Die dunkle Zeit - jetzt, Ende Oktober, muss man mogens schon wieder das Licht anmachen, die Heizung heizt, und immer besteht die Hoffnung, dass sich gegen Mittag die Sonne durchkämpft. Gestern brachte sie mich sogar noch einmal zum Schwitzen, mit ca. 18°. Und es ist auch eine dunkle Zeit, mit der ich mich gerade beschäftige. Die Vorrecherchen sind abgeschlossen, ich habe sogar einen Merian-Stich von 1634 gefunden, der die Stadt Calw, den Ausgangspunkt meines neuen Romans, in ihren alten Mauern zeigt. Sämtliche Dokumente und Bilder, die vor diesem Krieg existierten, sind vollständig vernichtet worden, wie ich dem Archiv der Satdt entnehmen konnte. Aber es gibt Berichte von Zeitzeugen. Wie schon einmal, im Jahr 2003, merke ich, dass ich zögere, mich mit einem solchen dunklen Kapitel auseinanderzusetzen. Aber der Prolog zu meinem Krimi hat mich einfach auf diese Spur gesetzt, ich konnte gar nicht anders, war in der letzten Woche total durchdrungen von der Handlung, den Figuren und Schauplätzen.Was ich noch dringend suche, sind Rezepte aus dem 17. Jahrhundert bzw. Links zu Seiten, die sich mit der Ernährung in der Zeit beschäftigen wie dieser hier. Krebse und Forellen in Wein, Mandelreis, solches würde ich mir auch in Fastenzeiten schmecken lassen wie der Bischof in Kärnten! Zwei Kochbücher habe ich schon gefunden: das 1598 erschienene "Köstlich new Kochbuch" von Anna Weckerin aus Basel- und der zu "meiner" Zeit herrschende Ludwig XIII. von Frankreich soll ebenfalls eines herausgegeben oder zumindest Rezepte gesammelt haben.
Nun ist ein zweiseitiges Exposé geschrieben, dazu ein Kurzexposé, das alle Fragen, die es in diesem Roman geben wird, anreißt. Noch zögere ich, es wegzuschicken. Muss ich es nicht noch einmal anders, besser formulieren? Oder möchte ich es einfach noch nicht aus der Hand geben?
Liebe Christa,
AntwortenLöschenda wären zur Lektüre:
Speisen, Schlemmen, Fasten. Eine Kulturgeschichte des Essens, Hrsg. Uwe Schultz, Insel Verlag
Gunther Hirschfelder: Europäische Esskultur. Geschichte der Ernährung von der Steinzeit bis heute. Campus Verlag
Vorteil: In beiden Büchern findest du alle Zeiten, die du je brauchst. Leider für das Jahrhundert vor deinem, aber in Ausläufern zumindest vor dem Krieg interessant:
Hans-Peter von Peschke / Werner Feldmann: Kochbuch der Renaissance (auch zum Nachkochen!), Patmos Verlag
natürlich nichts gegen das Hungern nachher und das Essen von Ratten, Ungeziefern und Leichen...
Die Weckerin ist das bekannteste Kochbuch überhaupt aus der Zeit - etwas Besseres wirst du wohl kaum finden.
Kulinarische Grüße, Petra
Klasse, vielen Dank, Petra! Vom Stadtarchiv Calw habe ich auch noch einen Hinweis auf eine Broschüre bekommen, Calw betreffend. Jetzt wird meine Bücherliste immer länger!
AntwortenLöschenBin mal gespannt, ob ich das Buch von der Weckerin noch bekomme.
Herzlichst
Christa
Liebe Christa,
AntwortenLöschensolche alten rechtefreien Texte findest du fast immer per Google irgendwo auf der Welt digitalisiert.
Die Weckerin als Reintext:
http://www.uni-giessen.de/gloning/tx/1598aw4w.htm
Die Weckerin als Originalscan:
http://www.digital-collections.de/index.html?c=autoren_index&l=en&ab=Wecker%2C+Anna
Und sicher auch eine Fundgrube für dich (mit vielen Originaltexten):
http://www.geschichte-des-kochens.de
Herzlichst, Petra
Herrlich, liebe Petra, habe schon geschmökert in all den Rezepten! "Geschichte des Kochens" hatte ich schon mal entdeckt. Da gibt es zwei Gerichte aus dem Dreißigjährigen Krieg: Selbstgemachte Bratwürste und graue Erbsen mit Sahne, wobei ich mich über die Kartoffeln in der Erbsensuppe wundere, wenn die nämlich verbreitet gewesen wären, wären sicher nicht so viele Leute verhungert!
AntwortenLöschenBei der Weckerin scheint es viel um Mandeln zu gehen, um Ingwer und Muskat, Innereien, Wild, Fisch, Schnecken, Krebse und Gemüse. Muss jetzt noch überlegen, was ein Koppen ist (Kopf?) und was ein Hühnerqualen. Einige Rezepte hören sich auch ganz lecker an!
Was mir aufgefallen ist, nachdem ich den Simplicissimus (oft in satirischer Form) und eine seitenlange Beschreibung der Belagerung Freiburgs und Breisachs 1638 (Originaltext) gelesen hatte: Die Reicheren und die Oberen in Heer und Tross hatten immer gut zu essen, als Musketier oder Normalbürger zum Beispiel warst du verratzt. Nachdem in Freiburg Leichen aus den Friedhöfen gegraben wurden, sandte man eine Abordnung von Halbverhungerten nach Straßburg, wo sie gut aufgenommen und durchgefüttert wurden.
Ganz herzlichen Dank für die Links und Kochbuchempfehlungen!
Christa
Gern geschehen, Christa!
AntwortenLöschenIch denke, weil damals auch kaum jemand lesen und schreiben konnte, waren die Kochbücher ganz sicherlich für die oberen Zehntausend!
Bon appetit, Petra