Donnerstag, 14. März 2013

Glückliche Autoren haben eine Passion

Eigentlich wollten wir in meinem kleinen Resturlaub auf der Promenade in Meran spazierengehen und zwischen Palmen Kaffee trinken. Oder in Montagnola, dem letzten Wohnort Hermann Hesses, die Grotti besuchen und auf den See hinunterschauen. Aber auch dort kann man heuer um diese Zeit keinen Urlaub machen. So bin ich also zu Hause geblieben, es herrscht Ruhe im Land, während draußen ein eisiger Polarwind pfeift und die Frühlingsblumen zumindest vorübergehend untergehen. Die Welt kommt via TV in den Raum, der neue Papst, die Feuer, der Streit um den Euro und um die Tagesstätten, die Kriege und Gewalttaten. Ich kümmere mich, endlich, mal nur um mich. Habe mal wieder einen Tatort angeschaut. Überarbeite noch einmal meinen Schwarzwaldkrimi. Denke nach. Und fand bei meinen Recherchen einen älteren Beitrag aus der Frankfurter Rundschau: ein Interview mit dem Schriftsteller Jan Costin Wagner. Glückliche Autoren hätten eine Passion, meint er, einen Ansatz fern des Genredenkens, der sie unverwechselbar gemacht hat. Wenn ihm sein Kommissar am Herzen liege, der Verlust eines Menschen oder die Täterpersönlichkeit, dann wolle er an der Figur dranbleiben. Aber nur solange es nicht zur Serien-Routine verkommt. Mir persönlich scheint es, als wenn diejenigen Autoren (und Menschen) am unglücklichsten sind, die sich immer mehr von dem entfernen, was sie eigentlich ursprünglich wollten.