Freitag, 9. Dezember 2011

Meine Weihnachtspychose

Das war ein Tag, wie er nicht im Buche steht! Es gibtTage, an denen alles, aber auch alles zu viel ist oder so schief geht, wie es nur schief gehen kann. Erst mal das Schaffen: Seit zwei Wochen ohne Kollegin, ist krankgemeldet. Die Wohngruppe eine Baustelle, eine Kellerräumaktion mit vielen Hindernissen, dazu Krisen und Psychosen, Termine und Dokumentatiosmarathons. Heute erfahre ich, dass auch alle meine anderen Kollegen krank sind, eine ist in Prag. Oh, wäre ich doch nur auch dorthin gefahren! Ein kritisches Wochenende, muss Bereitschaft machen. Ich bin müde und ausgelaugt, ich mag nicht mehr, kann nicht mehr. Zum Trost, dachte ich mir, fahren wir mal wieder nach Calw, Gemüse beim Türken kaufen, Kaffee trinken und gucken, was Baustellen und Bücher machen. Es schüttete vom Himmel,was es nur schütten konnte, die schöne Schwarzwaldlandschaft war nicht wiederzuerkennen. Dann der verhängnisvolle Fehler: Man könnte sich ja im Kaufland vergnügen, alles in trockenen Tüchern, und die Buchhandlung ist gleich nebenan. Wir fahren also in den zweiten Stock des Parkdecks, Ticket hatten wir gezogen. Der Milchkaffee ist genauso teuer wie im Café, in der Kaufhalle drängelt sich das Weihnachtsvolk. Aber man braucht ja ...die Tomaten kommen nach wie vor aus Spanien. Dies und das und irgendwas. An der Kasse staut sich die Menge, ich fühle mich wie auf dem Fließband. Dann fährt man mit dem Fahrstuhl hoch, findet das Auto nicht, denn es steht ja im 1. Stock, nicht im 2., Fahrstuhl runter. Ein Mädchen, dem wir vom schönen ebenen Kaufland Nagold erzählen, meint: Ja, hier fährt man die ganze Zeit rauf und runter. Man bringt die Sachen zum Wagen, fährt wieder herunter. Geht um die Ecke in den Buchladen. 90 Minuten seien frei für Kunden, hattte es auf einem Schild geheißen. Vor der Zeit zurück, schiebe ich das Ticket in den Automat. 1,50 Euro stand dort! Jetzt hätte man sich noch mal an der Kasse anstellen müssen, um das Ticket abstempeln zu lassen. Was für hirnverbrannte Idioten müssen wir sein, um uns noch einmal auf das Abenteuer Kaufland einzulassen! Einst hatten wir nämlich schon mal das Ticket verloren, fuhren mit dem Lift rauf und runter, rauf und runter, bis wir gesagt bekamen, wie müssten 5 Euro zahlen, um wieder rausfahren zu können. AAAARRRRGH!!! Wohlgemerkt: Kaufland Nagold ist ein Paradies dagegen! Und überhaupt werden wir in Zukunft lieber wieder an den gewohnten Stellen einkaufen.
Wen nimmt es wunder, dass ich heute Abend mal wieder denke, dass alles gequirlter Nonsense ist, was ich schreibe?

5 Kommentare:

  1. Liebe Christa,
    was du schreibst, ist ein atmosphärisch sehr dichter Einblick in das, was sich viele zur Freude derzeit ständig antun.

    Und was du arbeitest - da kann ich nur sagen, dass wir alle immer wieder unterschätzen, wie wichtig, ja überlebenswichtig eure Arbeit ist. Jetzt vor den Festtagen ganz besonders, wo die seelischen Leiden der Menschen explodieren, aber verschwiegen werden, sogar in den Familien. Ich sehe in der Bekanntschaft jedes Jahr, wie die Rettungsdienste, die Polizei und die Psychiatrie bis an der Grenzen der eigenen Belastbarkeit arbeiten müssen, weil der Zwang zu Friede-Freude-Eierkuchen und Harmonie und Nestgefühl so viele Seelen bricht, die nicht daran teilhaben können. Und weil die einfach versteckt und totgeschwiegen werden, damit man in Ruhe Weihnachten feiern kann.

    Deshalb macht es mich immer wieder wütend, dass ausgerechnet an all diesen Hilfsdiensten so übel gespart wird, dass sogar deren Mitarbeiter auszubluten drohen.

    Hut ab vor deiner Leistung, Hut ab, dass du mit einer solchen Belastung überhaupt noch derart dicht schreiben kannst!

    Herzlichst, Petra

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  2. Liebe Petra,

    damit hast du den Kern der Sache getroffen, denke ich. Fast niemand sieht zur Zeit entspannt oder zufrieden aus. Und es stimmt, dass immer mehr gespart wird an diesen Diensten, es alles nur immer schlechter wird. Und wenn dann einer schlappmacht, hat er womöglich persönlich versagt. Neuerdings gibt es bundesweit ein Gesetz, dass die Aufenthaltsdauer in der Psychiatrie drastisch begrenzt,
    so dass schon daran gedacht werden muss, die zu früh Entlassenen in gesonderten Häusern unterzubringen-weil die Hilfskräfte in den minder betreuten Einrichtungen es einfach nicht mehr auffangen können.
    Ja, ich bin froh, dass ich überhaupt noch schreiben kann, das Schreiben an sich entlastet mich.

    Danke, Petra!

    Christa

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  3. Und ich kenne Calw und auch das Kaufland Nagold. Wenn ich das nächste Mal dort bin, sage ich dir Bescheid, dann treffen wir uns unbedingt mal auf einen Kaffee...
    (Parken sollten wir dann aber woanders...)
    Gruß Annette

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  4. Was, du kennst Calw und das Kaufland in Nagold? Heute Abend wollte ich noch rein, aber die Autos haben es nicht zugelassen:-)
    Doch, da kann man-nach Weihnachten und Silvester-gut parken, eine riesige Fläche, direkt daneben. Ja, sag Bescheid, ich fahr da jeden Nachmittag auf dem Weg zur Arbeit vorbei.

    Erfreute Grüße
    Christa

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