Sonntag, 30. Dezember 2018

Ende des Jahres

An dieser Stelle möchte ich allen Lesern meines Blogs ein gesundes, interessantes und lebenswertes Jahr 2019 wünschen! Von mir eine ganz kurze Bilanz: Die Weihnachtszeit und die Zeit zwischen den Jahren habe ich in einer Art Mini-Winterschlaf verbracht (ziemliche Erkältung), und dadurch ist mir das meiste an Trubel erspart geblieben. Das Extremwetterjahr 2018 stand für mich persönlich unter dem Stern des Regionalkrimis. "Martinsmorde" wurde als E-Book und als Taschenbuch veröffentlicht, meinen neuen Schwarzwaldkrimi habe ich jetzt bis auf die letzten Seiten fertig - bis zum 1. Februar muss er dann noch überarbeitet werden.

Einige Zeit lang habe ich nach einem passenden Gedicht für die Zeit "zwischen den Jahren" gesucht. War nicht einfach. Vorhin bin ich auf eins von Theodor Fontane gestoßen. Das umschreibt die Lage ein kleines bisschen.

Und wieder hier draußen...
Und wieder hier draußen ein neues Jahr -
Was werden die Tage bringen?!
Wird's werden, wie es immer war,
Halb scheitern, halb gelingen?
Wird's fördern das, worauf ich gebaut,
Oder vollends es verderben?
Gleichviel, was es im Kessel braut,
Nur wünsch' ich nicht zu sterben.
Ich möchte noch wieder im Vaterland
Die Gläser klingen lassen
Und wieder noch des Freundes Hand
Im Einverständnis fassen.
Ich möchte noch wirken und schaffen und tun
Und atmen eine Weile,
Denn um im Grabe auszuruhn,
Hat's nimmer Not noch Eile.

Mittwoch, 28. November 2018

Peter Wohlleben: Der mit dem Wald spricht

Eigenes Foto: Oktober 2018 auf der schwäbischen Alb
Gestern kam die vorerst letzte Sendung über den Bestseller-Autor und Förster Peter Wohlleben: Diesmal war er mit Cordula Stratmann und Mickey Beisenherz unterwegs im Soonwald im Hunsrück. Nach den vorhergehenden Sendungen wieder ein absolutes Highlight! Zitterpappeln, die ihre Kinder in die umliegenden Wiesen schicken, Bäume, die ihren Unrat abwerfen und ihn dann mit Blätter-Klopapier abdecken, Baum-Familien, Hute-Eichen und eine Übernachtung bei 2° und einem eisigen Wind ...alle Folgen, unter anderem mit Denis Scheck, Sven Plöger, Pierre M. Krause usw. können noch ein Jahr lang in der Mediathek abgerufen werden.

https://www.ardmediathek.de/tv/Der-mit-dem-Wald-spricht/Mit-Cordula-Stratmann-und-Mickey-Beisenh/SWR-Fernsehen/Video?bcastId=56966490&documentId=57997742

https://www.ardmediathek.de/tv/Der-mit-dem-Wald-spricht/Sendung?documentId=56966490&bcastId=56966490

Sonntag, 30. September 2018

Ich lieb den Herbst


Vor ein paar Tagen sind wir über die Hochfläche gelaufen, die sich über dem Tal der Steinach
erstreckt. Unten liegen das Dorf und die kleine Stadt, in denen wir leben. Die Landschaft ist vielfältig, man kann die schwäbische Alb als ferne blaue Mauer sehen und die Höhen des Schwarzwaldes mit den sich drehenden Spargeln. Einmal ist uns in der beginnenden Nacht eine große Eule entgegengeflogen. Heute dominieren die Herbstfarben, vergilbende Sonnenblumen, weiße Stiele der abgeernteten Maisfelder, dicke, zwanzig Meter lange Spinnenfäden segeln durch die Luft. Ein Schwarm von Staren kreischt in einer alten Kiefer, sie warnen vor uns, erheben sich wie eine riesige Wolke in die Luft und fallen von hinten wieder ein. Da kommt ein Mann mit einem Jagdhund, es ist ein freundlicher Hund. Er berichtet, dass er Jäger ist und nach einer Rotte Schwarzwild sucht, die sich hinten im Wald versteckt, die verwüsten die Felder der Bauern. Ja, er wird auch das eine oder andere Wildschwein abschießen. Wir wandern weiter, in einem Pferch stehen Schafe mit halbwüchsigen Lämmern. Die sind voller Ruhe, sie tun nichts als weiden und ihren Nachwuchs aufziehen. Es ist ein absoluter Einklang, hier stört nichts die Natur und die Menschen, die sich darin bewegen. Und es gibt ein schönes Herbstgedicht von Turgenjew, das mir gut zu passen scheint.

Iwan S. Turgenjew (1818-1883)


Ich lieb den Herbst


Ich lieb den Herbst, im Blicke Trauer.
In stillen Nebeltagen geh
Ich oft durch Fichtenwald und seh
Vor einem Himmel, bleich wie Schnee,
Durch Wipfel wehen dunkle Schauer.
Ich lieb, ein herbes Blatt zu Brei
Zu kauen, lächeln zu zerstören
Den Traum, dem wir so gern gehören.
Fern des Spechtes scharfer Schrei!
Das Gras schon welk...schon starr vor Kühle,
Von hellen Schleiern überhaucht.
In mir das Weben der Gefühle,
Das Herz in Bitternis getaucht...
Soll ich Vergangenes nicht beschwören?
Soll, was da war, nie wieder sein?
Die Fichten nicken dunkel, hören
Gelassen zu und flüstern Nein.
Und da: ein ungeheures Lärmen,
Ein Ineinanderwehn von Zweigen,
Ein Rauschen wie von Vogelschwärmen,
Die, einem Ruf gehorchend, steigen.

Samstag, 8. September 2018

Das Printbuch der "Martinsmorde" ist da!

Gestern erschien die gedruckte Ausgabe meiner "Martinsmorde" - es ist jetzt überall im Handel zu bestellen, in den Onlineshops und in den Buchhandlungen. Zwei hervorragende Rezensionen sind bereits erschienen. Irgendwie habe ich das Gefühl, als hätte ich meine Zielgruppe diesmal voll erreicht, ähnlich wie bei meinen Klein-und Mittelverlagsbüchern.

