Mittwoch, 29. Dezember 2010

Lass dich nicht vereinnahmen!



Dieses Buch fiel mir gestern in einem kleinen Buchladen in Schorndorf in die Hände. Es ist klein, kompakt und hilfreich für diejenigen, die sich immer wieder dabei ertappen, dass sie sich mal wieder haben vereinnahmen lassen, nicht nein sagen konnten oder vorauseilend hilfsbereit waren. Bei dem Unterfangen, andere zu vereinnahmen, ist dem Vereinnehmer jedes Mittel recht. Und das betrifft nicht nur persönliche und familiäre Beziehungen, Beziehungen unter Kollegen, sondern auch alle anderen. Typische Fallen, in die man hineintappt, sind zum Beispiel:
"Du bist egoistisch, weil du das jetzt nicht machst!"
"Alle machen mit!"
"Ich wusste doch, dass ich auf dich zählen kann!"
"Wenn ich dich nicht hätte!"
Vereinnahmungsfallen speziell für Autoren wären:
"Das will niemand lesen!"
"Die Leser brauchen ein Happy End."
"Denken Sie an die Verkaufszahlen!"
"Ist schon zu oft da gewesen."
"Das passt in kein Schema."
"Schreiben Sie marktgängig!"
"Schreiben Sie, was Sie wollen, Gutes setzt sich immer durch!"

Ich werde den Spieß einmal umdrehen, was, Teufelchen? Ich werde jetzt andere vereinnahmen.
Nein, tu das nicht, das ist wieder eine Falle, da kommst du nicht mehr raus! Lass dich nicht vereinnahmen, sondern denke an das, was du tun wolltest. Vereinnahme andere nicht, denn jeder sollte das geben, was er kann und nehmen, was er kann, und die Verantwortung bleibt beim Autor, das heißt dem Verursacher.

Montag, 27. Dezember 2010

Was wirklich wichtig ist

Bei Heinrich fand ich die Frage nach dem Begriff "Zwischen den Tagen", was für mich neu ist, denn für mich war es immer die Zeit "Zwischen den Jahren". Damit war ursprünglich die Zeit zwischen der Wintersonnenwende und dem Erscheinungsfest, dem 6. Januar gemeint, auch die zwölf Rauhnächte. Das alles kann man schön bei Wikipedia nachlesen, dazu die Bräuche und was da so alles passieren kann, wenn zum Beispiel das Vieh in den Ställen anfängt zu reden, und dass man das Wetter der kommenden zwölf Monate anhand von gewissen Dingen voraussagen kann. Bei uns war es das Bleigießen an Silvester, das sich auch bei meinem Sohn als Renner herausstellte. Je nachdem, was man in die gegossenen Figuren hineininterpretiert, wird einem im nächsten Jahr widerfahren. Da fällt mir ein, dass ich mir die eigentlich mal wieder besorgen könnte, nachdem aus den Walnusschiffchen wegen Schnee, Eis und Kälte ja nun nichts geworden ist. "Zwischen den Jahren" war für mich immer eine Art Niemandsland, dunkel und kalt, aber mit Blick auf das Licht, das sich jeden Tag ein wenig mehr ausbreitet. Eine Zeit der Besinnung und des Kraftschöpfens für die nächste Runde.
Ich bin vorhin auf eine Diskussion im Netz gestoßen, die mich doch einigermaßen verblüfft hat. "Was ist wirklich wichtig im Leben?", wurde gefragt. Die Teilnehmer kamen zu dem Schluss, dass es nichts Materielles sei, sondern sich Ziele zu setzen, die innere Stille zu finden und sie auch zu bewahren. Einer meinte, er wisse nicht, wozu die Menschen auf der Welt seien, ein anderer, er bereue es, ein Mensch zu sein, wenn er so sehe, was sie mit der Welt anrichteten. Der amerikanische Soziologe Morrie Schwartz wurde zitiert. Er meinte, dass Liebe, Zuwendung und Vertrauen die wichtigsten Dinge im Leben seien. Aber sie nicht nur zu geben, sondern auch, sie zu erhalten, würde ich ergänzen. "Zwischen den Jahren" ist für mich also eine Zeit, die noch nicht ist, die zu Ende geht und etwas Neues bringt. Eine Zeit, in der man die großen Städte meiden sollte, weil man die Fehler des Weihnachtsfestes versucht zu korrigieren und damit schon wieder davonrennt. Sich gegenseitig im Wege steht. Es ist eine Zeit, zurückzublicken und gleichzeitig nach vorne zu sehen. Ich freue mich immer darauf und bin dann auch froh, wenn es wieder vorbei ist. Froh über die freie Zeit, die langsamer zu gehen scheint als sonst. Ich lese viel und überlege mir, wie sich das neue Jahr wohl aufs Schreiben auswirken wird. Schreiben ist ja auch eine Art der Kommunikation, der Zuwendung zu anderen und zu sich selbst, der Verdichtung des eigenen Lebens. Und so kann ich den Vers von Bert Brecht, der seit meinem 19. Lebensjahr Wahlspruch von mir ist, unverändert in das neue Jahr hinübernehmen:

Keinen verderben zu lassen,
auch nicht sich selber,
jeden mit Glück zu erfüllen,
auch sich, das ist gut.

Bert Brecht, Der gute Mensch von Sezuan

Sonntag, 26. Dezember 2010

Winter im Schwarzwald




Stundenlang durch den Schnee des Schwarzwaldes zu wandern, vom Egenhauser Kapf über das Gebirge zu schauen, das macht den Kopf wieder klar für andere Dinge.



Der Schnee knirscht unter den Füßen, der Atem steht einem in Wölkchen vorm Gesicht.





Der Weg vom Kapf nach Walddorf. Hier hängen die meisten Misteln in den Apfelbäumen, der Schäfer weidet seine braunen Schafe, die Falläpfel aus dem Schnee fressen, und weist uns den Weg, der sich so sehr verändert hat. Ob wir durch den Wald zurück kommen?
Aber nein, es sei lebensgefährlich, jetzt durch die Wälder zu gehen.



Also machen wir den Schmetterling und wandern zurück.














Abschied vom Tag, und hinein ins Warme zu einer Tasse Tee und zum Chinesen. Es sind raue Nächte, es ist Winter im Schwarzwald und überall.

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Kaffeesatzlesen für 2011



"Begehbarer Adventskalender" in Breitenberg/Schwarzwald


LETZTE MELDUNG: ACHT VON ZEHN BÜCHERN DER ANTHOLOGIE "GEZEITEN" SIND BEI THALIA IN PFORZHEIM VERKAUFT WORDEN! ES GEHT ALSO NOCH MIT DEN BÜCHERN.

Nachdem wir bei einer Stehparty in Heinrichs Blog festgestellt haben, dass die Bücher leben und gelesen werden, begebe ich mich final auf die Kaffeesatz-Spökenkiekerei für das kommende Jahr 2011. Das Buch ist nicht totzukriegen, denn es gehört zu den größten Kulturerrungenschaften der Menschheit. Und wie ein Echo auf meine vorigen Gedanken traf heute ein sehr schöner Weihnachtsgruß meines Verlages Oertel&Spörer ein, für den ich jetzt auch noch ein wenig Reklame machen möchte. Das Kochbuch von Simon Tress ist ein absoluter Shooting Star, und auch die Reise-und Städteführer, Krimis und Kalender erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Habe ich es nicht gerochen? Dann bin ich mal gespannt, was bei der Besprechung im Verlag am 13. Januar herauskommen wird. Der diesjährige Kalender hatte mehr den Schwerpunkt Literatur, Historie, Städte, Bauwerke, Wanderungen, Rezepte, im nächsten sollen Spaß und Freude, Erholung und Wellness an erster Stelle stehen-also Bäder, Erholungsgebiete, Einrichtungen, die "Urlaub" vom Alltag bieten ... wobei wir den Bereich Hotels-Restaurants-Wellnesseinrichtungen wie Heubäder usw. nicht abdecken können und wollen.
Wenn ich mir die beliebtesten Themen meines Blogs ansehe, sollte ich künftig auf Weihnachtsrezepte, (historische) Thriller und Ausflüge in unbekanntes Terrain setzen! Mein Wunsch an 2011 wäre, den Schwarzwaldroman zu schreiben und vielleicht noch etwas Ausflugs-Wandermäßiges (da ist eben leider schon alles abgedeckt, auch durch andere Verlage). Ich wünsche mir, einfach in Ruhe recherchieren und schreiben zu können, meine Fotos zu machen und mehr Luft zu haben, was den Beruf betrifft. Vier Monate müssen wir noch provisorisch ums Überleben kämpfen, sozusagen. Ich wünsche mir weiterhin eine gute Zusamenarbeit mit dem Aufbau Verlag und meinem Agenten, die mich in jeder Hinsicht sehr gefördert haben- und meinem Florenz-Roman "Das sündige Gewand" einen guten Star im Herbst! Damit möchte ich mit diesem Thema erstmal schließen und allen neuen und altbekannten Lesen dieses Blogs ein schönes Fest und erholsame Tage zwischen den Jahren wünschen!

