Immer, wenn ich mir überlege, mit welchem Projekt ich beim Schreiben weitermache oder was ich heute schreiben könnte (man merkt, dass ich in der notwendigen Ruhephase bin, gell?), fällt mir dieser Witz von der Hausfrau ein, die auf einem Marktplatz ein Schild hochhält:
Was soll ich heute kochen?
Da sie in der Nähe der Buchhandlung steht, erhält sie vielfältige Antworten. Die Luft schwirrt von Kochrezepten, die ihr aus allen Ecken zugerufen werden.
Blut ist vom Feinsten, wispert eine junge, bleiche Schöne, ist nahrhaft und gesund und vor allem unverfälscht. Wer es variieren oder etwas Festes zwischen den Zähnen haben möchte, mixe sich eine Bloody Mary oder brate ein Steak englisch.
Bloß nicht!, protestiert ein anderes Buch. Bloß keine Tiere essen! Habt ihr die Skandale schon vergessen?
Und wenn ihr seht, wie alles in Verwesung übergeht, vergeht euch sowieso der Appetit, schaltet sich ein anderes ein. Denkt an die Maden, die lederartige Haut. Denkt daran, wie es ist, neben einem Folteropfer Fleisch zu schneiden, mit Peperoni, in Ringe geschnitten, anzubraten und langsam verkohlen zu lassen, derweil du auf die Pirsch nach dem nächsten Opfer gehst!
Ipfuiteufel, meint Chamisso auf seiner Weltreise. Dazumal haben wir noch Delphine harpuniert, sie schmecken aber nicht so gut wie die Haie.
Ihr mit euren kleinkarierten Rezepten, wirft Z., ein Bestsellerautor, ein. Kocht doch mal so was richig Revolutionäres, etwas, das die ganze Nation umrührt!
Die Hausfrau guckt ratlos. Was vor ihr an den Ständen angeboten und marktbeschrien wird, besteht aus Kartoffeln, Kohl, gelben Rüben, Fleisch, Fisch, Wurst und Käse, Butter, Eiern, allenfalls noch Tee, Gewürzen und Honig.
Bleib im Lande und nähre dich redlich, heißt es weiter. Die Leute mögen Bodenständiges, Heimisches, das sie wiedererkennen.
Viel zu langweilig, kontert ein amerikanischer Bestseller. Ihr müsst serienmäßig kochen, mit Blut, Innereien, Fleisch, und das Ganze immer neu variieren.
Die Hausfrau ist bleich geworden.
Also, nach den Rezepten wollte ich eigentlich nicht kochen. Ich nehme dann mal Tomaten und grüne Bohnen von der Reichenau, einen Braten vom Halleschen Landschwein, der dann in Dunkelbiersoße geschmort wird, Zucchini aus Italien, spanische Chorizo, französischen Hartkäse und Bodenseefelchen. Vor dem Hauptgang gibt es ein Amuse Geule, zum Nachtisch ein Sorbet surprise. Oder vielleicht auch mal wieder russischen Borschtsch, nach kreativem Speialrezept gekocht, dafür bräuchte ich noch rote Bete und Diverses, oder Tapas: Gambas in Knoblauchöl, Albondigas in Tomatensoße, schwarze Oliven, Artischockenherzen in Vinaigrette, eine Tortilla mit Krabben, und danach den unvergleichlichen Flan
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Liebe Christa,
AntwortenLöschenim letzten Herbst sagte ein Radiokoch im WDR so schön: Gott sei Dank ist endlich Herbst, und ich kann anstatt diesem mediteranen Mist mal wieder Kohl kochen.
Wie recht er doch hatte. Nichts gegen mediterane Küche, aber nach einiger Zeit schmeckt das heimische Essen auch wieder ganz lecker.
Man kann ja durchaus nach amerikanischen, nordeuropäischen, was-weiß-ich für Bestseller-Köchen brutzeln. Aber anschließend wäre es doch schön, wenn man sich das Beste aus allem herausfiltert und mit den heimischen Zutaten draus den nächsten Bestseller erkocht.
Deine europäischen Zutaten schmecken mir beim Lesen jedenfalls sehr gut!
Liebe Grüße,
Nikola
Liebe Nikola,
AntwortenLöschengerade lese ich, wie als Antwort auf meinen Blogartikel, etwas in der Zeitung: In Berlin gibt es ein Kochhaus, das bietet nicht, wie jeder Supermarkt, 10 000 oder 20 000 Artikel an, sondern 500. Alles ist portioniert, selbst der Parmesan für das Risotto, und das Rezept dazu steht auf einer Tafel und man kann es mit nach Hause nehmen. Dabei kostet z. B. eine Portion Fusilli mit Spinat
2,70 und eine Portion Coq au Vin 5,70 pro Esser. Man kann es sich auch nach Hause liefern lassen. Das sei natürlich nichts für die Normalhausfrauen, sondern eher für Hobbyköche. Der einzige Vorteil: Es würden nicht mehr so viele Lebensmittel wie das große Stück Parmasan im Kühlschrank vergammeln. Aber ansonsten kann man auch nicht mehr so kochen, wie man will, sondern hat alles vorgefertigt. Und ich glaube, jemand, der wenig Zeit zum Koch hat, wird sich eher eine Pizza bestellen. Soviel zu den Rezepten.
Eine Frage, die sich mir aufdrängt, wenn ein Autor aus seinen Lieblingszutaten einen Bestseller kochen will: Hat er denn den Geschmack der anderen, der Masse, getroffen? Wollen die nicht lieber eine Pizza, immer ähnlich belegt? (Ich esse am liebsten eine mit Sardellen, Salami oder Quadro Stagioni):-)
Christa
Ich halte es bei Büchern wie in der Küche: Ich gebe mein Bestes, aber wem es bei mir nicht schmeckt, der kommt eben nicht wieder. Das sortiert perfekt die richtigen Leute zusammen, die zu schätzen wissen, was ich koche, pardon schreibe.
AntwortenLöschenUnd hält den Kopf frei!
Herzlichst,
Petra
Eben-das gibt keine Bestseller, sondern Guestseller!-) Und die Rezepte werden unter den Gästen-Lesern möglicherweise ausgetauscht. Eigentlich ist das die gesündeste Haltung.
AntwortenLöschenHerzlichst
Christa
Also statt zu kochen, kann man auch zur Abwechselung Essen bestellen. Ich habe mir das Kochen gerade mal wieder gespart und genieße Pizza und Lasagne. Ich koche eigentlich nur dann, wenn ich jemanden zu Besuch habe. Sonst ist mir der Aufwand zu groß.
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