Donnerstag, 6. November 2008

Zeitfresser

Eigentlich habe ich jede Menge Zeit. Zeit, um meinen Beruf auszuüben und dort innovativ fortzuwirken. Daneben hatte ich in den letzten Jahren Zeit, etwa sechs Romane zu schreiben, von denen vier veröffentlicht wurden/werden. Na gut, die Freizeitgestaltung konnte ich mit Recherchen verbinden und darf mich glücklich schätzen, dass mich jemand dabei begleitet hat. Doch wie jeder von uns weiß, steckt das Teufelchen im Detail. Die normale Alltagsbewältigung ist es nicht, die steckt man doch locker weg. Es sind eher Dinge wie etwas, das mir gestern widerfuhr:
Auf dem Weg zur Sparkasse und zur Arbeit schlitterte ich in eine Polizeikontrolle rein. Der Mann wartete geduldig, bis ich feststellte, dass ich zwar den Führerschein dabei hatte, den Fahrzeugschein jedoch nicht fand. Sowas macht mich immer ganz kribbelig. Er wollte dann den Personalausweis sehen. In solchen Situationen denke ich immer an die Nacht vor langer Zeit, in der ich kichernd mit einer Freundin durch die Stadt lief und sie den Polizisten auf der anderen Straßenseite zurief: Haben Sie ihren Personalausweis dabei? Nein? Dann gibt es Sie nicht!)
Der ist abgelaufen, meinte er, den muss ich einziehen. Ich hätte auch noch einen Reisepass, versuchte ich mich rauszuwinden. Die sind fast immer abgelaufen, meiner auch, war die lakonische Antwort. Also, Sie müssen morgen zum Rathaus ihres Wohnortes gehen und einen neuen beantragen.
Als ich weiterfuhr, stellte ich fest, dass der Fahrzeugschein doch da war, er steckte nur an einer Stelle, an die ich ihn nie stecke.

Also gut, heute schief geparkt am Marktplatz meines Ortes, weil da seit Monaten eine Baustelle ist und durch den Matsch zum Rathaus gelaufen. Sehr verständnisvoll, die Dame, aber ohne neues Lichtbild keine Antragstellung. Ich stelle mir gerade vor, wie das wäre in der Phase der Fahnenkorrekturen. Dazu noch diverse Ansprüche meines Jobs, die ich in der Freizeit erledigen muss, gar nicht anders erledigen k a n n.
Ja, ja, dachte ich, du musst dich einfach nur besser organisieren. Schließlich hast du das Schreiben, dass der Ausweis bald abgelaufen ist, schon vor einem Monat bekommen und schlicht vergessen. Feste Schreibzeiten einführen. Aber die werden von der Realität ständig eingeholt. Wie wäre es mit je einem Kalender für die beruflichen (habe ich schon), persönlichen und Schreib-Belange? Ganz groß aufgehängt an einem Platz, wo ich dann bloß noch jeden Tag hingucken muss.

Oder ich reduziere wirklich radikal meine Anwesenheit in Foren und Blogs, das sind sehr angenehme Zeitfresser, ich gebe es ja zu.:-)

3 Kommentare:

  1. In diesen Momenten weiß ich wieder, warum ich emigriert bin ;-) Meine schlimmsten Momente: Wenn ich auf dem deutschen Konsulat eine Passverlängerin beantragen will. Da möcht ich dann gern noch meine Staatsbürgerschaft abgeben...Sagt eine, die mal in einer Verkehrskontrolle der französischen Polizei mit ungültigem Pass und ungültiger Aufenthaltsgenehmigung mit einem breiten Lächeln davonkam...
    Herzlichst,
    Petra

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  2. die -verlängerin ist natürlich eine -verlängerung

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  3. Na toll - die Verlängerin hätte toll in die alte Frauenbewegung gepasst... :D

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