Winkel in Aach beim Aachtopf |
Dann las ich in Annette Webers Blog über den Druck, den äußere Umstände auf uns ausüben, uns in Panik versetzen können und uns daran hindern, das zu tun, was wir eigentlich am liebsten tun würden. Das mit dem Rasenmähen kenne ich beispielsweise zur Genüge. Gerade hat man erst gemäht, schon bringen die schwülfeuchten Tage die Gräser dazu, wieder in die Höhe zu schießen. Ringsumher hört man das Gesumm der Elektrorasenmäher, und ausgerechnet mein Rasen steht als einziges Schandbild in dieser wohlanständigen Siedlung! Eigentlich habe ich keine Lust, schon wieder mit dem Kabel herumzutanzen und dabei zu merken, wie mir der Schweiß aus allen Poren bricht. Es gibt ja genügend anderes zu tun, zu gießen, zu jäten, einzukaufen, zu putzen, spazierenzugehen, Blogeinträge und anderes zu lesen und zu verfassen. Ein Bericht für die Zeitung über den Trauma-Vortrag musste redigiert und abgesendet werden (dafür kam er gestern auch in professioneller Aufmachung). Die äußeren Umstände, die Forderungen, die unsere Umgebung an uns stellt, hindern uns daran, uns dem Eigentlichen zu widmen - wenn wir wissen, woraus es eigentlich besteht!
Die nächsten beiden Einträge kamen von Sabine Schäfers, die sehr eindrücklich über die Rollenklischees nachdenkt, die von Verlagen an Autoren herangetragen werden. Und von Petra van Cronenburg mit einem hervorragenden Artikel über kreative Prozesse und alle damit verbundenen Überlegungen und Umstände wie dem Scheitern und dem Neuanfang. Den Ausführungen, die mich direkt angesprochen haben, kann ich nichts Weitergehendes hinzufügen. Aber sie und alle anderen brachten mich dazu, jetzt gleich ebenfalls einen Beitrag schreiben zu wollen, mit dem ich mich bei meinen BlognachbarInnen bedanken will. Auch bei Alice Gabathuler, deren Blog ich seit Jahren verfolge. Sie hat zusammen mit anderen einen Verlag gegründet, was ich mit allergrößtem Respekt vermerke.
Während meiner langjährigen Arbeit mit psychisch labilen, vulnerablen, das heißt besonders verletzbaren Menschen habe ich manchmal einen Klienten oder eine Klientin gefragt, was sie denn früher, in ihrer Jugend, besonders gern gemacht hätten. Und bei manchen von ihnen scheint das auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein, oder sie haben selbst in sich Ressourcen entdeckt, die sie ausleben und damit ihre Krankheit positiv beeinflussen konnten. Viele von ihnen malen, eine hat sogar im Landtag an einer Ausstellung teilgenommen und wurde ins Fernsehen eingeladen. Andere züchten Blumen, tischlern oder kochen göttliche Gerichte wie Kürbissuppen, tschechische Linsengerichte oder polnische Fleisch-und Kohlrouladen. Ein Mann, der kurz bei uns zu Gast war, hat einen köstlichen Eintopf nur aus Rinderknochen, Meersalz und Gemüse hergetellt, besser als mit jeder Fertigbrühe. Und das hatte er sich bei seiner Freundin abgeguckt. Man muss nur die inneren und äußeren Stimmen und Sätze wie "Das schaffe ich nie" oder "Was bringt das denn überhaupt?" abschütteln und einfach das machen, was einem in den Sinn kommt. Ohne zu überlegen, was dabei herauskommen, für wen man es tun und von wem es beachtet werden könnte. Eine Geschäftsidee daraus zu entwickeln - wie mit dem Schreiben oder anderen kreativen Tätigkeiten - erfordert dann noch einmal ganz andere Schritte. Wenn man mich übrigens fragen würde, was ich selbst gern in meiner Jugend gemacht habe: Es waren das Schreiben, das Fotografieren, Lesen, Malen, Wandern, Kochen, Reisen, nächtelange Gespäche mit Freunden, Abtanzen in Kneipen und -Träumen.
"Weißes Waldvögelein", Orchidee der schwäbischen Alb, 26.5.16 |
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