Vor einigen Tagen, genauer gesagt am bisher heißesten Tag des Jahres,
fuhren wir bei ca. 34° ein Stück in den Schwarzwald hinein, Richtung
Alpirsbach. Dabei landeten wir ganz unvermutet in einem kleinen
Paradies. Ein Moorsee mit Felswänden und Wasserfall, vorne ein weißer
Sandstrand, eine Hütte und ein Badesteg. Natürlich waren wir nicht
alleine da. Aber das wäre so ein Ort für eine kleine Auszeit. Daneben ist mir
ein altes Buch in die Hände gefallen, von einem Vater, der in den
vierziger, fünfziger Jahren mit seinen drei Söhnen durch den
Schwarzwald, durch die Vogesen, den Bregenzer Wald und durch das
Schweizer Jura gewandert ist. Das waren noch echte Auszeiten, ein Leben
nur in der Natur, in Hütten und auf Bauernhöfen, Sonne, Regen und
Stürmen ausgesetzt. Der Autor namens Fritz Hockenjos wurde 1927 in Lahr
geboren und war seit 1947 Förster in St. Märgen im Schwarzwald. Er
beschreibt diese Wanderungen, die Flora und Fauna, die Erlebnisse und
Begegnungen in einer fast expressionistischen Sprache, bei der man das
Gefühl hat, alles zu sehen, zu hören, zu riechen und mitzuerleben. Aber
auch damals schon kündigte sich das Desaster der Menschen an: die
zerschossene Gräberstätte am Hartmannsweiler Kopf, die Düsenjets, der
allmählich aufkommende Massentourismus auch in den Vogesen und im
Schwarzwald. Und auch damals gab es Extremregen und Gewitter, nur nicht so zerstörerisch wie gerade jetzt. Das alles zu lesen, und überhaupt Bücher zu lesen bedeutet eine echte Auszeit. Der menschliche Organismus und vor allem seine psychischen Strukturen sind nicht darauf angelegt, sich wochen -, monate - und jahrelang ständig negativeren Bildern und Informationen auszusetzen, ohne irgendwann zu streiken. Irgendwann muss er mal ein Ventil auf den Dampfdrucktopf setzen, um die Flut von Gewalt, Morden, Elend, Flucht, Brexit und immer verhehrenderen Naturkatastrophen zumindest zeitweise auszusperren, um nicht zu verzweifeln. Gestern sind wir mit knapper Not einem Unwetter entkommen, das sich wie eine überdimensionale Krake von allen Seiten über der Stadt zusammenbraute, tintenfischschwarz und kurz davor, Tentakeln oder Tornadorüssel zu bilden. Abends dann die Bilder von weinenden Menschen in Pfullingen, in Stromberg, flüchtende Besucher des Southsidefestivals in Neuhausen, ein entgleister Zug, Verletzte und tausende total Frustrierte. Unwetter in Deutschland. Die entgleiste Natur macht jetzt eine Pause, aber es ist nicht abzusehen, wie es tatsächlich weitergeht. Deshalb sollte jeder eine Nische finden, in der er wieder atmen kann, um sich gestärkt seinen Aufgaben widmen zu können.
Früher gab es das sogenannte Sabbatjahr,
in dem man ein halbes oder ein Jahr lang mit der Arbeit aussetzen und sich in
dieser Zeit ganz anderen Dingen widmen konnte. Ein Buch habe ich dazu
gefunden, dessen Titel lautet: "Reisen, Romane schreiben, Rosen züchten" mit Tipps
für eine solche Zeit. Reisen ist immer o.k., das habe ich sehr viel
getan in meinem Leben. Und Romane geschrieben. Romane schreiben könnte eine gute Beschäftigung während einer Auszeit sein, doch das
Veröffentlichen derselben sollte man nicht da hineinlegen. Und Rosen
züchten bedeutet ganz viel Fachwissen und Arbeit - ich habe zwar welche
in meinem Garten, erfreue mich aber lieber an ihren Blüten, als sie zu
züchten. Nach dem Probelektorat habe ich den Krimi erstmal in die Dateien zurückgeschickt und den neuen Roman nicht weiterentwickelt. Im Self Publishing würden sie niemals die Kosten wieder einspielen, abgesehen davon, dass kaum jemand sie in den Shops wahrnehmen würde. Aber ich finde den Gedanken faszinierend, dass man einzelnen Lesern mit seinen Büchern eine Auszeit verschaffen kann - wie es dieser so lebendig schreibende Förster bei mir erreicht hat. Und deshalb werde ich den Gedanken, Bücher zu schreiben, nie ganz aufgeben.
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Sonntag, 26. Juni 2016
Dienstag, 21. Juni 2016
Was braucht das Schwein, um sich sauwohl zu fühlen?
Woran denken wir, wenn wir uns ein Schwein vorstellen? An ein rosiges Tier mit Borsten, mit Ohren, die über den listigen Äuglein zusammenfallen, ein Tier, das grunzend und schmatzend seine Bestimmung im Koben erfüllt? An die Muttersau mit vielen nuckelnden und drängenden rosigen Ferkeln an der Seite? Oder an ein dreckverschmiertes Untier, das sich, wie auch die wilde Sau, in Schlamm und Morast herumwälzt? An Kotelett, Schnitzel und Rippchen wohl eher nicht. Das gleiche könnte man sich fragen, wenn man an Kühe oder Hühner denkt. Die Kühe stehen auf der Wiese, gucken dumm und käuen ewig und drei Tage das Gras wider. Sie wedeln mit dem Kuhschwanz, um die lästigen Fliegen zu vertreiben. Pferde haben wenigstens noch eine saumäßige Lebenslust, wenn sie auf der Koppel herumgaloppieren. Und die Hühner sind glücklich, wenn sie genügend Auslauf haben, miteinander picken, solange auch die anderen picken, und zum Dank dafür, dass sie kein Habicht oder Fuchs geholt hat, brav ihre Eier legen.
In der Versuchanstalt Eningen, einer Außenstelle der Universität Hohenheim, haben jetzt Forscher die Bedingungen untersucht, unter denen sich Schweine richtig wohlfühlen. Die Ferkel haben in der linken Box eine Kette zum Spielen, in der rechten ein Feld mit dunkler Erde zum Wühlen. Brauchen sie mehr Platz, besseres Futter, Freunde, Auslauf, Licht, gar Musik? Es wurden viele Dinge getestet, auch Bedingungen, die Stress auslösen, man ist erst ganz am Anfang. Aber Verbraucher wollen Fleisch, Eier und Milch am liebsten von glücklichen Tieren. So, wie es die Pensionswirtin in Sipplingen am Bodensee einmal beim Frühstück sagte, als sie die Eier hereinbrachte: Die sind von glücklichen Hühnern. Dabei sah sie selbst richtig glücklich aus. Und ich erinnere mich daran, dass ich als Kind mit meiner Oma in Malente morgens immer in den großen,, umsäumten Verschlag ging, um die noch warmen Eier einzusammeln und den Hühnern nachher ihr Futter hinzustreuen. Versteht sich, dass die Oma auch den besten Knackerkirschbaum alles Zeiten besaß! Doch zurück zu den Tieren und ihren Bedingungen. Bis jetzt hat sich herausgestellt, dass die Schweine nicht mehr Platz brauchen, wie wir uns das vielleicht gedacht haben. Erste Erkenntnisse zeigen, dass "Beschäftigung, Aufgaben lösen, Türen öffnen oder in der Erde wühlen" den Schweinen wichtiger sind als ein paar Quadratmeter mehr Raum. Gleichwohl wird es mit den anderen Tieren sein: Das Huhn will picken und scharren, die Pferde wollen rennen, die Kühe laufen am liebsten auf weichen Matten (sprich: Gras), Hunde wollen spielen und sich austoben und Katzen suchen gern ein erhöhtes, warmes, trockenes Plätzchen, wenn sie nicht auf Beute lauern, spielen oder schnurrend um Beine streichen.
Wie sieht es nun mit den Menschen aus? Was brauchen die, um sich sauwohl zu fühlen? Schopenhauer sagte ja mal in etwa, die Natur habe ihnen das Dasein gegeben, für das Wohlsein müssten sie selber sorgen. Dabei kann ich zunächst einmal nur von mir selbst ausgehen. Beschäftigung, Aufgaben lösen, Türen öffnen und in der Erde wühlen ist schon einmal was. Wobei es nicht um meine Gartenerde geht, sondern sozusagen um den Acker, der zu bestellen ist. Ich als Mensch würde mich mit der tierischen Bedürfnisbefriedigung natürlich nicht zufriedengeben. Aber die Grundlage ist dieselbe. Es würde mir nichts nützen, in einem Palast zu wohnen, indem ich den ganzen Tag herumsitze und mich fragen muss, wozu ich eigentlich da bin. Meinen Acker zu bearbeiten heißt, mein Leben so zu gestalten, wie es meinem Wesen entpricht. Ich fühle mich sauwohl, wenn ich ein gutes Buch lese, wenn ich über Berg und Tal laufen kann, in glasklarem Wasser schwimme, wenn die Sonne scheint, ein gutes Essen lockt, wenn nette Menschen um mich sind und wenn ich schreiben kann und eine Reaktion darauf sehe. So entdeckte ich gestern eine 5-Sterne-Rezension einer Frau, die mein letzes Verlagsbuch gelesen hatte. Sie schreibt, es sei eine Geschichte über die kleinen Leute im Dreißigjährigen Krieg, historisch verbürgt, spannend geschrieben und voller Liebe zum Leben. Es ist selten, dass jemand meine Intentionen so deutlich erkennt und benennt. Und es hat mich so beflügelt, dass ich endlich eine Entscheidung treffen konnte: Ich habe meinen Schwarzwaldkrimi in ein Probelektorat gegeben und werde ihn dann entweder endgültig zur Seite legen oder veröffentlichen. Den neuen Roman werde ich weiterentwickeln. Und mich sauwohl damit fühlen.
