Montag, 29. April 2013

Es steht eine Mühle im Schwarzwälder Tal


Dass wir wohnen, wo andere Urlaub machen, wurde mir gestern wieder sehr stark bewusst. Der Himmel war tief verhangen, alles troff vor Nässe, Nebel umwaberte die Schwarzwaldberge vor meinem Haus. Es galt, einen Verwandtenbesuch nahe Pforzheim abzustatten. Das Nagoldtal war inzwischen ergrünt und erblüht, zwischen den dunklen Tannen schimmerte das junge Laub der Buchen hervor, an der Straße flammten Forsithien, die Wiesen waren mit Teppichen von Anemonen und Primeln bedeckt. Überall Feste, überall Massen von Fahrzeugen auf dem Weg zu ebendiesen Festen. Nach dem Besuch wanderten wir durch einen Tunnel von Schwarzwaldtannen, die Vögel sangen um die Wette, als gelte es, die Gedanken an den langen Winter auszulöschen. Der Rückweg führte durch eine weitläufige Schrebergartenanlage, mit allem, was dazu gehört: lauschige Ecken, Regentonnen, Tulpen und Traubenhyazinthen, blühende Obstbäume, Magnolien und Gartenzwerge. Gegen Abend machte sich ein Hungergefühl breit. Der Flohmarkt in Calw wurde schon wieder aufgeräumt. Wir tranken eine Latte Macchiato bei einem unserer Lieblingsitaliener. Die junge Bedienung räumte ein, dass es ihr am liebsten wäre, wenn alle Handys abgeschafft werden würden. Man werde so unselbständig gemacht durch die Geräte, die Paare würden sich nicht mehr miteinader unterhalten, sondern die ganze Zeit telefonieren. Das Kopfrechnen hätte sie völlig verlernt.
Auf der Weiterfahrt biegen wir kurzentschlossen in das Seitzental ab. Zwanzig Jahre lang sind wir hier vorbeigefahren und hatten das Gasthaus "Talmühle" rechts liegen lassen. Mal sehen, was die für eine Speisekarte haben. Ein älterer Mann führt seinen Hund Gassi.
Kriegt man hier was zu essen?, fragt mein Begleiter.
Freilich, meint der Mann, seit 40 Jahren, warm oder kalt. Das Kochen überlasse ich inzwischen meiner Frau. Wenn wir mal nicht mehr sind, ist das vorbei.
Auf der kleinen Speisekarte neben dem Eingang und auf einer Tafel stehen die Speisenangeschrieben: Schnitzel mit Pommes und Salat, Bratwürste mit Kartoffelsalat, Zwiebelrostbraten, Wurstsalat, das Übliche halt. Drinnen alles wie dazumal, eine gemütliche Gaststube, ein Tisch besetzt mit Einheimischen, die fast erschrocken hochfahren, als sich die Fremden in ihrem Reich einfinden.Wir bestellen kurzentschlossen die Schnitzel. Das Eis ist schnell gebrochen, die Wirtin fragt nach, ob wir auch Kartoffelsalat zum Schnitzel haben wollten. Der ist dann aber schon reichlich auf dem Salatteller. Den können nur die Alteingesessenen im Schwarzwald, auf der schwäbischen Alb und im Unterland so machen. Das Schnitzel ist dermaßen zart, die Pommes dünn und die Soße so gut, dass ich sie noch Stunden später auf der Zunge spüre. Sollen wir noch einen Schnaps für die Verdauung bestellen?, fragt mein Begleiter mich.
Die Soße war besonders gut, kommentieren wir, als die Wirtin die Teller abräumt.
Das ist auch keine Plastiksoße, die mache ich selber, meint sie verschmitzt. Darf ich Ihnen noch einen Schnaps anbieten?
Was für einen haben Sie denn?
Obstler oder Zwetschgenschnaps. Den habe ich für die Gäste selbst geschenkt gekriegt.
Der Gästeschnaps ist in Schwaben doch immer der, den man unliebsamen Verwandten anbietet, denke ich bei mir. Er ist dann aber ausgezeichnet. Wie erwartet, wird die Rechnung mit einem Kugelschreiber auf Papier geschrieben.
Dieser Schwarzwaldtag war einer der besten, die ich seit Monaten erlebt habe! Heute ging er mir noch einmal durch den Kopf, die Mühle im Schwarzwälder Tal fiel mir ein. Wenn ich ein Buch über den Schwarzwald geschrieben hätte, würde ich solche geheimen kulinarischen Orte nicht erwähnen. Das Tal und die frühere Mühle sind auf keiner Homepage zu finden. Sie sind morgen vielleicht schon nicht mehr da in dieser Form. Ich würde die Landschaften erwähnen, die Städte, die Flora und Fauna, Berge, Wasserfälle und Museen, Bauernhöfe und Wanderungen in dunkle Täler und über luftige Höhen, würde den Kelten und Römern nachspüren und mir vorstellen, wie die Menschen hier über Jahrhunderte gehaust haben. Wenn ich mir den Schwarzwald vorstelle, sehe ich Tannen und rote Felsen, Farne und Moose, Schluchten und vornehme Bäder, den Holländer Michel und Kurparkanlagen. Und die Schriftsteller und Philosophen, die dort gelebt oder es bereist haben, gewandert sind und darüber schrieben, wie Mark Twain, Hermann Hesse und Martin Heidegger und nicht zu vergessen der Volksschriftsteller und Pfarrer Heinrich Hansjakob.

