Als ich vor knapp fünfzehn Jahren mit dem Schreiben von Romanen begann, sah die Autorenwelt noch ganz anders aus. Man schickte seine Manuskripte auf bedrucktem Papier an die Verlage und wartete im Schnitt vier Monate, bis eine Absage im Briefkasten lag. Oder auch eine Zusage, damals für meinen ersten schon per Email von einem renommierten kleineren Verlag. Den zweiten fand ich im Internet, das war ein Zweipersonenverlag. Mit beiden LektorInnen gab es lange persönliche Gespräche und ein sorgfältiges Lektorat. Beide Bücher erhielten gute Zeitungskritiken, tauchten aber in kaum einer Buchhandlung auf. Die nächsten vier Bücher erschienen in einem Verlag, den man damals noch als größeren Publikumsverlag bezeichnete. Diese historischen Romane lagen anfangs recht lange auf Stapeln in den Buchhandlungen; allerdings verkürzte sich die Verweildauer von Jahr zu Jahr. Zwischendurch noch eine Veröffentlichung bei einem kleineren lokalen Verlag. Das letzte gedruckte Verlagsbuch von mir erschien im Juni 2013.
Es begann eine neue Ära, nicht des Schreibens, aber des Veröffentlichens. Mit zwei Verlagsbüchern, deren Rechte ich zurückbekommen hatte bzw. deren E-Bookrechte ich gar nicht erst vergeben hatte, ging ich ab Herbst 2012 ins Self Publishing. 2015 folgte ein neu geschriebenes Buch. Von Amazon, dessen Konditionen für mich nicht mehr reizvoll waren, wechselte ich Ende September 2015 zu Tolino. Dort fühle ich mich bisher sehr wohl, zumal auch Sonderaktionen für meine Bücher veranstaltet wurden. Und die gute Nachricht kam nach Weihnachten: Die 70% Beteiligung der Autoren wird auch über den 31. Januar hinaus gewährt.
Jetzt habe ich mich einmal umgeschaut, wie es denn bei anderen läuft. Meines Wissens haben schon viele mir bekannte Autoren die Möglichkeit des Self Publishing genutzt. Ein Kinderbuchautor, der schon circa sechzig Bücher bei einem Verlag herausgebracht hatte, erzählt im Deutschlandradio davon, dass Autoren heute kaum noch Ansprechpartner hätten (es sei denn, sie sitzen bei einem Verlag ganz fest im Sattel oder schreiben Bestseller). Wie Autoren heute veröffentlichen. Die meisten Bücher - wie ich auch schon bemerkte - hätten heute eine viel kürzere Überlebensdauer, nämlich zwischen vier Monaten und zwei Jahren. Die Backlist, bis vor ein paar Jahren von den Verlagen noch gepflegt, lohnt sich für sie aus Kostengründen nicht mehr. Viele Autoren müssten sich für jedes neue Buch einen neuen Verlag suchen. Thomas Fuchs, der Kinderbuchautor, hat sich eine Autorenvereinigung namens "Gegenwind" herausgesucht, in der sich die Autoren gegenseitig beim Self Publishing unterstützen. In einem anderen Bericht des Börsenblatts werden Autoren aufgeführt, die ihrer eigenen Backlist durch E-Books und Print-on-Demand einen ganz neuen Aufschwung gegeben haben. Hybridautoren.
Beide, das Interview und der Artikel, erschienen im Juni des vergangenen Jahres. Inzwischen hat sich ja einiges in der Verlags - und Bücherwelt getan. Einmal gab es das Urteil des Europäischen Gerichtshofes, nach dem die Verlage nicht berechtigt seien, Anteile aus den Verwertungsgesellschaften wie VG Wort zu beanspruchen. Im Gegenzug werden Befürchtungen laut, dass der drohende Geldverlust auf die Autoren mit niedrigeren Vorschüssen usw. abgewälzt werden könnte. Dann wurde, wie von mir schon vor einiger Zeit berichtet, vom Bundesministerium der Justiz eine Urheberrechtsnovelle eingebracht, über die im März im Bundestag diskutiert werden soll. Sie hat es sich zur Aufgabe gesetzt, die Autoren besser für ihre Arbeit zu entlohnen und ihnen nach fünf Jahren die Rechte an ihren Büchern zurückzugeben. Das hat die Autorenschaft gespalten. Es gab einen Autorenbrief an die Regierung, in dem sie beschworen wird, das Gesetz nicht durchzubringen, weil sonst die Symbiose zwischen Verlag und Autor gestört werde. Verlage könnten Autoren nicht mehr über Jahre aufbauen und keine Lizenzen ins Ausland mehr vergeben. Die Diskussion darüber ist im Autorenforum Montsegur nachzulesen. Und ich frage mich jetzt auch: Wenn es doch Praxis ist, dass renommierte Autoren sich für jedes Buch einen neuen Verlag suchen und ihre Backlist nach zwei Jahren selber herausgeben müssen, wo ist dann die Symbiose? Das Modell, das hier vertreten wird, passt wohl eher in die Zeit, die ich anfangs beschrieben hatte. Das neue Gesetz wird seine Tücken und Fallstricke haben, aber im Großen und Ganzen wird es den Autoren doch nützen, ihre Backlist und ihre eigenes Autorengeschick selber in die Hand nehmen zu können.
Eine ausführliche Beschäftigung mit dem Thema "Verdienst von Autoren" kann man auch bei Martha Sophie Marcus nachlesen: Marthas Schreibtisch.
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