In der Versuchanstalt Eningen, einer Außenstelle der Universität Hohenheim, haben jetzt Forscher die Bedingungen untersucht, unter denen sich Schweine richtig wohlfühlen. Die Ferkel haben in der linken Box eine Kette zum Spielen, in der rechten ein Feld mit dunkler Erde zum Wühlen. Brauchen sie mehr Platz, besseres Futter, Freunde, Auslauf, Licht, gar Musik? Es wurden viele Dinge getestet, auch Bedingungen, die Stress auslösen, man ist erst ganz am Anfang. Aber Verbraucher wollen Fleisch, Eier und Milch am liebsten von glücklichen Tieren. So, wie es die Pensionswirtin in Sipplingen am Bodensee einmal beim Frühstück sagte, als sie die Eier hereinbrachte: Die sind von glücklichen Hühnern. Dabei sah sie selbst richtig glücklich aus. Und ich erinnere mich daran, dass ich als Kind mit meiner Oma in Malente morgens immer in den großen,, umsäumten Verschlag ging, um die noch warmen Eier einzusammeln und den Hühnern nachher ihr Futter hinzustreuen. Versteht sich, dass die Oma auch den besten Knackerkirschbaum alles Zeiten besaß! Doch zurück zu den Tieren und ihren Bedingungen. Bis jetzt hat sich herausgestellt, dass die Schweine nicht mehr Platz brauchen, wie wir uns das vielleicht gedacht haben. Erste Erkenntnisse zeigen, dass "Beschäftigung, Aufgaben lösen, Türen öffnen oder in der Erde wühlen" den Schweinen wichtiger sind als ein paar Quadratmeter mehr Raum. Gleichwohl wird es mit den anderen Tieren sein: Das Huhn will picken und scharren, die Pferde wollen rennen, die Kühe laufen am liebsten auf weichen Matten (sprich: Gras), Hunde wollen spielen und sich austoben und Katzen suchen gern ein erhöhtes, warmes, trockenes Plätzchen, wenn sie nicht auf Beute lauern, spielen oder schnurrend um Beine streichen.
Wie sieht es nun mit den Menschen aus? Was brauchen die, um sich sauwohl zu fühlen? Schopenhauer sagte ja mal in etwa, die Natur habe ihnen das Dasein gegeben, für das Wohlsein müssten sie selber sorgen. Dabei kann ich zunächst einmal nur von mir selbst ausgehen. Beschäftigung, Aufgaben lösen, Türen öffnen und in der Erde wühlen ist schon einmal was. Wobei es nicht um meine Gartenerde geht, sondern sozusagen um den Acker, der zu bestellen ist. Ich als Mensch würde mich mit der tierischen Bedürfnisbefriedigung natürlich nicht zufriedengeben. Aber die Grundlage ist dieselbe. Es würde mir nichts nützen, in einem Palast zu wohnen, indem ich den ganzen Tag herumsitze und mich fragen muss, wozu ich eigentlich da bin. Meinen Acker zu bearbeiten heißt, mein Leben so zu gestalten, wie es meinem Wesen entpricht. Ich fühle mich sauwohl, wenn ich ein gutes Buch lese, wenn ich über Berg und Tal laufen kann, in glasklarem Wasser schwimme, wenn die Sonne scheint, ein gutes Essen lockt, wenn nette Menschen um mich sind und wenn ich schreiben kann und eine Reaktion darauf sehe. So entdeckte ich gestern eine 5-Sterne-Rezension einer Frau, die mein letzes Verlagsbuch gelesen hatte. Sie schreibt, es sei eine Geschichte über die kleinen Leute im Dreißigjährigen Krieg, historisch verbürgt, spannend geschrieben und voller Liebe zum Leben. Es ist selten, dass jemand meine Intentionen so deutlich erkennt und benennt. Und es hat mich so beflügelt, dass ich endlich eine Entscheidung treffen konnte: Ich habe meinen Schwarzwaldkrimi in ein Probelektorat gegeben und werde ihn dann entweder endgültig zur Seite legen oder veröffentlichen. Den neuen Roman werde ich weiterentwickeln. Und mich sauwohl damit fühlen.
Freitag, 6. Mai 2016
Schreib - und Reiselust -gedämpft??
