Dienstag, 29. Januar 2013

Hat der Burnout dich oder hast du den Burnout?

Er ist ja jetzt schon seit Monaten, wenn nicht seit Jahren in aller Munde: Der Burnout. Inzwischen gibt es über 42 Millionen Einträge bei Google. Ursula von der Leyen hatte ihm schon 2011 den Kampf angesagt, vor allem, um das Geld für die Arbeitsausfälle zu sparen. Jetzt tagt eine große Konferenz in Berlin, Tagesschau und Presse wie die Süddeutsche berichten ausführlich darüber, auch über die Hintergründe: Was die Deutschen stresst. Die Politik ist also gefordert, die Arbeitgeber, aber auch die Arbeitnehmer selbst. Es solle nicht mehr verlangt werden, dass der Mitarbeiter immer erreichbar ist, Handy und Emails sollen am Wochenende, am Feierabend und im Urlaub tabu sein. Das ist natürlich nur ein Aspekt der Medaille. Nicht nur Arbeitnehmer, potentiell jeder in einer Gesellschaft kann ausbrennen. Die Arbeit allein ist es also nicht. Die Politik kann bessere Bedingungen schaffen, indem sie das Geld so verteilt, dass zum Beispiel im Gesundheits- und Sozialbereich eine bessere Versorgung stattfinden kann. Mit Entsetzen sah ich vor einigen Tagen Bilder im Fernsehen, wie Leute in Altersheimen geschlagen, geschubst und und an den Haaren gerissen wurden. Hausfrauen können ausbrennen, weil es ihnen an gesellschaftlicher Anerkennung mangelt, egal wie sehr sie sich anstrengen. Auch Führungskräfte, Selbstständige, Verkäufer, Eltern, Computerfachleute, Autoren können ausbrennen, wenn sie ständig über ihre Grenzen gehen müssen.

Jetzt zu der obig gestellten Frage: Hat der Burnout dich oder hast du ihn?
Eine gewisse Belastung gehört bekanntlich zum Leben, ohne sie gäbe es kein Weiterkommen und keinen Fortschritt. Problematisch wird es, wenn die Akkus nicht mehr aufgeladen, sondern ständig weiter belastet werden. Was ist die Folge?
Akku leer. Es geht also darum, eine Balance herzustellen zwischen Belastung und Entlastung, um die Resilianz zu erhalten oder wiederherzustellen. In meinem Betrieb gibt es gerade sehr gute Ansätze, um die Mitarbeiter zu entlasten. Eine Gefahr war für mich persönlich das Schreiben und die Social Media Präsenz, eben Dinge, die ich nebenher noch betrieben habe. Was habe ich erreicht, was hat mir geholfen oder hilft mir am besten, wo hapert es noch?

1. Das erste und wichtigste war für mich, "nein" sagen zu lernen. Das gilt für den Beruf und für alle anderen Bereiche. Beispielsweise brauchte ein Verleger einmal drei Monate, bis er meine Emails beantwortet hatte. Darin stand dann nur: "Ich sage: nein!" Umgekehrt wurde immer erwartet, dass Lektorate und MS-Abgaben lieber gestern als heute stattfanden, und zwar in einem raketenhaften Tempo. Da sage ich inzwischen auch öfter mal "nein" und liefere keine weiteren Manuskripte mehr oder stecke sie zwischendurch in die Schublade, siehe unten. Das können sich Vollberufsautoren gar nicht leisten, höre ich oft. Aber auch sie müssen auf sich selber achten, finde ich.

2. Mein Umgang mit den modernen Kommunikationsmitteln verändert sich gerade. Ich habe sowieso nicht bei jedem Hype mitgemacht, nur das angeschafft, was ich auch wirklich brauchte. Mein Handy führe ich immer bei mir, aber es ist ausgeschaltet. Und der Akku ist nie leer. Wenn ich es brauche, kann ich es benutzen. Ich habe einen Laptop zum Schreiben und bin mit der digitalen Welt verbunden. Woran es noch hapert: dass ich mich noch zu oft zu lange mit den Postings anderer beschäftige, muss ich noch mehr fokussieren, auch meine eigenen Beiträge.

3. Ich ernähre mich ausgewogen, schlafe genug, mache Pausen und unternehme am Wochenende schöne Dinge. Hier hapert es in diesem Super-Wechsel-Winter an Bewegung, kann mich oft nicht aufraffen, bin zu müde, um rauszugehen oder zu schwimmen wie früher. Dabei ist das Vertrackte dieses: exzessives Schreiben zum Beispiel macht mich glücklich, es erschöpft mich aber auch total. Wie hat mich denn da der Burnout? Da ich halbtags berufstätig bin, muss ich es sowieso immer wieder in Scheibchen schneiden. So mache ich jetzt, nach der Überarbeitung, einfach wieder eine Pause. Und schaue mal wieder nach meinen anderen Bedürfnissen. Dabei habe ich in der Wohnung einiges verändert, neue Bilder aufgehängt, einen neuen Computertisch und Schränkchen gekauft. Ganz vieles habe ich auch schon rausgeschmissen, unter anderem Bücherwälzer, die ich nie mehr lesen würde. So kann man sich innerlich und äußerlich von Ballast befreien. Ein Helfersyndrom habe ich übrigens nicht mehr - Gefahr erkannt, Gefahr gebannt!