Donnerstag, 28. April 2011

Gedicht an die "Spitzöhrigen"- Apostrophe von Mörike

Der Mai kommt mit Riesenschritten, und noch ist nichts entschieden, nichts getan als
viel herumgelaufen, geschaut und probiert. Vielleicht ist es eine persönliche Brücken-Zeit. Ich weiß noch nicht, was ich will, ich will noch nicht, was ich weiß. Die Zeit habe ich machmal fortgescheucht wie eine Fliege, oder sie mir einfach nur schön gemacht. Alles, was mir heute eingefallen ist, war das Gedicht von Mörike "Apostrophe", das, ich glaube mich zu erinnern, in 1837 in Cleversulzbach enstanden ist. Gefunden habe ich dieses Bild einer Waldschlucht in Bebenhausen bei Tübingen, ebenso auf einer wanderung rund um den Lochenstein (Schwäbische Alb), in einer Zeit, als das Autorendasein noch eine gewisse Unschuld hatte ...

Apostrophe

 Ihr mehr als tausendjährigen,
Eichbäum, ihr rauh-moos-härigen!
Ihr, fröhlichen, spitzöhrigen
Waldteufeln angehörigen!
Ihr lang von wutbeflissenen
Nordstürmen wild zerrissenen!
Nun angeweht von weichlichen
Mailüftchen, unvergleichlichen;
Und euer Fuß, der tüchtige,
Den grimmig der bergschlüchtige,
Von Felsen überpurzelte
Waldstrom so gern entwurzelte,
Beglänzt von Bächleins Schimmer nun,
Dessen Gesprächlein nimmer ruhn:
Von Grund des Herzens preis ich euch,
Und überglücklich heiß ich euch,
Daß ihr so hoch euch beide streckt
Und in so dicken Häuten steckt,
Daß, was ich euch in künstlichen,
So äußerst sprachverdienstlichen
Reimweisen eben vorgesungen,
Euch gar nicht an das Ohr gedrungen.

Samstag, 23. April 2011

Auf Mörikes Spuren

Öhringen, Apotheke
 Unsere kleine Osterreise, bei einem Kaiserwetter ohnegleichen: durch das Jagsttal nach Jagsthausen, wo die Burg des Götz von Berlichingen steht. Trotz der Feiertage ist es hier ruhig, man kann seinen Kaffee trinken, es gibt noch Superbenzin zu moderaten Preisen. Viele Motorradfahrer unterwegs. Das Tal ist weit und grün, Apfelbäume blühen noch, aber es wird sicher bald Kirschen geben. Die Jagst mäandert klar durch die Wiesen. An Neuenstein vorbei, einem Ort, an dem Eduard Mörike manchmal bei Verwandten weilte, nach Öhringen. Tauber, Jagst und Kocher haben im Laufe der Zeiten "eine besonders zärtlich ausgeformte Hand voll Deutschlands" geformt, so formulierte es Mörike einmal. Oben die alte Apotheke von Öhringen. Ein Mörike-Fan erzählte mir einiges über den Dichter, der Mann sammelt auch alte Apotheken. Aber ich kannte die Geschichten, auch die von der Reise Mörikes nach Weinsberg zu Justinus Kerner, dem Arzt und Geisterseher.Wir empfahlen ihm die alte Apotheke am Marktplatz in Tübingen.
Im Kreuzgang des Klosters von Öhringen
  Die nächste Station ist Schwäbisch Hall, für uns die drittschönste Stadt nach Rothenburg und Dinkelsbühl. Auf der Treppe zur Kirche St. Michael werden im Sommer Freilichtkonzerte und Aufführungen abgehalten.Eduard Mörike lebte im Sommer 1844 einige Monate in der Oberen Herrngasse 7, nur wenige Schritte vom Marktplatz entfernt. Doch auch hier bekam ihm das Klima nicht, und so zog er im November 1844, zusammen mit seiner Schwester Klara und Margarethe Speeth, seiner künftigen Frau, nach Bad Mergentheim.
Obere Herrngasse












Ihm zur Erinnerung wurde ein Schild an dem Haus angebracht. Bei den fast 28°, die gestern in Schwäbisch Hall herrschten, war es mir gar nicht so vorstellbar, dass das Klima der Stadt unbekömmlich sein könnte. Es ist eine Stadt, die uns immer wieder verzaubert, die kuturell und kulinarisch einiges zu bieten hat und wo sich das Leben aufs Reizendste in den alten Gassen zusammendrängt.