Für Autoren: Wann ist Self Publishing der richtige Weg?

Donnerstag, 25. April 2013

Wann ist Self Publishing der richtige Weg?

Ich mache gerade eine Schreib-Pause, was aufmerksamen Lesern dieses Blogs nicht entgangen sein dürfte. Und genieße die schönen Tage, sitze bei der Arbeit im Garten meiner Gruppe, rede und lache mit den Klienten, spiele Karten. Für heute haben wir ein Grillfest vorbereitet.Trotzdem habe ich meinen Krimi nicht aus den Augen verloren. Den will ich nicht auf Teufel komm raus an den Verlag bringen. Gerade habe ich zwei Einträge aus dem Literaturcafé gefunden. In einem beschreibt ein langjähriger Lektor des Aufbau Verlags, welche Fehler bei der Verlagssuche häufig gemacht werden. Und sagt nebenbei, dass in sechs Jahren von tausend (unverlangt) eingesandten Manuskripten nur zwei veröffentlicht worden seien. Der andere Artikel ist ein Vortrag, den Wolfgang Tischer bei der Leipziger Buchmesse hielt: Wie finde ich den richtigen Verlag? Mal unabhängig davon, wie man diesen Artikel beurteilt: Merkwürdigerweise muss ich mir nach zehn Jahren, in denen ich veröffentlicht habe, diese Frage nun auch erneut stellen. Einmal werden meine Bücher wohl in naher Zukunft vergriffen sein oderins moderne Antiquariat abwandern, (auch wenn ich die Abrechnung immer noch nicht habe, wurde mir mitgeteilt, dass sie kein Plus aufweist), zum anderen steht ein Genrewechsel bevor, der bekanntlich immer schwierig ist, unabhängig davon, wo er sich vollzieht. Bei schlechten Verkaufszahlen des Neulings wird der Hausverlag nicht zugreifen. Wenn ich ihn selber bei kleineren Verlagen anbiete, kann es mir passieren, dass mir die gesamte Vermarktung aufgebürdet wird. Dann könnte ich ihn auch gleich selbst publizieren! 1-2 Mann-Verlage seien nicht die richtige Adresse, sagt Tischer. Welche Verlage dann? Ich bin gerade am Sondieren und Recherchieren und frage bei anderen Autoren herum. Den idealen Verlag gibt es nicht. Es passiert auch nicht, dass ein Verlag hier im Blog vorbeikommt und meint: Ach, das klingt aber interessant, schicken Sie uns doch mal Exposé und Leseprobe! Glücklicherweise gibt es schon einen Verlag, der sich das Exposé anschauen würde, aber das ist bekanntlich keine Garantie für eine Veröffentlichung. Ich könnte es so machen wie vor unzähligen Jahren, als ich für eine Bewerbung mehr als hundert Blindbriefe versandte. Da gab es immerhin 10% Rücklauf! Also allen anbieten, von Diogenes über Hanser bis Emons! Habe ich nicht mal von einer Lektorin gehört, sie müssten alles lesen? Wenn ich dann alle Verlage abgeklappert habe, kann ich mich mit der Frage des Self Publishing dieses Krimis befassen. Aber noch nicht gleich. Erst will ich noch die schönen Tage genießen.

Sonntag, 21. April 2013

Weil deine Leser dich nicht sehen

In Abwandlung eines Krimititels von Mary Higgins Clark (aus der Bücherei) möchte ich einmal versuchen, die Freuden und Ärgernisse beim Bekanntmachen seiner Person als Autor und als Mensch zu schildern. Gestern, an einem mal wieder trüben, kalten und regnerischen Wintertag wollten wir nach Reutlingen fahren, um dort in der Stadt, ihren Geschäften und Buchhandlungen herumzustöbern. Dieser Ort empfing uns jedoch mit derartigen Nebelschwaden und Regenschauern, dass wir gleich nach Stuttgart weitergefahren sind. Dort regnete es nicht. Ungeheure Massen wälzten sich über die Königstraße, über den Kleinen Schlossplatz und durch die unzähligen Passagen. (Das Bild oben ist übrigens vom Dezember, da war es weitaus sommerlicher als jetzt!) Im neuen Einkaufszentrum "Saturn" glaubte ich mich in einen Sience Fiction versetzt zu sehen. In einem Markt für alle möglichen Medien gab es etwa zwanzig gleichartige, gelbblaue Kassen, an denen die Menschen Schlange standen. Und jeder Einzelne wird durch Videokameras überwacht, damit er nicht etwa Waren an der Kassiererin vorbeischmuggeln kann. Wahrscheinlich hatte auch ein jeder sein Smartphone vor sich, um bei Facebook zu melden, dass er sich jetzt in einer Schlange des Super-Super-Markts im Saturn in Stuttgart befinde. Und dass er die neueste Version des Smartphones gekauft habe, um sich noch besser bei Facebook und Co. einklinken zu können. Und so ging es weiter. Hugendubel, früher ein einfacher Großmarkt für Bücher, scheint sein Konzept umgestellt zu haben. Riesige Hallen, über drei Etagen, eine ganze Wand nur mit Krimis, speziell Regionalkrimis, dazu Wohlfühlecken, lauschige Cafeteria, spezielle Regale mit Lyrik und Nischenliteratur, Sprüche von Hermann Hesse an der Wand, viel weniger Kruscht, den man verstärkt in anderen Buchhandlungen zu sehen bekommt. Das alles kann man bequem mit Rolltreppen durchschweben. Ich muss zugeben, das hat etwas Verführerisches! Und auch hier war es ebenso voll wie in den großen Modegalerien. Dagegen gibt sich der Witwer, früher als größte Buchandlung Stuttgarts bekann, fast altmodisch. Als Autorin stellt man sich natürlich die Frage: Wie soll man als in solchen Kultpalästen überhaupt wahrgenommen werden, dazu mit einem völlig neuen Genre? Wie soll man in den großen virtuellen Palästen der Social Media wahrgenommen werden, in denen der Einzelne ebenso mit Produkten, Informationen, Bildern und Büchern überschwemmt wird? Soll man darauf reagieren, indem man selber diese Medien mit seinen Infos, Büchern, Bildern und sonstigen ideellen und materiellen Produkten überschwemmt? Wie viel Likes und Kommentare muss ich absetzen, um selber welche zu bekommen? Nein, nein, so hart geht es doch in der virtuellen Wirklichkeit nicht zu. Man ist bei einigen Händen voller Leute bekannt, die interessiert deinen Weg verfolgen, deren Wege du ebenfalls interessiert verfolgst. Wer dich kennt und dein Buch noch nicht gelesen hat, wird es kaufen oder er kauft die Printversion, weil er keinen Reader haben möchte. Ich selbst kaufe ebenfalls Bücher von Leuten, die ich schon länger kenne. In der Buchhandlung probiere ich natürlich auch ständig Neues aus. So ließen wir das alles auf uns wirken und machten uns dazu unsere Gedanken.