Auch das Gesamtfeeling ist ähnlich wie damals. Wenn ich durch den Schwarzwald fahre, laufe oder einfach nur aus dem Fenster schaue, sind mein Buch, mein Schreiben und mein Leben auf einer Linie. Erstaunt bin ich über die Tatsache, dass mein Krimi trotz der unübersehbaren Konkurrenz so viel Aufmerksamkeit erregt. Das habe ich den Aktivitäten des Verlags sowie der von Bloggerinnen und Autorenkollegen zu verdanken. Hätte ich das Buch im Self Publishing herausgebracht, wäre es wahrscheinlich in der Masse untergegangen!

Inzwischen sind schon mehr als fünfzig Seiten des Folgebandes fertig. Dabei geht es um Geschehnisse und Morde in einem Schwarzwaldtal mit einem Fluss, der wie so vieles im Schwarzwald ganz schwarz erscheint.

Hier die Rezensionen

Donnerstag, 30. August 2018

Aus - Flug weg vom Schreibtisch

In den letzten Jahren wurde viel über die sogenannte Achtsamkeit  publiziert. Vor einigen Jahren habe ich im Kloster Heiligkreuztal nahe Riedlingen ein dreitägiges Achtsamkeitstraining gemacht. Und zwei Jahre davor einen Kurs über Resilienz (seelische Widerstandskraft). Das war alles sehr schön und wohltuend, wobei ich sagen muss, dass das Achtsamkeitstraining nicht viel Spaß gemacht hat. Ewig lang dahocken und in sich hineinhorchen, verlangsamt gehen, das waren die Sachen, die mich vorher immer als ein wenig spirituell und esoterisch abgeschreckt hatten.

Kürzlich habe ich jedoch eine Erfahrung gemacht, die mir zeigte, wie man auch ohne langwierige Übungen zu mehr Achtsamkeit kommen kann. Achtsamkeit im Sinne von aufmerksam zu leben und eine Beziehung zu einer Umwelt zu bekommen. Ich hatte geträumt, dass meine Wohnung leergeräumt war. Alles weg, Bett, Schrank, Sofa, Stühle - alles bis auf den Schreibtisch. Später war das Zimmer in Schieflage, und durch irgendeinen Trick sah die Wohnung dann wieder wie vorher aus. Aha, dachte ich mir, was will mir mein UB damit wohl sagen? Ist dein Leben nicht allzu sehr auf den Schreibtisch reduziert?

Wir machten dann einen Ausflug ins Obere Donautal und wanderten vom Rauen Stein bei Irndorf zum Eichfelsen hinüber. Keine weite Tour, aber überaus heilsam. Wie früher, wie vor zwanzig Jahren sagte mein Begleiter. Atemberaubende Aussichten auf die Burgen und die Kalkfelsen des Donaudurchbruchtales, ein Wiesenpfad, Skabiosen, Kalkastern und Bläulinge. Sonne und Hitze im Wechsel mit Schatten und kühlen Traufgängen. In diesen Stunden habe ich gemerkt, wo die Beziehung zur Welt, wo "Heimat" ist.

Dienstag, 14. August 2018

Durchatmen!

Die Wochen der großen Hitze sind jetzt Gott sei dank vorüber. Ein paar sehr heftige Gewitter haben der Glut den Garaus gemacht. Man kann durchatmen und sich draußen wieder bewegen. So, wie man es sich für die sommerliche Jahreszeit wünscht. So lange wir noch auf einem Parkplatz des "Dreifürstensteins" (schwäbische Alb) aussteigen und unsere Wanderrunden drehen können, ist die Welt noch in Ordnung. Dort zumindest. Die Einkaufszentren mit ihrer Hektik und der Rücksichtslosigkeit der Menschen meiden wir, so oft es geht.

Was das Schreiben betrifft, kann ich ebenfalls wieder durchatmen. Vor einiger Zeit hatte ich ein Exposé an meine Lektorin geschickt. Es geht um einen Folgekrimi zu den "Martinsmorden" und er spielt im Schwarzwälder Enztal. Die Zeit, bis ich ihn fertig geschrieben habe, konnte ich selber bestimmen und bekomme dafür einen Vertrag. Jetzt recherchiere ich und schreibe abwechselnd, und es macht genauso viel Spaß wie beim ersten Buch!

Noch ein Wort an meine amerikanischen, französischen und portugiesischen Leser, die hier täglich ihre Kommentare abgeben. Danke für das Lob meiner Webseite und für das Teilen in den sozialen Medien! Dabei hätte ich aber eine Bitte: Ich kann mir nicht sicher sein, ob die Kommentare echt sind, weil sie anonym verfasst werden. Aus dem Grund veröffentliche und beantworte ich sie auch nicht. Wenn jemand also ernst genommen werden will, sollte er sich mit Realnamen melden.

Mittwoch, 11. Juli 2018

Von Schlitz nach Spalt

Was im Titel wie eine Gratwanderung in den Felsen klingt, war in Wahrheit eine dreitägige Rundtour durch deutsche Lande. Nicht immer bekleckert man sich bei solchen Touren mit Ruhm, aber immer bereichert es die Erfahrungen. Man lernt eben nie aus, und wirklich "vernünftig" wird man offensichtlich auch nicht in seinem Leben. Irr- und Lehrreise von Süd nach Nord nach Ost nach Süd.

Aufgrund der Wetterlage und weil am Samstag keine tonnenschweren Lastwagen unterwegs sind, beschlossen wir spontan, nach Flensburg zu fahren. Dort haben wir eine kleine Ferienwohnung nahe der Krusau in Kupfermühle, wo mein Vater früher eine Kupfer - und Messingfabrik geleitet hat. Es sind fast 900 Km bis dorthin, die früher immer, etwa zu Weihnachten und an Geburtstagen, problemlos zu bewältigen waren. Hinter Fulda merkten wir, dass es langsam Nachmittag wurde und das Ziel heute eben nicht mehr problemlos zu erreichen sein würde. Zumal in Hamburg eine mehrstündige Sperrung des Elbtunnels geplant war. Mein Partner meinte sich zu erinnern, dass wir schon einmal in Schlitz gewesen seien, einem kleinen Ort auf dem Vogelsberg. Waren wir aber nicht, dafür waren wir beeindruckt von dem mittelalterlichen Erscheinungsbild und dem Schloss.
Marktplatz von Schlitz

Alsfeld
Schlosshotel Schlitz

Im Schlosshotel fand eine geschlossene Gesellschaft statt, trotzdem durften wir einchecken. Das Zimmer wie immer viel zu klein, aber alles edel und neuwertig mit Blick auf den Fluss und das Städtchen. Abends besuchten wir Alsfeld, das wir aus dem hessischen Fernsehen kannten und immer schon mal besuchen wollten. Und waren überwältigt von dem geschlossenen Stadtbild und dem kunstvollen alten Fachwerk überall. Zurück in Schlitz, konnten wir den Abend bei einem Bier und Musik der Bigband von HR3 genießen - die zufällig dort im Schlossgarten spielte. Am Rande gestand uns ein Althippie, der zu den Roadies gehörte, dass er eigentlich auch lieber Rockmusik hören würde. Oben im Schlosshotel ging das Fest der Gesellschaft eben seinem Höhepunkt entgegen. Ein Graf aus einem Hochadelsgeschlecht lade hier alljährlich zum Familientreffen, erklärte uns die freundliche Bedienung. Nachher würden sie alle zum Kaffee auf die Terrasse hinauskommen, aber wir könnten uns gern auf die Bank an der Seite setzen und etwas trinken. Derweil sie drinnen auf ihr Dessert warteten, fragte mein Partner die Bedienung ganz frech, ob sie nicht ein paar von den Krebsen übrig hätten. Die wir dann auch formvollendet serviert bekamen. Ist ja nicht viel dran an den Dingern, und die Finger riechen danach stundenlang, aber es war ein großartiges Erlebnis. Später kamen die Herrschaften, um sich dem legeren Teil des Abends zu widmen. Die Kaffeetassen blieben unangerührt, und man hörte schon mal ein "Hau weg!" Alles in allem waren wir aber sehr positiv vom Verhalten dieser Menschen eingenommen, keine Pöbelei, kein Streit, kein lautes Wort. Ein lustiger Abend bis spät in die Nacht, unvergesslich.

Am zweiten Tag fuhren wir schon um 8 Uhr los. Wieder ein heißer Tag. Die Auswirkungen der Dürre machten sich immer mehr bemerkbar. Wochenlang hatte es hier nicht geregnet, oft sah man die Leute zum Himmel schauen und klagen. Der Ort Fritzlar (auch ein "Sehnsuchtsort") empfing uns eher enttäuschend, der Dom war geschlossen, und auch sonst war nicht viel los. Bei Hannover ereilte uns dann der Super-Gau. Ewig lange Baustellen und Staus nervten solange, bis wir beschlossen, unser ursprüngliches Ziel aufzugeben. Stattdessen wandten wir uns gen Osten. Erinnerungen an Weimar und Goethes Gartenhäuschen, an die Wartburg, Gotha, Erfurt und das Bachstädtchen amen auf. Quedlinburg, voller Kulturtouristen, war sehr schön und beeindruckend. Der Dom thront ganz oben mit Weitblicken in die verdorrte Landschaft. Die Quedlinger Bratwurst mit Schalenkartoffeln war auch nicht zu verachten.
Dom von Quedlinburg

Gasse in Quedlinburg
Die Weiterfahrt dann aber schon. Wir greifen uns jetzt noch an den Kopf, dass wir nicht gleich wieder nach Hause gefahren sind. Quer durch den Harz, mit schönen Wäldern und Flüssen, aber umständlich zu fahrenden Straßen, wenig Infastruktur und vielen aufgemotzten Sehenswürdigkeiten. Fast jedes Dorf hat sein Schloss, aber als einziger von der Schlossverwalterin empfohlene Übernachtungsmöglichkeit erwies sich ein Campingplatz ohne versprochenen See und ausgebucht. So landeten wir nach vielem Hin und Her in Melsungen, einem ebenfalls sehr schönen Städtchen, das wir von der Durchreise her schon kannten.

Gleich hinter dem Eulenturm am Stadteingang landeten wir im Hof einer Pension. deren Besitzer empfing uns schon auf dem Parkplatz, erklärte, dass der Eulenturm früher Gefängnis und das Fremdenzimmer in der Pension jüdischer Betsaal gewesen sei. Gefiel mir ganz gut, mit schwarzem Gebälk, etwas geräumiger als das im Schlosshotel und preiswert. Die Stadt Melsungen ist wunderschön, doch die Gastlichkeit lässt ein wenig zu wünschen übrig. Die empfohlenen Gaststätten waren schon um 19.00 geschlossen, das von einem Wirt empfohlene hatte edle und teure Speisen auf der Karte, die aber unserem Empfinden nach aus Aldi-Zutaten hergestellt waren. Auch der abendliche Ausklang beim Bier erwies sich als kontraindiziert. Es gab nur eine einzige Kneipe, die offen hatte, dort wurde man mit de Hitparade der Volksmusik und Mallorca-Gedöns unterhalten. Also blieb nur der frühe Gang ins Bett.

Kirche St. Emmeran in Spalt
Gegen Mittag des dritten Tages wurden wir dann endlich fündig. Im Fränkischen Seenland. Nicht weit von Gunzenhausen und dem Brombachsee liegt der ursprüngliche, unverdorbene Ort SPALT, den mein Partner im Auge gehabt hatte. Hie gibt es mehrere Kirchen, sehr katholisch, sehr barock, dazu ein uraltes Brauhaus und den besten Schweinbraten an der Seite eines Wirtshauses, den wir seit langem zu uns genommen hatten. Die Sauce besteht aus reinem Fleischsaft, die Knödel habe ich beide verdrückt, obwohl ich sie früher nie gemocht habe.


 Rund um den Großen und den Kleinen Brombachsee ist eine künstliche Ferienlandschaft entstanden, die leider nicht besonders attraktiv wirkt. Durch Stauung der Altmühl hatte man sich ein gutes Urlaubsgeschäft versprochen, was wohl auch funktioniert. Aber es gibt nichts Gewachsenes, zu allen Plätzen am See führen extra angelegte Stra0en hinunter. Einzig der Natursee bei Merkendorf ist zwar verändert worden, dort gibt es jetzt alle Schwimmbadutensilien mit Café und Kindergeschrei, aber er ist noch in seinen Grundzügen zu erkennen. Auch die Wiese, auf der wir ml eine Nacht mit jungen Leuten am Lagerfeuer verbracht hatten, gibt es noch. Und das schöne Wolframs-Eschenbach, Heimatort des Wolfram von Eschenbach. Die Ferienwohnung von damals gab es nicht mehr, das Café hatte zu, und zum Übernachten gab es schon gar nichts. Inzwischen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es nicht nur die ehemaligen Orte der DDR sind, in denen nichts geboten wird, die tot wirken und wo abends um sieben die Stühle hochgeklappt werden. Wie sehr genossen wir es, in Backnang wenigstens noch - an diesem warmen Sonntagabend - in der Flaniermeile sitzen zu können und ein gutes Thai-Gericht zu verzehren! Von der vielen, teils wirklich überflüssigen Fahrerei nach einem Ferienort taten uns alle Knochen weh. Ich glaube aber, dass wir doch etwas aus der Reise gelernt haben. Man musste sich schon früher in der Kutschenzeit sehr anstrengen, wenn man reisen wollte, nur ging es da viel langsamer.

Freitag, 6. Juli 2018

Leseexemplare für Rezensenten

Von meiner Lektorin erhielt ich ein digitales Leseexemplar, das für die professionellen Leser und Leserinnen bei Netgalley gedacht ist. Netgalley funktioniert so, dass Verlage dort Neuerscheinungen einstellen. Professionelle Besucher wie Buchhändler (40%), Buchbloggerinnen und andere Rezensenten suchen sich dort ihren Lesestoff heraus, die Rezensenten (die bestimmte qualitative Anforderungen erfüllen müssen) fragen dann beim  Verlag nach einem Rezensionsexemplar. Falls es hier unter meinen Blogbesuchern BuchbloggerInnen gibt, die Interesse an einem Exemplar hätten, können sie bei mir anfragen. Demnächst erhalte ich auch noch ein paar gedruckte Exemplare per Post. Die Rezensionen werden dann auch bei Amazon, Thalia, Weltbild usw. eingestellt, so weit ich es verstanden habe. Hier sind die am meisten nachgefragten Exemplare unter der Kategorie "Krimis, Mystery und Thriller" aufgeführt. Meine Martinsmorde befinden sich auf Seite drei von insgesamt 58 Titeln und wurden achtmal positiv für das Cover bewertet.

https://www.netgalley.de/catalog/category/16/mostRequested?sort=b.reqCount&direction=desc&page=3


Samstag, 30. Juni 2018

Abenteuer am Bodensee und in der Schweiz



Der "Traum vom Süden" ist noch nicht ausgeträumt! Und es muss Fleckchen auf dieser Erde geben, die gut erreichbar sind und an denen man Abstand vom Stress und der Hektik dieser Welt finden kann. Wir wählten diesmal die Route in den Süden, an den Bodensee, das viel frequentierte schwäbische Meer. Und dort auf die Höri, die Halbinsel, an deren Ende der Rhein wieder in sein altes Flussbett zurücktritt. Schon beim Singener Kreuz lag ein Licht über der Landschaft, das sich nur in der Nähe von großen Seen und auf der Fahrt durch das Rhonetal zeigt. Erstmal sah es gar nicht gut aus. Die Ferienwohnung in Gundholzen, in der wir schon interessante und geruhsame Tage verbracht hatten, gab es nicht mehr, alles andere war besetzt. In Gaienhofen wurden wir dann fündig. Direkt hinter dem Haus von Hermann Hesse mieteten wir für zwei Tage eine Ferienwohnung mit südländisch anmutender Terrasse. Runter an den Steg, so hat es schon immer ausgesehen, wenn man irgendwo angekommen ist. Und Schwimmen an meinem Lieblingsbadeplatz. Am Abend noch ein Besuch des mittelalterlichen Städtchens Stein am Rhein, das wir schon lange nicht mehr gesehen hatten. An der Grenze zur Schweiz waren die Zollhäuschen unbesetzt. Also scheinen die Schweizer auf ihr Nachbarland zu vertrauen. Bis zur Dunkelheit wanderten wir staunend durch die Gassen und am Rhein entlang, saßen auf einer Terrasse und schauten dem Sonnenuntergang zu. Auf dem Rückweg bogen wir um eine Gasse und liefen einem Mann in die Arme, der wie ein Handwerker aus dem Mittelalter wirkte, mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Er stellte uns eine Frage, die wir lösen sollten. Was die eingravierte Zahl auf der romanischen Säule wohl bedeute? Sie begann mit einem V, und ich konnte sehr schnell sagen, dass es 1544 heiße. Daraufhin mussten wir ein Glas hiesigen Rotwein probieren, das zog sich eine lustige Schweizer Stunde auch mit anderen lustigen Gästen des Imbisses hin. Obwohl ich mich auf ein Glas beschränkte (bin keine Weintrinkerin), spürte ich es beim Weitergehen doch in den Beinen.
Am nächsten, einem sonnigen, heißen Tag, wollten wir die Schweizer Berge sehen. In der Schweiz ist es so, dass man sehr viel langsamer fährt als bei uns. Und das Verkehrsaufkommen ist auf dem Land nicht so hoch wie in Deutschland, wo man ständig im Stau steht, gedrängelt und gemobbt wird. Allerdings kommt man kaum durch, wenn man keine Vignette hat, man landet unweigerlich immer bald auf einer Autobahn. Also haben wir die in einer Tankstelle gekauft, wir werden sie dieses Jahr sicher noch für weitere Fahrten nutzen. Denn die Schweiz zeigte sich uns von ihrer besten Seite: schöne Landschaften, zum großen Teil noch unverbaut, mit freundlichen, gelassenen Menschen und gutem kulinarischen Angebot. Das aber wie eh und je sehr teuer, ein Eiskaffee kostet zum Beispiel 12,90 Euro. Sie geben es auch zu, vor allem die Mieten seien für viele Schweizer nicht erschwinglich. Da wir nun schon auf der Autobahn waren, fuhren wir die 60Km nach St. Gallen, wo ich schon immer einmal hinwollte. Eine ziemlich große Stadt, doch wir fanden fast auf Anhieb einen Parkplatz. Dieses St. Gallen hat uns umgehauen, eine quirlige, offene Stadt mit einer einmaligen Atmosphäre! Im Klosterviertel stehen mittelalterliche Gebäude mit Fresken, im gewaltigen Dom stand eine Gruppe japanischer Touristen andächtig und blickte zu den Kuppeln und den stuckverzierten Säulen und Kapitellen empor. Erfrischt und gestärkt von so viel Schönheit traten wir den Rückweg an. Von Rorschach bis Kreuzlingen-Konstanz wurde der Verkehr immer dichter, immer mehr Autos mit deutschen Kennzeichen tauchten auf. Die Landschaft war zunehmend durch Beton verwüstet. So waren wir erleichtert, als wir wieder im beschaulichen Gaienhofen ankamen. Das ist fast wie eine Faustformel: je mehr Industrie, desto mehr Autos, desto mehr Neubauten, desto mehr unfreundliche, gehetzte, drängelnde Menschen.

