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Mittwoch, 18. August 2010

Buchrechte zurückerhalten

Es war eigentlich ganz einfach: Vor ein paar Tagen habe ich an meinen ersten Verlag geschrieben (mit Einschreiben), dass ich meine Buchrechte gern zurückhaben würde, weil ich Teile davon selbst verwenden wolle. Heute kam die Antwort: Ich bekomme die Buchrechte mit Brief und Siegel zurück, mit sofortiger Wirkung. Jetzt habe ich also ein paar Exemplare eines Buches in Händen, das nur mir gehört! Und ich kann damit machen, was ich will. Kleine Passagen hatte ich schon für mein jetziges Projekt verwendet, denn ich hatte zwar mit dem Thema schon abgeschlossen, aber der Protagonist begegnet mir in meinem Leben und auf meinen Fahrten auf Schritt und Tritt. Falls ich es jemals in irgendeiner Form als Buch herausbringen wollte, würde ich es aber überarbeiten. Damals hat mir Deutschlands Fachexperte in Marbach ein paar, sehr humorvoll formulierte Tipps dazu gegeben. Und mir bescheinigt, dass ich die Figuren sehr gut hingekriegt hätte. Für diejenigen, die noch nicht erraten haben, um wen es sich handelt:


Eduard Mörike. Ein Leben auf der Flucht. 2004 im Salzer Verlag Lahr erschienen.

Und jetzt die Frage, die auch Matthias Brömmelhaus in seinem Blog gestellt hat:
Bereue ich es, das Buch geschrieben zu haben? Nein, ganz gewiss nicht. Es war mein Einstieg in diese wunderbare Welt des Schreibens und die Basis für alles, was seither geschah. Beim Rückblick fällt mir sowieso nichts ein, was ich hätte anders machen sollen. Alle Umwege und geraden Pfade führten dorthin, wo ich mich jetzt befinde. Einziger Rückschauwunsch: Manches, zum Beispiel aus nicht guten Situationen wegzugehen, hätte ich früher bewerkstelligen können. Aber in erster Linie hat sich für mich doch das Durchhalten bewährt, und das war immer, besonders beim Schreiben, von immenser Bedeutung! Damit meine ich nicht, dass ich 70 Absagen ertragen hätte, sondern dass ich, obwohl ich nie "von außen" auf meine Schreiberei blicken konnte, die Navigation sowohl intuitiv als auch mit dem Kopf beherrschen lernte. Und mit Sicht und Hilfe derer, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

Freitag, 15. Januar 2010

Das Wesen der Literatur

In einer Zeit, in der täglich so viel passiert, so viel Wandel stattfindet, auch beruflich sich Neuerungen abzeichnen, die für hochfahrende Gefühle sorgen und mich wenig schlafen lassen, bin ich immer froh, wenn ich mich auf eine Insel flüchten und
der Realität zumindest stundenweise entfliehen kann. So geht es mir mit meinem Roman, in dem die Abgründe gerade immer mehr Gestalt annehmen, und so ging es mir auch mit dem Buch über die Tübinger Dichter, Philosophen, Politiker und Schriftsteller. Eines ist ihnen allen gemeinsam: Dass sie, oft schon in jungen Jahren, immer veröffentlicht hatten. Dass sie sich mit sich selbst, der Welt, oft auch mit der Religion und der Vergangenheit auseinandersetzten.
Da ich selbst sieben Jahre in der Fachwerkstadt am Neckar studiert und gelebt habe, hatte ich natürlich einen besonders bildreichen Bezug dorthin. Und es gab vielmehr Schriftsteller, Gelehrte und Dichter, als ich je gewusst hatte. So konnte ich auch den Werdegang und die Freundschaften meines ehemaligen Universitätsprofessors Andreas Flitner zusammen mit denen von Walter Jens verfolgen. Am nächsten stehen mir nach wie vor alle, mit denen sich Peter Härtling beschäftigt hat: Hölderlin, Mörike, Waiblinger,Hauff, Kerner. Darüber hinaus, was nur die Tübinger betrifft, Hesse, Graf Eberhard im Bart als "Herrscher". Und ich glaube, dass die Herangehensweise auch etwas ähnlich ist-ich nenne es mal "Identifikation". Der Autor des Buches erwähnt Theodor W. Adorno, der geschrieben habe, Literatur und Kunst seien der Wirklichkeit entronnen, dabei von ihr durchdrungen. Ebenso der vom Autor erlebte Augenblick. Dazu die letzte Strophe eines Frühlingsgedichtes von Mörike.

"Ich denke dies und denke das,
Ich sehne mich und weiß nicht recht nach was:
Halb ist es Lust, halb ist es Klage;
Mein Herz, o sage,
Was webst du für Erinnerung
In golden Grüner Zweige Dämmerung?
Alte unnennbare Tage!"

Sonntag, 26. Oktober 2008

Das Mittelalter und andere Epochen

Manchmal machen mein Partner und ich uns den Spaß, die Frage aufzustellen:
In welcher Epoche hättest du am liebsten gelebt, und was wärst du dann gewesen? Er sagt regelmäßig: 19. Jahrhundert, weil die Welt der Dichter da noch in Ordnung war-sie hatten persönlichen Umgang miteinander, kannten ihre Verleger und vor allem war die Umwelt noch nicht so versaut. Oder die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts mit ihren Aufständen und Aufbrüchen.
Ich selbst hätte vielleicht gern im 15. oder 16. Jahrhundert gelebt, allerdings als jemand, für den Bildung möglich war. Eine italienische Kurtisane? Ja, jemand, der schreiben konnte wie Tullia d'Aragona. Oder eine einflussreiche Nonne wie Hildegard von Bingen(11. JH). Ein Abt wie Wahlafried Strabo (9.JH) oder Katharina von Bora, die entlaufene Klosterfrau und Gattin Luthers.
Im 19. Jahrhundert wäre ich gern im Garten von Justinus Kerner in Weinsberg gesessen, tafelnd, redend, umgeben von Dichtern und klugen Köpfen der Zeit.