Donnerstag, 17. Oktober 2024

Tod im Glaswald

Mein neuer Roman "Tod im Glaswald", ein historischer Krimi aus dem späten Mittelalter, spielt im tiefsten Schwarzwald in einem bedeutenden Kloster. Er ist fertig geschrieben, und ich habe ihn mitsamt Exposé, Leseprobe, Vita und Bibliografie an einige größere Verlage geschickt. Die Wartezeit beträgt durchschnittlich drei Monate. Zwischenzeitlich möchte ich ihn hier einmal vorstellen. Die historischen Hintergründe sind belegt, die Geschichte selbst fiktional. Worum es geht:
Alpirsbach 1522. In der Stadt  tobt ein heftiger Glaubenskampf zwischen Katholiken und Lutheranern,  als auf unerklärliche Weise immer wieder Kinder verschwinden. Die 18-jährige Maria glaubt, während eines schweren Wintersturms, bei dem sie fast ums Leben gekommen wäre, schemenhaft den Mord an einem Kind gesehen zu haben. Am nächsten Tag kehrt sie an den Ort zurück und findet die Leiche des kleinen Hans. Maria schwört bei Gott,  den Mörder vor den Richter zu bringen. Doch dann kommt sie einem teuflischen Intrigenspiel auf die Spur und gerät dabei selbst ins Visier des Täters. 

Das Buch ist in einer Zeit großer Umbrüche angesiedelt und an den historischen Kontext angepasst, so dass auch in der Zeit lebende Persönlichkeiten wie Martin Luther, Philipp Melanchthon und Erasmus von Rotterdam eine Rolle spielen. 

 Hier noch ein paar Bilder aus der Gegend, in der dieser Roman spielt.


Kloster Alpirsbach



Der rote Fingerhut

 







Die schwarzen Flüsse 




Herbst
Typische Feldhütten


Samstag, 24. August 2024

Das alte Tübingen - immer wieder neu!

 Vor ein paar Tagen haben wir mal wieder die Universitätsstadt Tübingen besucht. Dort habe ich studiert und den ganzen Flair der 70er Jahre kennengelernt, einschließlich der politischen Kämpfe gegen den Krieg in Vietnam und den "Muff aus tausend Jahren". Das erste mal war ich hier auf Klassenfahrt ein Jahr vor dem Abitur, und wir haben alles angeschaut, einschließlich des Schlosses und der Wurmlinger Kapelle. Vorher ein Besuch in Stuttgart mit Fernsehturm, nachher im Wasserturm bei Konstanz, daer als Jugendherberge ausgebaut ist. Nach dem  Studienabschluss zogen mein Mann und ich dann in den Schwarzwald, wo ich heute noch nahe einer Kleinstadt lebe.

Kastanienallee im Februar 2023
Seit mehr als 20 Jahren ist Tübingen auch Handlungsort einiger meiner Bücher. Beim Mörike-Roman, beim historischen Krimi und den beiden Schwarzwaldkrimis. Und auch im neuen historischen Krimi "Tod im Glaswald" spielt Tübingen eine größere Rolle. Die Stadt ist mir wieder näher gekommen, weil sie an allen Ecken Kultur ausstrahlt. Natürlich ist vieles verschwunden, zum Beispiel zwei der Osiander-Läden. Der Gebrauchtwarenhändler an der Krummen Brücke mit seinen Büchern und CDs, den wir viele Jahre kannten, macht jetzt dicht und geht in Rente. Den Rimpo gibt es noch und die Antiquariate. Alle geistigen Größen, Philipp Melanchthon, Hermann Hesse, Eduard Mörike, Friedrich Hölderlin und Ernst Bloch waren hier. Die Tangente Jour, die schönen kleinen Biergärten nahe der Ammer sind noch da und bleiben es vermutlich. Als wir zurück zum Parkplatz am Haagtor schlenderten, sah ich einen Mann versteckt an einem Brunnen neben dem Bach sitzen. Mein Partner stoppte und unterhielt sich mit ihm, und plötzlich ertönte ein lautes Lachen. Ich ging zurück und erfuhr, dass der Mann über eine Frau lachte, die ihren Wagen nicht mehr gefunden hatte, was ihn an seine Mutter erinnerte. So wie er dasaß, erinnerte er mich irgendwie an Knulp, den Landstreicher  in Hesses Romanen. Er schwang sich dann auf sein Rad und sauste davon. Tübingen ist immer eine Reise wert, und irgendetwas kann man immer erleben..

