Als ich nun heute so überlegte, was ich in meinen Blog reinschreiben könnte, hörte ich draußen einen Riesenkrach. Ob die Katzen mal wieder einen ihrer herrlichen, verrückten Veitstänze aufführten? Beim Blick aus dem Fenster merkte ich, dass es eine gewaltige Menge Schnee gewesen war, die vom photovoltaikten Dach herabrutschte. Vor lauter Schreck darüber saßen jetzt mindestens zwanzig Meisen am Meisenknödel, so dass er aussah wie ein Igel. Ja, auch die Tierwelt leidet unter vermeintlichen und echten Katastrophen und eilt sich, etwas für ihr Wohlbefinden zu tun. (Für das wir laut Schopenhauer sowieso selber sorgen müssen, weil die Natur uns nur das Dasein gegeben habe). In dieser Situation beschloss ich, die Zeitung heute mal nicht zu lesen, die 12-Uhr-Ausgabe der Tagesschau nicht anzusehen, auch nicht raus und schwimmen zu gehen, sondern stattdessen etwas in meinen Blog zu schreiben. Vorher aber schaute ich noch bei meinen Nachbarblogs vorbei. Und stieß auf zwei Artikel, die in der Lage waren, mich ein wenig zu "erden". Einmal auf den sehr treffenden Beitrag von Annette Weber Elternschock, dann auf Petra van Cronenburgs Blog, in dem ich etwas über meine Situation wiederfand. Launisch, grummelig und trotzdem gut. Aus den Beiträgen ergibt sich für mich, dass sich immer wieder etwas ändert, auch wenn man in der Tiefe des dunklen Tales nicht daran glauben mag. Und dass es gut ist, nicht eingleisig zu fahren, in jeder Beziehung. Gerade habe ich die Lektüre eines Buches beendet, das ich am Schluss ungern aus der Hand legte, was bei mir nicht jedesmal so ist. Und zwar war es das Buch einer Engländerin, die zusammen mit Hape Kerkeling den Jakobsweg gegangen war und diese Erfahrung mit dem Fahrrad wiederholen wollte. Ich bin da noch mal hin. Das Fahrrad hat sie dann irgendwann stehen lassen, weil sie nur noch im Regen auf Autobahnen fuhr, und von da an hatte sie sich das angetan, was sich schon Tausende von Pilgern angetan haben. Die Reise muss ich jetzt nicht selbst, sondern konnte ich mit dieser Autorin machen und auch ihren Erkenntniswert für mich verbuchen. Auf der ersten Reise hatte sie sich nämlich vorgenommen, mehr für andere dasein zu wollen, auf der zweiten merkte sie, dass sie eigentich andere Menschen brauchte, die für sie da sind. Noch ein Fall von dunklem Tal und Wohlsein, das wir uns selbst verschaffen müssen!
Zum Schluss noch etwas für meine Mitautoren und die Blogleser, die nach Wohlfühloasen, romantischen Wegen und kleinen Freuden suchen. Und zu den Oasen, ganz profan. Gestern sind wir bei Wind und trübkaltem Wetter in die alte Bischofsstadt Rottenburg gefahren. Zu unserem Erstaunen war der lebhaft besuchte Bücherschrank verschwunden, statt dessen gähnte ein riesiges Bauloch. Hier wird ein Betonklotz errichtet, der die städtische Bücherei aufnehmen soll. Beim kleinen Osiander auf dem Marktplatz war der Computer ausgefallen, Bücher konnte man nur in bar und ohne Quittung kaufen. Weiter unten ein kleiner Bücherladen, den wir bisher nie beachtet hatten, weil wir ihn gar nicht als solchen erkannt hatten. Das war eine richtige Oase, mit vielen Titeln aller Richtungen und einem Teetisch zum Schmökern. Und als ich nach Hause kam, war auf wunderbare Weise mein "Teufelswerk" sichtbar geworden, ohne dass ich die Rabattaktion irgendwo anders als bei Amazon und Tolino angekündigt hatte.
Möge das Schreiben selbst wieder zu einer Oase werden!
Rottenburger Marktplatz im Sommer, eine Oase |
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