Die Besucherkatze, inzwischen wohlgenährter |
Zur Zeit erlebe ich eine ziemlich skurrile Art der Grenzverletzungen. Seit Wochen bekomme ich täglich Besuch von einer streunenden Katze. Anfangs wusste ich nicht, was sie eigentlich von mir wollte. Sie miaute vor der Tür, und wenn ich sie öffnete, kam sie herein geschossen und lief gleich wieder hinaus. Es dauerte eine Zeit, bis ich begriff, dass ich ihr oben auf der Terrasse meiner Nachbarin etwas in die Schüssel tun sollte. Da saßen schon zwei Katzen da, diese weiße, dünne und eine dickere schwarze. In den nächsten Tagen sprach ich mit meinen Nachbarn und erfuhr, dass sie eine Nummer im Ohr hätte und und zu einem Haus in der Nähe gehören würde. Ich solle die Katze wegjagen, wenn sie aufdringlich wird. Die Besuche wurden fortgesetzt. Die Katze miaute so herzzereißend, dass ich weich wurde, sie hereinließ und ihr draußen Reste zum Essen hinstellte. Nach dem Futtern verschwand sie sofort wieder. Jetzt war also klar, was sie wollte. Ausschlaggebend war dann der Umstand, dass ich sie morgens zusammengerollt in einem Busch fand. Jetzt war mein Mitleid vollends geweckt. Sie wurde zutraulicher, schlief auch einmal in der Wohnung, als es draußen bitter kalt war. Aber ihr Verhalten gefiel mir nicht. Sie schnurrte nicht, schleckte sich die ganze Zeit nur ab und zerkratzte mein Sofa. Ich habe ihr dann das, was ich an Katzenverträglichem da hatte, rausgestellt. Einmal kaufte ich sogar Katzenfutter. Kein gutes Arrangement, ich weiß. Ich hätte versuchen sollen, den Besitzer ausfindig zu machen. Meine Nachbarn gaben ihr nichts mehr, deshalb wurde die Belagerung meiner Tür immer stärker. Sie trappelte mit den Füßen, um den Milchfluss anzuregen. Einmal lag eine tote Spitzmaus im Garten, und einmal ohrfeigte sie die schwarze Katze barbarisch, weil die auch in meine Küche wollte. Wann immer ich eine Tür zum Lüften öffnete, kam sie schon herein wie ein weißer Blitz, selbst spät in der Nacht. Ich glaube, dass sie es mit ihrem Verhalten in der ganzen Nachbarschaft versaut hatte, denn die Belagerungszeiten bei mir wurden immer länger. Sie sprang auf den Stuhl, miaute, sie haute mit den Pfoten gegen die Scheibe und riß mit den Zähnen an der Türfassung. Als das nichts fruchtete, sprang sie auf Fensterbrett und miaute in die Wohnung rein. Heute hatte ich die Schnauze gestrichen voll. Ich habe die Tür aufgemacht und sie angeherrscht, dass sie jezt endlich mal verschwinden solle. Das habe ich noch mal wiederholt, und erst dann hat es gewirkt. Sie trollte sich dann zur Nachbarin hinauf.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Mit Ihrem Kommentar erkennen sie die Datenschutzerklärung dieses Blogs an.(Oben in der Navigationsleiste)