Dienstag, 27. Januar 2009

Der eigene Zensor

Schön und praktisch ist es, wenn man die Fortsetzung der Szenen weiterträumt ...
Es geht jetzt an die Arbeit. Und es hat sich etwas geändert. Die erste Fassung der ersten zehn Seiten war die Arbeit eines Anfängers. Mir haben so viele Testleser, Lektoren und Teufelchen über die Schulter geschaut, dass ich mich nur noch im Kreise drehte. Jetzt habe ich alle Stellen, bei denen ich ein komisches Gefühl hatte, verändert. Dieses komische Gefühl tritt übrigens und trat schon immer da auf, wo es später ein Lektor anstrich. Warum also nicht mein eigener, innerer Lektor sein? Diese Arbeitsweise ist mir neu und unvertraut, aber es könnte der Beginn eines selbstverantwortlicheren Schreibens sein.

Montag, 19. Januar 2009

Checkliste für einen Roman

Es gibt nur einen einzigen "Schreibratgeber" in meinem Besitz, und das ist das Buch "Wie man einen verdammt guten Roman schreibt" von James F. Frey. Er hat es vor 8 Jahren geschafft, zusammen mit Stephen Kings "Das Leben und das Schreiben" ("Fossile ausgraben") , mich zum Schreiben und Veröffentlichen zweier Romane zu animieren. Ich habe ihn gerade noch einmal in die Hand genommen. Oberflächlich betrachtet entsteht der Eindruck, dass jeder mit etwas Talent und sehr viel Disziplin, mit einem 8-Stunden-Job und Familie, in einem Jahr einen 400-Seiten Roman schreiben könnte, und zwar einen verdammt guten, wenn er gewisse Dinge beachten würde. Eigentlich habe ich mich kaum je an etwas gehalten, außer an den zentralen Konflikt und der ist für mich fast gleichbedeutend mit der "Prämisse". Das heißt, ich habe mich zwischendurch immer wieder gefragt: "Worüber wolltest du eigentlich schreiben?" Jaja, ich weiß, Abweichungen können auch reizvoll sein. Aber sie müssen im Zusammenhang des Gefüges stehen. Von Sol Stein habe ich bekanntlich das "Zeigen, nicht Behaupten und erklären" übernommen. Und ich lese immer noch nicht gerne Texte, die behaupten (Tellen). Damit möchte ich auch hier keine Diskussion lostreten, ich fasse nur das zusammen,was für mich persönlich hilfreich war.
Für meine jetzt zu schreibende Geschichte stelle ich mir ein paar Dinge zusammen, die von Frey eigentlich als "Checkliste zur Überprüfung der Rohfasssung" gedacht ist. Es sind Dinge, die ich im Hinterkopf behalten möchte. Vieles davon habe ich schon immer eher unbewusst angewendet.

-Bestätigung der Prämisse (wenn man bewusst damit arbeitet)
-Gefühle und Identifikation mit den Figuren
-Motivation der Hauptfiguren
-Sind die Charaktere mehrdimensional und glaubwürdig?
-sich entwickelnde, sich steigernde Konflikte, Höhepunkte und Lösungen
-Wiederholungen bei Szenen und Episoden vermeiden
-Sind die Metaphern stimmig und unverbraucht?
-Fängt die Geschichte zu früh oder zu spät an? (Es kann einerseits zu lange dauern, bis der Konflikt zutage tritt, andererseits hat der Leser bei zu schnellem Konflikteinsatz keine Zeit, sich mit den Figuren vertraut zu machen)
-Bauen die Ereignisse aufeinander auf?
-Notwendigkeit von Rückblenden?
-Lebendige, konfliktreiche Dialoge
-Spricht der Text die Sinne an? Auch den sechsten Sinn, die Psyche?

Als Vorarbeit sind für mich jetzt noch nötig: Figurenentwicklung, Handlungsentwurf in einem etwas veränderten Kapitelexposé.

Freitag, 16. Januar 2009

Aufbruch nach Blaubeuren


Die Ankündigung einer neuen, veränderten Auflage ist fast wie ein neuer Vertrag, wie ein neues Buch! "Aufbruch nach Blaubeuren" ist nach "Eduard Mörike. EinLeben auf der Flucht" eins meiner persönlichsten Bücher, das heißt, ich habe mich mit Handlung und Personen stark identifiziert. Dazu gibt es ein Interview mit Alexander Benra und eine Rezension in der Ulmer Zeitung. Schauplätze: Hayingen, Blaubeuren, Ulm, Weingarten, Lindau, Bad Urach. Dr. Jörg Ulrich, mein Lektor aus Blaubeuren, schrieb im Klappentext: "Wer in Südwestdeutschland lebt, bekommt durch die Lektüre dieses Buches ein lebendiges Bild von der Zeit des Dreißigjährigen Krieges in der Region. Die Geschichte steht allerdings auch allgemein für die Situation von Menschen in Ausnahmezuständen."
Was die Recherchen vor Ort betrifft, die ich gemeinsam mit meinem Lebensgefährten machte, waren das, wie beim Mörike und auch später bei der "Pilgerin von Montserrat" , die besten und abenteuerlichsten Zeiten! Wir haben Katherina auf ihrer Odyssee begleitet, sahen die Landsknechte mit ihren Spießen und die Schweden, die in die Stadt eindrangen. So richtig naiv bin ich da rangegangen, nur ein Handlungsablauf, kein professionelles Exposé, keine Figurenbiographien-ja, ich hatte "einfach drauflosgeschrieben". Und der Vertrag wurde in der Wohnung der Verlegerin und ihres Mannes abgeschlossen, mit Blick auf meine Schauplätze.
Deshalb war und ist dieses Buch, wie das erste, einmalig für mich. Ich wünsche ihm alle Chancen, die in der heutigen Buchwelt möglich sind!

Mittwoch, 14. Januar 2009

Neuauflage des "Aufbruch nach Blaubeuren"

Als ich -am Nachmittag erst, weil mich nichts in das kalte Grau hinauszog - den Briefkasten öffnete, war ein Brief meines Verlages "Ulmer Manuskripte" darin. Sie planen eine Neuauflage, broschiert und mit neuem Preis. Das hat mir ganz schönen Aufschwung gegeben! Ich glaube, dieses Jahr lässt sich in jeder Beziehung besser an als das Letzte (Klopf auf Holz, dreimal:-)

Samstag, 10. Januar 2009

Triumpf des Teufelchens

Wie sieht eigentlich der Alltag einer nebenberuflichen Autorin aus? Früher habe ich dazu großspurig geschrieben: Wie es ist, Schriftstellerin zu sein. Da kommt dann da ein Anruf oder eine Mail vom Verlag, dort ein Paket mit Autorenexemplaren. Zwischendurch lebst du und du schreibst, natürlich, versuchst, das Schreiben in eben diesen Alltag sinnvoll reinzubringen.
Was ich jetzt tue? Außer Blog schreiben und -Lesen gucke ich zum Fenster raus und überlege, was man bei dem herrlichen, klirrekalten Wetter unternehmen könnte. Die Hexe aus dem Harz saust immer noch mit ihrem Besen gen Himmel, die Teufelskappe sitzt der Pestarztmaske am Spiegel auf dem Kopf. Na, Teufelchen, gibt es nichts mehr zu tun für dich? Sein kleiner Schatten krabbelt hinter dem Computer hervor, da sitzt es auf dem PC, bläst die Backen auf und lässt wie gehabt seine Beine baumeln, die vor lauter Nichtstun schon dicker geworden sind.
Das Teufelchen räuspert sich, dabei entweicht etwas Dampf seiner Nase.

"Das denkst du nur", meint es und rollt seine Augen. "Ich bin immer da und beobachte dich. Warum wuselst du in der Gegend rum, fängst dies an und das, liest, recherchierst, guckst nach deinem zweiten Buch und fragst deinen Computer, was du weiter machen sollst? Ich, dein Teufelchen, bin deine Stimme, mir kannst du vertrauen, mir alles sagen, mich alles fragen."

"Warum setze ich mich nicht hin und schreibe einfach weiter? Ich weiß doch jetzt, wo's langgehen soll."

Das Teufelchen prustet. Was soll das? Will es mich veräppeln?
"Was hat mal jemand über dich geschrieben? Du seist eine verkappte Romantikerin. Wenn die Wolken am Mond vorüberjagen, wenn du die Elexiere des Teufels in jeder wilden Schwarzwaldschlucht witterst, Dichtern und Malern nachjagst, dann bist du in deinem Element.
Aber ein dreimal gewendetes und neuaufgelegtes Exposé mit Leben zu erfüllen, das widerstrebt deinem Lustprinzip. Und ich, dein Teufelchen, gebe dir durchaus recht. Wozu denn auch? Gibt es doch alles schon. Warum die Regale mit weiterem überflüssigen Zeug verstopfen? Jeden Tag liest du Namen von Autoren, von denen du noch nie was gehört hast. "

"Aber ich wollte doch ..."

"Gar nichts wolltest du!", schnaubt das Teufelchen und läuft, wie ich es befürchtet hatte, rot an.
"Du hast einen Traum geträumt, bist mehr oder weniger sanft gelandet, aber der Traum, der ist jetzt ausgeträumt! Jetzt kommt die Phase, in der es heißt: Friss oder stirb. Auf die Hinterbacken setzen und schaffen, dass es kracht!"