Ammergasse

Der kleine Laden an der Krummen Brücke
Stocherkähne auf dem Neckar und am Hölderlinturm





Das Haus in der Neckarasse 2, in dem Mörike Kaffee getrunken und auf das Getriebe unter sich geschaut hat


Dienstag, 25. Juni 2024

Unser Egenhauser Kapf


 


Normalerweise sollte man ja nicht über Paradiese schreiben, weil dann die Massen kommen und es womöglich zerstören. Das Stückchen Erde, von dem ich erzählen will, ist aber schon so bekannt, dass ich damit keine Geheimnisse preisgebe. Den Egenhauser Kapf kenne ich schon seit ca. 45 Jahren. Als ich von Freiburg in den nördlichen Schwarzwald zog, war der Kapf ein ziemlich dicht bewaldetes Gebiet, das schon damals unter Naturschutz stand. Der Untergrund besteht aus Muschelkalk, und das brachte schon immer selten gewordene Pflanzen, Schmetterlinge, Vögel und Insekten hervor. Unzählige Spaziergänge und Wanderungen verbinde ich damit, und immer ist der Ausblick auf Egenhausen und den Schwarzwald einmalig. 

Im Jahr 1986 grillten wir dort und wussten nicht, dass kurz zuvor der Atommeiler in Tschernobyl hochgegangen war. Wir habenn aber keine Folgen vom Fallout bemerkt. 1999 schlug der Sturm Lothar sehr viel an Gehölz kurz und klein. Aber das war nicht das Ende. Ein paar Jahre später waren alte und neue Arten wieder da, aufgrund der größeren Lichtfülle auch seltene Orchideen, die zuvor nicht dort vorgekommen waren. Natürlich hat sich auch etwas verändert. Die Ignis-Klinik hat sich vergrößert, so dass die Zufahrt enger geworden ist. Und es sausen viele Radfahrer herum, die bei ausparkenden Autos auf dem Parkplatz stark bremsen müssen, wenn sie in voller Fahrt den Teerweg heruntersausen. Es gibt aber alle alten Wege noch bis hinüber nach Walddorf in die Obstbauwiesen und in den Wald.






Pyramidenorchis
Riemenzunge


Hummelragwurz

Samstag, 22. Juni 2024

Schwäbischer Kartoffelsalat

 

Bild Schwäbischer Kartoffelsalat


Meine Mutter, die aus Hamburg stammt, machte in meinem Heimatort Flensburg den Kartoffelsalat immer mit Mayonnaise an - den gab es dann zur gebratenen Scholle oder zu anderen Gerichten. Den wahren Kartoffelsalat lernte ich aber erst im Schwabenland kennen, wo ich seit Jahrzehnten lebe. Er wird aus der festen Moorkartoffel hergestellt, ganz dünn geschnitten, mit kräftiger Brühe übergossen und mit Salz und Pfeffer, Essig und Öl angemacht. Ganz schlunzig muss er aussehen. Wenn man Zwiebeln dazu will, sollte man sie in der Brühe vorgaren.

