Samstag, 11. Januar 2014

Wann kommt denn dein Krimi raus?

Eine Szene vor zwei Tagen: Wir treffen uns mit meinem Sohn auf dem zentralen Platz der Stadt. Es ist frühlingshaft warm, nur ein eiskalter Wind macht uns etwas zu schaffen. In einem der Hauptcafés kann man sogar draußen sitzen. Mein Sohn fährt gleich anschließend nach Frankfurt zu einem Jungegesellenabschied, am Montag dann zurück nach Afghanistan. Man spricht über dies und das. Inzwischen haben sich zwei Freunde von ihm zu uns gesellt. Mein Freund holt meinen letzten Roman aus dem Auto, ich signiere ihn für meinen Sohn.
Ich freue mich schon auf deinen Krimi, meint er.
Ich weiß nicht, wem ich ihn anbieten soll. Es ist kein gewöhnlicher Krimi.
Was ist denn ein gewöhnlicher Krimi?, fragt einer seiner Freunde.
Na, ich habe von einer Kollegin gehört, dass sie mindestens zwei Morde mehr reinbauen sollte.
Den könnte man dann "Noch mehr Morde" nennen, sagt sein Freund. Alle lachen.
Und der erste Mord muss gleich am Anfang passieren, meine ich. Willst du ihn nicht mal probelesen, wenn du Zeit hast?
Den ganzen sicher nicht, aber so ein paar Kapitel ...

Seitdem habe ich mir schon wieder viele Szenarien ausgemalt. Welche Agenturen könnten dazu passen? Ach nein, die Agenturen, die ich anvisiere, wollen was ganz anderes. Soll ich ihn einfach an einen größeren Verlag wie Fischer schicken?
Oder an Emons? Haben die ähnliche Themen in ihrem Bestand? Was will ich eigentlich mit meinen "Martinsmorden"? Es gibt schon zu viele Krimis, sagen mein Freund und der Polizist, der mich beraten hat. Das finde ich auch. Auf jeden Fall werde ich obige Frage nicht beantworten können, solange ich mich nicht entscheide, ihn entweder zu kompostieren oder wegzuschicken. Wie würdet ihr entscheiden? Weg damit und dann ist Ruh oder auf den Weg bringen mit allen seinen Konsequenzen wie Warten und Absagen einkassieren?


4 Kommentare:

  1. Liebe Christa,

    wenn du schon so explizit fragst, dann hätte ich zwei Antworten.
    Wäre ich ein Schreibteufelchen, würde ich ganz besonders frech-böse provozieren: Wenn du dir so unsicher bist und so wenig an dein Projekt glaubst, dass du dich ständig von anderen irritieren lässt und andere fragen musst, dann schmeiß das Schreiben hin. Dann hast du eh nicht die Power, einen der Wege zu gehen. Bewirb dich bei Aldi an der Kasse.
    Bitte nicht falsch verstehen: Genau so rede ich mit mir selbst in ähnlichen Situationen. Und dann bekomme ich eine solche Wut auf mich und auf Aldi, dass ich durchstarte, koste es, was es wolle ;-)

    Bei anderen Menschen, z.B. bei dir, würde ich natürlich sehr viel freundlicher antworten. Nämlich mit einer weiteren Frage:
    Könnte es sein, dass du die falschen Fragen stellst?!?

    Eine Geschichte entsteht doch zunächst aus sich heraus. Da dürfen nur zwei Dinge zählen: Bringe ich die Leidenschaft dafür auf? Glaube ich, dass die Geschichte etwas hat, was berühren / mitreißen kann?
    Ich behaupte frech, wenn es hier stimmt, dann finde ich auch Leserschaft!
    Kommt die dritte Frage, die selbstkritischste: Schreibe ich einen Abklatsch von etwas, was es schon 1001mal gibt? Oder habe ich etwas ganz eigenes, etwas in meinem ureigenen Ton (mit dem du ja schon viele Leser gefunden hast!). Unique selling point nennt man das wirtschaftlich - und damit laufen ja die Bewerbungen.

    Nie nie nie würde ich auf einzelne Meinungen hören, schon gar nicht auf welche von Menschen, die mir nahestehen.
    Ein Programmchef hat mal zu mir gesagt: Du kannst das 1001ste Drachenbuch schreiben. Du wirst es dann verkaufen, wenn du einen neuen / anderen / erfrischenden / unbekannten Blick auf Drachen hast und wenn du dich in deinem Schreiben sehr individuell von anderen unterscheidest.

    Also: Da muss erst der unbedingte Glaube an das Projekt her.

    Und dann: Think big.
    DU bist diejenige, die Nein sagen kann, die fordern kann, wo ihre Karriere nicht hingeht. Fang ganz oben an. Agenturen (sofern du bereit bist, nachzulegen und nicht die Eintagsfliege machst). Bewirb dich bei mehreren udn schau, wo die Chemie stimmt. Für Großverlage wie Fischer wirst du sie eh brauchen.

    Wenn das nicht klappt, hast du den Verlagsweg. Dann mach da weiter und fang auch oben an. Bücken kann man sich später immer noch. Verorte dich richtig.

    Und wenn dir das alles zu lang dauert, zu doof ist oder nicht klappt und du am Krimi hängst, geh ins Self Publishing. Geh direkt an deine Leser.

    Die Stellschraube an allem bist du ganz allein!

    Gutes Grübeln wünscht Petra

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  2. Super, Petra! Wer, wenn nicht du, könnte mir eine solche salomonische Antwort geben? :-)
    Eine einzige Frage an mich ist noch die: Habe ich Lust und bin ich bereit, dieses ganze Procedere noch einmal durchzuboxen? Wenn die Entscheidung reif ist, werde ich Bescheid geben!

    Danke, und keine weiteren Fragen mehr!

    Christa

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  3. Oh, das freut mich aber sehr. Ich wünsch dir was! Petra

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  4. Das Procedere umfasst ebenfalls das"think big!" - nicht nur in Bezug auf die Agenturen und Verlage, sondern auch in Bezug auf den Text selbst! :-)
    Christa

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