Samstag, 29. November 2008

Krimis und Historische Romane

Es ist ganz still geworden hier, weil die Autorin Krimis liest. Und was für welche! Die beiden ersten waren so spannend und gut geschrieben, dass ich sie quasi 36 Stunden am Stück verschlungen habe (naja, zwischendurch haben wir uns auch noch auf Adventsmärkten herumgetrieben). Vom zweiten (Chemie des Todes) habe ich heute Nacht Albträume bekommen, auf jeden Fall kamen ein abgemagertes Kind und Maden darin vor. Ob ich auch solche Krimis schreiben möchte? Ich glaube, die Recherchen und das Schreiben würden mir ähnlichen Widerwillen verursachen wie die zum Dreißigjährigen Krieg. Aber es wäre schon verlockend.

Meine beiden Exposés zum nächsten historischen Roman habe ich in einem Anflug von Verzweiflung meinem Partner gezeigt, der bekanntlich überkritisch ist, was die Stoffe angeht. Ihm gefielen beide, der Plot in Süddeutschland etwas mehr, aber auch der in Florenz. Wahrscheinlich werde ich jetzt folgendermaßen vorgehen: nach der Pause, die dem Wiederauftanken dienen soll und dem Abschluss des Lektorats der "Nonne und der Hure", der sicher ab nächster Woche auf mich zukommen wird, könnte ich mich der deutschen Version des Feuer-Themas nähern, von der ja schon 50 Seiten existieren. Dem florentinischen Exposé, das noch stärker von der ursprünglichen Version abweicht, würde ich dann ein noch anderes Gesicht geben - und hätte zwei weitere historische Romane. Ich glaube, mein persönliches Autorenleben wird immer davon gezeichnet sein, zu experimentieren, die Zwänge von außen zu umschiffen, um nicht daran zu zerschellen und fröhlich-gemütlich, manchmal zweifelnd, manchmal beschwingt, von einer Baustelle zur anderen zu gehen und etwas Neues daraus zu erschaffen. Man könnte es auch sehen wie diese chinesischen Puppen: aus der großen Puppe kommen immer neue Kleinere heraus.

Mittwoch, 26. November 2008

Schreiboptionen

Möglicherweise kommt es auch ganz anders, es ist alles offen. Heute, da ich nicht in der Arbeit schwitzen musste, sondern mich im schönen kalten Tübingen bewegen durfte, habe ich mich bei Osiander endlich mal wieder mit neuen Taschenbüchern eingedeckt, mit Krimis von Fred Vargas bis Simon Becket. Wer weiß, ob ich nicht auch einmal Lust hätte, etwas ganz Anderes zu schreiben?

Dienstag, 25. November 2008

Bücher abstauben

Am zweiten Tag meines anderen Lebens nun habe ich begonnen, meine Bücher abzustauben und sie neu zu ordnen. Da gibt es drei Regalreihen Unterhaltung, Historische, Krimis und Thriller. Von denen habe ich immer nur die aufbewahrt, die ich auch ein zweites Mal lesen würde. Vier bis fünf Reihen Literatur, vier bis fünf Reihen Sach- und Fachbücher sowie zwei Reihen Bildbände(Maler), Reiseliteratur und Kochbücher. Bei jedem Umzug hatte ich mich von Einigem getrennt. Diesmal waren es nur ein paar überholte Ratgeberbüchlein. Und es stellt sich die Frage: Wo stellt man eigentlich seine eigenen hin? Mörike steht bei Mörike und Sekundärliteratur, der "Aufbruch" bei den Historischen neben Helga Glaeseners Safranhändlerin und Frank Schätzings' Tod und Teufel. Da kommen auch die beiden nächsten hin.

Montag, 17. November 2008

Nachtschichten

Jetzt erlebe ich endlich auch einmal, was ich von Kollegen immer wieder hörte: in der Endphase der Buchentstehung muss man offensichtlich manchmal Nachtschichten einlegen, um fertig zu werden. Was ich gelernt habe aus dem jetzigen und lerne für zukünftige Projekte:
"Drauflosschreiben" gibt es nicht mehr. Wenn ich die "Nonne und die Hure" so geplant hätte wie "Die Pilgerin von Montserrat", müsste ich jetzt nicht diese Nachtschichten einlegen. Interessant auch, dass die Fragen des Lektors denen gleichen, die in der Exposé-Arbeitsgruppe zur "Pilgerin" gestellt wurden. Meine Devise seit Längerem: bei komplizierteren Manuskripten mit mehreren Handlungssträngen muss vorher alles geplant sein, sonst verzettelt man sich. Das heißt jetzt nicht, dass ich mich bei der "Nonne und der Hure" verzettelt hätte( sonst hätte Aufbau es auch nicht genommen). Es heißt, dass Motive, Handlungen und Entwicklungen manchmal noch zu unklar sind, dass Nebenschauplätze entstehen, die für die Handlung nicht relevant sind. Oder es gibt Beschreibungen, die zum Eigentlichen nichts beitragen. Insofern war und ist das jetzt eine wegweisende Erfahrung.

