Montag, 31. August 2009

Wie finde ich den richtigen Verlag?

Immer noch kommen Google-Anfragen an meinen Blog: "Wie finde ich einen Verlag?"
Ich möchte meine Erfahrungen dazu noch einmal kurz zusammenfassen.
1. Überlegen Sie sich, was Sie mit Ihrer Veröffentlichung erreichen wollen.
Warum schreibe ich?
Für wen schreibe ich?
Was bin ich bereit, dafür zu investieren-an Zeit, Geduld und Erlernen handwerklicher Fähigkeiten?(Anmerkung: Sie brauchen dafür auf gar keinen Fall Geld zu investieren, abgesehen von Computer, Recherchematerial u.ä.!)

2. Wenn Sie ein fertiges Manuskript und ein Exposé haben, schauen Sie sich um, welcher Verlag dazu passen würde. Ein Kleinverlag, ein Mittlerer, ein Großverlag? Belletristik oder Sachbuch? Schauen Sie sich die Internetauftritte und Bücher des betreffenden Verlages genau an. Was steht von ihnen in den Buchhandlungen? Ist Ihr Thema bereits abgedeckt? Gibt es Dienstleistungen, die bezahlt weren müssen, auch einmalig für Porto usw.? Gibt es ein externes Lektorat? (Muss meist bezahlt werden.) Wie man Exposés herstellt und Manuskripte so überarbeitet, dass sie veröffentlichungsfähig sind, können Sie verschiedenen Foren entnehmen. Zu den Großverlagen gelangt man heute fast ausschließlich nur noch mit einem Agenten. Listen sind im Internet zu finden oder in den Autoren-Handbüchern vom Autorenhaus Verlag und Sandra Uschtrin. Es ist allerdings ebenso schwer, eine gute Agentur zu finden wie einen guten Verlag.

3. Zunächst einmal sollten Sie telefonisch oder per Email Kontakt zu dem entsprechenden Verlag/ Agenten aufnehmen. Wird Interesse signalisiert,schicken Sie in der Regel das Exposé und eine Textprobe von 20-50 Seiten. Besteht weiterhin Interesse, wird, besonders bei einem Erstautor, oft das ganze Manuskript angefordert. Aber auch das ist noch nicht die Gewissheit, dass es auch gedruckt wird. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass, je eher eine Antwort kommt, es desto eher auch eine Zusage ist. Manchmal kommt aber auch nach drei Monaten oder auch einem Jahr noch eine Zusage, aber das ist die absolute Ausnahme. Faustregel: Je länger es dauert, desto geringer ist die Chance auf positive Antwort. Wenn Sie nun einen Agenten und/ oder einen Verlag gefunden haben, gehören Sie zu den Glücklichen, die "einen Fuß hineinbekommen " haben. Diesen Platz gilt es dann zu halten. Es heißt auch nicht automatisch, dass Sie gleich in die Buchläden kommen. Darüber entscheidet die Vertreterkonferenz der jeweiligen Verlage. Sie müssen also immer am Ball bleiben, weiterschreiben, präsent sein. Für den Normalautoren kann das Schreiben und Veröffentlichen durchaus die Verwirklichung eines Lebenstraumes sein. Die dazugehörigen Eigenschaften wie Talent, handwerkliches Können, Durchhaltevermögen muss er allerdings mitbringen.

Mittwoch, 12. August 2009

Amman Verlag gibt auf

Diesen Verlag kenne ich doch, dachte ich gerade, als ich hörte, dass dieser renommierte Schweizer Verlag im Jahr 2010 aufhören will.
Mein erstes Buch hätte ich gern bei ihm verlegt, bekam jedoch die freundliche Antwort, dass die Programmplätze auf Jahre hinaus an Hausautoren vergeben seien.
Der Schweizer Thomas Hürlimann erregte seinerzeit mit seinem Buch "Die Tessinerin" einiges Aufsehen. Wenn ich wiederum den Namen Thomas Hürlimann lese, denke ich an die Zeit in Berlin, dicht an der damals noch stehenden Mauer, als meine Schwester und ich mit ihm die halbe Nacht hindurchphilosophierten.
Ich fürchte, dass es nicht der letzte literarische Verlag sein wird, der aufgibt.