Wie gesagt, als nun alles getan und erledigt war, machten wir uns auf in das gelobte Land. Es ging auch recht flott voran über die schwäbische Alb, derweil Lastwagenfahrer, Hausfrauen und Geschäftsreisende beim Mittagsmahl saßen. Auf der Alb gibt es eine noch ziemlich verlassene Gegnd, wo wir in einem (uns bekannten) Gasthaus einen wahrhaft köstlichen Mittagstisch zu uns nahmen. Bärlauchsuppe, einen delikaten Salat mit echt schwäbischem Kartoffelsalat, Gulasch mit Spätzle sowie einen Vanillepudding mit eingemachten Erdbeeren. Das reichte für den Rest des Tages, und mit nur 6 Euro hatten wir noch einen prall gefüllten Reisesack übrig. Vor einiger Zeit lebte die frühere Besitzerin dieses Gasthofes noch. Sie sagte uns: Genießen Sie nur die Zeit, sie geht so schnell vorbei! Vor zwei, drei Jahren ist die liebenswerte Dame im Alter von 95 Jahren verstorben. Ja, wir hatten uns dieses Motto auf den Schild geschrieben, aber wie heißt es noch: Es kann der Beste nicht in Frieden leben ...denn als wir am Ziel ankamen (Mindelheim), war die Stadt total verstopft, so voll, dass wir rückwärts wieder rauskatapultiert wurden. Wenn es selbst in ländlichen Mittelstädten so zugeht vor den Feiertagen, kann man; na was? In Deutschland keinen Individualurlaub mehr machen. Der Tag wurde nur dadurch gerettet, dass es gelang, ins schöne Landsberg am Lech hinein zu gelangen, dort einen Rundgang zu machen, bei einem freundlichen Italiener eine großen Latte Macchiato zu trinken, die wunderbare Asamkirche zu inpizieren und dem Tosen des Lechs zu lauschen. Wieder daheim, waren wir ganz schnell wieder auf unserer zuverlässigen schwäbischen Alb, um stundenlang bergauf bergab in der Natur umherzuwanden. Ausnahmsweise wurde die Ruhe nur von einer Gruppe junger Männer unterbrochen, die auf einem Schäferkarren sitzend feierten.
Was hat nun das eine mit dem anderen zu tun? Der Weg zu einem Urlaubsort ist oft langwierig, frustrierend und mit vielen Hindernissen versehen. So war es allerdings auch schon bei unseren Altvorderen. Wer einmal den-etwas langweiligen-Reisebericht Goethes nach Italien oder sonstige Beschreibungen gelesen hat, weiß, wie mühevoll das Reisen anno dazumal war. Wobei die damaligen Wegelagerer und schlitzohrigen Wirte fast eins zu eins übertragen werden können. Die meisten setzen sich heute eh in den Flieger, was wegen der Kontrollen ziemlich unangenehm geworden ist. Man muss also immer durch finstere Täler gehen und sieben Berge überklimmen, um ein ersehntes Ziel zu erreichen. Da es so schwierig und so unangenehm ist, kann man natürlich auch zu Hause bleiben. Man kann aufhören zu schreiben oder gar nicht erst damit anfangen, weil auch das immer schwieriger wird. Nach dem BGH-Urteil vom 21. April 2016 (Siehe oben rechts) suggeriert die Presse marktschreierisch den Untergang vieler Verlage. Neue Autoren würden erst gar nicht aufgenommen in der Verlags- und Agenturwelt, noch mehr Autoren würden den Weg des Self Publishing gehen und alles versinkt im Drögen. Ein Hauen und Stechen wie im Mittealter. Doch gibt es da ein paar Dinge, die man erleben kann. Und die erlebt man nur, wenn man trotz alledem losgeht, -fährt, - wandert - und -schreibt.
Freitag, 22. April 2016
Leben am Rande des Schwarzwalds

Der Bodensee bei Friedrichshafen |
Zeit zum Lesen bleibt genügend: Im Moment ist das ein sehr lustiges Buch von Pierre M. Krause "Hier kann man gut sitzen - Geschichten aus dem Schwarzwald".
Schwarzwald pur, nicht wahr?
Pierre M. Krause beschreibt, wie er aus der pulsierenden Stadt Baden-Baden wegzieht und fortan, wie ich, auf dem Land im Black Forest lebt. Sonst lese ich eigentlich, außer Hape Kekeling, keine Promi-Bücher, aber dieses hat mich auf fast jeder Seite zum Schmunzeln gebracht. Sei es über die Rasenmäher- und Grillparty-Fraktion, die Holz- und Kettensägen, die Langsamfahrer oder die Notwendigkeit, im Haus immer so angezogen zu sein, als würde man ausgehen wollen, weil jederzeit jemand vorbeikommen könnte. Vom Garten ganz zu schweigen, der darf natürlich nicht so aussehen, als sei dort jemand gestorben! Und die Post hat solche unmerkbaren Öffnungszeiten, dass man am besten immer um 10 Uhr morgens dorthin geht. Nur leider hat meine Post manchmal auch um 10 Uhr vormittags geschlossen.