Und die Massentouristen gibt es natürlich auch hier, sie sitzen gern bei Sonnenuntergang auf den Terrassen und glauben, sie seien auf Mallorca. Auf unserer südländisch anmutenden Terrasse hinter dem Hesse-Haus saßen wir noch lange und quatschten darüber, was Hermann Hesse in unserem Leben für uns bedeutet hat. Heute ist er fast vergessen, wenn auch die Abiturienten sich wieder mit dem Steppenwolf beschäftigen müssen. Eines habe ich begriffen: dass die Quintessenz des "Gasperlenspiels" die ist, dass man nicht die ganze Welt retten kann, sondern immer nur einzelne. Und sich auch an Einzelne wendet, wenn man schreibt oder sonst wie in den Musen aktiv ist. Zwischendurch schien es, als sei eines der Fenster des Hessehauses erleuchtet. Da die kleine Kapelle dahinter neben der riesigen Linde und dem Brunnen angezündet und ausgeraubt wurde, kam es uns ein wenig geisterhaft-kriminell vor. Schließlich fanden wir heraus, dass es eine Spiegelung unseres eigenen Lichtes war. In mir war eine ganz große Ruhe, kein Lärm, keine Störung, kein Telefon, kein Computer, der Fernseher wurde nur für die Nachrichten angemacht. Dort hörten wir, dass die deutsche Nationalmannschaft kläglich verloren hatte und noch vor dem Achtelfinale ausscheiden musste. Im ganzen Ort war eine tödliche Ruhe eingekehrt, niemand zeigte sich auf den Straßen. Der Mond löste sich aus der Linde, hinter der er halb verborgen war, und zog seine stille Bahn über den Horizont.

Bildergalerie:
Die Terrasse

Am Untersee in Gaienhofen

Badeplatz


St. Gallen Klosterviertel

Der Dom von St. Gallen


In der City von St. Gallen


Dienstag, 19. Juni 2018

Mein Schwarzwaldkrimi "Martinsmorde" ist da!



Ein Traum ist wahr geworden: Der Schwarzwaldkrimi "Martinsmorde" erscheint am 2. Juli 2018 und ist jetzt schon bei Amazon, bei Hugendubel, bei Weltbild und anderen Shops online vorbestellbar. Im September erscheint dann die Printausgabe. Klappentext:

Der erste Fall für Lisa Faber

Die Journalistin Lisa Faber besucht das kleine Dorf Niederweiler, um für den Schwarzwaldkurier einen Artikel über die Traditionen zum Martinstag zu schreiben. Doch die Dorfbewohner begegnen ihr mit Argwohn. Als nach dem Martinsritt der örtliche Pfarrer ermordet aufgefunden wird, ist die Feindseligkeit kaum noch zu übersehen. Hauptkommissar Steidle übernimmt den Fall, doch Lisa wittert eine Story. Sie findet heraus, dass vor vielen Jahren im Dorf schon einmal ein Pfarrer verschwand. Während sie auf eigene Faust ermittelt, stößt sie auf ein düsteres Geheimnis und gerät schließlich selbst ins Visier des Täters ...
Martinsmorde bei Ullstein
https://www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/martinsmorde-9783958191570.html
Martinsmorde bei Amazon
Martinsmorde bei Weltbild
Martinsmorde bei Thalia

Sonntag, 17. Juni 2018

Eine Oase in der Wüste der Zivilisation

Seit Freitag  bin ich damit beschäftigt, den besten von drei Covervorschlägen für meinen Schwarzwaldkrimi herauszusuchen. Dabei wurde ich tatkräftig von erfahrenen Autorenkollegen unterstützt. Sobald ich die endgültige Vorlage habe, werde ich sie hier einstellen. Und allgemein: Nach zwei, drei weiteren Versuchen, in der Nähe von SUVs und Touristenzentren eine Oase der Ruhe und der Authentizität zu finden, waren wir gestern endlich erfolgreich. Den Namen des Gebietes möchte ich nicht verraten, weil es sonst dort möglicherweise bald vorbei ist mit der Idylle. Es hat sich in den Jahren, in denen wir uns an dieser Stelle herumgetrieben haben, nichts verändert. Ort: die schwäbische Alb.

Von einem Grillplatz inmitten blühender Wiesen schreitet man leicht ansteigend einen weißen Weg bergan. Rechts und links kein Laut außer dem Zirpen der Grillen. An einem Waldrand entlang kommt man an den Trauf, das ist der Steilabhang der Alb, durch Jahrmillionen lange Erosion entstanden. Von dem Felskopf, der mit Thymian, wilden Rosen und Hungerblümchen bestanden ist, hat man einen weiten Ausblick über die bewaldeten, unbebauten Kuppen. Zwei Falken jagen sich in der Tiefe. Außer einer liebenswerten, lustigen Gruppe von Wanderern treffen wir kaum Leute. Der Pfad führt auf den Hauptweg zurück und zu einer Keltenschanze. Im Wald stehen Hunderte Exemplare des Türkenbundes. Und auch sonst haben wir selten so viele Arten von Pflanzen und Schmetterlingen auf einem Fleck gesehen wie hier. Später gelangt man zu einem Aussichtspunkt mit Ruhebank, und zurück geht es auf dem Hauptweg zum Ausgangspunkt. Oft sind wir von der Ruhebank aus auch weitergegangen, immer am Trauf entlang bis zu einer Felsenschlucht, die steil abwärts ins Eyachtal führt.
Am Trauf der schwäbischen Alb

Türkenbund-Lilie

Kuckucksblume oder Waldhyazinthe

Gelber Enzian

Gelber Fingerhut

Kleiner Fuchs

Admiral



Freitag, 1. Juni 2018

Zwischen allen Wettern


Marktplatz in Hayingen
Nach Abgabe meines überarbeiteten Schwarzwaldkimis "Martinsmorde" erhielt ich jetzt positives Feedback vom Lektorat. Der Text konnte fristgerecht ans Korrektorat übergeben werden, nächste Woche werde ich dann die Fahnen erhalten. Das Cover ist in Vorbereitung. Zur Belohnung wollten wir am gestrigen Fronleichnamstag auf der schwäbischen Alb wandern, doch das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Die Gewitter dauern nun schon weit über eine Woche an, sie haben andernorts die größten Schäden angerichtet. Durch tiefhängende schwarze Wolken kämpften wir uns bis zu unserem Ausgangsort durch, nämlich Hayingen nahe Zwiefalten, wo wir früher oft ungestörte, unvergessliche Kurzurlaube verbracht hatten. Die Vermieterin der Wohnung hatte uns damals gesagt, in Hayingen scheine oft die Sonne, wenn anderswo das Wetter schlecht sei. Und so war es auch. Als wir ankamen, war alles so wie immer, die Sonne schien auf den kleinen Marktplatz. Im Gasthof "Kreuz" nahmen wir  Cappuccino und Apfelstrudel mit Vanilleeis und Sahne zu uns. Ein Moment des perfekten Urlaubsgefühls. Die Männer vom Nebentisch erzählten von den Freuden des Musizierens im Musikverein,da würden sie heute auch Stücke wie "Smoke on the Water" spielen. Ich dachte an den Roman, der in der Ferienwohnung an der Stadtmauer entstanden war. Der wurde in einem Kleinverlag in Blaubeuren veröffentlicht und liegt -total neu gefasst - bei einem Digitalverlag zur Prüfung (was mir lieber war, als ihn selbst zu publizieren). Die Musiker berichteten auch, dass die Ferienwohnung inzwischen verkauft sei. Dann schoben sich dicke dunkle Wolken vor die Sonne, und wir wussten, was das zu bedeuten hatte. Aus de Wandern würde nichts mehr werden.