Samstag, 15. November 2008

Kleine Pausen

Die vielen Stunden vor dem PC spürte ich heute sehr auf einer Wanderung. Alles war schwer, ständig stellten mir die Bäume ein Bein mit ihren Wurzeln!:-) Aber es war einmalig.
Am Trauf von der Salmendinger Kapelle zum Fürstenstein, linkerhand der Abgrund mit dem Schluchtwald und die Burg Hohenzollern. Je weiter wir kamen, desto leichter wurde ich.
Tübingen war ganz neu an diesem Abend, nach der Woche im staubtrockenen PC-Klima wie ein Reich der Sinne. In der alten Forelle können vier Leute eine Gans für 79 Euro essen. Es roch abwechselnd nach frisch gebackenem Kuchen und nach Muscheln mit Knoblauch in Weißwein. Tauben flogen direkt auf mich zu, und die Glocken der Stiftskirche dröhnten so laut, dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstand. In der Neckargasse spielte ein Leierkastenmann wild hüpfend (vor Kälte, glaube ich) seine Melodien, wofür er auch sein Scherflein bekam.
Ach, ich hätte Lust, meinen Plot von Tübingen wieder hervorzuholen und loszuschreiben! Aber jetzt ist erst wieder eine Runde Überarbeiten angesagt.



Donnerstag, 13. November 2008

Intermezzo

Es stimmt, dass das Schreiben einen großen Teil des Lebens für sich in Anspruch nimmt. Gerade bin ich am Neuschreiben einer Szene und am Streichen von Überflüssigem. Darüber gab es sogar einmal einen Disput: wenn ein Protagonist eine Reise von A nach B macht, schreibt man dann, er fahre von A nach B? Oder beschreibt man die Reise? Ich habe gemerkt, dass es auch zu viel des Guten werden kann. Das Beste liegt wahrscheinlich, wie immer, irgendwo in der Mitte.
Außer durch Bügeln und spätabendliches Lesen des Thrillers "Blowdown"-ich werde nie einen Thriller schreiben können!-wird meine Schreib-Einsamkeit auch noch durch mein tägliches Schwimmen unterbrochen, und, wie ich heute merkte, gar nicht mal zu meinem Nachteil. Es ist schön, jetzt im November draußen zu schwimmen, wenn die gelben Blätter auf der Oberfläche liegen und die Segelsamen der Linden heruntertorkeln.
Als ich heute gehen wollte, kam eine alte Freundin auf mich zu. Gut, dass ich dich erwische, sagte sie, ich habe jetzt deinen Mörike gelesen und war sehr angetan. Hab ihn gleich weiterverschenkt an E., eine frühere Kollegin und gemeinsame Freundin, die im Krankenhaus liegt. Die liest gern historische Romane und war auch angetan, und ihr Mann ebenfalls. Was, du veröffentlichst bald deinen vierten Roamn? "Die Nonne und die Hure"? Uiiih! Mein Freund, der Professor in München, interessiert sich für so etwas, dem kann ich es schenken. Beneidenswert, dein Schreiben! So könnte eine kleine Mund-zu-Mund-Propaganda entstehen.

Samstag, 8. November 2008

Interview mit Peter Tremayne

Google Alerts schickte mir einen Link zu einem Interview mit Peter Tremayne. Seine Aussagen decken sich mit dem, was ich unter guten historischen Romanen verstehe.

