Donnerstag, 27. Februar 2014

Das Finanzamt-Fluch und wenig Segen für den Autor

Heute erlaube ich mir, einfach ein wenig Luft abzulassen, weil ich mir seit Tagen die Haare gerauft habe, im Zickzack herumgerannt bin und mir immer wieder auf die Schenkel geklatscht habe vor Entsetzen. Es geht um das sensible Thema "Der Autor und das Finanzamt" bzw. "Der Bürger und das Finanzamt". Ich weiß, man kann auch selber hingehen und sich alles erklären lassen (eine Fahrt allein von einer halben Stunde, Zusammenstellen der Unterlagen, was die Hauptarbeit ist) oder einen Steuerberater nehmen. Da gilt das Gleiche, die Kosten sind nicht mal so das Problem. Heimlich aber habe ich den Ehrgeiz, es allein zu schaffen, das gebe ich unumwunden zu. Und zwar mit dem Elster-Formular, obwohl das Logo mir schon Bauchgrimmen verursacht. Hatte ich nicht letztes Jahr geschrieben, das Finanzamt sei eine diebische Elster? Es kam kein Antrag auf Unterlassung seitens des Gescholtenen, also ist es auch nicht verboten, dieses Logo auf seine eigene Weise zu interpretieren.

Also, schon vor Tagen machte ich mich daran, dieses elektronische Formular auszufüllen. Das Dumme ist, dass keine Datei überschrieben wird, man muss immer wieder neu speichern. Inzwischen sind die Jahresbilanzen der betreffenden Stellen eingetroffen, so konnte ich mich heute Morgen an die endgültige Abwicklung machen. Schlimm ist nach wie vor, dass man weder vor- noch zurückscrollen kann, wenn nicht alle Kästchen lückenlos ausgefüllt sind. Und um die auszufüllen, muss man zwischendurch immer wieder verstaubte Akten suchen und in ihnen wühlen. (Das blüht einem eben auch mit Steuerberater oder persönlichem Besuch des Finanzamts). So, nun hatte ich, nach zwei Stunden Haareraufen, Zickzacklaufen, Schenkelklatschen und insgeheimen Morddrohungen das Hauptformular fertig, mitsamt Anlagen. Fehlte noch die Anlage S, Einnahmen aus selbständiger Arbeit. Das dürfte doch einfach sein, hatte ich immer gedacht, man schreibt nur das rein, was man an Abrechnungen vom Verlag bekommen hat. Mitnichten! Im letzten Jahr schrieb man mir geradezu entrüstet:
Es reicht aber nicht, wenn Sie angeben, was Sie mit Ihrem E-Book verdient haben. Wir brauchen die monatlichen Abrechnungen, auch die 0,00-Verkäufe! Ebenso von den Büchern, die sich nicht verkauft haben. Also eile ich dem Vorwurf jetzt voraus, klicke mich bei KDP ein und schreibe auf, was ich 2013 jeden Monat mit dem E-Book verdient oder nicht verdient habe, rechne es im Kopf zusammen und trage es ein. Die monatliche Aufstellung mit Plus und Minus werde ich dann eigenhändig in eine Datei tippen und per Post ans Finanzamt schicken (wahrscheinlich gibts eine Funktion, die KDP-Datei direkt ans FA zu leiten, ich habe sie aber nicht gefunden). Bei der Gelegenheit musste ich wieder lang und breit gegenüber Amazon versichern, dass ich keine US-Bürgerin bin, keinen US-amerikanischen Pass und auch keine Verwandten habe, die mir einen besorgen könnten. Aber ich musste auch feststellen, dass ich ja gar nicht nichts verdient hatte, sondern einen mittleren zweistelligen Betrag, von dem man mindestens zwei mal zu zweit schön essen gehen kann. So viel, wie anfangs von der VG Wort kam. Aber warum der Staat da nicht mal drüber wegsehen kann, geht mir nicht in den zerrauften Kopf. Der Betrag vom Verlag ist üppig im Vergleich, aber auch dafür muss ich üppig berappen und viermal jährlich vorauszahlen.

