Donnerstag, 29. Mai 2014

Das Interview: Verlagsautorin und Self Publisherin

Das Interview, das Sabine Schäfers mit mir geführt hat, ist jetzt online. Das soziale Netzwerk, das mich begleitet, solange ich schreibe und veröffentliche, hat mir viele interessante und wertvolle Begegnungen gebracht, darunter eine der liebsten mit dieser Autorin. Sabine Schäfers wuchs in den 1970/80ern in der Kurpfalz auf, im Südwesten Deutschlands. Bis 2001 war sie als Rechtsanwältin tätig und studierte Informatik. Heute lebt und arbeitet sie als freie Autorin am Rand des Münsterlands. Sie schrieb das Buch Himmelsmacht, "Eine sehr gelungene Mischung aus Thriller und einem Hauch Mystery"(ebookmeter. info), das sie selbst erfolgreich als E-Book herausbrachte. Im Juli erscheint ein weiteres E-Book, ein Jugendroman. Dazu werde ich Sabine ebenfalls interviewen. Ergänzend zu Sabines Interview mit mir möchte ich noch anmerken, dass die Urversion des "Mörike" vergriffen ist und ich selbst dazu 2012 ein E-Book herausgegeben habe. Eduard Mörike. Ein Leben auf der Flucht. Die Fragen für das Interview mit der Buchbloggerin Tintenhexe liegen inzwischen ebenfalls vor. Es soll Anfang Juli online gestellt werden.

Nächste Woche wird es endlich soweit sein: Dann kann ich mein zweites selbst publiziertes E-Book veröffentlichen: Teufelswerk, ein historischer Krimi aus der süddeutschen Region. Wenn mich jemand fragen würde, was für mich ein grundlegender Unterschied zum Publizieren im Verlag ist, würde ich sagen: Das E-Book, das ja schon fertig geschrieben und als Print veröffentlicht war, hat 2-3 Monate gedauert, bis es veröffentlicht werden konnte. Genausolange braucht unter Umständen ein Verlag, um sich zu entscheiden, ob er ein MS überhaupt annimmt-auch wenn der Autor schon viele Veröffentlichungen vorzuweisen hat.

