Montag, 30. August 2010

Druckfrisch-und schwer beschädigt




Gerade noch rechtzeitig erwischte ich gestern spät abends die Sendung "Druckfrisch" mit Denis Scheck und ein Interview mit Hakan Nesser.
Von ihm habe ich noch nichts gelesen, aber die Filme im Fernsehen verfolgt, die sehr dicht und eindringlich sind. Hier die TOPP TEN der Spiegel-Bestsellerliste mit den Kommentaren von Denis Scheck:

Spiegel-Bestsellerliste

Das Buch "Splitter" habe ich nun fertig und merke am Nachhall, dass es wirklich großartig ist. Wenn jemand Sprache und einen einmaligen, spannenden Plot so miteinander verweben kann, ist es kein Wunder, dass Sebastian Fitzek den Glauser-Preis bekam, und Millionen verkauft. Ich werde es immer in Erinnerung behalten so wie auch Wulf Dorns "Trigger", den ich gerade zum zweiten Mal lese. Und ich freue mich sehr auf die Taschenbuchausgabe von "Kalte Stille". Was mich ebenfalls nicht wundert: Wenn ich einen Krimi schreiben will, scheint es in der Welt nur noch Krimis zu geben!
Noch ein Nachsatz, der mir eingefallen ist: In diesen, von mir inzwischen bevorzugten Krimis, werden die Figuren teilweise so schwer, auch moralisch, beschädigt, dass ich nicht mehr daran glauben kann, dass die Leser das nicht ertragen oder nicht wollen. Letztendlich wird es die alte Frage der künstlichen Trennung in Literatur und Unterhaltung sein. Jedenfalls sehe ich jetzt, während ich im Vorfeld lerne, bei Krimis immer umfangreiche Beschädigungen, egal ob E oder U.

Mittwoch, 25. August 2010

Wovon träumen Krimiautoren?

