Mittwoch, 11. März 2015

Besser werden

Derweil alle anderen mit Schreiben, Vorbereitung auf die Leipziger Messe und anderem beschäftigt sind, während von draußen das blaue Band des Frühlings hereinflattert, sitze ich hier vor meinem Monitor und fühle mich glücklich, weil ich das Lektorat meines historischen Kriminalromans soeben beendet habe. Es ist rundum rund in meinen Augen, und selbst wenn später Leser noch irgendwelche Fehler finden sollten, so finden sie die auch nach einem Verlagslektorat. Den Text drucke ich peu á peu aus und werde noch einmal sorgfältig darübergehen. Nächste Woche gibt es noch die letzte Runde des Lektorats.

Kürzlich habe ich bei Andreas Eschbach und anderen etwas zum Thema "Besser werden" gelesen. Das kann man mit entsprechender Suche nachlesen. Dann verfolgte ich in einer Pause die Diskussion in der KDP-Community mit einem Autor, der um Tipps zum Vermarkten bat, weil sein Ebook sich nur einmal verkauft hatte. Die anderen stiegen darauf ein, schauten sich das Cover an, das selbst gestrickt wirkte und fanden auch prompt Fehler in der Interpunktion. Darüber möchte ich mich gar nicht erheben. Mit Schrecken fiel mir ein, dass ich vor gefühlten Ewigkeiten mit einer lustigen Geschichte in die Schreibwerkstatt einstieg. Jemand fiel fast vom Stuhl vor Lachen, aber ein anderer meinte, ich solle doch die Weihnachtsbaumkerzen ohne Aal -- und Krabbenduft brennen lassen. Und hinter eine wörtliche Rede gehöre ein Komma hinter die Anführungszeichen. Das hatte ich in der Schule nicht gelernt. Ich war sowieso ein vollkommener Analphabet, was das Schreiben von Kurzgeschichten wie auch das von Romanen betrifft. Feuilletonschreiben, ja, das hatte ich gelernt. So eignete ich mir von der Pike auf alles an, was an Handwerk dazu gehört, einschließlich der Veröffentlichung bei Verlagen, dem Schreiben von Exposés und dem Kontakt mit einer Agentur. Und wenn ich glaubte, ich hätte den Stein der Weisen des Exposés endlich gefunden, dann war das noch lange nicht genug. Genug wird auch jetzt nicht genug sein, wie Konstantin Wecker sang.

Durch das alles bin ich im Laufe der Jahre besser geworden, vor allem durch Lesen ohne Ende, durch Kritik von Kollegen, Agent, Lektoren, selbst die Kritiken bei Amazon haben  mich weiter gebracht, wenn sie den Finger auf eine bestimmte Wunde legten und nicht nur beklagten, dass die Bücher von Autor Y ihnen aber besser gefallen. Mein Roman, den ich gerade beendet habe, erscheint mir (wie öfter schon) als der Beste, den ich je schrieb. Dabei weiß ich genau, dass es eine Art Verliebtheit in das eigene Werk ist, das andere durch eine ganz andere Brille sehen. Und es ist noch lange nicht genug mit dem Besserwerden. Da hätte ich noch eine Empfehlung für Autoren, die nichts anderes wollen, als ihr Buch zu veröffentlichen und dabei die Verlagshürde mit all ihren Dornen nicht nehmen wollen: Wartet, bis der Text reif ist, legt ihn immer wieder beiseite und arbeitet ihn nochmal durch, lasst Profis drüberschauen, lest, bildet euch fort. Dann könnt ihr mit der Zeit immer besser werden und immer mehr Leser erreichen, die sich auf eure kommenden Bücher freuen.