Dienstag, 27. Mai 2014

Abenteuer im Kloster

Vor etwa eineinhalb Jahren verbrachte ich ein Wochenende im Kloster Heiligkreuztal und kam fast wie ein neuer Mensch zurück. Das Kloster wurde 1227 gestiftet, zunächst von Beginen, den "grauenSchwestern",  aus dem benachbarten Altheim, dann von Zisterzienserinnen über 600 Jahre lang bewohnt und bewirtschaftet. 1972 wurde es von der Stefanus-Gemeinschaft käuflich erworben und seitdem zusammen mit der Diozöse Rottenburg als Tagungsstätte betrieben. Es liegt am Rande Oberschwabens, nahe Riedlingen an der Donau, in einer hügeligen, wenig zersiedelten Landschaft. Viele der Angebote zielen darauf hin, unser körperlich-seelisch-geistiges Gleichgewicht wiederherzustellen -einschließlich Anregungen zur Burnout-Prophylaxe. Für mich persönlich ist es die Mischung aus Umsorgtwerden, keine Pflichten und keine Probleme haben und dem Gruppenprozess, der aus den Themen heraus entsteht. Das ergibt einen einmaligen Nährboden für Erholung und neue Kreativität. Ich war auch die ideale Kandidatin für solch ein Abenteuer: supergestresst vom Beruf und orientierunglos zwischen zwei Büchern, einem Verlag und dem Self Publishing hin und her lavierend, dazu noch mit einer angestauchten Rippe. Wie es dazu kam, erzähle ich vielleicht ein andern Mal. Schon die Anfahrt war Erholung pur: vorbei an den blühenden Wiesen der schwäbischen Alb, voll mit Margeriten, Lichtnelken und Salbei. Bei Ankunft alles wie gehabt, ein altes Gebäude, das Amtshaus, vollgestopft mit Büchern aller Art, oben noch eine Bibliothek und eine große Zelle für mich allein, mit Blick in den Mariengarten innerhalb des Kreuzgangs.
Beim Abendessen lernte sich die Gruppe kennen, zwölf Frauen aus der näheren und weiteren Umgebung. Thema war "Stress bewältigen durch Achtsamkeit." Es wurden dann noch einige meditative Übungen und ein Bodyscan gemacht. Ja, darauf konnte ich mich einlassen, auch wenn ich bisher, vor langer, langer Zeit lediglich mal ein Volkshochschulseminar über autogenes Training gemacht hatte. Wir beschlossen den Abend zu dritt in einem Seerestaurant. Man erzählte sich so dies und das aus seinem Leben, und es stellte sich heraus, dass sogar mein letztes Buch irgendwie bekannt war. Normalerweise bin ich eine Nachteule und gehe erst nach Mitternacht ins Bett. Hier fiel mir bald das Buch aus der Hand, und ich erwachte um halb acht mit einem behaglichen Gefühl. Auf dem Weg vom Kreuzgang zum Refektorium (unserem Essaal) vermisste ich die mönchischen Gesänge, die mich damals so begeistert hatten. Es dauerte einige Zeit, bis mir klar wurde, dass die nicht vom Band gekommen waren, sondern von einer echten Männergesangsgruppe. Eigentlich wollten wir essen, ohne zu sprechen (was manchmal sehr entlastend sein kann); das wurde jedoch durch den Lärm der hundert anderen Gäste zunichte gemacht. Der Tag verging mit vielen Übungen, auch meditativem Gehen in einem Park mit labyrinthähnlich angeordneten Ahornbäumen, was mir Schwierigkeiten bereitete, weil ich normalerweise beim Wandern mehr fliege als "krieche". Daneben wurde eine Hochzeit ausgerichtet, und so mancher blieb verwundert stehen, als er die Damen durch den Garten schweben sah wie in einem Traum oder einer Science Fiction-Szene.
Abends war ich hundemüde nach all der Konzentration, und doch folgte ich einer kleineren Gruppe in den Seegarten. Ein Gruppenmitglied führte uns über Treppen, durch dunkle Gänge und kellerartige Gewölbe. Hier entsteht der Klosterkrimi, sagte sie mit geheimnisvoller Stimme. Mord im Kloster? Wer könnte ein Interesse daran haben, zwölf unbescholtene Frauen umbringen zu wollen? Oder sind sie gar nicht so unbescholten und haben es faustdick hinter den Ohren? So asketisch wie die Nonnen, die hier früher lebten, sind sie natürlich nicht. Sie legen Wert auf gutes Essen, kritisieren dessen nachlassende Qualität und stehen zwar um sieben Uhr auf, um in aller Stille zu sitzen (was ich nicht getan habe), würden aber sicher nicht wie die Nonnen um zwei Uhr nachts auf dem kalten Kirchenboden liegen und beten. Die einzige Erinnerung daran waren das viertelstündliche Bimmeln der Dachreiterglocke und der Weihrauch, der aus dem Kapitelsaal herüberdrang. Schön auch das Spiel auf einer indianischen Flöte, das unsere Leiterin Gertrud Hermle-Magg im Teehaus mitten im Klosterweiher zelebrierte.

Die zweite Nacht, noch früher als sonst war mein Licht gelöscht. Die Rippe tat schon kaum noch weh. Am zweiten Morgen war ich auf dieses Leben eingestellt, alles ging leichter von der Hand. Und bald waren Äbtissinnenhaus, Beichtigerhaus, Mühle, Kirche, Pfarrgarten und die riesige Klosteranlage von Sonnenlicht übergossen. Nach dem Mittagessen zerstreute man sich wieder in alle Richtungen. Ich erhielt eine Einladung zu einer Vernissage mit Lesung. Glücklicherweise ging es nicht gleich zurück in den Stress, sondern das klösterliche Leben ohne Computer, Fernseher und Handys ging nahtlos über in eine Fahrt durchs weite Oberschwaben mit seinem unvergleichlichen Himmel. Eine Wanderung durchs Federseemoor, ein Kuckuck rief. Der Mann aus Westfalen, kernig wie Pumpernickel, der eine mürrische Miene aufgesetzt hatte, weil er nun extra von der Eifel hierher gereist war, um den Sonnentau zu finden und ihn nicht fand. Wir wollten auch schon immer den Sonnentau finden, aber jetzt war es mir nicht mehr wichtig, denn wir hatten so viel anderes gefunden. Die Rast an einem völlig unbekannten See, mit Badeplatz und Gastwirtschaft. Ein Bummel durchs sonntäglich belebte Biberach und durch Ehingen an der Donau. Bevor ich endgültig zurückkehrte in das Knattern, Klacken und Rauschen der Zivilisation, dachte ich mir: Ich sollte nicht nur die Ruhe mit in den Alltag hineinnehmen, sondern das Ganze auch mal literarisch, wie auch immer, verarbeiten. Innere und äußere Bilder sind geblieben, das von einem Baum, meiner wäre eine Hutebuche, die ihre Wurzeln tief in der Erde hat, ihre Äste schützend ausbreitet, um selbst Zweige und Blätter in die Höhe zu treiben, sich Nahrung aus Luft und Sonnenlicht zu holen. Die Zeit hatte andere Dimensionen angenommen. Während ich stundenlang in der Zelle sinnierte, waren gerade mal zwei Minuten vergangen. Beim langsamen Gehen dehnten sich die Minuten zu Stunden. Und das war auch ein Zweck der Übung: innehalten und einen Augenblick lang "ganz" werden.
Moorbirken am Federsee
Sumpfknabenkraut