Dienstag, 11. August 2009

Urlaub in Deutschland (Nr.2)

Was kann man machen, wenn man Urlaub hat-von der Arbeit und vom Schreiben, jedoch die Massen- und Lastminuteziele vermeiden will? Am Mittelmeer schmoren die Urlauber bei 40° Hitze, wenn sie nicht vor Angst bibbern müssen wegen der Schweinegrippe oder den Anschlägen der ETA. So hatte ich also kurzentschlossen eine Pension im Fränkischen Seenland gebucht, nicht weit von Wolframs-Eschenbach, der Heimat des Parzival-Dichters. In der Rückschau besehen, hätten wir auch gleich angesichts des ersten Monumentalstaus umkehren können. Doch dann hätten wir einen wahnsinnigen Tripp verpasst.
Deutschland hat sich zu einem überdimensionierten Baustellenland gemausert. Natürlich, Ferien, sonst haben wir diese Zeit tunlichst vermieden, aber wir mussten ja. Bis Stuttgart brauchten wir 1 1/2 Stunden und schlichen uns auf Nebenstrecken durchs Gebirge bis Aalen. Dort kamen erstmals Urlaubsgefühle auf, im Gasthaus zum Spion in der Fußgängerzone. Weiter gings ins Fränkische hinein, und hier endlich leere Straßen. Aber irgendwie blieb das Land dann auch leer und staubig. Im Pensionszimmer fiel uns gleich die Türklinke in die Hand, der Blick vom Balkon ging auf eine Fabrik. Shame over me!:-)Der See, an dem wir einstmals mit einer Gruppe um ein Feuer saßen, war mit Wohnmobilen verrammelt. Also schnell der wütenden Wirtin etwas in die Hand gedrückt und ab Richtung Ingolstadt! Das Altmühltal ist eine Reise wert, insbesondere Weißenburg und Pappenheim, ja,das mit den Pappenheimern. Ingolstadt sehr weitläufig und belebt, es fehlte nicht an Freiluftkneipen, aber an Unterkünften. Highlight war das Kloster Weltenburg mit dem Donaudurchbruch. Eine naiv buntüberladene Kirche und ein übervoller Klosterhof. Gewimmel und Bratendüfte. Es zählt zum Weltkulturerbe und darf deswegen auch seine Speisekarte auf der Internetseite offerieren (merke: Einen bayerischen Schweinebraten kriegt man sonst schon ab 4.90 Euro!)Im Renaissancestädtchen Neuburg an der Donau das Gleiche: Niemand bietet Unterkünfte an, obwohl sich der Donauradweg inzwischen zur Autobahn hochstilisiert hat. Schließlich tat sich etwas auf in Donauwörth, dort saßen wir dann beim Italiener unter einer Palme wie im Süden, mit Meeresfrüchtesalat und Pappardelle.
Die große Frage am nächsten Tag: Sollten wir durch all die Baustellen und Staus zurückfahren oder weiter nach Bayern eindringen? Das Wetter hielt, die Temperatur lag bei etwa 30°, und die Sachen klebten am Körper. Regensburg, ein Mittelaltertraum, ebenfalls uns bekanntes Weltkulturerbe, aber es spuckte uns aus. Vielleicht würden die Seen bei Rosenheim etwas für uns bereit halten. Aber dort kamen wir nie hin. Es ging kreuz und quer durchs Land, auch hier in jedem Nest eine Baustelle mit Umleitung, so dass wir nicht mehr wussten, wo wir waren. Umkehren zwecklos. Kurz vor Wasserburg ein Badesee mit freundlichen Wirtsleuten. Dort kann man Urlaub machen, frohlockten wir. Beim Huberwirt war auch noch ein Zimmer frei, hoch über dem wunderschönen Städtchen Wasserburg am Inn. Völlig fertig streckten wir uns auf die Betten hin. Da ging es los, Trommelwirbel klangen aus der Stadt herauf. Da mussten wir uns druntermischen, keine Frage. Die ganze Stadt war ein einziges Schauspiel, Pferdewagen mit Salzsäcken beladen, ja, so roch es auch in meinem Roman, Ritter, Trommler, Ratsherren und ein Mann, der vom Dach des Ratshauses herunterschrie.

Ganz früh am Morgen schon wach, ein Blick in einen Urwald vor dem Fenster und ein reichhaltiges Frühstück. Radler sausten im Frühnebel vorbei. Wohlgemut versuchten wir uns Rosenheim und seinen Seen zu nähern. Wir haben sie niemals gefunden! Gleich wieder eine Umleitung über 30 Kilometer, an jeder Ecke eine Baustelle. Ob die erhöhten Krankenkassenbeiträge dazu verwendet werden, um die Leute krank zu machen? Überall umherirrende Urlauber. Drohende Wolken bauten sich von allen Seiten auf. Geschlagene Stunden irrten wir nun, von Heimweh geplagt, um München herum, zwischendurch von Unwettern halb von der Straße gefegt (das hatten wir doch schon mal?)Umleitungen, Staus, ein Alptraum, eine Apokalypse! Einzige Lichtblicke waren die Schönen Erding und Landsberg/ Lech. Vertraut am Abend, nach langen Kämpfen, die Schwäbische Alb. Aber was sahen die entzündeten Augen? Umleitungen, Baustellen überall. Was ist nur in dieses Land gefahren? Bauen sie Straßen, um die abzuschrecken, die darauf fahren sollen? Zuhause dann der Horror aus den Nachrichten.
Tropische Wirbelstürme, ETA-Anschläge, Schweingrippenimpfungstests und Terrorgruppen.
Deutschland, deine Straßen, denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht ...

