Unlängst sah ich zufällig einen Beitrag im Fernsehen, auf einem dieser Info - und Kulturkanäle. Da hatten sie in Südamerika unter anderem Tontöpfe mit keltischen Mustern, Figuren, Inschriften und Steinschleudern gefunden, die denen aus dem europäischen Raum auffallend ähnelten. Nun, sie haben keinen Beweis dafür gefunden, dass Kelten und Phönizier schon lange vor Kolumbus nach Südamerika segelten. Mich interessierte an diesem Bericht etwas anderes. Die Höhlenmalereien von Lascaux und weitere Beispiele wie die Mammutelfenbeinfiguren aus dem Lonetal fielen mir ein. Wie kommt es, dass Menschen auch nach Hunderten oder Tausenden von Jahren Botschaften hinterlassen können, die von der Nachwelt "gelesen" werden? Es kommt daher, dass der Mensch schon immer in der Lage war, von sich selbst und seinem Leben zu abstrahieren und Kunst herzustellen. Es scheint eine Frage von Urheber und Rezipient zu sein. Ein Autor ist undenkbar ohne Leser, ein Leser undenkbar ohne Autor. Wenn man sich dazu die heutige Situation von Autoren anschaut, stellen sich viele Fragezeichen auf. Vieles von dem, was man gerade zu hören und zu lesen bekommt, könnte einem die Freude am Schreiben vermiesen. Die Klagen einer Self Publisherin liegen mir noch in den Ohren. Sie stellte fest, dass sie alle drei Monate ein neues Buch auf den Markt bringen müsste, um mit dem Tempo des Marktes mitzukommen. Am Anfang stehe immer die Kurve, die vielleicht in 1-3 Tagen hoch sei und dann unweigerlich nach unten gehe. Ähnlich ist es auch mit den Verlagsbüchern im Buchhandel. Was sich nicht innerhalb eines Monats verkauft, wandert schon bald ins moderne Antiquariat. Die Kurve nimmt keine Rücksicht auf dich. Aber irgendetwas stimmt doch dabei nicht. Wer hat da was wann falsch gemacht? Die Verlage, die Autoren, die Leser, die Erfinder von immer neuen Techniken, die Buchhandlungen, die Agenten, die Online-Riesen, die Vertreter, das Feuilleton? Die Antwort, die ich mir gebe, ist folgende: Sie sind alle gleichermaßen beteiligt, weil sich (fast) alle der Entwicklung angepasst haben. Bei Denis Scheck, so wurde mir erzählt, trat kürzlich ein Autor auf, der alles noch mit der Hand schreibt und eine Wohnung voller gedruckter Bücher hat. Bie den meisten jedoch dreht sich alles, nicht nur bei Büchern, nur noch um "billig", ich nehme uns da gar nicht aus. Und bei dem Versuch aller, sich den billigsten und gleichzeitig dicksten Teil des Kuchens aus der Torte zu reißen, kann es einzig und allein darum gehen, die Gewinne daraus gerecht zu verteilen.
Gestern, an einem Frühlingstag mit wolkenlosem Himmel, hatten wir ein Aha-Erlebnis. Nach einem Spaziergang am Rand der Alb landeten wir wie schon so oft in einer unserer Lieblingsstädte, in Reutlingen. Wie immer, statteten wir auch der Buchhandlung Osiander einen Besuch ab. Ja, es ist inzwischen ein Genuss für mich, zwischen den Räucherstäbchen und Tassen auch Sessel mit lesenden Menschen zu sehen. Dabei wird es immer schwieriger für mich, in den Tausenden von gleichfarbigen Büchern etwas Ansprechendes zu finden. Meistens lande ich bei Reiseberichten und regionalen Reisebüchern. Bevor es losgehen konnte, fuhren wir mit dem Aufzug nach oben, um gewisse Örtlickkeiten aufzusuchen. Dort landeten wir aber nicht, sondern in einem Stockwerk, das wir noch nie zuvor gesehen hatten. Da lagen Tausende von Büchern in Sammelkästen, der buchhandlungseigene Flohmarkt, auf dem man Bücher zwischen ein und 10 Euro erstehen konnte. Und was habe ich dort gefunden? Alles, was ich unten schon lange nicht mehr finde. Ich fand einen Baden-Baden-Krimi von Rita Hampp, der mir sehr gut gefällt, weil ich auch was von der Umgebung und der Stadt sehe, zwei Bücher von Wulf Dorn, dessen Kommen und Gehen ich überhaupt nicht mehr mitbekommen hatte, einen Thriller des Pompeji-Autors Robert Harris sowie einen historischen Krimi von Petra Ölker. Nachdem ich vor lauter Leseverzweiflung schon auf literarische Texte aus dem 19. Jahrhundert umgeschwenkt war, bedeutet das für mich einen inneren Vorbeimarsch.
Hier noch ein leidenschaftliches Plädoyer für uns Autoren von Nina George: Schatz, wir müssen reden.
Samstag, 30. Januar 2016
Dienstag, 19. Januar 2016
Schwarzwaldschneesturmgedanken
Zwischen Silvester und Mitte Januar gab es eine Phase, da war alles dunkel, trübe, nass, kalt und hoffnungslos. So, wie ich es aus früheren Zeiten nur im November kenne. Dazu die erdrückende politische Lage. Ja, es hatte mich erwischt, ich hatte keine Lust mehr zu feiern, irgendwohin zu fahren, richtig an meinem Roman weiterzuschreiben, etwas Gutes zu kochen oder mich mit Leuten zu treffen. Das kann ja heiter werden, dachte ich, die deutschen Winter ohne Arbeit und ohne Schreiben, wie soll man das bloß überleben? Wäre es da nicht besser, sich einen Wanst anzufressen und in einer Höhle seinen Winterschlaf zu halten? Nicht einmal in meinem Blog schaffte ich einen Eintrag. Worüber sollte ich auch schreiben? Was ein Tübinger Professor zur Überwindung der Terrorangst gesagt hat? Dass die Touristen jetzt verstärkt in den Schwarzwald reisen, weil ihnen andere Ziele zu gefährlich erscheinen? Dass ich nebenher noch mit nervigen familiären Angelegenheiten beschäftigt bin? Oder eine Große Schwarze Schreib-Blockade habe? Wer würde denn das noch lesen wollen?