Also, obwohl ich in meinem Leben schon hervorragende Fleisch-, Nudel-, Kartoffel-und Fischgerichte auf den Tisch gebracht habe, umfangreiche Rezeptsammlungen besitze und einst gerühmt wurde für meine Küche, habe ich diesen Kartoffelsalat nie hingekriegt, so oft ich es auch probiert habe. Ersatzweise kaufte ich in den letzten Jahren bei den hiesigen Metzgern diesen Kartoffelsalat ein und freute mich jedes mal riesig darauf. Selbst an Heiligabend haben wir letztens das traditionelle "Saitenwürstchen mit Kartoffelsalat-Essen" zu uns genommen statt der traditionellen Fleischfondue. Und von einem auf den anderen Tag verschwand dieses göttliche Gericht aus den Metzgereien. Selbst der Bäcker hat nur noch was anzubieten, was ich selber doch besser könnte. Als wäre die Person, die alle beliefert hat, plötzlich verschwunden! Na ja, dann muss ich eben so lange üben, bis es mir auch gelingt.

Noch ein Rezept:Schwäbischer Kartoffelsalat

Samstag, 11. Mai 2024

Neulich beim Zahnarzt

 

Fahrt nach Marbach und über den Stromberg an Himmelfahrt

Mein Zahnarzt kennt mich seit mehr als zwanzig Jahren, und so fragte er mich bei der letzten Zahnreinigung nach dem Fortgang meines Schreibens und nach meinen Büchern.
"Was haben Sie denn zuletzt geschrieben?"

"Einen historischen Kriminalroma, der im 16. Jahrhundert in einem Schwarzwälder Kloster spielt.
"Wie lange schreiben Sie an so einem Roman?", wollte er wissen. "Täglich? Und wie viele Seiten?"
"Die meisten Romane habe ich innerhalb von vier, fünf Monaten geschrieben. Zwei, fünf oder auch mal zehn Seiten am Tag. Beim letzten Roman hat es ein ganzes Jahr gedauert, bei 430 Seiten also eineinhalb am Tag."
"Und wie sieht es mit einer Veröffentlichung aus?"
"Ich habe den Roman noch keinem Verlag angeboten, weil Mittelalter und frühe Neuzeit momentan nicht gehen."
"Naja, vielleicht kommt es ja wieder."
"Vielleicht schreibe ich in der Zwischenzeit noch etwas anderes."

"Der Harry Potter ist ja gegangen wie geschnitten Brot! Den haben sie sich doch gegenseitig aus den Händen gerissen.
"Ich bin mitten in der Nacht aufgestanden wenn der neue Harry Potter ausgeliefert wurde", warf die junge Zahnarzthelferin ein.

Der Zahnarzt und ich gestanden, ihn nicht gelesen zu haben.

"Und heute, mit dreißig, ist man selbst für die Disco zu alt", neckte er sie.

Da fiel mir etwas ein.

"Als wir Mitte dreißig waren, tönte es uns aus der Nagolder Disco entgegen: "Oje, das kommt das Altersheim!"

Dienstag, 30. April 2024

Wie lebt man in einer Welt, in der plötzlich alles anders wurde?




 In der Welt wurde seit Anbeginn immer wieder alles anders, in allen Zeiten und für alle Menschen. Sie mussten sich mit Kriegen und Hungersnöten herumschlagen, mit Naturkatastrophen, Revolutionen, mit Tod und Verderben. Aber auch immer wieder mit Fortschritten der Kultur und der Menschlichkeit. Wir haben in den letzten Jahren eine weltweite Seuche erlebt, die alles zum Erliegen brachte. In der viele Fehler gemacht wurden, und in der ich keinen Roman und in keinem Blog mehr etwas schreiben konnte. 

Wir haben uns daran gewöhnt, in Nischen zu leben: Bei mir war und ist es das Schreiben, bei meinem Partner die Musik und für uns beide die Welt der Bücher, der Bilder und der sonstigen Künste. Dazu die kleinen Rückzugsorte in der Natur und in Städten. Das Kloster Alpirsbach war es kürzlich wieder, wo Mönche seit dem Mittelalter lebten, lehrten und Bier gebraut haben.




Andere Nischen finden wir in Pforzheim, in Nagold, in Horb, in Tübingen (letztes Wochenende war es dort allerdings so überfüllt mit Fahrrädern, dass an kein Fortkommen mehr zu denken war), in Reutlingen, Trochtelfingen wäre auch zu nennen, und vor allem in Horb. In den italienischen Eiscafés, im "Gleis Süd" in Horb und seit Jahrzehnten auch im Mössinger "Krokodil".