Wer in Baden-Württemberg mit offenen Augen reist, wird immer wieder auf Spuren des Dichters Eduard Mörike stoßen. Hier ist die Kurzgeschichte Eduard Mörike in Ochsenwang
Darin geht es um die Reise Mörikes nach Weinsberg, zu seinem Freund Kerner, zum Rickele, zu Uhland, Lenau und anderen Gästen und zu den Abgründen, die manchmal unter Apfelbäumen lauern können. Die Geschichte "Zwischen Abgrund und Apfelbaum" war für eine Anthologie des Marabout Verlags vorgesehen unter dem Motto "Lord Byron trifft Madame de Staȅl ...", Geschichten über Dichter und Schriftsteller verschiedener Jahrhunderte; der Plan wurde aber wegen mangelnder Verkaufszahlen eingestellt. Leseproben des Verlags. Da ich vor einiger Zeit die Rechte an meinem Buch "Eduard Mörike. Ein Leben auf der Flucht" zurückerhalten habe, möchte ich Teile daraus veröffentlichen, vielleicht auch irgendwann einmal das ganze Buch neu auflegen (lassen:-)

 
Am Kocher       

Donnerstag, 21. April 2011

Tödlicher Bärlauch

 Ein Kollege von mir musste mal notfallmäßig ins Krankenhaus, weil er Maiglöckchenblätter statt Bärlauch gesammelt und gegessen hatte. Deshalb Vorsicht bei diesem schmackhaften Wildgemüse! Maiglöckchenblätter kommen gerollt aus der Erde, wie wir es beobachtet haben und sind in der Regel zweiblättrig, während der Bärlauch mehrere Blätter hat. Bei beiden sind die Blätter weich, der Bärlauch riecht jedoch intensiv nach Knoblauch. Nach dem Pflücken verströmt er kurzfristig einen starken Geruch. Das beeinträchtig jedoch nicht den guten Geschmack.

Man kann Bärlauch auf sehr viele Arten verwenden. Ich habe ihn bisher sehr gern-wie Schnittlauch-in einer Nudelsuppe gegessen oder als Bärlauchpesto. Man kann ihn auch einfrieren. Hinweis: In meinemzweiten Blog Orte zum Reinschmecken tut sich auch wieder was: Bilder vom Rossberg und der Pfullinger Wiese bei Reutlingen. Intensiv blauer Frühlingsenzian und erste Orchideen. Im Mittelalterstädtchen Trochtelfingen das Haus des Henkers und ein Aushängeschild mit Leser (Text folgt).

Dienstag, 19. April 2011

Was ist aus dem BUCH DER BÜCHER geworden?

Gerade stieß ich-eigentlich auf der Suche nach einem Gedicht von Goethe - auf einen Link der Schillerbuchhandlung, in dem darüber berichtet wird, was aus der Aktion 2010 "Mein Buch der Bücher" geworden ist. Offensichtlich war es eine sehr erfolgreiche Aktion, und inzwischen gab/ gibt es auch auf Facebook eine Kategorie "Mein Buch der Bücher. Daneben fand ich noch eine ZDF-Aktion von 2010, in dem ebenfalls über die Lieblingsbücher der Deutschen bzw. der ZDF-Zuschauer berichtet wird. Meiner Erinnerung nach hat sich da nicht viel verändert: Der Herr der Ringe, die Säulen der Erde, die Bibel, Buddenbroks, das Parfum, der kleine Prinz, der Medicus ...

Hier nochmal der Link zur Schillerbuchhandlung

Montag, 18. April 2011

Bodensee und Hegau


Der Untersee bei Wangen-mediterranes Feeling
Es ist typisch für das Verhalten der Menschen, dass sie nach dem "Ruido de la Gente" gehen-also immer dorthin eilen, wo am meisten Lärm ist. Der Bodensee ächzt an schönen Wochenenden uind in den Ferien unter den Massen von Menschen, Autos, Fahrrädern und Booten. Beim Hermann-Hesse-Haus in Gaienhofen dagegen trifft man immer nur ein paar versprengte Literaturliebhaber. Dabei ist die Höri das wahre Paradies, und Gott soll bekanntlich einmal gsagt haben: Nachdem ich dies hier geschaffen habe, höri uff.
           