Irgendwann in den letzten Tagen kam dann die Rettung durch einen orkanstarken Schneesturm im Schwarzwald. Nicht dass ein Schneesturm etwas Gutes wäre. Im Gegenteil, zunächst brachte er Bäume zum Umfallen, schoss eisige Schneekristalle vor sich her, ließ den ganzen Tag und die ganze Nacht und wieder den nächsten Tag Unmassen von Flocken zur Erde segeln, stieben und sausen, über die sich ein immer höher werdendes Leichentuch breitete. Die Büsche bekamen riesige Mützen, die Katze lief im Schnee und versuchte sich erst kreischend, dann klammheimlich in die Wohnung zu mogeln, die Nachbarn überboten sich mit Schneegeschaufel, und in den Bergen stauten sich kilometerlange Blechschlangen. Sehr viele Autofahrer landeten im Graben, andere arbeiteten sich zu den Skizentren durch, wo sie sich endlich einmal in echtem Schnee austoben durften und nicht in dem aus der Kanone. Viele Menschen murmelten im Vorbeigehen, dass man doch jetzt eigentlich auf Frühling eingestellt gewesen sei. Da haben doch schon Veilchen und Frühlingsspringkraut geblüht! Aber als all der Bockmist vorüber war, brach sich eine lang vermisste Sonne durch die Wolkendecke und verwandelte die Landschaft in eine eisig glitzernde, wundervolle Szenerie.
Ja, warum wird der Winter in der Fasnachtszeit mit Feuer und Mummenschanz ausgetrieben? Weil der Frühling die Schlafmützenzeit beendet und neues Leben bringt. Wir fangen schon mal damit an. Jeden Tag erleben wir kleine Abenteuer, machen Entdeckungen in der Nähe, die wir doch übergut zu kennen meinten, laufen, wo das gerade noch möglich ist und inspizieren die umliegenden Geschäfte und Märkte auf die Güte ihrer Waren hin. Sollten wir auf gute Lebensmittel stoßen, wird das sicher auch mit dem Kochen wieder was. Und nachdem die Sinne sich wieder halbwegs aufgestellt hatten und halbwegs einSchreiben wieder möglich war, stieß ich auf einen Beitrag von Petra van Cronenburg, in dem alles stand, was ich in diesen vergangenen toten Tagen auch gern erlebt und bewirkt hätte. Mut kann man nicht kaufen. Besser kann man einen Aufbruch nicht beschreiben.
Irgendwann in den letzten Tagen kam dann die Rettung durch einen orkanstarken Schneesturm im Schwarzwald. Nicht dass ein Schneesturm etwas Gutes wäre. Im Gegenteil, zunächst brachte er Bäume zum Umfallen, schoss eisige Schneekristalle vor sich her, ließ den ganzen Tag und die ganze Nacht und wieder den nächsten Tag Unmassen von Flocken zur Erde segeln, stieben und sausen, über die sich ein immer höher werdendes Leichentuch breitete. Die Büsche bekamen riesige Mützen, die Katze lief im Schnee und versuchte sich erst kreischend, dann klammheimlich in die Wohnung zu mogeln, die Nachbarn überboten sich mit Schneegeschaufel, und in den Bergen stauten sich kilometerlange Blechschlangen. Sehr viele Autofahrer landeten im Graben, andere arbeiteten sich zu den Skizentren durch, wo sie sich endlich einmal in echtem Schnee austoben durften und nicht in dem aus der Kanone. Viele Menschen murmelten im Vorbeigehen, dass man doch jetzt eigentlich auf Frühling eingestellt gewesen sei. Da haben doch schon Veilchen und Frühlingsspringkraut geblüht! Aber als all der Bockmist vorüber war, brach sich eine lang vermisste Sonne durch die Wolkendecke und verwandelte die Landschaft in eine eisig glitzernde, wundervolle Szenerie.
Ja, warum wird der Winter in der Fasnachtszeit mit Feuer und Mummenschanz ausgetrieben? Weil der Frühling die Schlafmützenzeit beendet und neues Leben bringt. Wir fangen schon mal damit an. Jeden Tag erleben wir kleine Abenteuer, machen Entdeckungen in der Nähe, die wir doch übergut zu kennen meinten, laufen, wo das gerade noch möglich ist und inspizieren die umliegenden Geschäfte und Märkte auf die Güte ihrer Waren hin. Sollten wir auf gute Lebensmittel stoßen, wird das sicher auch mit dem Kochen wieder was. Und nachdem die Sinne sich wieder halbwegs aufgestellt hatten und halbwegs einSchreiben wieder möglich war, stieß ich auf einen Beitrag von Petra van Cronenburg, in dem alles stand, was ich in diesen vergangenen toten Tagen auch gern erlebt und bewirkt hätte. Mut kann man nicht kaufen. Besser kann man einen Aufbruch nicht beschreiben.
Freitag, 8. Januar 2016
Wie Autoren heute veröffentlichen
Als ich vor knapp fünfzehn Jahren mit dem Schreiben von Romanen begann, sah die Autorenwelt noch ganz anders aus. Man schickte seine Manuskripte auf bedrucktem Papier an die Verlage und wartete im Schnitt vier Monate, bis eine Absage im Briefkasten lag. Oder auch eine Zusage, damals für meinen ersten schon per Email von einem renommierten kleineren Verlag. Den zweiten fand ich im Internet, das war ein Zweipersonenverlag. Mit beiden LektorInnen gab es lange persönliche Gespräche und ein sorgfältiges Lektorat. Beide Bücher erhielten gute Zeitungskritiken, tauchten aber in kaum einer Buchhandlung auf. Die nächsten vier Bücher erschienen in einem Verlag, den man damals noch als größeren Publikumsverlag bezeichnete. Diese historischen Romane lagen anfangs recht lange auf Stapeln in den Buchhandlungen; allerdings verkürzte sich die Verweildauer von Jahr zu Jahr. Zwischendurch noch eine Veröffentlichung bei einem kleineren lokalen Verlag. Das letzte gedruckte Verlagsbuch von mir erschien im Juni 2013.
Es begann eine neue Ära, nicht des Schreibens, aber des Veröffentlichens. Mit zwei Verlagsbüchern, deren Rechte ich zurückbekommen hatte bzw. deren E-Bookrechte ich gar nicht erst vergeben hatte, ging ich ab Herbst 2012 ins Self Publishing. 2015 folgte ein neu geschriebenes Buch. Von Amazon, dessen Konditionen für mich nicht mehr reizvoll waren, wechselte ich Ende September 2015 zu Tolino. Dort fühle ich mich bisher sehr wohl, zumal auch Sonderaktionen für meine Bücher veranstaltet wurden. Und die gute Nachricht kam nach Weihnachten: Die 70% Beteiligung der Autoren wird auch über den 31. Januar hinaus gewährt.
