Sonntag, 1. September 2013

Autor sein bei Spiegelbest?

Ich gehe mal davon aus, dass jeder Autor einmal davon geträumt hat, wie es wäre, auf der Spiegel-Bestsellerliste zu stehen. Wenn ihm das Buchgeschäft nicht allzu übel mitgespielt hat, träumt er vielleicht immer noch davon. Neuerdings gibt es ja sozusagen eine Paralellbestsellerliste, wie aufmerksame Leser den Interviews im Tagesspiegel und der Zeit entnehmen konnten. Die Spatzen pfeifen es inzwischen von den Dächern, so dass man nicht mehr Gefahr läuft, einen ohnedies verbreiteten Gedanken publik zu machen. Hat man also die "Ehre", mit seinen Büchern auf einer der Downloadplattformen zu landen, kann man gewiss sein, dass
1. Die Verlage sich grün und gelb ärgern, weil ihre Print- und E-Bookverkäufe stagnieren. Sie müssten nur billiger anbieten, dann hätte der Spuk ein Ende. Und alle, Autoren und Verlage, würden wieder mehr verdienen.
2. Das Buch des Autors bekannter wird. Das hat Spiegelbest in einem Interview mit der Self Publisherin Norah Wilde gesagt.

Wir Autoren können daraus nur einen Schluss ziehen: Wir müssen uns entscheiden, ob wir mit unseren Büchern Geld verdienen oder bekannt werden wollen. Beides geht nicht zusammen. Wenn der Autor dann aber bekannt ist, kann er auch wieder Bücher verkaufen. Ist eine Milchmädchenrechnung und für uns Autoren ungerechter, als Verlage, Konferenzen, Vertreter, Agenten und Buchhändler jemals sein könnten. Das Thema "umsonst ist geil" wird nämlich bleiben, also auch bei Büchern jeder Art. Ich habe mich vor einiger Zeit mal auf dieser Plattform angemeldet und gesehen, wie es zugeht. Da ist jeder momentane Bestseller vertreten und darüber hinaus vor allem Bücher, die auch im Buchhandel gut gehen. Von Bekanntmachen kann also kaum die Rede sein, es sei denn, innerhalb dieser Communities von Filesharern, die mein Verlag und mein Agent vielleicht einmal als Zielgruppe angepeilt hatten, sich dann aber außerhalb der Legalität begeben haben und in der Gestalt eines modernen Robin Hood die Bücher an das Volk verteilen. Dem kann ich eigentlich nur entgehen, wenn ich weniger populäre Bücher schreibe. Denn auch ein Spiegelbest-Verlag braucht seine Bestklauerliste. Mit weniger populären Büchern  hätte er weniger Downloadzahlen und damit auch weniger Ruhm. Nein, ich möchte freiwillig kein Autor bei Spiegelbest sein, denn kein Geld verdienen kann ich auch mit Verlagen oder als Self Publisher. Und bei den Robin Hoods kriege ich ja nicht mal einen Vorschuss!

7 Kommentare:

  1. Es geht wohl nicht darum, Bücher zu verschenken. Vielmehr ist festzustellen, dass die Buchpreise zu hoch sind und es keine Alternative zum Einzelerwerb gibt. Das wird zu Recht kritisiert.

    Man mag nun von spiegelbest und besagter Plattform halten was man will, aber der Markt ist da, und er wird bedient. Diese Mentalität stammt aber nicht von spiegelbest. Und sie stammt auch nicht aus der Warez-Szene. Vielmehr stammt sie aus der FREIEN MARKTWIRTSCHAFT! Wer bei Lidl einkaufen geht, sieht, dass alles billiger ist. Wer Fernsehen auf den privaten schaut, weiß, dass Geiz Geil ist. Das ist eine Medienerziehung die der freie Markt gebracht hat.

    Nur gibt es diesen freien Markt in der Buchbranche nicht. Das mag funktioniert haben, so lange es nur Print gab. So lange es einen stationären Handel gab. (Wobei man sagen muss, dass die Buchpreisbindung vor allem großen Ketten in die Hände gespielt hat. Kleine Bücherläden gibt es kaum noch!) Das funktioniert aber nun mal nicht mehr, in einem liberalisierten und internationalen Markt. Und für diesen Markt (eBooks) muss eine Alternative geschaffen werden. Und diese Alternative fehlt. Genauso wie eine Perspektive, die die Verlage angehen!

    Es gibt keine Alternative von der Buchbranche, und es gibt keine Alternative vom Einzelhandel. Ausgebremst durch ein antiquiertes Gesetzt versucht allein einer den Markt zu liberalisieren und zu bewegen. Einer, der ein Agentur-Modell fährt, die meisten eBooks verkauft, und nebenbei selber ein Verlag gegründet hat. Alles nur, damit ein Gesetz ausgehölt werden kann, was in der heutigen Zeit den Markt und den Wettbewerb behindert!

    Und bevor nun wieder jemand daher kommt, und behauptet, dass dann Autoren nichts mehr verdienen... Ich habe mir sagen lassen, dass die Autoren für Amazon Crossing deutlich mehr pro Exemplar bekommen, als das in der Branche üblich ist. Und nebenbei werden sie quasi noch auf der größten weltweiten Plattform promotet. Wer würde da nicht Nein sagen?

    Man mag also Spiegelbest, und dem Portal vorwerfen was man mag. Aber meiner Meinung haben sie erkannt, wohin der Weg geht. Und sie versuchen wenigstens den Markt zu liberalisieren. Auch wenn ich den Weg und die Herangehensweise nicht gut heiße, so ist die grundsätzliche Richtung meiner Meinung nach korrekt! Es sollten sich also einige hinsetzen ihre Hausaufgaben machen, und die Lobby-Machinerie anwerfen, um endlich einen Markt zu schaffen, der es ermöglicht, dass der Kunde bekommt, was er möchte. Denn er ist es, der hinterher irgendwie Geld ausgeben muss.

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  2. Anonym ist eigentlich nicht üblich in diesem Blog. Es kommt aber durchaus rüber, dass sich hier einer Gedanken darüber macht, wohin es mit der Buchbranche und den E-Books gehen soll. Richtig ist, dass es eine "je billiger desto besser"-Mentalität gibt. Richtig ist, dass die Verlage hohe E-Book-Preise haben und dass Amazon den Markt an sich gerissen hat. Er zahlt seinen Autoren auch anständige Tantiemen von 70% (weswegen sich immer mehr Autoren entschließen, diesen Weg zu gehen). Falsch ist meiner Meinung nach, dass die Plattformen sich auf dem richtigen Weg befänden. Wenn sie von Anfang an versucht hätten, gemeinsam mit den Autoren, deren Bücher sie dort anbieten, einen Weg zu finden, sähe die Sache schon anders aus. So aber haben sie über deren Köpfe hinweg versucht, ein Modell zu entwickeln, dessen Wirkung ich nicht absehen kann. Ich glaube nicht, dass die Verlage sich erpressen lassen!

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  3. Versteh mich nicht falsch. Ich finde es auch nicht richtig, was das Portal anbietet, oder wie es vorgeht! Allerdings wurden in dem zugehörigen Blog immer wieder interessante Themen angesprochen, die ich für durchaus wichtig halte. Deswegen mein Einwurf.

    Es ging mir lediglich um die Engstirnigkeit der Verlage, an einem veralteten Modell festzuhalten dessen beste Jahre schon vor Ewigkeiten vorbei waren. Und das schlimme ist, dass die Verlage ihren Autoren auch noch einreden, dass es keine Alternativen gäbe, oder diese wenig lukrativ sind.

    Von daher ist dein Einwand, mit immer mehr Autoren, die zu Amazon wechseln durchaus relevant. Den Trend heißt es aber aufzuhalten, da sonst viel mehr auf der Strecke bleibt, als ein Antiquiertes-Verlagswesen! Denn leider publizieren die meisten Amazon-Autoren ohne sauberes Lektorat, und machen damit viel weniger aus ihrem Werk, als möglich wäre. Und das will ich eben auch nicht.

    Es muss aber irgendwo einen Weg dazwischen geben. Einen Weg, der nicht zu illegalen Angeboten führt, und trotzdem zu hoher Qualität. Dabei aber keine Abhängigkeit von einem Großen entsteht. Und so leid es mir tut, spiegelbest ist da der Einzige, der regelmäßig drauf haut, und genau diese Themen anspricht. Und zumindest diese Anerkennung muss ich ihm machen.

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  4. Für mich ist Spiegelbest nicht der Einzige, der regelmäßig draufhaut. Es gibt Autorenforen, die viel Raum lassen für solche Diskussionen. Wenn der Weg dazwischen weder zu illegalen Angeboten noch zur Abhängigkeit von einem Großen führen soll, dann fallen mir nur Kleinverlage ein. Oder das Selbst-Publizieren bereits lektorierter Bücher, deren Rechte an den Autor zurückgefallen sind. Das habe ich auch schon gemacht. Oder Autoren-Netzwerke, in denen professionelle Lektorate zu besonderen Konditionen angeboten werden. Die Verlage haben es schon lange gemerkt, dass ihre Geschäftsmodelle überholungsbedürftig sind. Doch ist es sicher schwierig und langwierig, verkrustete Strukturen aufzubrechen. Und: falls aus den illegalen Downloadplattformen einmal große Onlinebibliotheken werden sollten, in denen der Leser für die Ausleihe seinen Obolus zahlt und der Autor über VGWort etwas zurückbekommt, werde ich nichts mehr sagen. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

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  5. Man kann auch im Self Publishing professionell arbeiten mit Lektorat und allem drum und dran ;-)

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  6. ... zu früh geklickt ... aber das kostet Geld und deshalb müssen auch solche Bücher den Machern Geld einbringen.

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  7. Ja, es kostet Geld, das man zu verlieren droht, wenn das Buch floppt - wie bei jedem Unternehmer! Überall ist ein Risiko dabei. Ich kenne übrigens eine Schriftstellerin, die (fast) alles macht - Mainstream für die großen Verlage, Kleinverlage und Self Publishing für die eigenen Projekte -sie kann davon leben und ist zufrieden!

    Herzlichst
    Christa

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