Also, die glückliche Sekunde nahte, in der ich auf "Senden" klickte, nicht ohne mich zu vergewissern, dass auch alles drin war, was ich reingeschrieben hatte. Die Übersendung der Belege per Post hatte ich angekündigt, muss sie dann noch raussuchen aus dem Papierwust. Jetzt noch eine Vollmacht an das Finanzamt Frankfurt aufsetzen und schicken, in einer anderen, dringenden Angelgenheit. Fertig, Gottseidank druckt der Drucker. Ich schlage meine alte Briefmappe auf, ich glaube, die besitze ich schon seit meiner Konfirmation. Moderne Zeit trifft Antike. Das darf doch nicht wahr sein, dass da keine Briefmarke mehr drin ist. Muss ich jetzt extra die Öffnungszeiten der Post raussuchen, dorthin fahren, einen Parkplatz suchen? Und, Gottseisgelobt und getrommelt, in einer Seitentasche finden sich noch drei 55er-Marken und einige mit 3ern, denn inzwischen kostet der Brief ja 58 statt 55 Cent. Dass man sich die Marken auch aus dem Internet ausdrucken lassen kann, hatte ich vergessen. Ca. vier Stunden Arbeit, und das für jemanden, der sich Computer und Internet mehr oder weniger über Lerning by Doing beigebracht hat. Ich bin stolz auf mich, aber gerade noch arbeitsfähig für den zweiten Teil des Tages. Da braucht es keinen Wunder zu nehmen, wenn keine zwei Romane oder Sachbücher pro Jahr dabei herauskommen. Wenn es denn so wäre, käme gleich die diebische Elster geflogen und würde die Hand aufhalten!














Es reicht aber nicht, wenn Sie angeben, was Sie mit ihrem E-Book verdient haben.

Dienstag, 25. Februar 2014

Das Internet-Fluch und Segen meines Alltags

Dies ist nur ein kurzes Statement zum Computer allgemein und im Besonderen.
Contra: Der Computer macht, was er will, terrorisiert und behindert mich, wann immer ich damit machen möchte, was ich will. Er führt zum Beispiel eigene Updates und Prüfungen durch, ohne mich vorher zu informieren - und ich eiere dann mindestens halbstundenlang durch die Wohnung, weil ich dringend etwas nachschauen oder eintragen wollte. Davon abgesehen gibt es natürlich noch viele, viele weitere Nachteile, angefangen mit Zeitverschwendung, Beschleunigung des Lebens, Vereinnahmung und Bevormundung durch andere. Aber nur, wenn man es zulässt!
Pro: Neben den vielen, vielen Vorteilen, die für die Nutzung des Internets sprechen, gibt es offensichtlich Anbieter, die hilfreich sein können. Gerade habe ich gesehen, dass der Hilfsdienst safersite oder saferpage im Januar und Februar meine beiden Blogs auf Sicherheit, Jugendschutz und Kundenschutz getestet und in allen Kategorien den Daumen hoch gehalten hat -bis auf die Browser- oder Javascripts im Schreibteufelchen, die zum schnelleren Nachladen von Content dienen. Das wurde nicht bewertet, stelle aber ein potentielles Sicherheitsrisiko dar.
Kennt sich jemand damit aus?

Als wirkliche Bereicherung empfinde ich auch die Möglichkeit des Bloggens. Ich habe ja schon geschrieben, dass ich zwischendurch auch gern etwas anderes mache als Romane schreiben. So habe ich jetzt einen Beitrag von mir und meinem Partner Peter Stubenvoll in die Orte zum Reinschmecken und zum Wandern gestellt, seit Monaten endlich mal wieder etwas Neues. Es geht um die alte Stauferstadt Schwäbisch Gmünd, ihre Umgebung und die Landesgartenschau 2014. In dieser Stadt haben wir schon die besten Momente verbracht und kennen natürlich auch den Ipf, den Zeugenberg mit seiner frühzeitlichen Befestigung, die Kaiserberge, die Schlösser und Kirchen. Damit ist der Bogen der Orte zum Reinschmecken fast abgeschlossen, es fehlen nur noch einige Wanderungen.