Freitag, 22. März 2024

Digitales und reales Leben-und das Schreiben

 


Kürzlich sah ich einen Beitrag im Fernsehen - kann sein, es war bei "Nuhr im Ersten", der mir immer wieder gute Laune macht - , in dem davon die Rede war, dass fast jeder von uns so ziemlich neben dem realen auch im digitalen Leben zuhause sei. Das stimmt, und es trifft auch auf mich zu, seit etwas mehr als 20 Jahren. Mein Partner hat keinen Computer und kein Smartphone und verweigert sich auch weiterhin allem Digitalen. Das hat seine Vor-, aber natürlich auch seine großen Nachteile. Er steht mit beiden Beinen fest auf der Erde, redet gern fremde Menschen an, ordnet die regionalen Bücherschränke und ist frei von jeder digitalen Belästigung. Auf der anderen Seite weiß er nicht mehr, wieviel auf seinem Konto ist, weil keine Papierauszüge mehr verschickt werden. Und es kommt zu partnerschaftlichen Spannungen, wenn ich mich zu lange in den digitalen Räumen aufhalte. Dabei habe ich die sozialen Medien schon stark in den Hintergrund geschoben, bin vor allem in einem der größten deutschen Autorenforen unterwegs. Und bin auch dem damit verbundenen Stress ausgesetzt. Eigentlich finde ich es blöd, nicht mal schnell auf einen Kontoauszug blicken zu können. Ich finde es stressig, ständig neue Updates machen zu müssen, den Spam zu verschieben und zu löschen und meine richtigen Mails daraus hervor zu picken. Aber ich kann überall, im Café und sonst wo, auf meinem Smartphone die neuesten Nachrichten und so weiter abrufen. Selbst das Schreiben von Romanen habe ich vor mehr als 20 Jahren durch den Computer gelernt-in einer Schreibwerkstatt.

Mit dem Veröffentlichen der Romane war dann das große Fieber erwacht, dass mich immer wieder dazu angetrieben hat, weiterzuschreiben, aus einem unendlichen Pool von Ideen zu schöpfen. Doch je mehr im Lauf der Jahre der Buchhandel in die Krise geriet, desto mehr gerieten auch wir Autoren und Autorinnen in die Bredouille. Es ging und geht immer mehr um Sichtbarkeit, um die großen und kleineren Verlage und darum, die Verlage von weiteren Romanen zu überzeugen. Die sich schließlich finanziell auch für sie lohnen mussten. Viele sind ins Self Publishing gegangen, auch ich habe zwei Verlagsbücher und einen weiteren neuen Roman im SP herausgebracht. Das ist aber mit noch viel mehr Stress verbunden, wenn man nicht sofort mit einem Thriller auf Platz eins der Charts landet. Immer aber ist es nicht etwa damit getan, mit Lust und Freude zu recherchieren und den Roman bestmöglich zum Abschluss zu bringen, sondern man muss ihn auch auf den sozialen Kanälen bewerben. Habe ich gemacht, aber die Verkäufe liefen doch vor allem über den Buchhandel und das Internet. Alles, was man seinem Roman noch Gutes antun will, indem man Leserunden bei Lovelybooks organisiert-die neuerdings um die 99 Euro pro Session kosten, falls man eine Verlosung startet. Manche bewerben die Bücher auch bei Tiktok, Instagram usw., schreiben Buchblogger an und sind dermaßen involviert, dass ich mich manchmal frage, wie sie überhaupt noch zum Leben kommen. 

Heute hat mich eine Unterhaltung in einem Forum dazu gebracht darüber nachzudenken, was eigentlich wesentlich ist im Leben. Beim Schreiben ist es wesentlich, Spaß an der Gestaltung eines Werkes zu haben. Wenn man es veröffentlichen kann, stellt man es sich ins Regal und geht ins Leben zurück und schreibt weiter. Im Leben sind es die Familie und die sozialen Beziehungen und vor allem das Vertrauen in die Menschen und in den Staat, wie es die Finnen gerade mal wieder als "Glücksnation Nr. 1" bewiesen haben.



