Montag, 23. Februar 2009

"Die Nonne und die Hure"

Es ist an der Zeit, mich endlich darüber zu freuen, dass mein Roman es, nach vielen Kämpfen und Rückschlägen, hinausgeschafft hat in die weite Welt des Marktes. Das Buch liegt leicht in der Hand, duftet noch nach Druckerei, für mich auch nach Lagune:-), hat -von der Ausstattung her -nicht dieses Unverwechselbar- Eigene, wie es der Mörike noch hatte, mit dem etwas naiven Touch der Anfängerin.
Es gibt ja dieses Wort, dass man aufhören solle, wenn es am besten schmeckt, oder die Feier verlassen, bevor sie ihren Höhepunkt überschritten hat. Aber es gibt ja noch den nächsten Roman "Die Pilgerin von Montserrat", und mein zweiter Roman "Aufbruch nach Blaubeuren" soll noch einmal broschiert als Neuauflage erscheinen. Eigentlich eine sehr schöne nebenberufliche "Karriere".
Wenn mich jemand fragen würde, was eine Nonne und eine Hure mit dem Dichter Mörike zu tun habe, so würde ich antworten: Das, was ich nach den ersten Büchern geschrieben habe, ist ein Konglomerat aus diesen, und die Dichter stehen dabei immer auf einem Podest, und eines ergibt sich aus dem anderen.

Donnerstag, 12. Februar 2009

Einbrüche

Gestern bin ich verstummt und war einen Moment wie entwurzelt. Ich wusste nicht, was ich in meinen Blog schreiben sollte: Pause aus familiären Gründen? In der Frühe bekam ich den Anruf meiner Schwester, dass in der Nacht unser Vater gestorben sei. Es war lange vorhersehbar, und kurz vor dem 90. Geburtstag, den wir in Hamburg feiern wollten im März, nach einem facetteneichen Leben, geht man normalerweise auch gerne. Trotzdem verging der Tag wie in Trance, viele Telefonate. und Gespräche. Ich erinnere mich an eine Diskussion, in der es um ein solches Thema ging. Jemand schrieb, solche Ereignisse könnten ihn nicht aus dem Schreiben werfen. Nun, ich habe gearbeitet, habe gelesen und das normale Leben weiterlaufen lassen. Doch wenn gestern das Paket mit den Autorenexemplaren gekommen wäre, hätte ich es vielleicht nur aufgemacht und kurz reingeguckt.
In der nächsten Woche fahren wir für ein paar Tage nach Flensburg und Hamburg, wohnen in einem Hotel am Meer, das ich als Fünfjährige beim Umzug von Erlangen nach Wassersleben kennengelernt hatte, den anderen Tag in unserem mir schon sehr lieb gewordenen Hotel Boritzka im Schanzenviertel Hamburg. Es ist eine explosive kleine Trauerschar, die sich dort versammeln wird. Möglicherweise werde ich das alles dann schreiberisch verarbeiten.

Dienstag, 10. Februar 2009

"Lesen"

Ich sehe gerade: Es kommt eine Neuauflage der Sendung "Lesen" unter Mitwirkung der Schriftstellerin Amelie Fried und eines Bachmann-Preis-Juroren. Ach, deshalb wurde Elke Heidereich gestern nochmal in allen ihren Facetten gezeigt, so wie ich sie mochte! Die letzten Sendungen hatte ich gar nicht mehr verfolgt, wie ich überhaupt nicht mehr gern Literatursendungen sehe. Ein von Elke Heidenreich empfohlenes Buch hatte ich gekauft, gelesen und für gut befunden.: "Nur nicht unsichtbar werden" von Nuala O'Faolein. Von Amelie Fried habe ich ein Buch gelesen, weiß nicht mehr, wie es hieß. Und einen Krimi weitergeschrieben, den sie in einer Frauenzeitschrift für die Leserinnen als Wettbewerb begonnen hatte.
Vielleicht werde ich mir die Sendung einmal ansehen. Irritierend ist für mich oft, dass ich ständig über neue oder alte Autoren erfahre, die ich eigentlich kennen müsste, von denen ich aber nie etwas gehört habe. Das muss an meiner mangelnden Bildungswilligkeit liegen (und an der Größe meines Geldbeutels und meiner Räume, in denen ich kaum mehr Bücher aufstellen kann):-)