Jetzt habe ich mich einmal umgeschaut, wie es denn bei anderen läuft. Meines Wissens haben schon viele mir bekannte Autoren die Möglichkeit des Self Publishing genutzt. Ein Kinderbuchautor, der schon circa sechzig Bücher bei einem Verlag herausgebracht hatte, erzählt im Deutschlandradio davon, dass Autoren heute kaum noch Ansprechpartner hätten (es sei denn, sie sitzen bei einem Verlag ganz fest im Sattel oder schreiben Bestseller). Wie Autoren heute veröffentlichen. Die meisten Bücher - wie ich auch schon bemerkte - hätten heute eine viel kürzere Überlebensdauer, nämlich zwischen vier Monaten und zwei Jahren. Die Backlist, bis vor ein paar Jahren von den Verlagen noch gepflegt, lohnt sich für sie aus Kostengründen nicht mehr. Viele Autoren müssten sich für jedes neue Buch einen neuen Verlag suchen. Thomas Fuchs, der Kinderbuchautor, hat sich eine Autorenvereinigung namens "Gegenwind" herausgesucht, in der sich die Autoren gegenseitig beim Self Publishing unterstützen. In einem anderen Bericht des Börsenblatts werden Autoren aufgeführt, die ihrer eigenen Backlist durch E-Books und Print-on-Demand einen ganz neuen Aufschwung gegeben haben. Hybridautoren.
Beide, das Interview und der Artikel, erschienen im Juni des vergangenen Jahres. Inzwischen hat sich ja einiges in der Verlags - und Bücherwelt getan. Einmal gab es das Urteil des Europäischen Gerichtshofes, nach dem die Verlage nicht berechtigt seien, Anteile aus den Verwertungsgesellschaften wie VG Wort zu beanspruchen. Im Gegenzug werden Befürchtungen laut, dass der drohende Geldverlust auf die Autoren mit niedrigeren Vorschüssen usw. abgewälzt werden könnte. Dann wurde, wie von mir schon vor einiger Zeit berichtet, vom Bundesministerium der Justiz eine Urheberrechtsnovelle eingebracht, über die im März im Bundestag diskutiert werden soll. Sie hat es sich zur Aufgabe gesetzt, die Autoren besser für ihre Arbeit zu entlohnen und ihnen nach fünf Jahren die Rechte an ihren Büchern zurückzugeben. Das hat die Autorenschaft gespalten. Es gab einen Autorenbrief an die Regierung, in dem sie beschworen wird, das Gesetz nicht durchzubringen, weil sonst die Symbiose zwischen Verlag und Autor gestört werde. Verlage könnten Autoren nicht mehr über Jahre aufbauen und keine Lizenzen ins Ausland mehr vergeben. Die Diskussion darüber ist im Autorenforum Montsegur nachzulesen. Und ich frage mich jetzt auch: Wenn es doch Praxis ist, dass renommierte Autoren sich für jedes Buch einen neuen Verlag suchen und ihre Backlist nach zwei Jahren selber herausgeben müssen, wo ist dann die Symbiose? Das Modell, das hier vertreten wird, passt wohl eher in die Zeit, die ich anfangs beschrieben hatte. Das neue Gesetz wird seine Tücken und Fallstricke haben, aber im Großen und Ganzen wird es den Autoren doch nützen, ihre Backlist und ihre eigenes Autorengeschick selber in die Hand nehmen zu können.
Eine ausführliche Beschäftigung mit dem Thema "Verdienst von Autoren" kann man auch bei Martha Sophie Marcus nachlesen: Marthas Schreibtisch.
Es begann eine neue Ära, nicht des Schreibens, aber des Veröffentlichens. Mit zwei Verlagsbüchern, deren Rechte ich zurückbekommen hatte bzw. deren E-Bookrechte ich gar nicht erst vergeben hatte, ging ich ab Herbst 2012 ins Self Publishing. 2015 folgte ein neu geschriebenes Buch. Von Amazon, dessen Konditionen für mich nicht mehr reizvoll waren, wechselte ich Ende September 2015 zu Tolino. Dort fühle ich mich bisher sehr wohl, zumal auch Sonderaktionen für meine Bücher veranstaltet wurden. Und die gute Nachricht kam nach Weihnachten: Die 70% Beteiligung der Autoren wird auch über den 31. Januar hinaus gewährt.
Jetzt habe ich mich einmal umgeschaut, wie es denn bei anderen läuft. Meines Wissens haben schon viele mir bekannte Autoren die Möglichkeit des Self Publishing genutzt. Ein Kinderbuchautor, der schon circa sechzig Bücher bei einem Verlag herausgebracht hatte, erzählt im Deutschlandradio davon, dass Autoren heute kaum noch Ansprechpartner hätten (es sei denn, sie sitzen bei einem Verlag ganz fest im Sattel oder schreiben Bestseller). Wie Autoren heute veröffentlichen. Die meisten Bücher - wie ich auch schon bemerkte - hätten heute eine viel kürzere Überlebensdauer, nämlich zwischen vier Monaten und zwei Jahren. Die Backlist, bis vor ein paar Jahren von den Verlagen noch gepflegt, lohnt sich für sie aus Kostengründen nicht mehr. Viele Autoren müssten sich für jedes neue Buch einen neuen Verlag suchen. Thomas Fuchs, der Kinderbuchautor, hat sich eine Autorenvereinigung namens "Gegenwind" herausgesucht, in der sich die Autoren gegenseitig beim Self Publishing unterstützen. In einem anderen Bericht des Börsenblatts werden Autoren aufgeführt, die ihrer eigenen Backlist durch E-Books und Print-on-Demand einen ganz neuen Aufschwung gegeben haben. Hybridautoren.