Es gelang uns noch, zwei Klöster in der Nähe zu besuchen: Obermarchtal mit seinem Münster an der Donau und Heiligkreuztal, wo ich schon zwei mal Psycho-Seminare besucht hatte.  Schrecklich war der Anblick von drei Pestkreuzen vor dem tintenschwarzen Himmel. Es grummelte, es wetterleuchtete, die Schläge kamen immer näher. Und wir irrten über die Alb und wussten nicht mehr genau, wo wir uns befanden. Der Magen schmerzte vor Hunger. Schließlich erreichten wir das Tal der Lauchert, retteten uns in eine Pizzeria. Und dann ging es los und wollte gar nicht mehr aufhören.

Kloster Obermarchtal, Münster
Kloster Heiligkreuztal




Samstag, 19. Mai 2018

Nach dem Lektorat

Es war eine gute Zeit mit dem lektorierten Text meines Schwarzwaldkrimis "Martinsmorde". Gestern habe ich die letzten Verbesserungen angebracht und die Kommentare gelöscht. Wie man so sagt: Aus einem Rohdiamanten ist ein Edelstein geworden. Oder besser gesagt aus einer grob geschnitzten Holzfigur ein hübsches Schwarzwaldpüppchen mit Bollenhut :-) Spaß beiseite: Nicht nur dafür, aber auch dafür ist das Schreiben eine Beschäftigung, die immer wieder Früchte trägt. Als nächstes kommt dann das Cover, auf das ich schon sehr gespannt bin. Meine anderen (historischen) unveröffentlichten Romane passen nicht ins Verlagsprogramm, wie ich schon vermutet hatte. Dafür kann ich an dem Schwarzwaldthema dranbleiben, wenn ich möchte. Meine Journalistin aus Tübingen und der Kommissar aus Hohenstadt können weiter ihre Abenteuer erleben und ihre fälle lösen. Leitthema ist dabei "Das alte Herz" von Wilhelm Hauff. Der Vorteil dieser Art von Krimis ist der, dass ich darin sowohl -wenn auch natürlich nicht zu üppige - Landschaftsbeschreibungen mit psychologisch interessanten Charakteren verbinden kann. Als ich den Krimi schrieb, hatte ich schon drei bis fünf weitere Folgen im Hinterkopf. Also nach dem Mord am Martinstag könnten welche zu Ostern, Fronleichnam, zu Pfingsten, Erntedank und Allerseelen folgen, jeweils mit dem Ort, dem Schwarzwald, seinen Menschen und sogar dem Brauchtum verwoben.

Daneben habe ich weiter die Entwicklung mit der DSGVO verfolgt, der neuen Datenschutzverordnung der EU. Jeden Tag gibt es etwas auszufüllen und zu bestätigen. Heute kommt erstmalig in meiner Papierzeitung eine ganzseitige Anzeige von Facebook, in der die Leser geduzt und zur Zustimmung für die neue Datenschutzerklärung gebeten werden. In einer anderen, ebenfalls ganzseitigen Rubrik wird auf die wichtigsten Punkte der DSGVO hingewiesen. Es wird erwartet, dass etwa 30% aller Bürger von ihre Recht auf Einsicht und Löschung Gebrauch machen werden, und dass die Abmahnanwälte sich vor allem auf mittlere und größere Unternehmen konzentrieren werden.
Wir Blogger und Webseitenbetreiber müssen natürlich auch auf alles vorbereitet sein.

Dienstag, 8. Mai 2018

Warum ich meine Blogs nicht schließe-trotz DSGVO!

"Prolog": Zunächst einmal etwas ganz Persönliches. Ein Mensch, der mir sehr nahe steht, hat sich sein ganzes Leben lang der Digitalisierung verweigert. Er besitzt weder Computer noch Smartphone noch Handy und erledigt Behördliches per Brief oder Telefon. Unterwegs, auf der Straße, in Geschäften und Cafés spricht er die Leute an und bringt sie, wenn sie auf der gleichen Welle liegen, zum Lachen. Ich selbst habe schon Tränen dabei vergossen! Wenn sie ihm nicht behagen, gibt es schon mal Knatsch, ebenso mit den SUV-Fahrern, die meinen, ständig unsere Stoßstange knutschen zu müssen. Kürzlich hatten wir ein Treffen mit unserem gemeinsamen Anwalt, meinem Exmann. Es ging um ein Familientreffen, die DSGVO fiel dabei ein wenig unter den Tisch. Am anderen Tag bekam mein Freund einen Brief von diesem Anwalt wegen des 25. Mais. Ich habe ihm erklärt, worum es dabei geht. Auch die Anwälte müssen jetzt wegen des Datenschutzes Verträge mit ihren Klienten abschließen.
"Wieso lasst ihr euch diese Nazimethoden eigentlich gefallen?", fragte er grimmig.
"Weil über 90% aller Menschen ein Smartphone besitzen und in einer digitalisierten Welt leben! Du gehörst zu den Dinosauriern."
"Die Dinosaurier haben Jahrmillionen überlebt, die waren besser angepasst als die Menschen."
"Bis ein Meteorit kam und sie von der Erde katapultierte!"
"Was nicht erwiesen ist."