Vor zehn Jahren, bevor ich mit dem belleristischen Schreiben begann, hatte ich den Traum, einen historisch-literarischen Kalender zu kreieren, als Gemeinschaftswerk. Acht Jahre lang schrieb ich Romane, von denen vier veröffentlicht wurden. Der Kalender ist inzwischen gemacht. Drei Kurzgeschichten sind in einer Anthologie untergebracht. Und heute stoße ich auf Textstellen eigener Produktion, die sich haargenau in den Erzähltext des Sachbuchprojektes einpassen. Das Werk ist in seinem Rohbau fertig. Jetzt wird es eine längere Zeit geben, in der es wieder und wieder überarbeitet werden wird, dazu kommen erzählende Passagen, bewegliche sozusagen, die das Ganze miteinander verbinden. Also, ich fahre zum Beispiel von Tübingen nach Schwäbisch Hall, durch eine historische, literarische und kulinarische Landschaft. InTübingen feiern die Stiftler ein Fest, es geht neckarabwärts nach Stuttgart, dann nach Osten, ins Kochertal. Das Schwäbisch Haller Landschwein guckt mich aus dem Stall heraus mit seinen Knopfaugen an. Bestimmten historischen und literarischen Personen begegne ich immer wieder, darunter Mörike, Hölderlin, Kerner, Uhland, Graf Eberhardt im Barte, Herzog Ulrich von Württemberg, Wilhelm Hauff, dem Maler Jerg Ratgeb. Ein schönes Stück Arbeit, die noch vor mir liegt. Und eigentlich ist der Traum vom Schreiben damit erfüllt. Ob ich aufhören sollte?
Krimi und Thriller sind nämlich eine gewaltige Zäsur, wenn man die bisherige Entwicklung betrachtet. Der Sprung ist weit, und tief kann sich der Autor im Netz der Krimikonkurrenz verstricken. Schreib es für dich!, wurde mir oft geraten. Ich habe es ja alles für mich geschrieben. Wen könnte das interessieren? Mehr als man an zwei Händen abzählen kann? Ja, es stimmt: Wenn niemand je das gelesen hätte, was ich schieb, wäre mir der Antrieb verloren gegangen, da bin ich anders. Nur für mich, das schreibe ich in mein Tagebuch. Blitzeinfall: Ich könnte doch meine eigene Duftmarke entwickeln. Wie wäre es mit einem Wandermörder? Dann kann ich davon träumen, einstmals als Buch der Bücher zu erscheinen!
Und: Wovon träumen wohl Krimi- und Thrillerautoren? Gestern habe ich einen amerikanischen Wissenschaftsthriller aus den 90er Jahren angefangen, aus dem modernen Antiquariat. Sehr spannend, aber irgendwie alles schon einmal dagewesen. Sir Arthur Conan Doyle hat doch auch so eine spannende Geschichte über den venezianischen Urwald geschrieben. Ist nicht Sherlock Holmes darin verschwunden? Und reißende Woodoo-Bestien, Anatomie der Leichen, Blut und Gestank hatten wir ebenfalls zur Genüge. Schön, ich werde ihn zu Ende lesen, weil ich wissen will, wer und was dahintersteckt.
Dann die Regionalkrimis: Wenn ich Sendungen über bestimmte Regionen anschaue, wird neuerdings jedesmal ein Krimiautor gezeigt, der die Orte seiner Leichenfunde begeht und bezeigt. Bald werden die Regiokrimis so überhand nehmen, dass der Trend vorbei ist, bevor er sich erst so richtig entfalten konnte. Und auf abfahrende Züge sollte man nun wirklich nicht mehr aufspringen! Denn bald sind sie wegen Überfüllung geschlossen.
Als Autor sollte man im eigenen Interesse Trends beobachten, ob man nicht zufällig in ihren Sog gerät. Oder ungewollt und unbewusst Cora-gestylte Romane für die Masse schreibt. Damit wir uns richtig verstehen: Ich w i l l diese Krimis schreiben, sobald der Handlungsablauf für mich schlüssig ist. Das wollte ich ja schon nach dem zweiten Buch. Kann es sein, dass es einfach selten geradlinig, sondern oft auf Umwegen, mit Irrtümern und Kurskorrekturen vor sich geht?

Montag, 23. August 2010

Die Gretchenfrage an den Autor

Gestern war es mal wieder soweit: Bei einem verwandtschaftlichen Besuch
stellte ein junger Mann die Frage, was man denn mit Bücherschreiben so verdienen könne. Was? Na ja, dann könne man es auch lassen, war sein Fazit. Aber könne man dann nicht auch vieles andere lassen, hielt jemand dagegen. Dann braucht niemand mehr einen sozialen Beruf zu ergreifen, Arzt, Lehrer, Krankenschwester oder Sozialarbeiter zu werden. Die waren immer unterbezahlt für das, was sie leisten, und die Banken und Konzerne, die für die wirtschaftliche Situation mitverantwortlich sind, streichen nach wie vor die großen Gewinne ein.
Als ich ernsthaft mit dem Schreiben anfing, habe ich gar nicht an Geld gedacht. Höchstens daran, einen Preis zu gewinnen, worüber ich heute grinsen muss. Heute kann man in einem Spezialranking angucken, wie oft sich ein Buch bei Amazon im Monat verkauft. Das sagt aber nichts über die tatsächlichen Verkaufszahlen, wie wir wissen. Warum tut ein Autor sich das an, fragen sich viele. Eineinhalb Jahre oder länger für ein Buch recherchieren, es schreiben und immer wieder recherchieren und überarbeiten. Um dann vielleicht zu hören, dass es nicht mehr im Trend sei oder die Verkaufszahlen des vorigen Buches nicht stimmten. Welcher Autor, welcher Verlag will schon auf seinen Büchern sitzen bleiben? Aber schreiben, um schnell vergessen zu werden?
Was macht Bücher unvergesslich? Gestern Abend hatte ich nichts mehr zu lesen; da fiel mir ein Band mit "Meistererzählungen" von Dostojewski in die Hand. Die Erzählungen waren deshalb meisterlich, weil die auftretenden Konflikte zeitlos sind. Da nimmt jemand zum Beispiel einen Trinker auf und will ihm seine Reithose schenken. Als die verschwunden ist, verdächtigt er den Trinker solange, bis der sein Bündel nimmt und geht. Er hat immer seine Unschuld beteuert. Einige Zeit später kommt der Trinker wieder, sterbenskrank, verhungert und durchgefroren. Im Sterben beichtet er, dass er die Hose doch genommen habe. Oder der Ehemann, der die Untreue seiner Frau nachweisen will und dabei in Teufels Küche kommt. Am Schluss sitzt die Frau zu Hause und hat ihn überall suchen lassen, wohl noch gedacht, er sei untreu gewesen...das sind Lektionen, die sitzen, und zwar ohne pädagogischen Zeigefinger. Warum haben die Urmenschen Figuren in die Felsen ihrer Höhlen gemalt? Etwa, weil sie ahnten, dass man einmal Eintritt verlangen würde, um sie sehen zu dürfen? "Brotlose Kunst" ist für mich eine Kunst, die von Menschen gebraucht wird, um zu überleben.

Sonntag, 22. August 2010

Mein Buch der Bücher

Petra van Cronenburg weist in ihrem Blog auf eine Aktion der Schillerbuchhandlung in Stuttgart-Vaihingen hin. Welches ist für Sie das Buch der Bücher?
Zunächst einmal fällt mir als eines der Ersten ebenfalls Umberto Eco "Der Name der Rose" ein. Ich habe es mindestens dreimal gelesen, ebenso oft wie Tolkiens "Herr der Ringe".

Meine liebsten Kinderbücher waren:
Ich bin Tiger
Oh wie schön ist Panama und weitere Bücher von Janosch
Die Bücher von Tomi Ungerer, zum Beispiel das Liederbuch-letzte beide aber erst als Mutter
Die Häschenschule
Pippi Langstrumpf
Karl May, Winnetou und andere
Andersens und Grimms Märchen
Robinson Crusoe von Daniel Dafoe

Während der Schulzeit:
Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull von Thomas Mann
Der Steppenwolf von Hermann Hesse
Homo Faber und Stiller von Max Frisch
Werther und Wahlverwandtschaften von Goethe
Tod in Venedig von Thomas Mann
Der Idiot von Dostojewsky
Der Fänger im Roggen von Salinger
Tom Sawyer und Huckleberry Finn von Mark Twain (dem begegne ich jetzt häufig mit Reiseberichten)
Onkel Toms Hütte von Beecher-Stowe
Albert Camus Der Fremde und Die Pest

Später:
Rebecca von Daphne de Maurier
Als päd.-psych. Bücher: Der Weg aus dem Labyrinth von Bruno Bettelheim und:
Die hilflosen Helfer von Wolfgang Schmidbauer
Die Entdeckung des Himmels von Harry Mulisch
Leo Tolstoi, Krieg undFrieden

Der grüne Heinrich von Gottfried Keller
Damals Simmel, später Krimis von Simenon bis Fred Vargas, historische Romane, Klassiker, den Katalog von MRR rauf und runter, einige Hemingways.
NOCH GANZ WICHTIG: AUSGEBRANNT von Andreas Eschbach. Von allen Thrillern für mich der Beeindruckendste der letzten Jahre.