Der Zeitungsartikel über den Traumavortrag ist raus und erscheint vorraussichtlich nächste Woche in der Zeitung. Bis zum Vortrag am 10. Mail haben wir jede Menge Zeit, vielleicht noch ein Plätzchen zu finden, an dem sich der Wintereinbruch angenehmer überstehen lässt.
Das Barockjuwel Birnau |
Sonntag, 28. Februar 2016
Ein Tag im Leben eines Self Publishers
Warum Self Publisher nicht die schlechteren Autoren sein müssen.
Ein Tag im Leben eines Self Publishers
Auch wenn es satirisch eindeutig überspitzt ist, kann man sich als Autor mit Verlags- und Self Publishing-Erfahrungen durchaus darin wiederfinden. Es gab ja in der Pionierzeit des Self Publishing die bahnbrechenden Verschenkaktionen. Sie verhalfen einigen selbst Publizierenden zu hunderttausenden von verkauften Büchern mit Einzug in die Verlagswelt. Später waren es dann die Rabattaktionen, die getreu der Philosophie der Buchpiraten die Preise immer mehr verkommen ließen und die Ware Buch zu einem fast kostenlosen Gemeingut zu machen drohte. Bekanntlich habe auch ich es probiert und bin mit der Backlist zumindest eines Verlagstitels auch fast zwei Jahre gut damit gefahren, Rankinggucken inklusive.
Warum scheinen sich Autoren so wohl zu fühlen, wenn ihre Rankings nach oben gehen? Parallel dazu, wenn ihre Bücher in den Buchhandlungen liegen und sich auch gut verkaufen? Müssen sie alle vom Schreiben leben? Sind sie einfach nur geldgeil? Nein. Ich glaube, dass es hier um Wertschätzung der Arbeit geht. Ein Steigen des Rankings verursacht Wohlbefinden, ein Abfallen der Kurve Disharmonie und sinkende Schreibmotivation. Wozu soll ich denn noch schreiben, wenn es doch keiner lesen will? Oder wenn es keiner mehr findet in der Bücherflut? Man muss es benennen: Auch für mich sind die Goldgräberzeiten des SP vorüber. Gott sei`s gelobt und getrommelt hat sich bekanntlich die Tolino-Bücherallianz (April 2015) begründet. Sie will Amazon Flagge zeigen, unterstützt Autoren bei Marketingaktionen und wächst so ganz allmählich aus den Kinderschuhen heraus. Ich bin seit letzten Oktober dabei und durfte schon ein paarmal von diesen Aktionen profitieren. Gerade im Moment läuft noch eine Rabattaktion, die mir kurzfristig wieder rechten Schwung verleihen könnte. Bei Amazon werden die Rankings öfter am Tag aktualisiert, je nach Verkaufsrang. Bei Tolino kann man sich mit seinem Frühstückskaffee zwischen 10.10 und ca. 11.00 Uhr auf die Rankings freuen. Da sieht man dann auch, in welchen Shops sich das Buch verkauft hat. Diesmal waren es statt Weltbild vor allem Thalia und der Link zu Buch.de: http://goo.gl/jB0JJC ,die mein Herz höher schlagen ließen und mir den Tagesbeginn versüßten. WOW, Rankings um die 400 und sogar 48 hatte es bei mir noch nie gegeben! Die letzten beiden Tage der Aktion werde ich einfach nur genießen, denn wir alle wissen, dass es danach wieder ganz gemächlich in den Keller gehen wird.(So, wie die Bücher in den Buchhandlungen ja auch immer schneller wieder verschwinden.) So what, wenn jetzt jemand draufklickt, wird es schon wieder viel weiter unten sein. Aber immerhin ziehen sich Verlags- und Sp-Bücher insgesamt gegenseitig nach oben. So nach dem Motto: Wenn jemand ein Buch gefallen hat, schaut er auch nach anderen Büchern dieses Autors.
