Mittwoch, 11. Februar 2015

Das Verkaufsexposé und die Ebookleser

Seit dem letzten Eintrag habe ich Schwerstarbeit geleistet, so scheint es mir, vielleicht bin ich aber auch nur vom Wetterwechsel so müde. Ich habe nicht gewusst, dass es eine derartige Wissenschaft für sich ist, ein Verkaufsexposé zu schreiben. In meinen bisherigen Verlagen ging es da immer recht gemütlich zu, das muss ich sagen. Dem ersten Verleger schrieb ich ein paar Sätze, die ihn schon völlig davon überzeugten, dass er das Buch nehmen würde, beim zweiten lief es ähnlich. Dann gings zum Agenten, der mich dann sieben Jahre lang vertrat. Auch hier genügte eine kürzere Inhaltsbeschreibung und eine Leseprobe, die ihn grundsätzlich davon überzeugten, dass da ein Potenzial wäre. Und später genügten halbseitige Beschreibungen mit Cliffhanger für den Lektor, der immer erst kurz vor dem Lektorat das Langexposé mit Auflösung bekam. Jetzt habe ich ein bis zwei Wochen intensiv an einem Verkaufsexposé gearbeitet. Und diesmal scheint es auch ziemlich professionell zu sein. Ca. zwei Normseiten, mit allem Drum und Dran. Wertvolle Hinweise dazu erhielt ich bei der Autorin und Lektorin Anni Bürkl: Was in ein Exposé gehört und was nicht. Gut sind auch die Tipps auf der Webseite der Agentur Thomas Schlück. Dort habe ich mich heute nicht beworben, sondern bei zwei anderen, zwei von den vielen, die ich ganz genau geprüft habe - mitsamt den Autoren, die dort vertreten sind und ihren Büchern.

Wer meine Entwicklung bis hierher verfolgt hat, wird sich jetzt fragen: Steht denn die Entscheidung zwischen Verlagsautor und Self Publisher immer noch an? Jein, würde ich antworten. Was ich bei einem Rundumgucker bei Buchreport usw. gesehen habe, zeigt mir, dass ich mit SP weiterhin die unschätzbaren Vorteile der Cover- und Klappentextgestaltung habe und mehr verdiene als mit Verlagsbüchern. Was beiden Veröffentlichungsformen gleich ist, wäre die Notwendigkeit der Sichtbarkeit und die Schnelligkeit, mit der man neue Bücher produzieren muss. Dazu habe ich einmal die andere Sicht gesehen, nämlich die der Ebookleser. Was halten die eigentlich von den Self Publishern?
  • Selbst ist der Autor 
  • 29% sagen, dass der Buchmarkt durch Selfpublishing größer und vielfältiger wird
  • 25% der Befragten stimmt der Aussage zu, dass es durch Eigenpublikationen der Autoren mehr Bücher gibt, die ihrem persönlichen Geschmack entsprechen
  • 31% finden gut, dass die Texte preiswerter sind als andere Publikationen
  • 22% sind der Ansicht, dass die Beziehung zwischen Lesern und Autoren von Selfpublishing-Texten intensiver ist
  • Auf der anderen Seite vermissen 24% die Qualitätskontrolle der Verlage
  • 15% sind der Meinung, dass durch Selfpublishing zu viele schlechte Bücher auf den Markt kommen. 
Die Verlage sollten mit Self Publishern zusammenarbeiten statt über Monopolisten zu jammern, meint die Erfolgautorin Virginia Fox. Es geschieht jetzt auch immer häufiger, dass Verlage erfolgreiche Self Publisher einkaufen. Nur am Rande: Damit wären wir wieder beim Bestseller-Prinzip. Nur, wer möglichst viel verkauft, hat eine Chance, alle anderen werden abgestraft. Auf der anderen Seite entdecken die Verlage auf diese Weise Talente, die sie vorher abgelehnt haben. Es ist nicht einfach, diesen Spagat auszuhalten. Wenn ich innerhalb der nächsten zwei Wochen erfahren sollte, dass meine beiden letzten Bücher nicht marktfähig wären, gehe ich ins Self Publishing, wohin sonst. *zwinker*



    Samstag, 7. Februar 2015

    Verstaubtes Leben und Schreiben

    Impression aus dem botanischen Garten in Tübingen
    Wenn man sich einmal an seinem Arbeitsplatz umsieht, an dem man jahre-, wenn nicht jahrzehntelang geschafft, sich gefreut, gelitten, betreut, diskutiert und geschrieben hat, bemerkt man irgendwann, dass alles irgendwie verstaubt und eingerostet wirkt. Bei mir ist ja von zwei Arbeitsplätzen die Rede, einer besteht aus mehreren Häusern, einigen Klienten und Kollegen, der zweite aus einer Ecke meines Wohnzimmers. Da genügt es nicht, den Staublappen zu nehmen oder einen von diesen modernen Mops, denn darunter kommt das Ewigalte und Gleiche wieder zum Vorschein. In meiner beruflichen Arbeit sind es die immergleichen Themen, die "Problemtrancen" und das SichimKreisedrehen. In den Foren, in den Blogs, ja auch im gesamten Social Media sind es irgendwann ebenfalls die immergleichen Themen. Und ab einem gewissen Punkt ist man sicher auch als Autor mit der Gefahr konfrontiert, sich zu wiederholen. Da gibt es dann ähnliche Konflikte, vielleicht Figuren, die sich ähneln, ein Aufbau, der sich wiederholt. Das Verharren in einem Genre oder einer bestimmten literarischen Form. Kurz und gut, es geht darum, dass sich alles abnutzt, dasselbe des Immergleichen ist, Staub und Rost ansetzt. In der Beziehung zum Partner, zu Freunden und zur Familie macht sich Gewöhnung breit. Es nützt wenig oder nur für kurze Zeit, wenn die Möbel erneuert, das TV-Gerät, der Computer ausgetauscht werden, wenn eine Auszeit genommen wird oder ein Paar auf eine ungewöhnliche Reise geht. Neuer Wein in alten Schläuchen! Auch strategische Diskussionen darüber, was alles anders werden muss, verlaufen oft im Sande. Selbst bei der täglichen Kocherei macht sich Einerlei breit, kommen in schöner Regelmäßigkeit Spagetti Bolognaise, Linsen mit Spätzle oder Bratkartoffeln auf den Tisch. Wie wäre es denn, mal wieder Königsberger Klopse zu kochen?

