, sei es im wirklichen Leben, in Paarbeziehungen als auch in der Fiktion.
Am Schluss die allgemeinen Strategien von Menschen, Anerkennung und Zuwendung zu erlangen (ja, auch Geld kann eine Art "Zuwendung" sein).
Ein jeder kann sein Wissen, sein Handwerk, seine Erfahrung und seine Kreativität beruflich und zwischenmenschlich einsetzen. Damit wird er sich und andere zufrieden machen. Leidet er aber an einem massiven Mangel an Anerkennung, werden seine Aktionen und Beziehungen von dem Wunsch getrieben sein, sich diese durch besondere Anstrengungen zu verschaffen. Dabei kann die bekannte Spirale der Burnout-Entwicklung in Gang gesetzt werden. Auf internationaler Ebene wird es eher ein Burnout des zu Rettenden sein. Oder nein: Ein Politiker kann angetreten sein, die Welt zu retten. Dabei täte er besser daran, sich selbst und andere zu retten, indem er dem zu Rettenden die Hilfe gibt, die er wirklich braucht! Genauso ist es bei allen anderen Menschen, die aus falschen Motiven heraus helfen. Retten kann sich jeder letztendlich nur selbst. Helfer, wenn sie gekonnt und effektiv helfen wollen, unterstützen andere nur an den Stellen, an denen diese selber nicht weiterkommen. Und lassen ihnen ihre Verantwortung für ihr Leben, für ihr Land und ihren Umgang mit sich selbst.
Wenden wir den Blick von der großen Politik auf die Innenwelt der Beziehungen, auf die vielen Helfer, die aus pathologischen Gründen helfen und dabei mehr Schaden anrichten als Gutes tun. In einem aufschlussreichen Artikel aus der Transaktionsanalyse Helfersyndrom beschreibt zum Beispiel ein Klient, dass er ja nicht selber Auto fahren müsse, wenn ein anderer von hinten schiebt. (Achtung, Artikel ist etwas umfangreicher und nichts für Klickfaule!) Am Schluss gibt es noch ein paar sehr hilfreiche Tipps zum Umgang mit der eigenen Helferrolle. Das Ganze orientiert sich an dem sogenannten Dramadreieck Opfer-Verfolger-Retter. Dabei fällt mir ein, dass dieses Dreieck häufig ein Grundschema bei Krimis oder anderen Romanen, nicht nur bei Unterhaltungsromanen, ist, ähnlich wie die Heldenreise des Odysseus. Dabei können diese Rollen ständig wechseln, sei es im wirklichen Leben, in Paarbeziehungen als auch in der Fiktion.
Am Schluss die allgemeinen Strategien von Menschen, Anerkennung und Zuwendung zu erlangen (ja, auch Geld kann eine Art "Zuwendung" sein).
Ein jeder kann sein Wissen, sein Handwerk, seine Erfahrung und seine Kreativität beruflich und zwischenmenschlich einsetzen. Damit wird er sich und andere zufrieden machen. Leidet er aber an einem massiven Mangel an Anerkennung, werden seine Aktionen und Beziehungen von dem Wunsch getrieben sein, sich diese durch besondere Anstrengungen zu verschaffen. Dabei kann die bekannte Spirale der Burnout-Entwicklung in Gang gesetzt werden. Auf internationaler Ebene wird es eher ein Burnout des zu Rettenden sein. Oder nein: Ein Politiker kann angetreten sein, die Welt zu retten. Dabei täte er besser daran, sich selbst und andere zu retten, indem er dem zu Rettenden die Hilfe gibt, die er wirklich braucht! Genauso ist es bei allen anderen Menschen, die aus falschen Motiven heraus helfen. Retten kann sich jeder letztendlich nur selbst. Helfer, wenn sie gekonnt und effektiv helfen wollen, unterstützen andere nur an den Stellen, an denen diese selber nicht weiterkommen. Und lassen ihnen ihre Verantwortung für ihr Leben, für ihr Land und ihren Umgang mit sich selbst.
Sonntag, 15. März 2015
Wer langsamer wird, kann mehr erleben
Auf meinem Küchentisch steht ein Autorenkalender, Überbleibsel aus einem der Jubiläums-Geschenkkörbe, die ich in naher Vergangenheit erhielt. Diese Woche fällt mir jeden Tag der Spruch einer Schriftstellerin des 19. Jahrhunderts in die Augen: "Die Langsamkeit bietet die Chance, das, was wir tun, auch zu erleben."