Was für einen Rat könnte man neuen Kollegen geben, wenn sie sich heutzutage zwischen Verlags- und Agentursuche oder Self Pubishing entscheiden müssten? Welchen Rat würde ich mir selber geben, wenn ich ganz neu anfangen würde? Ich würde mir sagen, dass ich sämtliche Illusionen, die ich damals hatte, fahren lassen und mir darüber im Klaren sein sollte, dass heute viele Türen zu sind, die damals noch offen waren. Ich bin zufrieden mit dem, was ich erreicht habe, alles andere kann nur ein Zubrot sein. Da ich zur Zeit viel Zeit habe und weder arbeite noch Romane schreibe, habe ich mir mal das Vergnügen gemacht, die Optionen für die verschieden Wege auszurechnen. Lektorat, Korrektorat, Cover und Konvertierung kommen bei Tolino auf ca. 3000 Euro. Ratet mal, wie lange es dauern würde, bis das wieder im eigenen Geldbeutel ist? Mit eigenen Helfern und SP-Lektoren, -Korrektoren und Designern komme ich auf ca. 1000. Das würde bei der momentanen Geschwindigkeit eineinhalb Jahre bis zum Ausgleich brauchen. Rechnet man allerdings das Gesamteinkommen aus den inzwischen schwarzen Zahlen der Verlagsbücher und dem SP-Einkommen dazu, wäre das vielleicht schon wieder eine andere Option. Sozusagen eine Autoren-Selfie-Mischkalkulation. Es stehen ja immer noch der Schwarzwaldkrimi zur Debatte und mein neuer Abenteuer-Thriller.
Noch etwas würde ich Newcomern unter den Autoren ans Herz legen: Wenn sie anders schreiben als die Topp 100-Autoren bei Amazon, sollten sie die Messlatte für ihr SP-Buch niedrig legen. Eine Erfahrung ist beides Wert, Verlag und SP. Aber wenn ich Wertschätzung suche, dann schaue ich mich in meiner näheren Umgebung um. Und melde mich im Juni zu einem Seminar im Kloster Heiligkreuztal an, um etwas darüber herauszufinden, was uns alle so umtreibt.
Wertschätzung und Respekt - tiefste Sehnsucht des Menschen.Wenn ich meine unbesiegbare Schreibbegeisterung weiterhin austoben und Leser erreichen möchte, kann ich mich auch über die 2500 Blogleser monatlich berufen, abzüglich Robotern. Das wären im Jahr 30.000, ungefähr so viel wie alle verkauften Printbücher.
Freitag, 8. Januar 2016
Wie Autoren heute veröffentlichen
Als ich vor knapp fünfzehn Jahren mit dem Schreiben von Romanen begann, sah die Autorenwelt noch ganz anders aus. Man schickte seine Manuskripte auf bedrucktem Papier an die Verlage und wartete im Schnitt vier Monate, bis eine Absage im Briefkasten lag. Oder auch eine Zusage, damals für meinen ersten schon per Email von einem renommierten kleineren Verlag. Den zweiten fand ich im Internet, das war ein Zweipersonenverlag. Mit beiden LektorInnen gab es lange persönliche Gespräche und ein sorgfältiges Lektorat. Beide Bücher erhielten gute Zeitungskritiken, tauchten aber in kaum einer Buchhandlung auf. Die nächsten vier Bücher erschienen in einem Verlag, den man damals noch als größeren Publikumsverlag bezeichnete. Diese historischen Romane lagen anfangs recht lange auf Stapeln in den Buchhandlungen; allerdings verkürzte sich die Verweildauer von Jahr zu Jahr. Zwischendurch noch eine Veröffentlichung bei einem kleineren lokalen Verlag. Das letzte gedruckte Verlagsbuch von mir erschien im Juni 2013.
Es begann eine neue Ära, nicht des Schreibens, aber des Veröffentlichens. Mit zwei Verlagsbüchern, deren Rechte ich zurückbekommen hatte bzw. deren E-Bookrechte ich gar nicht erst vergeben hatte, ging ich ab Herbst 2012 ins Self Publishing. 2015 folgte ein neu geschriebenes Buch. Von Amazon, dessen Konditionen für mich nicht mehr reizvoll waren, wechselte ich Ende September 2015 zu Tolino. Dort fühle ich mich bisher sehr wohl, zumal auch Sonderaktionen für meine Bücher veranstaltet wurden. Und die gute Nachricht kam nach Weihnachten: Die 70% Beteiligung der Autoren wird auch über den 31. Januar hinaus gewährt.
Jetzt habe ich mich einmal umgeschaut, wie es denn bei anderen läuft. Meines Wissens haben schon viele mir bekannte Autoren die Möglichkeit des Self Publishing genutzt. Ein Kinderbuchautor, der schon circa sechzig Bücher bei einem Verlag herausgebracht hatte, erzählt im Deutschlandradio davon, dass Autoren heute kaum noch Ansprechpartner hätten (es sei denn, sie sitzen bei einem Verlag ganz fest im Sattel oder schreiben Bestseller). Wie Autoren heute veröffentlichen. Die meisten Bücher - wie ich auch schon bemerkte - hätten heute eine viel kürzere Überlebensdauer, nämlich zwischen vier Monaten und zwei Jahren. Die Backlist, bis vor ein paar Jahren von den Verlagen noch gepflegt, lohnt sich für sie aus Kostengründen nicht mehr. Viele Autoren müssten sich für jedes neue Buch einen neuen Verlag suchen. Thomas Fuchs, der Kinderbuchautor, hat sich eine Autorenvereinigung namens "Gegenwind" herausgesucht, in der sich die Autoren gegenseitig beim Self Publishing unterstützen. In einem anderen Bericht des Börsenblatts werden Autoren aufgeführt, die ihrer eigenen Backlist durch E-Books und Print-on-Demand einen ganz neuen Aufschwung gegeben haben. Hybridautoren.