Das sind alle die Bücher, die mir am Stärksten im Gedächtnis geblieben sind. Einige der früheren sagen mir heute weniger.
Sollte ich mich für eines entscheiden, das m e i n liebstes und meistgelesenes Buch wäre:

Der Name der Rose

Das fängt für mich unvergleichlich an und hört spannend und unvergleichlich auf!
Die beiden besten Theaterstück, die ich je gesehen habe, waren übrigens
Nathan der Weise von Lessing und

Biografie von Max Frisch

Donnerstag, 19. August 2010

Blogout

Merkwürdig, gestern wurden die Eingänge dieses Blogs noch gestürmt, heute ist alles tot und still. Ausgebloggt, wie wäre denn das? Zumal ich ja mit den Rohlingen des Projektes fast durch bin, die Bücher bald erschienen sind und was nicht erscheint, war eben nur ein Schein am Kometenhimmel der Autorin.
"Kunst geht nicht in die Breite, sondern in die Tiefe", sagte ein Lehrer Rembrandts zu ihm, als sein Freund möglichst große Bilder malte, weil sie sich besser verkauften. Woran ich dabei wohl gedacht habe?
Nein, ich habe keine guten Vorsätze wie Heinrich. Ich sage nicht: Ich schreibe
NIEmehr dicke Bücher! Dicke Bücher machen den Leser glücklich, heißt es, ja, ich lese manchmal auch gern dicke Bücher, aber der Autor wird beim Schreiben dünn und fadenscheinig, und er schwitzt. Und ich sage auch nicht, ich kaufe NIEmehr dicke Bücher, weder an den Stangen der Buchkaufhäuser noch im Antiquariat. Und nicht, dass ich auch keine extrem dünnen Bücher schreiben und kaufen werde, ich denke da an Tannöd. Die Breite eines Buches, eines Bildes, eines Themas, eines Menschen ist so breit wie die Intention, die der, die das Betreffende jeweils hat. Die Tiefe eines jeden ist so tief wie das Wasser, in welches das Lot geworfen wurde. Wie war das noch mit der Mathematik? Wenn wir Breite und Tiefe haben, muss es sich um einen Hohlkörper handeln. Rätselfrage: Was ist nun in der Mitte drin?

Mittwoch, 18. August 2010

Buchrechte zurückerhalten

Es war eigentlich ganz einfach: Vor ein paar Tagen habe ich an meinen ersten Verlag geschrieben (mit Einschreiben), dass ich meine Buchrechte gern zurückhaben würde, weil ich Teile davon selbst verwenden wolle. Heute kam die Antwort: Ich bekomme die Buchrechte mit Brief und Siegel zurück, mit sofortiger Wirkung. Jetzt habe ich also ein paar Exemplare eines Buches in Händen, das nur mir gehört! Und ich kann damit machen, was ich will. Kleine Passagen hatte ich schon für mein jetziges Projekt verwendet, denn ich hatte zwar mit dem Thema schon abgeschlossen, aber der Protagonist begegnet mir in meinem Leben und auf meinen Fahrten auf Schritt und Tritt. Falls ich es jemals in irgendeiner Form als Buch herausbringen wollte, würde ich es aber überarbeiten. Damals hat mir Deutschlands Fachexperte in Marbach ein paar, sehr humorvoll formulierte Tipps dazu gegeben. Und mir bescheinigt, dass ich die Figuren sehr gut hingekriegt hätte. Für diejenigen, die noch nicht erraten haben, um wen es sich handelt:


Eduard Mörike. Ein Leben auf der Flucht. 2004 im Salzer Verlag Lahr erschienen.

Und jetzt die Frage, die auch Matthias Brömmelhaus in seinem Blog gestellt hat:
Bereue ich es, das Buch geschrieben zu haben? Nein, ganz gewiss nicht. Es war mein Einstieg in diese wunderbare Welt des Schreibens und die Basis für alles, was seither geschah. Beim Rückblick fällt mir sowieso nichts ein, was ich hätte anders machen sollen. Alle Umwege und geraden Pfade führten dorthin, wo ich mich jetzt befinde. Einziger Rückschauwunsch: Manches, zum Beispiel aus nicht guten Situationen wegzugehen, hätte ich früher bewerkstelligen können. Aber in erster Linie hat sich für mich doch das Durchhalten bewährt, und das war immer, besonders beim Schreiben, von immenser Bedeutung! Damit meine ich nicht, dass ich 70 Absagen ertragen hätte, sondern dass ich, obwohl ich nie "von außen" auf meine Schreiberei blicken konnte, die Navigation sowohl intuitiv als auch mit dem Kopf beherrschen lernte. Und mit Sicht und Hilfe derer, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

Montag, 16. August 2010

Fundstücke-zum Schreiben schön!

