Samstag, 1. November 2014

Das Exposé, eine schwere Geburt

Dieser Beitrag ist nur für Autoren interessant, die selber immer wieder mal ein Exposé erstellen müssen, sei es, um den Verlauf des Romans besser planen zu können, sei es, um sich damit bei einem Verlag oder einer Agentur zu bewerben.
Der historische Krimi, an dem ich gerade schreibe, hat in den letzten Jahren schon einige Wandlungen erfahren. Einige Figuren mussten raus, andere kamen neu hinein. Die Zeit hatte ich schließlich auf das Jahr 1786 festgesetzt. Das ursprüngliche Bauernmädchen mit ihrem versoffenen Vater musste gehen, die meisten anderen Personen blieben. Es gibt zwei Studenten der Theologie, die im Stift zu Tübingen wohnen. Einer würde lieber Arzt werden, der andere ein Dichter. Dann ist da Laura, eines Professors Töchterchen. Und ein Mädchen mit einem weißen Wolf, von dem man nicht weiß, ob es real ist oder nur in den Köpfen der Betroffenen existiert. Und es gibt Räuber, Morde, Intrigen und Geisterbeschwörungen. Es gibt den verhassten Herzog Carl Eugen, der den Dichter Schubart auf dem Hohenasperg eingesperrt hat und schließlich einen fahrenden Medicus mit seinem Äffchen, das seine Grimassen schneidet. Das könnte die Grundlage für einen Klappentext sein.

Jemand, der schon Exposés geschrieben hat, weiß wahrscheinlich, welche Klaviatur der Gefühle dessen Erstellung hervorbringen kann. Ich musste es heute zu Ende führen (von zwei auf vier Seiten), weil ich sonst mitten im Text, auf ca. S. 180 einfach nur stecken geblieben wäre. Bis dahin wollte ich mit dem Roman aufhören, alles hinschmeißen, und ich fand die Handlung einfach nur noch doof. Jetzt, wo es im Kopf geklingelt hat (auch mit Anregung meines Testlesers), bin ich superhappy und finde es, anderes Extrem, genial! Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte.