Gestern war ein Brief meines Kalender-Verlages im Kasten. Nanu, zum Kalender kann sich doch noch niemand äußern? Er war von einem Biogärtner, der im Verlagsprospekt von den Holzameisen und dem Rosenrost gelesen hat und mir nun weitere Produkte anbieten wollte. So kann's gehen, und möglicherweise ist die "Zielgruppe" für diesen Kalender größer, als ich bisher dachte. Ich werde dann künftig beim Wandern und Reisen immer ein Exemplar dabeihaben, um es den Leuten zu zeigen.:-)
Warum soll ich es nicht machen wie weiland Heinrich Hansjakob? Der hatte für jeden Aspekt seines Schaffens einen eigenen Verlag, bis hin zu Herder in Freiburg für theologische Schriften. Kürzlich habe ich über die Verfalldaten von Autoren sinniert, heute könnte ich mal über die von meinen Büchern nachdenken. Das erste "verfiel" nach drei bis vier Jahren, das zweite ist ein
langsamer Longseller, bis jetzt noch ohne Verfallsdatum. Nr. drei und vier haben ein Haltbarkeitsdatum von exakt neun Monaten. Die Anthologie ist offen konzipiert. Ich habe einmal gehört, dass man nicht nur bei Geldanlagen auf die Mischform achten sollte. So wird es auch bei mir eine solche Mischform geben. Hansjakob war bescheiden, er pries seine Bücher nicht an und stellte sich eher unter andere als darüber. Trotzdem freute er sich, wenn er auf seine Bücher angesprochen wurde. Wenn ich so die neueren Buchbesprechungen über ihn sehe, ist er eigentlich ein fast schon vergessener Bestsellerautor. Und ich selbst glaube und weiß inzwischen, dass ich nicht auf den "großen Wurf" warte, sondern meine eigenen Brötchen backen werde.
Hier noch Verantstaltungshinweise und Hinweise auf Museen und Gedenkstätten für den Schriftsteller.
Sonntag, 13. Juni 2010
Montag, 7. Juni 2010
Verfallsdatum von Autoren
Bei den Büchereulen fand ich heute Morgen eine interessante Diskussion über die Haltbarkeits- bzw., andersrum ausgedrückt, die Verfallsdaten von Autoren. Wir hatten hier ja schon über die
3-Monats-Halbwertszeiten besonders von Trend-Romanen gesprochen. Wer wird in zehn Jahren noch einen Vampirroman lesen wollen, wer einen historischen? Und wer wird es in 30, 100 Jahren nicht vielleicht doch wieder tun? Es gibt viele Bücher, die ihre Autoren lange überlebt haben und auch heute noch Klassiker sind und in der Schule gelesen werden. Manche Verlage haben Back- Lists, d. h., die Bücher werden weiterhin geführt. (Bei mir war es übrigens nur der erste Verlag, der meinen ersten Roman nur kurz in den Backlists hatte, alle anderen haben eine längere B.L.)
Petra hat ja schon einiges ergänzt. Ich wollte eigentlich bloß noch sagen, dass ich denke, epochenübergreifende, immerwährende menschliche Themen und Konflikte oder Zeitgeschichtliches überdauern wohl am ehesten. Als ich mit dem regelmäßigen Schreiben anfing, hatte ich mir keine Gedanken darüber gemacht. Zur Frage: Wie finde ich einen Verlag bzw. wie komme ich zu einem Lektorat noch ein Verweis auf den lesenswerten Beitrag von Philipp Bobrowski.
3-Monats-Halbwertszeiten besonders von Trend-Romanen gesprochen. Wer wird in zehn Jahren noch einen Vampirroman lesen wollen, wer einen historischen? Und wer wird es in 30, 100 Jahren nicht vielleicht doch wieder tun? Es gibt viele Bücher, die ihre Autoren lange überlebt haben und auch heute noch Klassiker sind und in der Schule gelesen werden. Manche Verlage haben Back- Lists, d. h., die Bücher werden weiterhin geführt. (Bei mir war es übrigens nur der erste Verlag, der meinen ersten Roman nur kurz in den Backlists hatte, alle anderen haben eine längere B.L.)
Petra hat ja schon einiges ergänzt. Ich wollte eigentlich bloß noch sagen, dass ich denke, epochenübergreifende, immerwährende menschliche Themen und Konflikte oder Zeitgeschichtliches überdauern wohl am ehesten. Als ich mit dem regelmäßigen Schreiben anfing, hatte ich mir keine Gedanken darüber gemacht. Zur Frage: Wie finde ich einen Verlag bzw. wie komme ich zu einem Lektorat noch ein Verweis auf den lesenswerten Beitrag von Philipp Bobrowski.
Sonntag, 6. Juni 2010
Fluss, Stadt, Rosen und See
Der Rhein nahe der Fähre von Greffern. Auf dem Damm kann man stundenlang spazierengehen, dabei begegnet man Anglern und Schiffen. Eins ohne Tiefgang kam von Köln und machte eine Art Kreuzfahrt. Nachts hupte eine elsässische Familie nach der Fähre, aber sie kam nicht.
Im Schatten des Münsters Peter und Paul in Schwarzach hatten wir unser Quartier aufgeschlagen. Der irische Mönch Pirmin hat es begründet. Die Landschaft ist einmalig. Die Rheinauen locke zum Radfahren, die Dörfer sind abgelegen und voller Fachwerk. Am schönsten sind die Weinberge, die sich am Rand des Schwarzwaldes hochziehen. Und so sind auch die Menschen: heiter und gelassen. Die Yburg wacht über dem Rheintal.
Um sieben Uhr am Abend war es totenstill im Dorf. Aber es wurde noch recht lustig. Wenn man aus dem Fenster guckte, sah man die alten Laternen, die Kirche und das Beinhaus. Später rollten schwere Wagen durch die Nacht ganz wie im Mittelalter. Allerdings entpuppten sie sich als Mülleimer.
Es wurde schnell 30° heiß am nächsten Tag. Und so zogen wir weiter, durch den Schwarzwald an den Bodensee. Ein absolutes Highlight ist Gengenbach im Kinzigtal. Hier kann man sich hinsetzen, Kaffee trinken und überlegen, wer denn nun Tourist ist und wer einheimisch. Die unterscheiden sich eigentlich nur durch die Utensilien. Einkaufskorb oder Kamera? Im Klostergarten blühten unzählige Rosen, Kräuter dufteten. Die Roseninschrift von Theodor Storm erinnerte mich gleich an Petra van Cronenburgs "Buch der Rose".
Und dann war der Urlaub endlich vollkommen. Im (für mich) schönsten Strandbad am Untersee. Das Auf und Ab der Arbeit und des Schreibens,
Feuerräder und sonstiger Druck fielen ab wie die zahllosen Flocken, die von den Bäumen schwebten.
Donnerstag, 3. Juni 2010
Orchideenwiesen
Denn das Gute liegt so nah ... und die Pflanzen kümmern sich nicht darum, wie das Wetter ist, sind nur etwas später dran ... auf zwei Kalkmagerwiesen hier in der nächsten Umgebung tummeln sich zur Zeit die schönsten Orchideen: Helmknabenkraut zu Tausenden, die Riemenzunge, Fliegen- und Bienenragwurz, dazu Akelei en Masse in dunkelrosa bis kornblumenblauen Tönen, das gelbe Ochsenauge, das Zweiblatt, die Kugelorchis, und am Waldrand steht das weiße Waldvögelein.
Als ich mit dem Computer anfing, habe ich zuerst nach "Wanderungen" gesucht, dann nach Orchideen. Eine Zeitlang hatte ich Kontkt mit einem Experten, der auch Exkursionen zum Gardasee, nach Italien, Kroatien usw. machte. Das war mir aber zu speziell, und so haben wir fast alle Orchideen selber kennengelernt. Damals wäre ich noch nach Mainfranken gefahren, nur, weil dort Bocks-Riemenzungen gesichtet wurden. Die meisten gab es in der Provence. Doch selbst das Brand-Knabenkraut und der Frauenschuh sind hierzulande heimisch. Meine Orchideenbegeisterung ist geblieben, wurde allerdings von der des Schreibens übertroffen.
Bienenragwurz
Riemenzunge
Helmknabenkraut
Fliegenragwurz
Als ich mit dem Computer anfing, habe ich zuerst nach "Wanderungen" gesucht, dann nach Orchideen. Eine Zeitlang hatte ich Kontkt mit einem Experten, der auch Exkursionen zum Gardasee, nach Italien, Kroatien usw. machte. Das war mir aber zu speziell, und so haben wir fast alle Orchideen selber kennengelernt. Damals wäre ich noch nach Mainfranken gefahren, nur, weil dort Bocks-Riemenzungen gesichtet wurden. Die meisten gab es in der Provence. Doch selbst das Brand-Knabenkraut und der Frauenschuh sind hierzulande heimisch. Meine Orchideenbegeisterung ist geblieben, wurde allerdings von der des Schreibens übertroffen.
Bienenragwurz

Riemenzunge

Helmknabenkraut

Fliegenragwurz

Mittwoch, 2. Juni 2010
Fluchtpunkte
Neustadt an der Weinstraße
Das entspricht dem Fluchtpunkt Urlaub: Ankommen, die Sonne scheint, ein
Ort an der Weinstraße, Saumagen, Sauerkraut und Bratwurst, die Musik spielt, in einer Seitengasse finden Fernsehaufnahmen statt (Frau Kaufmann beim Interview), eine Stadt zum Verweilen. Der Pfälzer Händler, mit dem wir ins Gespräch kamen, sieht ein wenig aus wie ein Nachfahre der Römer. Wie einfach das Leben hier scheint! In Rodt hätten wir gern ein Zimmer genommen, doch es war alles besetzt. So mussten wir abends wieder zurück in den dunklen, kalten Schwarzwald, nicht ohne noch den Dom von Speyer "mitgenommen" zu haben.
Sonntag, 2. Mai 2010
Die besten Psychothriller

Heute, an einem richtig faulen Sonntag, konnte ich ein Buch nicht mehr aus der Hand legen: "Nimm dich in Acht" von Mary Higgins Clark. Es ist das zweite Buch, das ich von ihr lese, und nun, da ich mich auch ein wenig mit ihrem Leben beschäftigt habe, möchte ich alles von ihr haben! Es müssten an die 30-50 Bücher sein, die sie geschrieben hat.
Sie ist eine absolute Meisterin der Spannung. Ich denke, dass in unserer Bücherei einiges von ihr stehen müsste.
Freitag, 23. April 2010
Schreibtod und Teufel
Ich sitze in meinem Zimmer, in dem ich nun zehn Jahre lang geschrieben und gezweifelt, den Glauben wiedergefunden und von Neuem begonnen habe. Heute nun habe ich ein Projekt zu Grabe getragen. Mir ist heiß und kalt, es ist, als wäre eine Grippe im Anzug, und doch fühle ich mich frei von jedem Zwang. Ich fahre Karussel, habe die Bücher in der Bücherei abgegeben, die dem Projekt, das jetzt gestorben ist, dienen sollten, mir neue geholt, die mir Lust auf Neues machen sollten. Sie bringen mich zum Gähnen. Was ist nur los? Ich fahre Karussel vor meinem Computer, die Einrichtung des Zimmers fliegt vorbei.
Da hängen die Pestarztmaske aus Venedig und die Kappe des Teufelchens über dem Spiegel. Wie konnte ich sie nur vergessen? Tod und Teufel! Und der Ritter noch dazu. Vielleicht solltest du einmal über Dürer schreiben, sagt das Teufelchen, dazu gab es noch keinen Roman in der letzten Zeit. Die Stimme des Teufelchens klingt, als sei es ihm heiß und kalt und als wäre eine Grippe im Anzug. Ich trage keine Anzüge, sagt das Teufelchen. Ich mache Pause. Ich will aber keine Pause machen, sage ich, ich will schreiben, will weiter. Machen wir ein Spiel, sagt das Teufelchen, das heute ohne jedes Schnauben und ohne Schwefelgeruch daherkommt.
Erzähl mir, was passiert ist. Warum musstest du etwas zu Grabe tragen? Erzähl es, wie du willst, literarisch, unterhaltsam, geshowt, getellt, als Märchen, als Krimi, wie du willst.
Es war einmal ein Mädchen, das wollte zu den Sternen greifen. Als es glaubte, die Sterne in den Händen zu halten, fielen sie alle miteinander vom Himmel.
Das ist keine Geschichte, sagt das Teufelchen und funkelt mit den Augen. Das ist eine Behauptung.
Also gut. Die Hebamme Barbara begab sich zum Priester und wollte, dass er ihr Buch in der Kirche vorlas. Doch er lachte sie aus und schickte sie in ihre Hütte zurück.
Das ist der schlechte Anfang eines historischen Romans, sagt das Teufelchen.
Die Autorin hatte einen Krimi geschrieben. Als sie damit zum Verleger kam, sah sie, dass der tot in seinem Sessel saß. Wer konnte ihn getötet haben? Sie fahndete und fahndete. Schließlich fand sie heraus, dass es ein Autor gewesen war, der nicht veröffentlicht wurde. Darüber schrieb sie einen neuen Krimi und wurde weltberühmt.
Vom Teufelchen ist ein Knurren zu hören. Weich nicht aus!, faucht es. Du wolltest deine Geschichte erzählen! Immer nur fabulieren, nie kommst du auf den Punkt und zur Wahrheit!
Ich habe ein Paket geschnürt, sage ich, habe es zu einem Verlag getragen, und der will es nicht haben. Er wollte ein anderes, hat der Mann gesagt, solche Pakete verkaufen sich nicht. Es muss Kaviar drin sein, allenfalls noch Albbüffel im Heubett, Ayurvedamassagen, Ölbäder, Sektbäder ...Sie, Herr Autor, haben veraltete Vorstellungen. Ihren Kram will eh niemand lesen. Und glauben Sie nicht, das Sie etwa zu einem anderen Verlag gehen können, die Verleger von heute wissen genau, was Leser von heute lesen wollen.
Leser von heute surfen im Internet, wenn sie verreisen wollen, wirft der Autor schüchtern ein. Die surfen im Internet, buchen ihre Wellnessreisen und Wandertouren und Städtetripps nach Rom, und dann kaufen sie dicke Bücher, um sich die Zeit zu vertreiben. Vielleicht auch mal ein dünnes über einen Mord oder über Körperregionen, die früher bäh waren oder über den Weg zum Glück oder nach Santiago.
Warum gehen Sie nicht zur Zeitung?, fragt der Verleger. Oder veröffentlichen eine Anthologie? Sie scheinen ja zu wissen, wos langgeht!
Mehr tellen, souffliert das Teufelchen.
"Verdammt!", entfährt es meinen fiebrigen Lippen. Ich bin wütend und enttäuscht. Ich fühle mich krank, krank vor Ärger darüber, das jeder, aber auch jeder sein eigenes Süppchen aus meinen Kochzutaten kochen will. Wieviele Stunden meines Lebens habe ich nun für den Gelben Sack geschrieben?
Und überhaupt, fährt der Verleger fort. Ihre Krimis und Romane gleichen Kochbüchern. Bilden Sie sich bloß nicht ein, das sei neu. Von Simmel bis Rosamunde Pilcher reicht die Parade derer, die es mit Erfolg gebracht haben.
Ich wollte nie Kochbücher schreiben!, schreie ich. Ich wollte einfach nur schreiben!
Das Teufelchen gluckst, etwas Rauch strömt aus seiner Nase, und feuert mich mit seinen schwarzen Ärmchen an.
Ihr Manuskript passt nicht in unser Verlagsprogramm, sagt der Verleger. Ich sage nein, und das ist mein letztes Wort. Er verschwindet im Nebel.
Na, was sagst du jetzt?, fragt das Teufelchen, nachdem es sich vor Lachen geschüttelt hat, außer Atem.
Na, das war eine Geschichte, sage ich. Aber nicht meine.
Du kannst nur fabulieren, sagt das Teufelchen. Aber glaub nicht, dass ich deine Geschichten nicht mag. Und glaub nicht, dass es nicht noch mehr Teufelchen in unserer schönen alten neuen Welt gibt, zum Teufel und mit vielen Adjektiven gesagt!
Da hängen die Pestarztmaske aus Venedig und die Kappe des Teufelchens über dem Spiegel. Wie konnte ich sie nur vergessen? Tod und Teufel! Und der Ritter noch dazu. Vielleicht solltest du einmal über Dürer schreiben, sagt das Teufelchen, dazu gab es noch keinen Roman in der letzten Zeit. Die Stimme des Teufelchens klingt, als sei es ihm heiß und kalt und als wäre eine Grippe im Anzug. Ich trage keine Anzüge, sagt das Teufelchen. Ich mache Pause. Ich will aber keine Pause machen, sage ich, ich will schreiben, will weiter. Machen wir ein Spiel, sagt das Teufelchen, das heute ohne jedes Schnauben und ohne Schwefelgeruch daherkommt.
Erzähl mir, was passiert ist. Warum musstest du etwas zu Grabe tragen? Erzähl es, wie du willst, literarisch, unterhaltsam, geshowt, getellt, als Märchen, als Krimi, wie du willst.
Es war einmal ein Mädchen, das wollte zu den Sternen greifen. Als es glaubte, die Sterne in den Händen zu halten, fielen sie alle miteinander vom Himmel.
Das ist keine Geschichte, sagt das Teufelchen und funkelt mit den Augen. Das ist eine Behauptung.
Also gut. Die Hebamme Barbara begab sich zum Priester und wollte, dass er ihr Buch in der Kirche vorlas. Doch er lachte sie aus und schickte sie in ihre Hütte zurück.
Das ist der schlechte Anfang eines historischen Romans, sagt das Teufelchen.
Die Autorin hatte einen Krimi geschrieben. Als sie damit zum Verleger kam, sah sie, dass der tot in seinem Sessel saß. Wer konnte ihn getötet haben? Sie fahndete und fahndete. Schließlich fand sie heraus, dass es ein Autor gewesen war, der nicht veröffentlicht wurde. Darüber schrieb sie einen neuen Krimi und wurde weltberühmt.
Vom Teufelchen ist ein Knurren zu hören. Weich nicht aus!, faucht es. Du wolltest deine Geschichte erzählen! Immer nur fabulieren, nie kommst du auf den Punkt und zur Wahrheit!
Ich habe ein Paket geschnürt, sage ich, habe es zu einem Verlag getragen, und der will es nicht haben. Er wollte ein anderes, hat der Mann gesagt, solche Pakete verkaufen sich nicht. Es muss Kaviar drin sein, allenfalls noch Albbüffel im Heubett, Ayurvedamassagen, Ölbäder, Sektbäder ...Sie, Herr Autor, haben veraltete Vorstellungen. Ihren Kram will eh niemand lesen. Und glauben Sie nicht, das Sie etwa zu einem anderen Verlag gehen können, die Verleger von heute wissen genau, was Leser von heute lesen wollen.
Leser von heute surfen im Internet, wenn sie verreisen wollen, wirft der Autor schüchtern ein. Die surfen im Internet, buchen ihre Wellnessreisen und Wandertouren und Städtetripps nach Rom, und dann kaufen sie dicke Bücher, um sich die Zeit zu vertreiben. Vielleicht auch mal ein dünnes über einen Mord oder über Körperregionen, die früher bäh waren oder über den Weg zum Glück oder nach Santiago.
Warum gehen Sie nicht zur Zeitung?, fragt der Verleger. Oder veröffentlichen eine Anthologie? Sie scheinen ja zu wissen, wos langgeht!
Mehr tellen, souffliert das Teufelchen.
"Verdammt!", entfährt es meinen fiebrigen Lippen. Ich bin wütend und enttäuscht. Ich fühle mich krank, krank vor Ärger darüber, das jeder, aber auch jeder sein eigenes Süppchen aus meinen Kochzutaten kochen will. Wieviele Stunden meines Lebens habe ich nun für den Gelben Sack geschrieben?
Und überhaupt, fährt der Verleger fort. Ihre Krimis und Romane gleichen Kochbüchern. Bilden Sie sich bloß nicht ein, das sei neu. Von Simmel bis Rosamunde Pilcher reicht die Parade derer, die es mit Erfolg gebracht haben.
Ich wollte nie Kochbücher schreiben!, schreie ich. Ich wollte einfach nur schreiben!
Das Teufelchen gluckst, etwas Rauch strömt aus seiner Nase, und feuert mich mit seinen schwarzen Ärmchen an.
Ihr Manuskript passt nicht in unser Verlagsprogramm, sagt der Verleger. Ich sage nein, und das ist mein letztes Wort. Er verschwindet im Nebel.
Na, was sagst du jetzt?, fragt das Teufelchen, nachdem es sich vor Lachen geschüttelt hat, außer Atem.
Na, das war eine Geschichte, sage ich. Aber nicht meine.
Du kannst nur fabulieren, sagt das Teufelchen. Aber glaub nicht, dass ich deine Geschichten nicht mag. Und glaub nicht, dass es nicht noch mehr Teufelchen in unserer schönen alten neuen Welt gibt, zum Teufel und mit vielen Adjektiven gesagt!
Dienstag, 20. April 2010
Wie ich meine Stimme fand
Im Autorenform Montsegur läuft gerade eine spannende Diskussion über
"Show don't tell" zw. darüber, dass das unmäßige Auswalzen von Szenen, nur um das "tell" zu vermeiden, nerven kann. Ich selbst habe früher bei "Ficton Writing", das leider in dieser Form nicht mehr existiert, von den Auseinandersetzungen mit diesem Thema sehr profitiert- und das mitnehmen können, was zur Entwicklung meiner "eigenen Stimme"geführt hat. Sobald jedoch etwas zum Dogma erklärt und alles daran gemessen wird, führ das nicht nur zur Verwirrung, sondern auch zur Unterdrückung dieser Stimme bei anderen Autoren. Ich erinnere mich an das fünfte Kapitel meines zweiten Romans. Da sagten die Testleser, es sei zu sehr getellt. Es rein szenisch darzustellen war aber unmöglich und unsinnig. Denn es vergingen längere Zeitspannen, die man nicht mit Szenen ausfülle konnte, ohne alles übertrieben in die Länge zu ziehen. Wenn ich es mir recht überlege, ist mein Schubladenbuch daran gescheitert, dass ich einen inneren Widerstand dagegen spürte, längere Zeiträume zu beschreiben, ohne zu "tellen". Das wurde von der Lektorin als mangelnder Ausbau der Szenen empfunden. So können gut gemeinte Ratschläge eben auch schaden. Als einzig gute Ratschläge habe ich von da an nur noch akzeptiert: Ein Roman kann aus Szenen, narrativen Passagen und Dialogen bestehen. Erkläre Gefühle nicht, sondern zeige sie. Das ist wie im wirklichen Leben: Wenn mir einer sagt "ich liebe dich", dann ist das eine Erklärung, die ich nur glauben kann, wenn ich sie auch spüre. Dann lernte ich, den Motivationen der Figuren nachzuspüren, dem Kern der Geschichte, dem roten Faden und der inneren Authentizität.
Das ist für mich dann gleichbdeutend mit der Prämisse. Lehrmeinungen anderer können nur ausprobiert und selbst erfahren, verworfen oder als gut angenommen werden. Ich habe durch all den Wirrwarr hindurch meine Stimme gefunden. Und siehe, es ist dieselbe, die ich mit 17, 18 hatte, nur ist sie gereift und um einiges Handwerkliche erweitert.
Ähnlich erging es mir übrigens mit den Adjektiven. In einer zu großen Häufung bremsen sie den Text aus, gekonnt eingesetzt machen sie ihn dynamischer. Als mir aber jemand schrieb, in meiner Geschichte "Cola und Jaspe"(über die Tepuis in Venezuela) störten die vielen Adjektive, merkte ich auf: es waren ja gar keine Adjektive, sondern Adverben. Das ist mir alles in Fleisch und Blut übergegangen, von show und tell ist nicht mehr die Rede, auch bei meinem Testleser nicht und schon gar nicht bei meinem Lektor. Ich wünsche mir nun, dass solche Erfahrungen akzeptiert werden und nicht die Schreibratgeber in Bausch und Bogen verurteilt werden. Ich bleibe dabei: Bei manch einem Buch, einem Roman habe ich gedacht: Dir hätte ein wenig Schreibratgeber sicher nicht geschadet, lieber Autor!
Welche Schreibratgeber das bei mir waren? James F. Frey "Wie man einen vedammt guten Roman schreibt" und Stephen King "Leben und Scheiben"-beide haben mich inspiriert, überhaupt einen Roman zu schreiben und nach Rohdiamanten zu suchen. Empfehlen würde ich heute keinen mehr.
Dann noch jeweils einen Ratgeber meines zweiten Lektors "Feststeller schreiben Bestseller"von Dr. Jörg Ulrich und "Von der Romanidee zum Bestseller" meines Agenten Dirk R. Meynecke. Sie waren sehr nützlich bei der Einschätzung des Marktes.
"Show don't tell" zw. darüber, dass das unmäßige Auswalzen von Szenen, nur um das "tell" zu vermeiden, nerven kann. Ich selbst habe früher bei "Ficton Writing", das leider in dieser Form nicht mehr existiert, von den Auseinandersetzungen mit diesem Thema sehr profitiert- und das mitnehmen können, was zur Entwicklung meiner "eigenen Stimme"geführt hat. Sobald jedoch etwas zum Dogma erklärt und alles daran gemessen wird, führ das nicht nur zur Verwirrung, sondern auch zur Unterdrückung dieser Stimme bei anderen Autoren. Ich erinnere mich an das fünfte Kapitel meines zweiten Romans. Da sagten die Testleser, es sei zu sehr getellt. Es rein szenisch darzustellen war aber unmöglich und unsinnig. Denn es vergingen längere Zeitspannen, die man nicht mit Szenen ausfülle konnte, ohne alles übertrieben in die Länge zu ziehen. Wenn ich es mir recht überlege, ist mein Schubladenbuch daran gescheitert, dass ich einen inneren Widerstand dagegen spürte, längere Zeiträume zu beschreiben, ohne zu "tellen". Das wurde von der Lektorin als mangelnder Ausbau der Szenen empfunden. So können gut gemeinte Ratschläge eben auch schaden. Als einzig gute Ratschläge habe ich von da an nur noch akzeptiert: Ein Roman kann aus Szenen, narrativen Passagen und Dialogen bestehen. Erkläre Gefühle nicht, sondern zeige sie. Das ist wie im wirklichen Leben: Wenn mir einer sagt "ich liebe dich", dann ist das eine Erklärung, die ich nur glauben kann, wenn ich sie auch spüre. Dann lernte ich, den Motivationen der Figuren nachzuspüren, dem Kern der Geschichte, dem roten Faden und der inneren Authentizität.
Das ist für mich dann gleichbdeutend mit der Prämisse. Lehrmeinungen anderer können nur ausprobiert und selbst erfahren, verworfen oder als gut angenommen werden. Ich habe durch all den Wirrwarr hindurch meine Stimme gefunden. Und siehe, es ist dieselbe, die ich mit 17, 18 hatte, nur ist sie gereift und um einiges Handwerkliche erweitert.
Ähnlich erging es mir übrigens mit den Adjektiven. In einer zu großen Häufung bremsen sie den Text aus, gekonnt eingesetzt machen sie ihn dynamischer. Als mir aber jemand schrieb, in meiner Geschichte "Cola und Jaspe"(über die Tepuis in Venezuela) störten die vielen Adjektive, merkte ich auf: es waren ja gar keine Adjektive, sondern Adverben. Das ist mir alles in Fleisch und Blut übergegangen, von show und tell ist nicht mehr die Rede, auch bei meinem Testleser nicht und schon gar nicht bei meinem Lektor. Ich wünsche mir nun, dass solche Erfahrungen akzeptiert werden und nicht die Schreibratgeber in Bausch und Bogen verurteilt werden. Ich bleibe dabei: Bei manch einem Buch, einem Roman habe ich gedacht: Dir hätte ein wenig Schreibratgeber sicher nicht geschadet, lieber Autor!
Welche Schreibratgeber das bei mir waren? James F. Frey "Wie man einen vedammt guten Roman schreibt" und Stephen King "Leben und Scheiben"-beide haben mich inspiriert, überhaupt einen Roman zu schreiben und nach Rohdiamanten zu suchen. Empfehlen würde ich heute keinen mehr.
Dann noch jeweils einen Ratgeber meines zweiten Lektors "Feststeller schreiben Bestseller"von Dr. Jörg Ulrich und "Von der Romanidee zum Bestseller" meines Agenten Dirk R. Meynecke. Sie waren sehr nützlich bei der Einschätzung des Marktes.
Dienstag, 6. April 2010
Ritterland Wertheim
Das Interesse am Thema "Ritterland Wertheim", ursprünglich Münsingen, scheint nach wie vor groß zu sein. Meine Haltung dazu hat sich nicht geändert:
Die Idee eines Themenparks finde ich durchaus gut, wenn sie nicht zu einer Gigantomanie ausartet. Und dazu könnte es durchaus kommen, wenn das Interesse an Freizeitparks schon rückläufig ist. Dieses Projekt könnte sich als gigantische Fehlinvestition erweisen, mit allen negativen Folgen für das reizende Städtchen Wertheim, seine Gastfreundlichkeit und seine Infrastruktur. Wir haben Wertheim im letzten Jahr besucht und waren sehr angetan von dem Städtchen, seiner Kultur, den Menschen und der Umgebung. Dient der Freizeitpark wirklich den Interessen dieser Stadt und ihrer Bürger?
Hier ein neuerer Artikel dazu.
Das Interesse am "Mittelalter" scheint zwar noch ungebrochen-fast jede mittelalterliche Stadt, die ich kenne, hat inzwischen ihre Spiele und Nachtwächter und Märkte-aber man sieht ja selbst am Buchmarkt einen Rückgang. Jede Welle überrollt sich irgendwann selbst. Was mir wirklich gut gefallen hat, waren folgende, mehr oder weniger "mittelalterliche" Einrichtungen:
Die Bachritterburg Kanzach
Das Freilichtmuseum Beuren und andere Freilichtmuseen in Neuhausen, die Vogtsbauernhöfe im Schwarzwald etc. Sehr schön finde ich auch die "gewachsenen" Spiele in den Städten, wie in Dinkelsbühl, Schwäbisch Hall, Bretten und Maulbronn. Die Ritterspiele in Horb hier gleich um die Ecke haben sich inzwischen zu den größten Europas ausgewachsen. Was ich zunehmend vermisse, ist Authentizität. Das heißt, das kommerzielle Angebot hat in meinen Augen überhand genommen. Eigentlich möchte ich sehen, schmecken und riechen, wie es damals ausgesehen, gerochen oder geschmeckt hat, oder auch nur annähernd. Eine simple Rote als Ritterwurst zu verkaufen ist einfach. Der knusprige Spieß, den ich einmal sah und den ich leider nicht bekam, wird im MA eher selten gewesen sein. Ich denke, man hat Gerstenbrei und Mehlsuppe, Brot und Fladen, Kohl und Speck gegessen. Bei den Reichen gab es freilich Fleisch, Braten und Geflügel aller Art, oft in Unmassen, oft mit Fleischbrei gefüllt wegen der fehlenden Zähne, Pfauen, Störche, Fisch und Fleisch in den abenteuerlichsten Konstruktionen, Riesentorten in Form von Burgen usw. wie auch Wein und Bier-
Mir unvergesslich ist auch das Spiel um den vergeblichen Versuch, wahrscheinlich der Werdenberger, Burg Wildenstein im Donautal einzunehmen. Warum nicht mehr solcher kleineren Spektakel, die etwas mit dem jeweiligen Ort und seiner Geschichte zu tun haben? Liebend gern würde ich jedes von ihnen besuchen. (Für diejenigen, denen es noch nicht bekannt war: Die Burg Wildenstein hat mich zu meinem Roman "Die Pilgerin von Montserrat" inspiriert, weiter unten
in der Leiste zu sehen.)
Hier noch ein Link auf die Vorstellung des Konzeptes in Lindelbach.
Die Idee eines Themenparks finde ich durchaus gut, wenn sie nicht zu einer Gigantomanie ausartet. Und dazu könnte es durchaus kommen, wenn das Interesse an Freizeitparks schon rückläufig ist. Dieses Projekt könnte sich als gigantische Fehlinvestition erweisen, mit allen negativen Folgen für das reizende Städtchen Wertheim, seine Gastfreundlichkeit und seine Infrastruktur. Wir haben Wertheim im letzten Jahr besucht und waren sehr angetan von dem Städtchen, seiner Kultur, den Menschen und der Umgebung. Dient der Freizeitpark wirklich den Interessen dieser Stadt und ihrer Bürger?
Hier ein neuerer Artikel dazu.
Das Interesse am "Mittelalter" scheint zwar noch ungebrochen-fast jede mittelalterliche Stadt, die ich kenne, hat inzwischen ihre Spiele und Nachtwächter und Märkte-aber man sieht ja selbst am Buchmarkt einen Rückgang. Jede Welle überrollt sich irgendwann selbst. Was mir wirklich gut gefallen hat, waren folgende, mehr oder weniger "mittelalterliche" Einrichtungen:
Die Bachritterburg Kanzach
Das Freilichtmuseum Beuren und andere Freilichtmuseen in Neuhausen, die Vogtsbauernhöfe im Schwarzwald etc. Sehr schön finde ich auch die "gewachsenen" Spiele in den Städten, wie in Dinkelsbühl, Schwäbisch Hall, Bretten und Maulbronn. Die Ritterspiele in Horb hier gleich um die Ecke haben sich inzwischen zu den größten Europas ausgewachsen. Was ich zunehmend vermisse, ist Authentizität. Das heißt, das kommerzielle Angebot hat in meinen Augen überhand genommen. Eigentlich möchte ich sehen, schmecken und riechen, wie es damals ausgesehen, gerochen oder geschmeckt hat, oder auch nur annähernd. Eine simple Rote als Ritterwurst zu verkaufen ist einfach. Der knusprige Spieß, den ich einmal sah und den ich leider nicht bekam, wird im MA eher selten gewesen sein. Ich denke, man hat Gerstenbrei und Mehlsuppe, Brot und Fladen, Kohl und Speck gegessen. Bei den Reichen gab es freilich Fleisch, Braten und Geflügel aller Art, oft in Unmassen, oft mit Fleischbrei gefüllt wegen der fehlenden Zähne, Pfauen, Störche, Fisch und Fleisch in den abenteuerlichsten Konstruktionen, Riesentorten in Form von Burgen usw. wie auch Wein und Bier-
Mir unvergesslich ist auch das Spiel um den vergeblichen Versuch, wahrscheinlich der Werdenberger, Burg Wildenstein im Donautal einzunehmen. Warum nicht mehr solcher kleineren Spektakel, die etwas mit dem jeweiligen Ort und seiner Geschichte zu tun haben? Liebend gern würde ich jedes von ihnen besuchen. (Für diejenigen, denen es noch nicht bekannt war: Die Burg Wildenstein hat mich zu meinem Roman "Die Pilgerin von Montserrat" inspiriert, weiter unten
in der Leiste zu sehen.)
Hier noch ein Link auf die Vorstellung des Konzeptes in Lindelbach.
Montag, 29. März 2010
Nachricht vom Schreibteufelchen
Das Leben als Autorin (und als Betreuerin psychisch Kranker) wird nie langweilig, ständig ist etwas los, gibt es neue Perspektiven, viel zu bedenken.
Am Samstag flüsterte mir das geheimnisvolle Männchen etwas zu. War es vielleicht mein Schreibteufelchen? Auf jeden Fall saß es in einer Buchhandlung in Reutlingen, kramte in einer Schublade unter dem Regal, in dem mein Buch steht, winkte mich mit einer Bewegung seiner kleinen schwarzen Hand heran und sagte leise: Da drin ist nichts mehr, deine Bücher haben sich komplett verkauft! Das da oben ist das Letzte.
Und, muss ich jetzt wieder eins nachwerfen?
So sieht es aus. Aber du bist ja am Ball, hast noch andere Projekte laufen. Mach es nicht wie Frau Meckel, die aus lauter Selbstdarstellungsgier dort landete, wo sie jetzt ist.
Ich werde mit mir Haus halten, Teufelchen. Apropos Haushalt. Wusstest du, dass frische Eier gar nicht frisch sein müssen? Ich hatte eine alte und eine neue Eierpackung, freilaufend selbstredend, und das Ei von der alten Packung schwamm tiefer im Wasser als das von der neuen.
Die Welt will betrogen sein. Man darf nicht immer glauben,was auf den Packungen steht.
Ja, soll ich die Eier denn mit einem Becher Wasser in der Hand kaufen?
Am besten selber Hühner halten. Was planst du?
Ich würde mir gern einen Regionalkrimi kaufen. Den da: "Rauhnacht" von Volker Klüpfel, ein Allgäu-Krimi.
Willst du etwa selber Regio-Krimis schreiben?
Nein, keine Kommissar-Serien. Will nur wissen, ob ich Lust dazu hätte. Und "Rauhnacht" ist ein toller Titel, finde ich.
Nimm lieber das erste der Reihe, "Milchgeld", das kostet auch weniger. Dann kannst du immer noch entscheiden. Und deine literarischen Ambitionen?
Dafür habe ich dies hier gekauft. Stolz zeige ich ihm meine Erwerbung:
"Die Kunst des Wanderns. Ein literarisches Lesebuch." Mit Texten von Flaubert über Hölderlin bis Adorno.
Gut, gut. Das Teufelchen nimmt das Buch und setzt sich in einen der plüschigen Sessel. Ich bringe ihm eine Tasse Kaffe, und mir ebenfalls eine.
Also, fängt es an, wohin soll die Reise gehen?
Ich schreibe mein Reisebuch, mach das andere fertig und dann ...
Und dann?
Dann kommt noch ein Kalender, und ich kenne inzwischen eine Lyrikerin mit Koch-Gedichten, und dann...
Und dann?
Ach Teufelchen, ich weiß es noch nicht, sag du mir doch, wo es langgehen soll. Genreschreiben ist trendabhängig, Genrewechseln geht nur mit Pseudonym, sagt man, meinen Thriller muss ich bestimmt in einer Erzählung verwursteln, die ich vergeblich zu Literaturwettbewerben senden werde.
Du wirst deinen Weg schon gehen, sagt das Teufelchen und bläst die Backen auf. Wird es jetzt gleich in die Luft gehen, Schwefel um sich verbreiten, Purzelbäume schlagen, mich mit seiner kleinen schwarzen Gabel pieken? Alle würden herschauen, wie peinlich. Nichts dergleichen geschieht.
Denk dran, Denis Scheck würde dich wohl nicht in die Tonne werfen, so er deine Bücher in die Hände bekäme.
Das läuft mir runter wie Öl.
Bis morgen, sagt das Teufelchen.
Wieso bis morgen?
Hast du es schon vergessen?
Ich merke, wir sind inzwischen in meiner Wohnung. Der alte PC grummelt vor sich hin.
Stimmt ja, ich bringe den Rechner heute zum Freund meines Sohnes, und morgen werde ich einen Windows7 haben, ganz günstig und in schwarzsilbernem Design. Bis morgen!
Am Samstag flüsterte mir das geheimnisvolle Männchen etwas zu. War es vielleicht mein Schreibteufelchen? Auf jeden Fall saß es in einer Buchhandlung in Reutlingen, kramte in einer Schublade unter dem Regal, in dem mein Buch steht, winkte mich mit einer Bewegung seiner kleinen schwarzen Hand heran und sagte leise: Da drin ist nichts mehr, deine Bücher haben sich komplett verkauft! Das da oben ist das Letzte.
Und, muss ich jetzt wieder eins nachwerfen?
So sieht es aus. Aber du bist ja am Ball, hast noch andere Projekte laufen. Mach es nicht wie Frau Meckel, die aus lauter Selbstdarstellungsgier dort landete, wo sie jetzt ist.
Ich werde mit mir Haus halten, Teufelchen. Apropos Haushalt. Wusstest du, dass frische Eier gar nicht frisch sein müssen? Ich hatte eine alte und eine neue Eierpackung, freilaufend selbstredend, und das Ei von der alten Packung schwamm tiefer im Wasser als das von der neuen.
Die Welt will betrogen sein. Man darf nicht immer glauben,was auf den Packungen steht.
Ja, soll ich die Eier denn mit einem Becher Wasser in der Hand kaufen?
Am besten selber Hühner halten. Was planst du?
Ich würde mir gern einen Regionalkrimi kaufen. Den da: "Rauhnacht" von Volker Klüpfel, ein Allgäu-Krimi.
Willst du etwa selber Regio-Krimis schreiben?
Nein, keine Kommissar-Serien. Will nur wissen, ob ich Lust dazu hätte. Und "Rauhnacht" ist ein toller Titel, finde ich.
Nimm lieber das erste der Reihe, "Milchgeld", das kostet auch weniger. Dann kannst du immer noch entscheiden. Und deine literarischen Ambitionen?
Dafür habe ich dies hier gekauft. Stolz zeige ich ihm meine Erwerbung:
"Die Kunst des Wanderns. Ein literarisches Lesebuch." Mit Texten von Flaubert über Hölderlin bis Adorno.
Gut, gut. Das Teufelchen nimmt das Buch und setzt sich in einen der plüschigen Sessel. Ich bringe ihm eine Tasse Kaffe, und mir ebenfalls eine.
Also, fängt es an, wohin soll die Reise gehen?
Ich schreibe mein Reisebuch, mach das andere fertig und dann ...
Und dann?
Dann kommt noch ein Kalender, und ich kenne inzwischen eine Lyrikerin mit Koch-Gedichten, und dann...
Und dann?
Ach Teufelchen, ich weiß es noch nicht, sag du mir doch, wo es langgehen soll. Genreschreiben ist trendabhängig, Genrewechseln geht nur mit Pseudonym, sagt man, meinen Thriller muss ich bestimmt in einer Erzählung verwursteln, die ich vergeblich zu Literaturwettbewerben senden werde.
Du wirst deinen Weg schon gehen, sagt das Teufelchen und bläst die Backen auf. Wird es jetzt gleich in die Luft gehen, Schwefel um sich verbreiten, Purzelbäume schlagen, mich mit seiner kleinen schwarzen Gabel pieken? Alle würden herschauen, wie peinlich. Nichts dergleichen geschieht.
Denk dran, Denis Scheck würde dich wohl nicht in die Tonne werfen, so er deine Bücher in die Hände bekäme.
Das läuft mir runter wie Öl.
Bis morgen, sagt das Teufelchen.
Wieso bis morgen?
Hast du es schon vergessen?
Ich merke, wir sind inzwischen in meiner Wohnung. Der alte PC grummelt vor sich hin.
Stimmt ja, ich bringe den Rechner heute zum Freund meines Sohnes, und morgen werde ich einen Windows7 haben, ganz günstig und in schwarzsilbernem Design. Bis morgen!
Samstag, 27. März 2010
"Nachhaltige" Strategien gegen Burnout
Ausgelöst durch den Hype um Miriam Meckels Buch "Brief an mein Leben" habe ich mich mal nach weiterer Literatur zum Thema umgeschaut. Es gibt eine Reihe hilfreicher Bücher, bei denen man schon bei einem "Blick ins Buch" vermuten kann, dass es nicht um ein Betroffenheitsbuch geht, das in fünf Wochen in einer Klinik geschrieben wurde. Schon das erste Werk bei Amazon (Stichwort: Burnout) scheint zumindest vielversprechender als der Erfahrungsbericht einer Powerfrau, die scheinbar ach so schnell und einfach wieder rauskam aus diesem komplexen Geschehen. Wer sollte nicht in einen Weinkrampf ausbrechen, wenn er abgearbeitet ist und ihm morgens 50 zu beantwortende Mails in den Briefkasten flattern?
Gemeinsam ist der Kritik, dass Frau Meckels Bericht in die falsche Richtung führt. Wer einen wirklichen körperlichen und seelischen Burnout hat, der schreibt nicht so eben mal ein Buch, gibt Interviews und tritt im Fernsehen auf. Das heißt den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. Es erinnert mich an die Musiker, die ihr von Drogen verseuchtes Blut geschwind austauschen lassen und dann weitermachen wie bisher.
Nachhaltig heißt: Man darf einem System nur so viele Ressourcen entnehmen, dass sie problemlos wieder ersetzt werden können. Der Begriff wurde offenbar schon im 18. Jahrhundert geprägt und bezog sich damals auf die Forstwirtschaft: Man kann in einem Wald nur so viele Bäume fällen, dass die anderen nachwachsen können. Diesen Ansatz scheint Frau Meckels Buch -zumindest in der persönlichen Konsequenz - nicht zu vertreten.
Ich wage nun nicht zu behaupten, dass ich es geschafft hätte, diese Nachhaltigkeit zu erreichen. Und vielleicht war ich auch nie so ausgebrannt, wie die Autorin sich zu diesem Zeitpunkt gefühlt haben mag. Aber ich habe zumindest an einem Zeitpunkt meines Lebens erkannt, dass mir die Ressourcen vollends abhanden kommen würden, wenn ich nicht die Konsequenzen ziehen würde. Jeder kennt vielleicht diesen Punkt,an dem einen alles dermaßen nervt, dass man nur noch schreien möchte. Vor Weihnachten war ich soweit, aufgrund einer histrionischen Lärmkultur an meinem Arbeitsplatz (mit anderen Worten: Gekreische und unsinnige Forderungen), dass mich das Tropfen aus der Dachrinne tierisch nervte. Selbst das "Schreien" der Blumen nach Wasser empfand ich als Zumutung. Und manchmal bin ich immer wieder an einem Punkt, an dem ich mich am liebsten mit einer Trage ins Flugzeug bringen und zu einem Strand mit Hängematte fliegen lassen würde. Aber das ist ein Wunschtraum und wäre wiederum nicht die richtige Strategie, weil es kein Problem lösen,, sondern nur verschieben würde. Nachhaltiger wurde ich, als ich erkannte, dass ich beim Schreiben dieselbe Strategie verfolgte wie bei der Arbeit: An beiden Enden zu brennen, um das zu erreichen, was ich dadurch nie erreichen würde: Inneren Frieden und Akzeptanz. So bin ich dann irgendwann kürzer getreten und habe mir nicht mehr alles abverlangt. Wenn man die Grundzüge seiner Motivation erkannt hat, warum man einem bestimmten Ziel hinterherhechelt, hat man schon den ersten Schritt zur Nachhaltigkeit getan und braucht eigentlich keine Bücher mehr darüber zu lesen. Man kann es auch das Erkennen der Dualität des Lebens nennen: Dass der Anspannung die Entspannung, dem Marathonlauf das Ausruhen, dem angetrengten Verfolgen eines Ziels die Zeit folgen muss, in der man es einfach geschehen lässt, wie es geschieht und unerreichbare Ziele aufgibt. Denn wenn du als Autor dein erstes Buch geschrieben hast, schreibst du ein weiteres, und auch nach 10, 20 Büchern hast du dein Ziel (s.o.) nicht erreicht. Frieden und Akzeptanz kann man durch das Schreiben wahrscheinlich erreichen, nicht aber, sich wirklich geliebt und akzeptiert zu fühlen.
Wer als Selbständiger oder in einem Beruf arbeitet, in dem das Ausbrennen sozusagen vorprogrammiert ist, sollte sehr bald seine persönlichen Strategien entwickeln, um die Ressourcen immer wieder zu erneuern. Bei mir ist es ein Begriff, den ich seit einigen Jahren "Urlaub im Alltag" nenne - Momente des Abschaltens, mal ein freier schöner Tag, tägliches Schwimmen, Wandern am Wochenende, Versorgung mit Essen und guter oder auch nur entspannender Lektüre. Also es geht um die Erholungsphasen und darum, sich und dem Körper und der Seele Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.
Zum Abschluss trotzdem noch ein Link auf ein Buch, das sich des Phänomens weniger oberflächlich annimmt (stellvertretend für die vielen anderen verdienstvollen Bücher).
Pocket Business: Wege aus dem Burnout und Strategien zur nachhaltigen Veränderung
von Hans-Peter Schröder (Arzt und Trainer)
Gemeinsam ist der Kritik, dass Frau Meckels Bericht in die falsche Richtung führt. Wer einen wirklichen körperlichen und seelischen Burnout hat, der schreibt nicht so eben mal ein Buch, gibt Interviews und tritt im Fernsehen auf. Das heißt den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. Es erinnert mich an die Musiker, die ihr von Drogen verseuchtes Blut geschwind austauschen lassen und dann weitermachen wie bisher.
Nachhaltig heißt: Man darf einem System nur so viele Ressourcen entnehmen, dass sie problemlos wieder ersetzt werden können. Der Begriff wurde offenbar schon im 18. Jahrhundert geprägt und bezog sich damals auf die Forstwirtschaft: Man kann in einem Wald nur so viele Bäume fällen, dass die anderen nachwachsen können. Diesen Ansatz scheint Frau Meckels Buch -zumindest in der persönlichen Konsequenz - nicht zu vertreten.
Ich wage nun nicht zu behaupten, dass ich es geschafft hätte, diese Nachhaltigkeit zu erreichen. Und vielleicht war ich auch nie so ausgebrannt, wie die Autorin sich zu diesem Zeitpunkt gefühlt haben mag. Aber ich habe zumindest an einem Zeitpunkt meines Lebens erkannt, dass mir die Ressourcen vollends abhanden kommen würden, wenn ich nicht die Konsequenzen ziehen würde. Jeder kennt vielleicht diesen Punkt,an dem einen alles dermaßen nervt, dass man nur noch schreien möchte. Vor Weihnachten war ich soweit, aufgrund einer histrionischen Lärmkultur an meinem Arbeitsplatz (mit anderen Worten: Gekreische und unsinnige Forderungen), dass mich das Tropfen aus der Dachrinne tierisch nervte. Selbst das "Schreien" der Blumen nach Wasser empfand ich als Zumutung. Und manchmal bin ich immer wieder an einem Punkt, an dem ich mich am liebsten mit einer Trage ins Flugzeug bringen und zu einem Strand mit Hängematte fliegen lassen würde. Aber das ist ein Wunschtraum und wäre wiederum nicht die richtige Strategie, weil es kein Problem lösen,, sondern nur verschieben würde. Nachhaltiger wurde ich, als ich erkannte, dass ich beim Schreiben dieselbe Strategie verfolgte wie bei der Arbeit: An beiden Enden zu brennen, um das zu erreichen, was ich dadurch nie erreichen würde: Inneren Frieden und Akzeptanz. So bin ich dann irgendwann kürzer getreten und habe mir nicht mehr alles abverlangt. Wenn man die Grundzüge seiner Motivation erkannt hat, warum man einem bestimmten Ziel hinterherhechelt, hat man schon den ersten Schritt zur Nachhaltigkeit getan und braucht eigentlich keine Bücher mehr darüber zu lesen. Man kann es auch das Erkennen der Dualität des Lebens nennen: Dass der Anspannung die Entspannung, dem Marathonlauf das Ausruhen, dem angetrengten Verfolgen eines Ziels die Zeit folgen muss, in der man es einfach geschehen lässt, wie es geschieht und unerreichbare Ziele aufgibt. Denn wenn du als Autor dein erstes Buch geschrieben hast, schreibst du ein weiteres, und auch nach 10, 20 Büchern hast du dein Ziel (s.o.) nicht erreicht. Frieden und Akzeptanz kann man durch das Schreiben wahrscheinlich erreichen, nicht aber, sich wirklich geliebt und akzeptiert zu fühlen.
Wer als Selbständiger oder in einem Beruf arbeitet, in dem das Ausbrennen sozusagen vorprogrammiert ist, sollte sehr bald seine persönlichen Strategien entwickeln, um die Ressourcen immer wieder zu erneuern. Bei mir ist es ein Begriff, den ich seit einigen Jahren "Urlaub im Alltag" nenne - Momente des Abschaltens, mal ein freier schöner Tag, tägliches Schwimmen, Wandern am Wochenende, Versorgung mit Essen und guter oder auch nur entspannender Lektüre. Also es geht um die Erholungsphasen und darum, sich und dem Körper und der Seele Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.
Zum Abschluss trotzdem noch ein Link auf ein Buch, das sich des Phänomens weniger oberflächlich annimmt (stellvertretend für die vielen anderen verdienstvollen Bücher).
Pocket Business: Wege aus dem Burnout und Strategien zur nachhaltigen Veränderung
von Hans-Peter Schröder (Arzt und Trainer)
Donnerstag, 25. März 2010
Die Flamme neu entzünden
Wie geht man mit den Crashs in seinem Leben um, fragt sich Petra van Cronenburg in ihrem Blog. Und kommt zu Ergebnissen, die sehr wohl aus der Stressfalle und dem Burnout herausführen können, wenn man aufhört, sich ständig beweisen zu wollen. Oder anderen etwas beweisen zu müssen. Das sind Dinge, die einen unbewusst antreiben. Ich selbst stehe nicht unter existentiellem Druck, und doch kenne ich auch dieses "Muss" und das Sich-Selbst-Antreiben, mehr, als es oft nötig wäre. Ich glaube, und das habe ich vorher schon angedeutet, dass wir viel zu schnell auf Außenreize reagieren oder auf das, was wir glauben, dass es von uns erwartet wird. So machte ich mir in den letzten Tagen einen Kopf über das weitere Schreiben und die Vereinbarkeit mit dem Beruf. Die Arbeit ist schon enorm kräftezehrend, und ich merke es immer, dass ich in Zeiten größerer Anspannung mit dem Schreiben Probleme kriege. In der Hinsicht beneide ich natürlich Bestsellerautoren, die ihren Brotjob an den Nagel hängen konnten.
Jetzt habe ich heute einen Tag von dem Resturlaub für mich durchgedrückt, um mir einen schönen Tag zu machen. Vor lauter Arbeits-und Zeitstress war ich nicht dazu gekommen, die Automatten sauberzumachen. Auch das noch, was soll ich denn noch alles machen? Zig Kilometer und einen schönen Tag später war mir klar, worum es ging: Dass ich mich vor lauter Dingen, die ich für andere tue, nicht mehr um mich selbst und meine Umgebung kümmere. Dafür sind die Automatten nur symbolisch. Das ist ein ganz typisches Beispiel für das Helfersyndrom. Auf jeden Fall wird es gut sein, öfter mal zu sagen, warte, ich muss erst mal ankommen, wenn man schon in der Tür mit einem Problem überfallen wird, sich nicht vor der Zeit mit einem Projekt unter Druck zu setzen, das man ja überhaupt nicht machen muss und sich die Erholungszeiten zu nehmen, wenn man sie braucht. Es ist nicht immer alles und jeder wichtiger als man selbst. Man selbst muss ja auch ellenlang auf Antworten warten oder auf Hilfe oder auf Zuwendung. Das steht bekanntlich auch in der Bibel schon so.
Auf jeden Fall haben wir uns diesen schönen Tag heute gemacht, haben in Sigmaringen bei 22° Kaffee getrunken, sind in den Felsen, Kanzeln und dem Kloster Inzigkofen herumgeklettert und haben uns vom Frühling im Donautal berauschen lassen, mit seinen blauen und gelben Blumen, mit der Teufelsbrücke und einer blinden Frau, die auf einer Bank saß mit ihrem Blindenhund. Wir tauschten uns ein wenig aus. Das war ein Dejà Vue: An der gleichen Stelle saß in meinem Roman eine blinde Nonne und teilte den Reisesegen aus.