Aymühlensee
Biberach

Ehingen

Mittwoch, 21. Mai 2014

Interviews und Rezensionen

Immer, wenn man denkt, alles trete auf der Stelle und es werde sich nichts mehr ändern, geht irgendwo ein Türchen auf, wie ich selbst und wir alle es schon erlebt haben. Gestern kam die Anfrage von einer Buchbloggerin wegen eines Interviews; sie möchte auch gern rezensieren, weil ihr meine historischen Romane sehr zusagen. So werden wir das Interview mit Sabine Schäfers jetzt veröffentlichen, und ich werde die Printversion des E-Books und ein weiteres verschicken. Gut, dass die Verlage früher immer so reichlich Belegexemplare geschickt haben! Das nächste Interview wird dann voraussichtlich im Juli erscheinen. Da ich schon am berichten bin und die Nachricht hier ein wenig kurz ist, noch ein denkwürdiges Erlebnis: Ich lese gerade ein Buch, das wir auf dem hiesigen Bücherflohmarkt erstanden haben. Es heißt "Schillers Heimatjahre. Die Wanderungen des Heinrich Roller" und wurde von Hermann Kurz, (1813-1873), einem Freund und Weggenossen Eduard Mörikes, verfasst. Und es ist genau der Roman, den ich früher immer schreiben wollte! Er ist in den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts angesiedelt, und alle Figuren, die mir aus dieser Zeit ans Herz gewachsen sind, tauchen auf, alle Schauplätze, auf denen wir unterwegs sind, werden detailreich beschrieben. Es ist ein 1000seitiger Entwicklungsroman - den brauche ich also nicht mehr zu schreiben! Hermann Kurz ist übrigens ein Autor, den ich erst vor einiger Zeit für mich entdeckt habe. Den "Sonnenwirt", die Lebensgeschichte des Räuberhauptmanns Johann Friedrich Schwan, die wiederum Friedrich Schiller zu seinen "Räubern" inspiriert hat, habe ich mit dem größten Vergnügen gelesen. Hermann Kurz ist heute fast vergessen. Und er hat als freier Schriftsteller in Stuttgart und Tübingen, wo er zuletzt als Unterbibliothekar wirkte, kein leichtes Leben gehabt.

Dienstag, 13. Mai 2014

Die ultimative Freiheit zum Schreiben!