Ciao, bis dann

Christa

Montag, 20. Dezember 2010

Wie kommt das Buch an den Leser?

Petra van Cronenburg hat es mal wieder auf den Punkt gebracht: Ist es nicht besser, in der Nähe seines Buches und seiner Leser zu bleiben, anstatt von Tausenden oder Millionen gekauft und wieder vergessen zu werden? Rein rechnerisch ist die Chance, nicht vergessen zu werden, natürlich schon größer, wenn man von sehr vielen Leuten gelesen wird. Aber ich weiß, was Petra meint. Und es ist auch etwas, das ich spüre. Für mich als Autor ist es zufriedenstellender, wenn ich in der Nähe meines Buches bleibe. Und ich würde sogar noch in Stück weitergehen. Nicht nur die Präsenz dort, wo das Buch angsiedelt ist, kann die Marke eines Autors entwickeln. Ich denke, es ist auch die Sprache, die einen Autor regional oder überregional, genre- und fachübergreifend zur Marke machen können. Ein Kritiker schrieb mir einmal, meinen Stil würde er unter hundert anderen wiedererkennen. Ich das nicht ein Nachteil, wenn man seinen Stil nicht verändert? Oh ja, und wenn ich meine beiden ersten Weihnachtsgeschichten anschaue, die ich vor zehn Jahren geschrieben habe, merke ich ganz deutlich, was sich verändert hat. Sprache kann reifen, mit den Jahren, mit der Übung und in der Auseinandersetzung mit ihr. Es gibt Autoren, die das weit von sich weisen, denn der Erfolg ihrer Bücher gebe ihnen recht. Es ist sicher auch nicht die Mehrheit, die auf Sprache achten würde. Manchmal sehe ich Andeutungen, zum Beispiel, dass der und er Krimi, der grad auf der Bestenliste steht, ja nicht gerade literarischen Ansprüchen entspricht, aber man erwarte von Krimis ja auch in erster Linie Unterhaltung. Dem kann ich zustimmen, jedoch wird mein Vergnügen immer wieder dadurch geschmälert, dass wenig Wert auf Sprache gelegt wird.
Heute kam der Newsletter des Tempest, in dem es wieder eine Textanalyse von Hans-Peter Roentgen gibt. Er beschreibt, welche Stellen man getrost weglassen kann, weil sie das eben Gesagte nur noch mal erklären. Etwas überspitztes Beispiel, das mir in den Kopf kommt:
"Verdammt noch mal!", brüllte er wütend. Was da passiert war, hatte ihn ziemlich aufgeregt." Ich habe gerade ein Buch gelesen, das gespickt ist mit solchen Erklärungen. Früher hätte ich vielleicht gedacht, bisschen langatmig, heute sehe ich, woran es liegt. Es verwässert die Sprache und zieht alles buchstäblich dreimal in die Länge. Ich ziehe nun sogar auch noch den Schluss daraus, dass alles der Sprache und einem Buch schadet, was zuwenig ist oder zuviel.. Zu viele Perspektiven erschlagen und langweilen mich, besonders, wenn zu viele Nebenfiguren ihr Privatleben ausbreiten, das nichts mit der Handlung zu tun hat, zu viele Erklärungen, zu viele Rückblenden. Wenn ich also von Regeln sprechen würde, die für mich als Autorin gelten, dann wären es diese. Dazu muss ich anmerken, dass die besten Bücher, die ich je gelesen habe, zum Beispiel von John Steineck, diese Kriterien erfüllen. Und dazu noch spannend sind wie ein guter Krimi.

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Meine Verlage-noch eine Bilanz

Die einen schreiben auch nach 6 Jahren noch Weihnachtskarten.
Die anderen lassen nie mehr von sich hören.
Die dritten machen schön Reklame und achten auf die Verkäuflichkeit.
Die vierten sind gut repräsentiert im regionalen Buchhandel, möchten aber mehr Spaß und Freude in den Büchern.
Die fünften engagieren sich total mit Presse und Lesungen, verkaufen aber nix.
Nun die Frage an den geneigten Leser/Autor: Was davon hätten Sie am liebsten?

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Überflüssige Bücher?

Beim Lesen von Petra van Cronenburgs neuem Beitrag blieb mir, gelinde gesagt, die Spucke weg. Ich habe darüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich nicht mit dem Schreiben aufhöre, sondern Lebenskünstler werde.
Noch eine Anmerkung: Über Verkaufszahlen redet man nicht. Wer redet nicht darüber? Darf man nicht darüber reden und warum nicht? Ich dachte die ganze Zeit, mein zweites Buch bei einem größeren Verlag wäre ein Flopp gewesen. Jetzt habe ich noch mal meine Abrechnungen angeschaut: Die Nonne und die Hure verkaufte sich in 2 1/2 Monaten 6 mal so oft wie die beiden ersten Romane zusammen in vier Jahren. Die "Pilgerin von Montserrat" dagegen verkaufte sich vom 14. 09. 09-31.12. 09 4 mal so oft wie die anderen in vier Jahren. Wo war denn da der Flopp? Den haben nur Amazon, KNO usw. angezeigt.

Samstag, 11. Dezember 2010

Test: Leiden Sie an Winterblues?

Warum gehe ich wie in Trance durch diese Tage? Gähne paussenlos und sehe andere gähnen. Wirke "wie Braunbier und S-pucke", wie meine Hamburger Mutter immer sagte. Arbeite ich zu viel? Aber die zwei Klienten mehr können das doch nicht ausmachen ... Schreibe ich zu viel? Sitze ich zu viel vor dem Computer? Mache ich zu wenig Pausen? Ich glaube, ich habe die Antwort gefunden, mit einem Test des Focus vom Januar 2010.
Lösung: Ich esse zu wenig Schokolade!

Freitag, 10. Dezember 2010

Das goldene Schweinchen an der Wand


Anlässlich des gestrigen Weihnachtsessens mit unserer Gruppe (ich gebe zu, dass ich eine halbe Ente beim Chinesen verspeist habe!) fragte ich unsere tschechische Bewohnerin, was es denn in Tschechien für Weihnachtsbräuche gebe. Sie erzählte, dass man Kerzen in Walnusshälften stecke und sie dann schwimmen lasse, wo, wusste sie nicht genau zu sagen. Ich habe nachgesehen und es u.a. hier gefunden. In meiner Vorstellung schwammen die Kerzenbötchen einen Fluss hinunter. Wessen Boot am weitesten kommt, der wird es im nächsten Jahr am Weitesten bringen. Außerdem stecke man sich eine getrocknete Karpfenschuppe in den Geldbeutel, das bringt Reichtum. Wenn man einen Schuh hinter sich wirft und er mit der Spitze zur Tür zeigt, wird man bald heiraten. Und am Heiligen Abend darf auf keinen Fall Wäsche aufgehängt werden, das bringt Unglück! Wer den ganzen Tag fastet, sieht am Abend das goldene Schweinchen an der Wand.
Ich glaube, ich werde am Heiligen Abend Kerzenbötchen schwimmen lassen, die Waldach hinunter, und wenn es eines schafft, oben zu bleiben, dann wird es ein gutes Bücherjahr für mich geben.

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Zeitfresser Internet

Achtung, bevor Sie dies lesen, entscheiden Sie, ob es auch wirklich nötig ist, es zu lesen! Es könnte ein Zeitfresser sein. Jetzt habe ich meine Zeit damit verbracht, mich darüber zu informieren, wo die größten Zeitfresser stecken. Nachdem ich tief in mich gegangen bin, kann ich für mich feststellen: Meine größten Zeitfresser sind Emails, ob beruflich, mit Bekannten oder für den Blog. Und alles, was man meint, auch noch so lesen zu müssen jeden Tag. Hier lese ich, dass man auch bei Twitter, Facebook usw. selektieren kann, um nicht überschwemmt zu werden. Da wage ich mich gar nicht erst hin, weil ich mich kenne. Bin ich nicht früher auch in Chats gehockt und habe die Suppe anbrennen lassen? Ich kenne mich zur Genüge. Weitere, wenn auch nötige Zeitfresser sind der Haushalt, das Schneeschippen, Einkaufen. Und der allergrößte: Das Schreiben und die Beschäftigung mit dem Schreiben. Der Beruf frisst einen Haufen Zeit, ebenso Friseur-und Zahnarztbesuche. Lesen kostet Zeit, Fernsehen (das wenige, was davon bleibt), Spazierengehen, Kochen, Essen, Körperpflege, Fotografieren und Shoppen auch. Man sollte sich fragen, was man davon am liebsten macht und was am wenigsten gern und was man nicht eliminieren kann. Dann bleibt genügend Zeit, sich auch einmal auf der Couch zu räkeln und den Schneeflocken zuzuschauen.

Dienstag, 7. Dezember 2010

Meuchler, Monster, Menschenfresser

So, nachdem ich wieder ein wenig aufgetankt habe, kann ich ja wieder loslegen. Ich lese gerade, wie schon erwähnt, "Rauhnacht" von Volker Klüpfl und Michael Kobr, und es gefällt mir inzwischen ausnehmend gut. Da haben sie sich aber was Tolles einfallen lassen, dachte ich, ein Krimiwochende in einem Wellnesshotel, in dem dann ein echter Mord passiert. Gerade habe ich jedoch festgestellt, dass es schon seit länger Zeit buchbare, mörderische Krimievents gibt oder hier, die Leiche zum Dessert, die sich anscheinend zunehmender Beliebtheit erfreuen. Eine ganze Reisebranche ist entstanden, bei der sich sicher gut verdienen lässt. Da darf man den Felsen in der Schweiz besuchen, von dem Sherlock Holmes abstürzte, man kann auf Donna Leons bzw. Brunettis Spuren durch Venedig ziehen, Maigret in Paris besuchen und grauslige Dinge an den beliebtesten Krimischauplätzen Berlin, Hamburg, Frankfurt, der Eifel und eben dem Allgäu erleben. Sind nach Dan Browns "Sakrileg" und "Illuminati" nicht Tausende zu den Schauplätzen gepilgert? Oder wie wärs mit einem mörderischen Weihnachtsessen, bei dem es von Blut und Maden wimmelt? Meine Rede war immer schon: Die Leute erleben zu wenig! Nach Bungeejumping, Canooying, Free Climbing und Mittelalter-Soaps in alten Burgen oder eingemauert wie die böse Lady muss der ganz große Nervenkitzel her. So frage ich mich jetzt, ob die kleine Heimat auf dem Land, der Schwarzwald oder die Schwäbische Alb oder die rauhe Baar oder der Bodensee jemanden dazu verlocken könnten, dort Krimi-Abenteuer zu erleben. Und ich habe gesehen: Es gibt sie schon, die Giftpilzmorde, die Geistersucher, die Schäfer auf der Alb und das Monster im Bodensee.

Ich schreibe gerade einen Krimi, meinen Schwarzwaldkrimi und kümmere mich überhaupt nicht um die Zielgruppen. Denn die sind ja schon längst pilzvergiftet, gemeuchelt, vom Schweizer Felsen gestürzt, vom Bodenseemonster gefressen, in Venedigs Bleikammern oder in den Tiefen der Eifelmaare verschwunden. Es gibt keine Zielgruppen mehr, nur ein großes, mal hierhin, mal dorthin wogendes Publikum, bei dem man schon genau zielen müsste, um überhaupt jemanden zu treffen. Vielleicht kommt am Schluss die Wilde Jagd und nimmt uns alle mit.