Beide, das Interview und der Artikel, erschienen im Juni des vergangenen Jahres. Inzwischen hat sich ja einiges in der Verlags - und Bücherwelt getan. Einmal gab es das Urteil des Europäischen Gerichtshofes, nach dem die Verlage nicht berechtigt seien, Anteile aus den Verwertungsgesellschaften wie VG Wort zu beanspruchen. Im Gegenzug werden Befürchtungen laut, dass der drohende Geldverlust auf die Autoren mit niedrigeren Vorschüssen usw. abgewälzt werden könnte. Dann wurde, wie von mir schon vor einiger Zeit berichtet, vom Bundesministerium der Justiz eine Urheberrechtsnovelle eingebracht, über die im März im Bundestag diskutiert werden soll. Sie hat es sich zur Aufgabe gesetzt, die Autoren besser für ihre Arbeit zu entlohnen und ihnen nach fünf Jahren die Rechte an ihren Büchern zurückzugeben. Das hat die Autorenschaft gespalten. Es gab einen Autorenbrief an die Regierung, in dem sie beschworen wird, das Gesetz nicht durchzubringen, weil sonst die Symbiose zwischen Verlag und Autor gestört werde. Verlage könnten Autoren nicht mehr über Jahre aufbauen und keine Lizenzen ins Ausland mehr vergeben. Die Diskussion darüber ist im Autorenforum Montsegur nachzulesen. Und ich frage mich jetzt auch: Wenn es doch Praxis ist, dass renommierte Autoren sich für jedes Buch einen neuen Verlag suchen und ihre Backlist nach zwei Jahren selber herausgeben müssen, wo ist dann die Symbiose? Das Modell, das hier vertreten wird, passt wohl eher in die Zeit, die ich anfangs beschrieben hatte. Das neue Gesetz wird seine Tücken und Fallstricke haben, aber im Großen und Ganzen wird es den Autoren doch nützen, ihre Backlist und ihre eigenes Autorengeschick selber in die Hand nehmen zu können.
Eine ausführliche Beschäftigung mit dem Thema "Verdienst von Autoren" kann man auch bei Martha Sophie Marcus nachlesen: Marthas Schreibtisch.
Mittwoch, 30. Dezember 2015
Wie war das noch mit den guten Vorsätzen?
In der heutigen Ausgabe des Blättles wird ein Psychologe namens Walter Mischel von der Columbia Universtity in New York zu eben diesem Thema interviewt. Die Frage ist, warum viele Menschen das, was sie sich vorgenommen haben, nicht auf die Dauer umsetzen können. Er begründet das mit dem "heißen" und dem "kalten" System im Gehirn. Das heiße ist das limbische System, das schon früh in der Evolution entstand. Es ist der primitive Teil mit der mandelförmigen Amygdala, die starke Emotionen, Angst und Freude hervorruft. Das kalte System befindet sich im "präfrontalen Kortex", also direkt hinter der Stirn. Damit können wir analysieren und die Folgen unseres Tuns abschätzen. Steht man nun unter Stress, fährt dieses limbische, heiße Sytem hoch und schaltet das kalte sozusagen aus. Wenn man es schafft, sich runterzukühlen, kann das kalte System wieder greifen. Selbstkontrolle ist das Wiedereingreifen des kalten Systems. Das macht Mischel an einem ganz einfachen Beispiel deutlich: Wenn man zum Beispiel den Hunger auf Süßes kontrollieren wolle, reiche es nicht, sich zu sagen, das mache dick und man werde keinen Nachtisch im Restaurant bestellen. In dem Moment, wo das Mousse au Chocolat vom Kellner vorbeigetragen werde, sei es um einen geschehen. Nachhaltiger wäre ein konkreter "Wenn-dann-Plan". "Wenn die Frage nach dem Dessert kommt, werde ich Fruchtsalat bestellen. Oder man treibt jeden Tag zu einer bestimmten Zeit Sport, bis es "sitzt" wie das Zähneputzen. Mit solchen Strategien könne man das heiße System kontrollieren, ohne es außer Kraft zu setzen, denn es ist ja ein Kernpunkt unseres Lebens, ohne den Genuss, Freude, Liebe und Schmerz nicht möglich wären. Das Einzige, was ich mir vorgenommen habe, ist der Wunsch, wieder mehr zu kochen. Es war früher eine Leidenschaft und hat sich durch das extensive Schreiben arg reduziert. Andere Vorlieben wie Wandern, Fotografieren, Schwimmen, Lesen sind noch in genügendem Maße da, könnten aber weiter ausgebaut werden.
Donnerstag, 24. Dezember 2015
Schöne Feiertage
Vor Jahren waren wir in Gönningen/schwäbische Alb in diesem speziellen Weihnachtsgarten - und wie man sieht, gab es sogar Schnee. Hiermit wünsche ich allen meinen Lesern nah und fern entspannte Feiertage und eine gute Zeit zwischen den Jahren! Eine wie immer hektische, aber auch irgendwie entrückte Zeit.
Montag, 21. Dezember 2015
Die Wertschätzung der Verlage
Samstag, 12. Dezember 2015
Oasen
Es ist etwas hängen geblieben von diesen sensorischen Erlebnissen. Die digitale Vernetzung ist auch aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken, aber ich habe jetzt meinen keinen Resetknopf, auf den ich immer drücken kann, wenn mich die Ereignisse fortzuschwemmen drohen. Ich kann Zeitung lesen, anstatt immer nur in die viereckigen Kästen zu starren. Ich kann einen kleinen Markt in der Nähe besuchen, mit einem Gemüsestand, einem Käsewagen, eine Wursttheke und einer Bäckerei, kann etwas kaufen, das es in den Supermärkten so gar nicht mehr gibt wie Grünkohl, Steckrüben, einen riesigen Bund Karotten und Kartoffeln, an denen noch die Erde klebt. Ich kann mich fernhalten von den Massenströmen, kann in Sonne und Nebel spazierengehen auf den Höhen und in den Tälern, kann mit Menschen sprechen, habe ein halbes Dutzend Weihnachtskarten gekauft, die ich auch noch beschriften werde, ganz ungewohnt nach den digitalen Klicks der letzten Jahre, und ich kann
Samstag, 5. Dezember 2015
Kann man Geduld lernen?
Wer kennt das nicht: In der Schlange an der Supermarktkasse stehen, gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit, hinter einem träge dahinschleichenden Auto herfahren, das man nicht überholen kann, warten, bis das Eierwasser kocht? Ich selbst war schon immer ein extrem ungeduldiger Mensch. Ständig ging mir immer alles viel zu langsam. Du bist zu ungeduldig, wurde mir oft gesagt. Wenn mir als Kind eine Bastelei nicht sofort gelang, habe ich sie hingeschmissen. Später, als ich regelmäßig mit dem Computer arbeitete, zeigte sich das ganze Ausmaß meiner Ungeduld. Auch hier ging alles viel zu langsam, dann stürzte er auch noch ab, oder ein Text verschwand auf Nimmerwiedersehen in der Datenhölle. Da hätte ich manchmal schon am liebsten ins Sofa gebissen oder Rumpelstilzchen gespielt! Dann brauchten meine Mitmenschen, unter anderem die Verlagsmitarbeiter, immer eine Ewigkeit für Entscheidungen. Nur deswegen war ich manchmal versucht, alles hinzuschmeißen.