    Wirklich wirkungsvoll und änderungsaffin sind zum Beispiel neue Kollegen, neue Klienten, neue Ideen, eine andere Betrachtungsweise, die von außen angeregt werden kann. Bei mir war es die Beschäftigung mit den Grenzen, die etwas ausgelöst haben könnte. Heute war alles anders und neu, jeder Baum am Straßenrand wirkte wie eben erst dahingesetzt, jedes Glitzern des Schnees war noch niemals da gewesen, hinter jeder Biegung öffnete sich wie von Zauberhand eine neue, andere, schönere Welt. Und dazwischen, an warmen, trockenen Plätzen in den Gärten, schauten schon die ersten Schneeglöckchen, Krokusse und Winterlinge aus dem halb gefrorenen Boden.Wir waren im Land des Romans unterwegs, für den ich nun endlich ein klares und aufschlussreiches Exposé geschrieben habe. Ob das nun wirklich eine Änderung des Zustands ist, in dem ich wochenlang verharrte? Der Roman ist mein absolut eigener, er wartet mit einer Zeit und mit Figuren auf, die alles andere als "gängig" sind. Aber das ist im Augenblick zweitrangig. Wichtig ist, dass etwas wieder in den Fluss gekommen ist, und das strahlt auf alle anderen Bereiche aus.



    Mittwoch, 4. Februar 2015

    Grenzerfahrungen

    Zur Zeit beschäftige ich mich verstärkt mit dem Thema "Grenzen", sowohl was das Berufliche als auch das Private betrifft. Dabei kommt mir ein Bild in den Sinn. Wir verbrachten einmal, vor langen Jahren, einen Tag im schönen Tal der Nagold bei Altensteig. Da waren die Tannen noch nicht umgeblasen, es gab einen klaren Fluss mit Blumenwiesen drum herum, und es gab  eine Forellenzuchtstation, in der man auch foliengebackene Forellen essen konnte. Es war Heidelbeerenzeit, soweit ich mich erinnere. Und wir hatten einen Hund, eine Mischung aus Schäferhund und Dackel, "Wuschel" genannt. Jemand aus meinem engeren Umfeld führte also diesen Schäferdackel an der langen Leine, nein, er führte ihn nicht, sondern sprang ihm hinterher, über Stock und Stein und Heidelbeerbüsche. Da nimmt es sicher nicht Wunder, dass dieser sehr geliebte Hund nicht mehr auf Befehle wie SitzPlatzPfui gehört hat, vorher schon nicht gehört hat, denn er kam aus einer Familie, die ihn wegen seiner Kapriolen nicht mehr halten konnte und wollte. Dieser Hund war einmalig! Sein Schäfer-Ich machte ihn so stark, dass er auch auf weit größere Hunde losging (und dabei nicht nur einmal Haare lassen musste). Als Dackel mit krumm gebogenem Schwanz war er treu, anhänglich und sehr eigenwillig. Und vor allem selbstbestimmt. So selbstbestimmt, dass er am Ende seines Lebens, bei einem Freund untergebracht, während ich im Krankenhaus weilte, bellend einem Reh in den Wald nachlief und niemals mehr gesehen wurde.

    Also, diese Sache mit der Leine. Hätte jemand den Wuschel geführt, wäre er wohl nicht von einem Jäger erschossen worden. Da sehe ich noch ein weiteres Bild vor mir, aus einer Supervision. Als Therapeutin bin ich der Pflock, so wurde es uns verdeutlicht, um den sich der Klient an einer langen Leine dreht. Er wird also gehalten und kann sich gleichzeitig frei bewegen. Das sind die Grenzen, wie sie sein sollten, durchlässig und nicht zu starr. Es gibt Menschen, die nicht "nein" sagen können. Und es gibt Leute, die fast alles abwehren, die werden dann Egoisten genannt. Es ist für uns immer wieder erstaunlich zu sehen, wie viele angebliche Probleme und Störungen sich durch richtige Grenzziehungen beseitigen lassen. Dieses komische Gefühl im Bauch sagt uns, dass jemand zu weit gegangen ist. Wenn jemand unfähig ist, in seinen Beziehungen, bei seiner Arbeit oder sonst im Leben Genzen zu setzen und sich damit massiv schadet, muss man diese Grenzen manchmal für ihn setzen. Und alle sind erstaunt, wie leicht sich dadurch alles löst. Und wie die Grenzverletzer selbst daran wachsen können.

    Selbst im Bereich des Schreibens haben wir mit diesen Grenzen zu tun. Das Schreiben an sich ist häufig eine Grenzüberschreitung, im wahrsten Sinn des Wortes. Wir überschreiten eine Grenze, indem wir uns vom eigenen Ich und vom eigenen Leben entfernen. Das wird Flow genannt oder Schreibrausch oder manche fühlen sich, als ob sie "brennen". Im Normalfall nehmen wir dadurch keinen Schaden, wenn wir währenddessen noch auf unsere Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken, Schlafen achten. Die Grenzen kommen ins Spiel, wenn andere Menschen auf der Bühne erscheinen. Fängt an mit dem Testleser, der eigene Vorstellungen von unserem Text hat und diese durchdrücken will. (Glücklicherweise habe ich einen, der die Grenzen kennt, meinen Text aufgreift und ihn verbessern hilft). Geht weiter mit dem Verlag, der mit unserem Text einen Markt bedienen möchte (weil der Verlag eben auch seine Grenzen hat). Und es betrifft den Lektor mit seiner eigenen Sprache. Wenn er die Stärken des Autors hervorheben kann und die Schwächen modelliert, hat er seinen Job gut gemacht. Am stärksten aber spüre ich die Grenzen beim Veröffentlichungsprozess. Wo liegen die Grenzen des Autors, was die "gängigen Themen" betrifft? Wie stark ist seine Geduld beim Warten auf Entscheidungen? Hat er Grenzen, was Sichtbarkeit, Verkäufe und Rezensionen betrifft, bzw. Unsichtbarkeit, Unverkäuflichkeit und mangelnde Leserstimmen? Welche Bedeutung hat das Veröffentlichen für ihn? Geld verdienen, gesehen werden, Lob, Anerkennung, Selbstverwirklichung? Bei welchem Anbieter kann ich mich für mich optimal in meinen Grenzen bewegen? Bei einer Agentur, einem Verlag, als Self Publisher mit oder ohne Distributoren? Meine Fähigkeit, mich abzugrenzen, sei gut ausgeprägt, so hörte ich kürzlich von einem Azubi unseres Betriebs. Und doch muss ich mich und andere immer wieder daran erinnern, dass man tagtäglich mit seinen Grenzen und denen anderer konfrontiert wird, und dass man selbst derjenige ist, der die Entscheidungen trifft.

    Donnerstag, 29. Januar 2015

    Autorin auf Abwegen

    Es ist nicht viel passiert inzwischen, und doch ist viel geschehen, nicht nur in der Politik. Kürzlich habe ich hier über den virtuellen Selbstmord reflektiert und kam zu dem Schluss, dass es genausowenig ein Selbstmord ist wie dasVerlassen eines realen Raumes. Es ist das Verlassen eines fiktiven Raumes, den es gar nicht erst gegeben hätte, wenn nicht Millionen von Menschen ihn nutzen würden. Man kann eine Tür öffnen und sie auch wieder schließen, man kann hineingehen und wieder hinausgehen und wieder hinein, wenn man denn das Bedürfnis hat. Ich habe die Tür angelehnt, sozusagen, und bin wieder hinausgegangen in die Welt. Dort treffe ich auf Menschen, die fest mit beiden Beinen auf der Erde stehen und auf solche, die sich auf irgendeine Art hinausbeamen in ein schöneres Leben. Statt mich in meiner Küche täglich zu fragen, was ich denn bitte kochen könnte, schwinge ich mich in mein fahrbares Gestell und gehe mit anderen Essen, mal schwäbisch, mal griechisch, italienisch oder chinesisch. Statt stundenlang vor dem Monitor zu sitzen und meine Geschichten in die Tastatur zu hämmern, lese ich, putze ich, kaufe ein und schaue mir im Fernsehen die Traumlandschaften der Alpen an, die ich bestimmt demnächst besuchen werde. Wenn es nicht mehr so grau, so kalt und nass sein wird. Meine letzten beiden Romane habe ich in den virtuellen Keller zum Reifen gebracht. Es ist mir nicht geichgültig, was aus ihnen wird. Aber ich möchte sie nicht feilbieten wie Sauerbier, und das Selbermachen schiebe ich noch hinaus. Ich habe keinen virtuellen Selbstmord begangen, denn ich bin ja noch da, alles ist noch da. Im Großen und Ganzen sagt mir mein Ego, dass es Zeit für eine Pause ist. Danach kann man dann immer mit neuer Energie wieder durchstarten.

    Dienstag, 20. Januar 2015

    Amazon, unser großer Buch-Discounter

    Vorhin schalteten wir zufällig eine Doku über einen Discounter-Check im Zweiten ein. Wie gut sind unsere Lebensmittel? So etwas schaue ich mir liebend gern an, weil es immer was zum Lachen, zum Staunen und zum Lernen gibt. Sternekoch Nelson Müller hat jeweils im Supermarkt, im Fachhandel und in den Discountern wie Netto, Aldi, Lidl und Penni eingekauft, um die Lebensmittel zu checken und jeweils identische Menüs daraus zu bereiten. Wer die Sendung versäumt hat und sie sich gern noch einmal ansehen möchte, kann das mit dieser Aufzeichnung tun. Aldi, Lidl und Co. Es gibt bestimmte Dinge, die man im Discounter kaufen kann - wie Kaffee, Nudeln, Tiefkühlware. Die Finger lasse ich schon lange von Fertigprodukten, weil da getrickst und getäuscht wird, dass es kracht! (siehe die Scheibletten, die nur einen Rest an echtem Käse enthalten oder den Vanillepudding, wo alles drin ist, nur keine Vanille). Enthalten sollte man sich auch des frischen Fleisches, des Fischs und der Nudelkreationen aus den Kühltheken. Sie befanden sich beim Test zwar am Rand der Frische, fielen beim Essen jedoch stark ab im Geschmack. Ja, das weiß ich doch schon sehr lange, dass alles Abgepackte nicht schmeckt! Je weniger Zutaten auf der Liste, desto naturbelassener die Lebensmittel.

    Später ging es dann um die faire Herstellung. Ein Landwirt erzählte, dass eines Tages Aldi an ihn herangetreten sei, damit er massenweise Eier für den Discounter produziert. Er hatte dann vergrößert und schuftete wie verrückt. Eines Tages kam Aldi daher und gab dreißig% weniger für die Eier. Seitdem schuftet der Landwirt weiter und weiter und wäre heute ruiniert, wenn er nicht wieder verkleinert hätte und heute an verschiedene kleinere Betriebe liefern würde.
    "Erst hat er uns abhängig gemacht", erzählt der Landwirt, "um dann mit niedrigeren Preisen zuzuschlagen". Aha, dachte ich, auch wenn Amazon als Discounter Ware liefert, die dem der Buchläden in nichts nachsteht, entzieht er jetzt doch seinen Produzenten, den Autoren, einen Teil der Basis. Plötzlich ist eine Flatrate da, und wir bekommen nur noch den halben Preis für unsere Ware. Sollten wir nicht auch viele kleinere Händler beliefern, anstatt uns von einem Monopolisten mit riesiger Marktmacht abhängig zu machen? Ich habe doch sonst oft die Spürnase. Im Discounter habe ich schon echt gute Schnäppchen entdeckt, was mir in dieser Sendung bestätigt wurde: Das Schweizer Rösti von Aldi ist super, auch wenn es in Stuttgart oder Hamburg hergestellt wurde, die Spezialitäten aus den Ländern sind immer dann gut, wenn sie aus dem wirklichen Herkunftsland kommen-die griechischen weit besser als die Thai-Suppen und Eintöpfe, die den thailänischen Köchinnen nur ein Kichern abringen können. Und auch der alpenländische Schnaps sei nicht zu verachten. Zunehmend sehe ich auch Bücher in den Supermärkten und Discountern, meist superbillig. Discounter sind Flatratemaker, die immer billig suggerieren, obwohl wir das mit unseren Steuergeldern subventionieren. Amazon subventioniert mit den Tantiemen der Autoren. Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen. Nur das Lektorat, das Korrektorat, das Marketing und das professionelle Cover hat es nicht mitgeliefert. Wenn ich doch diese Spürnase für gute Dinge habe: Warum finde ich diese vielen kleineren Abnehmer nicht für meine "Ware Buch", für die ich ebenso lange und sorgfältig gearbeitet habe wie viele der Lebensmittellieferanten?

    Montag, 19. Januar 2015

    Was auch in der Zeitung stehen könnte

    Zur Zeit tue ich mich etwas schwer mit den Eintragungen in meinem Blog. Unser Motto war ja immer, nur das zu schreiben, was auch morgen in der Zeitung stehen könnte. Und in den meist virtuellen Zeitungen lese ich, es würden jetzt überall derart massive Bedrohungen angekündigt werden, dass man sich am besten in einem Blockhaus in Kanada verstecken sollte. Aber auch dort würde man sicher gefunden und ausgerottet werden. Todenhöfer hat einen IS-Anhänger interviewt. Aldi habe eine Seife, auf der eine Moschee abgdruckt war, aus dem Betrieb genommen, in Dresden wurde eine Veranstaltung der Pegida abgesagt. Das und noch viel mehr steht in den Zeitungen.

    Und doch hat ein jeder nach wie vor sein Alltagsleben neben dieser Bedrohung. Mich beschäftigen auch noch ganz andere Dinge. Die Gestaltung der paar Monate, bis ich frei von Broterwerbsarbeit bin. Die Freude darauf und die Spannung, was sich wohl ändern wird. Ob ich dann wirklich mehr Zeit zum Schreiben habe? Die Entwicklung, die sich bei den Verlagen, aber auch bei Amazon abzeichnet. Die Hürden und Messlatten, um an die Verlage und Agenturen heranzukommen, werden immer höher und unüberwindlicher, die Wartezeiten immer länger, der Verkaufsdruck immer stärker. Bei Amazon sieht es so aus, als hätte ich gerade noch ein starkes halbes Jahr vom Kuchen abbekommen, den sich jetzt immer weniger Spitzenverdiener teilen. Und wer viel verkauft, wird fürstlich belohnt, hüben mit Boni, drüben mit neuen lukrativen Verträgen und gewaltigen Vorschüssen. Ich bin momentan gar nicht so erpicht darauf, auf ein weiteres Karussell aufzuspringen. Verkaufsdruck ist ein Kreativkiller! Am besten geht es mir, wenn ich einen neuen Roman überarbeite und feststelle, dass sich meine Stimme weiterentwickelt hat. Wenn ich wieder den Raum finde, um Neues zu entwickeln. Oder wenn ich eines der Bücher lese, die wir wieder angeschleppt haben. Bücher und Schreiben werden meine Zukunft sein.

    Dienstag, 13. Januar 2015

    Zauberhafte J.K. Rowling

    Zu den überwältigenden und weltumspannenden Ereignissen am letzten Sonntag in Frankreich habe ich im letzten Beitrag einen Link zu Petra van Cronenburg gesetzt. Wer anders als sie könnte das so hautnah beschreiben! Hier ist inzwischen mehr oder weniger wieder der Alltag eingekehrt. Auf den Hinweis einer Kollegin hin habe ich mir vorgestern Abend den biografischen Film über J.K. Rowling angesehen. Was dabei vor allem rüberkam, war die Gewissheit, mit der diese Autorin ihren Weg gegangen ist. Sie hat schon ganz früh gewusst, dass sie Schriftstellerin werden wollte, und dass alle anderen Lebensereignisse nur Umwege zu diesem Ziel sein würden. Die Mauern, die sie einrennen musste, waren dick genug. Eine gescheiterte Ehe, Gewalt durch den Ehemann, alleinerziehende Mutter, kein Geld, kein Job, Sozialhilfe. Die Schreibmaschine, die sie sich vom Mund abgespart hatte. Die Absagen der Agenturen, die unzähligen Absagen, welche die eine Agentur, die an sie glaubte, dann noch erhielt. Dann die Zusage von Bloomsbury, das Schweben durch die Schule, in der sie gerade unterrichtete, das erste Buch in eigenen Händen, wie es duftete, eine Lesung vor wenigen Leuten -und dann der kometenhafte Aufstieg nach Amerika und bis zu 400 Millionen verkauften Büchern bis heute. Alle drei Minuten beginne auf der Welt jemand damit, Harry Potter zu lesen. Ich selbst habe die Bücher nicht gelesen, bin aber überzeugt, dass die Autorin ihr Lebensziel mehr als erreicht hat. Bei einer Besprechung in einem kleinen Verlag sagte uns die Verlegerin, J.K. Rowling habe es geschafft, dass auch Menschen, die sonst nie ein Buch in die Hand nehmen, angefangen hätten zu lesen. Das bekam ich gestern auch von einem ehemaligen Klienten zu hören, dass er seit sechs Jahren nicht mehr gelesen hätte und nun, nach Lektüre eines meiner Bücher, mehr lesen möchte. Für einen Autor - und die Erfolgsgeschichte von Rowling dient ja immer so gern als Mittel gegen Schreibblockaden -ist das auf jeden Fall ein Kompliment.

    Freitag, 9. Januar 2015

    Woher kommt der Hass?

    Bisher habe ich keine Worte gefunden, um etwas über den Anschlag vom 7. Januar sagen zu können. Ich kann nur etwas über meine Versuche berichten, mehr Klarheit über die Hintergründe zu bekommen. Gestern Abend wartete ich auf die Spätausgabe der Tagesschau und habe dabei die restliche Sendung von "Panorama" mitbekommen. Da ging es offensichtlich um das Internet und seine Auswirkungen auf die gesellschaftliche Entwicklung. Einer meinte, es sei eine neue, global miteinander verbundene und kommunizierende Welt entstanden, in der alle alles teilen und das ganze Leben öffentlich geworden ist. Dass sei gut so, denn schon in früheren Jahrhunderten habe man in großen Räumen nebeneinander und miteinander geschlafen und sei öffentlich miteinander auf der Toilette gesessen. Eine Frau hielt dagegen, dass jede Privatsphäre schwindet, jeder jeden aushorchen und überwachen kann. Dann sah ich die Bilder der Fahndung im Fernsehen, sah die solidarische Gemeinschaft der Pariser und aller Franzosen, die sich ihre Freiheit nicht wegnehmen lassen wollen. So habe ich es auch eingeschätzt, dieses Volk, das sich durch eine Revolution eben diese Freiheiten erkämpft hat.

    Ich habe Angst, wie sicher Millionen andere auch, gleich welcher Nationalität und welcher Religion. Aber Angst ist ein schlechter Ratgeber, wie wir alle wissen. Heute wollte ich mehr über die Hintergründe wissen und habe in den virtuellen Zeitungen geblättert. Da fand ich einen Artikel bei NTV, der sich mit der deutschen Terrorabwehr beschäftigt. So effektiv ist Deutschlands Terrorabwehr.
    Deutschland hat bisher Glück gehabt, während es in Frankreich schon verschiedene tödliche Anschläge gab, alle in Folge des 11. September 2001, obwohl es auch bei uns schon zehn versuchte Anschläge gab. Entweder haben Zünder versagt, eine Bombe wurde rechtzeitig entdeckt oder derjenige rechtzeitig verhaftet. Auf dieses Glück könne man sich aber nicht verlassen. Die Franzosen hätten effektivere Möglichkeiten, gegen Terrorismus vorzugehen. Und für diese Möglichkeiten einer stärkeren Abwehr müsste auch mehr Geld bereit gestellt werden, müssten die Lauschangriffe noch intensiviert werden, auch wenn das die Bürgerrechte immer mehr einschränke. Die sind aber sukzessive im Lauf der Jahre sowieso mehr und mehr eingeschränkt worden, ich denke bloß an das Brimborium, das sich um die Flüge herum entwickelt hat.

    Der nächste Artikel der "Zeit" beschäftigt sich mit den Hintergründen der mutmaßlichen Attentäter. Sie waren ja so zerfahren und haben ihren Ausweis im Wagen liegengelassen. Dazu schreibt die Zeit einen Artikel über die beiden Brüder, die jetzt gezielt im Nordosten von Paris gesucht werden. Woher kommt der Hass? Es werden zwei Begriffe genannt: Das Internet und eine radikalisierende Sozialisation. In Gefängnissen und im Internet hätte sich diese Radikalisierung erst voll entwickelt - und richte sich gar nicht gegen religiöse Unterschiede (zwei der Getöteten waren nämlich Muslime), sondern gegen ein verhasstes System. So viel mutmaßt man bis jetzt, dass nämlich keine Organisation dahinter zu stecken scheint. Letzte Meldung der Tagesschau um 12.00: Die Reporter wurden erstmal weggeschickt, Krankenwagen wurden bereit getsellt, die Hauptstraße geräumt. Man bereitet sich auf einen Sturmangriff auf das Quartier der beiden Brüder vor, die inzwischen ein Auto gestohlen und eine Frau als Geisel genommen haben.

    Ich weiß so wenig wie jeder andere eine Lösung. Angst und Weggucken sind sicher die schlechtesten. Solidarität und Aufklärung, wie sie gerade massenhaft entstehen und praktiziert werden, die einzige Antwort. Und da ist die Öffentlichkeit, auch und gerade des Internets und anderer Medien, absolut geeignet, eine Bedrohung, die mehr ist als alles Bisherige, abzuwehren und das Wissen und die Besorgnis darüber mit anderen zu teilen.

    Einkaufen gehen von Petra van Cronenburg
    Glotze gucken -Petra van Cronenburg zum Tag, an dem Millionen demonstrierten

    Montag, 5. Januar 2015

    Heimatjahre

    Es geschieht sehr selten, dass ich ein Buch, das ich gerade lese und das mich begeistert, hier vorstelle. Man erinnere sich an Felix Huby, langjähriger Autor und Publizist, Schöpfer von vielen Krimis, die im süddeutschen Raum spielen. Die Tatort-Kommissare Max Palu, Jan Casstorff und Ernst Bienzle sind seiner Feder entsprungen. Jetzt hat er beim Verlag Klöpfer&Meyer in Tübingen ein Werk herausgebracht, das so richtig in meine momentane Suche hineinpasst und mir unvergessliche Lesestunden am Abend verschafft. Vom selben Verlag begeisterte mich übrigens auch das Wanderabenteuer "Westwegs" von Johannes Schweikle.
    "Heimatjahre", da möchte man doch gleich an "Schillers Heimatjahre" von Hermann Kurz denken, ein Buch, das er fast hundertfünfzig Jahre vorher schrieb. Es geht um ein kleines Dorf bei Tübingen gegen Ende des letzten Weltkriegs. Die Bewohner werden in ihrer ganzen Vielfalt beschrieben, es ist viel Autobiografisches dabei, und ich sehe Bilder aus meiner Kindheit aufsteigen. Den Ausscheller, habe ich den nicht auch noch erlebt, den Lumpensammler, den Schuster und diese komischen klapprigen Busse? Ganz baff war ich, als ein Einkaufsnetz erwähnt wurde. Da erstand vor meinem inneren Auge so ein gelbrotes Netz aus Nylon, das man früher mit zum Kaufmann an der Ecke nahm. Bei dem man einzeln Lollies für fünf Pfennige kaufen konnte und Lakritzrollen. Die Frigeo-Brause gibt es heute noch, ebenso den Pustefix, die Fabrik steht in einem Ort zwischen Tübingen und Rottenburg. Ganz großes Kino, muss ich sagen! Parallel dazu läuft im ZDF ein Dreiteiler über dieselbe Zeit - über Tannbach, ein geteiltes Dorf zwischen der Ex-DDR und Bayern. Ja, das ist sehr inspirierend. Eine ganze Weile werde ich mich noch inspirieren lassen, bevor ich mein nächstes Werk angehe. Und währenddessen registriere ich, dass die E-Bookverkäufe seit dem 1.1. 15 stagnieren, die Kindle Unlimited Ausleihen dagegen hochgehen. Es ist weiterhin ungewiss, wohin die Reise gehen wird. Ich bin auf jeden Fall mal in ein Boot gestiegen.



