Montag, 2. März 2015

Heute schon gezweifelt?

Es war ein langer Prozess des Zweifelns, der kritischen Analyse, des Wiederaufrichtens und Weitergehens, bis ich mich vor einigen Tagen entschloss, mein nächstes Buch als Self Publisher herauszugeben. Es ist mein achter fertiger Roman, der neunte liegt startbereit auf der Festplatte. Und jetzt habe ich begonnen, den zehnten zu schreiben. Warum dieser lange Atem, diese Immerwiederbegeisterung für einen Text, für das Schreiben überhaupt? Das Schreiben liegt ihr im Blut, sagte eine Journalistin, als sie mich bei mir zu Hause für die hiesige Zeitung interviewte. Woher konnte sie das wissen? Woher konnte sie wissen, dass ich "unermüdlich" bin? Ein paar schöne Antworten darauf habe ich bei diesen Autoren gefunden:
Schreibtipps für Bauchschreiber-sechster Streich von Sabine Schäfers
Schriftzeit von Stefan Waldscheidt
Alice Gabathuler beschreibt, wie enthusiastisch der Jugendliteraturtag in Baden angenommen wurde: 1. Jugendliteraturtag Baden
Sabine Schäfers und Stefan Waldscheidt kommen zu dem Schluss, dass ein Ende des Selbstzweifels, der für Schriftsteller eine absolute Bremse, aber auch ein Motor, ein Füllhorn der Inspiration sein kann, durch das Weiterschreiben erreicht wird. Und das gilt nicht nur für das Schreiben. Ganz philosophisch sagte doch schon Camus, dass der Sinn des Lebens darin besteht, weiterzuleben. Und das Beste daraus zu machen, natürlich, denn es gibt keine Zeit zu verschenken, weil es das Einzige ist, was uns gegeben wurde. Sagte Benjamin Franklin. Bei einem Rückschlag: Aufstehen, Krone richten, weitergehen (Sabine Schäfers). Nicht verzweifelt bei Facebook, Twitter und Co. posten, dass man ein Buch geschrieben hat, keine Umsonst-Lesungen organisieren, zu denen neben den Verwandten und Freunden vielleicht noch drei Interessierte kommen, sondern: weiterschreiben. Schriftsteller, die ich am meisten bewundere, sind die, die ihr Schreiben innerhalb ihres Leben inszenieren, ihr Leben eins wird damit. Und so werde auch ich es halten: Selbst wenn der Buchhimmel über uns einstürzen sollte, selbst wenn die Verlage zu Flatratedienstleistern werden, wie Bastei Lübbe es jetzt mit Heftromanen beginnt, selbst wenn es immer schwieriger wird, etwas vom Riesenkuchen, den sich immer mehr Autoren teilen müssen, abzubekommen, werden wir Autoren immer schreiben, solange es Menschen gibt, die lesen!

Ran den SP-eck. Selbstbestimmt schreiben

8 Kommentare:

  1. Liebe Christa,

    das Thema liegt wohl gerade besonders in der Luft. Präsent ist es ja immer, aber gerade jetzt, wo durch die Möglichkeiten des SP der Himmel offen erscheint, wird man doch auch so manches Mal unsanft an die Schwerkraft erinnert. Aber auch daran, dass es in erster Linie ums Schreiben, ums Erzählen geht, nicht um das Drumherum. Und das ist doch auch was :)

    Herzliche Grüße
    Sabine

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  2. Liebe Sabine,

    jetzt, nachdem ich einige Erfahrungen mit Self Publishing gemacht habe, scheine ich dem Himmel dabei immer noch etwas näher zu sein als mit anderen Möglichkeiten. Gestern habe ich eine Rückmeldung meiner ersten eigenen Lektorin bekommen - und bin begeistert! Die Schwerkraft oder sagen wir mal die Realitätsprüfung habe ich ja schon beim ersten Buch erlebt -indem eben der Jubel der ganzen Welt ausblieb. ;-)

    Herzliche Grüße
    Christa

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  3. Ja, ihr beiden, das Thema liegt in der Luft. Ohne diesen Beitrag zu kennen, habe ich mich gerade mit einer Künstlerin am Telefon darüber unterhalten. Dass Selbstzweifel das wichtige Brot der Profis ist - sie bewahren uns vor zu großer und blinder Selbstverliebtheit. Aber dann ist auch irgendwann genug damit und wir brauchen wieder die Motivation, das Aufrichten, auch von außen. Ein Grund, warum wir uns z.B. zusammentun - um uns gegenseitig aufzurichten in den Momenten, wo Menschen (fehl)urteilen, denen dieses Leben und dieser Beruf völlig fremd sind. Drum danke für den Beitrag und die Links, kommt genau richtig!