Samstag, 16. März 2024

Kann die Künstliche Intelligenz einen Roman schreiben?



Ein viel diskutiertes Thema: Inwieweit kann die KI menschliche Funktionen übernehmen, besonders im künstlerischen Bereich? Seit ChatGPT vor mehr als einem Jahr in die Welt geworfen wurde und scheinbar alles revolutionierte, machen sich Übersetzer, Autorínnen und andere Kulturschaffende Sorgen darum, ob sie nicht binnen Kurzem oder Längerem überflüssig werden könnten. Unter Anderem habe ich dazu bei NDR Kultur einen Beitrag zu einem Roman gefunden, der Ende letzten Jahres veröffentlicht wurde: "Berlin, Miami". "Berlin, Miami": Philosoph Bajohr findet eigenen KI-Roman "saugut" | NDR.de - Kultur - Buch. 

Der Autor, Literaturwissenschaftler und Philosoph Hannes Bajohr hat den  Roman auf Grundlage von vier anderen Romanen von der KI schreiben lassen. An diesem Roman sieht man aber gut, warum das nicht, nicht so bald oder niemals Wirklichkeit werden wird. Die KI hat nämlich die vier Romane als Trainingsmodell verwendet, ist dabei aber auf Grenzen gestoßen, die ihr immanent innewohnen: Sie verfügt nämlich nicht über das intuitive und erfahrene Wissen eines Menschen, sondern kann nur maschinell wie ein Papagei das nachplappern, was ihr vorgegeben wurde. Sie wird also niemals von sich aus eine neue Idee in die Welt setzen, und wenn, ist sie krude und so wenig lesbar, wie es auch dieser Roman zu sein scheint. Der Autor selbst findet es sprachlich "Saugut" und "witzig", kann aber auch nur hinzusetzen, dass man es schon ein bisschen besoffen am Strand lesen müsste.

Samstag, 9. März 2024

Mein neuer Roman ist fertig!

 


Nach etwas mehr als einem Jahr habe ich meinen neuen historischen Schwarzwaldkrimi fertiggestellt. Titel: "Tod im Glaswald" oder "Die Tochter des Apothekers". Jetzt lasse ich ihn erst einmal etwas ruhen, bevor ich entscheide, wohin ich ihn schicken werde. Die Arbeit hat mir zunehmend Spaß gemacht, und mir hat sich ein ähnliches Universum aufgetan wie bei meinem historischen Krimi "Das Vermächtnis des Bischofs" alias "Teufelswerk".  (Der verkauft sich übrigens auch heute noch, nach mehr als zehn Jahren.) 

Klosterstadt Waldbronn im Jahr 1522.  Aus den umliegenden Dörfern verschwinden immer wieder Bauernkinder, einige von ihnen werden tot aufgefunden. Die Apothekertochter Maria und ihr Freund Valentin kommen einem Mörder auf die Spur und geraten dadurch schließlich in Lebensgefahr. In der rasant fortschreitenden Handlung, in der auch berühmte Gestalten wie Martin Luther, Philipp Melanchthon sowie der Buchdrucker Froben aus Basel auftreten, entwickelt sich eine spannende Geschichte mit überraschenden Wendungen und tiefen Abgründen. Maria und Valentin stellen sich sich viele Hindernisse in den Weg. Krankheiten wie der Englische Schweiß, der Hexenwahn, die unerbittliche Feindschaft zwischen den Religionen und die zunehmende Unruhe unter den Bauern.


Das ist die Nieswurz, eine Pflanze, die eigentlich giftig ist, aber als Heilpflanze schon immer genutzt wurde. Sie spielt eine gewisse Rolle in meinem historischen Krimi.