http://www.literaturnetz.com/content/view/9773/108/

Donnerstag, 6. November 2008

Zeitfresser

Eigentlich habe ich jede Menge Zeit. Zeit, um meinen Beruf auszuüben und dort innovativ fortzuwirken. Daneben hatte ich in den letzten Jahren Zeit, etwa sechs Romane zu schreiben, von denen vier veröffentlicht wurden/werden. Na gut, die Freizeitgestaltung konnte ich mit Recherchen verbinden und darf mich glücklich schätzen, dass mich jemand dabei begleitet hat. Doch wie jeder von uns weiß, steckt das Teufelchen im Detail. Die normale Alltagsbewältigung ist es nicht, die steckt man doch locker weg. Es sind eher Dinge wie etwas, das mir gestern widerfuhr:
Auf dem Weg zur Sparkasse und zur Arbeit schlitterte ich in eine Polizeikontrolle rein. Der Mann wartete geduldig, bis ich feststellte, dass ich zwar den Führerschein dabei hatte, den Fahrzeugschein jedoch nicht fand. Sowas macht mich immer ganz kribbelig. Er wollte dann den Personalausweis sehen. In solchen Situationen denke ich immer an die Nacht vor langer Zeit, in der ich kichernd mit einer Freundin durch die Stadt lief und sie den Polizisten auf der anderen Straßenseite zurief: Haben Sie ihren Personalausweis dabei? Nein? Dann gibt es Sie nicht!)
Der ist abgelaufen, meinte er, den muss ich einziehen. Ich hätte auch noch einen Reisepass, versuchte ich mich rauszuwinden. Die sind fast immer abgelaufen, meiner auch, war die lakonische Antwort. Also, Sie müssen morgen zum Rathaus ihres Wohnortes gehen und einen neuen beantragen.
Als ich weiterfuhr, stellte ich fest, dass der Fahrzeugschein doch da war, er steckte nur an einer Stelle, an die ich ihn nie stecke.

Also gut, heute schief geparkt am Marktplatz meines Ortes, weil da seit Monaten eine Baustelle ist und durch den Matsch zum Rathaus gelaufen. Sehr verständnisvoll, die Dame, aber ohne neues Lichtbild keine Antragstellung. Ich stelle mir gerade vor, wie das wäre in der Phase der Fahnenkorrekturen. Dazu noch diverse Ansprüche meines Jobs, die ich in der Freizeit erledigen muss, gar nicht anders erledigen k a n n.
Ja, ja, dachte ich, du musst dich einfach nur besser organisieren. Schließlich hast du das Schreiben, dass der Ausweis bald abgelaufen ist, schon vor einem Monat bekommen und schlicht vergessen. Feste Schreibzeiten einführen. Aber die werden von der Realität ständig eingeholt. Wie wäre es mit je einem Kalender für die beruflichen (habe ich schon), persönlichen und Schreib-Belange? Ganz groß aufgehängt an einem Platz, wo ich dann bloß noch jeden Tag hingucken muss.

Oder ich reduziere wirklich radikal meine Anwesenheit in Foren und Blogs, das sind sehr angenehme Zeitfresser, ich gebe es ja zu.:-)

Mittwoch, 5. November 2008

Rien ne va plus:-)

O.K., ich habe es versucht und es ging nicht. Auch mit einem NaNo wäre es nicht gegangen, fürchte ich. Es gibt Tage, da verkriecht sich das geschätzte Schreiber-Ich in das Innere seiner Höhle und ist mit nichts, auch mit den schönsten Leckerbissen nicht, daraus hervorzulocken.
Auch Bloggen ist heute kontraproduktiv. Ich brauche das heute alles offensichtlich nicht.
Ich habe meine 10 Seiten im Ordner "Baphomet" angeschaut, etwas Wichtiges gestrichen, das erst später zur Sprache kommt und konzentriere mich auf den Job, das noch zu schneidende Gesträuch, das noch zu kehrende Laub und auf den Termin Morgen wegen meines Sohnes.

Montag, 3. November 2008

Rote Heringe

Bevor ich fortfahre im (Thriller-) Text, habe ich mich noch nach ein paar Tipps und Tricks umgeschaut. Ich habe ja noch nie einen Thriller geschrieben, sondern allenfalls den weit gefassten Spannungsbogen in meinen Romanen verwendet- und Cliffhanger, die sich quasi von selbst einschlichen. Der Prolog steht jetzt, die Sprache habe ich so angepasst, dass sie mir vollkommen entspricht. Der Thriller ist ja das tragende Element in meinem alten "Dario" gewesen, er war nur zu sehr durchmischt mit Beschreibungen und psychologischen Elemenenten, einem anderen Handlungsstrang eben.

Also, ich bin auf den Begriff des "Roten Herings" gestoßen. Alexander hatte ihn auch mehrfach verwendet, glaube ich. Rote Heringe wurden im 19. Jahrhundert von Kriminellen ausgelegt, um die Spürhunde auf eine falsche Fährte zu locken. Ein Beispiel für einen roten Hering im Film ist "Psycho" von Alfred Hitchcock: Bei der Ermittlung in einem Vermisstenfall wird die Hauptfigur auf ein blaues Kleid hingewiesen. Der Zuschauer soll glauben, diese Information sei für die Auflösung der Geschichte notwendig, was sich dann später als Trugschluss herausstellt. Oder bei Edgar Wallace setzt sich Klaus Kinski eine Spritze, damit wir denken, er sei der drogensüchtige Mörder. In Wirklichkeit ist es jedoch eine Insulinspritze.
Es wird sich noch zeigen, ob ich so etwas verwende, planen will ich es nicht. Jetzt, auf den ersten Seiten, wird sich auch die Motivation der Figuren entwickeln.

Sonntag, 2. November 2008

Mörike's spätes Comeback:-)

Heute haben wir das Kontrastprogramm zu gestern abgezogen. Wir fuhren nach Tübingen, wo ich seinerzeit sieben Jahre lang gelebt und studiert hatte. Ein wolkenverhangener, herbstlicher Schein lag über den alten Mauern, und obwohl ich die Stadt seither oft besucht habe und kenne wie meine Westentasche, erschien sie mir wie neu. Es war alles noch da, die Marquartei, das Atelier-Kino, das Haus in der Haaggasse, in dem ich wohnte, der Club Voltaire, der Jazzkeller und die Weinstube Göhner. Die Leute in der Stadt bewegten sich entspannt, es war eine Atmosphäre wie im Süden. Auf dem Marktbrunnen saßen einige Junge, einer, der aussah wie mein Sohn David, spielte Gitarre.
Am Anfang der Haaggasse ist ein neues Antiquariat eingezogen. Während wir die Klassiker und Krimis begutachteten, zupfte ich meinen Partner am Ärmel und sagt: Guck mal, da liegt ja mein Mörike. Voller Tatendrang, wie immer, riss er das Buch an sich, eilte zu dem Buchhändler hinein, zeigte mit seiner beringten Schlagzeugerhand auf mich und erzählte, ich sei die Autorin dieses Buches. Die sind von einem anderen Antiquariat, sagte der Buchhändler, der verkauft es stapelweise. Als ich reinkam, drückte er mir würdevoll die Hand. Ja, besser sie kommen unter die Leute als überhaupt nicht, zu einem vernünftigen Preis. Und das war der letzte Sonntag, an dem die Tübinger Buchhändler ihre Bücher verkaufen durften. So wie es gestern der letzte Tag war, an dem die Stuttgarter Grabkapelle geöffnet hatte.
Bei dem Antiquar habe ich mir "Madame Bovary" von Flaubert gekauft, das fehlte noch in meinem Fundus, und ich habe gerade in letzter Zeit nur Gutes davon gehört.

An meine Blogleser

In der Statistik habe ich gesehen, dass viele noch über das alte schreibteufelchen.myblog reinkommen. Mit ging es mit einem anderen Blog, der umgezogen war, ähnlich:
ich habe lange gebraucht, bevor ich die neue URL bei mir reinkopiert hatte. Ist einfach umständlicher.

