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Die alte Stadt Überlingen |
Jetzt ist erst einmal Erholung angesagt. Nach einem erfrischenden Bad im See auf der Alb saßen wir gestern beim Latte Maccchiato in Nusplingen. Die griechische Wirtin klagte darüber, dass in Griechenland z.B. Waschmittel jetzt dreimal so teuer seien wie hier. Und überhaupt, die armen Leute hätten das Geld nicht verschlampert. Daneben schwärmte sie vom Bodensee, dass der doch genauso schön oder schöner sei als das Mittelmeer. Im Sommer vermeiden wir es grundsätzlich, dorthin zu fahren, weil natürlich alle so denken.
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Der Überlinger See |
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Promenade |
Aber der Teufel ist ein Eichhörnchen, und so machten wir uns auf den Weg, denn der See ist von dort aus gar nicht weit entfernt. Und richtig: Die Urlauber strömten schon wieder zurück, so dass wir sogar einen Parkplatz in Überlingen bekamen, direkt am Platz unterhalb der Kirche. Hunderte pilgerten zum Strandbad und vor dort in die Stadt. Überlingen ist, neben Meersburg und Lindau, vielleicht noch Radolfzell, für mich die schönste Stadt der Region. Und das Licht ist so unvergleichlich, das es schon viele Künstler, Maler und Schriftsteller angezogen hat. Nicht umsonst wohnt Martin Walser in Nussdorf, wohnten Hermann Hesse und Otto Dix in Gaienhofen bzw. Hemmenhofen auf der Höri, schlug Annette von Droste-Hülshoff ihr Domizil in der Meersburg auf. Selbst Eduard Mörike reiste nach Konstanz, um dort ein Pensionat zu gründen, weil der Bodensee für ihn "Arkadien" war. Das scheiterte allerdings, weil man ihm das nicht zutraute ...
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"Der Süden" |
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Felsen und Turm beimStadtgarten |
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Vermutliches Geburtshaus von Heinrich Seuse |
Verlässt man die Unterstadt von Überlingen, wird es fast sofort ganz still. Vom Stadtgarten aus kommt man in eine natürliche Schlucht, die von Felswänden begrenzt ist-derselbe graue Sandstein übrigens, der bei den Heidenhöhlen vor Sipplingen und bei der Meersburg auftritt. Die Türme und Mauern der mittelalterlichen Stadt sind hier in den Felsen hineingebaut, und von oben bietet sich ein fantastischer Blick auf Stadt und See. Hier oben stehen Villen neben uralten Häusern, ich beneide jeden, der so schön wohnen kann. Vorbei am Geburtshaus Heinrich Seuses, dem Mystiker aus dem 13./14. Jahrhundert. Wieder unten, bei einem Fass mit Wirtschaft oberhalb der Kirche, nehmen wir ein kühlendes Getränk zu uns, und mein Begleiter erzählt mir von den Zeiten, als offensichtlich das Wünschen noch geholfen hat und seine Freunde, die Maler, vom Werk ihrer Hände leben konnten, und gar nicht mal so schlecht-Wohnung, Atelier und Segelboot. Sonnendurchglühte Tage, heiße Nächte auf dem See! Am Nebentisch erzählt jemand von den Fahrten durch Deutschland, Köln, Essen in einem Klostergarten bei Gießen, Augsburg, Bremen, wieder Köln, und jetzt hier, Urlaub, aber doch nicht so richtig, Präsentation hier, Präsentation da. Das Cabrio steht im Halteverbot vor der Wirtschaft.
Für wen schreibst du?, fragt mich mein Begleiter zum wiederholten Mal. Für diese Menschen bestimmt nicht! Die suchen hier etwas ganz anderes. Du schreibst für Nischen, und wenn es gut läuft, entdeckt vielleicht jemand Dinge, die er so noch nicht gesehen hat. Auch ich habe einmal davon geträumt, hier zu wohnen und zu schreiben. Jetzt sind es vielleicht ein paar Tage im Jahr, die wir dort zubringen und wenn es hochkommt, Wetter und Unterkunft stimmen, auch einmal Urlaub machen. Es gibt noch viel zu entdecken, Neues und Altes, die Klosterbibliothek von St. Gallen und die Napoleonischen Schlösser auf dem Schweizer Ufer, zum Beispiel.
Die Mauern strahlen die Wärme des Tages zurück, überall Mittelalter, Fresken,Bogen, Türmchen, Staffelgiebel und die Erinnerung an die Zeit, als die Österreicher noch in Süddeutschland waren. Hier das Brunnenstandbild Kaiser Karls V. (1500-1558), in dessen Reich die Sonne nie unterging. Auf Touristen wird man hier immer treffen, aber, wie gesagt, sie sind meist am See und in der Hauptstraße zu finden.
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Kaiser Karl V. |
Irgendwann hieß es dann Abschied nehmen, und nach einer Irrfahrt über die Schnellstraße gelangten wir wieder nach Nusplingen, wo wir bei subtropischen Temperaturen, bunten Lichtern und einem wunderbaren Orteff die Nacht beschließen konnten.
Liebe Christa,
AntwortenLöschenes ist immer wieder herrlich, wie du uns virtuell mit auf Reisen nimmst und den Zauber von Orten vermittelst. An dieser Stelle einfach mal ein dickes Dankeschön für solche Beiträge!
Herzlichst, Petra
Danke, Petra, das tut mir wirklich gut, zumal ich jetzt gerade hinter geschlossenen Fenstern und Türen sitze, um die Gluthitze draußen zu halten, und nur noch davon zehren kann ...:-)
AntwortenLöschenHerzlichst
Christa