Samstag, 4. Dezember 2010

Die besten Krimis aller Zeiten

Damit dieser Blog nicht verwaist, derweil ich meine Pause mit allem Möglichen fülle, hier ein Verweis auf Krimi-und Thriller Bestenlisten-einst und jetzt. Wobei mir auffällt, dass ich von den alten -1990-wesentlich mehr gelesen habe.
Dann gibt es noch eine ultimative Liste aller Zeiten und eine Liste der hundert besten deutschen Krimis.Von der zweiten und dritten Liste kenne ich allerdings auch sehr viele. Wahrscheinlich fehlen noch etliche, die gut oder besser sind. Vielleicht fällt jemandem noch etwas ein.

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Rauhnächte

Die "Rauhnächte" sind bekanntlich die zwölf Nächte zwischen dem 21. Dezember (Wintersonnenwende) und dem 2. Januar. In dieser Zeit kann es passieren, dass die Wilde Jagd aus dem Nichts heraus erscheint und mit viel Lärm, Gerassel und Gepolter vorüberzieht, vorne draus der Teufel, der Wodan, der Schimmelreiter. Man sollte sie nicht beobachten, denn dann kann es passieren, dass man von ihnen mitgerissen wird-und vielleicht sogar stirbt. Man sollte sie mit Speisen, Geschenken und Einladungen besänftigen. Ein Schäfer der Schwäbischen Alb stand an seinen Karren gelehnt und blickte hinüber zum Rauber, einem alten Schloss. Er spielte auf seiner Klarinette und freute sich wahrscheinlich auf den Weihnachtsbraten, als in der Luft, vom Reußenstein her, ein Sausen ertönte. Die wilden Reiter, das Mutesheer, Teufeln gleich, näherten sich ihm in rasender Fahrt. Er wurde emporgehoben und spielte weiter auf seiner Klarinette, als hütete er seine Schafe. Dann verlor er das Bewusstsein. Als er erwachte, saß er zu seinem Entsetzen auf dem Galgen von Esslingen. Auch Froben Christoph von Zimmern, Verfasser der Zimmernschen Chronik (der mich, nebenbei gesagt, zu meiner Pilgerin von Montserrat anregte), berichtet Folgendes: Im Jahre 1550 kam ein Koch mitternächtlich in die Küche, um das Essen für den nächsten Tag vorzubereiten. Eine übernatürliche Helligkeit erfüllte den Raum. Dreizehn Mönche aus Hamburg und zwei unbekannte Reisende, die zu Besuch weilten, hatten sich dort an der Tafel versammelt. Ihre Gesichter waren "verbutzt", so wie es Totengesichter sind. Von Grauen gepackt, rannte er zurück in seine Kammer und versuchte zu schlafen. Am nächsten Morgen waren alle tot, vom Mutesheer vernichtet.
Heute gibt es schauspielerische Führungen im Schwarzwald zur Wilden Jagd, die zwischen 19 und 36 Euro kosten. Den Gästen wird viel Grusel geboten für ihr Geld. Wesentlich ist jedoch, dass wir durch die Beschäftigung mit den alten Mythen erfahren, wie es zu den heidnischen und christlichen Bräuchen, Glauben und Aberglauben gekommen ist. Und was davon heute noch lebendig ist. Eine Klientin von mir erzählte, dass ihre tschechische Mutter niemals Wäsche aufgehängt hätte während der Rauhnächte, denn dann wäre jemand gestorben. Und vielfältig sind die Wettervorhersagen, die Heirats-und sonstigen Glückvorhersagen aus dieser Zeit. Am eindrücklichsten jedoch erschien mir der Hinweis, wenn man während der Rauhnächte durch den Schornstein schaue, dann dürfe man so viele Schoppen trinken, als man Sterne sehe.
Für mich war "Zwischen den Jahren" stets weniger eine Tür zur "Anderwelt" als eine Zeit zwischen den Zeiten, in denen Neues entstehen konnte.