Als der Großstadttag sich seinem Ende näherte, landeten wir noch gezielt im lange heiß umstrittenen und immer noch umstrittenen Bahnhof. Lange waren wir nicht dort gewesen, nur einmal im letzten Jahr hatte ich meine Fahrt nach Frankfurt hier kurz unterbrochen. Dort hatte sich innen nichts verändert. Ja, der Bahnhof ist zu klein, daran beißt die Maus keinen Faden ab. Aber warum unter die Erde? Draußen war nichts, aber auch nichts wiederzuerkennen. Der Park plattgewalzt, sogar den vielgeliebten Eberhard im Barte haben sie an eine andere Stelle versetzt, der Bauzaun ist mit offiziellen Maulwurfskarikaturen und Entwürfen einer schöneren, gigantischeren Stadt gepflastert, und zwar so dicht, dass niemand sehen kann, was sich dahinter verbirgt. Was meinen Sie, was erst los ist, wenn das Loch kommt!, sagte eine ältere Frau zu uns. Mit dem Loch ist die Grube für den unterirdischen Bahnhof gemeint. Statt 55 Minuten wird der ICE dann nur noch 28 Minuten von Stuttgart nach Ulm brauchen. Aber nicht wegen des Tiefbahnhofs, sondern wegen einer neuen Trasse. Hat mal irgendwer irgendwas von Entschleunigung gesagt?

Was ich damit sagen will: Die sozialen Medien haben sich für mich entzaubert, weil sie keine Gegenwelt, sondern ein Abbild der realen sind, in der es auch nicht viel anders zugeht. Nämlich gigantomanisch. Mit Betonung auf manisch. Meine Aufgabe wird es sein, nicht einfach zu entschleunigen, denn das trifft es nicht auf den Punkt, sondern dieser Gigantomanie für mich selbst Einhalt zu gebieten. Es müssen nicht Tausende von Büchern sein, die Tausende von Lesern erreichen, weder im Buchhandel noch im Netz. Ich muss nicht tausende von Freunden haben, die mir nichts zu sagen haben, als was ihre eigene Welt ihnen gebietet. Es gibt eine Reihe von bisher unbekannten Leuten, die gern meinen Krimi lesen würden. Soll ich jetzt deren Interesse enttäuschen und ihn gar nicht herausbringen? Und es gibt eine Reihe von Leuten, die an mir und meinen Büchern interessiert sind und an deren Werdegang ich interessiert bin. Es gibt Leser, die meinen historischen Roman vorgemerkt haben. Auf dieser Basis kann ich weitermachen, sowohl in meinem Blog, bei FB und mit den Verlagen. Wie hieß noch dieses Sprichwort? Man sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht? Bei weniger Masse und weniger Gigantomanie sieht man die Bäume sehr wohl.

Hier noch zwei Beiträge, die ganz eng mit diesem zusammenhängen:
Der Verlust der Unschuld oder wann platzt die Blase von Petra van Cronenburg
Gigantomanisch oder haben sich die Social Media entzaubert 
von Alice Gabathuler
Ballast abwerfen! 1. Der Veröffentlichungszwang 
Wer verdient an meinen Büchern?

Freitag, 19. April 2013

Wer verdient an meinen Büchern?