Im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb gibt es so manches zu entdecken.



Das Schopflocher Moor bei Ochsenwang
Hier läuft man auf Eisenbahnschwellen durch den Sumpf


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Im Kloster Herrenalb (Schwarzwald) gibt es geheimnisvolle Einblicke

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Und schließlich müssen Leib und Seele zusammengehalten werden (Eigenkreation)









Das Projekt wächst und wächst, es sind wieder alle Mann an Bord. Alles schon mal dagewesen, tausendmal erzählt? Welche Perspektiven kann man denn noch bringen? Vielleicht die eigene? Mein erstes Zimmer in Tübingen lag in einem Haus aus dem 16. Jahrhundert, in der Burgsteige, direkt unterhalb von Hohentübingen, nein, deshalb habe ich natürlich nicht übers 16. Jahrhundert geschrieben, oder doch?:-) Aus dem winzigen Fenster sah ich die braunroten Dächer der Altstadt, die Kliniken auf den Bergen, und wenn ich aus dem Haus, zu der sonnenwarmen Mauer trat, die blaue Mauer der schwäbischen Alb, das Stift, die alte Burse, den Hölderlintum und die Platanenallee. Der Neckar wand sich als silbriges Band in die Ferne. Ein Stück höher, im Vorbau der Burg, begegnet man dem Astronomen Johannes Kepler, und im Schloss selbst den ältesten Kunstwerken der Menschheit.
Ja, ich glaube schon, dass damals meine Neugier auf dieses Land geweckt wurde, wenn ich mich auch an die Kutteln gewöhnen musste, die meine Mutter ausschließlich für den Hund kochte, mit ensprechendem Geruch durchs ganze Haus. Heute kann man mich mit sauren Kutteln locken. Und die Jahre dieser Sinnes-, Geistes-und seelischen Eindrücke kommen jetzt zurück und fließen mir in die Feder.

Samstag, 14. August 2010

Stunden im Garten


Gestern Nachmittag und Abend habe ich den Computer kalt gelassen und Stunden im Garten verbracht, aber nicht etwa, um die Früchte meiner gärtnerischen oder schreiberischen Arbeit zu genießen, sondern um das zu beseitigen, abzuschneiden und auszureißen, was mir während der vergangenen Traumzeit aufgeschossen war. Es war, als wäre ich wieder geerdet. Dazu fiel mir ein Text von Wahlafried Strabo ein, der im 9. Jahrhundert auf der Reichenau Gartenbau betrieb-und dichtete.


Wenn dann reinere Lüfte die heiteren Tage eröffnen,
Kräuter und Blumen, vom Zephyr geweckt, ihre schüchternen Triebe
Aus den Wurzeln senden zum Licht, die im finsteren Schoße
Lang sich verbargen, scheuend und hassend die eisigen Fröste,
Wenn die Wälder mit Laub und die Berge mit üppigen Kräutern,
Lachende Wiesen schon grünen mit Gras, eine Weide der Augen,
Dann haben Nesseln den Raum überwuchert, der vor meiner Türe
östlich zur Sonne sich wendet als Garten auf offenem Vorplatz,
Und auf den Flächen des Feldchens ist übles Unkraut gewachsen,
Pfeilen vergleichbar, verderblich bestrichen mit ätzendem Gifte.
Wie dem zu wehren? So dicht war durch unten verkettete Wurzeln
Alles verwachsen, gleichwie im Stalle der Wärter ein grünes
Flechtwerk verfertigt, kunstvoll gewirket aus biegsamen Ruten,
Wenn die Hufe des Pferds in gestaueter Feuchtigkeit leiden,
Weich und morsch wird der Hornschuh, den schwammigen Pilzen vergleichbar.