Sonntag, 23. Februar 2014

Das E-Book meines Ur-, Ur-, Ur-Großvaters


                       Wanderungen eines jungen Norddeutschen durch Portugal, Spanien und Nord-Amerika - Lotz, Georg                             

Hier ein kleines Schmankerl, gefunden bei Amazon: Bekanntlich war mein Vorfahre Georg Lotz aus Hamburg (1784-1844) ein Schriftsteller, der in den literarischen Salons seiner Zeit verkehrte und u.a. mit Heinrich Heine korrespondierte und von ihm rezensiert wurde. Einige Exemplare seines Schaffens hatte ich aus der großväterlichen Bibliothek hinübergerettet. (U.a "Die Jüdin von York", das recht spannend geschrieben ist und bei dem man merkt, dass Lotz auch Sir Walter Scott übersetzt hat). Im Internet tauchen  immer wieder neue Werke von ihm auf. Zum Beispiel ist das Buch "Wanderungen eines jungen Norddeutschen durch Portugal, Spanien und Nordamerika" jetzt auch als E-Book für 2,98 Euro zu erhalten, aufgelegt im Mai 2013 vom Vero-Verlag. Ein anderes Buch "Die Schreckenszeit" spielt in Frankreich zur Zeit der französischen Revolution. Überhaupt schreibt mein Vorfahre über dieselben Jahrhunderte wie ich, nämlich über das Mittelalter, die Renaissance in Florenz und die Neuzeit. Ein E-Book mit Rezensionen u.a. zu der "Schreckenszeit" aus den Blättern für literarische Unterhaltung kostet allerdings 1.290, Euro. Selbst bei Lovely Books taucht ein Titel von Georg Lotz auf. Mich erheitert es sehr, einen solchen Vorfahren im mentalen Gepäck zu haben. Krimis hat er allerdings nicht geschrieben, allenfalls Kriminalromane im weiteren Sinne. Für mich fehlt dann jetzt noch ein Titel wie "Wanderungen einer Reingeschmeckten in Deutschlands wildem Süden". Oder so. Noch einige Daten zum Leben von Georg Lotz: Er wirkte zunächst als Kaufmann in Marseille, dann als Agent mehrerer Handelshäuser in Berlin und Leipzig, bevor er sich endgültig in seiner Heimatstadt Hamburg niederliess.1817 gründete er die Zeitschrift "Originalien", die ihn über die Grenzen seiner Stadt hinaus bekannt machte. Außer den Romanen schrieb er Gedichte, Novellen, Märchen und kritische Aufsätze.

Dienstag, 18. Februar 2014

Was kostet mich mein Buch?

Ab und zu schaue ich noch bei Facebook rein und machte heute eine weniger gute Entdeckung. Es ist ein Gastbeitrag, den der Rechtswissenschaftler und Autor Thomas Elbel im Blog von Lars Sobiraj geschrieben hat. Von einem, der auszog, ganz allein ein Buch zu veröffentlichen. Ich war doch ziemlich perplex, welche Kosten auf einen Autor zukommen, der sein Buch selbst veröffentlicht und dabei die Dienste auslagern muss - und wie lange es dauert, bis diese Kosten wieder reingespielt sind! Die mehr als 300 Kommentare dazu konnte ich noch nicht lesen, konnte aber aus den Reaktionen bei FB ersehen, dass es da vor Ignoranz und Beschimpfungen nur so hagelt. In einem Kommentar wurde zum Beispiel geschrieben, die Autoren sollten doch mit etwas anderem Geld verdienen wollen als mit ihren Büchern. Ich kann da wenig Fundiertes beitragen, aber das hat Thomas Elbel mit seinem Bericht ja schon getan. Ein Blick auf eine der neuesten Piratenplattformen hat gezeigt, dass meine beiden Verlags-E-Books, die am 13. Februar dieses Jahres erschienen sind, dort ebenfalls schon angepriesen werden, und zwar für 10 Cent das Stück.

