Dienstag, 27. März 2018

Mein kleines, neues Autorenleben

Heute sah ich den gelben Postwagen auf der Straßenseite gegenüber halten. Der Postbote hatte einen großen weißen Umschlag in der Hand. Das wird doch nicht etwa ... dachte ich, und wischte schnell hinaus. Und tatsächlich, es war der Verlagsvertrag! Ullstein Buchverlage stand ganz groß oben drüber. Es ist der erste Vertrag seit dem Jahr 2012, damals für die Köchin, die im Juni 2013 erschien. Zwischendurch gab es noch eine E-Mail-Vereinbarung für ein Bundle. Seitdem hatte ich zwei SP-Bücher herausgegeben, einen Roman ganz neu geschrieben und einen älteren, dessen Rechte ich zurückbekommen hatte, neu verfasst und erweitert. Dieser Vertrag brachte natürlich einen besonderen Glanz in meine Hütte, die in den letzten Wochen und Monaten meist in Regen, Schnee und Nebel gehüllt war.

Schon in den letzten Tagen hatte ich mich auf mein kleines, neues Autorenleben vorbereitet. Erst einmal machte ich drei Regalfächer mit Büchern und verstaute sie in fünf Stofftaschen. In die Säcke kamen Reiseführer mit Orten, an denen wir schon waren und zu denen wir sicher nie mehr hinfahren würden (auch aus Gründen der Verkehrsstaus), dazu Bücher, die ich gelesen hatte und nicht noch einmal lesen würde sowie alte, nicht besonders gute Abhandlungen über Orte, an denen man heute nichts mehr von dem findet, was beschrieben wird und abgebildet ist. Sie kommen alle in die öffentlichen Bücherschränke. Dann hatte ich mir schon lange vorgenommen, mir endlich einen kleineren, bequemeren Schreibtischstuhl zu kaufen. Weiß der Teufel, was mich damals geritten hat, bei Ikea einen Chefsessel zu kaufen, so groß, dass ich meist krumm und schief darin hing wie ein Autorenzwerg. Hier in der Gegend bekommt man so etwas nicht, und so fuhren wir heute nach Balingen ins Rogg&Roll. Mit viel Tamtam bekam ich meinen neuen Schreitischstuhl endlich ausgehändigt. Ging auch leicht aufzubauen, obwohl ich dabei wie immer ins Schwitzen geriet und mir eigentlich geschworen hatte, nie mehr etwas zusammenbauen zu wollen. (Das letzte war ein Badschränkchen vom Dänischen Bettenlager gewesen, bei dem eine Schraube nicht passte). Dank einer Minitaschenlampe fand ich dann schließlich das Loch für die zweite dicke Schraube, und mittels eines Hammers saßen die Rollen fest wie eingemeißelt. Jetzt sitze ich Auge in Auge mit meinem Laptop, und ich habe das Gefühl, als wäre die mehr oder weniger demotivierende Verlags- und Agentursuche der letzten Jahre in sich zusammengeschnurrt wie ein heißer Luftballon.

Freitag, 16. März 2018

Schmeck den Süden

Kloster in Haslach
Heute mal ein Eintrag ganz profan und ohne speziellen Bezug in eigener Sache. Momentan scheinen alle Autoren und Verlagsmenschen auf der Leipziger Buchmesse zu sein. Ich selbst habe die Gelegenheit ergriffen, meine drei Manuskripte nochmal auf Vordermann zu bringen. Denn sie werden zusammen mit den eingedampften Exposés noch vom Lektorat geprüft. Eigentlich ist es sehr entspannend, erstmal nichts Neues schreiben zu müssen. Am Plot für einen weiteren Schwarzwaldkrimi denke ich noch herum, aber es ist nicht eilig. Es ist Zeit, sich mal wieder dem realen Leben zuzuwenden. Der Ausflug nach Haslach im Kinzigtal war irgendwie berauschend. Bei Temperaturen von 15° und Sonnenschein flanierten die Menschen durch die Stadt und durch die weite, frühlingshafte badische Landschaft. Neben der Fachwerkstadt erweist sich das Kloster mit dem Park und der Statue des badischen Dichters und Pfarrers Heinrich Hansjakob als die schönste Meile (der wird auch in meinem Schwarzwaldkrimi erwähnt, denn ein Teil davon spielt im Kinzigtal). An den Straßenrändern zeigten sich die ersten Anemonen.

