Donnerstag, 11. Juni 2015

Wie die Zeit vergeht und Sie sie verlangsamen können

In der einen Woche ohne die Routine der Arbeit habe ich eine erstaunliche Erfahrung gemacht: Die Zeit verging viel langsamer, ohne dass dadurch Langeweile aufgekommen wäre. Ich hatte plötzlich für alles Zeit, selbst zum Wäscheaufhängen, so richtig mit Wäscheklammern, zum Einkaufen und zum Relaxen. Termine sind die größten Zeitfresser. Die kann ich mir jetzt selber setzen. Wann ich das Haus verlasse, wann ich zum Schwimmen gehe, wann ich mein Ebook noch einmal überarbeite und wann ich es herausgebe. Wann ich in den Urlaub gehe. Alle Lebensbereiche waren um diese paar Stunden Arbeit aufgebaut gewesen, ständig war ein Druck zu spüren, der andere wichtige Dinge an sich gesogen und beschleunigt hat. Vielleicht ist doch etwas dran den Worten eines"positiven Psychologen", der die These aufstellt, dass Routine die Zeit beschleunigt, das Ausfüllen ihrer einzelnen Momente dagegen verlangsamt. Er führt als Beispiel einen Forscher an, der sich zwei Monate lang in einer Höhle einschließen ließ, Routinearbeiten verrichtete und hinterher angab, die gefühlte Zeit sei e i n Monat gewesen. Viele Menschen empfinden die Beschleunigung auch zunehmend mit dem Älterwerden. Liegt es daran, dass die Restzeit des Lebens sich zunehmend verkürzt? Nein, sollte man denken, für ein Kind müsste die Zeit doch rasen, bei allem, was es neu lernt und erlebt. Aber nichts in meinem Leben kommt mir länger vor als die ersten zwanzig Jahre. Ob es Kinder und Jugendliche heute auch noch so erleben? Oder hat sich die Welt an sich nicht beschleunigt und reißt alle, jung und alt, in ihrem Strudel mit? In dem Artikel schlägt der Autor vor, sich etwas für die Restzeit seines Lebens vorzunehmen, egal auf welcher Stufe man sich befindet. Etwas zu ändern, etwas zu machen,was man noch nie gemacht und was man noch nie gewagt hat. Es muss ja nicht endgültig sein, man kann es zunächst mal für dreißig Tage ausprobieren.
Wie die Zeit vergeht und Sie sie verlangsamen können.

6 Kommentare:

  1. Mit meinen 80 Jahren sehe ich das Gefühl für die Zeit als Relation zu den Lebensjahren.
    Als ich mit 6 Jahren zur Schule ging, war ein Jahr ein Sechstel meines Lebens. Nun ist es nur mehr ein Achtzigstel.

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  2. Schön gesagt, lieber Karl! Im Umkehrschluss ist es ein Leben, das sich von 6 auf 80 Jahre
    erfüllt hat. ;-) Dazu sah ich vorgestern einen Spruch, der genau auf das passte:
    Er war auf ein Brettchen geschrieben, irgendwo in der Wirtschaft eines kleinen Ortes oberhalb des Taubertales, bei fränkischen Sauerbraten mit Spätzle: "Man kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber dem Tag mehr Leben."

    Herzliche Grüße
    Christa

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  3. Beides gefällt mir sehr, Karl und Christa! (Und Hunger hab ich jetzt auch bekommen, hihi.)
    Seit ein paar Wochen gehe ich regelmäßig zum Fitness-Training und sehe dort Menschen aller Altersgruppen und Statur. Es ist nie zu spät, sich um sein Wohlbefinden zu kümmern und dem Leben mehr Qualität zu verleihen. In diesen eineinhalb Stunden kann ich mich schön abwechselnd auf die Übungen konzentrieren und ansonsten einfach abschalten. Man sollte meinen, diese Zeit fehlt einem dann im Tagesablauf, stattdessen habe ich das Gefühl, den restlichen Tag viel aktiver zu erleben.

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  4. Auch ein schönes Beispiel, Sabine! Mir geht es grundsätzlich beim Schwimmen so, beim Wandern oder bei einem Untertauchen im kalten Wasser, wenn es draußen heiß ist. Weil ich eigentlich ein ungeduldiger Mensch bin, hilft es mir auch, mich ganz auf das zu konzentrieren, was ich gerade mache.

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  5. Das mit der Ungeduld ... ja, seltsam aber auch erleichternd, wenn ich merke, dass dieser Drang, alles schnell, schnell und am besten gleichzeitig zu erledigen, einfach mal so weggeatmet werden kann. Die Erschöpfung am Ende eines solchen Tages ist dann eine wohlige, und ich habe dann sogar mehr "geleistet" als ohne diese Zeit für mich. Jemand, dem ich viel verdanke, sagte mal: Wer keine Zeit hat, muss sie sich nehmen. Daran denke ich immer, wenn mich die Termine zu erdrücken drohen. Und meistens lösen sich scheinbare Terminkonflikte auf wundersame Weise auf, wenn ich nur immer einen Schritt nach dem anderen mache.

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  6. Das ist auch eine Form der Abgrenzung, die du beschreibst, Sabine. Ich muss mich immer wieder an der Nase fassen, um innezuhalten. Wartenkönnen ist eine Tugend, von der ich noch meilenweit entfernt bin.

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