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Montag, 26. Februar 2024

Irrfahrt

 Ein Frühlingstag nach langen grauen, kalten Wochen, da schwärmen wieder alle aus, und auch wir machten uns heute auf zu unserem Lieblingskurpark in Bad Imnau im Eyachtal. Es ist einer der schönsten kleinen Parks in der ganzen Umgebung, diente früher einmal als Heilstätte, als Stahlbad - mit allen Annehmlichkeiten, die Kuranlagen zu bieten haben. Dann nahm, zuletzt wegen Corona, die Frequenz der Besucher ab, und heute sind dort nur noch die schönen alten Häuser, die Parkanlagen und die tausende von Schneeglöckchen, Krokusse und Winterlinge zu bewundern. 





Auf der Suche nach einem nicht überfüllten Café gerieten wir dann arg in die Bredouille. Unterhalb der Hohenzollernburg folgten wir einem Weg, der sich schließlich als Waldweg entpuppte und auf dem man nicht mehr wenden konnte. Mehrmals begegneten wir Autos, an denen wir nur haarscharf vorbeikamen. Und landeten schließlich bei einer Kapelle, die wir von früher her kannten und bei der wir schon schöne Wander-und Vesperstunden verbrachten. Jetzt hatte sich der Himmel zugezogen, alles grau in grau, und ein eisiger Wind trieb uns bald wieder in den Wagen. Wer war nun schuld an dieser ganzen Misere? Ich, du? Wer hat die falschen Entscheidungen getroffen? Warum hängt uns alles zum Hals heraus? Die Politiker und durchgeknallten Typen, die unsere Welt immer unbewohnbarer machen? Die Menschen, die nicht mehr lesen und keine Livemusiik mehr hören wollen, sondern ständig Spaß brauchen - mit Kreufahrtschiffen die Meere verunsichern, im Jet um die Erde düsen, mit Jeff Bezos ins All abheben? Was, wenn Putin Polen angreift? Was, wenn wir keinen Platz mehr finden, an dem man sich wohl fühlen kann? Ein Streitgespräch! Man kann sich von den Spaßvögeln was abgucken: einfach mal den Dreck ausblenden und das Leben wie früher genießen! Und die Plätze finden wir wieder, heute war es der Italiener neben dem Rathaus in Rottenburg. Italien ist das Land, wo die Zitronen blühn. Und wie hieß das Lied in diesem Stück von Brecht? "Am Grunde der Moldau, da rollen die Steine  es liegen drei Kaiser begraben in Prag. :.. Und gehn sie einher auch wie blutige Hähne, es wechseln die Zeiten, da hilft kein Gewalt."








Samstag, 3. Februar 2024

Im Auge des Sturms


Gestern, bei schon fast frühlingshaften Temperaturen, haben wir uns mal wieder aufgerafft und sind ins Neckartal hinuntergefahren, wo schon die ersten Winterlinge ihre  Köpfchen aus den Beeten steckten, goldgelb und kugelig prall gefüllt. Gefühlt hundert oder tausend mal erfahren ist diese Landschaft für uns, und doch kann man immer wieder staunen über die Ruhe, die stillen Orte und die Pappeln mit ihren gewaltigen Mistelbüschen an den Zweigen. In Rottenburg die Frage, wo man in Ruhe und angenehmer Gesellschaft seinen Kaffee trinken könnte. Dabei kommt es zu Irritationen. Wo sind die Kneipen und Cafés, in denen wir uns früher immer so wohl gefühlt hatten, vor allem jetzt im Winter, wenn der Wind eisig um die Ecken pfeift? Der Italiener am Marktplatz ist proppenvoll, also geht es zum Bäckereicafé, wo sich nichts verändert hat. Auf dem Rückweg dann ein kleiner Buchladen, in dem wir vor Corona schon mal waren.

