Sebastian Blau war ein schwäbischer Schriftsteller und Herausgeber der "Stuttgarter Zeitung". In den letzten Tagen habe ich mich mit seinem Leben und Werk beschäftigt, und das wird im Kalender 2011 Einzug halten. Zur Einstimmung ein Auszug (die Wanderung kann man sehr gut auch im Winter machen, nur wird die Brücke in Rottenburg zur Zeit neu gebaut, so dass zwei Schilder mit Gedichten fehlen). Die genaue Wegbeschreibung findet man hier.
Als Lektor des Stuttgarter Rundfunks lehnte Josef Eberle Vorträge von Hitler und Goebbels ab. 1933 wurde ihm die Stelle im Funkhaus gekündigt, und er musste für kurze Zeit in das KZ Heuberg bei Stetten a.k.M. Als Sebastian Blau versuchte er, sich eine Existenz als Schriftsteller aufzubauen, erhielt jedoch 1936 Berufsverbot. Trotzdem erschien 1941 seine „Rottenburger Hauspostille“. Nach 1945 war er Mitherausgeber der „Stuttgarter Zeitung“. 1956 Ehrendoktorwürde der Universität Tübingen, 1961 Ehrenbürger der Stadt Rottenburg. In die fünfziger Jahre fiel der sogenannte „Kuttelkrieg“ zwischen Preußen und Schwaben im Stuttgarter Tagblattturm. Eberle, ein glühender Anhänger der sauren Kutteln, setzte sie allzu häufig auf den Speisezettel in der Kantine. An diesen „Kutteltagen“ blieben viel Mitarbeiter dem firmeneigenen Mittagstisch fern, schlichen hinüber ins benachbarte Santa Lucia und ließen sich das Essengeld auszahlen. Als Eberle dahinter kam, verdonnerte er die Belegschaft zum Kuttelessen, was mit Dienstreisen und Krankmeldungen quittiert wurde. Das Zwangsessen kam schließlich nicht zustande, weil die Lieferung nicht für alle gereicht hätte - der Kuttelpreis sei so sprunghaft gestiegen, dass nur die Chefetage bekocht werden könnte. Für die anderen gab es Schnitzel mit schwäbischem Kartoffel – und preußischen Gurkensalat. Und künftig stand immer ein „Zweitgericht“ auf der Speisekarte.
Zum 100. Geburtstag des Dichters im Jahr 2001 wurde ein „Sebastian-Blau-Wanderweg“ eingeweiht. Er beginnt am Museum Sulemacenna in Rottenburg, führt durch das Kapuzinertor, am „Preußischen“ durch das Fabrikgelände hinauf zur Altstadtkapelle nach Bad Niedernau. Von dort über die Brücke und ein Stück auf dem Radweg, dann hoch und teilweise auf einem sehr schönen Traufweg zur Kalkweiler Kapelle. Den Rückweg kann man über das Weggental oder direkt zurück zur Altstadt wählen. An exponierten Stellen sind Schilder mit Mundartgedichten Eberles aufgestellt, unter anderem „Oh heiliger Sankt Nepomuk“. Erst im Alter verfasste Blau wieder Gedichte in schwäbischer Mundart. Warum er eine Zeit lang pausierte, verrät er in folgendem Gedicht:
Warum ich nicht mehr schwäbisch dichte
„en ao’sre süaße Nase ‚tö?“
Erlasst mir, Freunde, die Geschichte-
s ist alles bloß e’Weile schö’ ...
Und überhaupt, schon Mörike
sprach dazu das gehörige:
gefragt, warum er denn so still,
so untreu worden sei der Muse,
versetzte dieser kühl; „Frog du se-
wenn halt des Luader nemme will ...
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