Meine Blogleser und auch die Leser sonstiger öffentlicher Äußerungen von mir wissen, dass ich im Grunde meines Herzens ein friedfertiger Mensch bin. Was sich in den letzten Tagen aufgestaut hat, spottet aber jeder Beschreibung und hat mich veranlasst, diverse grässliche Flüche von mir zu geben (die aber nur meinem Computer zu Ohren gekommen sind). Also zunächst einmal verlangt der Brötchenerwerbsjob gerade wieder alle Nerven und sämtliche Anspannung, die denkbar sind. Natürlich, denn die Neuerungen und Umwandlungen sind noch lange nicht abgeschlossen. Kamen zwei Zahnarzttermine an zwei aufeinanderfolgenden Tagen dazu - hätte ich sie abgesagt, wäre mir erst in einem halben Jahr wieder einer zuteil geworden. Ich hatte schlecht geschlafen und war den ganzen Tag unterwegs bei einer schülen Wärme von 25° und war dann so müde, dass ich kaum noch meiner Arbeit nachgehen konnte. Eigentlich könnte es mir ja egal sein, wann die Abrechnung vom Verlag kommt, denn da steht eh nur, dass alles mit dem Vorschuss verrechnet wurde und ich 0,00 Euro Einnahmen habe. Aber ich möchte zumindest wissen, ob sich die E-Books des Verlags mehr als 10x verkauft haben! Heute ist der 19.April, am 31.März war die Abrechnung fällig. Wozu habe ich einen Agenten, werdet ihr euch fragen? Dem scheint das nicht so wichtig zu sein. Heute steckte endlich ein großer Umschlag im Briefkasten. Aber er war vom Finanzamt, das noch Belege zu meiner Steuererklärung braucht. Ich soll den Antrag zu etwas nachreichen, zu dem ich den Beleg schon beigelegt habe. Außerdem verlangt man eine lückenlose Aufklärung darüber, was ich im Jahr 2012 mit meinen Büchern verdient habe, auch wenn es 0.00000 Euro waren! O.K., der Beleg mit einer kleinen dreistelligen Summe von dem "Vermächtnis" hat noch gefehlt. Das braucht das Finanzamt übrigens, um horrende Steuervorauszahlungen auf noch zu schreibende Bücher zu erheben, die vielleicht weder geschrieben noch veröffentlicht werden. Jetzt muss ich mir also wieder das Elsterformular runterladen, ellenlange Lizenzverträge runterscrollen und diese Einzelanträge raussuchen. Verdammt, wie habe ich das denn neulich geschafft? Ich werde wieder zum Rathaus gehen müssen, um mir den Papierausdruck zu holen. Das Schreiben ist inzwischen auf der Strecke geblieben. Ich habe keine Lust mehr, sagte ich zu meinem Freund auf dessen besorgte Frage. Ich habe keine Lust mehr, meinen Krimi an irgendwen zu verschachern, an dem am Ende außer mir alle verdienen werden, wie viel oder wie wenig auch immer!

Sonntag, 14. April 2013

Reduzieren und gewinnen!


Gestern habe ich schon einige Auszeit-Orte gefunden. Es muss nämlich gar kein realer Ort sein, wie ich merkte. Jede sonnige Kaffeeecke in Rottenburg, jede Blausternwiese in Tübingen oder vor meinem Haus kann ein solcher Auszeitort sein. Von der Arbeit und dem Schreiben könnte ich mich auch im Kloster Heiligkreuztal erholen. Anfang Juni gibt es ein Seminar mit derselben Psychologin, die auch im letzten September dort eines zur Belastbarkeit abhielt. Im November folgt dann ein Seminar zum Thema "Reduzieren und gewinnen", da geht es darum, unnötigen und lebenserschwerenden Ballast abzuwerfen. Ich habe schon mal angefangen, bei Facebook die Leute auszusortieren, die nur auf Masse aus sind oder mir ihre unlesbaren E-Books andrehen wollen. Freundschaftsanfragen prüfe ich sehr genau. Jetzt hat sich die Zahl der Freunde auf die Hälfte reduziert. Der Schwarzwaldkrimi liegt in den Dateien; manchmal machen wir uns einen Spaß daraus, ein paar Seiten auszudrucken, und mein Gefährte liest kabarettmäßig daraus vor, so dass wir uns vor Lachen auf dem Boden kugeln. Nebenher lektoriert er noch das eine oder andere. Das gehört auch zur psychischen Entlastung. Wenn ich den destruktiven, nicht unbedingt notwendigen Ballast abgeworfen habe, brauche ich wohl keinen realen Auszeitort mehr, sondern finde diese Orte jeden Tag.

