Donnerstag, 28. Februar 2013

Genre oder Nische? Für wen schreiben wir?

Zur Zeit habe ich, da ich nicht schreibe und weder überarbeite noch plotte, viel Zeit, über mich und das Schreiben nachzudenken. Zumindest in den Stunden, die mir vom vermehrten Arbeitseinsatz im Beruf übrig bleiben.Wenn ich eine Bilanz ziehen will, was mein Schreiben im Genre und in den Nischen betrifft, so ist der Fall ganz klar: Meine beiden ersten Romane waren eindeutig Nischenthemen. Mit der Agentur kam dann ein Vertrag mit einem größeren Verlag, bei dem ich inzwischen den 4. Roman veröffentliche. Dazwischen erschienen noch ein regionales Buch und ein Kalender bei einem Kleinverlag sowie eine Anthologie mit drei Kurzgeschichten von mir. Den ersten Roman habe ich im letzten Jahr als E-Book wiederaufgelegt, der zweite erschien im Mai 2012 als E-Book seiten des Verlages. Zum Thema Genre, Nischen und Self Publishing habe ich einen interessanten Artikel bei Kerstin Brömer im Literaturjournal gefunden. Demnach hat man im Buchhandel eher Chancen, etwas zu verkaufen, wenn die Buchhändler wissen, wo sie es hinstellen sollen. Dank Cover und Klappentext wussten sie es bei meinen Büchern, aber schon der historische Roman "Das Vermächtnis des Bischofs" wanderte von den Regionalia über die historischen Romane zu den Regionalkrimis (und steht jetzt unter "Schwabenromane" im Regal). Offensichtlich sind Leser sehr kritisch, was Genres betrifft. Wenn auf einem Buch "Thriller" draufsteht, möchten sie keinen gemütlichen Krimi lesen. Und ehrlich gesagt, bin auch ich über so etwas schon enttäuscht gewesen. Fantasy im historischen Roman und im Krimi/Thriller mag ich zum Beispiel ebenfalls nicht.

Vor mehr als zehn Jahren schrieb ich in einer Schreibwerkstatt Kurzgeschichten. (insgesamt ca.50). Da gab es eine Zeitlang eine Werkstattleiterin, Jutta Miller-Waldner, die einzelne Geschichten kommentierte. Sie prophezeite mir, dass ich wohl niemals für die Massen schreiben würde. Das wollte ich auch nicht, und doch ist es soweit gekommen, dass es jetzt schon Vorbestellungen für meinen historischen Roman gibt, der im Juni erscheinen soll. Irgendwem müssen diese Geschichten also gefallen haben! Interessant ist auch, in welchen Kategorien ich diese Kurzgeschichten geschrieben habe. Aus einigen haben sich nämlich Romane entwickelt. Es waren belletristische Geschichten, Essays, Familiengeschichten, Märchen, Krimis und Thriller, Satiren, Horror, Sience Fiction und historische. Jetzt ist die Frage, wie ich auf der Tonleiter weiter spielen möchte/könnte/sollte.Gerade lese ich das Buch meiner Kollegin Tanja Schurkus über Matthias Claudius, eine Romanbiografie. Über ihn wusste ich nicht viel mehr, als dass er Lieder wie "Der Mond ist aufgegangen" geschrieben hat -und bin fasziniert von den zeitlichen Umständen, in denen dieser Dichter lebte, über die Schauplätze (Hamburg, Darmstadt), über die Kollegen, mit denen er verkehrte, seine Liebe und sein Festhalten am Glauben, gegen den Widerstand von Goethe, Herder und anderen Größen jener Zeit! Ob ich noch mal so eine Romanbiografie schreiben möchte? Über Annette von Droste-Hülshoff ist schon sehr viel geschrieben worden, über Martin Wieland und Sophie la Roche ebenfalls. Wie wäre es mal mit einem Maler wie Lucas Cranach, dessen Bilder mir jedesmal in den Museen entgegenspringen?

Ich werde in der nächsten Zeit noch ein wenig aufräumen. Alte Kurzgeschichten, die nichts Besonderes aussagen, werde ich endlich mal wegschmeißen und nur die Besten aufbewahren. Romanideen, die sich nicht ausbauen lassen oder zu denen ich keinen Zugang mehr habe, werden eliminiert. Und dabei merke ich, dass mein Kopf immer klarer wird für das, was ich eigentlich wirklich schreiben möchte, auch wenn ich es momentan noch nicht wirklich weiß.