Beide, das Interview und der Artikel, erschienen im Juni des vergangenen Jahres. Inzwischen hat sich ja einiges in der Verlags - und Bücherwelt getan. Einmal gab es das Urteil des Europäischen Gerichtshofes, nach dem die Verlage nicht berechtigt seien, Anteile aus den Verwertungsgesellschaften wie VG Wort zu beanspruchen. Im Gegenzug werden Befürchtungen laut, dass der drohende Geldverlust auf die Autoren mit niedrigeren Vorschüssen usw. abgewälzt werden könnte. Dann wurde, wie von mir schon vor einiger Zeit berichtet, vom Bundesministerium der Justiz eine Urheberrechtsnovelle eingebracht, über die im März im Bundestag diskutiert werden soll. Sie hat es sich zur Aufgabe gesetzt, die Autoren besser für ihre Arbeit zu entlohnen und ihnen nach fünf Jahren die Rechte an ihren Büchern zurückzugeben. Das hat die Autorenschaft gespalten. Es gab einen Autorenbrief an die Regierung, in dem sie beschworen wird, das Gesetz nicht durchzubringen, weil sonst die Symbiose zwischen Verlag und Autor gestört werde. Verlage könnten Autoren nicht mehr über Jahre aufbauen und keine Lizenzen ins Ausland mehr vergeben. Die Diskussion darüber ist im Autorenforum Montsegur nachzulesen. Und ich frage mich jetzt auch: Wenn es doch Praxis ist, dass renommierte Autoren sich für jedes Buch einen neuen Verlag suchen und ihre Backlist nach zwei Jahren selber herausgeben müssen, wo ist dann die Symbiose? Das Modell, das hier vertreten wird, passt wohl eher in die Zeit, die ich anfangs beschrieben hatte. Das neue Gesetz wird seine Tücken und Fallstricke haben, aber im Großen und Ganzen wird es den Autoren doch nützen, ihre Backlist und ihre eigenes Autorengeschick selber in die Hand nehmen zu können.
Eine ausführliche Beschäftigung mit dem Thema "Verdienst von Autoren" kann man auch bei Martha Sophie Marcus nachlesen: Marthas Schreibtisch.
Es begann eine neue Ära, nicht des Schreibens, aber des Veröffentlichens. Mit zwei Verlagsbüchern, deren Rechte ich zurückbekommen hatte bzw. deren E-Bookrechte ich gar nicht erst vergeben hatte, ging ich ab Herbst 2012 ins Self Publishing. 2015 folgte ein neu geschriebenes Buch. Von Amazon, dessen Konditionen für mich nicht mehr reizvoll waren, wechselte ich Ende September 2015 zu Tolino. Dort fühle ich mich bisher sehr wohl, zumal auch Sonderaktionen für meine Bücher veranstaltet wurden. Und die gute Nachricht kam nach Weihnachten: Die 70% Beteiligung der Autoren wird auch über den 31. Januar hinaus gewährt.
Jetzt habe ich mich einmal umgeschaut, wie es denn bei anderen läuft. Meines Wissens haben schon viele mir bekannte Autoren die Möglichkeit des Self Publishing genutzt. Ein Kinderbuchautor, der schon circa sechzig Bücher bei einem Verlag herausgebracht hatte, erzählt im Deutschlandradio davon, dass Autoren heute kaum noch Ansprechpartner hätten (es sei denn, sie sitzen bei einem Verlag ganz fest im Sattel oder schreiben Bestseller). Wie Autoren heute veröffentlichen. Die meisten Bücher - wie ich auch schon bemerkte - hätten heute eine viel kürzere Überlebensdauer, nämlich zwischen vier Monaten und zwei Jahren. Die Backlist, bis vor ein paar Jahren von den Verlagen noch gepflegt, lohnt sich für sie aus Kostengründen nicht mehr. Viele Autoren müssten sich für jedes neue Buch einen neuen Verlag suchen. Thomas Fuchs, der Kinderbuchautor, hat sich eine Autorenvereinigung namens "Gegenwind" herausgesucht, in der sich die Autoren gegenseitig beim Self Publishing unterstützen. In einem anderen Bericht des Börsenblatts werden Autoren aufgeführt, die ihrer eigenen Backlist durch E-Books und Print-on-Demand einen ganz neuen Aufschwung gegeben haben. Hybridautoren.