Ob der auch schon diese verfluchten Quecken im Kompost hatte?
Das Unkraut ist das, was die Gedanken überwuchert. Was Texte überwuchert. Von Zeit zu Zeit muss ich zurück aus den schreiberischen Gefilden, um den Garten klar vor mir zu sehen. So muss er sein, und die Lücken kann ich nach und nach mit neuen Pflanzen füllen. So kam ich auch mit einer Nachbarin ins Gespräch. Ja, sie wolle an den Bodensee fahren, mit einer Gesellschaft, nach Konstanz. Was, ich hätte Bücher geschrieben? Dann sei ich ja eine Schriftstellerin. Bin ich das wirklich? Auf jeden Fall erzählte ich ihr von dem Kalender, der jetzt erscheinen würde, und sie meinte, der wäre sicher auch für gärtnernde Nachbarn interessant. Eine Schriftstellerin bin ich eigentlich nicht, eher eine Roman-und Sachbuchautorin.
Was ist das, diese Traumzeit? Während ich schreibe, bin ich ganz in einer anderen Welt, während neben mir das Leben weitergeht. Dabei versäume ich nicht viel, denn die Traumzeit hat ja ihr eigenes Leben. Aber es ist wichtig für mich, immer wieder zu erwachen, zu schauen, was passiert ist, was weiter geschieht, Traum und Realität in Einklang zu bringen, das Schreiben zu erden und mich mit der Welt und den Menschen, wie sie sind, auseinanderzusetzen.

Mittwoch, 11. August 2010

Der Verfasser von "Lichtenstein" ist Wilhelm Hauff




Es hat sich immer noch nichts getan. Derweil erfinde ich täglich ein neues Rezept. Eben kreiert: Karotten-Apfelsalat mit Frühlingszwiebeln und Walnüssen. Ansonsten sah ich in meinen Zählerstatistiken, dass jemand (oder einige) anscheinend den Verfasser vom "Lichtenstein" suchen. Es ist nicht Mörike, sondern Wilhelm Hauff. Wer sich für solche schönen Details interessiert, sollte sich meinen Kalender besorgen, der in diesen Tagen erscheinen soll. Da geht es auch um den Lichtenstein und Herzog Ulrich. Und um das Hauff-Museum im Schloss Neuenbürg- "Das kalte Herz". Wanderungen, kürzere Berichte über Städte und Landschaften, Maler, über Dichter und Schriftsteller sind dabei, ebenso einige Rezepte, zum Beispiel "Saure Rädle" und "Weihnachtsputer mit Apfelfüllung". Darüber hinaus ein Mondkalender und Gartentipps.
Das Cover für die Anthologie ist noch nicht runterladefähig. Also warte ich weiter und suche mir Gemüserezepte für die Gemüseinsel Reichenau zusammen. Irgendwie muss man die Zeit ja überbrücken, und wenn dabei was Neues entsteht, umso besser!

Samstag, 7. August 2010

Schreibentzug?

Inzwischen ist die Liste der Kommentare zum Beitrag "Und immer wieder: die Verkaufszahlen" so weit angestiegen, dass man schwindelerregend runterscrollen muss, um die letzten zu lesen. Deshalb kopiere ich Petras Kommentar in ein neues Feld:
"Christa, ich hätte noch eine sehr freche Anregung. Ich wage es, sie auszusprechen, weil ich das Spielchen schon mit mir selbst gespielt habe.

Es ganz anders machen zu wollen als andere kann aber auch einen Wolf auslösen, der dich hetzt.