Die härteste Geduldsprobe war eine Kopfoperation, der ich mich vor dreißig Jahren in der Mainzer Uniklinik unterziehen musste. Da wurde ich drei Mal wieder nach Hause in den Schwarzwald geschickt und musste auch nachher noch ewige Wartezeiten über mich ergehen lassen. Damals hatte ich mmer mein Strickzeug dabei, selbst in der Intensivstation.
Auf der anderen Seite wird mir immer wieder extreme Geduld bescheinigt, besonders, was meine Arbeit mit Menschen betraf und eigentlich auch mein Schreiben betrifft. Ich möchte da einmal die Begriffe trennen. Das eine ist Langmut, das andere die kurzfristige Geduld, würde ich sagen. Dazu habe ich einen Artikel gefunden, der ein Experiment beschreibt. Alles kommt zu dem von selbst, der warten kann. Kindergartenkinder bekamen einen Marshmallow vorgesetzt, und es wurde ihnen gesagt, dass sie ihn gleich essen könnten oder aber später, wenn der Versuchsleiter wiederkommt, dann bekämen sie noch einen. Es ist rührend zu sehen, wie die Kinder mit der Geduldsprobe umgingen. Und natürlich entwickelten sich die geduldigeren Kinder später als erfolgreicher und gesünder. Man könne als Erwachsener die Fähigkeit zur Geduld nicht grundsätzlich neu lernen, jedoch könne man sie nachbessern. Auf der anderen Seite habe die Ungeduld auch kreative und fortschrittliche Funktionen. Wäre ich nicht so ungeduldig gewesen, hätte ich nicht so viel an Geschriebenem produzieren können. Und hätte ich keinen Langmut besessen, hätte ich weder auf Verlage noch auf Agenten warten noch selber publizieren können. Und hätte meinen schönen, aber nicht leichten Job hingeschmissen. Vielleicht ist es doch die richtige Mischung?
Ach ja, es gibt ein paar Tätigkeiten, bei denen ich große Geduld zeige. Beim Zuhören. Beim Lesen. Beim Schreiben und sogar beim Kreuzworträtsellösen, womit ich meine Geduld sogar trainieren kann.
Die härteste Geduldsprobe war eine Kopfoperation, der ich mich vor dreißig Jahren in der Mainzer Uniklinik unterziehen musste. Da wurde ich drei Mal wieder nach Hause in den Schwarzwald geschickt und musste auch nachher noch ewige Wartezeiten über mich ergehen lassen. Damals hatte ich mmer mein Strickzeug dabei, selbst in der Intensivstation.
Auf der anderen Seite wird mir immer wieder extreme Geduld bescheinigt, besonders, was meine Arbeit mit Menschen betraf und eigentlich auch mein Schreiben betrifft. Ich möchte da einmal die Begriffe trennen. Das eine ist Langmut, das andere die kurzfristige Geduld, würde ich sagen. Dazu habe ich einen Artikel gefunden, der ein Experiment beschreibt. Alles kommt zu dem von selbst, der warten kann. Kindergartenkinder bekamen einen Marshmallow vorgesetzt, und es wurde ihnen gesagt, dass sie ihn gleich essen könnten oder aber später, wenn der Versuchsleiter wiederkommt, dann bekämen sie noch einen. Es ist rührend zu sehen, wie die Kinder mit der Geduldsprobe umgingen. Und natürlich entwickelten sich die geduldigeren Kinder später als erfolgreicher und gesünder. Man könne als Erwachsener die Fähigkeit zur Geduld nicht grundsätzlich neu lernen, jedoch könne man sie nachbessern. Auf der anderen Seite habe die Ungeduld auch kreative und fortschrittliche Funktionen. Wäre ich nicht so ungeduldig gewesen, hätte ich nicht so viel an Geschriebenem produzieren können. Und hätte ich keinen Langmut besessen, hätte ich weder auf Verlage noch auf Agenten warten noch selber publizieren können. Und hätte meinen schönen, aber nicht leichten Job hingeschmissen. Vielleicht ist es doch die richtige Mischung?
Ach ja, es gibt ein paar Tätigkeiten, bei denen ich große Geduld zeige. Beim Zuhören. Beim Lesen. Beim Schreiben und sogar beim Kreuzworträtsellösen, womit ich meine Geduld sogar trainieren kann.
Donnerstag, 12. November 2015
Inspirierende Martinsgans
Gestern Abend war es endlich so weit: Das lang verschobene Abschiedsessen, das der Vorstand meines Verein für mich geplant hatte, fand in einem renommierten Gasthaus statt. Der 11. 11., Martinstag und Martinsgans, und Beginn der närrischen Zeit. Die Atmosphäre war sehr locker und aufgeräumt, es wurden keine Reden gehalten und keine Geschenkkörbe vergeben (das war alles schon mehrmals geschehen). Meine Funktion als Pressesprecherin bzw.-schreiberin wurde noch einmal hervorgehoben. Und so kann ich jetzt auch in dieser Sache einen Artikel für die Presse schreiben. Neben einer angeregten Diskussion des Zeitgeschehens wollten die KolleInnen natürlich auch wissen, wie es denn jetzt so sei - frei von allen Verpflichtungen. Ich sagte es so, wie es ist: dass ich eine glückliche Rentnerin sei und nichts vermisse. Dass es absolut schön ist, an Tagen wie diesen einfach oben auf der Höhe spazieren zu gehen, ohne auf die Uhr schauen zu müssen. Und zu schreiben, ergänzte eine Kollegin. Denn natürlich wussten immer alle, was ich nebenbei so trieb. Die Themen der historischen Romane, wie Kirche und Missbrauch oder die Einrichtung eines Gottesstaates haben ja durchaus einen aktuellen Bezug, wie in der Runde bemerkt wurde. Meine Schilderung der aktuellen Situation auf dem Buchmarkt rief Erstaunen hervor. Und mein so schlecht verkäuflicher Mörike wurde einerseits gelobt, andererseits hätte man ihn gern als Printausgabe von mir gekauft. Das bringt mich allerdings ins Grübeln, denn ich besitze nur noch zwei Exemplare. Auf die Frage, was ich gerade schreibe und wie es weitergeht, sprach ich nur vage von meinen Plänen, weil die noch nicht ausgereift sind. Thriller oder Krimi, Wanderbuch, auch ein Buch über die Psychiatrie im Besonderen, zusammen mit meinem Kollegen, wären möglich. Ach ja, erinnert sich jemand daran, dass es auch noch einen fertigen Krimi gibt mit dem Titel "Martinsmorde"? Da kommen auch diese Martinshörnle vor, die es an diesem Tag überall zu kaufen gibt.