Henriette Wilhelmine Hanke, von der hatte ich bisher nie etwas gehört. Und doch war sie in ihrer Zeit eine Bestseller-Autorin. Offensichtlich hat sie ihren Leserinnen vieles der Spätromantik und ihres eigenen einsamen Lebens vermittelt. Eigentlich wollte ich in meinem nächsten Artikel über die Mobilität des Menschen schreiben. Und ich sehe da durchaus Verknüpfungen. Die größere Mobilität des Menschen begann damit, dass er nicht mehr weite Strecken wanderte, sondern sich zu Pferde fortbewegte. Später, nach Erfindung des Rades, auch mit Ochsen -oder Eselskarren. Je weiter die Zeit fortschritt, desto schneller konnte er sich von einem zum anderen Ort begeben. Die ganz große Revolution kam dann mit dem maschinellen Zeitalter, der Eisenbahn, dem Automobil und den Flugzeugen. Schließlich flog er in Überschallgeschwindigkeit zum Mond. Ähnlich ist es mit vielem anderen, mit den Lese-und Schreibgewohnheiten und der Kommunikation. Die alten Kulturen hinterließen der Nachwelt Schriften und Kunstwerke, die Bibel wurde vom Lateinischen ins Deutsche übersetzt, irgendwann kamen Schreibmaschine und Computer in allen Dimensionen hinzu. Während man früher also zum Nachbarn ging und mit ihm redete, sitzt man heute am Tisch und redet in sein Smartphone. Bei Facebook kommen mal schnell welche vorbei (oder auch nicht), um ein paar Worte abzulassen. Was erleben wir denn da? Eigentlich nicht viel. Wir haben das Höchstmaß an Mobilität und Kommunikation erreicht.
Wenn ich mit dem Hochgeschwindigkeitszug durch die Landschaft rase oder auf der Autobahn fahre, sausen Wälder, Berge, Seen und Städte an mir vorbei. Sie verlieren an Bedeutung und werden austauschbar. Erst kürzlich dachte ich bei einer dieser Gelegenheiten: Wenn jetzt jemand aus dem All auf die Welt niederschauen würde, sähe er Millionen von Gestalten, die in einer Art Konservendosen sitzen, meist jeder für sich, und schnell irgendeinem Ziel zusteuern, das sie dann ebenso schnell wieder verlassen. Dafür sind wir doch gar nicht gemacht! Die anderen Millionen sitzen vor größeren oder kleineren Guckkästen, erleben dort ihre eigene Welt oder kommunizieren mit anderen Kastenguckern. Den Weg durch den Wald finden sie mit Hilfe von Google Earth. Dabei übersehen sie das erste aufgeblühte Veilchen, den ersten Blaustern oder Märzenbecher. Im Café sitzen sie, drücken und schieben auf ihren Smartphones herum und übersehen die vielen interessanten Menschen und Begebenheiten, die sich vor ihren Augen abspielen. Es ist das Leben in einer Parallelwelt.
Wenn ich zu Fuß einen Wanderweg beschreite, wird die Bedeutung wiederhergestellt, am meisten wahrscheinlich, wenn ich die Wanderung immer wieder unterbreche, die Dinge am Wegesrand betrachte oder eine Aussicht genieße. Ich erlebe etwas, wenn ich mit anderen spreche oder auch nur den Vögeln an der Futterstelle zuschaue. Oh nein, das Rad der Geschichte will ich keinesfalls zurückdrehen. Es sollte aber jeder von den allzu Mobilen, den allzu schnellen Guckern, den Fast-Food-Essern und auch von den allzu schnell veröffentlichenden Autoren ab und zu innehalten und überlegen, wo und was es wirklich zu erleben gibt. Und noch etwas: Das Medium ist dazu da, es richtig in seinen Gebrauch zu bringen. Wer sein Leben verhuscht und nirgendwo ankommt, ist daran vorbeigegangen. Aber wer alle Mittel, die der Mensch zu seiner Verfügung hat, richtig in Gebrauch nimmt, kann wirklich etwas erleben und es an andere weitergeben, damit die wiederum etwas erleben können.
Henriette Wilhelmine Hanke, von der hatte ich bisher nie etwas gehört. Und doch war sie in ihrer Zeit eine Bestseller-Autorin. Offensichtlich hat sie ihren Leserinnen vieles der Spätromantik und ihres eigenen einsamen Lebens vermittelt. Eigentlich wollte ich in meinem nächsten Artikel über die Mobilität des Menschen schreiben. Und ich sehe da durchaus Verknüpfungen. Die größere Mobilität des Menschen begann damit, dass er nicht mehr weite Strecken wanderte, sondern sich zu Pferde fortbewegte. Später, nach Erfindung des Rades, auch mit Ochsen -oder Eselskarren. Je weiter die Zeit fortschritt, desto schneller konnte er sich von einem zum anderen Ort begeben. Die ganz große Revolution kam dann mit dem maschinellen Zeitalter, der Eisenbahn, dem Automobil und den Flugzeugen. Schließlich flog er in Überschallgeschwindigkeit zum Mond. Ähnlich ist es mit vielem anderen, mit den Lese-und Schreibgewohnheiten und der Kommunikation. Die alten Kulturen hinterließen der Nachwelt Schriften und Kunstwerke, die Bibel wurde vom Lateinischen ins Deutsche übersetzt, irgendwann kamen Schreibmaschine und Computer in allen Dimensionen hinzu. Während man früher also zum Nachbarn ging und mit ihm redete, sitzt man heute am Tisch und redet in sein Smartphone. Bei Facebook kommen mal schnell welche vorbei (oder auch nicht), um ein paar Worte abzulassen. Was erleben wir denn da? Eigentlich nicht viel. Wir haben das Höchstmaß an Mobilität und Kommunikation erreicht.