Was könnte ein Autor, der über einige Erfahrung verfügt, Neuautoren in dieser Situation raten? Schmeißt eure Bücher auf den Markt, ohne alle Korrekturen, denn alles andere hat ja eh keinen Wert und wird abgefischt? Schreibt nur Sachen, die sich eh nicht verkaufen, weil sie ein Nischenthema bedienen und somit auch für die Plattformen nicht interessant sind? Arbeitet euch bei den Verlagen hoch und veröffentlicht dann die Bücher, deren Rechte ihr zurückbekommen habt? Schreibt ruhig, aber hütet euch vorm Veröffentlichen, denn es gibt ja nicht nur Piraten, die Bücher klauen, sondern auch die Verlage fahren die Produktion zurück und geben Neuautoren kaum noch eine Chance? Für ein Buch tausende von Euro zu bezahlen und es dann auf Umsonst - und 0,1-0,10 Euro-Plattformen zu sehen ist auch nicht lukrativer als bei einem DKZV zu veröffentlichen. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, was ich mir selber oder anderen raten würde. Eines weiß ich gewiss: Sollte ich meinen Krimi und weitere Bücher veröffentlichen, werden sie davon betroffen sein. Und sind sie nicht davon betroffen, werden sie nicht "marktfähig" sein, eine Tatsache, die auch Verlage davon abhalten wird, sie zu veröffentlichen. Ein Teufelskreis. Vielleicht sollte ich die Probe aufs Exempel machen und jeweils ein Buch mit Kurzgeschichten, eines mit Wanderungen in Baden-Württemberg und das Buch "Orte zum Reinschmecken" selbst veröffentlichen. Da hätte ich wenigstens die Gewissheit, dass sie nicht geklaut werden, wenn sie schon keiner kauft.

Sonntag, 16. Februar 2014

Reise- und Wettergeschichten

Ein Schaufenster in der Altstadt von Ravensburg
Wie kann man nur im Februar Urlaub nehmen, das wäre eine berechtigte Frage. Das habe ich auch mehr oder minder unfreiwillig gemacht, ich weiß ja, wohin das führt, vor allem in einem so böswillig grauen Winter wie diesem. Ich muss also meine restlichen Urlaubstage vom letzten Jahr abfeiern. Und wie alle wissen, die mich ein bisschen kennen, haben wir uns Techniken angeeignet, um dem Sauwetter ein Schnippchen zu schlagen. Man kann ja schließlich nicht zehn Tage in der Stube hocken und sich die Augen vom Monitor austrocknen lassen. Also, wir gucken jeden Abend den Wetterfrosch an, wie er uns zu unserem Sauwetter -mit offenen Armen -begrüßt. Am Wochenende gucke ich darüber hinaus in die Zeitung, denn die zeigt das Wetter für jeden Winkel von Baden-Württemberg an. Dann schaue ich in den Computer, bis ich trockene Augen habe, schaue jeden Winkel an, den man trockenen Fußes besuchen könnte. Nein, Museen, Burgen, Schlösser, Kirchen, Klöster und Bilderausstellungen sind keine Alternative, die haben wir im Umkreis von 100 Km schon zigmal besucht. Also habe ich gestern einen trockenen Ort gefunden: Mengen im Donauried. Da konnte man dann endlich mal wieder reisen! Und es war alles wie neu und frisch gewaschen. Dann noch, schließlich habe ich Urlaub, vorbei an Storchenpaaren auf den Wiesen, vorbei am Deutschordensschloss Altshausen, wo man im Sommer so wunderbar im See schwimmen kann, vorbei am Schreckensee und dem Weiher mit dem Moorwasser nach Ravensburg, wo nicht nur die Spiele herkommen, sondern wo man einzigartige Stunden verbringen kann. Weil diese Stadt ein einzigartiges Flair hat. Je weiter sich der Tag zum Abend neigte, desto wärmer wurde es. Schließlich hatten wir fast 15°, das wäre uns auch am Lago Maggiore nicht beschieden worden. Alle Leute saßen draußen und schlürften ihren Kaffee oder Sekt oder Wein. Am Marienplatz, der "guten Stube" von Ravensburg, hatten wir alles beieinander, was man für den Urlaub im Süden braucht: eine "Riva-Bar", die tatsächlich am Gardasee stehen könnte, eine uralte gotische Kirche, eine belebte Buchhandlung ohne Kette und einen Espresso mit wunderbar italienischen Spagetti. Muss jetzt wahrscheinlich eine ganze Weile reichen!