Bis wir uns mal wiedersehen,
hoffe ich , daß Gott euch nicht verlässt;
er halte euch in seinen Händen,
doch drücke seine Faust euch nicht zu fest.
Zum Abschluss dann ein zünftige Vesper in einer uralten, gemütlichen, schwäbischen Wirtschaft in Nusplingen. Große Porion exzellenten Wurstsalat zu fast alt-schwäbischen Preisen. Und die Männer saßen am Stammtisch, tranken Bier und gröhlten nicht, sondern unterhielten sich gemütlich und sagten alle auf Wiedersehen, als wir gingen. Die Wirtin schrieb die Rechnung auf einen Notizblock, nicht auf den Computer. Und den Zettel kann man dann als Andenken mit nach Hause nehmen. Und den Tag als die Recherche vebuchen, wie sie öfter mal sein sollte.
Jetzt habe ich heute einen Tag von dem Resturlaub für mich durchgedrückt, um mir einen schönen Tag zu machen. Vor lauter Arbeits-und Zeitstress war ich nicht dazu gekommen, die Automatten sauberzumachen. Auch das noch, was soll ich denn noch alles machen? Zig Kilometer und einen schönen Tag später war mir klar, worum es ging: Dass ich mich vor lauter Dingen, die ich für andere tue, nicht mehr um mich selbst und meine Umgebung kümmere. Dafür sind die Automatten nur symbolisch. Das ist ein ganz typisches Beispiel für das Helfersyndrom. Auf jeden Fall wird es gut sein, öfter mal zu sagen, warte, ich muss erst mal ankommen, wenn man schon in der Tür mit einem Problem überfallen wird, sich nicht vor der Zeit mit einem Projekt unter Druck zu setzen, das man ja überhaupt nicht machen muss und sich die Erholungszeiten zu nehmen, wenn man sie braucht. Es ist nicht immer alles und jeder wichtiger als man selbst. Man selbst muss ja auch ellenlang auf Antworten warten oder auf Hilfe oder auf Zuwendung. Das steht bekanntlich auch in der Bibel schon so.
Auf jeden Fall haben wir uns diesen schönen Tag heute gemacht, haben in Sigmaringen bei 22° Kaffee getrunken, sind in den Felsen, Kanzeln und dem Kloster Inzigkofen herumgeklettert und haben uns vom Frühling im Donautal berauschen lassen, mit seinen blauen und gelben Blumen, mit der Teufelsbrücke und einer blinden Frau, die auf einer Bank saß mit ihrem Blindenhund. Wir tauschten uns ein wenig aus. Das war ein Dejà Vue: An der gleichen Stelle saß in meinem Roman eine blinde Nonne und teilte den Reisesegen aus.
Bis wir uns mal wiedersehen,
hoffe ich , daß Gott euch nicht verlässt;
er halte euch in seinen Händen,
doch drücke seine Faust euch nicht zu fest.
Zum Abschluss dann ein zünftige Vesper in einer uralten, gemütlichen, schwäbischen Wirtschaft in Nusplingen. Große Porion exzellenten Wurstsalat zu fast alt-schwäbischen Preisen. Und die Männer saßen am Stammtisch, tranken Bier und gröhlten nicht, sondern unterhielten sich gemütlich und sagten alle auf Wiedersehen, als wir gingen. Die Wirtin schrieb die Rechnung auf einen Notizblock, nicht auf den Computer. Und den Zettel kann man dann als Andenken mit nach Hause nehmen. Und den Tag als die Recherche vebuchen, wie sie öfter mal sein sollte.
Dienstag, 23. März 2010
Burnout-wenn die Seele ausbrennt

Gestern um 22.23 wurde bei 3Sat ein Gespräch mit Miriam Meckel ausgestrahlt, das ich nach Abfassen meines Artikels hier anschaute. Thema: Ihr Buch "Brief an mein Leben". Eines Morgens, nachdem Frau Meckel ihre Emails gecheckt hatte, brach sie zusammen und wurde in eine Klinik gebracht. Sie selbst hat ihre Erfahrungen nicht nur der Überarbeitung zugeschrieben, sondern der "Informationsüberflutung." Unter anderem berichtete Frau Meckel über Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitern Sonntagabend eine Email schreiben, was alles bis Montag morgen um 10.00 erledigt sein müsse. Und da Emails sozusagen Befehlscharakter haben, führt das zur Beschleunigung des Lebens und zu massivem Druck auf die Mitarbeiter. Ich selbst habe kürzlich erlebt, dass mich die AOK anrief und mir ein Entspannungsprogramm anbot. Beim Versuch, mit einem Passwort hineinzukommen, wurde ich so gestresst, dass ich es aufgegeben habe. Schöne Entspannung, das! Frau Meckel habe ihr Leben verlangsamt, sagte sie, ihr Handy stehe nicht mehr auf Empfang. Und aus der Medienüberflutung habe sie sich herausgezogen, so weit es ging. Hier ist noch ein Beitrag aus "Presse.com" mit heutigem Datum. Darin ist u.a. auch von Freudenberger die Rede, der das Thema ja schon einmal publik gemacht hatte. Von ihm und von Gail North ist übrigens auch das Buch "Burnout bei Frauen-über das Gefühl des Ausgebranntseins", das mich in Phasen von drohendem Burnout immer wieder an einen Punkt zurückgeführt hat, von dem aus ich wieder neu starten konnte. Frau Meckel sprach von "Depersonalisation", einer Entfremdung, ein Neben-Sich-Stehen, das ich auch schon mal erlebt habe. (Keine Sorge, schlimmer wurde es bei mir nicht.)
Dazu die Phasen des Burnouts nach Freudenberger (es kann immer auch eine Depression dahinter stecken, und es läuft natürlich niemals gradlinig):
Nach ihm sind es zwölf Stadien:
1. Der Zwang, sich zu beweisen
2. Verstärkter Einsatz
3. Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
4. Verdrängung von Konflikten
5. Umdeutung von Werten
6. Verstärkte Verleugnung von Problemen ("...ich mache Urlaub, aber erst, wenn die Serie fertig ist ...")
7. Rückzug
8. Verhaltensänderungen
9. Depersonalisation
10. Innere Leere
11. Depression
12. Völlige Burnout-Erschöpfung
Bei jeder Stufe ist eine Umkehr möglich. Am Schluss werden noch einmal Ratschläge dazu gegeben wie "Vermeiden Sie Isolation", "Hören Sie auf, sich überfürsorglich zu verhalten", "Kümmern Sie sich um ihren Körper".
Das Buch "Burnout bei Frauen" ist ziemlich auf amerikanische Verhältnisse zugeschnitten, aber es enthält viele Beispiele, mit denen man sich durchaus identifizieren kann.
Das andere Buch, das ich dazu besitze, heißt: "Burnout als Chance" von Udo und Gerd Datené, eine eher wissenschaftliche Bestandsaufnahme mit persönlichem Maßnahmenkatalog. Sicher gibt es auch eine Menge neuerer Literatur dazu. Aus meinen persönlichen Erfahrungen noch Folgendes: Ich kannte einen Sozialarbeiter, der sich 12 Jahre lang mit einer Messiefrau herumgeschlagen hat, ohne Erfolg-und dann an einem Herzinfarkt starb. Wir haben uns von der Frau getrennt. Burnout-Prophylaxe hängt also sicher auch mit Psychohygiene zusammen. Wenn eine Beziehung ausgebrannt ist, muss manchmal der schmerzliche Prozess der Trennung vollzogen werden. Man muss sich natürlich nicht gleich vom Partner trennen, man muss nicht den Beruf aufgeben oder das Schreiben, wenn es einem nachweislich zu schaden beginnt. Aber, so meinen Freudenberger und North, es gibt auch noch was anderes da draußen. Und an Shere Hite
erinnere ich mich: "Keinen Mann um jeden Preis!" Da sagt sie, dass in einer Beziehung mindestens 70% der Bedürfnisse erfüllt sein müssten. Übertragen auf andere Situationen könnte man auch sagen: Keine Arbeit mehr, die mich nur noch fertig macht und deren Bedingungen sich nicht ändern lassen. Kein Buch, kein Bestseller und kein Schreiben um jeden Preis!
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