Dienstag, 29. November 2011

Mein neuer Roman soll nicht nur Ebook sein

Habe heute mal wieder bei Twitter reingeschaut und gleich was über das Ebook entdeckt.
Michael Krüger vom Hanser Verlag nennt sie "elektronische Druckvorlagen". Der Verlag brauche zwar jemanden, der sich um der Autoren und des Verkaufs willen darum kümmere, aber wenn es nur noch Ebooks gebe, gehe es denjenigen nicht mehr um die Bücher, sondern um finanzielle Interessen. Nichts sei schöner als eine Wand voller gelesener Bücher. Und da stimme ich ihm zu. Für mich wäre der einzige Vorteil des Ebooks, dass man die Schrift vergrößern kann.
Mir fällt das Beispiel mit dem elektronischen Schlagzeug ein. Mein Freund ist Drummer und wurde in den neunziger Jahren durch das E-Drum verdrängt. Aber es war kein wirkliches Herz, was seitdem so in der Musik pochte. Da besann man sich auf die realen Drummer, und schon war das musikbegeisterte Volk wieder hingerissen und stand auf den Stühlen.

In eigener Sache: Ich mache gerade Pause, aber das heißt nicht Pause im Kopf. Das ureigene Projekt, das ich vor dem jetzigen, von Verlag und Agnetur gewünschten Roman angerissen hatte, drängt sich jetzt zur Hintertür wieder herein-und wird zum neuen Handlungsstrang, zum Spannungsbogen und Motivationsschub der Figuren. Neue Figuren drängen herein. Und das Beste: dadurch wird der Roman auch wieder ein wenig mehr zum historischen Krimi, was ja seit Jahren bei mir Tradition hat und offensichtlich von den Lesern auch gewürdigt wird.
Und nun Hand aufs Herz: Würde ich diese neuen Roman dann gern "nur" als Ebook veröffentlicht sehen? Die Antwort ist natürlich "nein". Als Ergänzung, für den Verkauf, meinetwegen. Was wohl aus den Ebooks wird? Keiner kann es so richtig sagen. Zumindest ist mir noch niemand begegnet, der ein Ebook gelesen hätte. Oder lesen die vielleicht Bücher, wenn sie so ewig in ihre Handys reinschauen?

NACHTRAG: Bei den Ketten wie Thalia und Hugendubel wird mein neuer Roman
"Die Hure und der Mönch" jetzt, zwei Monate nach Erscheinen, kaum noch als Print angeboten, sondern als eBook, mit Erläuterungen für den geneigten eBook-Leser.
Hier noch ein Artikel dazu aus der Welt Online vom August 2011.
Interview mit zwei Schriftstellern zumThema Verlage und Self-Publishing

10 Kommentare:

  1. Nun ja, Christa, man sollte auch wissen, dass Michael Krüger langsam sehr in die Jahre kommt und in Rente geht. Was er in der Zeitung "Die Welt" über Frauen in Führungspositionen gesagt hat, war leider auch mindestens vorgestrig.

    Sein Verlag dagegen ist einer der aktivsten überhaupt in Social Media und neuen Medien / Multimedia. Unter anderem deshalb hat Hanser unter den Literaturverlagen so viel Erfolg - er geht mit der Zeit, ohne das Verlegen guter Bücher zu vernachlässigen. Und man hat keine Berührungsängste mit neuen Mediengewohnheiten.

    E-Books kommen nicht, E-Books sind längst da. Noch machen sie nicht den Hauptumsatz aus (u.a. deshalb, weil die Verlage sie zu hoch bepreisen), aber die Verweigerer werden in wenigen Jahren sehr alt aussehen.
    Herzlichst, Petra

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  2. Danke für die Einschätzung! Ich habe auch noch einen Nachtrag geschrieben, die Ketten betreffend. Der Aufbau-Verlag hat auf jeden Fall auch eine eigene Digitalabteilung -

    Herzlichst
    Christa

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  3. Hallo Christa,
    wenn ich mich bei den nichtschreibenden Freunden umhöre, dann sind auch die nicht technikaffinen mittlerweile bei den ebooks angekommen. Mit den rund 100 Euro die die Reader nun kosten dürfte der Durchbruch in den Massenmarkt kommen. Das verdrängt nicht ganz das gedruckte Buch, aber doch zum Teil.