Montag, 9. Februar 2009

Von der Würm zur Pestarztmaske

Am Freitag fand in unserer Stadtbücherei ein Flohmarkt statt, auf dem wir für wenig Geld hochwertige Bücher erstehen konnten. Darunter war auch ein Bildband über die Kreise Calw und Enztal. Nachdem der Samstag alle Aktivitäten hatte ins Wasser fallen lassen, machten wir uns gestern auf, um mal wieder was zu "erleben". Es war so kalt und grau, dass die Wanderlust in den Stiefeln steckenblieb. Aber es gibt ja auch noch andere Dinge. Von Bad Liebenzell ging es hinauf ins Obere und Untere Heckengäu, von Monakam hinüber nach Neuhausen im Würmtal. Vorher schlossen wir Wetten ab, welche Kirchen wohl geschlossen sein würden. Es ist nämlich so, dass in unseren evangelischen Gegenden entweder größere Schätze zu verwahren sind oder der Vandalismus größer sein muss. Auch der Deutschlandwanderer, der ein Buch über seine Wege schrieb, berichtet, dass erst im Bayerischen, in den katholischen Gegenden, die Kirchen offen waren.

Die Würm, die durch ein schönes Tal vom Schönbuch nach Pforzheim fließt, wo sie zusammen mit der Nagold in die Enz mündet und die wiederum in den Neckar, hat allerdings nichts mit der Würmeiszeit zu tun, wie ich jetzt erfuhr. Diese Eiszeit ist nach einem Fluss in Bayern benannt. Ein Radweg führt von der Schmuckstadt Pforzheim (das leider im Krieg fast vollständig zerstört und nicht mehr aufgebaut wurde, wie sie es jetzt in Frankfurt nachträglich vorhaben) über Weil der Stadt bis in die Gegend von Herrenberg.

http://www.fahrrad-tour.de/WUERMTAL/Wuerm.html

Bevor man nach Neuhausen kommt, liegt linkerhand das Naturschutzgebiet Büchelberg. Da kann man stundenlang wandern unter uralten Eichen und Föhren, über Heiden und Wacholderwiesen. Ich erinnere mich an blauen Himmel, Wärme, Schafe, Pilze, Hagebutten und Silberdisteln. In Neuhausen steht eine wunderbare kleine Kirche, die erste, deren Seitenpforte nicht verschlossen ist. Uralt und später barockisiert. Diese Kirchen könnten es gut mit denen in Oberschwaben aufnehmen, entnahm ich einem Prospekt. In Mühlhausen entdeckten wir das versteckte Fachwerkschloss eines Ritters der von Gemmingen (die "Schlegler"). Die Kirche in Tiefenbronn mit dem berühmten Moseraltar ist allerdings immer zu. Dafür ist das Schloss der "Schlegler" in Heimsheim aus dem 14. Jahrhundert eine steinerne Wucht. Schließlich noch Mönsheim mit der Diepoltsburg und einer Kelter. Ein Ort ist schöner als der andere, ganz vergessen neben den Industriegebieten und der Autobahn Stuttgart-Karlsruhe. An den Wirtschaften hängen Schweinsblasen draußen und weisen darauf hin, dass man hier gut und günstig essen kann. Schließlich Weil der Stadt, Geburtsort Keplers, das wir in - und auswendig kennen, mit dem Weihnachtsmarkt, dem Faschingstreiben und immer wieder einfach so. Nicht zuletzt tauchte der dicke Österreicher auf dem Brunnen schon in einem Roman von mir auf, ebenso das kleine Kloster hinter der Kirche. Wie wär's jetzt mit einer Latte Macchiato? Ein neuer Italiener preist Latte und Capuccino mit Croissant an. Die Brüder sind gottfroh, dass noch jemand kommt. Sie zeigen uns alte Fotos von Venedig, die neben Masken aller Art an den Wänden hängen. Stolz holt der eine einen Karton mit original venezianischen Masken heraus. Und da ist sie, die Pestarztmaske, die bald wieder von Bedeutung für mich sein wird. Wir dürfen sie anprobieren; die beiden erzählen von der Heimat, die genauso feucht sei, wie es hier überwiegend geworden ist. Dass ich ein Buch über Venedig geschrieben habe, wie mein Freund erzählt, geht ihnen allerdings zu einem Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus. So etwas kommt einfach nicht vor. Und ich finde es in solchen Momenten auch überhaupt nicht mehr wichtig.