Wenn ich mit dem Hochgeschwindigkeitszug durch die Landschaft rase oder auf der Autobahn fahre, sausen Wälder, Berge, Seen und Städte an mir vorbei. Sie verlieren an Bedeutung und werden austauschbar. Erst kürzlich dachte ich bei einer dieser Gelegenheiten: Wenn jetzt jemand aus dem All auf die Welt niederschauen würde, sähe er Millionen von Gestalten, die in einer Art Konservendosen sitzen, meist jeder für sich, und schnell irgendeinem Ziel zusteuern, das sie dann ebenso schnell wieder verlassen. Dafür sind wir doch gar nicht gemacht! Die anderen Millionen sitzen vor größeren oder kleineren Guckkästen, erleben dort ihre eigene Welt oder kommunizieren mit anderen Kastenguckern. Den Weg durch den Wald finden sie mit Hilfe von Google Earth. Dabei übersehen sie das erste aufgeblühte Veilchen, den ersten Blaustern oder Märzenbecher. Im Café sitzen sie, drücken und schieben auf ihren Smartphones herum und übersehen die vielen interessanten Menschen und Begebenheiten, die sich vor ihren Augen abspielen. Es ist das Leben in einer Parallelwelt.
Wenn ich zu Fuß einen Wanderweg beschreite, wird die Bedeutung wiederhergestellt, am meisten wahrscheinlich, wenn ich die Wanderung immer wieder unterbreche, die Dinge am Wegesrand betrachte oder eine Aussicht genieße. Ich erlebe etwas, wenn ich mit anderen spreche oder auch nur den Vögeln an der Futterstelle zuschaue. Oh nein, das Rad der Geschichte will ich keinesfalls zurückdrehen. Es sollte aber jeder von den allzu Mobilen, den allzu schnellen Guckern, den Fast-Food-Essern und auch von den allzu schnell veröffentlichenden Autoren ab und zu innehalten und überlegen, wo und was es wirklich zu erleben gibt. Und noch etwas: Das Medium ist dazu da, es richtig in seinen Gebrauch zu bringen. Wer sein Leben verhuscht und nirgendwo ankommt, ist daran vorbeigegangen. Aber wer alle Mittel, die der Mensch zu seiner Verfügung hat, richtig in Gebrauch nimmt, kann wirklich etwas erleben und es an andere weitergeben, damit die wiederum etwas erleben können.
Mittwoch, 11. März 2015
Besser werden
Derweil alle anderen mit Schreiben, Vorbereitung auf die Leipziger Messe und anderem beschäftigt sind, während von draußen das blaue Band des Frühlings hereinflattert, sitze ich hier vor meinem Monitor und fühle mich glücklich, weil ich das Lektorat meines historischen Kriminalromans soeben beendet habe. Es ist rundum rund in meinen Augen, und selbst wenn später Leser noch irgendwelche Fehler finden sollten, so finden sie die auch nach einem Verlagslektorat. Den Text drucke ich peu á peu aus und werde noch einmal sorgfältig darübergehen. Nächste Woche gibt es noch die letzte Runde des Lektorats.
Kürzlich habe ich bei Andreas Eschbach und anderen etwas zum Thema "Besser werden" gelesen. Das kann man mit entsprechender Suche nachlesen. Dann verfolgte ich in einer Pause die Diskussion in der KDP-Community mit einem Autor, der um Tipps zum Vermarkten bat, weil sein Ebook sich nur einmal verkauft hatte. Die anderen stiegen darauf ein, schauten sich das Cover an, das selbst gestrickt wirkte und fanden auch prompt Fehler in der Interpunktion. Darüber möchte ich mich gar nicht erheben. Mit Schrecken fiel mir ein, dass ich vor gefühlten Ewigkeiten mit einer lustigen Geschichte in die Schreibwerkstatt einstieg. Jemand fiel fast vom Stuhl vor Lachen, aber ein anderer meinte, ich solle doch die Weihnachtsbaumkerzen ohne Aal -- und Krabbenduft brennen lassen. Und hinter eine wörtliche Rede gehöre ein Komma hinter die Anführungszeichen. Das hatte ich in der Schule nicht gelernt. Ich war sowieso ein vollkommener Analphabet, was das Schreiben von Kurzgeschichten wie auch das von Romanen betrifft. Feuilletonschreiben, ja, das hatte ich gelernt. So eignete ich mir von der Pike auf alles an, was an Handwerk dazu gehört, einschließlich der Veröffentlichung bei Verlagen, dem Schreiben von Exposés und dem Kontakt mit einer Agentur. Und wenn ich glaubte, ich hätte den Stein der Weisen des Exposés endlich gefunden, dann war das noch lange nicht genug. Genug wird auch jetzt nicht genug sein, wie Konstantin Wecker sang.