Ich krutschle draußen in den Büchern und entdecke Namen und Titel, die ein ganzes Leseimperium in mir wachrufen. Ja, es ist ein kleines Antiquariat, und ich erstehe ein Buch von Ehrenfried Kluckert über Tübingen und das Ammertal sowie eins über die Schwabenkinder von Elmar Bereuter. Dann winkt mein Freund mich in die Buchhandlung hinein. Dort sitzen drei ältere Herren und schauen mir freundlich-erwartungsvoll entgegen. Bestimmt hat mein Partner erzählt, dass ich Bücher veröffentlicht habe und eins schon in der Buchhandlung gestanden hätte. "Das hab ich mir schon gedacht", sage ich, worauf alle in Lachen ausbrechen. Die Print-Bücher sind natürlich alle vergriffen, sage ich zu den Ladeninhabern. Nach einem wechselseitigen Gespräch über die Schwierigkeiten, heute noch in den Buchhandlungen fündig zu werden- die anderen Gäste sind inzwischen gegangen - laden die beiden uns zu einem Kaffee ein. Es war ein halbe Stunde, die mich aus der Welt heraushoben wie im Auge eines Sturms, der gerade über die Welt hinwegfegt. Über das Streiten, das gleichzeitig größte Nähe und größte Distanz hervorruft und die Fronten klärt. Über Hermann Hesse, der ihr Lieblingsschriftsteller ist und auch unserer, und ich sage, dass ich immer, wenn ich nichts mehr zum Lesen finde, wieder zu ihm greife. Insgeheim denke ich auch an den Absatz, den Hesse-Bücher gerade bei Amazon erfahren. Wir reden über das Calwer Hesse-Museum, über Kloster Maulbronn und Montagnola, wo wir im Garten der Casa Camuzzi alles so vorfanden wie in "Klingsors letzter Sommer" beschrieben. Im "Knulp" fand ich gerade einen  Traum, der einem von mir total glich, nämlich eine ruinöse Welt, in der ich und andere Menschen nach Sinn, einem Haltepunkt und Heimat suchten.

Dann wieder hinaus in diese Welt, mit ihren Autokolonnen und ihrem ganzen Chaos. Im "Krokodil" in Rottenburg hatten wir früher schöne Stunden verbracht, mehr noch in dem Mössinger Krokodil oder im Gleis Süd in Horb, also ließen wir uns einen großen Cheeseburger mit Speck bringen. Enttäuschung. Der Tee war lauwarm, der Käse des Cheeseburger kalt. Und das für 35 Euronen! Aber es bleibt dabei: Es gibt noch Inseln im Auge des Sturms, in denen man sich von den Gegenwartsschrecken erholen kann. Den Protesten und der Gewalt in der Welt begegnet man ja eh tagtäglich in den Nachrichten, den Medien und auf der Straße- Traktoren, Menschenmassen gegen rechts und immer neuen Klima-und sonstigen Katastrophen.



Dienstag, 26. Dezember 2023

Frohe Weihnachten


 Am Heiligen Abend zeigt sich die Stadt Nagold als ein Weihnachtsmärchen. Auch wenn alle Geschäfte geschlossen sind und nur ein paar Dutzend Menschen durch  die beleuchteten Gassen schweifen, liegt ein Schimmer von Frieden über der Szenerie.


Das Rathaus erstrahlt in den Farben eines Lebkuchens, Musik ertönt, und Worte des Kleinen Prinzen werden über Lautsprecher vorgetragen.

""Man kennt nur die Dinge, die man zähmt", sagte der Fuchs. "Die Menschen haben keine Zeit mehr, irgendetwas kennen zu lernen. Sie kaufen sich alles fertig in den Geschäften. Aber da es keine Kaufläden für Freunde gibt, haben die Leute keine Freunde mehr. Wenn du einen Freund willst, so zähme mich!"



Weiter an den Schaufenstern und am ständigen Weihnachtsmarkt mit der verlassenen Eisbahn vorbei. Angesichts der alten Mauern fällt mir das Weihnachtsgedicht ein, das ich als Kind unterm Baum aufgesagt habe.

Markt und Straßen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.

Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins freie Feld,
Hehres Glänzen, heilges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!

Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schnees Einsamkeit
Steigt‘s wie wunderbares Singen -
O du gnadenreiche Zeit! 