    Dienstag, 30. Dezember 2014

    Der eigene Weg-Jahresausblick


    Weihnachten sollte dieses Jahr eigentlich für uns ausfallen, wenigstens in der Form, wie sie uns von den Medien und den Massen suggeriert wird. Das Ewiggleiche an Menschen-, Verkehrs- , Konsum- und Gefühlsstaus hatte ich ja schon an früherer Stelle beschrieben. Wie stark gesellschaftliche und soziale Zwänge sein können, habe ich noch nie so sehr wie diesmal erlebt. Ich wollte dieses Fest ein wenig inszenieren wie das Weihnachtsgedicht, das ich früher vor dem Tannenbaum aufgesagt habe. Wir sind durch festlich erleuchtete Fachwerkgassen gegangen. Da standen aber keine tausend Kindlein zum Schauen, sondern sie lärmten aus den Fenstern heraus und schossen Leuchtdiaden ab. Rausgehen aus den Mauern, das wusste ich, würde das Richtige sein. Aber irgendwie konnte man all den Zwängen nicht entfliehen. Dann fuhren wir in eine mittelalterliche Stadt, sahen seltsame Tiere, die an der Außenwand des Münsters angebracht waren, Zaubermittel gegen die Dämomen, sahen den ersten Schnee auf der schwäbischen Alb und ein Märchen von einem Schloss und einer barocken Kirche, ebenfalls festlich erleuchtet in der kalten Nacht. Und endlich, Tage später, in anderer Besetzung, kamen wir heraus aus den Mauern, wanderten über eine Hochfläche, auf der uns der Wind die Nasen rot blies und die Sonne auf Schneefeldern glitzerte. Vorgebahnte Wege sind leicht zu beschreiten-wie viel schwieriger ist es, sich selbst einen Weg im Tiefschnee zu bahnen! Aber ich wusste, dass es einfacher werden würde, wenn wir erst im dichten Wald wären. Und siehe da, die Strapatze hatte sich gelohnt. Der eiskalte Wind legte sich, die Bäume schützten uns, innerhalb des Waldes begann es sogar zu tauen. Und der Weg führte zielgenau zum Ausgangspunkt zurück.

    Auf der Schwelle zum neuen Jahr, mit zufriedenem Blick zurück aufs vergangene, möchte ich doch noch versuchen, eine kleine Bilanz zu ziehen. Heute Nacht träumte mir, ich würde ein Haus verlassen, das alt und verstaubt und muffig ist. Draußen waren Menschen. Aber das Fortkommen ging nicht so schnell wie gewünscht, der Bus fuhr nicht, niemand wusste so recht, wie es weitergehen sollte. Aber wir waren draußen, und die Luft war frisch und unverbraucht. So sieht es hier aus am Jahresende. Ein Blick zurück und ein Blick nach vorn. Die vorgebahnten Wege sind bequem, aber auch mit all diesen Zwängen verbunden. Sich selbst seinen Weg zu bahnen ist anstrengend und auf die Dauer allein nicht durchzuhalten. Ich brauche beides. Und aus welchen Bindungen und Zwängen sollten wir uns lösen?Aus allen, die uns lähmen und uns daran hindern, fortzukommen. Wenn der Bus nicht fährt, fährt vielleicht die Bahn, und wenn alles darniederliegt, haben wir ja immer noch unsere Beine und können laufen oder Fahrrad fahren. Alles, was im vergangenen Jahr für mich erfolgreich war, habe ich mit eigenen Händen auf die Beine gestellt. Da kamen zwei negative Meldungen gerade recht. Gestern die Absage des kleinen Publikumsverlages für meinen Krimi, heute die Ankündigung, dass der Ladenpreis des Verlagsbuches von 2011 (historischer Krimi, jetzt "Teufelswerk") ab 1.1.15 von 14,90 auf 5 Euro herabgesetzt wird. Damit nähert er sich meinem neuen E-Bookpreis von 4,49 Euro an. Sollte das ein Zeichen sein?

    Ich glaube nicht, dass das neue Jahr besser wird. Die alten Strukturen sind ja noch da. Die Mauern sind da und die Zwänge. Der Zustand der Welt ist nach wie vor mehr als besorgniserregend. Aber wir können eine neue Sicht auf die Dinge entwickeln. Ich nehme mir nichts vor, fasse keine guten Vorsätze, die alsbald doch wieder von der lähmenden Gewöhnung gefressen werden. Ich möchte ausziehen aus diesem alten, vermoderten, muffigen Haus, möchte erste Schritte tun, die mich freier atmen lassen. Und in diesem Sinne wünsche ich all meinen Lesern und denen, die zufällig vorbeikommen, einen guten Start und ein Händchen für den eigenen Weg im neuen Jahr!