Gestern kam dann, das ist man schon gewohnt bei dem Extremklima, der Absturz in die graue Kälte. Doch alles Jammern nützt ja nichts. Was tun, fragten wir uns. Die Polarkälte wird möglicherweise noch die ganze nächste Woche andauern. Überall, bis runter nach Venedig und Marseille. Flucht ist unmöglich, auch wenn uns hier eigentlich gar nichts hält.

Um dem vollkommenen winterlichen Einrosten vorzubeugen, schwamm ich zunächst einmal meine Runden im neuen Neckarbad in Horb am Neckar. Dort gibt es einen Italiener, der eine Gaststätte betreibt, und an der Wand hängt das farbenfreudige Bild einer italienischen Hafenstadt. Die Pizza-und Pasta-Düfte regten den Appetit an, der in letzter Zeit fast vollkommen abhanden gekommen ist. Der lebensfrohe Wirt erzählte uns einiges, unter anderem, dass man nach Meran und Südtirol am besten über den Reschenpass fährt. Wir hatten beschlossen, mal wieder eine renommierte Gaststätte im Eyachtal zu besuchen. Sie gehört dem Verband "Schmeck den Süden"an und verspricht wirklich nicht zu viel. Meine anvisierten weißen Bratwürste mit dem traumhaften schwäbischen Kartoffelsalat, grünem Salat und Brot waren leider ausgegangen. Stattdessen bekam ich einen kleinen Braten mit Spätzle, Soße und Gemüse, mein Partner entschied sich für Putenmedaillons mit Rahmsoße, Früchten und Mandelreis. Und aus seinem Salat war der legendäre Kartoffelsalat schnell verschwunden. Am besten war die selbst gemachte Hollandaise, die das Gemüse umgab. Der eingeschlafene Appetit war wieder zum Leben erwacht! Ich hatte schon mal eine Liste mit guten Lokalen in der näheren Umgebung erstellt. Die sollten wir weiter ausprobieren, sammeln und zusammen mit dem gesamten Material an Wanderungen, Fahrten, Geschichten und Historischem irgendwann einmal doch noch irgendwo herausgeben.

Flößerstadt Wolfach

Dienstag, 13. März 2018

Die Elster

Leberblümchen
Als ich vorhin vom Schwimmen zurückkam, saß eine Elster auf der Straße und stolzierte mit wippendem Schwanz zum Randstein hin. Ich lebe mit diesen Vögeln schon seit mehr als siebzehn Jahren in enger Nachbarschaft. Morgens höre ich sie schon in meinem Nussbaum tschackern. Bei Wikipedia und beim NaBu kann man mehr über diese intelligenten Tiere erfahren. Offensichtlich hat die Zersiedelung der Landschaft viele dazu gezwungen, sich in Gärten und Städten niederzulassen und sich von dem zu ernähren, was Komposthaufen und Abfalleimer hergeben. Dazu Spinnen und Würmer, Vogeleier, Kleinvögel und Echsen. Sie klauen keine glänzenden Gegenstände, sondern haben eine sogenannte Objektpermanenz, das heißt, sie merken sich, wo sie etwas versteckt haben und fressen es innerhalb von zehn Tagen auf. Diese Objektpermanenz haben sie nur mit anderen Rabenvögeln, mit Hunden und Affen gemeinsam. Wenn sie sich in einem Spiegel sehen, gucken sie dahinter, weil sie einen Artgenossen vermuten, bekämpfen ihn bisweilen auch. Mein Nussbaum scheint ihnen manchmal als Schlafbaum zu dienen, denn tagsüber zeigen sie sich weniger.