Das bringt mich auf den Gedanken, dass ich eigentlich mal wieder etwas ganz Anderes machen möchte als Romane schreiben. Romane schreiben heißt heutzutage, dass dich jeder umsonst in seine Plattformen aufnehmen kann, du selbst dagegen musst zehntausende Euronen an Strafe zahlen, wenn dich jemand dabei erwischt, dass du auch nur einen Satz ungefragt aus Zeitungen oder Rezensionen übernimmst. Siehe das Urteil des Landgerichts München in Bezug auf Zitate aus Zeitungen und Rezensionen. Irgendwie verliere ich die Lust zum Schreiben.

Und dennoch: Gab es nicht mal einen Artikel von mir über Oberschwaben, wo der Himmel weiter und höher ist als andernorts? Wo sich die Barockkirchen und Klöster eng aneinander drängen, wo sich Moore mit Hügeln, Seen und Wäldern abwechseln, keine Blitzer stehen und die Biergärten schon bayrisch anmuten? Eine Welt der Bäder und Thermen, der Trampelpfade und Fahrradwege und der einzige Platz, an dem ich je in meinem Leben Birkenpilze gefunden habe. Und das alles kann man doppelt und dreifach genießen, wenn man es nicht im Überfluss hat, so mit tagelanger Sonne und Postkartenfarben, sondern erst den Wetterfrosch überlisten musste. Heute war keine Trixerei möglich, heute war totales Home-Relaxen angesagt, aber für morgen habe ich mir wieder einen kleinen Tripp ins Unbekannte ausgedacht. Über die Gegend, Hohenlohe, habe ich in meinen "Orten zum Reinschmecken" schon geschrieben, und es ist wieder eine ganz andere Region mit ganz anderen Highlights.

Dienstag, 4. Februar 2014

Self Publishing - eine Erfolgsgeschichte

In der Selfpublisherbibel von Matthias Matting erschien am vergangenen Freitag die Geschichte von Siegfried Langer, einem Verlagsautor, dem irgendwann beim Warten auf Verlagsentscheidungen der Kragen platzte -sein nächstes Buch publizierte er selbst. Und die Rechnung ging auf! ...vom Verlagsautor zum Self Publisher. Ich weiß noch sehr gut, wie wir zusammen in einer Exposé-Arbeitsgruppe unsere Werke bearbeiteten (Bei mir war es "Die Pilgerin von Montserrat", die demnächst vom Verlag her als E-Book erscheint). Seitdem sah ich immer wieder mit Freude, wie er vorankam. Entscheidend ist wohl sicher die Menge und Qualität seiner Kontakte, die ihm jetzt auch bei dem selbst publizierten E-Book "Leide!" zugute kamen. Es geht also nicht ohne weitreichenden Einsatz.