Samstag, 13. April 2013

Auszeit-Ideen für Autoren

 Eine Autorin steht vor der Entscheidung, eine Auszeit vom Schreiben zu nehmen. Sie kann aber nicht einfach wegfahren und die Seele baumeln lassen, weil sie einen Beruf hat, der sie ernährt. Welche Möglichkeiten gibt es für sie? Was hat sie früher, vor dem Schreiben, gemacht? Was habe ich gemacht, als ich siebzehn war? Natürlich habe ich geschrieben, und sei es auch nur ein Tagebuch oder Artikel für die Schülerzeitung. Dann habe ich so Heftchen gebastelt, mit eigenen Sprüchen und ausgeschnittenen Bildern. Ich habe fotografiert, bin gern geschwommen und habe die ersten Pommesfrites-Parties gefeiert. Bin stundenlang durch die grünen Wälder oberhalb der Ostsee gewandert, zusammen mit unserem Collie. Habe Igel und einen jungen Kauz durchgefüttert, der aus dem Nest gefallen war. Zusammen mit Freunden und Verehrern Kartoffeln auf einer Tonne gebraten, die mit glühenden Kohlen gefüllt war. Bücher verschlungen, wo immer ich mich befand. Und stundenlange Gespräche geführt, über die Eltern, die Schule, die Liebe, Gott und die Welt. Jedes Jahr gab es eine Urlaubsreise, mit siebzehn war ich in Kärnten, mit achtzehn in Wales. Auf der Flensburger Förde sind wir herumgerudert und bei einem Sturm umgekippt. Sind mit dem Fahrrad zu den dänischen Schlössern gefahren, haben Softeis und Rumkugeln gefuttert. Ins Kino und zum Tanzen ins Ruhetal nach Glücksburg sind wir gegangen. Und haben den Traum von einem glücklichen Leben geträumt, der für mich damals noch darin bestand, eine Familie zu gründen und Buchhändlerin zu werden. Mein Vater hatte sogar bei Thalia in Hamburg nachgefragt, aber da man nur 1000 DM verdiente nach der Lehre, hat er mir abgeraten. Ob er recht gehabt hat?

Heute bin ich eine erfahrene Sozialtherapeutin und Romanautorin. Damals gab es keine Computer für jedermann, keine Foren, keine Blogs und so weiter. Hätte ich mir jemals vorstellen könne, mit meinem Sohn auf Facebook zu kommunizieren? Aber vieles von dem, was ich damals gemacht und gemocht habe, mache und mag ich heute noch. Und das eine oder andere, woran ich mich erinnere, könnte mir durchaus als Auszeit-Idee dienen!


Montag, 8. April 2013

Entscheidung im Frühling

Küchenschellen im Botanischen Garten Tübingen
So wie gestern könnte es gerade weitergehen! Nach sieben Monaten Winter, Kälte und trüber Dunkelheit kam endlich wieder die Sonne raus und vor allem kommen jetzt mit Macht die Blumen! In Tübingen und in Ludwigsburg, unter einem strahlend blauen Himmel, habe ich eine Entscheidung getroffen: Ich will mich nicht entscheiden, ob ich künftig selbst publiziere oder weiter von den Verlagen abhängig sein will. Ich mache das auch nicht abhängig von den Verkaufszahlen, die demnächst kommen. Ich möchte einfach mehr vom Leben haben, mich nicht mehr so anstrengen, nicht vermarkten müssen, mich mit technischen und verkaufsstrategischen Problemen herumschlagen, sondern schreiben, was mir Spaß macht und damit tun, was mir gefällt! Genießen und die Welt auf mich wirken, mich inspirieren lassen.