Heute Morgen habe ich eine Art Experiment gemacht. Statt mich im sozialen Netzwerk herumzutreiben, wie es mir zur Gewohnheit geworden ist, habe ich eine dieser Daily Soap-Sendungen angeschaut, die sich aber als sehr fundiert erwies. Es ging um einen arbeitssüchtigen Mann, der immer erreichbar war, sich für seine Firma aufrieb bis zum letzten und mit seinem Verhalten seine Ehe und sich selbst massiv gefährdete. Schließlich machte er Fehler und wurde von seiner Chefin übel abgekanzelt. Erst nach einem Kreislaufzusammenbruch und Aufenthalt in der Klinik konnte er die Gründe für sein Verhalten erkennen und es ändern. Eine systemische Therapeutin kommentierte das Geschehen. Ich stellte anschließend fest, dass ich weder arbeitssüchtig noch burnoutlastig noch in irgendeiner Weise depressiv bin, sondern jahrelang zu viele Dinge getan habe, die mich unnötig belasteten und die ich nicht gebraucht hätte zu meinem Glück. Später am Vormittag traf ich im Badepark eine alte Freundin, die ich schon länger nicht mehr gesehen hatte. Sie hatte kürzlich ihren 70. Geburtstag gefeiert und meinte, ich sei ja noch ein junger Hüpfer, und wenn ich in Rente sei, bleibe mir ja immer noch das Schreiben. Man sollte einfach nicht ganz aufhören zu arbeiten. Für mich ist dieser paradiesische Zustand ja nun auch nicht mehr fern. Und ich habe mir schon Gedanken gemacht, was ich mit den 23 Stunden Arbeitszeit einschließlich Fahrzeit, die dann wegfallen, anfangen könnte. Einfach zu sagen, dann schreibe ich halt, ist zu wenig. Es sollte in ein Gesamtkonzept eingebunden sein. Also erst einmal habe ich mir heute eine Jahreskarte für das Schwimmbad gekauft. Dann kam gestern eine Mail von dem Kloster an der Donau, in dem ich einen Wochenendkurs zum Thema "Stress bewältigen durch Achtsamkeit" gebucht habe. Ja, zweimal im Jahr ins Kloster zu gehen wäre eine gute Option. Ein Blick bei Google zeigt mir, dass ich schon vier Beiträge über das Thema Achtsamkeit verfasst habe, zum Beispiel diesen hier: Die Seele aufschlagen lassen vom November 2013. Hatte mir nicht mal jemand empfohlen, über diese Klostergeschichte einen Psychokrimi zu schreiben? (der allerdings schon geschrieben ist). Am letzten Sonntag habe ich gemerkt, was es heißt, achtsam mit sich umzugehen. Ich habe nur kurz in den Computer geschaut, habe mir eine köstliche Bolognese mit frischen Tomatenstückchen gekocht, bin schwimmen gegangen und einmal um den ganzen Park herumgelaufen, bis die schwarze Wand mich wieder nach Hause trieb. Später habe ich ZDF History und Terra X geguckt. An diesem Abend habe ich mich so gut gefühlt wie schon lange nicht mehr!

Ansonsten wird sich im "Unruhestand" nicht allzuviel ändern, außer, und darauf freue ich mich besonders, dass ich wegfahren,- wandern, -radeln kann, wann immer ich will und wann immer die Sonne lockt! Ich kann die Wintermonate anderswo verbringen, wenn ich will und wenn ich einen Platz finde, wo das möglich ist. Und muss nicht mehr alles um den Beruf herum arrangieren. Ich könnte alte Freundschaften wieder etwas mehr pflegen, mich um den Garten kümmern, mir vielleicht endlich die Oleanderkübel zulegen, von denen ich schon so lange träume. Die Netzkontakte so pflegen, wie sie es brauchen, vielleicht auch wieder an Real-Life-treffen teilnehmen. Einen neuen Blog gestalten, neue Ideen für Bücher entwickeln. Bis jetzt haben meine Arbeitszeit - bis in den Abend hinein - und die psychische Hochspannung, unter der ich oft stehe, vieles verhindert.

