Da ich in einer Warteschleife hänge und heute wie die Nanos nicht 1000 Wörter schreiben muss,
habe ich mich mal ein wenig unter dem Stichwort "Autorenblogs" umgesehen. Da traf ich erstmal viele bekannte Namen wieder, erfuhr, dass Amazon Autorenblogs zur "Kundenbindung" eingerichtet hat und las auch dieses und jenes bekannter Kollegen. Auch die "berühmten" kochen natürlich nur mit Wasser, berichten über Seitenzahlen, über das, was ihnen beim Schreiben in die Quere kommt oder wie sie sich davor drücken. Eine PR-Frau sagt in einem Interview, die Leser wollten Autoren zum Anfassen, und da eigne sich ein Blog recht gut. Die Themen sollten aus einer gesunden Mischung bestehen, ihr persönlich wäre die Auseinandersetzung mit Seinsfragen lieber als Berichte von Sozialhilfeempfängern, die Weltbestseller schreiben oder von fernsehbekannten Leuten, die ihre Wanderberichte vermarkten.
Hallo Christa,
AntwortenLöschenIch verteile mittlerweile bei Auftritten auch Flyer mit meinen Webadressen. Die Leute freuen sich doppelt: Wenn sie eins meiner Bücher später kaufen wollen, haben sie die technischen Details - und sie können das persönliche Erlebnis sozusagen "verlängern" ins Internet.
Besonders gut kommt dabei an Autorenthemen all das, was sich Leser persönlich kaum zu fragen trauen. Oder wenn man über Dinge auspackt, über die man sonst nichts liest - da hängen dann auch die Kollegen dran. ;-) Wobei man immer darauf achten sollte, so zu schreiben, dass man es auch morgens in der Zeitung gedruckt ertragen könnte - denn Blogs sind ideale Einstiegshilfen für Journalisten!
Wenn ich mich auf ein Interview vorbereite und nach weichen Stellen des Gegenübers suche, google ich zuerst nach seinem Blog und dann nach all den schwiemeligen Stellen, an denen sich dieser Mensch herumtreibt. ;-) Als Journalistin finde ich es erschreckend, wie sich viele Menschen in Blogs entblößen, ungeachtet der möglichen Folgen.
Umgekehrt kann ich solche Kontakte lenken, indem ich im Blog genau das als ach so privat verbrate, mit dem ich Journalisten vom Intimleben ablenken will. Beispiel: Deine Krötengeschichten vom Sommer. Das ist Human Touch, nah, persönlich - damit kannst du ewig Gespräche ausfüllen und musst nicht über deine Innereien reden.
Was auch gut ankommt: Wenn man wirklich für Publikum schreibt und nicht kryptische Beiträge aus internen Gruppen und von Treffen verbrät, nach dem Motto: Susanne, was du mir da in meinem MS angestrichen hast, war wieder klasse / ich fand das gestern einfach aufreibend bei euch etc. Also immer die Frage: Womit beglücke ich die Öffentlichkeit?
Insofern sind gut gemachte Blogs sogar eine feine Vorbereitung für öffentliches Auftreten im echten Leben!
Herzlichst,
Petra
Hallo, Petra,
AntwortenLöschenich freue mich immer, wenn jemand die positiven Seiten des Bloggens vertritt. Sei es als "Nachlese" nach Lesungen oder als Fundgrube der persönlicheren Seiten eines Autors. Deine Alltagsgeschichten lese ich übrigens auch gern.
Ich könnte mir vorstellen, was Leser in Blogs erfahren, das sie sich nicht zu fragen trauen würden:
Wie wohnen Sie? Was sehen Sie, wenn Sie zum Fenster rausschauen? Wie sieht ihr Alltag mit dem Schreiben aus? Was denken Sie, wenn Sie morgens aufwachen?
Herzlichst
Christa
Siehst du - und da fängt bei mir die Grenze schon an: wie ich wohne, geht niemanden etwas an, trotzdem erzähle ich so, dass die Leute glauben, sie wüssten es ;-)
AntwortenLöschenWenn mein Hund ein Kaninchen vom Nachbarn reißt, so war das vielleicht ein anderes Tier und nicht mein Nachbar. Wenn der Kollege, der klagt, als Altenpfleger auftaucht, ist er in Wirklichkeit vielleicht Zahnarzt.
Ich halte das auch bei Lesungen so: die private Person, die ich bin, geht niemanden etwas an, die schütze ich vor der Öffentlichkeit. Denn je mehr man in der Öffentlichkeit steht, desto schneller kommt man darin um. ;-)
Das gilt aber nicht nur für Autoren. Auch Auftraggeber, Arbeitgeber googeln und sagen Njet, wenn sich einer im Blog mit Besäufnissen oder Depressionen outet...
Herzlichst,
Petra