Beim Anblick dieser Elster auf der Straße musste ich an das vergangene Wochenende denken, an dem ich mich verzweifelt damit herumschlug, das Elster-Formular vom Finanzamt herunterzuladen. Ich konnte es einfach nicht fassen: Schon mindestens dreimal habe ich dieses Onlineformular mühelos ausgefüllt, die Vorschau ausgedruckt und alles ans Finanzamt übermittelt. Aber es kam zwei Stunden lang immer nur das Formular von 2016, nicht editierbar. Die Passwörter für ein neues 2017 stimmten angeblich nicht. Irgendwann stand ich mit senkrecht gerauften Haaren inmitten eines Chaos und wusste nicht mehr aus noch ein. Schließlich konnte ich doch keinen Steuerberater engagieren, nur um das elende Ding herunterzuladen. Dann ging es plötzlich doch, wie von selbst. Vielleicht hatte die kluge neckische Elster ein Einsehen gehabt. Bauchschmerzen machten nur noch die Stellen, die ich nicht auf Anhieb ausfüllen konnte. Da wird die betreffende Stelle rot, und nichts geht mehr. Gestern Abend hatte ich dann das letzte fehlende Aktenzeichen gefunden, und ab ging die Elsterpost. Heute den Brief mit dem gedruckten Formular in den Briefkasten gesteckt, und fertig war die Chose.  Als nächstes kommen dann die Exposés zum Verlag.

Morgen gibt es einen Halbfrühlingstag, bevor der Winter erneut zurückkehrt. Den werden wir in Haslach im Kinzigtal verbringen. Wenn man es doch machen könnte wie die Veilchen: Eins blühte heute unverdrossen im Eiswind am Fuße des Schlossbergs. Gestern besuchten wir einen Garten im Neckartal wie in jedem Frühjahr. Hinter einem Drahtzaun blüht es da immer ganz früh ganz blau. Neben Schneeglöckchen Krokusse und die Anemone blanda (Scilla haben wir letztes Wochenende unter einer Magnolie der Neckartenzlinger St. Jakobs-Kirche gesehen, einem prächtigen romanischen Bau aus dem Mittelalter). Der botanische Garten in Tübingen war noch sehr winterlich, bis auf ein paar Märzenbecher, Alpenveilchen und Leberblümchen - an geschützter Stelle unter Buchen. Gestern im Neckartal nun wartete schon der alte Besitzer an der Straße auf uns, als hätte er gewusst, dass wir vorbeikommen. "Der Winter war lang und schrecklich dieses Jahr" sagte er.

Samstag, 10. März 2018

Neuer Verlag, neues Glück

Im Schloss Gochsheim/Kraichtal
Am vergangenen Dienstag habe ich den Verlagsvertrag zur Rückzeichnung in den Postkasten geworfen, kurz bevor ich mich unter das Skalpell des Zahnarztes begab. Im Bewusstsein, dass wieder Bewegung in das Schreiben gekommen ist, ließ sich das alles besser ertragen. Gestern fand ich einen Artikel über den Ullstein Verlag, bei dem mir klar wurde, wie der neue Leiter Gunnar Cynybulk im letzten Herbst zu diesem Verlag gekommen ist, in welche Richtung er sich entwickeln könnte und warum ich mich dort gut aufgehoben fühlen kann.

Als nächsten Schritt habe ich mir meine drei Exposés vorgenommen, die in den letzten Jahren keine Heimat fanden. Und fast scheint es mir, dass es an ihnen gelegen hat, warum keine Agentur anbeißen wollte. Ich las mir noch einmal die Exposékritik einer Agentin durch. Und da fiel mal wieder ein kleiner Groschen. Die Exposés waren überladen mit Handlung, Personen und Konflikten. Die habe ich jetzt eingedampft, den zentralen Konflikt und die zentralen Personen stehen lassen und alles, was nicht zum Verständnis beiträgt, gestrichen. Im nächsten Schritt kommt dann das Lektorat, parallell dazu ein Cover, das mir vorgelegt werden soll.