Das Exposé als Landkarte

Es kann bei mir nur so funktionieren, das ich mir das Exposé, die Figuren und ihre Geschichte einpräge, um den Faden nicht zu verlieren. Lebendig werden sie immer erst beim Schreiben. Und so komme ich allmählich wieder zu dem Zustand, in dem ich meine Geschichte und meine Mannschaft bei mir habe, den Faden und die Szenen weiterspinnen kann zwischen Aufwachen und Schlafengehen. Dabei schaue ich durchaus nach rechts und nach links, verliere mich nicht mehr so total, das ist nämlich auf die Dauer nicht durchführbar. Und wie wir gleich sehen werden, ist diese Ebene gar nicht abgehoben vom übrigen Leben, denn meine Themen und meine Geschichten begegnen mir auf Schritt undTritt wieder.

Freitag, 6. Februar 2009

Fraßspuren

Maschinen müssen gewartet werden, das ist uns allen bekannt. Aber manchmal kommt dabei etwas an den Tag, das man lieber nicht in dieser Form gesehen hätte. Dazu noch ein déja vu, denn im letzten Jahr hatte sich haargenau das gleiche Bild gezeigt. Also, der langen Rede kurzer Sinn: Wir waren beim Ölnachgießen im Motorraum, als ich eine Brezel oben links entdeckte, auf der Ablage, halb aufgegessen. Hatte ein Schulkind sich einen Scherz erlaubt? Dazu sehen wir jetzt die Spuren unddie Fraßstelle an der Wasserleitung. Ach nein, nicht schon wieder! Warum muss dieser Marder eigentlich immer Brezeln essen? Ich entwerfe einen Plan, einen Käfig zu bauen, mit einer Brezel darin, und dann fahre ich das possierliche Tierchen so weit weg, dass es niemals, niemals, nie zurückkommen kann! Denn das alle anderen Mittel mehr oder weniger versagen, weiß ich schon. Und Wegfahren hat auch keinen Zweck, denn wenn ein anderer Marder das spitzkriegt, das ein Männchen in unserem Auto war, beißt er vor Wut alles durch, was nicht mit Stahlbandagen oder Sprays ummantel ist. Die Bremsleitung ist Gott sei Dank zu hart und zu schwer erreichbar. Seit 1978 in der Schweiz spielen die Automarder dieses Spiel nun schon, und niemand scheint ihnen bisher das Handwerk legen zu können.

Mittwoch, 4. Februar 2009

Literarische Ziele erreichen

Das Ziel, Schreiben zum Beruf zu machen, hatte ich schon Ende 2004 aufgegeben - oder in dem Moment, als meine erste Lektorin beim Mittagessen in einer Stadt am Fuße des Schwarzwalds zu mir sagte: Geben Sie um Gottes Willen Ihren Beruf nicht auf! Was aus mir geworden wäre, wenn ich mit den beiden ersten Verlagen weitergemacht häte, vermag ich schwer zu sagen. Vielleicht wäre ich heute eine anerkannte Autorin von biografischen und unkonventionellen historischen Romanen. Aber ich wollte weiter, wollte vor allem in den Buchhandlungen präsent sein. Wie schwer es ist, hier vor allem dauerhaft präsent zu sein, sehe ich am Beispiel erfolgreicher KolleInnen von mir. Ich werde also noch eine ganze Weile weiterschreiben müssen, um dieses Ziel auch nur annähernd zu erreichen.

