Vor fast genau fünf Jahren habe ich eine Kurzgeschichte über Frankfurt veröffentlicht: Glasbetonkörper.An diese Geschichte musste ich denken, als wir gestern auf der Zeil in dem brandneuen Glasbetonkörper waren. Man fährt auf der längsten Rolltreppe Europas in einen Glasbetonhimmel hinein; dort steht aber nichts als die handelsüblichen Geschäfte und Imbissbuden. Eine moderne Version der Kathedralen, nehme ich an.
Aber sonst ist in meiner Stadt Frankfurt eigenlich alles wie immer gewesen: Der Park nahe der Ostendstraße mit seinen Hasen, den Obdachlosen auf den Bänken, dem Lessing- und dem Schopenhauerdenkmal, dem Literaturhaus am Main, den vielen Brücken einschließlich des Eisernen Steges, den Märkten, dem Äppelwoiexpress und dem Museumsufer, dem schwärzlichen Wasser des Flusses mit seinen Schlepplastkähnen, den krachenden Bahnen und über, unter und neben allem Das Grundrauschen der Zivilisation!
Da ist die Insel im Main, da sind wir mal drumrumgerudert, David, weißt du noch? Und dass wir alle mit einem Schiff um die Welt fahren wollten? Es gab "Umsonst und Draußen", Musik im Park und keins der Museen hatte damals Eintritt gekostet. Am Mainufer wurde "Pink Floyd in Pompeji" auf Großleinwand übertragen. Geblieben sind die Wasserhäuschen, die Kneipen und das Hardrockcafé in Sachsenhausen. Der Römer und die Paulskirche, in der u.a. Uhland sich für die Revolution einsetzte. Ein Schmelztiegel aller Völker, liebenswert, bunt und quirlig, aber auch voller Gewalt, Suff, Drogen und Polizeipräsenz. Das Neueste sind die "Jungesellenabschiede": Da laufen sie alle mit grünem Hemd herum, gröhlen wie nach einem Fußballspiel, oder sie haben Teufelshörner auf den Köpfen und betteln die Pasanten an. Es gibt schon Lokale, wo sie als unerwünscht gelten. Und trotzdem war im Schwarzwald alles so regennass, öd und leer, als ich zurückkehrte. Es ist sicher nicht mein letzter Besuch dort gewesen, immer kehre ich an einen vertrauten Platz zurück. Das nächste Mal werde ich wohl zur Buchmesse kommen.
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