Mittwoch, 4. Juni 2014

Amazon in der Schurkenrolle

Aus technischen Gründen verzögert sich die Veröffentlichung des E-Books wahrscheinlich um eine Woche. Dann will ich gleich mit einer Rabattaktion beginnen. Was tut eine fleißige Autorin eigentlich, wenn sie nicht schreibt, ihre Wochenenden in Klöstern verbringt oder ihre Bücher vermarktet? Da gibt es viel zu tun: an einer Fortbildung zu Zwangseinweisungen und Zwangsbehandlungen in der Psychiatrie teilnehmen (gestern), die Bude putzen, sich im Garten betätigen und in Foren herumsurfen. Dabei bin ich auf einen Artikel der Frankfurter Rundschau vom April 2014 gestoßen: Storyteller. Klar definierte Schurkenrolle. Es ging um einen Beitrag bei Arte, in dem drei äußerst erfolgreiche Self Publisherinnen gezeigt wurden. Dabei sei über Amazon nur Negatives verlautet, was die Rundschau und andere dann aufgriffen. Amazon macht also den Buchmarkt kaputt, ist eine geldgierige Krake, die auch noch Autoren einfängt und an sich bindet. Aber selbst diese Zeitung hat bemerkt, welche ungeheuren Freiheiten und Vorteile das den Autoren bringt: nicht nur die verstaubte Backlist, die sie wieder auf den Markt bringen können, wenn der Verlag sie schon längst vergessen hat und neue Bücher innerhalb von Monaten, wozu Verlage Jahre brauchen. Für mich das Wichtigste ist, dass die selbst publizierten Bücher nicht nach kurzer Zeit verschwinden, sondern so lange sichtbar sind und beworben werden können, wie der Autor es will. Hand aufs Herz: Wer von uns hat nicht einst dazu aufgerufen, nicht bei Amazon zu kaufen, weil es die kleinen Buchläden kaputtmacht? Wer hat nicht gesagt "Das musste ja so kommen", als Amazons Erfolg dazu beitrug, dass große Buchketten wie Thalia Filialen schließen mussten? Und wer von uns sagt jetzt nicht: Amazon, heißes Eisen, aber mir als Autor bringt es Freiheit und Selbstverantwortlichkeit für meine Bücher? Selbst wenn Amazon mit der Zeit die hohen Tantiemen senkt, wird es weiterhin attraktiv für Autoren bleiben.

Und jetzt freut sichbder Börsenverein wieder über einen Aufwärtstrend bei den gedruckten Büchern: Buchhandel macht Front gegen Amazon. War das nicht letztes und vorletztes Jahr schon einmal so? Dass 63% der Leser immer noch am liebsten zu einem Buch greifen, das sie in der Hand halten können?

1 Kommentar:

  1. Liebe Christa,
    nun ja, die Zahlen jener Studie vom Börsenverein glauben nicht mal wichtige Player im Buchmarkt ;-) Oder wie heißt der Spruch: Ich glaube nur Studien, die ich selbst gefälscht habe ;-)

    Außerdem möchte ich die Hand vom Herzen heben: Ich war nicht dabei.
    Ich war aber dabei, als der Buchhandel nur Hohn und Spott über einer Garagenfirma namens Amazon ausgoss und einem jungen Typen namens Bezos lächerlichstes Scheitern voraussagte. Und seither träumte man im Dornröschenschlaf.

    Ich war außerdem dabei, als all die Buchketten den unabhängigen Buchhandel in meinen Städten kaputtmachten, ganz ohne Hilfe von Amazon. Und wer hat damals Zeter und Mordio geschrien und in den Medien gekämpft? Oh nein, damals wurde das vom Börsenverein sogar unterstützt. Und wehe, einer hat was gesagt. Und was war mit Weltbild kürzlich?!

    Drum: Jener Artikel in der FR ist erfreulich viel differenzierter als die tendenziöse ARTE-Doku.
    Und diese tendenziöse Berichterstattung funktioniert nur, weil Verlagsautoren und Beteiligte der Buchbranche in Deutschland angstvoll schweigen.
    Mir hat kürzlich ein Kollege den Vertrag eines von einem Konzernverlag aufgekauften "Labels" Richtung SP gezeigt, für den ich spontan ein böses anwaltliches Wort gehabt hätte.
    Darüber gehört mal böse berichtet! Aber keiner traut sich, weil alle geil darauf sind, bei Verlagen unterzukommen. DAS könnte sich aber mal ändern und dann bestimmen hoffentlich die Autoren selbstbewusster, zu welchen Konditionen sie bereit sind, Lebenszeit und Energie einzubringen!

    Drum: Nicht irre machen lassen. Und es gibt ja auch Alternativen zu Amazon, die man zusätzlich bestücken kann.

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