Blick aus der Mägdeburg zum Hohentwiel

Dienstag, 12. April 2011

Panik im Tunnel

Liebe Besucher meines Blogs, heute ist mir etwas sehr Unangenehmes passiert. Nach unserer Betriebsversammlung, die sehr harmonisch verlief (es wurden Gehaltserhöungen angekündigt sowie ein achtsamerer Umgang mit den Mitarbeitern, die zumWertvollsten dieser Institution gehörten). Um 17.00 hatte ich einen Termin in meiner Gruppe wegen eines Probewohnens. Beim Wegfahren blinkte kurz die Warnleuchte des Kühlsystems auf. Gleich darauf geriet ich in einem Stau in dem Tunnel, der den Vekehr eigentlich mal entlasten sollte und nun zunehmend, mit den Baustellen für die Landesgartenschau 2012, zur Falle gerät. Nichts ging mehr in diesem Tunnel. Die Anzeige blinkte wieder auf, jetzt in kurzen Abständen: STOP, Kühlwasser prüfen, Betriebsanleitung! Die Temperatur des Motors erhöhte sich auf 90, noch im Normalbereich. Ich machte den Motor immer wieder aus, aber immer schneller blinkte das Warnzeichen. Mit zitternden Knien und feuchten Händen schaffte ich es bis zur Tankstelle. Die konnten mir aber auch nicht weiterhelfen. So robbte ich mich zu meinem Arbeistplatz vor, unterwies die ankommende Kollegin und sauste zum Autohaus. Die größte Befürchtung wurde wahr: Der Marder hatte nicht nur den Kühlmittelschlauch, sondern auch drei andere Schläuche angefressen! Und der dickere Schlauch musste bestellt werden. Es sei gerade furchtbar mit den Mardern, wurde mir gesagt. Ich gab den Auftrag, dieses Abwehrgerät für 240 E einbauen zu lassen und wurde heimgefahren. Auf nichts vorbereitet, bin ich dann noch im Regen runter zu Penny und zur Tankstelle gegangen, um einzukaufen, mit Arbeiten war nichts mehr. Es ist das Gefühl, dass man einem unschuldigen Tier ausgeliefert bist und dass wahrscheinlich nichts etwas helfen wird, selbst eine Mietgarage nicht, was einen fertig macht. Jetzt versuche ich es mit dem Gerät, 4711 versprühen habe auch schon geholfen und eine Drahtwanne unter dem Motor.
Ich werde mich jetzt zu entspannen versuchen, zum Glück sind in den nächsten drei Tagen keine außergewöhnlichen Termine im Notizbuh, und die Bushaltestelle ist gleich um die Ecke.

Sonntag, 3. April 2011

Wo Mörikes Frühlingsgedicht entstand

Dies ist das Haus in Pflummern bei Riedlingen/Donau, in dem der Dichter Eduard Mörike 1829 einige Monate als Pfarrverweser weilte, und hier entstand auch das Gedicht:
"Er ist's-Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte .."


Heute standen wir, nach einigen Irrungen und Wirrungen, wieder einmal vor diesem Haus, an einem Platz, an dem vor etwa neun Jahren alles begann, als ich mit dem Schreiben von Romanen begann. Wir sprachen damals mit dem Pfarrer in seinem Garten über Mörike, er wusste einiges zu berichten, unter anderem, dass Mörike wohl manchmal abends mit dem Ochsenkarren heimgebracht werden musste. Ob er im Nachbardorf Grüningen in der Wirtschaft gewesen ist und seinen Frust mit Bier und Most runterspülte? Den Frust darüber nämlich, dass er Pfarrer werden sollte und nicht Dichter sein durfte.
Ich hatte nach Veröffentlichung meines Mörike-Romans den Eindruck, dass es nicht viele Menschen gebe, die sich für ihn interessieren. Aber das lag u.U. auch an der Fülle der Bücher, die 2004, in seinem 200. Geburtsjahr, herausgegeben wurden, und an der Kleinheit des Verlags. Auf jeden Fall habe ich jetzt mit Staunen gesehen, dass es 101 Seitenaufrufe allein für das Gedicht "Frühling lässt sein blaues Band ..." gab. Viele Leute haben es wohl im Deutschunterricht auswendig lernen müssen und haben jetzt das ganze Gedicht gesucht (mein Eintrag steht bei Google auch auf der ersten Seite). Diese Tatsachen lassen mich hoffen, dass es doch noch nicht ganz so aus ist mit der Romantik, dass ich darauf hoffen kann, außerhalb der Mehrheit von Leuten, die immer nur auf "Events" gehen, andere erreichen kann, die mit wachen Sinnen, Neugier und ein wenig Poesie durch die Welt gehen.

Eduard Mörike in Ochsenwang

Kaiserstuhl und Breisach-ohne Worte

Endingen

Wanderweg

Rebberge

Breisacher Münster

Pfarrhaus im Spiegel

Mauerpflanze