Zur Situation der Autoren und der Verlage noch ein Interview mit dem Autorenberater Stefan Wendel
Zur Situation der Autoren und der Verlage noch ein Interview mit dem Autorenberater Stefan Wendel
Sonntag, 8. November 2015
Kleine Freuden
Stromberger Weinberg im Winter |
Sonntag, 18. Oktober 2015
Warum sich viele nicht abgrenzen können
Die Besucherkatze, inzwischen wohlgenährter |
Zur Zeit erlebe ich eine ziemlich skurrile Art der Grenzverletzungen. Seit Wochen bekomme ich täglich Besuch von einer streunenden Katze. Anfangs wusste ich nicht, was sie eigentlich von mir wollte. Sie miaute vor der Tür, und wenn ich sie öffnete, kam sie herein geschossen und lief gleich wieder hinaus. Es dauerte eine Zeit, bis ich begriff, dass ich ihr oben auf der Terrasse meiner Nachbarin etwas in die Schüssel tun sollte. Da saßen schon zwei Katzen da, diese weiße, dünne und eine dickere schwarze. In den nächsten Tagen sprach ich mit meinen Nachbarn und erfuhr, dass sie eine Nummer im Ohr hätte und und zu einem Haus in der Nähe gehören würde. Ich solle die Katze wegjagen, wenn sie aufdringlich wird. Die Besuche wurden fortgesetzt. Die Katze miaute so herzzereißend, dass ich weich wurde, sie hereinließ und ihr draußen Reste zum Essen hinstellte. Nach dem Futtern verschwand sie sofort wieder. Jetzt war also klar, was sie wollte. Ausschlaggebend war dann der Umstand, dass ich sie morgens zusammengerollt in einem Busch fand. Jetzt war mein Mitleid vollends geweckt. Sie wurde zutraulicher, schlief auch einmal in der Wohnung, als es draußen bitter kalt war. Aber ihr Verhalten gefiel mir nicht. Sie schnurrte nicht, schleckte sich die ganze Zeit nur ab und zerkratzte mein Sofa. Ich habe ihr dann das, was ich an Katzenverträglichem da hatte, rausgestellt. Einmal kaufte ich sogar Katzenfutter. Kein gutes Arrangement, ich weiß. Ich hätte versuchen sollen, den Besitzer ausfindig zu machen. Meine Nachbarn gaben ihr nichts mehr, deshalb wurde die Belagerung meiner Tür immer stärker. Sie trappelte mit den Füßen, um den Milchfluss anzuregen. Einmal lag eine tote Spitzmaus im Garten, und einmal ohrfeigte sie die schwarze Katze barbarisch, weil die auch in meine Küche wollte. Wann immer ich eine Tür zum Lüften öffnete, kam sie schon herein wie ein weißer Blitz, selbst spät in der Nacht. Ich glaube, dass sie es mit ihrem Verhalten in der ganzen Nachbarschaft versaut hatte, denn die Belagerungszeiten bei mir wurden immer länger. Sie sprang auf den Stuhl, miaute, sie haute mit den Pfoten gegen die Scheibe und riß mit den Zähnen an der Türfassung. Als das nichts fruchtete, sprang sie auf Fensterbrett und miaute in die Wohnung rein. Heute hatte ich die Schnauze gestrichen voll. Ich habe die Tür aufgemacht und sie angeherrscht, dass sie jezt endlich mal verschwinden solle. Das habe ich noch mal wiederholt, und erst dann hat es gewirkt. Sie trollte sich dann zur Nachbarin hinauf.
Dienstag, 13. Oktober 2015
Das Weißkittel-Drama
Es gibt auch noch ganz andere Gründe für Schreibblockaden als die Unstimmigkeit des Plots, die Angst vor Misserfolg oder der Zeitmangel wegen des Ebook-Marketings. So können es, und das bestätigen Schreiberfahrene, auch Widrigkeiten im persönlichen Umfeld sein, die einen vor dem leeren Monitor hocken lassen. Vor einiger Zeit hatte ich über die Zustände der medizinischen Versorgung vor allem auf dem Land berichtet. Da ging es um die fehlenden Praxen und die totale Überlastung der Hautärzte. Es endete damit, dass dem Patienten in der Notaufnahme des örtlichen Krankenhauses die doppelte Dosis Cortison verabreicht wurde, und schon ein paar Tage später war der ganze Spuk vorbei. Zur Nachuntersuchung hatten wir noch einen Versuch frei, in der benachbarten Bischofsstadt. Der Schuss ging ebenfalls daneben.