Zurück zum Thema: Warum ich meine Blogs trotz der DSGVO nicht schließen möchte. Die vergangenen Wochen kommen mir im Rückblick vor wie ein Ritt über den Bodensee. Erstmalig erfuhr ich im öffentlichen Bereich des Montsegur-Autorenforums von der Existenz der DSGVO und dem Stichtag 25.Mai 2018. Sich da durchzuwühlen hat fast alle Kraft, allen Verstand und sämtliche Nerven gekostet. Nachdem die Grundlagen erst einmal da waren, habe ich folgende Schritte gemacht. Ich habe

-mit Hilfe eines Generators der Deutschen Gesellschaft für Datenschutz eine Datenschutzerklärung erstellt.
-Die habe ich zusammen mit dem Impressum und einer Urheberrechtserklärung auf beiden Blogs verlinkt.
-Google Analytics hat mir bisher zwei Anleitungen geschickt, wie ich diese DSE anpassen kann. Google selbst hat die SSL-Verschlüsselung vorgenommen. Weiteres müsste folgen.
-Die Links zu den sozialen Medien habe ich deaktiviert. Wer meine Beiträge zum Beispiel bei FB oder Twitter verlinken will, macht das auch ohne diese Buttons.
-Im Kommentarformular habe ich gestern noch eine Mitteilung an Kommentatoren hinterlassen, dass sie meiner Datenschutzerklärung oben in der Navigationsleiste zustimmen.
-Dann habe ich mir auf Anraten von Kolleginnen den Ghostery runtergeladen, der anzeigt, welche Elemente noch stören. Bei mir waren es zwei, die ich deaktiviert habe. Ich wusste nicht, dass ich mir damit den Zugang zu meinen Blogs versperre und habe die beiden Aktivierungen deaktiviert.

Jetzt bleibt nicht mehr viel zu tun. Ebenfalls gestern stieß ich auf einen Beitrag von Petra van Cronenburg, FB und die DSGVO betreffend. Daraus habe ich wieder einmal entnommen, wie FB und andere soziale Medien mit uns Usern umgehen. Und dass die Blogs eine Nische darstellen, die an Zeiten der Geocities im Internet erinnern. Und aus diesem Grund und aus Gründen werde ich meine Blogs nicht löschen.

Der 25. Mai ist übrigens auch Deadline für mein Lektorat, dass mir vor ein paar Tagen ins Haus flatterte. Seit meinen Kleinverlagszeiten habe ich nie mehr so ein gründliches und sprachlich und inhaltlich feinschlifferiges Lektorat erhalten. Es bringt Spaß und kostet nicht viel Zeit, so dass wir weiterhin unseren Outdoor-Vergnügungen nachgehen können.



Sonntag, 29. April 2018

Hinweis auf die DSGVO

Hinweis: Dieser Blog wird gerade in Bezug auf das neue Datenschutzgesetz (DSGVO), das am 25.Mai 2018 endgültig in Kraft tritt, überarbeitet. Die verlinkte Datenschutzerklärung wird bis zu dem Zeitpunkt laufend angepasst. Nebenher läuft das ganz normale Schreiberleben weiter. Während ich der Veröffentlichung meines Buches "Martinsmorde" entgegensehe (E-Book voraussichtlich im Juli, Printbuch im September), genießen wir das anhaltend schöne Wetter, um Ausflüge, Städtetouren und Wanderungen zu unternehmen.





Dienstag, 17. April 2018

Eine Nacht im Faulturm

Wir haben das schöne Wochenende genutzt, um mal wieder in Hohenlohe auszuspannen. Ging auch flott voran, nach Crailsheim dünnten sich die Industrieanlagen aus, der Verkehr wurde weniger. Vor uns dehnten sich die Höhen mit den grauen Bauernhäusern, die Waldinseln und die Bäume mit den unendlich vielen Misteln aus. In Rothenburg ob der Tauber ging es runter ins Taubertal, da grüßten schon die Detwanger Riemenschneiderkirche und das Gasthaus mit dem fröhlichen Eierwirt. Uns stand der Sinn aber nach etwas Anderem, etwas Neuem. Beim Kaffee in einem Creglinger Bistro stellte ich fest, dass das Haus aus dem 14. Jahrhundert stammen musste, daneben stand ein uralter Turm, in dem eine Ferienwohnung zu vermieten war. Warum nicht mal in einem alten Gefängnisturm übernachten? Innen war es so romantisch-dämonisch, dass wir die 48 steilen Treppenstufen zunächst nicht beachteten, die hinauf in die Stube des Türmers führten. Der Turm bietet bis zu 6 Personen Platz, und so konnten wir uns aussuchen, an welcher Stelle der offenen früheren Zellen wir schlafen wollten.
Und so nahm das Abenteuer seinen Lauf. Nach einer schmackhaften Gulaschsuppe erkundeten wir erst einmal das Terrain rechts und links des lieblichen Taubertals.



Wir kamen an Brückenheiligen vorbei, an Madonnenstatuen, frommen Bildstöcken und der mittelalterlichen Ulrichskapelle mit heilkräftiger Ulrichsquelle, die inmitten der aufgeblühten und begrünten Landschaft stand, später untersuchten wir das Ambiente des Turmes. Da waren viele alte merkwürdige Gerätschaften an den Wänden. Wenn man aus einem der schießschartenartigen Fenster hinausblickte, sah man auf der einen Seite die mittelalterliche Stadt, auf der anderen den schäumenden Fluss (die Tauber), die an dieser Stelle über ein Wehr fließt. Das Rauschen tönte wie ein immerwährender Ventilator. Ein Gang zwischenzeitlich durch den Ort: Um zehn hatten die letzten Gaststätten geschlossen, kein Mensch bewegte sich mehr in den dunklen Gassen. Statt der Laternen hätte man auch Fackeln an den Wänden befestigen können. Also wieder hinauf in die Turmstube, 48 steile Stufen hinauf. Da saßen wir nun in aller Stille, kein Fernseher, kein Computer, kein Radio, kein CD-Player, noch nicht einmal Bücher, sondern nur ein paar Prospekte, Kartenspiele und zwei Gästebücher. Die las mein Freund mir vor; da war die Rede von glücklichen Tagen, aber auch von den 48 Stufen zum Klo hinunter und immer wieder hinunter und wieder hinauf, wenn man nur unten etwas vergessen hatte. Wie hatte der Türmer das bloß gemacht, wahrscheinlich hat er einen Eimer benutzt und ihn dann zum Fenster hinausgekippt. Ein Gespenst sollte O-Saft geklaut haben, im wurmstichigen Schrank unten sollten die Beine einer Gräfin herab baumeln. Vor allem Radler waren hier gewesen und Familien mit Kindern. Im Kühlschrank lagerten hiesiges Bier und Taubertalwein. Wir machten es uns also gemütlich, redeten die halbe Nacht über Gott und die Welt und darüber, dass es eine materiell orientierte und eine mehr künstlerisch orientierte Seite darin gibt. Und saßen schließlich kichernd vor dem Schrank mit der Gräfin und kamen uns vor wie in einem Spukschloss. Aller Lärm und alle Widrigkeiten dieser Welt waren von uns abgefallen.