Mittwoch, 5. August 2009

Lösungsorientiert leben

Manchmal hat man einen Gedanken und stellt fest, dass andere schon ein Buch darüber geschrieben haben. So ging es mir eben mit dem oben Genannten. Eigentlich muss man auch kein Buch darüber lesen oder schreiben. Es ist doch klar, dass es nicht weitergeht, wenn man in seinen Problemen hängenbleibt.
Ich hätte die Überschrift auch nennen können: Über allen Gipfeln ist Ruh. Aber das klingt dann so nach Goethe und Todesnähe. Nein, da sei Gott vor. Also, wie lebt man lösungsorientiert, wie lebe ich lösungsorientiert? Wenn eine Sache nicht funktioniert, solle man eine andere anfangen, heißt es. Und ich sage: Was du allein nicht zustandekriegst, kriegst du vielleicht mit anderen zustande. Vertrauen und Kommunikation sind die Zauberwörter, um neue Türen zu öffnen. Ich habe es geschafft: Für den Moment mal wieder, bis sich neue Berge in den Weg stellen. Und auch die müssen, können, wollen immer wieder bewältigt werden. Der Weg ist frei, es ist alles geschafft, frei in den Urlaub, in neue Bereiche.
Oder doch nicht? Wo werden wir am Samstag unsere Zelte aufschlagen? In der Umgebung des Wolfram von Eschenbach, natürlich, Kaspar Hauser lässt grüßen. Bis dahin ist noch einiges zu ordnen. Und was macht das Schreiben, wird sich vielleicht dieser oder jener Leser fragen, besonders diejenigen Leser, die selbst zur schreibenden Zunft gehören? Das ist erstmal abgeschlossen, die Bücher müssen nun ihren Weiterweg gehen. Das Schreiben hat nie aufgehört, es findet tagtäglich statt, nicht nur hier im Blog, und es wird niemals aufhören. Ob ich Lust habe, die 160 Seiten des Neuen noch einmal grundsätzlich zu überarbeiten? Natürlich, ich habe ja schon angefangen, mit einer neuen Perspektive und einem neuen Hintergrund. Das, was ich gerade lese, gehört auch zu diesem Prozess. Auf eine faszinierende, oft selbstzerstörerische Art rasen die Figuren einem Abgrund entgegen. Dafür hat die Autorin sieben Jahre gebraucht.
Ich bin bereit, mich immer wieder neu in dieses Abenteuer zu stürzen, auch in die Abgründe, auch an der Oberfläche zu schwimmen! Beides ist notwendig und legitim.

Montag, 3. August 2009

Mein Frankfurt

Vor fast genau fünf Jahren habe ich eine Kurzgeschichte über Frankfurt veröffentlicht: Glasbetonkörper.An diese Geschichte musste ich denken, als wir gestern auf der Zeil in dem brandneuen Glasbetonkörper waren. Man fährt auf der längsten Rolltreppe Europas in einen Glasbetonhimmel hinein; dort steht aber nichts als die handelsüblichen Geschäfte und Imbissbuden. Eine moderne Version der Kathedralen, nehme ich an.
Aber sonst ist in meiner Stadt Frankfurt eigenlich alles wie immer gewesen: Der Park nahe der Ostendstraße mit seinen Hasen, den Obdachlosen auf den Bänken, dem Lessing- und dem Schopenhauerdenkmal, dem Literaturhaus am Main, den vielen Brücken einschließlich des Eisernen Steges, den Märkten, dem Äppelwoiexpress und dem Museumsufer, dem schwärzlichen Wasser des Flusses mit seinen Schlepplastkähnen, den krachenden Bahnen und über, unter und neben allem Das Grundrauschen der Zivilisation!
Da ist die Insel im Main, da sind wir mal drumrumgerudert, David, weißt du noch? Und dass wir alle mit einem Schiff um die Welt fahren wollten? Es gab "Umsonst und Draußen", Musik im Park und keins der Museen hatte damals Eintritt gekostet. Am Mainufer wurde "Pink Floyd in Pompeji" auf Großleinwand übertragen. Geblieben sind die Wasserhäuschen, die Kneipen und das Hardrockcafé in Sachsenhausen. Der Römer und die Paulskirche, in der u.a. Uhland sich für die Revolution einsetzte. Ein Schmelztiegel aller Völker, liebenswert, bunt und quirlig, aber auch voller Gewalt, Suff, Drogen und Polizeipräsenz. Das Neueste sind die "Jungesellenabschiede": Da laufen sie alle mit grünem Hemd herum, gröhlen wie nach einem Fußballspiel, oder sie haben Teufelshörner auf den Köpfen und betteln die Pasanten an. Es gibt schon Lokale, wo sie als unerwünscht gelten. Und trotzdem war im Schwarzwald alles so regennass, öd und leer, als ich zurückkehrte. Es ist sicher nicht mein letzter Besuch dort gewesen, immer kehre ich an einen vertrauten Platz zurück. Das nächste Mal werde ich wohl zur Buchmesse kommen.