Beide, das Interview und der Artikel, erschienen im Juni des vergangenen Jahres. Inzwischen hat sich ja einiges in der Verlags - und Bücherwelt getan. Einmal gab es das Urteil des Europäischen Gerichtshofes, nach dem die Verlage nicht berechtigt seien, Anteile aus den Verwertungsgesellschaften wie VG Wort zu beanspruchen. Im Gegenzug werden Befürchtungen laut, dass der drohende Geldverlust auf die Autoren mit niedrigeren Vorschüssen usw. abgewälzt werden könnte. Dann wurde, wie von mir schon vor einiger Zeit berichtet, vom Bundesministerium der Justiz eine Urheberrechtsnovelle eingebracht, über die im März im Bundestag diskutiert werden soll. Sie hat es sich zur Aufgabe gesetzt, die Autoren besser für ihre Arbeit zu entlohnen und ihnen nach fünf Jahren die Rechte an ihren Büchern zurückzugeben. Das hat die Autorenschaft gespalten. Es gab einen Autorenbrief an die Regierung, in dem sie beschworen wird, das Gesetz nicht durchzubringen, weil sonst die Symbiose zwischen Verlag und Autor gestört werde. Verlage könnten Autoren nicht mehr über Jahre aufbauen und keine Lizenzen ins Ausland mehr vergeben. Die Diskussion darüber ist im Autorenforum Montsegur nachzulesen. Und ich frage mich jetzt auch: Wenn es doch Praxis ist, dass renommierte Autoren sich für jedes Buch einen neuen Verlag suchen und ihre Backlist nach zwei Jahren selber herausgeben müssen, wo ist dann die Symbiose? Das Modell, das hier vertreten wird, passt wohl eher in die Zeit, die ich anfangs beschrieben hatte. Das neue Gesetz wird seine Tücken und Fallstricke haben, aber im Großen und Ganzen wird es den Autoren doch nützen, ihre Backlist und ihre eigenes Autorengeschick selber in die Hand nehmen zu können.
Eine ausführliche Beschäftigung mit dem Thema "Verdienst von Autoren" kann man auch bei Martha Sophie Marcus nachlesen: Marthas Schreibtisch.
Donnerstag, 12. November 2015
Inspirierende Martinsgans
Gestern Abend war es endlich so weit: Das lang verschobene Abschiedsessen, das der Vorstand meines Verein für mich geplant hatte, fand in einem renommierten Gasthaus statt. Der 11. 11., Martinstag und Martinsgans, und Beginn der närrischen Zeit. Die Atmosphäre war sehr locker und aufgeräumt, es wurden keine Reden gehalten und keine Geschenkkörbe vergeben (das war alles schon mehrmals geschehen). Meine Funktion als Pressesprecherin bzw.-schreiberin wurde noch einmal hervorgehoben. Und so kann ich jetzt auch in dieser Sache einen Artikel für die Presse schreiben. Neben einer angeregten Diskussion des Zeitgeschehens wollten die KolleInnen natürlich auch wissen, wie es denn jetzt so sei - frei von allen Verpflichtungen. Ich sagte es so, wie es ist: dass ich eine glückliche Rentnerin sei und nichts vermisse. Dass es absolut schön ist, an Tagen wie diesen einfach oben auf der Höhe spazieren zu gehen, ohne auf die Uhr schauen zu müssen. Und zu schreiben, ergänzte eine Kollegin. Denn natürlich wussten immer alle, was ich nebenbei so trieb. Die Themen der historischen Romane, wie Kirche und Missbrauch oder die Einrichtung eines Gottesstaates haben ja durchaus einen aktuellen Bezug, wie in der Runde bemerkt wurde. Meine Schilderung der aktuellen Situation auf dem Buchmarkt rief Erstaunen hervor. Und mein so schlecht verkäuflicher Mörike wurde einerseits gelobt, andererseits hätte man ihn gern als Printausgabe von mir gekauft. Das bringt mich allerdings ins Grübeln, denn ich besitze nur noch zwei Exemplare. Auf die Frage, was ich gerade schreibe und wie es weitergeht, sprach ich nur vage von meinen Plänen, weil die noch nicht ausgereift sind. Thriller oder Krimi, Wanderbuch, auch ein Buch über die Psychiatrie im Besonderen, zusammen mit meinem Kollegen, wären möglich. Ach ja, erinnert sich jemand daran, dass es auch noch einen fertigen Krimi gibt mit dem Titel "Martinsmorde"? Da kommen auch diese Martinshörnle vor, die es an diesem Tag überall zu kaufen gibt.
Zur Situation der Autoren und der Verlage noch ein Interview mit dem Autorenberater Stefan Wendel
Zur Situation der Autoren und der Verlage noch ein Interview mit dem Autorenberater Stefan Wendel
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