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  4. Hallo, Alexander,

    In einem Artikel der Welt Online vom August habe ich gerade ein paar Dinge gelesen, die meine Lust auf Ebooks nicht gerade größer machen. (Ich setze den Link oben hin). Kurz zusammengefasst:
    Zur Zeit noch zu teuer, wie auch Petra schreibt, wegen der Umsatzsteuer von 19%, möglicherweise Kopfschmerzen, Löschung nach 25maligem Lesen wegen der Raubkopien, und wahrscheinlich sind immer dann, wenn ich bei einem Cliffhanger bin, die Batterien alle.
    Und last not least muss der Anteil des Autorenhonorars raufgehen, (momentan sehr, sehr uneinheitlich) sonst kann er ebensowenig überleben wie die kleineren Buchhandlungen. Es sei denn, er stellt selber Ebooks her und verdient damit Millionen. *Grins*

    Herzlichst
    Christa

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  5. Liebe Christa,
    nicht alles den Zeitungen glauben, selbst ausprobieren! Die E-Ink-Reader sind eine Wohltat fürs Auge, abgesehen davon, dass die Schrift für Lesebrillenträger beliebig vergrößert werden kann - und die Akkus halten locker einen Monat. Mal so ganz durchschnittlich gesagt.

    Was du als Verdrängung in Buchketten wahrnimmst, ist nicht ein Problem des E-Books, sondern der Marktkonzentration und in der Folge der Schnellverramschungen. Es ist doch viel billiger für Verlage und Buchhandel, Print möglichst schnell wegzuwerfen. Und hat der Autor dann auch noch die E-Book-Rechte für lau überlassen, heissa, dann macht man erst richtig Umsatz!

    Deshalb sollte man sich als Autor sehr stark überlegen, die Nebenrechte fürs E-Book zu behalten (die sind wirklich billig selbst herzustellen) - oder dementsprechend tough die Tantiemen zu verhandeln. Die derzeit üblichen 25% sind halt ein wenig mager, wenn Amazon Self Publishers 75% bietet...

    Herzlichst, Petra

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  6. Den Link zur "Welt" gibt's nicht mehr, außerdem ist er leicht verkrüppelt ;-)

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  7. Den Link habe ich wieder gefunden, dazu noch den beitrag eines Autors, der für 37 Euro sein Buch "So werden Sie zum erfolgreichen eBookautor" anpreist:-)
    "Deshalb sollte man sich als Autor sehr stark überlegen, die Nebenrechte fürs E-Book zu behalten (die sind wirklich billig selbst herzustellen) - oder dementsprechend tough die Tantiemen zu verhandeln. Die derzeit üblichen 25% sind halt ein wenig mager, wenn Amazon Self Publishers 75% bietet..."
    Das ist ganz entscheidend, und daran knabbere ich ebenfalls gerade. Das mit den mehr als 25% habe ich nämlich nicht gewusst ...

    Herzlichst
    Christa

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  8. Habe noch ein Interveiw vom 24.11.11 mit zwei Autoren gefunden, die das Für und Wider
    von Verlagen und Self-Publishing abwägen (Hoffentlich funzt der Link!)

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  9. Dein Agent sollte das aber wissen... In den USA beginnen einige Agenten bereits, die E-Books für ihre Autoren selbst herauszugeben. Eine große Agentur in Deutschland will das zwar scheinbar nicht, experimentiert jedoch auch schon damit (mit einer Anthologie).
    Herzlichst,
    Petra

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  10. Liebe Petra,

    bevor ich aber etwas, zum Beispiel meinen Mörike, als Ebook herausgebe, will ich erstmal sehen, ob sich das jetzige überhaupt verkauft. Bei null Downloads rechnen sich nämlich auch 75% überhaupt nicht!:-)

    Herzlichst
    Christa

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