    Mittwoch, 24. Dezember 2014

    Weihnachtswünsche

    Auch dieses Jahr geht jetzt seinem Ende entgegen. Ich wünsche allen meinen Lesern entspannte Feiertage und ein neues Jahr, in dem Träume verwirklicht werden und neue Impulse ins Leben kommen. Nähe, Austausch, Inspiration. Und ein starkes Lebensgefühl, "elan", wie die italienische Autorin Dacia Mairani es nennt. Bis gestern hieß es für mich noch arbeiten, jetzt liegen zwei Wochen Urlaub vor mir.

    Samstag, 20. Dezember 2014

    Verlage versus Self Publishing

    Angeregt durch die Diskussion im vorigen Beitrag und durch das Interview mit Carla Berling möchte ich mich noch  einmal mit meinen Verlags- und meinen Selfpublishererfahrungen beschäftigen. Dazu unterteile ich das, was mir persönlich wichtig ist, in einzelne Kategorien. Es handelt sich um vier verlegte Bücher in regionalen Kleinverlagen, um vier Printausgaben in einem überregionalen, größeren Verlag sowie um zwei selbst bei Amazon verlegte Kleinverlagsbücher. Dazu kommen noch fünf Verlags-Ebooks für einen Preis von durchschnittlich 6,99-7,99 Euro. Die laufen insgesamt schlechter als mein eigenes, nur bei Thalia haben sie manchmal ganz gute Rankings.

    1. Sichtbarkeit
    Die gedruckten Kleinverlagsbücher waren, wenn, dann nur in regionalen Buchhandlungen sichtbar. Die vier im größeren Verlag erschienenen Romane dagegen bundesweit mit einer "Laufzeit" zwischen zwei und neun Monaten. Das erste selbstverlegte war durch eine Verschenkaktion sichtbar und wurde massenhaft runtergeladen, danach verschwand es in der Versenkung. Das zweite selbstverlegte war ein halbes Jahr lang gut sichtbar und lässt jetzt allmählich nach. (wahrscheinlich würde eine Rabattaktion es wieder nach oben spülen).Beziehungsweise sei das vor Weihnachten normal, wie ich gerade erfuhr. Die meisten E-Book-Verkäufe gebe es am 26. Dezember.

    2.  Kommunikation
    Die Kommunikation war bei den Kleinverlagen unterschiedlich. Bei allen dreien gab es persönliche Kontakte, viele Träume, was man alles an Marketingaktionen starten könnte, die aber alle im Sande verliefen. Die Autorenpflege war bei zumindest zweien gut (s.u.). Bei einem dieser Verlage war die Kommunikation extrem schwierig. Die Kontakte zum größeren Verlag beschränkten sich auf den Agenten und einen Lektor, wobei der Agent die Autorenpflege übernahm. Im Selfpublishing ging und geht die Kommunikation reibungslos und schnell über den Support.

    3. Marketing
    Alle drei Kleinverlage haben einiges fürs Marketing getan: Anzeigen, Zeitungsartikel, Rezensionsexemplare. Der große Verlag hat seine Vertreter in die Buchhandlungen geschickt, und die ersten beiden Bücher genossen Aktionen wie "Buch des Monats bei Karstadt" oder einen "Weihnachtssondertisch" bei Thalia. Beim Self Publishing habe ich für das Buch, das nicht gut lief, wesentlich mehr getan als für das, welches in meinen Augen gut gelaufen ist. Das heißt, gezielte Drumherumwerbung auf verschiedenen Plattformen brachte höchstens was für den Aufbau der Marke, dagegen eine einmalige Rabattaktion beim zweiten ein halbes Jahr oder mehr Sichtbarkeit und Verkäufe.

    4. Wartezeiten
    Die waren bei den Kleinverlagen nicht lang. Hatte sie schnell gefunden, die Bücher kamen einige Monate nach Beendigung der Romane heraus. (Mit Ausnahme des ersten, da der Dichtergeburtstag erst zwei Jahre später war). Beim Großverlag dauerte die Vermittlung durch den Agenten sieben Monate, bis das erste Buch veröffentlicht war, vergingen dann mindestens ein bis eineinhalb Jahre. Das Selbstverlegen lag im Schnitt vielleicht bei 2 1/2 Monaten. Ein sechswöchiges Lektorat dazugerechnet wären ca. 4 Monate. Und dann kann man sofort veröffentlichen.

    5. Abrechnungen
    Die Kleinverlage haben pünktlich und sauber abgerechnet, immer im Frühjahr. Es waren immer dreistellige Zahlen. Beim größeren Verlag gab es Vorschüsse in vierstelliger Höhe, jedoch kamen die Abrechnungen mit den Jahren immer später, zuletzt erst im Juni statt Ende März. Begründung: Der Vorschuss, der Buch für Buch neu verrechnet wird, war noch nicht eingespielt. Man kann sich also kein Buch erlauben, das weniger gut geht als die anderen. Bei Amazon kann man sich auf die pünktliche Zahlung verlassen. In dem halben Jahr habe ich etwa das Gleiche verdient wie mit den Kleinverlagsbüchern insgesamt. Wenn man die Agenturprovision abzieht und berücksichtigt, dass der Vorschuss auf zwei Jahre verteilt ausgezahlt wird, habe ich in dem halben Jahr so viel verdient wie mit dem Großverlagsbuch im Jahr. Dabei hatte sich mein Debütroman bei Aufbau, "Die Nonne und die Hure" innerhalb von zwei Wochen 6000 Mal verkauft, in der zweiten Auflage noch einmal 5000 Mal.

    6. Inhalt, Cover, Klappentext
    Den Inhalt der Kleinverlagsbücher habe ich selber bestimmt, das Cover habe ich in einem Fall selbst ausgesucht, in den anderen beiden Fällen wurden sie mir vorgelegt. Der Inhalt der Großverlagsbücher war nicht ganz frei, Happy End erwünscht und so, die Cover sah ich zunächst erst dann, wenn sie bei Amazon erschienen. Später wurden sie mir zumindest in aller Eile vorgelegt. Die Selbstverlegten trugen natürlich ganz meine eigene Handschrift, ebenso die Klappentexte. Nun ja, alle Verlage haben sie selber gemacht und mir teilweise kurz vorgelegt.