Stell dir vor, es gibt eine Tätigkeit, mit der du ganz sicher und schnell Erfolg haben wirst, bei der du dir keinen Wolf holst, bei der dich keine Unsicherheiten, Bedenken und Zweifel quälen, bei der alles vorherberechenbar ist. Du bekommst Anerkennung, die Menschen lieben und loben dich. Suchst du nach dieser Tätigkeit?

Ganz einfach, hier ist sie: NICHT Schreiben.

Ich meine das im Ernst. Verbiete es dir. Gib es auf (vorerst). Widme dich dem wunderbaren Leben ohne all diese Zwänge und Grübeleien. Versage dir jede Buchidee, jede Arbeit an einem Manuskript. Schreibverbot - du allein bestimmst, wie lange. Ich meine damit ein vorsätzliches Schreibverbot, den bewussten Entschluss, nicht mehr zu schreiben. Nicht diese Zeiten, wo man "halt nicht dazu kommt".

Und dann schau mal, was nach einer Weile mit dir passiert, was es mit dir macht... Ich prophezeie dir, das Ergebnis wird überraschend sein und jede Menge Grübeleien ersparen.

Herzlichst,
Petra"

Zunächst einmal muss ich gestehen, dass ich seit gestern ganz schön wild herumgefuhrwerkt habe. Ich habe meinen Ursprungskrimi ausgemüllt von ca. 160 auf 70 Seiten, die für den neuen verwertbar sind. Heute zwei Seiten geschrieben, die Einleitung des Ganzen - und wollte gerade loslegen. Was Petra vorschlägt und selber schon ausprobiert hat, erinnert mich an ein therapeutisches Verfahren, das in den 70er Jahren innerhalb der Systemischen Theorie und Therapie entwickelt wurde: Die paradoxe Intervention.. Nach meinem kleinen Burnout Ende Mai/ Anfang Juni hatte ich mir das schon mal verordnet. Um dann nach dem Urlaub umso mehr loszulegen, mit etwas ganz anderem (einem Sachbuch, einem ganz speziellen Reiseführer). Im Moment bin ich an einem Punkt angelangt, an dem ich mich nicht entscheiden kann, welches von den Projekten ich weiter bearbeiten will, weil alle was von mir wollen. Ob ich mir ein Schreibverbot auferlegen könnte, diesmal ganz gezielt? Ich weiß aus der Vergangenheit, dass ich immer sehr die Nase hängen ließ und den lebendigen Bezug zum Leben verloren habe, wenn ich nicht schreiben konnte.
Heute zumindest stürze ich mich hinaus ins schöne, klare Sonnenleben, wie geplant!

Mittwoch, 4. August 2010

Und immer wieder: Die Verkaufszahlen

Eigentlich ist es ja schon bekannt, wie das mit den Büchern, den Vertretern und dem Buchhandel funktioniert. Trotzdem habe ich diese Nachricht (Sendung des NDR vom April des Jahres) mit Interesse gelesen.
Ich finde, es fällt schwer, sich bei diesen Tatsachen zu sagen: Es kommt nicht auf die Verkaufszahlen an, denn wenn du die als Autor nicht bringst, nimmt der Verlag dich nicht mehr und dein Buch steht in keiner Buchhandlung. Anscheinend sind es die Titel (und Cover), die den Buchhändler von der Verkäuflichkeit eines Buches überzeugen müssen, damit er es bestellt. Also doch Anpassung an den Buchmarkt - um jeden Preis? Oder darauf verzichten, ewig im Wettbewerb zu stehen und bei den Kleineren oder gar nicht veröffentlichen?
Tannöd wird als gegenteiliges Beispiel genannt - es kam aus einem kleinen Verlag und hat sich explosionsartig hochgearbeitet. Aber selbst, wenn man einen Buchpreis gewinnt und zum Bestsellerautor wird, kann schon das nächste Buch ein Flop sein. Das kommt dann zurück, und alle machen lange Gesichter. Nehmen wir mal den Krimi, den ich gern schreiben würde. Ich lese gerade einen, der absoluten Bestsellerstatus hat ("Tiefe Wunden"von Nele Neuhaus), und er gefällt mir auch nicht schlecht, aber ich würde so einen Krimi nie schreiben. Kürzlich hat mir hier der Verlagsmensch geraten, unabhängig von irgendwelchen Genrevorstellungen zu schreiben. Das würde ich auch gern tun, aber ich habe ehrlich gesagt etwas Angst, dann darauf sitzen zu bleiben. Alle Krimis, die ich lese, sind Kommissar- und Ermittlungskrimis. Auch die Regionalkrimis. Sollte ich nicht doch lieber die Finger davon lassen?

