Sonntag, 27. Juli 2025

Starkregenereignis in Reutlingen

 Gestern machten wir uns mal wieder in eine unserer Lieblingsstädte auf: In die alte Reichsstadt Reutlingen. Sie ist neben Stuttgart und Baden-Baden die Stadt mit den meisten Millionären Baden-Württembergs, aber auch eine mit sehr viel alter, liebenswürdiger Bausubstanz. Vor Herrenberg wollten wir schon umkehren, weil es an die Autoscheibe tropfte und sich Richtung Tübingen drohende Wolkengebirge zusammengeballt hatten. Nein, wir wollten es versuchen, besser unterwegs sein als zu Hause auf dem Sofa zu versacken. Tübingen hat einen neuen, millionenschweren Fahrradweg mit Brücke, alles blau angemalt, aber heute hatte es auch die Radfahrer vertrieben, die es einem als Autofahrer immer schwerer machen, irgendwo in den Gassen durchzukommen. Ist alles klimabedingt, das wissen wir, aber das Verkehrsproblem hat Tübingen dadurch nicht gelöst. Vom Tunnel bis zur Blauen Brücke stauten sich die Autos, wechselten hektisch die Spuren und versuchten offensichtlich, Richtung Nürtingen-Stuttgart zu entkommen. So war die Schnellstraße nach Reutlingen dann auch bald wieder frei. Doch was zunächst über der Schwäbischen Alb hell geleuchtet hatte, war verschwunden, und tiefste Schwärze raste auf uns zu, entlud sich erst allmählich, dann immer heftiger. Schließlich prasselte ein derartiger Starkregen auf uns nieder, dass wir die Straße nicht mehr erkennen konnten und ich zunehmend fürchtete, mitsamt dem Auto fortgespült zu werden-wie damals in der Unterführung in Stuttgart, wo mehrere Menschen starben. Mit letzter Anstrengung erreichte wir eine Tankstelle, wo schon andere Verkehrsteilnehmer angstvoll harrten, ein Mädchen mit einem Fahrrad meinte, sie müsste abgeholt werden. Mindestens zwanzig Minuten hämmerte es aufs Dach, dann konnten wir allmählich weiterfahren und landeten erstmal in Pfullingen, wo der Regen nachließ und wir neben einem Italiener parken konnten. Oh  Wunder, die Sonne kam heraus, und wir ließen uns von den lieben Menschen Kuchen, Eis und Kaffee bringen.


Über die Alb zurückzufahren machte keinen Sinn, also kehrten wir noch einmal nach Reutlingen zurück und fanden tatsächlich einen Parkplatz. Die Stadt war leerer als sonst, alles war wohl gerannt und geflüchtet, und so konnten wir so richtig lustwandeln wie früher. Beim Osiander hat sich nicht viel verändert, es gibt immer noch sehr viele Nippes, Romance und wenig Regionales. In solchen Momenten verstehe ich immer mehr, warum die Verlage mein neues Buch nicht veröffentlichen: Regional, historischer Krimi, gibt es da einfach nicht. Ich fuhr nach oben und kaufte mir eine Karte von der Alb für meine Recherchen, beim Butler eine schone graue Vase. Und so aßen wir wie ehedem auf dem Reutlinger Marktplatz, nicht mehr beim Alexandre, dem die neuen Cafés wohl den Rang abgelaufen haben. Die Leute scheinen hier offener und gelassener zu sein als bei uns im Schwarzwald, in der Großstadt kann man das Leben eben doch anders genießen als im kleinen Schwarzwaldstädtchen.

                            

Straße zum Marktplatz, rechts der Osiander

Das städtische Museum
Café am Marktplatz, der Red Bull steht als Zierde da


Marienkirche


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