Freitag, 5. April 2013

Unnennbare Tage

Am Ostermontag begannen wir unseren Tagesausflug in Bad Imnau, einem Stahlbad hier in der Nähe, das seit dem 18. Jhrhundert besteht und Schauplatz einer Liebe im 19. Jahrhundert war. Hier besuchte Wilhelm Waiblinger, der "feuerköpfige" Freund von Eduard Mörike, seine Julie, derentwegen er aus dem Tübinger Stift hinausflog, später nach Rom ging und jung verstarb. Montag war der 1. April, aber es war so kalt, dass wir beschlossen, weiter nach Süden an den Bodensee zu fahren. Auch der war Schauplatz für einen Dichter, der unvergessene Gedichte schrieb und dessen einzige Liebe letztendlich unerfüllt blieb.

                                       Unnennbare Tage
                           Hier lieg' ich auf dem Frühlingshügel,
                            die Wolke wird mein Flügel,
                              ein Vogel fliegt mir voraus.
                          Ach, sag' mir, alleinzige Liebe,
                            wo du bleibst, dass ich bei dir bliebe!
 

                              Doch du und die Lüfte, ihr habt kein Haus.
                          Die Wolke seh ich wandeln und den Fluss,
                            es dringt der Sonne goldner Kuss
                              mir tief bis ins Geblüt hinein;
                          die Augen, wunderbar berauschet,
                            tun, als schliefen sie ein,

                             nur noch das Ohr der Biene lauschet.
                          Ich denke dies und denke das,
                           ich sehne mich und weiß nicht recht, nach was.
                            Halb ist es Lust, halb ist es Klage;
                          mein Herz, o sage,
                            was webst du für Erinnerung
                              in golden grüner Zweige Dämmerung?
                          Alte, unnennbare Tage!


                             (Eduard Mörike, 1804-1875)

Donnerstag, 4. April 2013

Denis Scheck und die zehn Weltbestseller

Napoleonschloss Arenenberg/Bodensee-Ausflugsziel am Ostermontag und "Traumschreibplatz"
Hurra, die Druckfahnen sind bearbeitet (nur 9 Fehler bei 447 Seiten und einige Absatzverschiebungen durch den Umbruch, habe ich gesondert angemerkt) und eingetütet. Jetzt kann ich mich also wieder anderen Dingen zuwenden. Eigentlich suchte ich einen Link zu einer Radiosendung heute Nachmittag um 17.02 im SWR2, in der Denis Scheck u.a. über die anhaltende Bedeutung des historischen Romans diskutiert: Schmöker, Schinken, Meisterwerke. Offensichtlich wurde ein über 700 Seiten starker Roman mit dem Titel "Wölfe" letztes Jahr ein Bestseller mit bisher sechs Auflagen. Es geht um das 16. Jahrhundert, um Heinrich VIII. und Oliver Cromwell. Der Link, den ich jetzt fand, betrifft die Geburtstagssendung von "Druckfrisch" im Februar, die ich auch gesehen habe. Die zehn meistverkauften Bücher aller Zeiten seit Erfindung des Buchdrucks mit Ausnahme der Bibel u.ä. Erstaunlich ist die Tatsache, dass ein Buch von Charles Dickens über die französische Revolution auf Platz 1 steht. Wir Autoren historischer Romane wurden immer vor dieser Zeit als "no go" gewarnt! Aber das alles bezieht sich ja auf einen Zeitraum von mehr als 500 Jahren.

Ich habe meinen eigenen Schmöker jetzt innerhalb von sechs Tagen noch einmal im Zuge der Druckfahnenkorrektur gelesen. Am Anfang hätte ich vielleicht ein paar Füllwörter und -sätze rausgenommen, wenn ich es heute noch einmal schreiben würde. Aber die Zeit und die Geschichte haben mich ehrlich gesagt so gefesselt, dass ich es fast in einem Rutsch noch einmal durchgelesen habe. Und ich würde auch immer wieder so etwas schreiben. Und ich würde auch immer wieder einen Krimi wie den Schwarzwaldkrimi schreiben, auch wenn er nicht serienmäßig ausbaubar sein sollte. Ich freue mich einfach nur, dass es mir gelungen ist, zwei weitere Bücher zu schreiben, die ich auch lesen würde, wenn ich sie nicht selbst geschrieben hätte!