Sonntag, 11. Mai 2014

Erfahren und erwandert

Vor langen Jahren las ich mit großem Vergnügen ein Buch von Christine Brückner, das "Erfahren und erwandert" hieß. Da ging es um Reisen in Europa und um Wanderungen im Schwarzwald und anderen deutschen Mittelgebirgen. Seitdem liegt es in den tieferen Dateien meines Hinterkopfs. So ein Buch hätte ich gern auch einmal geschrieben! Das Unterwegssein ist ja zu einem wichtigen Bestandteil meines Lebens geworden. Ich erinnere mich, dass nicht nur die Lichtmomente dieser Fahrten und Wanderungen beschrieben wurden, sondern es gab auch mal einen schweren Kopf nach einer zu langen Feier am Vorabend, es gab Streit an Wegkreuzungen, wenn jeder meinte, den richtigen Weiterweg zu kennen. Ja, es gibt Ausflüge, die von vorne bis hinten schiefgehen, wenn man den Teufel mit einer List zu betrügen versucht. So widerfuhr es uns auch am gestrigen Tag. Mein Partner besitzt einen alten Kulturführer. Wir hatten uns darauf geeinigt, Richtung Ostalb zu fahren. Der Wetterfrosch hatte etwas von Schönwetter dort gequakt. Im Leintal bei Schwäbisch Gmünd und im Kochertal zwischen Gaildorf und Aalen gibt es noch viele landschaftliche Schönheiten, Renaissanceschlösser, Burgen, Ruinen, Kirchen und Kapellen zu entdecken, so versprach der Reiseführer. Vielleicht hatten sie sogar Geschichten zu erzählen. Trotz des Stuttgarter Frühlingsfestes gelang die Anfahrt völlig problemlos, ausnahmsweise lichtete sich der Himmel im Osten, und wir freuten uns auf einen spannenden Tag. Wären wir doch lieber zur Landesgartenschau in Schwäbisch Gmünd gegangen, es hätte uns manches erspart! Aber da wäre es uns ja zu voll gewesen. In einem Dorf winkte uns ein mittellaterlicher Kirchturm entgegen. Bei der Durchfahrt schauten uns die wenigen Menschen, die rund um ihre Häuser beschäftigt waren, nach, als würden hier niemals Fremde gesichtet. In der Kirche waren hohe, weiße Tische aufgebaut, draußen saßen schwarzgekleidete Jugendliche. Eine junge Frau spielte auf einer Flöte. Eisiges Schweigen schlug uns drinnen entgegen, jemand sagte, man hätte die Tür schließen müssen. O weia, das war uns auch noch nie passiert. Fluchtartig verließen wir die ungastliche Stätte und fuhren durch das schöne Kochertal. Bewaldete Hänge, Butterblumenwiesen und mittendrin der Kocher, der sich durch unberührte Natur schlängelt. Die Städtchen und Dörfer wirkten verlassen und heruntergekommen, viele Gastwirtschaften schauten uns aus blinden Fensterscheiben an. Es waren keine Touristen unterwegs, jedoch wurden wir immer wieder von dröhnenden Renn-Motorrädern überholt. Bei der Wallfahrtskirche reparierte ein Mann ein Fahrrad. Er stellte sich als Pfarrer vor und öffnete die Kirche für uns. Das Innere war stark modernisiert. Die Burgruine dahinten, die lohne sich nicht, meinte er, das seien bloß ein paar Steine im Wald. Mit hängenden Nasen fuhren wir weiter. Da, endlich, das schöne Renaissanceschloss auf einem Hügel hoch über dem Kocher, von den Herren von Limpurg erbaut. Der Zugang war schwer zu finden. Und dann zog mit drohender Geschwindigkeit eine tintenblaue Wand von Westen heran, ein Sturm schüttelte die Birken vor dem Schloss wie mit einer Riesenfaust. Im Schlosshof war ein Zelt aufgebaut, ein paar Männer, die da arbeiteten, blickten uns feinselig entgegen. Was war heute nur los mit den Leuten? War ihnen das Wechselwetter aufs Gemüt geschlagen? Mein Partner regt sich sowieso immer über alles mögliche auf, aber diesmal schug es dem Fass den Boden aus. Die Empfehlungen dieses Reiseführers sind irreführend und völlig veraltet, das habe auch ich festgestellt. Und so flog er in einer Kurve in hohem Bogen zum Fenster raus. Vielleicht hatten die Radfahrer gleich darauf noch ihr Vergnügen daran. Als wir Aalen erreichten, unsere letzte Hoffnung und Schauplatz so vieler wunderbarer Tage und Nächte, war die schwarze Wolke schon da. Aber wenigstens war es warm, was auf der Ostalb nicht unbedingt selbstverständlich ist. Ein Königreich für einen Kaffee! Ich habe Aalen schon immer bewundert, nicht nur wegen des Spions, wegen der Museen und der Römer, sondern auch wegen ihrer Gastlichkeit. Die ganze Stadt scheint ein einziger Kaffee- und Biergarten zu sein. Doch in den ersten beiden Cafés wurden wir brummig darüber aufgeklärt, dass hier Selbstbedienung herrsche. In einem Künstlercafé bekamen wir das Gewünschte, zusammen mit ein paar netten Worten der Bedienung. Dann prasselte der Regen nieder, Flucht in eine Ladenpassage und in ein Schuhgeschäft. Wenn schon alles so schiefgelaufen war, wollte ich doch wenigstens meine Trekkingsandalen kaufen. Und wie durch ein Wunder passten schon die ersten. Nichts wie weg, jetzt konnten wir wieder heimfahren. So eine überflüssige Kilometervergeuderei!