Gezeiten-Hin- und Weggeschichten

Inzwischen ist das Buchprojekt "Gezeiten" startbereit (Cover folgt). Ich gebe zu, dass ich zur Zeit sehr zufrieden, wenn nicht gar glücklich bin, weil sich ein Projekt ans andere reiht. Mit dem Kalender (über den sogar schon getwittert wurde, ich weiß nicht was, vielleicht: Habt ihr schon gehört, die Autorin wird wieder regional:-) und der Anthologie habe ich einen Zweitfuß in der Verlagswelt. So etwas ist heutzutage nicht zu unterschätzen!


Gezeiten
edition anderswo Gezeiten · Hin-und-Weg-Geschichten

Nach einem Treffen auf der Frankfurter Buchmesse 2009 beschließen acht Autoren, aus ihren mannigfachen Ge­schichten, die tief in ihren Schubladen vergraben liegen, eine Anthologie zusammenzustellen. Das Ergebnis, der Band „Gezeiten“, umfasst 26 Geschichten aus unter­schiedlichsten Lebenssituationen, von Kindheitsträu­men, Hoffnungen und Enttäuschungen junger Men­schen und solcher, die mitten im Leben stehen bis hin zu später, bitterer Erkenntnis oder der drückenden Last alter Schuld im Angesicht des Todes. Das Buch schließt mit der Erkenntnis, dass das Leben „ein Flügelschlag der Seele“ ist, mehr nicht. Aber: „Es lohnt sich, es lohnt sich immer.“
Preis: 9.80 EUR
edition anderswo

Dienstag, 3. August 2010

Krimis plotten

Es war viel vom Plotten die Rede in den Nachbarblogs. Wenn zu mir jemand herkommen und fragen würde, woher ich meine Ideen beziehe, würde ich wahrscheinlich sagen: Ich stoße unterwegs darauf, beim Durchstreifen fremder Städte, beim Wandern, beim Schwimmen, beim Beobachten von Menschen. Die Idee zur "Pilgerin" fand ich in einer alten Chronik. Esist immer ei Anlass dabei, ein Erlebnis, ewtas, das zum Weiterdenken und -schreiben verleitet.
Ja, da sind sie nun, die drei Krimiplots. Nr. 3 ist schon zu Nr.1 rübergegangen, Nr. 2 (Regionalkrimi), wird auf die schöne alte Bank im Dorf geschoben. Bleibt also die große Idee eines Psychokrimithrillers. Da habe ich jetzt endlich den Täter mit seiner Motivation und seinem Hintergrund erwischt. Frankfurt hat insofern das Seinige beigesteuert, als ich jetzt auch einen Typen dafür habe. Was für mich wichtig ist: Aus der Flut der Ideen, die mir, habe ich erst einmal angefangen, mich darauf einzulassen, zuströmen, das Wesentliche rauszufiltern. Sonst geht es folgendermaßen:

Baphomet
XXL-Mord
Countdown am Iguacu
Wie ein Hamster im Rad (Ratgeber)
Von Mönchen, Grafen und Spiegelkarpfen
usw.usf.