Vor Kurzem habe ich eine Glosse gefunden, über die ich mich gekugelt habe: Endlich Rente! Da ist von einem Mann die Rede, der die Rente herbeigesehnt hat und dann durch alle Höhen und Tiefen dieser finalen Aus-Zeit von der Arbeit stolpert. Er baut ein Vogelhäuschen, dann noch eins und noch eins, bis die Vögel sich darüber beschweren und dann ...aber lest selbst. Auf äußerst witzige Weise führt der Autor vor, wie man es besser nicht machen sollte, um nicht bei Vorabendserien, schlapprigem Jogginganzug und Mammut-Kreuzworträtseln zu landen. Kürzlich fragte mich ein alter Freund, ob ich denn, wenn ich in Rente bin, einen Roman nach dem anderen schreiben wolle. Mein alter Kumpel Mörike fällt mir dazu ein: Der war am produktivsten, als er noch eine ganze Menge um die Ohren hatte, nämlich als Pfarrer und später, als er mit 39 Jahren in Rente ging und als Literaturprofessor am Stuttgarter Katharinenstift tätig war. Danach machte er nur noch Gelegenheitsgedichte zu Geburtstagen, Hochzeiten usw. Ich selbst werde sicher auch keine Weltreise machen, keine neue Karriere starten oder die Welt neu erfinden. Werde weiter meine Natur- und Kulturserien gucken, Haus und Garten beackern, meine Ausflüge und Touren machen.Und meinen nächsten Roman veröffentlichen und auch den nächsten Roman schreiben und den nächsten oder auch mal ein Sachbuch. Und werde nicht erwarten, dass sich alles ändert, sondern dass alles etwas anders wird. Ich sehe jetzt, wenn ich durch die sonnenbeschienene Stadt gehe, die mir bekannten Rentner zufrieden beim Kaffee sitzen, während andere malochen müssen. Wie ich auch jetzt, kurz vor Ultimo, noch eine ganze Menge zu bewältigen hatte.
Es kommen die Pfingstfeiertage, danach wird es ruhiger. In diesem Stand werde ich noch 38 Tage lang sein, etwa die Hälfte davon urlaubsweise. Der Rentenbescheid ist auch schon gekommen, Mütterrente, Zusatzversorgungen und anderes ermöglichen mir ein finanziell unbeschwertes Leben. Und deshalb gehe ich auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Die spannenden Prozesse meines Arbeitslebens werden mir fehlen. Und es war sehr vorausschauend von mir gewesen, mir schon vor fünfzehn Jahren ein zweites Standbein aufzubauen. Es ist ebenso spannend, Bücher zu schreiben und zu sehen, wie sie sich auf der öffentlichen Bühne bewegen. Und damit auch noch ein Zubrot zu verdienen, wie mein Vater mir augenzwinkernd sagte. Es müssen ja nicht Vogelhäuschen sein - Marienkäferhäuschen habe ich schon als Kind sehr gern gebaut, aus Moos und Stöcken und trockenen Zweigen. Und Igelnester, Höhlen, Flöße. Ich brauche keine Joga-Kurse und Rentnerbusreisen, ich habe meinen Computer, meine Menschen, meinen Verein, meine Liebe zur Natur und zur Kultur, meine Bücher, die ich weiterhin lese, mein Kloster Heiligkreuztal und meine Mitautoren und -Autorinnen. Das Cover für meinen neuen Roman "Nacht des Wolfes" ist fertig, es basiert auf einem eigenen Foto von mir, durch eine Grafikerin stimmungsvoll in Szene gesetzt. Jetzt wird das Ebook noch konvertiert, und etwa Anfang Juni kann ich es dann bei Amazon hochladen. Am 8. Juni wird auch mein "Teufelswerk" ein Jahr alt. Es folgen, ohne zeitliche oder inhaltliche Garantie, ein Roman aus der Nazizeit, der fertige Krimi, nochmal überarbeitet. Und dann schaue ich mal, was noch in den Tiefen der Dateien schlummert und was mich sonst noch anfliegen könnte.
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