Montag, 2. Februar 2009

Albnudel und Rechercheglück (Smalltalk)

Manchmal muss man wie ein Besessener recherchieren. Zwei Stunden habe ich jetzt gebraucht, um die Adresse einer Malerwerkstatt im Florenz des 15. Jahrhunderts herauszufinden. Dank Internet, Englischkenntnissen und der guten alten Karten der guten alten Bücher konnte ich es realisieren.
Die E-Book-Diskussion verfolge ich schon, und ich verstehe jetzt auch, warum die Passagen in den Verträgen mit "neue Nutzungsarten" so verfänglich sein könnten. Aber dazu wurde schon viel gesagt, dem ich gar nichts Weiteres hinzufügen kann.

Lieber mal wieder etwas "Leichteres". Auf der Suche nach den besten Nudeln sind wir vor einiger Zeit auf die"Albgold"-Produktion in Trochtelfingen gestoßen. Wenn man gerne wandert und mittelalterliche Städte besucht, kann man das auf einem Sonntagsausflug miteinander verbinden. Ich kaufe am liebsten den 5-Kg-Sack Spagetti. Alle Produkte sind natürlich etwas teurer als bei Aldi, dafür ist die Qualität einfach besser.
http://www.trochtelfingen.de/?q=node/9

Das Buch einer mir bekannten Übersetzerin, im Dezember erschienen, ist schon vergriffen. Wenn man über die jüngste Geschichte seiner Heimatstadt schreibt, ist das ein guter Aufhänger.

http://www.buchhandel.de/detailansicht.aspx?isbn=978-3-928812-44-3

Und zuletzt noch was über die "Oberen Zehntausend:
In der Bäderstadt Bad Liebenzell standen gestern zwei 8 m lange Limousinen vorm Kurhaus. Durch ein Fenster konnte man hineingucken. Der lange Bauch des Autos wurde eingenommen von einem Wohnraum mit lederbezogenen Sesseln und Sofas. Daneben war eine Bar mit den erlesensten Getränken. Da lassen die sich also rumkutschieren und prosten der Landschaft zu.
Da uns mal wieder der Teufel ritt, gingen wir hinein. Nein, nicht ins Auto, ins Kurhaus.:-)Menschen in weißen Uniformen, Tabletts mit Sekt und Kuchen. Die Schönen und die Reichen. Vor dem Saal saß eine Art Portier und vesperte Gummibärchen mit einer Gabel. Ach nein, er winkte uns zu sich und schenkte jedem ein Doppelpaar dieser Bärchen. Drinnen wurde für großspurige Hochzeiten geworben. Wieviel sind zehntausend eigentlich von 80 Millionen? 0,1 %, wenn ich mich nicht täusche. Ob diese Menschen auch Bücher lesen? Da kommt gar kein Sozialneid auf, denn sicher brauchen die Reichen viel Zeit und Geld, um diesen Reichtum zu sichern und zu erhalten.

Sonntag, 1. Februar 2009

Das Exposéschreiben

Nachdem ich das Interview mit Philipp Roth angesehen habe - ich habe einmal mit sehr großem Genuss sein Buch "Der menschliche Makel" gelesen - denke ich über das Exposéschreiben im Allgemeinen und im Besonderen nach. Ich glaube, dass viele lernen wollen, wie man das macht, und auch ich habe es erst im Forum von Montsegur gelernt. Bis dahin hatte ich etwa halbseitige
Handlungsskizzen in meiner Kladde. Nun mag man einwenden, dass Literaten wie Roth oder Leo Tolstoi das einfach nicht nötig haben, weil sie die Handlung allmählich entwickeln.
Ich brauche das Exposé, weil ich mich sonst verzettele. Gleichzeitig aber hemmt es mich auch. Die beiden ersten Romane habe ich viel zügiger aufs Papier gebracht als die folgenden. Meine Vorgehensweise ist jetzt so, dass ich ein Kurzexposé erstelle, das auch als Klappentext-Vorlage dient, dann eine längere Handlungskizze und eine Liste der beteiligten Figuren. Das Kapitelexposé macht mir immer noch die größten Schwierigkeiten. Das habe ich jetzt so gelöst: Ich schreibe ein Kapitel, lasse dann den Film weiterlaufen und skizziere das nächste Kapitel. Dann lege ich alles wieder weg und schreibe. Jetzt bin ich an einem Punkt, an dem es so läuft wie in der Anfangsphase. Das heißt, ich habe mich "warmgeschrieben".