Joseph von Eichendorff (1788-1857)


Freitag, 17. November 2023

Der endgültige Niedergang der Gastronomie

Früher war alles besser -zumindest in der Gastronomie! Vor Corona konnte man an vielen Orten noch passabel speisen, die Highlights von früher fand man da schon kaum noch mehr. Wenn ich an Restaurants und Biergärten denke, kommen mir immer die bayerischen Lokale in Erinnerung, die Schweinsbraten mit Knödeln und Kutschergulasch-zum Reinlegen-servierten. In meiner Stadt gab es verschiedene sehr gute Restaurants, deutsche, chinesische, italienische, die hervorragend jahrelang ihre Süppchen, Braten, Schnitzel, Spieße, Salate ihren Reis, die Pasta, Pizza und so weiter mundgerecht auf den Gästetisch brachten. Damit ist es nun anscheinend endgültig aus. Nur ein paar Beispiele aus den letzten Wochen, in denen wir im Kreis Calw unterwegs waren. Bei einem Griechen mit schöner Außenterrasse gab es Gummigyros, im Kurcafé Bad Liebenzell Gulaschsuppe aus der Dose. Ein Restaurant in Calw bot schwedische Woche an: Die Entenbrust konnte man mit der Lupe suchen, zudem war sie zäh, und das panierte Schnitzel war hart mit herabfallender Panade, die Pommes halb kalt und geschmacklos. Nur einer der Beilagensalate hat geschmeckt. Dazu ohrenbetäubender Lärm von zwei Feiergruppen, die merkwürdiger weise immer neue Platten mit Salat bestellten. Nicht ohne Grund!

 Selbst die Chinarestaurants haben nachgelassen. Verbrannte Ente, Maultäschchen nicht mehr mit Hack, sondern mit Kunstzeugs gefüllt, rüde Behandlung und auch hier oft lärmende Gruppen. Nur die Italiener backen ihre Pizze noch nach altem Rezept, die Bolognese schmeckt mir jedoch zuhause besser. Selbst die berühmte Mühle im Kreis bekommt jetzt nur noch das Zertifikat: Der gute alte Ruf ist dahin! Ich weiß, dass durch Corona viele gute Köche und Angestellte abgewandert sind und kaum Nachwuchs da ist. Die nicht ausgebildeten Kräfte erkennt man leider an ihrer Unhöflichkeit. Ganz sicher sind auch die schlimmen Kriege dafür mitverantwortlich, die unser Leben allgemein sehr belasten und teurer machen.

 Wenn wir jetzt auswärts essen, bleiben und nur die großen, schön eingerichteten Backstuben allerdorten mit Fleischkäsweckle, Zwiebelkuchen, Schwarzwälder Kirschtorte, Brezel und Brötchen, wenn sie mal frisch aus dem Ofen kommen. Sonst sind sie immer hart. Auch den Kebab, vornehmlich Yufka, kann man überall noch essen, bei mir kommen aber nur Zwiebel, Salat, Tomate und das rote Gewürz darauf-die Soßen machen leicht eine tropfende Angelegenheit daraus. 

 Immer zahlt man für ein Essen im Restaurant zwischen 30 und 50 Euro. Die Regierung hat vor, zum Jahreswechsel wieder 19% Mehrwertsteuer draufzuschlagen. Ob sich dann noch etwas "lohnt" außer Kebab, der jetzt 7,50 Euro kostet? Vielleicht noch die chinesischen/Thai-Woks in Tübingen und Sigmaringen und -ein Geheimtipp für das "gute alte deutsche Restaurant"-nämlich die Gaststätte Luginsland in Stuttgart, die wir auf unseren Reisen und Ausflügen immer wieder besucht haben. Bis aufs Mobiliar ist alles wie früher, der große Salatteller und der Fleischkäse schmeckten wunderbar. Und die Umgebung, Weinberge, Wälder und großartige Aussichten auf Stuttgart umrahmen das auf Schönste.