Mittwoch, 23. Juni 2010

Was schreibe ich heute?

Es gab mal einen Witz in einer Frauenzeitschrift. Da hält eine Frau auf dem Marktplatz ein Schild hoch, auf dem steht: Was soll ich heute kochen? Ähnlich geht`s mir heute mit dem Blogeintrag. Was könnte die Leser interessieren? Ist nicht alles eine Wiederholung des Immergleichen? Ich könnte dies schreiben, aber dann guckt bestimmt wieder mal kein Schwein, oder ich könnte das schreiben, und das lockt den Blogmäusen nur ein müdes Lächeln auf die Lefzen und wirbelt ein paar Staubflocken auf. Es kann auch nicht jeden Tag Schweinebraten geben oder Brägele. Genauso ist es mit dem "Großen Schreiben". Wiederholt sich auch dort nicht immer ein bestimmtes Strickmuster? Die Einschaltquoten sind zufriedenstellend, mein Lektor dachte kürzlich, die täglichen Besucherzahlen seien auf den Monat umgerechnet. Also ist die Blogautorin gefordert, und nicht nur die Blogautorin. Ich könnte schreiben, dass arbeitsmäßig viel auf meinen Schultern lastet, aber das wissen wir ja schon. Mein arbeitsintensivster Roman ist unterwegs, könnte ich schreiben, und vielleicht landet er in der Schublade. Dann könnte ich darüber spekulieren, ob das ein Grund zum Aufhören sei. Ist es natürlich nicht, denn Roman ist Roman auf meiner Leiter
Ich könnte-mal wieder-darüber schreiben, dass ich mit dem Ex im Café saß, um über den möglichen Einsatz des Sohnes in Afghanistan zu sprechen. Und dass mein Buch in Ex-Kreisen hochgeschätzt wird. Die Kalendervorschau rief großes Interesse hervor und wurde über den Emailverteiler übersandt. Was sonst noch gesprochen wurde, ist für keine Öffentlichkeit bestimmt. Ob ein Ohr mir bis hierher folgen mochte? Es geht nämlich noch weiter mit der Wiederholung des Ewiggleichen (und doch immer Neuen).
Das Wetter hat sich heute endlich-sommerlich-freigestrampelt. Das nutzen, immergleich, die Läuse auf den Rosen, und ich muss wieder Petras Geheimrezept ansetzen. Der Marder kommt nächtens in schöner Regelmäßigkeit, aber er zerbeißt immer noch keine Kabel, sondern guckt nach der Antenne, die seit einiger Zeit abgeschraubt ist. Vielleicht wird ihm das irgendwann zu langweilig. Dafür sind die Holzameisen noch nicht aufgetaucht. Sie werden sich doch nicht etwa meinen Schreckmaßnahmen gebeugt haben?
Schließlich und endlich die Lektüre. Die Krimis hat sie jetzt alle ausgelesen, sagte einmal die Büchereivorsitzende. An dem Buch "Tübingen, ein literarischer Spaziergang" interessieren mich weniger die Gebäudebeschreibungen als die Figuren: Hölderlin, der im Zwinger am Neckar mit dem Taschentuch auf Zweige schlug, Waiblinger, der ihm die Treue hielt, Mörike, Melanchton, David Friedrich Strauß, Ludwig Uhland, Hesse, Peter Härtling, dann der "böse" Herzog Ulrich von Württemberg und Graf Eberhard im Barte, die beide in der Stiftskirche begraben sind. Dass die Münzgasse, durch die wir kürzlich gingen, schon vor Jahrhunderten die sauberste war (Tübingen ein Drecknest, da waren sich alle einig, selbst Goethe). Und Cotta, ein feiner, redegewandter Herr, über den, ich glaube, es war Varnhagen von Ense, meinte, dass er seine Bücher in einem zu engen Rahmen präsentiere. Schön zu wissen, dass ich sieben Jahre lang in diesen hochdichterischen Gefilden wohnte und studierte, ganz nah dran. In meinem Seminar wurde Hölderlin u.a.in einen Rüttelkasten gesteckt. Kein Wunder, dass mich diese Gegend immer wieder zu Romanen und Geschichten inspiriert hat!
Jetzt habe ich den Faden verloren, wie es bei Schreibern so manchmal der Fall sein soll. Was schreibe ich heute? Was könnte den Leser interessieren? Was interessiert mich? Das ewig Gleiche und doch immer wieder Neue, nicht? Was wird aus der Autorin? Was wird aus den Büchern? Was wird aus dem Schreiben?

3 Kommentare:

  1. Oder du könntest lesen:

    http://www.avaaz.org/de/whales_72hrs_left/98.php?CLICKTF

    und natürlich unterzeichnen :-))
    Aus deinen Blogeinträgen entnehme ich, das dir die Natur sehr am Herzen liegt. Mir auch, deshalb habe ich diese Petition gegen den kommerziellen Walfang unterzeichnet. (Läuft noch 72 Stunden) Vielleicht du auch?
    Liebe Grüße und einen sonnigen Tag!
    Nikola

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  2. Ach Christa,
    du überlegst so kurzweilig, was du mal wieder schreiben könntest, dass man sogar das verschlingt!

    Apropos Drecknest ... ich erinnere mich an einen gewissen Studentenjob in Tübingen an einem Ort, dem man eigentlich die Sauberkeit der Münzgasse gewünscht hätte - aber da ging der Kammerjäger fleißig aus und ein. Nie werde ich vergessen, wie eine Riesenschabe klingt, wenn man aus Versehen auf sie tritt. ;-)

    Herzlichst,
    Petra

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  3. Liebe Nikola,

    habe die Petition schon unterzeichnet, die erforderlichen Unterschriften kommen bestimmt zusammen!
    Dir auch einen schönen Tag
    Christa

    @Petra: Schaben hatte ich in Tübingen nicht, wohl aber einen Misthaufn neben einem Gartenhäuschen, das ich gemietet hatte, in den man nächtens durchaus mal fallen konnte! Jetzt weiß ich auch, dass die Stadt im 19. Jahrhundert durchaus gepflastert war-der Dreck kam mit den Fuhrwerken herein.

    Herzlichst und danke euch beiden
    Christa

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