    7. Lektorat
    Dauerte bei den Kleinverlagen vier Wochen bis drei Monate, beim Größeren 2 1/2 Wochen bis ein Wochenende. Allerdings wurden die Texte mit der Zeit auch immer "druckreifer". Was ich bei den Kleinen gelernt hatte, zahlte sich also später  aus. Auf jeden Fall waren die ersten Lektorate sehr viel intensiver -und im persönlichen Kontakt kam viel mehr Wertschätzung rüber.

    Fazit: Die Sichtbarkeit ist bei Verlagbüchern wie bei selbst verlegten Büchern vorübergehend, kann aber bei Letzteren leichter wieder hergestellt werden. Die Kommunikation ist ingesamt beim Selbstpublizieren besser. Man hat da auch nie das Gefühl, Autor zweiter Klasse zu sein, wenn ein Buch nicht so erfolgreich ist. Das Marketing ist für mich beim Selbstpublizieren leichter. Wartezeiten, für mich besonders heikel, verkürzen sich beim SP drastisch. Die Abrechnungen kamen von Amazon und den Kleinverlagen pünktlich, allerdings von Amazon monatlich rückwirkend statt einmal im Jahr. Und man kann täglich seine Verkäufe und Ausleihen einsehen. Durch Kindle Unlimited verdient Carla Berling mehr als mit den Prozenten, die sie bei Kleinverlagen bekommen hat, wie sie in einem Interview sagt. Über Cover, Inhalt und Klappentext braucht man nicht mehr zu reden. Also spricht, wenn man nicht ein alteingesessener Erfolgsautor im Großverlag ist, eigentlich alles für Self Publishing.

    Mittwoch, 17. Dezember 2014

    Der Biss des Skorpions

    Gerade ist die Weihnachtskarte meines ersten Verlages eingetroffen. Seit zehn Jahren, seit ich 2004 dort einen Roman veröffentlichte, bekomme ich diese Grußkarten zugeschickt, obwohl ich die Rechte an dem Buch schon längst zurück bekommen habe. Es zeigt mir, dass es noch Verlage gibt, die ihre Autoren regelrecht "pflegen". Um diese Zeit schreiben ja manche von uns gern ihren Jahresrückblick und ihren Ausblick auf das kommende Jahr. Ich möchte einfach nur mal sagen, wie ich mich momentan mit dem fühle, was ich mache. Gestern hat mich ein Skorpion gebissen. Ja, ich weiß, das ist der Titel eines bekannten Thrillers, aber so weit ist das Thema dann auch gar nicht weg von mir. Ich habe mir überlegt, was ich in der Zeit, in der ich auf die nächste Verlagsanwort warte, anfangen soll. Und kramte eine Idee heraus. Die schlummert schon seit Veröffentlichung dieses ersten Romans in mir. Ich war nur nie in der Lage, sie in eine passgerechte Form zu bringen. Das immer wieder neue Aufbranden von Gewalt in dieser Welt und das Wachsen des braunen Sumpfes haben mir dieses alte, immer gültige Thema wieder ins Bewusstsein gebracht. Dazu fiel mir eine Geschichte ein, die ich ebenfalls vor zehn Jahren schrieb und die von einem mysteriösen Flugzeugabsturz im südamerikanischen Urwald erzählte. Ich fing an zu recherchieren und bekam dabei immer heißere Ohren. Und schon war ich gebissen! Das Gift des Skorpions verbreitet sich langsam, aber unaufhaltsam in meinem Blut. Den ungefähren Verlauf habe ich im Kopf, die Idee ist aufgeschrieben. So viel sei verraten, dass die Geschichte in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts spielt und mit einer Reise nach Argentinien verbunden ist. In dieser Zeit wanderte mein Onkel nach Argentinien aus und betrieb als Verwalter eine Estancia. Ich war 1969 einige Monate dort und bereiste das Land bis in den äußersten Westen und den Norden. Ich erinnere mich genau daran, wie die Luft während der Überfahrt in einem Frachter nach Salz schmeckte, dass alles klebte, wie der Skunk in der Pampa aussah, wie sich das Gürteltier davon machte, höre noch das Krächzen der Papageien im Urwald, sehe den Wasserfall in die Tiefe donnern und schmecke die Sauce, die von den Gauchos zum Asado serviert wurde (Öl, Zitronensaft, Salz, Pfeffer, Chili).

    Und wie war das Jahr, das unaufhaltsam seinem Ende entgegen geht? Allgemein, ich schrieb es schon, hat es mir beruflich-persönlich noch einmal einen richtigen Aufschwung gebracht. Bis April hatte ich meinen Schwarzwaldkrimi beendet und schickte ihn an meinen Hausverlag und eine Agentur. Keine Antwort des ersteren bzw. eine abschlägige der zweiten. Bis Juni war ich mit Herausgabe meines Verlagsebooks beschäftigt. Mit dem Verlauf bin ich, ehrlich gesagt, zufriedener als mit allem anderen davor. Aber es war ja auch fix und fertig lektoriert und korrekturiert. Bis Ende November, also sechs Monate lang, schrieb ich an meinem neuen historischen Krimi. Den habe ich vor  etwa einer Stunde, nach nochmaliger Korrektur des Exposés, zu einem E-Bookverlag geschickt. Bleibt noch die Frage, ob ich mich bei meinem "Teufelswerk" an einen Distributor wende oder ihn demnächst wieder bei Amazon KDP select anmelde. Es sind gerade (ohne select) keine Ausleihen mehr zu verzeichnen, dafür teilweise ein Ansteigen der Verkäufe. Der Ebookverlag arbeitet auch mit Kindle unlimited, wegen der Sichtbarkeit und Bekanntmachnung, so habe ich es verstanden.

    Hier noch ein Interview mit Carla Berling, die von der Kleinverlagsautorin zur Selfpublisherin wurde: Autorin-Carla-Berling-kommt-ohne-Verlag-aus-und-setzt-stattdessen-auf-Amazon