Doch das Schieflaufen war noch nicht am Ende der Fahnenstange angekommen. Den Rückweg mussten wir über die Alb nehmen, denn am Samstagabend ist Stuttgart ein einziger Fußballstau. Endloses Schleudern durch Kurven und endlose Strecken geradeaus im Regen. Dann ließ der Regen endlich nach, unsere Mägen knurrten vernehmlich. Beim Filsursprung kannten wir ein Lokal, das uns noch nie wirklich enttäuscht hatte. Es war auch alles wie gehabt, nur ein Tisch war voll mit Einheimischen. Ich bestellte eine kleine Portion Schweinebraten mit Spätzle. Oh nein, stöhnte mein Partner und verdrehte die Augen. Eine fünfköpfige Familie mit penetrant quengelnden Kindern ließ sich mit viel Gedöns am Tisch gerade neben uns nieder, obwohl es jede Menge Nebenzimmer und sonstigen Raum gab. Wir haben ja selber Kinder großgezogen und lieben sie, aber diese Vorstellung war geradezu nervtötend. Ich erinnere mich nicht, jemals so etwas erlebt zu haben. Der Kleinste sollte wohl Kroketten essen, wollte aber Pommes mit Ketchup. Schließlich sagte die Mutter entnervt, wenn sie jetzt nicht aufhörten, würde sie sich morgen am Muttertag den ganzen Tag wegsperren. Fünf Minuten erschrockene Stille, dann ging es von vorne los. Erst als alles, einschließlich Fritten mit Ketchup, aufgetragen war, gingen die Sirenentöne in friedlicheres Plappern über. Fazit: Versuche nicht, einmal Erlebtes wiederholen zu wollen. Nimm lieber deine Trekkingsandalen und laufe damit über die Heiden.

Donnerstag, 8. Mai 2014

And the winner is ...

Cover Nr. 3! Dank eurer Hinweise, liebe Kolleginnen, habe ich mich nun für das entschieden, was mir-und auch fast allen von euch-am besten gefiel. Dabei haben wir es ein bisschen weniger kompakt gemacht und an der Schrift was geändert. Jetzt kann das Interview erscheinen (ich werde es hier verlinken und ein paar Worte dazu sagen), das E-Book kann konvertiert werden, und dann lade ich es hoch. Das ist immer der spannendste Moment, wie ich von meinem ersten E-Book weiß. Inzwischen habe ich auch gelernt, wie man exakt den Preis berechnet (aus dem Dollarpreis und der Mehrwertsteuer). Dazu gibt es einen speziellen Rechner  für KDP und Create Space. Wenn das E-Book also 2,99 kosten soll, gibt man 2,90 ein, wenn 3,99, schreibt man 3,87. Hier der Link. Ich bin mir noch nicht ganz im Klaren, was ich für das E-Book verlangen soll - 4,99, 3,99 oder 2,99? Weniger wohl nicht, mehr wird zur Verkaufshürde, fürchte ich. Ich selbst ticke ja nicht viel anders als andere, ich gebe es zu. Mein erstes E-Book, das ich gekauft habe, war "Der 7. Tag" von Nika Lubitsch, das 2, 99 Euro gekostet hat, und ich dachte, na, da kann man ja nicht viel verlieren. Und habe es nicht bereut. Wie handhabt ihr das? Was kosten eure E-Books, wieviel würdet ihr für ein E-Book ausgeben? Sonderpreisaktionen gleich am Anfang oder nach einer gewissen Zeit? Je nachdem werde ich evtl. auch noch auf Facebook eine Umfrage starten. Bei dem Fantasyautor Stephan R. Bellem habe ich übrigens noch etwas dazu gefunden:
Wie sehr sind E-Books vom Preis abhängig?

Freitag, 2. Mai 2014

Die Cover sind da!

Vorhin bekam ich drei Vorschläge für ein Cover von meiner Grafikerin Frau Pappon. Mir persönlich gefiel auf Anhieb die Version 3 am besten! Nr. 1 hat aber auch seine Vorzüge ...Wie würdet ihr entscheiden?