    Allerdings, leider, kann man als "hauptberufliche" Schriftstellerin heutzutage nicht mehr nur beim Schreiben bleiben. Da wollen auch noch viele Arbeiten drumherum erledigt sein. Das kann oft nerven, weil einem die Schreibzeit gerade dann abhanden kommt, wenn man sie bitter nötig hätte. Man kann aber auch das als Bereicherung empfinden und als Ausgleich. Ich brauche z.B. dringend Auftrittsarbeit mit Publikum, sonst versauere ich. Da drehe ich den Spieß einfach um - aus meinem Spiel im Stadtraum wird irgendwann ein Buch wachsen. Und ich möchte auch nicht die Maloche, den Stress und das Adrenalin missen, ein Theaterstück geschrieben zu haben und daran mitzuarbeiten, es auf die Bühne zu bringen - mit vielen Partnern von außerhalb.

    Wünsch euch allen die rechte Dosierung der Selbstzweifel und viel Motivation,
    Petra

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  4. Danke auch für deinen Beitrag, Petra! Du bist übrigens eine von denen, die ich gemeint habe, als ich von den Schriftstellerinnen und Schriftstellern sprach, die ihr Leben und ihr Schreiben zu einem großen Ganzen zusammenfügen. Ich wünsche euch allen Mut und Glück beim Weitermachen, lasse mich auch gern aufrichten, wie ihr es schon
    immer getan habt und wie ich es auch weiterhin gern tun werde, sofern es mir möglich ist.

    Herzlichst
    Christa

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  5. Liebe Petra, liebe Christa,

    da sprecht ihr das Wichtigste bei dem ganzen beinahe nebenbei an: das gegenseitige Aufrichten und Stützen. Gerade gestern las ich in irgendeinem Chat, war vielleicht Twitter, von Rangeleien und Gehässigkeiten unter Indie-Autoren, es gäbe diese vielbeschworene Solidarität und Zusammenarbeit gar nicht. Ich weiß nun nicht, in welchen Foren sich diese Autoren hauptsächlich bewegen, aber ich erlebe das genau so wie ihr: man unterstützt sich gegenseitig handwerklich, technisch oder eben mit dem richtigen Wort zur richtigen Zeit.

    Weiterhin frohes Schaffen
    wünscht Sabine

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  6. Das habe ich ebenfalls mitbekommen, Sabine, wie es in manchen Indie-Gruppen zugehen soll. Ansatzweise habe ich es auch erlebt, auch in Foren. Mit das Beste waren eigentlich die konkreten, handwerklichen Unterstützungen, Testleser, Helfer beim Erstellen eines E-Books usw. Da habe ich von euch allen eine Menge bekommen! Und beim Lektorat gerade sehe ich, wie ein Text immer voller und runder werden kann, das ist ein Vorbeimarsch.

    Herzliche Grüße
    Christa

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  7. Ich bin mittlerweile in keiner einzigen Internet-AutorInnengruppe mehr, aus Gründen! Man muss sich diejenigen, mit denen man sich auf Vertrauensbasis austauschen will, gut aussuchen. Und bei echter Zusammenarbeit heißt es noch mehr "trau, schau, wem!" Viele Dinge gehen die Öffentlichkeit auch schlicht nichts an - beim Schreiben macht man sich verletzlich und offenbart dann im Internet oft viel zu viel ...

    Das ist eien eigenartige Diskrepanz mancher Leute, zu glauben, in einer FB-Gruppe mit 4000 Menschen seien sie auch nur halbwegs privat oder gar unter ihresgleichen. Chirurgen, Banker oder Pfarrer würden sich doch auch nicht auf solch riesigen Marktplätzen nackt ausziehen? ;-)

    Allerdings lerne ich durch Facebook etc. oft Menschen kennen, die mich faszinieren und interessieren - und die hole ich dann ganz schnell ins "echte" Leben, mindestens durch Telefonate - so spinnen sich dann durchaus Kreise.
    Die Chemie muss stimmen. Und bei echter Zusammenarbeit müssen die Verträge stimmen.

    Herzlichst, Petra

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  8. Die Gründe, in keiner Internet-Autorenvereinigung zu sein, kann ich sehr gut nachvollziehen, Petra! :-) Bei den angesprochenen Gruppen ging es wohl auch mehr um das gegenseitige Heruntermachen und die Hackordnung als um das Ausziehen in der Öffentlichkeit, wobei das eine mit dem anderen sehr wohl viel zu tun haben kann. Ich werde mich in den nächsten Monaten sortieren und schauen, wo ich mich am besten aufgehoben fühle (siehe auch meinen neuen Eintrag).

    Herzlichst
    Christa

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