Nun, neue Krankheit, neue Weißkittel-Erfahrungen. In einer Universitätsstadt wie Tübingen mit ihren berühmten Unikliniken würden wir bestimmt auf der sicheren Seite sein. Wenn ich mich auch vage daran erinnerte, dass die Zahn- und Kieferklinik, zu der uns ein Not-Zahnarzt einmal schickte, abends einfach geschlossen war. Nun, die Öffnungszeit wurde auf der Homepage "bis 17.00" angegeben, so dass wir uns um Punkt drei dort einfanden. Überall mürrische Gesichter, ein ausgestreckter Zeigefinger zur Uhr: "Wir haben bloß bis 15.00 Sprechstunde!" Eine kleine Chinesin im blauen Kittel hatte dann ein Erbarmen. "Müssen hier warten, ich kläre das." Wir sollten zur BG, der berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik auf dem Berg, dort würden wir erwartet. Wurden wir aber nicht, sondern mussten zur Anmeldung. Sehr freundlich, man hörte sich die Sorgen des Patienten an. Dann mit dem Fahrstuhl, der schwer zu finden war, auf die Station. Dort hatte man von Tuten und Blasen keine Ahnung. Warten vor dem Arztzimmer. Nach zwei Stunden wollten wir gehen, aber dann wurde der Arzt angerufen (zu Notfällen unterwegs). Nochmal warten. Um 17.00 kam der Wagen mit dem Essen, genau derselbe wie anno dazual, als die Autorin noch ihr freiwilliges soziales Jahr in derTübinger Orthopädie machte. "Heute Currysuppe" stand da drauf. Jetzt ging gar nichts mehr. Als wir zum Ausgang strebten, kam der Stationsarzt plötzlich um die Ecke. Sehr freundlich, sehr kompetent, auch der Ober- und der Chefarzt. Untersuchung, diagnostische Verdachtsäußerungen. Wenn der Patient am nächsten Morgen um Punkt 8 da sei, käme er sofort dran (in der Zahnklinik), sonst müsse er bis zu 5 Stunden warten. Wegen überlanger Staus wurde es dann doch 8.15, woraufhin der Modus "Warten" wieder angesagt war. Der diensthabende Arzt hatte keine Ahnung, was er tun sollte, obwohl auf der Überweisung alles drauf stand-Computertomografie usw. Im Gegenteil, er überschüttete den Patienten mit Vorwürfen, dass er erst jetzt gekommen sei. Dabei hatten alle Ärzte das Ding nicht für etwas Ernsthaftes gehalten und zum Abwarten geraten. Horrorvorstellungen! Wie halten andere, noch viel schlimmer Kranke denn so etwas aus? Neues Spiel über Krankenhaus-Notdienst und Hausarzt. Nein, leider führt kein Weg an Tübingen vorbei. Diesmal die HNO auf dem Schnarrenberg. Und welch ein Wunder, der Patient musste eine Nummer ziehen, kam fast sofort dran, und schwupp!, hatte er einen Termin für Donnerstag zur Operation. Und die Moral von der Geschicht: Überleg dir genau, welche Krankheiten du bekommen willst! Frauen - und Zahnärzte gibt es zuhauf. Alles andere kann dir den Besuch eines Horrorfilms ersparen, in dem ein Patient stunden- und tagelang durch aseptische Flure torkelt, von abwechselnd netten und bösen Gesichtern angestarrt und belehrt wird, zusammenbricht und schließlich im Parkhaus aufwacht, aus dem er dann nicht mehr herausfindet.
Nun, neue Krankheit, neue Weißkittel-Erfahrungen. In einer Universitätsstadt wie Tübingen mit ihren berühmten Unikliniken würden wir bestimmt auf der sicheren Seite sein. Wenn ich mich auch vage daran erinnerte, dass die Zahn- und Kieferklinik, zu der uns ein Not-Zahnarzt einmal schickte, abends einfach geschlossen war. Nun, die Öffnungszeit wurde auf der Homepage "bis 17.00" angegeben, so dass wir uns um Punkt drei dort einfanden. Überall mürrische Gesichter, ein ausgestreckter Zeigefinger zur Uhr: "Wir haben bloß bis 15.00 Sprechstunde!" Eine kleine Chinesin im blauen Kittel hatte dann ein Erbarmen. "Müssen hier warten, ich kläre das." Wir sollten zur BG, der berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik auf dem Berg, dort würden wir erwartet. Wurden wir aber nicht, sondern mussten zur Anmeldung. Sehr freundlich, man hörte sich die Sorgen des Patienten an. Dann mit dem Fahrstuhl, der schwer zu finden war, auf die Station. Dort hatte man von Tuten und Blasen keine Ahnung. Warten vor dem Arztzimmer. Nach zwei Stunden wollten wir gehen, aber dann wurde der Arzt angerufen (zu Notfällen unterwegs). Nochmal warten. Um 17.00 kam der Wagen mit dem Essen, genau derselbe wie anno dazual, als die Autorin noch ihr freiwilliges soziales Jahr in derTübinger Orthopädie machte. "Heute Currysuppe" stand da drauf. Jetzt ging gar nichts mehr. Als wir zum Ausgang strebten, kam der Stationsarzt plötzlich um die Ecke. Sehr freundlich, sehr kompetent, auch der Ober- und der Chefarzt. Untersuchung, diagnostische Verdachtsäußerungen. Wenn der Patient am nächsten Morgen um Punkt 8 da sei, käme er sofort dran (in der Zahnklinik), sonst müsse er bis zu 5 Stunden warten. Wegen überlanger Staus wurde es dann doch 8.15, woraufhin der Modus "Warten" wieder angesagt war. Der diensthabende Arzt hatte keine Ahnung, was er tun sollte, obwohl auf der Überweisung alles drauf stand-Computertomografie usw. Im Gegenteil, er überschüttete den Patienten mit Vorwürfen, dass er erst jetzt gekommen sei. Dabei hatten alle Ärzte das Ding nicht für etwas Ernsthaftes gehalten und zum Abwarten geraten. Horrorvorstellungen! Wie halten andere, noch viel schlimmer Kranke denn so etwas aus? Neues Spiel über Krankenhaus-Notdienst und Hausarzt. Nein, leider führt kein Weg an Tübingen vorbei. Diesmal die HNO auf dem Schnarrenberg. Und welch ein Wunder, der Patient musste eine Nummer ziehen, kam fast sofort dran, und schwupp!, hatte er einen Termin für Donnerstag zur Operation. Und die Moral von der Geschicht: Überleg dir genau, welche Krankheiten du bekommen willst! Frauen - und Zahnärzte gibt es zuhauf. Alles andere kann dir den Besuch eines Horrorfilms ersparen, in dem ein Patient stunden- und tagelang durch aseptische Flure torkelt, von abwechselnd netten und bösen Gesichtern angestarrt und belehrt wird, zusammenbricht und schließlich im Parkhaus aufwacht, aus dem er dann nicht mehr herausfindet.