Allerdings glaube ich, dass es auch auf das vielzitierte Genre ankommt, denn bei meinem eigenen E-Book hatte ich ebenfalls lange Zeit eine große Zahl von Unterstützern. Und doch ist es sehr schnell untergegangen. Einfach, weil so eine kleine Dichterbiografie nur selten eine Massensogwirkung entfalten kann. Oder nur, wenn es das umsonst gibt - wie schon berichtet, wurde es im September 2012 innerhalb zweier Tage 3250 mal runtergeladen und stand auf Platz 2 der Umsonst-E-Books. Nach diesen Erfahrungen bin ich natürlich vorsichtig geworden. Mit meinen zwei, drei Händen voll Kontakten würde ich niemals ein neues E-Book auf den Markt werfen. In meinem Job arbeiten wir im Team, aber wir treffen uns, wenn's hochkommt, höchstens einmal wöchentlich. Ansonsten sind wir Einzelkämpfer, werden aber gut betreut und beraten. Beim Schreiben bin ich naturgemäß ebenfalls Einzelkämpfer, wurde aber von Anfang an -mit Ausnahmen - ebenfalls gut begleitet und beraten. Was ich damit sagen will: Ich bin durch und durch kein Mensch der Masse, war es noch nie. Deshalb kann ich auch nicht für die Massen schreiben. Und ich lese nicht so gerne, was für die Massen geschrieben wurde. Höchstens das, was für das Individuum geschrieben wurde und später Massen begeisterte.

Mir ist übrigens heute in einer ruhigen Stunde noch ein anderes Interview ins Auge gefallen, das zeigt, wie sich alles, was in der letzten Zeit Autoren und Leser bewegte, miteinander vermischen kann. Da hat jemand sein erstes Buch den Piraten gegeben, wurde bekannt, lernte von ihnen, selber E-Books zu machen und erfreut sich mit seinen Büchern jetzt großer Beliebtheit. Viel Neues gibt es ansonsten nicht an Berichten und Interviews. Auf jeden Fall scheint sich gerade eine ganze Industrie von Dienstleistungsunternehmen um den SP-Bereich herum aufzubauen. Gestern Abend habe ich mal ausführlich einen von ihnen untersucht: Die leselupe.de. Ich kannte den Namen von einer Buchbloggerin, die sich meinen letzten Titel vom Verlag geholt und eine sehr schöne Rezension geschrieben hat. Dieses Forum bietet eine Reihe von Lektoren, die sich dort mit ihren Schwerpunkten vorstellen und genau sagen, ob sie Kapazitäten haben oder nicht, welche Vorlieben und wieviele Seiten sie ehrenamtlich bearbeiten können. Es gibt sogar eine semiprofessionelle Literaturagentur und natürlich jede Menge Unterforen, an denen man sich beteiligen kann. Man muss aber überall genau hinschauen: Für 99 Euro kann man sein eigenes Buch mitsamt marginaler PR, Lektorat usw. haben. Das rückt doch schon wieder in die Nähe der Dienstleistungsanbieter, möchte man meinen. Aber wirklich umsonst bekommt man es wirklich nirgends!

Sonntag, 2. Februar 2014

Aufbau Verlag trennt sich von Erben und Strien

Am letzten Freitag schon wurde es von der Pressestelle des Aufbau Verlages verkündet: Die Geschäftsführer des Aufbau Verlages, Tom Erben und René Strien, mussten den Verlag verlassen wegen unterschiedlicher Auffassung über die künftige strategische Ausrichtung des Verlages. Hier im Spiegel online wird auch kurz der Werdegang dokumentiert. Erst am nächsten Freitag wird Genaueres bekanntgegeben. Darauf kann man gespannt sein, denn es geht, bisherigen Informationen zufolge, um "Kunst und Kommerz". Bei einer Mitarbeiterversammlung am 7. Februar sollen die neuen Geschäftsführer bekanntgegeben werden. Innerhalb einer neuen Strategie sollen die Kernmarken wie Aufbau Taschenbuch und Rütten &Löning stärker berücksichtigt werden.
Ich selbst habe vier historische Romane in diesem Verlag veröffentlicht, habe kurz vor Erscheinen meines ersten Buches dort eine Insolvenz und die anschließende Rettung durch Matthias Koch miterlebt und bin natürlich daran interessiert, dass dieser einstige literarische Traditionsverlag nicht den Weg so vieler anderer Verlage gehen muss, nämlich in erneute Insolvenz oder in die Hände von Konzernen.