Durch das alles bin ich im Laufe der Jahre besser geworden, vor allem durch Lesen ohne Ende, durch Kritik von Kollegen, Agent, Lektoren, selbst die Kritiken bei Amazon haben mich weiter gebracht, wenn sie den Finger auf eine bestimmte Wunde legten und nicht nur beklagten, dass die Bücher von Autor Y ihnen aber besser gefallen. Mein Roman, den ich gerade beendet habe, erscheint mir (wie öfter schon) als der Beste, den ich je schrieb. Dabei weiß ich genau, dass es eine Art Verliebtheit in das eigene Werk ist, das andere durch eine ganz andere Brille sehen. Und es ist noch lange nicht genug mit dem Besserwerden. Da hätte ich noch eine Empfehlung für Autoren, die nichts anderes wollen, als ihr Buch zu veröffentlichen und dabei die Verlagshürde mit all ihren Dornen nicht nehmen wollen: Wartet, bis der Text reif ist, legt ihn immer wieder beiseite und arbeitet ihn nochmal durch, lasst Profis drüberschauen, lest, bildet euch fort. Dann könnt ihr mit der Zeit immer besser werden und immer mehr Leser erreichen, die sich auf eure kommenden Bücher freuen.
Kürzlich habe ich bei Andreas Eschbach und anderen etwas zum Thema "Besser werden" gelesen. Das kann man mit entsprechender Suche nachlesen. Dann verfolgte ich in einer Pause die Diskussion in der KDP-Community mit einem Autor, der um Tipps zum Vermarkten bat, weil sein Ebook sich nur einmal verkauft hatte. Die anderen stiegen darauf ein, schauten sich das Cover an, das selbst gestrickt wirkte und fanden auch prompt Fehler in der Interpunktion. Darüber möchte ich mich gar nicht erheben. Mit Schrecken fiel mir ein, dass ich vor gefühlten Ewigkeiten mit einer lustigen Geschichte in die Schreibwerkstatt einstieg. Jemand fiel fast vom Stuhl vor Lachen, aber ein anderer meinte, ich solle doch die Weihnachtsbaumkerzen ohne Aal -- und Krabbenduft brennen lassen. Und hinter eine wörtliche Rede gehöre ein Komma hinter die Anführungszeichen. Das hatte ich in der Schule nicht gelernt. Ich war sowieso ein vollkommener Analphabet, was das Schreiben von Kurzgeschichten wie auch das von Romanen betrifft. Feuilletonschreiben, ja, das hatte ich gelernt. So eignete ich mir von der Pike auf alles an, was an Handwerk dazu gehört, einschließlich der Veröffentlichung bei Verlagen, dem Schreiben von Exposés und dem Kontakt mit einer Agentur. Und wenn ich glaubte, ich hätte den Stein der Weisen des Exposés endlich gefunden, dann war das noch lange nicht genug. Genug wird auch jetzt nicht genug sein, wie Konstantin Wecker sang.
Durch das alles bin ich im Laufe der Jahre besser geworden, vor allem durch Lesen ohne Ende, durch Kritik von Kollegen, Agent, Lektoren, selbst die Kritiken bei Amazon haben mich weiter gebracht, wenn sie den Finger auf eine bestimmte Wunde legten und nicht nur beklagten, dass die Bücher von Autor Y ihnen aber besser gefallen. Mein Roman, den ich gerade beendet habe, erscheint mir (wie öfter schon) als der Beste, den ich je schrieb. Dabei weiß ich genau, dass es eine Art Verliebtheit in das eigene Werk ist, das andere durch eine ganz andere Brille sehen. Und es ist noch lange nicht genug mit dem Besserwerden. Da hätte ich noch eine Empfehlung für Autoren, die nichts anderes wollen, als ihr Buch zu veröffentlichen und dabei die Verlagshürde mit all ihren Dornen nicht nehmen wollen: Wartet, bis der Text reif ist, legt ihn immer wieder beiseite und arbeitet ihn nochmal durch, lasst Profis drüberschauen, lest, bildet euch fort. Dann könnt ihr mit der Zeit immer besser werden und immer mehr Leser erreichen, die sich auf eure kommenden Bücher freuen.
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