Zur Erinnerung noch einmal der veränderte Klappentext:

Süddeutschland im Jahr 1527. Als die Blitze eines Unwetters die elterliche Burg zerstören, beginnt ein schweres Leben für Julia, die Tochter einer verarmten Ritterfamilie. Sie kommt bei einer Tante in der nahen Stadt unter. Um die junge Frau entspinnt sich ein Gewirr von Intrigen. Sie wird denunziert und als Hexe angeklagt, und nur durch die Hilfe einer Novizin entkommt sie einem Giftmord. Was treibt die ungeliebte Tante und die Äbtissin des Klosters zu ihrem teuflischen Spiel? Zusammen mit dem Stadtschreiber Wolfram sucht Julia nach der Lösung des Rätsels. Die beiden finden schließlich eine Spur, die sie zum Bischof in Rottenburg, zum Arzt Paracelsus und zu einem Alchimisten führt, der einen tödlichen Plan verfolgt. Der spannende Roman erschien 2011 unter dem Titel "Das Vermächtnis des Bischofs" im Verlag Oertel&Spörer.




Wie ich zum Self Publishing kam

Mein letzter Artikel Was haben die Buchpiraten mit Schund zu tun? führte in den letzten Tagen zu einem steilen Anstieg der Besucherzahlen meines Blogs. Der Artikel war an entsprechender Stelle verlinkt worden. Vielleicht laden sich deshalb ein paar mehr Leser das indirekt beworbene Buch von mir auf ihren Reader. So what. Wenn die illegalen Downloads den Autoren und Verlagen auch nur geringfügigen Schaden zufügen, wie sich erwiesen hat, so helfen sie ihnen im Gegenzug auch nicht, sie bekannter zu machen oder die Verkäufe anzukurbeln. Sie haben die gedachte Größe eingebüßt, die ihnen von den Autoren selbst, von Verlagen, Polizei, Richtern usw. eingeräumt wurde. Da habe ich meine Meinung nun, in einem langen Lernprozess, geändert. Auch, was das Schreiben und Veröffentlichen angeht, habe ich meine Meinung geändert. Durch Zufall stieß ich auf einen alten Beitrag von mir, der 2009 hier in diesem Blog entstand:

Unter der Überschrift: Wie finde ich einen Verlag?, schrieb ich:
"Mein erstes Manuskript war alles andere als druckreif-heute würde ich es in dieser Form nicht mehr anbieten. Eine Lektorin von Klett -Cotta gab mir wertvolle Hinweise, und bald hatte sich ein Verlag gefunden, der es dann genommen, lektoriert und gedruckt hat. Das nächste Buch wurde auf Anhieb genommen. Ich habe sehr viel Werbung gemacht,die Verlage ebenfalls, was sich allerdings auf den Absatz kaum auswirkte. Die Bücher waren im Buchhandel einfach nicht präsent, nur vereinzelt. Ich lernte dann, dass es die Vertreter der Verlage sind, die das Buch zu den Buchhändlern bringen, und die Anzahl der Seiten im Katalog. Ich kaufte mir das Uschtrin-Handbuch für Autoren und fand eine Agentur.
Einen Roman später führte das auch zum gewünschten Erfolg.Viele Informationen und Unterstützung erhielt ich im Autorenforum Montsegur. Aus diesen Erfahrungen heraus rate ich jedem, der veröffentlichen möchte, zu einem langen Atem! Bevor man sein Manuskript an einen BoD-Verlag gibt oder gar noch dafür bezahlt, sollte man sein Licht nicht unter den Scheffel stellen, an sich glauben und den oft etwas steinigen, aber "lohnenden" Weg der Agentur-und Verlagssuche gehen. Man sollte lernen, den Roman wirklich reifen zu lassen, ob mit oder ohne Exposé."

Das würde ich heute nicht mehr so unterstreichen. Ist man erst einmal bei einem Verlag gelandet und hat einige Bücher als Hausautor veröffentlicht, heißt das nicht, dass man bevorzugt behandelt wird. Es wird immer auf die Verkaufszahlen der letzten Bücher geschaut und danach entschieden, ob man ein neues Projekt nimmt. So liegt mein Krimi jetzt schon seit Ende März zur Begutachtung dort. Diese Wartezeiten fallen durch Self Publishing weg, die Verdienstmöglichkeiten sind besser. Ein E-Book bleibt erhalten, Bücher verschwinden aus den Regalen. Allerdings müssen die E-Book sichtbar sein, um wahrgenommen zu werden, das ist dasselbe wie bei Prints. Meine Erfahrung sieht so aus: Die Bücher, die sich als Prints gut verkauft haben, verkaufen sich auch als E-Books gut und umgekehrt. Ich kenne einen Autor, der in der gleichen Lage war wie ich: Nach zwei Monaten Wartezeit bei seinem Verlag setzte er eine Frist und veröffentlichte dann selbst, mit gutem Ergebnis.