Sonntag, 11. Oktober 2015
"Der eilige Gral der Ebookwelt"
In den letzten Tagen habe ich mir wiederholt überlegt, warum in letzter Zeit alles zu stagnieren scheint. Und kam zu dem Schluss, dass es nicht die Umstände sind wie der Herbst, der jetzt mit Macht und Hochnebeln angedampft kommt. Es scheint alles zu stagnieren, weil sich bei mir zu viel um die Sichtbarkeit (und damit die Vermarktung) der E-Books dreht. Das und die Veröffentlichungsprozesse haben seit Monaten meinen Schreibfluss, in dem ich eigentlich so dreizehn, vierzehn Jahre lang drin war, paralysiert. Dazu fand ich noch einen erhellenden Artikel der Plattform Sobooks vom Januar dieses Jahres. Ein Blogger namens Sascha Lobo beschreibt das Problem, wie Bücher, insbesondere Ebooks, vom Leser eigentlich gefunden werden sollen. Man kann sie ja nicht hochhalten oder sehen, wie andere Leute es lesen. Es liegt in keiner Buchhandlung oder wenn, dann nur in den digialen Regalen dieser Buchhandlungen via Tolino und anderer Distributoren. Und auch dort sind sie schwer zu entdecken, weil es keinen Stapel gibt. In den Buchhandlungen entdecke ich Bücher, wenn ich mir sehr viel Zeit nehme beim Stöbern. Wenn ich wenig Zeit habe, nehme ich die Bücher, die mir ins Auge fallen. Und darum dreht sich der Großteil des Problems, nachdem alle anderen Hürden erfolgreich genommen sind: Das Schreiben eines Buches, das Finden eines Verlages oder einer Agentur, das Lektorat, das Cover, der Klappentext. Und dann eben die Vermarktung. Das Gleiche gilt für die selbst publizierten Ebooks. Schreiben, Lektorat, Korrektorat, Cover, Klappentext. Und dann eben wieder die Vermarktung. In dem Blogartikel kommt der Autor zum Schluss, dass folgende Kriterien wichtig wären, um Bücher/ Ebooks sichtbarer zu machen:
. soziale Medien und E-Books müssen viel näher zusammenrücken: Bücher in den Newsfeed!
• die (digitale, soziale) Beziehung zwischen Autoren und Publikum ist einer der wichtigsten Schlüssel
• die Empfehlungsmöglichkeiten zwischen Lesern müssen technisch vereinfacht und qualitativ verbessert werden
• die essentiellen Diskussionen um Bücher brauchen einen organischen, nachvollziehbaren Ort
• und das E-Book braucht eine neue, zusätzliche Form des Leseerlebnisses, weil bisher Abgeschiedenheit Trumpf ist.
Das klingt plausibel. Und ich meine, so etwas schon vor Jahren bei einer meiner werten Blognachbarinnen gelesen zu haben. In den zahlreichen Kommentaren zu dem Artikel die ich quergelesen habe, kommt der Einwand: Ich lese aber im Zug und sonstwo nicht, um das Erlebnis mit anderen zu teilen! Ich will meine Ruhe haben beim Lesen. Nehmen wir einmal an, ich nehme mit meinem Buch an verschiedenen Leseforen teil und teile auch meine Erfahrungen als Leserin in solchen Foren. Dazu unternehme ich andere Aktivitäten, um mein Buch unter die Leute zu bringen. Das Ergebnis wäre eindeutig: Ich hätte noch viel weniger Zeit und Energie, neue Bücher zu schreiben. Es sei denn, ich würde das mit anderen zusammen machen. Ich will aber auch beim Schreiben meine Ruhe haben, denn sonst wäre ich ziemlich total in der digitalen Welt gefangen, was ich nicht will. Habe ich nicht immer gesagt, es gebe eine Realwelt neben der digitalen?
Ich weiß noch nicht so richtig, was ich machen werde. Ein Satz haftet mir im Gedächtnis, den ich einst bei unserer Kollegin Sabine Schäfers las: Autoren, die aufs Ranking starren. Und ich meine, Matthias Matting habe kürzlich erwähnt, dass er jemanden kenne, der nicht mehr schreiben könne vor lauter Rankinggucken. Vielleicht sollte ich alle Favoriten löschen, die sich damit befassen. Und mich in Zukunft nur noch mit den Dientleistern verbinden, die meinen Büchern die für sie maximale Sichtbarkeit verschaffen können, egal ob digital oder gedruckt.
Demnächst in den Onlineshops von Thalia, Weltbild, Hugendubel und vielen mehr:
. soziale Medien und E-Books müssen viel näher zusammenrücken: Bücher in den Newsfeed!
• die (digitale, soziale) Beziehung zwischen Autoren und Publikum ist einer der wichtigsten Schlüssel
• die Empfehlungsmöglichkeiten zwischen Lesern müssen technisch vereinfacht und qualitativ verbessert werden
• die essentiellen Diskussionen um Bücher brauchen einen organischen, nachvollziehbaren Ort
• und das E-Book braucht eine neue, zusätzliche Form des Leseerlebnisses, weil bisher Abgeschiedenheit Trumpf ist.
Das klingt plausibel. Und ich meine, so etwas schon vor Jahren bei einer meiner werten Blognachbarinnen gelesen zu haben. In den zahlreichen Kommentaren zu dem Artikel die ich quergelesen habe, kommt der Einwand: Ich lese aber im Zug und sonstwo nicht, um das Erlebnis mit anderen zu teilen! Ich will meine Ruhe haben beim Lesen. Nehmen wir einmal an, ich nehme mit meinem Buch an verschiedenen Leseforen teil und teile auch meine Erfahrungen als Leserin in solchen Foren. Dazu unternehme ich andere Aktivitäten, um mein Buch unter die Leute zu bringen. Das Ergebnis wäre eindeutig: Ich hätte noch viel weniger Zeit und Energie, neue Bücher zu schreiben. Es sei denn, ich würde das mit anderen zusammen machen. Ich will aber auch beim Schreiben meine Ruhe haben, denn sonst wäre ich ziemlich total in der digitalen Welt gefangen, was ich nicht will. Habe ich nicht immer gesagt, es gebe eine Realwelt neben der digitalen?
Ich weiß noch nicht so richtig, was ich machen werde. Ein Satz haftet mir im Gedächtnis, den ich einst bei unserer Kollegin Sabine Schäfers las: Autoren, die aufs Ranking starren. Und ich meine, Matthias Matting habe kürzlich erwähnt, dass er jemanden kenne, der nicht mehr schreiben könne vor lauter Rankinggucken. Vielleicht sollte ich alle Favoriten löschen, die sich damit befassen. Und mich in Zukunft nur noch mit den Dientleistern verbinden, die meinen Büchern die für sie maximale Sichtbarkeit verschaffen können, egal ob digital oder gedruckt.
Demnächst in den Onlineshops von Thalia, Weltbild, Hugendubel und vielen mehr:
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