Morgens blinzelte die Sonne herein, wir brachen schnell auf und fuhren weiter in dieses gesegnete Land hinein. Zunächst besuchten wir noch einmal den barocken Park von Schloss Weikersheim. Da stehen lustige, frivole Figuren, eine Art Satyr fraß sogar ein Kind! Mittags machten wir Rast in Blaufelden, einem typisch fränkischen Ort. Die Frauen hatten Picknicktische vor der Wehrkirche aufgebaut, die Männer gönnten sich drei oder vier Schoppen vor einem Gasthaus in der Sonne. Allein drei davon gab es dicht nebeneinander, da wurde fleißig zum Mittagessen eingekehrt. Es ist ein Landstrich, in dem die Menschen freundlich sind und noch aufeinander achten. Sie reden  miteinander, Smartphones habe ich keine gesehen.
In Dinkelsbühl, der "schönsten Stadt Deutschlands", wimmelte es von Touristen und Pferdekutschen, aber hier störten die Massen überhaupt nicht. Über Nördlingen und Neresheim ging es dann zurück zur Autobahn Richtung Stuttgart. Die verließen wir bei Merklingen und den Stuttgart-21-Erdaushüben, um quer über die schwäbische Alb nach Hause zurückzukehren. Nach solchen Touren fühle ich mich immer mehr erholt als früher von einer Flugreise, trotz des Muskelkaters, der sich nach dem Treppensteigen eingestellt hatte.

Die Übernachtung im "Faulturm" und im "Schlosserturm" ist ein echtes Abenteuer und für Urlauber zu empfehlen, die gut zu Fuß sind und günstige Übernachtungsmöglichkeiten im Taubertal suchen.

Sonntag, 1. April 2018

Frohe Ostern!

Hatte ich schon erwähnt, dass dieser Winter der längste und schrecklichste war, den ich jemals erlebt habe? Schrecklich nicht wegen der Tiefsttemperaturen, sondern wegen seiner Launenhaftigkeit. Jeden Tag ein anderes Wetter, drei- bis viermal Frühling und ebenso oft Rückkehr des Winters. Gestern und vorgestern haben wir den Frühling endlich erlebt, heute bläst wieder ein eiskalter Wind, ziehen immer wieder Wolken vor die Sonne, inzwischen tobt ein kalter Regensturm.

Am Karfreitag waren wir auf dem kleinen Heuberg, in einem Gebiet zwischen Schömberg und dem Neckartal. Dort gibt es Dörfer, in denen die Zeit stehengeblieben ist. Damit ist aber auch die Infrastruktur auf der Strecke geblieben - das Gasthaus verfällt, statt dessen gibt es eine alternative Milch- und Vesperwirtschaft. Der ganze Ort ist auf den Beinen Richtung Kirche.
Ammonit mit Lungenkraut beim alten Gasthaus





                                                                                                                                                           
Blaue Anemomen im Neckartal bei Weitingen
In Haigerloch dann endlich mal wieder ein Eis und Cappuccino unter freiem Himmel! Dazu ein Beuch der sehenswerten Ausstellung in der alten Ölmühle. Der surrealistische Maler Karl Hurm aus Weildorf hat dort seine Dauerausstellung. Ausgesprochen originelle und farblich sowie von den Motiven her faszinierende Bilder.

In diesem Sinne allen meinen Lesern schöne Ostertage, egal, was das Wetter für Kapriolen schlägt.

Dienstag, 27. März 2018

Mein kleines, neues Autorenleben

Heute sah ich den gelben Postwagen auf der Straßenseite gegenüber halten. Der Postbote hatte einen großen weißen Umschlag in der Hand. Das wird doch nicht etwa ... dachte ich, und wischte schnell hinaus. Und tatsächlich, es war der Verlagsvertrag! Ullstein Buchverlage stand ganz groß oben drüber. Es ist der erste Vertrag seit dem Jahr 2012, damals für die Köchin, die im Juni 2013 erschien. Zwischendurch gab es noch eine E-Mail-Vereinbarung für ein Bundle. Seitdem hatte ich zwei SP-Bücher herausgegeben, einen Roman ganz neu geschrieben und einen älteren, dessen Rechte ich zurückbekommen hatte, neu verfasst und erweitert. Dieser Vertrag brachte natürlich einen besonderen Glanz in meine Hütte, die in den letzten Wochen und Monaten meist in Regen, Schnee und Nebel gehüllt war.

Schon in den letzten Tagen hatte ich mich auf mein kleines, neues Autorenleben vorbereitet. Erst einmal machte ich drei Regalfächer mit Büchern und verstaute sie in fünf Stofftaschen. In die Säcke kamen Reiseführer mit Orten, an denen wir schon waren und zu denen wir sicher nie mehr hinfahren würden (auch aus Gründen der Verkehrsstaus), dazu Bücher, die ich gelesen hatte und nicht noch einmal lesen würde sowie alte, nicht besonders gute Abhandlungen über Orte, an denen man heute nichts mehr von dem findet, was beschrieben wird und abgebildet ist. Sie kommen alle in die öffentlichen Bücherschränke. Dann hatte ich mir schon lange vorgenommen, mir endlich einen kleineren, bequemeren Schreibtischstuhl zu kaufen. Weiß der Teufel, was mich damals geritten hat, bei Ikea einen Chefsessel zu kaufen, so groß, dass ich meist krumm und schief darin hing wie ein Autorenzwerg. Hier in der Gegend bekommt man so etwas nicht, und so fuhren wir heute nach Balingen ins Rogg&Roll. Mit viel Tamtam bekam ich meinen neuen Schreitischstuhl endlich ausgehändigt. Ging auch leicht aufzubauen, obwohl ich dabei wie immer ins Schwitzen geriet und mir eigentlich geschworen hatte, nie mehr etwas zusammenbauen zu wollen. (Das letzte war ein Badschränkchen vom Dänischen Bettenlager gewesen, bei dem eine Schraube nicht passte). Dank einer Minitaschenlampe fand ich dann schließlich das Loch für die zweite dicke Schraube, und mittels eines Hammers saßen die Rollen fest wie eingemeißelt. Jetzt sitze ich Auge in Auge mit meinem Laptop, und ich habe das Gefühl, als wäre die mehr oder weniger demotivierende Verlags- und Agentursuche der letzten Jahre in sich zusammengeschnurrt wie ein heißer Luftballon.