"Ich muss doch nicht."

Das Teufelchen pumpt sich derart auf, dass ich denke, gleich geht es die Luft wie weiland das HB-Männchen.

"Nein, du musst nicht", brüllt es. "Aber du solltest. Was man einmal angefangen hat, darf man nicht schleifen lassen! Und vergiss bitte nicht, auch Ausrufezeichen dorthin zu machen, wo sie hingehören, vor lauter Angst, es könnten zu viele sein. Genauso ist es mit den Semikolons."

Ich schaue aus dem Fenster. Die Sonne scheint noch genauso wie vorher, der Schnee glitzert und die Ferne lockt.

"Beruhige dich", sage ich. "Es ist alles auf dem Sprung. Da liegt die Liste mit den Synonymen für "sagen". Da liegen die Recherchebücher. Alles hat seine Zeit."

Das Teufelchen hat sich wieder beruhigt, lässt seine Beinchen baumeln und holt eine Pfeife heraus. Es pafft gemütlich vor sich hin.

"Zeit zum Leben, Zeit zum Schreiben. Zeit für dein Teufelchen. Und jetzt geh und schweif, die Zeit ist reif."

"Danke, Teufelchen, du hast mir mal wieder eine vergnügliche Stunde beschert."

Das Teufelchen lacht so sehr, dass es hintenüber purzelt. Es verschwindet hinter dem Computer.
Seine Stimme kommt gedämpft an mein Ohr, es brabbelt:

"Erinnerst du dich an den letzten Sommer, als ein Häufchen neben deinem PC lag und am nächsten Tag eine Kröte unter dem Sofa hervorkroch? Als die Maus an den Spagettis nagte und der Marder in deinem Auto schlief?"

"Das warst doch nicht du ..."

"Ich bin in jeder Form zu finden, falle dir in den Nacken, wann immer du es nicht erwartest, blase deine Wolken weg und mache dich immer wieder neu."

Es ist eine unendliche, teuflische Geschichte, aber eine, die mir immer Beine gemacht hat, wohin die mich auch immer tragen sollten.

Freitag, 9. Januar 2009

Titelfindung

Nach einem Brainstorming seit gestern Abend habe ich nun einen halbwegs brauchbaren Arbeitstitel für mein neues Projekt gefunden - und meinem Agenten sagt es ebenfalls zu.
Heute Abend und am Wochenende werde ich darüber nachdenken, wie ich es angehen will. Ja, richtig, ich werfe natürlich nicht die Flinte ins Korn, sondern lasse mich noch einmal anstecken von den Bildern, die in meinem Kopf sind. Pläne - vom Urlaub bei Florenz über Lektüre, Gemäldegalerien - ach ja, die Uffizien!, flitzen durch meinen Sinn. Zunächst einmal aber träume ich diesen Traum.

Schillerjahr 2009

Unser großer deutscher Klassiker wird am 10. November 250 Jahre alt. Dazu sind eine Reihe von Büchern erschienen.

http://www.jokers.de/1/aktuellh/schillerjahr-2009.html?sid=-K5SQE6IRBE1OWuesjBPEg@@.CLGR15p120

Im letzten Jahr, als wir frierend vor dem (geschlossenen) Nationalmuseum in Marbach standen, habe ich einen Moment lang überlegt, ob ich etwas dazu beitragen könnte (nach dem "Mörike" wurde das sogar angedacht).
Aber es wäre ein Fulltimejob gewesen. Dabei ist vieles möglich, wie ich an den Beispielen sehe, neue und unerwartete Seiten des Dichters und Dramatikers kommen zutage. Es ist sogar ein Weimar-Krimi dabei.
Ab 10.November 2009 hat das Museum wieder geöffnet.

Donnerstag, 8. Januar 2009

Berichte und Romane schreiben

Voller Assoziationen bin ich heute Morgen, ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte. Versuche mal zu ordnen. Ein wunderschöner Wintertag, die Sonne glitzert auf dem Schnee in meinem Garten und die Büsche sind schneebepelzt. Kaum zu glauben, dass in der selben Welt Menschen bei -25° ohne Heizung dasitzen, Wirtschaftsbosse wie Merckle sich umbringen und viele im Krieg sterben müssen. Ein Mann in England hat sich durch den Müll in seiner Wohnung Tunnels gebaut und ist auf der Suche nach Wasser verdurstet. Das Messie-Problem ist sicher viel größer, als es die Öffentlichkeit warnehmen kann.
Ich selbst bin dabei, meine kleine Welt mehr in Ordnung zu bringen. Habe Fotos sortiert gestern Abend, Google gefragt, wie man Disketten löscht, die Exposés fertig gemacht und eben eine weitere von insgesamt 6 Seiten Text gestrichen. Jetzt passt es schon ein wenig besser. Die Situation am Arbeitsplatz ist entspannt.
Gut, dass ich mich in diesem Blog sortieren kann, denn dadurch ist mir eingefallen, dass ich noch einen Betreuerbericht über meinen Vater für das Amtsgericht Hamburg schreiben muss. Auf dem Schreibtisch lauert die Steuererklärung, die ich diesmal schlauer als vor vier Jahren ausfüllen will. Da wurden mir nämlich im Voraus Steuern abgezogen für Verdienste, die ich gar nicht erhielt, und es dauerte lange, bis ich das in Telefonaten geklärt hatte. Also, ran an den Speck. Die Liedzeile von den Wölfen, die mir gestern durch den Kopf ging, ist übrigens ein Kanon:

Ein sehr harter Winter ist,
wenn ein Wolf, ein Wolf,
ein Wolf den andern frisst.

Mittwoch, 7. Januar 2009

Mein innerer Lektor

Ein bisschen konnte ich die Auseinandersetzung mit meinen 30 Seiten Text noch hinauszögern, habe gestern Abend noch ein Buch über die Maler der Renaissance gewälzt, endlich auch diesen wunderbaren Engel von Dürer, ein Detail des "Rosenkranzfestes", wiedergefunden. Und die Frauengesichter Lucas Cranachs d.Ä.
Beim Bearbeiten des Textes nun merke ich, dass das intensive Lektorat (natürlich auch Erfahrung und viel Lesen) meinen Blick für die Schwächen eines Textes sehr geschärft haben. Bei mir sind es Beschreibungen und Szenen, die den Text bremsen. Ein Vergleich mit dem Anfang der "Pilgerin von Montserrat", das ja schon verkauft ist, zeigt mir, dass ich in dem neuen Text "langsamer" geworden bin. Etwa ein Viertel habe ich rausgeschmissen, den Prolog gestrichen, weil auch er überflüssig ist. Die beiden Exposés möchte ich dann an meinen Agenten schicken, den Romananfang vielleicht in meiner Schreibgruppe besprechen.
Ach ja, noch ein Hinweis aus meiner Gruppe: Im Mai findet ein Seminar mit Ursula Schmidt-Spreer, Titus Müller u.a. zum Romanschreiben in Nürnberg statt.

Montag, 5. Januar 2009

Borschtsch&Co.

Langsam muss ich mich mental wieder darauf vorbereiten, dass übermorgen die Arbeit anfängt-nach zwei Wochen des Fast-Nichtstuns. Das habe ich in zwei Schritten gemacht: Einmal habe ich noch ein wenig über "Psychoedukation" sowie "Sucht und Persönlichkeitsstörungen" recherchiert, (da sind wir ja Pioniere, und auch über ein solches Fachgebiet könnte ich mal was veröffentlichen, wenn ich wollte), andererseits fiel mir ein, was für eine wundervolle polnische Küche eine unserer Bewohnerinnen bei uns eingeführt hat. Ihre Kohlrouladen und gefüllten Paprikaschoten waren die besten ihrer Art, die ich je kennengelernt hatte. Nachdem ich mir heute aus einem Weißkohlrest ein bisschen sowas wie einen Borschtsch kreierte, habe ich nachgeschaut - es ist nämlich lang her, dass ich für die Familie einen echt russischen-ich sehe, er ist ukrainisch - Borschtsch gemacht habe. Auch die anderen Rezepte- Blini, Schaschlik und Pfannkuchen-sind sehr lecker, finde ich.

http://www.russlandjournal.de/rezepte/suppen-und-eintoepfe/borschtsch/

Freitag, 2. Januar 2009

Der Schriftstellerteufel

Auch in anderen Jahrhunderten hat man sich so seine Gedanken über die Damen und Herren Schriftsteller gemacht. Gerade fand ich ein Original-Lesebuch für unglückliche Autoren
von Heinrich Zschogge aus dem Jahr 1791, digitalisiert. (Das Buch meines Vorfahren Georg Lotz Abendfahrten auf den Lagunen kann man übrigens ebenfalls zum Teil digital lesen).

Im Schriftstellerteufel werden die unglücklichen Autoren zum Beispiel damit getröstet, dass ihr Buch ja nicht dem Vergilben anheim fallen müsse, sondern nach 70 Jahren würde es vielleicht ein Kunde in einer Käseverpackung finden. Was dann wohl mit den E-Books passiert in 70 Jahren?

http://books.google.de/books?id=0D0JAAAAQAAJ&dq=Der+Schriftstellerteufel&printsec=frontcover&source=bl&ots=Jh_qaJfHCE&sig=jPOVxg31m9rLeyPTDwii6KM-4pc&hl=de&sa=X&oi=book_result&resnum=1&ct=result