Samstag, 1. November 2008

Der schöne Tag in Stuttgart

Ausflüge in unsere Metropolen sind immer aufregend, und auch, wenn mancher denken mag, die Leute aus den Randgebieten der großen Wälder fänden sich dort nicht zurecht, kann ich mich rühmen, mich in Frankfurt, Hamburg, Berlin, München, Prag, Paris, London, Lissabon, Buenos Aires, Mexico City, Budapest, Wien und anderen großen Städten bewegt zu haben, ohne die Orientierung zu verlieren, Caracas und Athen nicht zu vergessen. Doch es gibt keine Erfahrung, die nicht revidiert werden könnte. Also Stuttgart sollte es heute sein, der Rotenberg mit seiner gewaltigen Aussicht und der berühmten Grabkapelle.
Dort oben rollten uns die Autos schon rückwärts entgegen, so wie sie vorher tausendfach die Tunnels und Schnellstraßen verstopft hatten. Ehrlich, Stuttgart ist sonst eine Stadt, durch die man mit Grüner Welle problemlos durchkommt. Die Flucht in eine der schönen Weinstädte erwies sich leider ebenfalls als Flop, da inzwischen die Sonne hinter den Häuserreihen verschwunden war, dank der wieder eingeführten Winterzeit eine Stunde früher als innerlich erwartet. Meine Füße wurden immer kälter, frierend tranken wir unseren Latte Macchiato im frostigen Schatten.
Da muss doch noch was rein in den Tag, sagten wir uns, sonst hätten wir doch das teure Benzin umsonst verfahren! Ja, interessant, hier in Schorndorf sind die Anführer der Aufständischen im Bauernkrieg hingerichtet worden, ein bemoostes Kreuz an der Kirche legt Zeugnis darüber ab. Aber das wussten wir ja schon, schließlich habe ich einen Roman über den Bauernkrieg geschrieben. Inzwischen meldete sich mit Grimm der Hunger. In Stuttgart-Hedelfingen, sagte mein Begleiter, da gibt es doch diese Wirtschaft ... es sollte Stunden dauern, bis wir dort ankamen. Tausende von Bremslichtern, Hupkonzerte. Was ist denn bloß los in dieser Stadt? Ach ja, heute spielt der VfB gegen Eintracht Köln, kein Wunder, und der Cannstatter Wasen. Auf dem Wasen grasen Hasen. Letzte Rettung: gibt es nicht in Bad Cannstatt am Bahnhof diesen Kiosk mit dem besten Kiosk-Schaschlik weit und breit? Irgendjemand muss alle Schilder vertauscht haben, denn wir kommen einfach nicht in die Altstadt von Cannstatt hinein. Schließlich doch der Bahnhof. Fußballfans ziehen zu Hunderten gröhlend vorbei. Kein Parkplatz. Irgendetwas muss doch noch geschehen, es wird immer akapolyptischer. Ja, da ist ein Parkplatz, laufen wir in die Gassen hinein. Da gab es mal eine Wirtschaft, so eine richtig urige mit Einheimischen drin und preiswertem, gutem Essen. Wir stehen davor. Sitzen mit langen Schnäbeln in der überfüllten Stube, keine Bedienung kommt. Im Fernsehen läuft ein Fußballspiel. Dann kommt sie doch, wir bestellen Sauerbraten mit Teigwaren. Ein Ehepaar hat sich an unseren Tisch gesetzt, sie gucken ängstlich, weil wir solche Entenschnäbel haben. Gell, sagt die Bedienung, Sie müssen fei mindestens eine halbe Stunde warten. Eine halbe Stunde ist eine Stunde. Wir stehen auf, das Ehepaar ebenfalls. Was ist denn heute los in Stuttgart, frage ich die Bedienung, ist es wegen des Fußballs? Der ist noch das Wenigste, sagt sie, aber heut ist Allerheiligen. Ich hatte nicht gewusst, dass den Stuttgartern das Allerheiligste so wichtig ist, dass sie das mit dem Heiligen Blechle beweisen müssen.

Jetzt nur noch weg, Richtung Autobahn. Es kommt kein Autobahnschild, oder nur das nach München. Im Tunnel wieder Stau. Endlos die Lichter. Wir werden noch bis morgen früh hier herumfahren, sage ich, und dann wird sich der Magen umstülpen. Eine Akapolyse, eine Hölle, eine Fehlleitung der Schöpfung, und wir selbst sind ein Teil davon. Die Menschen sind wie die Lemminge, die sich in einem leuchtend roten Bandwurm in den Untergang stürzen. Wären wir doch nicht weggefahren, wären wir brav in unserem Großen Wald geblieben, hätte ich doch geschrieben oder hätten wir als Ziel das Kloster Allerheiligen im Schwarzwald angefahren. Aber dort wären sie auch gewesen. Jetzt müssen wir auf die Autobahn kommen, in der Raststätte eins von diesen öligen Fleischstücken in Soße oder eine fette rote Wurst zu uns nehmen. Wahrscheinlich werden sich dort die Lastwagen zu Hunderten stapeln.

Plötzlich Stille. Alles wie weggeblasen. Und für den umgestülpten Magen eine Gulaschsuppe mit viel Fleisch drin. Was lernen wir aus einem solchen Tag, den man eigentlich unter "peinliche Verluste" abhaken sollte? Besuche in unseren Großstädten und Metropolen sind immer aufregend, man muss nur wissen, auf was man sich einlässt.

Autorenblogs-kreuz und quer

Da ich in einer Warteschleife hänge und heute wie die Nanos nicht 1000 Wörter schreiben muss,
habe ich mich mal ein wenig unter dem Stichwort "Autorenblogs" umgesehen. Da traf ich erstmal viele bekannte Namen wieder, erfuhr, dass Amazon Autorenblogs zur "Kundenbindung" eingerichtet hat und las auch dieses und jenes bekannter Kollegen. Auch die "berühmten" kochen natürlich nur mit Wasser, berichten über Seitenzahlen, über das, was ihnen beim Schreiben in die Quere kommt oder wie sie sich davor drücken. Eine PR-Frau sagt in einem Interview, die Leser wollten Autoren zum Anfassen, und da eigne sich ein Blog recht gut. Die Themen sollten aus einer gesunden Mischung bestehen, ihr persönlich wäre die Auseinandersetzung mit Seinsfragen lieber als Berichte von Sozialhilfeempfängern, die Weltbestseller schreiben oder von fernsehbekannten Leuten, die ihre Wanderberichte vermarkten.